Der Brief an die Hebräer (1)
Kapitel 1

David Willoughby Gooding

© CV Dillenburg, Online începând de la: 01.05.2006, Actualizat: 06.07.2023

Die Gottheit Christi

In der Hoffnung, diesen Brief umso besser auf uns anwenden zu können, je klarer wir erfassen, was er für die ursprünglichen Empfänger bedeutete, versuchten wir im letzten Kapitel, die Umstände und die geistlichen Erfahrungen der Empfänger dieses Briefes zu umreißen. Wir stellten fest, dass sich diese in einer Entscheidungsphase der größtdenkbaren Tragweite befanden. Sie waren Hebräer, die den Glauben an den Herrn Jesus bekannt und für dieses ihr Bekenntnis einiges durchlitten hatten. Sie hatten erwartet, dass die Nation sich bald zum Christentum bekehren und dass der Herr noch zu ihren Lebzeiten wiederkehren würde. Jetzt begannen sie dahinterzukommen, dass ihre Nation sich nicht bekehren würde, dass der Widerstand der Juden im Allgemeinen und der Obersten im Besonderen täglich erbitterter und die Verfolgungen immer erbarmungsloser wurden, dass bei alledem aber der HERR noch nicht zurückgekehrt war. Die älteren Christen gingen einer nach dem anderen heim. Es wurde bald offenkundig, dass diese Hebräer, die den Glauben an Jesus bekannt hatten, eins von zwei Dingen tun mussten: entweder vorangehen und das Bekenntnis ihres Glaubens an Jesus als Messias und Gott festhalten oder aber zurückgehen, das Bekenntnis widerrufen und seine Gottheit leugnen, sein Blut und seinen Bund mit Füßen treten und Gottes durch den Heiligen Geist bezeugtes Angebot der Gnade schmähen.

Das war keine kleine Entscheidung. Gingen sie im Glauben voran, mussten sie Verfolgung gewärtigen, Verlust ihrer Güter und vielleicht ihres Lebens. Aber mehr noch, sie müssten dann ein für alle Mal ihre von den Vätern überlieferte und ihrem Herzen so teure Religion abschreiben. Sie müssten sich bereit erklären, den Tempel zu verlassen, außerhalb des Lagers jüdischer Religion und jüdischen Gemeinwesens zu kommen, jegliche irdische Zentrale aufzugeben, um sich einzig und allein an den Herrn Jesus zu binden.

Du und ich, die wir keine Juden sind, die wir nie in dieser Religion des Alten Testaments aufgezogen wurden, würden wohl nicht lange überlegen. Wir waren eben nie in ihrer Lage. Vielleicht begann die Angst vor Verfolgung sich ihrer Herzen zu bemächtigen. Vielleicht wurde es ihnen langsam doch zu viel, mit dem verachteten Jesus von Nazareth identifiziert zu werden, der schließlich den Tod eines Verbrechers gestorben war. Ich halte sie aber für edel und nachdenklich genug, von tieferen Beweggründen beeinflusst worden zu sein.

Die meisten dieser Leute waren natürlich keine studierten Theologen, sondern einfache Leute, wie du und ich. Wie sie sich nun durch ihr Bekenntnis exponierten, begegnete ihnen Opposition anderer Natur, und zwar von solchen, die einst ihre religiösen Führer gewesen waren. Da standen ihre Rabbis an ihrer Haustür und fragten, was ihnen denn einfalle, die Religion der Väter aufzugeben, eine Religion über Bord zu werfen, die Gott selbst verordnet hatte. Und nicht genug damit, denn dann stellten die Rabbis die Grundwahrheiten des Christentums überhaupt in Frage.

