Das Buch Esra (3)
Kapitel 3

Henry Allen Ironside

© SoundWords, online seit: 10.11.2023, aktualisiert: 12.11.2023

Der Altar und das Haus

Zwischen Hosea 2 und 3 ist eine offensichtliche Lücke zu erkennen. Über die Dauer der Zeit haben wir jedoch keine Angaben. Zweifellos gab es Wochen oder vielleicht Monate ernsthafter Arbeit, in denen der zurückgekehrte Überrest Häuser für sich selbst baute und Vorbereitungen für den Wiederaufbau des verwüsteten Tempels traf, indem er den Schutt und die Trümmer wegräumte, die von der Gottlosigkeit des babylonischen Eroberers zeugten.

Endlich war der siebte Monat gekommen, der Monat, in dem früher das Laubhüttenfest gefeiert wurde. Man beschloss, den Altar des HERRN sofort aufzustellen und mit dem Wort Gottes als einziger Richtschnur zu versuchen, die Anweisungen für seine Befolgung auszuführen. Es konnte nichts so Großes und Beständiges geben wie früher, aber es würde von der gleichen Ordnung sein. Das Wort war für die Ausrichtung und „Unterweisung in der Gerechtigkeit“ (2Tim 3,16) genauso ausreichend wie in den glorreichen Tagen der Väter.

Es gab keinen Gedanken daran, das, was Gott in der fernen Vergangenheit durch Mose gesagt hatte, durch menschlichen Pragmatismus zu ersetzen. Niemand wurde um Ideen oder Vorschläge gebeten, wie man unter diesen widrigen Umständen und unter so veränderten Bedingungen am besten vorgehen sollte. Sie suchten einfach in der Heiligen Schrift, und als sie es „geschrieben fanden“ (Neh 8,14), war die Kontroverse beendet. Die Bibel war ihre Autorität; Pragmatismus war ausgeschlossen.

Dies ist ein Grundsatz, der für alle von Bedeutung ist, die heute die göttliche Anerkennung höher einschätzen als die Anerkennung der fleischlichen Menschen. Die Heilige Schrift ist (noch) ausreichend. Sie enthält alle Anweisungen, die für die Führung derer notwendig sind, die Gott in einer bestimmten Periode der Kirchengeschichte treu sein wollen. In dem Augenblick, in dem die Zweckmäßigkeit den Platz der Unterwerfung unter den offenbarten Willen des Herrn einnimmt, wird der Grundsatz des Glaubens aufgegeben, und ein Wandel nach dem Schauen tritt an seine Stelle. Denn wir können nicht im Glauben wandeln, es sei denn, wir gehorchen ohne Zögern dem Wort Gottes, das keinen Platz für menschlichen Willen oder menschliche Vereinbarungen lässt.

Vers 1

Im ersten Vers dieses wunderbaren Kapitels haben wir ein schönes Bild von der Einheit, die die Kinder Gottes immer kennzeichnen sollte:

Esra 3,1: Und als der siebte Monat herankam und die Kinder Israel in den Städten waren, da versammelte sich das Volk wie ein Mann nach Jerusalem.

Dies ist in der Tat ein Segen:

  • Ps 133,1.3: Siehe, wie gut und wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen! … Denn dort hat der HERR den Segen verordnet, Leben bis in Ewigkeit.

Im vorliegenden Fall haben wir ein erfreuliches Beispiel dafür. Das Volk war wie ein Mann an der Stätte des Namens versammelt, und in voller Übereinstimmung mit dem eben zitierten Psalm „verordnete der HERR den Segen“. Dafür liefert der Rest des Kapitels reichlich Beweise. Es erfüllte sich in wundersamer Weise zu Beginn der Geschichte der Gemeinde erneut: „Als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen“ (Apg 2,1). Und was war das glückliche Ergebnis? Nichts Geringeres als die Ausgießung des Heiligen Geistes, die Taufe, durch die der eine Leib gebildet wurde, die Bekehrung von dreitausend Menschen und die Erbauung des ganzen Volkes, während der Name des gekreuzigten Jesus mit großer Kraft verherrlicht und gepriesen wurde.

