Wer am lautesten schreit, hat recht?
Philipper 2,1-11

Gerd Pohl

© G. Pohl, online seit: 24.08.2023

Leitverse: Philipper 2,1-11

Es ist heute immer mehr Methode, seine Meinung besonders lautstark und intensiv zu vertreten, zum Teil sogar mit rechtswidrigen Aktionen, Panikmache und Weltuntergangsstimmung. Man muss ja „die Welt retten“. Hat man in Wirklichkeit keine guten Argumente und muss deshalb unbedingt immer recht haben? Außerdem darf auf keinen Fall eine andere Ansicht neben sich geduldet werden. Hinzu kommen Herabwürdigungen und Beleidigungen gegen alle, die anders denken. Toleranz steht zwar auch ganz oben, wird aber nur für die eigene Meinung von dem anderen gefordert.

Bist du etwa auch ständig auf WhatsApp, Instagram und dergleichen unterwegs, um deine Meinung zu allem Möglichen von dir zu geben? Oder fühlst du dich zumindest herausgefordert, etliches unbedingt zu erwidern, wenn du damit konfrontiert bist? Sollen wir nicht für die Wahrheit der Bibel einstehen, für den richtigen Glauben kämpfen? In welcher Art und Weise sollen wir das tun? Welche Denkeinstellung sollten wir als Christen haben?

Paulus schreibt:

Phil 2,2.3: Erfüllt meine Freude, dass ihr gleich gesinnt seid, dieselbe Liebe habend, einmütig, eines Sinnes, nichts aus Streitsucht oder eitlem Ruhm tuend.

Ja, es wäre wünschenswert, wenn besonders Christen über alles gleich denken würden. Aber unter Menschen, auch Christen, wird es immer Meinungsverschiedenheiten geben. Dazu sind wir alle viel zu verschieden, sind anders geprägt, erzogen, in Traditionen eingebunden usw. Das ist auch gar nicht mal das eigentliche Problem, sondern wie wir damit umgehen. Hast du gemerkt, dass es hier um unser Denken geht? Gesinnung meint die Ausrichtung und das Ziel unseres Denkens, unsere Denkmuster, denen wir folgen. So denken wir, immer recht haben zu müssen. Das meint die Bibel mit Streitsucht oder Rivalität. Und wir möchten dabei selbst immer groß rauskommen. Das meint eitler Ruhm. Dabei überschätzen wir uns total.

Phil 2,3.4: In der Demut einer den anderen höher achtend als sich selbst; ein jeder nicht auf das Seine sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen.

Der andere soll höher oder überragender und vortrefflicher eingeschätzt werden und wir selbst sollten gering oder demütig von uns selbst denken. Unser Denken soll auf den Vorteil des anderen ausgerichtet sein, nicht auf unseren eigenen. Es ist unfassbar. Der andere soll den Vorzug haben und nicht ich, mein Ego? Das widerspricht doch jeglichem bekannten Denkmuster. Aber langsam, es gibt jemand, bei dem die Einstellung ganz anders war. Bei dir, als Christ, soll das Denken in diese Richtung verändert werden.

Phil 2,5: Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war.

Das ist der Schlüssel. Möchtest du auch von der Denkeinstellung des Herrn Jesus lernen? Welche hatte Er denn?

Phil 2,6: Da er in Gestalt Gottes war, achtete er es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein …

Er genoss als Gott alle Vorrechte, aber Er hielt sie nicht zu seinem Vorteil fest, wie es ein Bankräuber oder ein Raubtier mit seine Beute tun würde, um sie für sich selbst auszunutzen,

Phil 2,7: … sondern er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an.

Alle Vorzüge und Herrlichkeiten als Gott streifte Er ab und tauschte sie mit der Gestalt eines Sklaven ein, einschließlich aller Beschränkungen, die Er als Gott nicht hatte. Er kam, um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld (Mk 10,45). Ein ganz schwacher Vergleich ist ein König, der seine Königskleider ablegt und sich in einfacher Kleidung unter das Volk mischt. Allerdings hörte der Mensch Jesus dabei nie auf, Gott zu sein.

Phil 2,7.8: Er ist in Gleichheit der Menschen geworden, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst.

Er wurde echter Mensch mit allen Begrenzungen, mit einer Ausnahme: In Ihm war keine Sünde (1Joh 3,4). Aber auch als Mensch erniedrigte Er sich noch: Er kam nicht, wie wir es dann zumindest erwartet hätten, als König, sondern als Knecht. Er lebte besonders demütig, bescheiden und ging immer den unteren Weg. Und das erst recht, als Ihm der Hass und die Feindschaft von uns rechthaberischen Menschen entgegenschlug.