Denn schließlich behaupteten diese neubekehrten Christen, dass dieser Jesus der Sohn Gottes sei, dass Er im Vollsinn des Wortes göttlich sei. Zweifelsohne lasen ihnen die Rabbis – wie sie das bis zum heutigen Tag nicht nur Juden, sondern auch Heiden gegenüber tun – Abschnitte aus dem Alten Testament vor:

„Schaut doch her“, fingen sie an, „bezeugt nicht das Alte Testament unmissverständlich: Höre Israel, der HERR, dein Gott, ist ein einiger Gott? Sind nicht wir als Juden seit Menschengedenken für diese fundamentale Wahrheit eingestanden, dass Gott einer ist?“

In den Jahrhunderten vor dem Exil war Israel wiederholt in Götzendienst gefallen, und Gott hatte sie dafür hart gezüchtigt. In den Jahrhunderten nach dem Exil aber war die Nation treu und unbeirrt zu dieser Grundwahrheit gestanden, dass Gott einer ist. „Ich bin der Erste und bin der Letzte und außer mir gibt es keinen Gott“ (Jes 44,6).

Diese Hebräer aber, die Jesus aufgenommen hatten, glaubten, dass Jesus der Sohn Gottes sei; dass Er, der in Menschengestalt unter ihnen geweilt hatte, Gott gleich sei. In den Ohren ihrer Landsleute war das Gotteslästerung. War das nicht die Anklage gewesen, die zu seiner Kreuzigung geführt hatte? Nicht, dass Er Wunder tat, und nicht, dass Er öffentlich lehrte und predigte; nein, die Tatsache, dass Er, ein Mensch, sich selbst zu Gott machte, war seine unverzeihliche Sünde.

Was sollten diese armen Leute tun? Sie hatten ihren Glauben, dass Jesus der Sohn Gottes sei, öffentlich bekannt, und sie hatten sich an seine Verheißung geklammert, dass Er bald wiederkommen werde. Sie warteten auf sein unmittelbar bevorstehendes Kommen in Macht und Herrlichkeit, und sie dachten, dann würde die Nation Ihn als Herrn anerkennen. Aber Er war nicht gekommen, und die Jahre verstrichen. Ist es da verwunderlich, dass sie schwankend wurden; sollten ausgerechnet sie Recht haben und die ganze Nation sich irren? Sollten sie es besser wissen als die gelehrten Rabbiner? Und wenn Christsein hieß, dass man die Religion der Väter aufgeben und aus dem jüdischen Gemeinwesen ausgeschlossen werden müsste, ja, dann ist es nicht verwunderlich, dass Zweifel und Unsicherheit an etlichen zu nagen begannen.

Jesus, der Sohn Gottes

Besorgt um das geistliche Wohlergehen dieser Hebräer setzt sich dieser namentlich nicht bekannte Christ hin und schreibt diesen Brief unter dem Diktat des Heiligen Geistes. Einige sind den Zusammenkünften ferngeblieben. Sie sind in großer Gefahr. Aber er beginnt seine Ausführungen nicht mit Tadel, dazu hat er ein zu weites, ein zu stark mitfühlendes Herz. Er hat es mit tief beunruhigten und teils wohl auch zu Tode beängstigten Seelen zu tun. Ihre Fragen sind anderer Art als die uns bewegenden, meist oberflächlicheren Probleme. Ihre Schwierigkeit berührt die fundamentalste aller Fragen. Ist Jesus der Sohn Gottes oder nicht? Davon hängt alles andere ab. So äußert sich Johannes gegenüber Heiden, die durch ihn zum Glauben gekommen waren: „Dies ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube … dass Jesus der Sohn Gottes ist“ (1Joh 5,4.5). Wir sollten das beachten. Das Geheimnis, die Welt zu überwinden, ist ein strapazierfähiger, lebendiger Glaube, dass der Herr Jesus tatsächlich der Sohn Gottes ist. Es ist gut, zu glauben, dass unsere Sünden vergeben sind; es ist gut, zu glauben, dass wir ewiges Leben haben. Aber der Hauptanker, das, was uns zum Überwinden dieser Welt verhilft, ist der Glaube, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Das gilt für uns Heiden; wie viel mehr für die Juden!

