Das Buch Esra (6)
Kapitel 6

Henry Allen Ironside

© SoundWords, online seit: 10.12.2023, aktualisiert: 17.12.2023

Das Haus wird vollendet

Dass Gott ein gehorsames und zuverlässiges Volk niemals im Stich lässt, wird in diesem bewegenden Kapitel über seine Wege mit dem abgesonderten jüdischen Überrest auf eindrucksvolle Weise veranschaulicht.

Verse 1-5

Esra 6,1-5: 1 Da gab der König Darius Befehl, und man suchte nach in dem Urkundenhaus, wo man in Babel die Schätze niederlegte. 2 Und es wurde in Achmetha, in der Burg, die in der Landschaft Medien liegt, eine Rolle gefunden; und darin war eine Denkschrift so geschrieben: 3 Im ersten Jahr des Königs Kores gab der König Kores Befehl: Das Haus Gottes in Jerusalem betreffend: Dieses Haus soll wieder aufgebaut werden als eine Stätte, wo man Schlachtopfer opfert. Und seine Grundlagen sollen aufgerichtet werden: seine Höhe sechzig Ellen, seine Breite sechzig Ellen; 4 drei Lagen von Quadersteinen und eine Lage von neuen Balken. Und die Kosten sollen aus dem Haus des Königs bestritten werden. 5 Und auch die goldenen und silbernen Geräte des Hauses Gottes, die Nebukadnezar aus dem Tempel, der in Jerusalem war, herausgenommen und nach Babel gebracht hat, soll man zurückgeben, damit jedes wieder in den Tempel in Jerusalem komme, an seinen Ort. Und du sollst sie im Haus Gottes niederlegen.

Wie im Buch Esther die Nachforschung in den königlichen Aufzeichnungen Mordokai rechtfertigte und Haman in die Irre führte, so fand man hier, als man nachforschte, eine Rolle „in Achmetha, in der Burg, die in der Landschaft Medien liegt“. Dort wurden die Aufzeichnungen des Königs Kores gefunden, die jenen Erlass enthielten, auf den in dem Brief von Tatnai und Schetar-Bosnai [in Esra 5] zynisch Bezug genommen wird. Darin wurde der Befehl, das Haus zu bauen, deutlich erklärt, zusammen mit den Vorschriften und Plänen und der Anweisung, die Gefäße des Hauses Gottes aus den Verunreinigungen des heidnischen Götzendienstes an ihren eigentlichen Ort in Jerusalem zurückzubringen, der Stadt, in die der HERR seinen Namen gesetzt hatte.

Verse 6-11

König Darius schrieb daraufhin sofort eine Warnung an Tatnai und seine Verbündeten:

Esra 6,6.7: 6 Nun denn, Tatnai, Statthalter jenseits des Stromes, Schetar-Bosnai und eure Genossen, die Apharsakiter, die ihr jenseits des Stromes seid, entfernt euch von dort! 7 Lasst die Arbeit an diesem Haus Gottes geschehen; der Statthalter der Juden und die Ältesten der Juden mögen dieses Haus Gottes an seiner Stätte wieder aufbauen.

Diese scharfe Zurechtweisung war alles, was diese Feinde der Juden und diese vorgeblichen Königstreuen für ihre Mühen erhielten. Nein, es gab sogar noch eine größere Demütigung für sie. Der Erlass befahl weiter, was sie tun sollten, um dieses Werk zu fördern:

Röm 6,8-10: 8 Und von mir wird Befehl gegeben in Bezug auf das, was ihr diesen Ältesten der Juden für den Bau dieses Hauses Gottes tun sollt; nämlich, von den Gütern des Königs, aus der Steuer jenseits des Stromes, sollen diesen Männern die Kosten pünktlich gegeben werden, damit sie nicht behindert werden. 9 Und was nötig ist, sowohl junge Stiere als auch Widder und Lämmer zu Brandopfern für den Gott des Himmels, Weizen, Salz, Wein und Öl, soll ihnen auf Geheiß der Priester, die in Jerusalem sind, Tag für Tag ungeschmälert gegeben werden, 10 damit sie dem Gott des Himmels Opfer lieblichen Geruchs darbringen und für das Leben des Königs und seiner Söhne beten.

