„Prüft alles und behaltet das Gute“
1. Thessalonicher 5,21: Gedanken zur Jahreslosung 2025

Gerd Pohl

© G. Pohl, online seit: 11.03.2025, aktualisiert: 14.04.2025

Leitvers: 1. Thessalonicher 5,21

1Thes 5,21: Prüft aber alles, das Gute haltet fest.

Wir leben in einer Zeit, in der wir mit Informationen und Nachrichten regelrecht überflutet werden. Vielleicht fühlen wir uns oft hilflos und überfordert, das Richtige herauszufiltern und vom Falschen zu unterscheiden. Da kommt die Jahreslosung gerade recht. Aber was bedeutet dieser kurze, prägnante und sehr gut einprägsame Satz tatsächlich? Für sich gesehen kann er sich auf sehr vieles beziehen. Wo liegt in diesem Satz die Betonung? Auf dem „Prüfen“ oder auf „alles“? Auf dem ersten Teil oder auf dem zweiten Teil? Wir wollen einmal etwas genauer in den Bibeltext schauen.

Die Gemeinde in Thessalonich

Auf seiner zweiten Missionsreise konnte Paulus nur recht kurze Zeit in Thessalonich wirken, da eine Verfolgung entstand und er mit seinen Mitarbeitern die Stadt sicherheitshalber verlassen musste. Trotzdem entstand dort eine Gemeinde. Timotheus besuchte danach noch einmal die Geschwister. Als er mit guten Nachrichten zu Paulus zurückkam, schrieb dieser den Brief nach Thessalonich, um die Gemeinde zu ermutigen und weiter zu unterweisen (Apg 17,1-9; 1Thes 3,1-6).

Der Textzusammenhang (1Thes 5,19-22)

In 1. Thessalonicher 5,12-22 gibt der Apostel den Christen unter anderem kurze prägnante und wichtige Appelle für das Zusammenleben in einer Gemeinde. Zuletzt spricht er über das Reden Gottes in der Gemeinde.[1] Dies geschieht ganz besonders durch den Heiligen Geist. Seine Wirksamkeit sollen wir niemals unterdrücken oder sogar auslöschen, was durch starr festgelegte Organisation einerseits, aber auch durch einschränkende und bindende Traditionen und manches andere leicht geschehen kann. Es sind jedoch immer Menschen, die der Geist Gottes benutzt. Alle Prediger sollten in der Gemeinde solche sein, die für Gott bzw. von Gott aus reden[2] „zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung“ (1Kor 14,3). Mein Leben soll von Gott beurteilt und korrigierend angesprochen werden. Dafür dürfen wir Gott unendlich dankbar sein. Solches Reden sollten wir, auch wenn es menschlich manchmal sehr schwach erscheint, niemals verachten oder geringschätzen.

Andererseits gibt es leider Menschen, die nur für sich selbst oder für eine Lehrmeinung reden; es gibt sogar falsche Propheten (1Joh 4,1). Böses kann sich in ganz verschiedener Form und Gestalt zeigen. Davor müssen wir uns unbedingt hüten und uns davon fernhalten.

Wie prüfen wir?

Deshalb werden wir gerade in diesem Zusammenhang aufgefordert, alles zu prüfen, was im Namen Gottes formuliert wird. Wie soll und wie kann ich  denn zum Beispiel die Predigt prüfen, die ich am Sonntag höre; das Wort prüfen, das mir persönlich jemand sagt; das christliche Buch prüfen, das ich lese; die Internetseite prüfen, die ich besuche und vieles mehr?

Einerseits kann ich es komplett unterlassen, da ich mir ja absolut sicher bin, dass alles, was ich entgegennehme und mir aneigne, unbedenklich und gut ist. Aber das wäre einfach leichtsinnig, naiv und blauäugig. Das mich beeinflussende Verkehrte ist selten ganz klar zu erkennen, sondern oft sehr raffiniert verpackt und mit vielem Guten vermischt. Andererseits kann ich alles so kritisch, argwöhnisch und kleinlich auseinandernehmen, dass nichts Gutes mehr übrigbleibt. Manche Christen halten vieles, was einfach nur anders klingt, gleich für eine Irrlehre. Das würde entschieden zu weit gehen. Wir sollen das Böse und den Bösen (Satan) nie unterschätzen, aber auch nicht hinter allem gleich den Teufel vermuten.

Es wäre gut, gleichzeitig sowohl erwartungsvoll und unvoreingenommen, aber auch differenziert kritisch zu sein gegenüber aller Belehrung.

Der Maßstab für das Prüfen

Für Prüfungen braucht man einen Maßstab. Alle Prüfungen im Bildungsbereich haben ganz klare Regeln für die Bewertung. Jedes Auto, das vom TÜV geprüft wird, hat für die HU (Hauptuntersuchung) mehr als hundert ganz konkrete Kriterien, die geprüft werden müssen.

Für unser Prüfen gibt es nur einen einzigen Maßstab: Es ist das geschriebene Wort Gottes, niemals unsere eigenen Gedanken oder unser Bauchgefühl. Die allerwichtigsten Kriterien sind:

  • Was sagt der Verkündiger über die Person von Jesus Christus? (1Joh 4,1)
  • Ist Jesus ewiger Gott und gleichzeitig wahrer Mensch? (1Joh 4,2-3)
  • Wird die komplette Bibel als von Gott unfehlbar inspiriertes Wort Gottes anerkannt? (2Tim 3,16-17)
  • Gründet sich unser ewiges Heil allein auf das Erlösungswerk unseres Herrn Jesus und ist es ein Gnadengeschenk, zu dem wir selbst gar nichts beitragen können? (Röm 3,24; Eph 2,8)

Auch alle anderen Bereiche unseres Christseins können nur allein an der Heiligen Schrift geprüft werden und sollten mit ihr in Übereinstimmung sein.