Wir erinnern uns, wie der Herr Jesus wenige Stunden vor seinem schweren Gang ans Kreuz den jüdischen Jüngern gesagt hatte:

„Glaubt ihr jetzt wirklich?“
„Ja, HERR, wir glauben“, hatten sie beteuert, „und wir sind gewiss, dass Du von Gott ausgegangen bist.“
„Glaubt ihr wirklich?“, fragte Er. „Siehe, es kommt die Stunde und ist jetzt gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine und mich allein lassen werdet; doch ich bin nicht allein … In der Welt habt ihr Drangsal, aber seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,32.33).

Was der HERR angekündigt hatte, traf ein. Diese Männer, die eben beteuert hatten, dass Er gewiss der Sohn Gottes sei, wurden plötzlich von Zweifeln überfallen, als sie Ihn am Kreuz hängen sahen.

Sie hörten die Volksmenge vorübergehen und spotten: „Wenn er der Sohn Gottes ist, so steige er vom Kreuz herunter, und wir wollen an ihn glauben“ (Mt 27,42). Aber Er stieg nicht herab. „Und wir hatten geglaubt, dass er es sei, der Israel erlösen solle; und jetzt ist er tot“, hatten sie gesagt (Lk 24,21).

Ihr Glaube war aufs Tiefste erschüttert. Für diese Juden hing alles an dieser einen zentralen Frage. War Er nun der Sohn Gottes oder nicht? Die Antwort musste entweder ein unzweideutiges, von Herzen kommendes Ja sein oder aber ein entrüstetes Nein. Ein Kompromiss war natürlich undenkbar. Wenn Er der Sohn Gottes ist, dann beugen wir uns vor Ihm und beten Ihn als Gott an; oder Er war nicht Gottes Sohn, und wir können Ihm ins Gesicht speien und Ihn wie die Juden einen Gotteslästerer und Betrüger nennen. Das Einzige, was diese angefochtenen Christen bewahren konnte, war ein beständiger, unerschütterlicher Glaube, dass Jesus der Sohn Gottes war. Zweifel an seiner Gottheit untergrub ihre Position in tödlicher Weise.

Das ist der Grund, warum der Schreiber mit viel Einfühlungsvermögen und außergewöhnlichem Geschick gleich dieses heißeste aller Eisen anpackt, nämlich jene Grundfeste des Glaubens, die Gottheit Jesu Christi zu untersuchen. Er möchte diese angefochtenen Seelen trösten, von denen jetzt verlangt wurde, alles aufzugeben, was ihnen teuer und wert war. Immer wieder verweist er deshalb auf die Tatsache, dass der Herr Jesus Christus, der Anführer ihrer Errettung, größer ist als alles andere, das sie aufgeben mussten. Er ist größer als die Engel; Er ist größer als Mose; Er ist größer als Josua; Er ist größer als Aaron; Er ist vorzüglicher als die Stiftshütte, besser als die Opfer, und sein Bund ist herrlicher als der Alte Bund. Der Schreiber wird ihnen vom Ersten bis zum Letzten klarzumachen suchen: „Schaut, ihr verliert gar nichts, wenn ihr dem Herrn Jesus nachfolgt; ihr gewinnt vielmehr. Ihr verliert nichts, wenn ihr alles aufgebt. Ihr gewinnt, denn Er ist besser als alles andere.“

Größer als Engel

Erstens ist Er besser als Engel, weil Er in allererster Linie der Sohn Gottes ist. Das jüdische Gesetz war den Juden von Gott durch die Vermittlung von Engeln gegeben worden. Daher hielten die Juden sehr viel von Engeln. Waren sie denn nicht eine privilegierte Nation? Welches andere Volk konnte behaupten, dass Gott zu ihm gesprochen habe? Gott aber hatte durch Engel zu ihnen gesprochen. Sie hüteten die Aussprüche Gottes wie ihren Augapfel. Wie in aller Welt könnten sie nur diese Dinge aufgeben, von denen sie wussten, dass sie von Gott kamen, um stattdessen diese neu in die Welt gesetzten Ideen der Nazarener aufzunehmen? Hatten denn nicht selbst die Pharisäer geurteilt: „Wir wissen, dass Gott zu Mose geredet hat. Was aber diesen Jesus betrifft, so wissen wir nicht, von wem er ist. Aber eines wissen wir, und das ist eine Grundfeste unseres Glaubens: Gott hat zu Mose gesprochen, und wir halten an Dingen fest, die gewiss sind. Meint ihr, wir würden das aufgeben, und uns euren neuen Vorstellungen anschließen?“