Außerdem wurde angeordnet, dass das Haus eines jeden, der es wagen sollte, gegen diesen Erlass zu verstoßen, „zu einer Kotstätte gemacht“ und er selbst an einem Schafott aus dessen Balken gehängt werden sollte:

Esra 6,11: Und von mir wird Befehl gegeben: Der Mensch, der diesen Erlass abändern wird, von dessen Haus soll ein Balken ausgerissen und er, aufgehängt, daran geschlagen werden; und sein Haus soll dafür zu einer Kotstätte gemacht werden.

Wir müssen bedenken: All dies war der Erlass eines Königs, der, wie groß auch immer das Ausmaß seiner Erleuchtung sein mochte (als Perser, der die Götzen der Babylonier verachtete), dennoch keinen Hinweis darauf liefert, dass er unter der direkten Eingebung Gottes handelte, so wie dies bei Kores und dessen Erlass der Fall war. Kores wurde zweifellos von Gott erhoben und vor seiner Geburt mit Namen benannt (Jes 44,28) und als der Gerechte aus dem Osten (vgl. Jes 41,2), der den Willen des HERRN zur Wiederherstellung seines Volkes erfüllen sollte. Bei Darius war es anders. Er schreibt als jemand, der großen Respekt vor den Anordnungen seiner Vorgänger hatte, und deshalb wird er jeden, der es wagt, gegen sie zu handeln, mit furchtbaren Strafen belegen.

Vers 12

Der letzte Teil seines Briefes ist so, wie man es von einem König seines Charakters unter den gegebenen Umständen erwarten konnte:

Esra 6,12: Und der Gott aber, der seinen Namen dort wohnen lässt, stürze jeden König und jedes Volk nieder, die ihre Hand ausstrecken werden, diesen Erlass abzuändern, um dieses Haus Gottes zu zerstören, das in Jerusalem ist! Ich, Darius, habe den Befehl gegeben; pünktlich soll er vollzogen werden!

Es ist eine ernste Tatsache, dass dieser Fluch sich in jedem Fall buchstäblich erfüllte. Antiochos IV. schändete das Haus Gottes und starb auf unnatürliche Weise unter dem Zorn Gottes. Herodes maßte sich an, dieses Haus zu seiner eigenen Verherrlichung zu verändern und zu vergrößern, und starb unter dem Missfallen Gottes. Die Römer zerstörten den Tempel völlig, als die Tage der Gnade für Israel abgelaufen waren; aber damit besiegelten sie ihren eigenen Untergang, und ihr mächtiges Reich ist heute nur noch eine Erinnerung.

Vers 13

Esra 6,13: Da taten Tatnai, der Statthalter jenseits des Stromes, Schetar-Bosnai und ihre Genossen genau nach dem, was der König Darius gesandt hatte.

Die Schnelligkeit, mit der der gedemütigte und erstaunte Tatnai und seine Freunde die Bestimmungen des Erlasses umsetzten, muss für die bis dahin verachteten Juden eine große Erleichterung gewesen sein. Es erinnert an die Worte des Herrn Jesus an einen anderen schwachen Überrest: die Gemeinde von Philadelphia, die nur wenig Kraft hatte und das Wort Christi bewahrte und seinen Namen nicht verleugnete. Zu ihnen sagt Er: „Siehe, ich gebe aus der Synagoge des Satans von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern lügen; siehe, ich werde sie zwingen, dass sie kommen und sich niederwerfen werden vor deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe“ (Off 3,9).

Was wirklich von Gott ist, mag für den Augenblick von den Ungehorsamen und den Heuchlern verachtet werden, aber der Tag der Offenbarwerdung zeigt immer, wo der Herr sein Wohlgefallen gefunden hat. Nicht immer findet diese Offenbarung auf der Erde statt, aber am Tag Christi wird alles, was Gottes Anerkennung hat, deutlich gemacht werden. Doch auch jetzt zeigt Er oft, wo Er das Siegel seiner Zustimmung gesetzt hat – zur Enttäuschung hochmütiger Prahler, die sich eine Autorität und Geistlichkeit anmaßen, die sie nicht besitzen.

Vers 14

Glücklicherweise sehen wir bei Serubbabel und seinen Mitstreitern keine Anzeichen von fleischlichem Jubel oder hochmütiger Gesinnung angesichts der Bloßstellung und Demütigung ihrer Gegner. Vielmehr sehen wir ein aufrichtiges Festhalten an dem Herrn und eine Freude über den, der ihren Berg stark gemacht hat. Es ging ihnen um sein Werk, nicht um ihre eigene Bestätigung. So lesen wir, dass in heiliger Gelassenheit …

Esra 6,14: die Ältesten der Juden bauten; und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas, des Sohnes Iddos; und sie bauten und vollendeten nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl Kores’ und Darius’ und Artasastas, des Königs von Persien.