Die Verantwortung des Predigers

Diese Losung stellt auch jeden, der Gottes Gedanken in irgendeiner Form weitergibt, in Verantwortung und vor die Frage: Bin ich auch bereit, mich von den Hörenden prüfen zu lassen? 1. Korinther 14,29 sagt: „Propheten aber lasst zwei oder drei reden, und die anderen lasst urteilen.“ Kann ich alles, was ich an andere weitergebe, klar mit der Bibel begründen? Ist es meine persönliche, aus der Bibel gewonnene Überzeugung, die ich anderen mitteile, oder ist es nur angelesenes Wissen? Rede ich nur über persönliche Lieblingsthemen? Nur wenn ich meinen Herrn und die Geschwister wirklich liebe, kann mein Dienst zum Nutzen für die Zuhörer sein. Dazu gehört auch Korrekturbereitschaft. Ich bin immer sehr dankbar, wenn mich meine Frau konstruktiv korrigiert und hilfreiche Hinweise für Predigten gibt.

Was prüfen wir – alles?

Was prüfen wir? Benutzt der Redner in seiner Predigt eine gute Einleitung, Gliederung und zum Schluss eine gute Zusammenfassung? Das wäre zwar gut und wünschenswert, aber das bringt uns im Glauben nicht weiter. Stimmt das Leben des Predigers mit dem, was er sagt, auch überein? Es ist vorteilhaft, wenn das Leben des Predigers die Botschaft durch sein Vorbild wirkungsvoll unterstützt. Aber niemals sollten wir Gottes Reden von der Person des Verkündigers abhängig machen. Es beraubt mich des Segens, wenn ich nur etwas von mir angenehmen Predigern annehme.[3] Dass es Gottes Wort ist, ist allein entscheidend.

Soll ich mich mit allem Bösen und Verkehrten beschäftigen, um aufgeklärt zu sein? Das würde viel unnütz vergeudete Zeit beanspruchen und mich überfordern. Außerdem ist es extrem gefährlich, da es mich ungewollt negativ beeinflussen kann. „Alles“ bedeutet nicht alles im absoluten Sinn. Hier bezieht es sich auf alles Reden in der Gemeinde, das den Anspruch hat, durch den Geist Gottes gewirkt zu sein. Darüber hinaus auf alles, mit dem ich tatsächlich konfrontiert bin. In der Gemeinde sind daher zum Prüfen besonders solche gefragt, die uns „vorstehen im Herrn“, um die Geschwister zu ermahnen und zu schützen (1Thes 5,12). Eltern sind diesbezüglich im Blick auf ihre Kinder gefordert. Was lesen und schauen sich meine Kinder an? Prüfen wir es oder ist es uns egal? Leider ist heute vieles, was in einigen christlichen Verlagen angeboten wird, durchaus nicht unbedenklich. Ein gewissenhaftes Prüfen ist daher unerlässlich.

Das Gute fest in Besitz nehmen

Die Betonung liegt für mich letztlich ganz klar auf dem zweiten Satzteil. Wozu redet Gott zu mir? Warum soll ich prüfen? Nur damit ich weiß, was richtig und falsch ist?

Es gibt in den verschiedensten Bibelausgaben drei Varianten, mit denen übersetzt wird: das Gute behalten, annehmen oder festhalten. Das trifft alles zu. Noch präziser wäre aber: das Gute fest in Besitz nehmen oder bewahren. Alles Gute, Echte und Bewährte dürfen wir in unser Herz aufnehmen, damit es unser Leben prägt. Darum sollen wir prüfen, um nicht nur etwas zu übernehmen, von dem wir meinen, dass es sich gut anhört. Gott möchte, dass wir unseren Herrn immer besser kennenlernen und im Glauben wachsen (2Pet 3,18) und seine guten Gedanken so in uns aufnehmen, dass wir fest stehen können und nicht von jeder Lehre hin und hergeworfen werden (Eph 4,14).

Ich hoffe, du hast auch schon erlebt, dass dich ein Wort ganz persönlich getroffen hat, obwohl der Prediger deine Situation nicht kannte. Das Gute, das wir aufnehmen sollen, muss uns auch nicht immer gefallen. Manchmal ist es sogar schmerzlich, weil wir unser Leben komplett ändern sollten. Das Gute ist, dass Gottes Reden uns korrigiert und zu einem Leben befähigt, das Gott gefällt.

Wenn du das Gute von Gott in Besitz nimmst, festhältst und in deinem alltäglichen Leben umsetzt, dann war das Prüfen effektiv und hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Anmerkungen

[1] Es sind aber nicht ausschließlich nur die Gemeindestunden angesprochen.

[2] „Weissagen“ oder „prophezeien“ bedeutet im Griechischen wörtlich: jemand (ein Prophet), der für Gott erklärt oder durch den Gott redet.

[3] Beispiel Pharisäer: Trotz ihrer klar über das Gesetz hinausgehenden Verordnungen sagt der Herr: „Alles nun, was irgend sie euch sagen, tut und haltet; aber tut nicht nach ihren Werken, denn sie sagen es und tun es nicht“ (Mt 23,3).


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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