Vers 1

Heb 1,1: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne, …

Darum beginnt der Schreiber: „Nein, ich will keinesfalls leugnen, dass Gott zu Mose geredet hat und dass Er vor alters auf vielfältige Art und Weise zu den Vätern geredet hat; Gott hat durch die Propheten zu den Vätern gesprochen.“ (Bitte beachte das im Vorbeigehen: Die Autorität der inspirierten Schreiber des Neuen Testaments verbürgt die Tatsache, dass das heute von so vielen geringgeschätzte Alte Testament Wort Gottes ist. Gott, der vielfältig und auf mancherlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten – Heb 1,1.)

Aber schaut, sagt der Schreiber, Gott, der vor alters zu uns gesprochen hat, hat am Ende dieser Tage erneut zu uns gesprochen. Nur keine Sorge, Er wird sich nicht widersprechen. Wir erwarten von euch nicht, dass ihr Aussagen akzeptiert, die dem Alten Testament widersprechen; denn der Gott, der damals sprach, hat jetzt wieder gesprochen. Es ist der gleiche Gott, der eh und je geredet hat. Vor dem Kommen Christi sprach Er immer wieder, anfangend mit Adam im Garten Eden; dann redete Er zu Abraham, zu Mose, zu David und zu Dutzenden von anderen. Er sprach bei verschiedenen Gelegenheiten, und Er sprach auf vielfältige Art und Weise: manchmal in einem Traum, manchmal, indem Er in menschlicher Gestalt erschien wie einst vor Abrahams Zelt, manchmal durch den Mund der Propheten, oder durch den Dienst und die Einrichtungen der Stiftshütte.

Er sprach auf verschiedene Art und Weise; aber gerade dieser Umstand, dass Er nie bei einer Gelegenheit alles sagte und dass Er es auf so vielfältige Weise tat, hätte den Empfängern seiner Mitteilungen damals schon klarmachen müssen, dass dieses Reden nur etwas Vorläufiges sein konnte, dass es die Vorbereitung auf etwas Größeres und Besseres sein musste. Nachdem Gott vielfältig und auf mancherlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten, hat Er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn. Am Ende dieser Tage … denn jetzt haben wir den Höhepunkt erreicht. Der Gott, der schon anfänglich redete, zuerst nur leise flüsternd, und dann, so wie der Mensch es zu ertragen vermochte, immer deutlicher, hat jetzt schlussendlich den Ziel- und Höhepunkt all seines Redens erreicht. Nach jenem schwachen Glimmen des Morgengrauens im Garten Eden ist jetzt die Sonne auf dem Zenit eines hell leuchtenden Tages angelangt. Ein für alle Mal, abschließend und vollumfänglich hat Er am Ende dieser Tage in seinem Sohn gesprochen.

Ich muss an dieser Stelle darauf verweisen, was der griechische Text so exakt ausdrückt. Er hat geredet in Sohn – nicht im Sohn (im Griechischen steht hier kein bestimmter Artikel), sondern eben in Sohn. Ich möchte das einmal wie folgt erklären: Gott verwendete Männer und redete durch sie. Aber sie waren eben immer noch Menschen, sündige, schwache, hinfällige Menschen. Als aber Gott am Ende dieser Tage zu uns redete, sprach Er in der Person des Einen, der Seinem Wesen und Seiner Natur nach Sohn Gottes ist.