Wenn wir auf die Geburtsstunde der Gemeinde zurückblicken und die wunderbare und heilige Einheit, die sich damals zeigte, mit den herzzerreißenden Spaltungen und grausamen Trennungen vergleichen, die wir heute unter den Christen erleben, können wir weinen und rufen: „O Herr, wie lange noch?“

All diese Spaltungen können wir nicht heilen. Jedoch können wir die ganze Sache als fleischlich verurteilen und uns von allem abwenden, was wir als dem Willen Gottes zuwiderlaufend erfahren, sowie aufhören, irgendeinen engeren Leib als den Leib Christi zu besitzen; die Treue zu irgendeinem anderen Haupt verweigern als dem, das zur Rechten Gottes sitzt; und indem wir uns zu dem einen Namen zurückziehen – und uns von allem abwenden, was das babylonische Handelszeichen trägt. Öffnen wir unsere Herzen „allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres Herrn“ (1Kor 1,2), und so können wir im Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes uns dennoch befleißigen, „die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens“ (Eph 4,3).

Ein so aufrüttelndes Thema verleitet uns dazu, von unserem eigentlichen Thema abzuweichen, aber Raum und Zeit verbieten es uns. Deshalb kehren wir nun zurück, um zu betrachten, was in den folgenden Versen zu unserem Nutzen und zu unserer Ermahnung aufgezeigt wird.

Verse 2.3

Esra 3,2.3: 2 Und Jeschua, der Sohn Jozadaks, und seine Brüder, die Priester, und Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und seine Brüder machten sich auf und bauten den Altar des Gottes Israels, um Brandopfer darauf zu opfern, wie geschrieben steht im Gesetz Moses, des Mannes Gottes. 3 Und sie richteten den Altar auf an seiner Stätte, denn Furcht war auf ihnen vor den Völkern der Länder; und sie opferten auf ihm Brandopfer dem HERRN, die Morgen- und Abend-Brandopfer.

Wiederaufgebaut wurde der Altar des Gottes Israels (nicht der wenigen Wiedervereinigten, wohlgemerkt, sondern des ganzen Volkes, das durch den Glauben in seiner Unversehrtheit gesehen wird, obwohl zerstreut und auseinandergepflügt) von Jeschua, dem Sohn Jozadaks, und seinen Brüdern, den Priestern, zusammen mit Serubbabel und seinen Brüdern aus dem Geschlecht Davids. Das Zeugnis ist priesterlich und königlich, so wie die Christen, ungeachtet ihrer Schwäche, von Gott zu einem heiligen und königlichen Priestertum berufen sind, damit sie in Ehrfurcht anbeten und das Lob dessen verkünden, der uns durch seine Herrlichkeit und Tugend berufen hat.

Der Wiederaufbau des Altars entspricht der Einweisung der Gläubigen in die grundlegenden Wahrheiten im Zusammenhang mit der Person und dem Werk des Sohnes Gottes. „Wir haben einen Altar, von dem zu essen die kein Recht haben, die der Hütte dienen“ (Heb 13,10). Christus selbst ist unser Altar. Denn wie früher der Altar die Gabe heiligte, so war es die Vollkommenheit Christi selbst, die seinem Werk den ganzen Wert gab. Deshalb wird man bei jeder echten Erweckung durch den Geist immer feststellen, dass Christus Jesus und sein Sühnopfer verherrlicht werden. Es ist keine echte Erweckung, wenn Er nicht der Gegenstand der Seele ist.

Der auf seiner Stätte errichtete Altar entsprach der Wahrheit über Christus und sein Werk, die in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes dargelegt wurde. Ohne jede Verzögerung wurden die Morgen- und Abendopfer oder Brandopfer wieder eingesetzt. Das Brandopfer spricht davon, dass Christus sich selbst ohne Makel Gott dargebracht hat, ein Opfer mit lieblichem Geruch, im Gegensatz zum Sünd- und Schuldopfer, in dem Christus für die Sünden einsteht. Als höchstes Opfer spricht es von der von Herzen kommenden Wertschätzung des Gläubigen für das, was Christus und sein Werk für Gott waren und sind, was zur Anbetung im Geist und in der Wahrheit führt. Sicherlich ist hier alles in vollkommener und schöner Übereinstimmung. Wenn der Herr Jesus selbst der Seele groß wird und man in seinem Werk ruht, kann es nur eine unaufhörliche Anbetung und Verehrung geben, die in seinem Namen zum Vater aufsteigt.