Ich möchte die Aufmerksamkeit des Lesers auch darauf lenken, wie diese Diener Gottes nun zum zweiten Mal genannt werden. Haggai wird als „der Prophet“ bezeichnet, als ob er dies in besonderem Maße wäre, während sein Mitknecht Sacharja einfach als „der Sohn Iddos“ bezeichnet wird. Und doch ist es Sacharja, der nach allgemeinem Sprachgebrauch den größten Anspruch auf das Prophetenamt hat, entfaltet er doch auf wunderbare Weise die Zukunft, die für Israel und Juda bereitliegt. Und dieses Eröffnen der unsichtbaren Zukunft ist das, was man im Allgemeinen Prophetie nennt.

Aber im Wort Gottes ist es anders. Der wahre Prophet ist derjenige, dessen Worte vom Himmel zu den Menschen auf der Erde kommen, das Herz erforschen, das Gewissen erreichen und das Böse aufdecken, das sich eingeschlichen haben mag. „Wer aber weissagt, redet den Menschen zur Erbauung und Ermahnung und Tröstung {oder Ermutigung}“ (1Kor 14,3). Und genau das tat Haggai. Seine eindringlichen, das Gewissen aufrüttelnden Botschaften waren eindeutig von diesem Charakter, und deshalb ist er in erster Linie „der Prophet“. Sacharjas notwendiger Dienst, der zukünftige Dinge betraf, war ebenfalls von Gott, aber er war den aufrüttelnden Worten seines Prophetenbruders untergeordnet, dessen Dienst sich auf den Seelenzustand des Volkes Gottes bezog.

Ein Dienst wie der des Sacharja wird wahrscheinlich mehr Anklang finden als ein Dienst wie der des Haggai. Fleischliche Gläubige finden oft großes Vergnügen daran, Vorträge über die Haushaltungen und die Frage der Endzeit zu hören und an Konferenzen teilzunehmen, die oft fälschlicherweise als „prophetisch“ bezeichnet werden. Aber diese Gläubigen brauchen nicht wortgewandte und schöne Reden über zukünftige Dinge, sondern vielmehr einen Ruf wie eine Posaune, damit sie ihre Wege überdenken. Die Haggais mögen bei der Masse nicht so beliebt sein wie die Sacharjas, aber ihr Dienst wird immer dringend gebraucht. Wer sich auf Gott einlässt, wird die Wahrheit willkommen heißen und sie in ihrem richtigen Verhältnis halten.

Vers 15

Esra 6,15: Und dieses Haus wurde bis zum dritten Tag des Monats Adar fertiggestellt, das ist das sechste Jahr der Regierung des Königs Darius.

Schließlich wurde das Haus im sechsten Jahr des Königs Darius fertiggestellt – eine lange Zeit, nachdem das Werk begonnen worden war. Aber hartnäckige Bemühungen hatten sich schließlich durchgesetzt, und der Tempel, dessen Fundamente mit Lobpreis und Tränen gelegt und dessen Mauern mit Glauben und Prophetie errichtet worden waren, war nun fertig und konnte dem Dienst und der Anbetung des HERRN, des Gottes Israels, geweiht werden:

Verse 16.17

Esra 6,16.17: 16 Und die Kinder Israel, die Priester und die Leviten und die übrigen Kinder der Wegführung feierten die Einweihung dieses Hauses Gottes mit Freuden. 17 Und sie brachten dar zur Einweihung dieses Hauses Gottes 100 Stiere, 200 Widder, 400 Lämmer; und zum Sündopfer für ganz Israel 12 Ziegenböcke, nach der Zahl der Stämme Israels.

Wenn man zurückgeht und den Bericht über die Einweihung des salomonischen Tempels mit dem Bericht über die Einweihung dieses Hauses während der Besatzungszeit vergleicht oder gegenüberstellt, kann man nicht umhin, zu spüren, wie dürftig der Gottesdienst bei der zweiten Einweihung war; aber andererseits kann man nicht umhin, in dem Bericht denselben Charakter zu erkennen. Es war in der Tat ein Zurückgehen zu dem, was von Anfang an war. Die 100 Stiere, 200 Widder und 4000 Lämmer für das Friedensopfer waren in der Tat wenig im Vergleich zu den 22.000 Stieren und den 120.000 Schafen, die Salomo opferte; aber alle sprachen von demselben Christus, der „Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes“ (Kol 1,20) und nun die Grundlage für die Gemeinschaft der Seele mit Gott ist.