Verstehst du, was ich damit sagen will? Es gibt keine drei Götter. Wir Christen glauben nicht an drei Götter, obwohl die Juden uns das gern unterstellen möchten. Es gibt keine drei Götter, sondern da ist ein Gott; so lehrt uns das Neue Testament. In der einen Gottheit sind drei Personen: der Vater, der Sohn, der Heilige Geist. Der Vater ist Gott, der Sohn ist Gott, und der Heilige Geist ist Gott, aber es sind nicht drei Götter, sondern nur ein Gott.

Ein Gott

Du fragst: „Wie ist das möglich?“ – „Ich kann es dir auch nicht sagen; doch sind das Tatsachen, die Gott uns hat offenbaren wollen.“

Wie will auch unser winziger, begrenzter Verstand den fassen wollen, der unendlich ist? Deshalb wollen wir die Tatsachen so akzeptieren, wie sie uns offenbart sind. Es ist nur ein Gott.

Während Er vor alters durch Menschen geredet hat und diese sich von Ihm deutlich unterschieden, weil sie doch nur Menschen waren, Er aber Gott ist, hat Er am Ende dieser Tage durch jemand gesprochen, der Gott ist. Er hat jetzt in einem gesprochen, der Sohn ist, die zweite Person der Gottheit. Wir wollen darum Herz und Sinn der Würde unseres Herrn Jesus Christus öffnen. Er ist Gott. Der absolute Gott! Wenn du Ihm begegnest, wenn du Ihn hörst, dann begegnest du Gott und hörst du Gott.

„Darum“, sagt der Schreiber, „liegt kein Widerspruch vor. Ich verlange von euch nicht, dass ihr etwas aufgebt, das einst Gott selbst gesprochen hat, um etwas zu befolgen, was bloß ein Prophet gesprochen hat. Ich fordere euch vielmehr auf, die ihr unter den durch die Propheten gesprochenen Worten Gottes groß geworden seid, Worten Beachtung zu schenken, die die Gottheit selbst gesprochen hat.“

Der Erbe

Vers 2

Heb 1,2: … den er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat;

Nachdem der Schreiber diesen Punkt dargelegt hat, beginnt er, uns eine Fülle seiner Herrlichkeiten vorzuführen. Wir wollen gemeinsam diese göttliche Person, durch die es Gott gefallen hat, am Ende dieser Tage zu reden, betrachten und bewundern. Er hat geredet im Sohn, den Er gesetzt hat zum Erben aller Dinge, durch den Er auch die Welten gemacht hat. Versetze dich, wenn du kannst, einmal weit zurück in die Zeit, da Gott den Grundstein des Universums legte, als die Morgensterne miteinander jubelten und die Söhne Gottes jauchzten. Hörst du den triumphierenden Ruf der Engel Gottes, wie sie Gottes Werke bewundern, und beginnst du dich zu fragen, wozu all das geschaffen ist? Die Antwort ist, dass all diese Dinge für Ihn geschaffen sind, für die zweite Person der Trinität. Fragst du, warum unser kleiner Planet geschaffen wurde? Erneut bekommst du die Antwort, er ist für den geschaffen, der alles erben soll.

Betrachte die Menschheit, wie sie zunimmt; beachte Israel, wie es aus den Nationen heraus ersteht; und schau die großen heidnischen Reiche an und schließlich die wissenschaftlichen Errungenschaften der Menschen. Und dann fragst du dich: „Wohin soll all das führen, und wem soll es letztlich dienen?“ Die Antwort ist wiederum, dass Er Erbe aller Dinge ist. Am Ende steht Er da und sammelt alle Fäden menschlicher Erfahrung und alle Ergebnisse göttlicher Schöpfung in seiner Hand in eins zusammen. Er wird alles für sich selbst zusammenfassen, denn für Ihn wurde alles erschaffen, und im Blick auf Ihn ist alles geschehen. Zudem ist Er, der an jenem Tage stehen wird, derselbe, der am Anfang schon dastand. Der Erbe aller Dinge ist auch der Eine, durch den Er die Welten gemacht hat. Er war da, als alle Welten ausgedacht und erschaffen wurden, nicht bloß die materiellen Größen, die sich in stummer Majestät durch das All bewegen, sondern auch die Zeitalter menschlicher Geschichte. Er verordnete und bewachte die Grenzen und die Wohnstätten der Menschen, damit sie Gott suchen möchten. Er war es, der Sohn Gottes selbst, Planer wie auch Erbe der Welten.