Für den Christen sollte der Tisch des Herrn immer mit Gedanken wie diesen verbunden sein. Es ist in ganz besonderer Weise […] ein Fest des Dankes in dankbarer Anerkennung dessen, was unser Herr in unendlicher Gnade vollbracht hat, und der Freude des Geistes an der Betrachtung der Vorzüge seiner herrlichen Person. Wo dies tatsächlich der Fall ist, kann die Teilnahme am Mahl des Herrn niemals eine Angelegenheit von gesetzlicher, ritueller oder lebloser Form sein. Mit heiliger, gezügelter Freude werden die Erlösten des Herrn vom Geist um den kostbaren Namen Jesu, der jetzt zum Herrn und Christus geworden ist, versammelt sein, um Seiner zu gedenken.

Der Eifer, mit dem der Rest Judas die täglichen Opfergaben und die festgelegten Feste wieder einführte, ist höchst erfrischend zu betrachten. Es herrschte ein heiliger Eifer, eine gottesfürchtige Begeisterung, auf den alten Pfaden zu wandeln, an die man gerne zurückdenkt.

Vers 4

Esra 3,4: Und sie feierten das Laubhüttenfest, wie es vorgeschrieben ist; und sie opferten Brandopfer Tag für Tag, nach der Zahl, nach der Vorschrift, das Tägliche an seinem Tag; …

Es gab offenbar niemand, der einwenden konnte, dass es töricht sei, zu einem so späten Zeitpunkt zu versuchen, alles „nach der Vorschrift“ aus den frühen Tagen ihrer glorreichen Geschichte zu gestalten. Hätte es einen solchen Einwand gegeben, so hätte man ihm mit der festen, entschiedenen Antwort und Zurechtweisung begegnet: „Es ist so vorgeschrieben.“ Und für jeden Gläubigen sollte dies immer genug sein und alle fleischlichen Vorschläge, modernen Vorstellungen und unbiblischen Neuerungen überwiegen.

Verse 5-8

Esra 3,5-8: … 5 und danach das beständige Brandopfer und diejenigen der Neumonde und aller geheiligten Feste des HERRN, und die Brandopfer eines jeden, der dem HERRN eine freiwillige Gabe brachte. 6 Am ersten Tag des siebten Monats fingen sie an, dem HERRN Brandopfer zu opfern; aber der Grund des Tempels des HERRN war noch nicht gelegt. 7 Und sie gaben den Steinhauern und den Zimmerleuten Geld, und Speise und Trank und Öl den Sidoniern und den Tyrern, damit sie Zedernholz vom Libanon auf dem Meer nach Japho brächten, entsprechend der Vollmacht Kores’, des Königs von Persien, an sie. 8 Und im zweiten Jahr ihres Kommens zum Haus Gottes in Jerusalem, im zweiten Monat, begannen Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, und ihre übrigen Brüder, die Priester und die Leviten, und alle, die aus der Gefangenschaft nach Jerusalem gekommen waren, und sie bestellten die Leviten von zwanzig Jahren an und darüber, um über das Werk des Hauses des HERRN Aufsicht zu führen.

Für das beständige Brandopfer, die Sonderopfer zu den Neumonden und alle festgelegten Feste wurde ordnungsgemäß gesorgt; und wenn willige Herzen dem Herrn zu irgendeiner Zeit besondere Dankopfer vorschlugen, waren priesterliche Hände stets bereit, sich um die Anforderungen des Tempels zu kümmern, so wie es Mose im Buch des Gesetzes befohlen hatte.

Und das alles geschah, bevor das Haus selbst gebaut war, so wie es zuerst eine wahre Wertschätzung für Christus selbst und Freude an seinem Werk geben muss, bevor man richtig in die Wahrheit über das Haus Gottes eintreten kann. Die Opfergaben begannen am ersten Tag des siebten Monats, aber die Arbeit war noch nicht so weit fortgeschritten, dass der Grundstein für das Haus des HERRN gelegt werden konnte. In der Tat müssen etwa neun Monate vergangen sein, bevor dieses Haus richtig begonnen wurde (s. Esra 3,8). Aber gleichzeitig mit dem Aufstellen des Altars auf seinen Sockeln wurde den Steinmetzen und Zimmerleuten Geld gegeben, und es wurden alle Vorkehrungen getroffen, um für die irdischen Bedürfnisse derer zu sorgen, die Zedernbäume bringen und das Haus wieder aufbauen sollten, „entsprechend der Vollmacht Kores’, des Königs von Persien, an sie“ (Esra 3,7).