Phil 2,8: Er wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.

Als einzig sündloser Mensch hätte der Herr Jesus nicht sterben müssen, denn der Tod ist der Lohn für die Sünde (Röm 6,23). Aber der Schöpfer und Befehlshaber wurde gehorsam, ein Hörender, und ließ freiwillig sein Leben (Joh 10,11). Und nicht zuletzt starb Er keinen normalen Tod, sondern den übelsten Tod der Gemeinheit und Niederträchtigkeit an einem Kreuz. Er ging von dieser Erde mit dem Ruf als allerschlimmster Verbrecher.

Warum ging unser Herr mit solcher Einstellung freiwillig so zielstrebig diesen Weg immer tiefer abwärts? Es lag Ihm so viel an der Ehre Gottes und an dir. Er sah nicht auf sich, sondern auf deinen Vorteil (Phil 2,4). Hätte der Herr das gemusst? Nein, aber Er wollte deine Rettung. Er tat alles, damit jeder Mensch gerettet werden könnte (Joh 1,29; 1Joh 2,2).

Phil 2,9-11: Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.

Ja, nur dieser Mensch hat als einziger absolut den höchsten Ehrenplatz verdient. Er hat jetzt den höchsten Namen, den allerbesten Ruf. Wir dürfen uns schon jetzt vor Ihm auf die Erde beugen.

Wir Menschen machten und machen es genau andersherum. Wir wollten und wollen sein wie Gott. Wir hörten auf die Schlange (1Mo 3,5) und fielen ganz tief in Sünde. Wir Menschen beanspruchen einen Namen bis an den Himmel so wie die Turmbauer von Babylon (1Mo 11,4) und wurden total verwirrt. Der König von Babel (auch ein Hinweis auf Satan) wollte sich dem Höchsten gleichmachen und wurde hinabgestürzt (Jes 14,12-15).

Jetzt darfst du von dem Herrn Jesus lernen und seine Denkweise übernehmen. Möchtest du jetzt immer noch partout recht haben? Musst du für jede Ansicht kämpfen und eifern? Selbst wenn du als Christ recht hast, weil die Bibel immer recht hat, steht für uns Demut an.

Und wie sieht es im Zusammenleben in deiner Familie, in der Gemeinde, bei den Mitmenschen mit dem Rechthaben aus? Wie wir als Christen miteinander umgehen, wird in unserer Umgebung wahrgenommen (Phil 2,14-16). Nimm dir den Herrn Jesus zum Vorbild. Mit welcher Einstellung ging Er den erniedrigenden und demütigenden Weg? Er sagt selbst:

„Jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“ (Lk 14,11; 18,14). Wie denkst du über dich selbst (Röm 12,3)? Welche Einstellung hast du zu deinem Nächsten (Röm 15,2)? Der Herr Jesus möchte auch deine Denkeinstellung in diese Richtung verändern. Was für ein Segen wäre das für dich selbst und deine Mitmenschen!

Auf dein Denken kommt es also an, das den Vorteil des anderen sucht. Vielleicht denkst du jetzt, dass du das nie erreichst. Nur der Herr Jesus war ja perfekt darin. Und dann fängst du gar nicht erst an, dein Denken verändern zu lassen. Deshalb dürfen dich noch drei nicht perfekte Menschen als Beispiele dazu ermutigen: Paulus (Phil 2,17.18), Timotheus (Phil 2,19-24) und sogar der einfache, unbekannte Epaphroditus (Phil 2,25-30). Sie lebten solche demütige Gesinnung. Sie stellten ihre eigenen Belange hintenan und wurden so für andere zum Segen.

Mit dem richtigen Denken und guten Einstellungen fängt es also an. Lernen kannst du das nur im Anschauen deines Herrn Jesus, der so zielstrebig und ohne Rücksicht auf sich selbst gerade für dich den erniedrigenden Weg bis an das Kreuz ging. Auch wenn du es nicht für möglich hältst. Gerade mit einer solchen demütigen Gesinnung lässt sich am effektivsten die biblische Wahrheit vertreten, werden andere zum Guten verändert, gelingt am idealsten Kindererziehung, harmoniert am besten eine Ehebeziehung und das christliche Gemeindeleben, jegliche Beziehungen unter Christen und Nichtchristen. Aufschrei, Empörung, Druck, Fanatismus und Rechthaberei sind absolut kontraproduktiv. Mehr von der Denkeinstellung unseres Herrn wünsche ich dir.

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