Gottes Herrlichkeit

Wir haben darüber nachgedacht, was Er getan hat und was Er noch tun wird. Lasst uns jetzt darüber nachdenken, wer Er ist. Was ist Er in sich selbst?

Vers 3

Heb 1,3: … welcher, der Abglanz seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens seiend und alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend, nachdem er [durch sich selbst] die Reinigung der Sünden bewirkt, sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe; …

Die Tätigkeitswörter sind alle in der Gegenwartsform, auch die Partizipien, und bezeichnen Dinge, die Christus immer gewesen ist und getan hat und immerdar sein und tun wird. Er ist der Abglanz von Gottes Herrlichkeit. Keiner von uns hat je Gott, den Vater, gesehen. Nicht einmal Mose. Als Mose dort in der Felsenkluft stand und Gott all seine Herrlichkeit an ihm vorüberziehen ließ, sah Mose nicht den, den wir als Gott Vater kennen (2Mo 33,17ff.). Kein Mensch hat Gott je gesehen. Er sah den Einen, den wir anbeten, den, der später in der Gestalt von Jesus von Nazareth erscheinen würde, der aber seit je her war und ewig ist, der Abglanz, das Hervorstrahlen von Gottes Herrlichkeit. Er hat Gottes Herrlichkeit vor den Menschen hervorgestrahlt und ihnen damit gezeigt, wie Gott ist. Er ließ Gottes Herrlichkeit erstrahlen, als Er die Welt schuf, ließ uns aber auch verstehen, dass Gott ein Gott der Farben, der Musik, der Schönheit, der Größe und Pracht, der Mächtige, der Grenzenlose ist. Aber nicht nur in Seinen Taten, sondern in sich selbst ist Er das Hervorstrahlen der Herrlichkeit Gottes.

Jesaja durfte einmal einen Blick in den Himmel tun und sah den HERRN auf erhabenem Thron, und Seine Schleppen füllten den Tempel. Die Seraphim verhüllten Gesicht und Füße während sie riefen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott, der Allmächtige. Jesaja sah den Herrn der Heerscharen. Und doch sagt uns Johannes im 12. Kapitel seines Evangeliums, dass Jesaja damals den sah, den wir Jesus nennen. Er ist die Person in der Trinität, welche die Herrlichkeit der Gottheit hervorstrahlen lässt. Er spiegelt die Herrlichkeit nicht nur wie ein Spiegel wider, der das Licht der Sonne reflektieren mag, in sich selbst aber kein Licht besitzt; Er ist der Abdruck Seines Wesens. Wenn man einen Münzstempel nimmt und damit einen Abdruck in Metall prägt, dann kann man anhand des Abdrucks auf das Aussehen des Stempels schließen. So können wir, wenn wir Christus anschauen, auf Gott schließen, erkennen, wie Er ist. Aber unser Vergleich hinkt, denn der Münzstempel und das Metall sind zwei verschiedene Dinge, aber Christus ist Gott. Er ist der Abdruck Seines Wesens. Es heißt nicht, Er sei das gewesen oder Er werde es sein, sondern Er ist es in der zeitlosen Ewigkeit. Er hörte auch nicht auf, es zu sein, als Er auf Erden war, obwohl Er in menschlicher Gestalt unter uns weilte, im Schiff müde wurde und einschlief. Er konnte dennoch vor Menschen stehen und sagen: Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, und wie sagst du: Zeige uns den Vater? (Joh 14,9).