In Esra 3,8 wird das Datum der Grundsteinlegung genannt. Es heißt, dass „im zweiten Jahr ihres Kommens zum Haus Gottes in Jerusalem, im zweiten Monat“, das Werk des Aufbaus des Hauses des HERRN begann. Sie waren „zum Haus Gottes“ gekommen, obwohl sie nur noch eine geschwärzte Ruine vor sich sahen! Welch ein vernichtender Tadel für den Unglauben des Menschen! Alles, was von Gott ist, bleibt bestehen, wie sehr wir auch darin versagen mögen, es zu bewahren.

Wir sprechen oft und zu Recht davon, dass die Wahrheit über die Gemeinde mehr als tausend Jahre lang verloren war, nachdem die römische Amtsanmaßung und die jüdische Gesetzlichkeit das besondere Wirken des Paulus fast vergessen gemacht hatten. Aber auch wenn die Wahrheit verlorenging, soweit es das menschliche Verständnis davon betraf, so blieb doch die Tatsache der Gemeinde – sowohl als Leib Christi als auch als Haus Gottes – bestehen, obwohl sie erst dann wieder in das Wissen und das Herz des Volkes Gottes zurückgebracht werden konnte, als sich gläubige Menschen vom menschlichen Traditionalismus zu Christus selbst und von der menschlichen Autorität zum Wort allein wandten. Wie bald begann dann der Geist zu wirken, indem Er die lange verlorene Wahrheit über die Wohnung Gottes offenbarte: Das „Haus Gottes, das die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit“ (1Tim 3,15).

Die Wahrheit über all dies kann niemals mit Kraft in einer Seele erkannt werden, solange Praktiken und Systeme, die dem offenbarten Willen Gottes widersprechen, geduldet oder gebilligt werden. Daher ist es wahr, dass man den besten Blick auf alle kirchlichen Systeme außerhalb von ihnen hat, wenn der Gläubige mit Gottes offenem Wort in der Hand in Schlichtheit seinen Standpunkt einnehmen und erkennen kann, was Gottes Willen entspricht und was nur das Produkt des menschlichen Willens und der Kraft des Fleisches ist. Dann können auch die Umrisse der Fundamente des Hauses Gottes erkannt und die Gnade gefunden werden, in Übereinstimmung mit der jetzt gelernten Wahrheit zu handeln.

Denn wir sind nicht dazu berufen, die Kirche wiederaufzubauen. Das war der eitle Traum von mehr als einem großen Geist, der nur zu einem bösen Erwachen führte, als der Verfall schlimmer wurde als je zuvor. Wir sind einfach dazu aufgerufen, uns auf das zu besinnen, was geschrieben steht, und nach der Wahrheit zu handeln, als ob der Verfall nie eingetreten wäre, während wir gleichzeitig unsere Schwäche und Abhängigkeit erkennen.

Verse 9-11

Wo darin Gemeinschaft besteht, ist sie höchst gesegnet; und das führt uns zu einem Wort für unsere Zeit […]. Ich beziehe mich auf den Ausdruck „wie ein Mann“, den wir bereits in Esra 3,1 bemerkt haben. In Vers 9 lesen wir:

Esra 3,9: Und Jeschua, seine Söhne und seine Brüder, Kadmiel und seine Söhne, die Söhne Judas, standen wie ein Mann, um Aufsicht zu führen über die, die das Werk am Haus Gottes taten; auch die Söhne Henadads, ihre Söhne und ihre Brüder, die Leviten.

Hier sind Gottes „Mitarbeiter beisammen“ [vgl. 1Kor 3,9 KJV].

Esra 3,10.11: 10 Und als die Bauleute den Grund zum Tempel des HERRN legten, ließ man die Priester in ihrer Kleidung hintreten mit Trompeten, und die Leviten, die Söhne Asaphs, mit Zimbeln, um den HERRN zu loben nach der Anweisung Davids, des Königs von Israel. 11 Und sie stimmten dem HERRN einen Wechselgesang an mit Lob und Dank: Denn er ist gut, denn seine Güte währt ewig über Israel. Und das ganze Volk jubelte mit lautem Jubel, als sie den HERRN lobten, weil der Grund zum Haus des HERRN gelegt wurde.

Nachdem wir in den Versen 10 und 11 erfahren haben, dass die Priester, Leviten und die Söhne Asaphs entsprechend ihrem Rang in ihrer Kleidung dabeistanden, „als die Bauleute den Grund zum Tempel des HERRN legten“, erfahren wir, dass sie „dem HERRN einen Wechselgesang anstimmten mit Lob und Dank: Denn er ist gut, denn seine Güte währt ewig über Israel.“ Hier lobten sie gemeinsam, jedes Herz mit jedem anderen, um die Güte des HERRN zu preisen.