Im deutlichen Gegensatz zu den süßen Speisopfern, die nur im Zusammenhang mit der Einweihung Salomos erwähnt werden, lesen wir hier von zwölf Ziegenböcken als Sündopfer für ganz Israel, entsprechend der Zahl der Stämme Israels. Das war sehr passend, denn ganz Israel hatte gesündigt, und der Überrest bekannte und verurteilte stellvertretend für ganz Israel die Sünde, an der alle teilgenommen hatten. Nur ein aktives Gewissen, das wirklich erleuchtet war, konnte zu diesem segensreichen Ergebnis führen. Die Einweihung wurde, wie uns berichtet wird, mit Freude begangen.

Vers 18

Esra 6,18: Und sie bestellten die Priester in ihre Klassen und die Leviten in ihre Abteilungen zum Dienst Gottes in Jerusalem, nach der Vorschrift des Buches Moses.

Und so werden wir wieder einmal an den einzigen Weg erinnert, die Gedanken Gottes zu erfahren, sogar sein heiliges Wort zu befragen in Abhängigkeit von dem Geist, der es inspiriert hat. „Wie es … geschrieben steht“ (Esra 6,18, SCHL 2000) – das würde so manchen unnötigen Streit unter den Christen beilegen, wenn es nur die Gnade gäbe, „die Schrift zu erforschen“ (vgl. Joh 5,39) und dem zu gehorchen, was darin zu finden ist. Mit „Es steht geschrieben“ (Mt 4,4.10) begegnete Jesus jedem Angriff Satans; und wenn Satan zu seinen eigenen Zwecken aus demselben Wort falsch oder nur teilweise zitierte und dabei einen wichtigen Satz verschwieg, wurde ihm mit „Wiederum steht geschrieben“ (Mt 4,7) begegnet, um seine gottlosen Vorschläge zum Schweigen zu bringen.

Dies ist der Weg der Sicherheit für jeden Heiligen. Nur sollte niemand annehmen, dass ein bloßes sklavisches Festhalten an „Buch, Kapitel und Vers“ das ist, was hier gemeint ist. Das kann nicht immer der Fall sein; aber der Tenor der Heiligen Schrift, die allgemeinen Grundsätze, die darin verkündet und veranschaulicht werden, sind das, womit man vertraut sein muss. Es gab keine spezielle Schriftstelle, die Serubbabel gebot, bei dieser besonderen Gelegenheit zwölf Böcke als Sündopfer für ganz Israel darzubringen. Aber es entsprach voll und ganz dem Wort Gottes, dies zu tun; es entsprach dem Geist des Gesetzes, das Er durch Mose gegeben hatte, und war daher wohlgefällig für Ihn.

Verse 19-22

Und anschließend, im Gehorsam gegenüber demselben Wort:

Esra 6,19: Und die Kinder der Wegführung feierten das Passah am vierzehnten Tag des ersten Monats.

Es wurde sehr darauf geachtet, dass alles so war, wie Gott es angeordnet hatte.

Esra 6,20-22: 20 Und die Kinder der Wegführung feierten das Passah am vierzehnten Tag des ersten Monats. Denn die Priester und die Leviten hatten sich gereinigt wie ein Mann; sie waren alle rein. Und sie schlachteten das Passah für alle Kinder der Wegführung und für ihre Brüder, die Priester, und für sich selbst. 21 Und die Kinder Israel, die aus der Wegführung zurückgekehrt waren, aßen, und jeder, der sich von der Unreinheit der Nationen des Landes zu ihnen abgesondert hatte, um den HERRN, den Gott Israels, zu suchen. 22 Und sie feierten das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage mit Freuden; denn der HERR hatte ihnen Freude gegeben und ihnen das Herz des Königs von Assyrien zugewandt, so dass er ihre Hände stärkte im Werk des Hauses Gottes, des Gottes Israels.