Entschuldigt bitte, dass ich wiederhole, es gibt nicht drei Götter, auch nicht zwei Götter, es ist nur ein Gott. „Wer mich gesehen hat“, sagte der Sohn, „hat den Vater gesehen.“

Der Erhalter

Aber noch etwas hat Christus immer getan und wird es immer tun: Er trägt alle Dinge durch das Wort Seiner Macht. Er erhält das Universum, die ganze Schöpfung, die ein Werk Seiner Hände ist. Er trägt es nicht nur wie ein totes Gewicht, das man stützen muss. Er trägt es in dem Sinn, dass Er es auf jenes Ziel hinführt, das Er allem verordnet hat.

Reden die Physiker von der Möglichkeit der Kernspaltung, der Möglichkeit, dass Menschen den Planeten, auf dem wir leben, in die Luft sprengen könnten? Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, denn Er ist es, der alle Dinge trägt und erhält durch das Wort Seiner Macht. Man sagt uns, das Universum expandiere, die Sterne, die schon Millionen von Lichtjahren entfernt sind, sausten beständig mit Lichtgeschwindigkeit immer weiter von der Erde weg. Und wir fragen uns, wohin das alles führt und wo es enden wird. Tatsache ist, dass Er alles trägt und es Seinem Ziel zuführt.

Mehr noch. Es heißt: Nachdem er die Reinigung der Sünden vollzogen hat. Denken wir an Ihn, wie Er eben vorgestellt worden ist. Er wird alles erben, Er hat alles geschaffen, und Er trägt alles; und als alles in Brüche ging, da kam Er Selbst, um alles wiederherzustellen. Es ist jedem von uns offenkundig, dass diese Welt, so schön sie ist, irgendwie und irgendwo verdorben ist. Ist Jesus Christus wirklich Gott, und sollte die Welt heimgesucht, aber so belassen haben, wie sie war? Nein, Er konnte sie nicht lassen, wie sie ist. Wohl hatte Gott in Seiner Freundlichkeit vor alters Opfer und Opfervorschriften verordnet, die dem Menschen eine Hoffnung geben konnten und es Gott auch ermöglichten, zum sündigen Menschen zu reden; dennoch hatte es Gott von Anfang an in Seinem Herzen gehabt, dass Gott selbst in Seine Schöpfung kommen und sie zurechtbringen müsse. Die ganze Schöpfung war verdorben, und wie wollte auch irgendein Geschaffenes sie wiedergutmachen? Sollte sie je wiederhergestellt werden, dann musste Gott, der Schöpfer selbst, kommen und die Sache in Seine Hand nehmen.

Er kam und Er hat durch sich selbst, ohne andere Mittel, die Reinigung der Sünden vollbracht; und damit hat Er das Werk vollbracht, das schließlich das Universum von allem reinigen wird, was verunreinigt war. Darauf hat Er sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe. Er hat sich gesetzt aufgrund eines vollbrachten Werkes, sich gesetzt, weil Er das Recht dazu hat. Wie ein Kronprinz ungefragt und ungehindert seinen Palast betreten und sich in der Gegenwart des Königs setzen würde, so ist Er nach Seinem vollbrachten Werk auferstanden und hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe. Er hat sich gesetzt, das will sagen, Er hat jene erhabene Stellung eingenommen, die von Rechts wegen Gott allein zusteht.