Im nächsten Kapitel antworten Serubbabel und die anderen auf das Hilfsangebot der Samariter: „Wir allein wollen dem HERRN, dem Gott Israels, bauen“ (Esra 4,3). So bauten sie gemeinsam und errichteten die Mauern des Tempels in heiliger, glücklicher Gemeinschaft und in Trennung von den Unreinen. Und so möchte Gott, dass sein Volk immer gemeinsam weiterbaut und sich daran erinnert, dass es berufen worden ist „in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn“ (1Kor 1,9).

In Vers 11 sehen wir, wie das Volk ergriffen war, als endlich der Grundstein für das Haus des Herrn gelegt wurde. In ihrer gottesfürchtigen Freude über diese kleine Wiederherstellung jubelte das Volk „mit lautem Jubel“.

Verse 12.13

Esra 3,12.13: 12 Viele aber von den Priestern und den Leviten und den Häuptern der Väter, den Alten, die das erste Haus gesehen hatten, weinten mit lauter Stimme, als vor ihren Augen der Grund zu diesem Haus gelegt wurde; viele aber erhoben ihre Stimme mit freudigem Jubel. 13 Und das Volk konnte den Schall des freudigen Jubels nicht unterscheiden von der Stimme des Weinens im Volk; denn das Volk jubelte mit lautem Jubel, und der Schall wurde gehört bis in die Ferne.

Die Jugend ist die Zeit der Begeisterung und der Überschwänglichkeit des Geistes, während das Alter die Zeit der Nüchternheit und der ernsthaften Betrachtung ist. Junge Menschen neigen dazu, übermütig in die Zukunft zu blicken; alte Menschen hingegen neigen dazu, in Erinnerungen zu schwelgen und sich zu sehr mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Für die Jugend ist es oft schwierig, die Ängste der Alten und Erfahrenen zu verstehen, wenn es um eine neue Aufgabe geht. Ebenso fällt es den Älteren oft schwer, ein besonderes Werk Gottes anzuerkennen, das vor allem den Jungen anvertraut ist und an dem sie nicht lange teilhaben können. Sie neigen zu sehr dazu, ihre eigene Jugend zu vergessen, und wenn sie an die zerstörten Hoffnungen denken, würden sie jeden ausbremsen, der jetzt nicht ihren Platz einnimmt. Daher ist in einer Entwicklung, wie wir sie hier beschrieben haben, immer viel Geduld erforderlich. Die Jungen brauchen Gnade, um von den gottesfürchtigen, nüchternen Ratschlägen der Väter zu profitieren. Diese brauchen ihrerseits Gnade, um sich an dem zu freuen, was Gott durch die noch wenig Erfahrenen tut.

Kritische, nörgelnde alte Männer, auch wenn sie hingebungsvolle Gläubige sind, können ein großes Hindernis für junge Brüder sein, die im Glauben und in der Liebe brennen, bis sie durch die ständigen Nörgeleien oder Einwände der Älteren erkalten. Andererseits können fröhliche, väterliche Brüder, die immer bereit sind, Gottes Führung in jedem neuen Werk seines Geistes zu sehen, die in Würde gealtert sind und „reif für den Himmel“ sind, wie es einer ausgedrückt hat, sowohl Helfer als auch Ratgeber von großem Wert für ihre jüngeren Brüder sein.

Es ist sowohl Platz für das Weinen als auch für den Jubel. Wenn wir an das Versagen des Menschen denken, die ihm anvertraute Wahrheit auszuführen und festzuhalten, können wir Tränen vergießen. Wenn wir an die unvergleichliche Gnade Gottes denken, die sich über alles Versagen erhebt und in Zeiten des Niedergangs immer wieder ein neues Zeugnis für seine Wahrheit ablegt, können wir vor Freude laut jubeln. Beide sind nicht gegensätzlich, sondern verschmelzen zu einer majestätischen Melodie, deren Sopran von den jugendlichen Jubelrufern und deren Bass von den weinenden Patriarchen getragen wird – alles zum Lob und zur Ehre des Gottes aller Gnade, der auch der Gott der unendlichen Heiligkeit und der innewohnenden Gerechtigkeit ist.

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Engl. Originaltitel: „Chapter 3: The Altar And The House“
in Notes on the Books of Ezra, Nehemia, and Esther.
Quelle: https://plymouthbrethren.org

Übersetzung: Samuel Ackermann


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

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