All dies ist äußerst lehrreich und aufschlussreich und liefert einen hilfreichen Grundsatz für diejenigen, die in jedem Zeitalter danach handeln und dem Herrn in ihren öffentlichen Festen der Liebe und ihrer Gemeinschaft untereinander gefallen wollen. Das Passahfest war das große zentrale Fest Israels. Es war für sie das, was das Abendmahl für die Christen ist. In der Tat verbindet unser Herr die beiden Feste aufs Engste miteinander, da Er während der Feier des einen Festes das andere Fest einsetzte. Der Brotlaib in seiner Hand war das ungesäuerte Passahbrot, während der Kelch der Passahbecher war, für den die Schrift keine direkte Quelle angibt, der aber zu einem jüdischen Mahl dazugehörte. Beide sprachen von demselben segensreichen Ereignis: vom Tod Christi. Das Passahfest stellt diesen Tod in Aussicht; das Abendmahl erklärt, dass er bereits stattgefunden hat: „Sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1Kor 11,26).

Am Anfang hatten alle, die den Namen Christi bekannten, ihren Platz an diesem heiligen Tisch. Dann wurde die göttliche Weisung erteilt, nicht mit jemand zu essen, der Bruder genannt wird und dessen Leben gottlos ist [1Kor 5,11]. Auch Irrlehrer wurden von jeder christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen, was zwangsläufig auch zur Nichtteilnahme am Abendmahl führte. Damit hat Gott auch davor gewarnt, dass jemand der Sünden anderer teilhaftig wird, indem er Umgang hat mit solchen, die für die Gemeinschaft untauglich sind, wodurch er sich selbst untauglich macht. Mit diesen allgemeinen Grundsätzen als Richtschnur kann man also getrost behaupten, dass Gott es den Gläubigen nicht überlassen hat, selbst über die schwerwiegende Frage zu entscheiden, wer am Tisch des Herrn aufgenommen und wer abgewiesen werden soll. Unheilige haben dort keinen Platz. Da es sich um den Tisch des Herrn handelt, muss er Ihm als solchem unterworfen werden. Daher sehen wir die Priester alle gemeinsam gereinigt. Heutzutage sind alle Gläubigen Priester. Dies ist also das biblische Ideal einer christlichen Versammlung: „Sie waren alle rein“ (Esra 6,20).

In diese Gesellschaft wurde jeder aufgenommen, „der sich von der Unreinheit der Nationen des Landes zu ihnen abgesondert hatte, um den HERRN, den Gott Israels, zu suchen“. Was für ein erhellendes Wort ist das! Manche wenden sich gegen einen Ausdruck, der seit langem unter einigen Gläubigen verbreitet ist: „Die Absonderung vom Bösen ist Gottes Grundsatz der Einheit.“ Aber ist es nicht genau das, was wir hier haben? Waren diese lieben Israeliten nicht eine von den Abscheulichkeiten des Volkes im Land getrennte Gemeinschaft? Nur als solche konnten sie zusammenbleiben.

Und ich glaube, dass in jeder Haushaltung derselbe Grundsatz für den Glauben gilt. Es kann nur dann wahre praktische Einheit geben, wenn das Böse verworfen und Christus zum Gegenstand jeder Seele wird. Und Trennung vom Bösen bedeutet, sich allein dem Herrn zuzuwenden, denn Er ist der einzige Mittelpunkt, getrennt von allem Bösen. In Anbetracht seines rechtmäßigen Platzes wird sofort deutlich, wie widersinnig es ist, sich an das Unheilige zu klammern, während man Gott gefallen will.

Aber Argumente nützen hier wenig. Diese Wahrheit muss, wie alle anderen auch, durch das Gewissen gelernt werden. Die Menschen mögen darüber nachdenken und streiten, was im Glauben am besten ist, wenn das Gewissen aktiv ist und durch das Wort Gottes erleuchtet wurde. Die wenigen Schwachen zu Serubbabels Zeiten waren weitaus besser als einige heute, die trotz des stark zugenommenen Lichts nicht in der Lage sind, die Gedanken Gottes zu erkennen, weil sie Menschen vor Augen haben und nicht die Herrlichkeit Christi. Es ist viel Gnade nötig, wenn man irgendeine Wahrheit begreift, damit sie in der Kraft des Geistes festgehalten werden kann; und das gilt besonders für das, was die Schrift in Bezug auf das Zusammenkommen zum Namen des Herrn Jesus offenbart.

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Engl. Originaltitel: „Chapter 6: The House Completed“
in Notes on the Books of Ezra, Nehemiah, and Esther 
Quelle: https://plymouthbrethren.org

Übersetzung: Samuel Ackermann


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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