Es kommt die Zeit, in der ein gottloser Usurpator, ein schrecklicher Antichrist, auf der Erde regieren wird; und dieser wird, um seinen Mitmenschen seine angemaßte Größe zu demonstrieren, im Tempel Gottes sitzen und vorgeben, er sei Gott. Er wird dort sitzen und zwar bewusst jenen Platz einnehmen, um sich Gott gleichzumachen. Was aber dieser Usurpator sich anmaßt, das ist unser HERR von Rechts wegen. Er hat sich auf den erhabensten, höchsten Sitz im Universum gesetzt und damit Sein Einssein und Seine Gleichheit mit dem Vater demonstriert und so die Wahrheit Seiner Worte „Ich und der Vater sind eins“ bewiesen. Er hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe. Es heißt hier nicht: „Gott setzte ihn.“ Es ist natürlich wahr, dass Christus auf den Thron gesetzt und gekrönt worden ist und dass Gott Ihm einen Namen gegeben hat, der über jeden Namen ist. Diese Stelle aber sieht das aus einem etwas anderen Blickwinkel. Sie will sagen, dass Christus Gott ist, Gott gleich, dem Vater gleich. Er hat sich selbst gesetzt. Er wartete nicht darauf, aufgefordert zu werden oder bis Ihm das Vorrecht zugestanden wurde. In der Würde Seiner eigenen Person und in Seinem eigenen Recht hat Er sich gesetzt auf den Sitz der Gottheit in der Höhe.

Verse 4.5

Heb 1,4.5: … indem er um so viel besser geworden ist als die Engel, als er einen vorzüglicheren Namen vor ihnen ererbt hat. Denn zu welchem der Engel hat er je gesagt: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“? Und wiederum: „Ich will ihm zum Vater, und er soll mir zum Sohne sein“?

Ich kann mir einige dieser Hebräer vorstellen, wie sie diesen Brief erhielten, diese Worte lasen und wehmütig, aber matt kommentierten: „Ja, das stimmt, wir glaubten das auch einmal. Nun, es ist ja gut und schön, solches zu sagen; aber kannst du es beweisen? Es ist auch für euch christliche Führer angemessen, solch gewaltige Aussagen über Jesus von Nazareth zu machen; aber nur weil ihr es sagt, muss es noch lange nicht so sein. Wie könnt ihr es beweisen?“

Wir, die wir den HERRN lieben und an Sein Wort glauben als an Gottes Wort, lesen diese herrlichen Dinge und nehmen sie im Glauben an. Aber lasst uns einmal versuchen, uns in die Lage jener Hebräer zu versetzen. Wenn unbekehrte Juden solches über Jesus von Nazareth hörten, dann gellte das in ihren Ohren wie die grässlichste Gotteslästerung, die ein Mensch je über seine Lippen gebracht hat. Und sogar jene Hebräer, die bekannten, Christen zu sein, verspürten noch immer das Bedürfnis nach Beweisen. Und nicht nur, dass sie Beweise benötigten, es würde ihnen auch kaum genügen, dass ein Apostel diese Dinge sagte oder dass man Abschnitte aus den bereits vorliegenden Teilen des Neuen Testaments hierzu anführte. In ihren Augen wäre das einem logischen Zirkelschluss gleichgekommen. Die neutestamentlichen Briefe waren ja von Christen geschrieben worden, die ohnehin glaubten, dass Jesus der Sohn Gottes war, so dass die Juden ihr Zeugnis als tendenziös und deshalb als nicht beweiskräftig ansehen mussten.

Das Alte Testament

Der Schreiber ist darum sehr weise und zitiert keine neutestamentlichen Apostel. Er sagt nicht: „Schließlich glaubt auch Petrus, dass Er der Sohn Gottes ist. Und ihr wisst doch, dass Gott Seine Apostel mit besonderer Vollmacht ausgestattet hat und dass ihre Worte deshalb Wort Gottes sind.“ Obwohl das vollkommen zutreffend ist, versucht der Schreiber dennoch keineswegs auf diese Weise seine Überzeugungen zu beweisen. Wenn es ihm überhaupt gelingen soll, Juden von der Gottheit Jesu Christi zu überzeugen, dann muss er es von den von ihnen anerkannten heiligen Schriften aus tun, also vom Alten Testament. Und als Erstes muss er ihnen zeigen können, dass der Messias, der kommen sollte, eine göttliche Person sein würde. Um das zu zeigen, verweist er auf zwei Abschnitte aus dem Alten Testament, der eine ist Psalm 2,7, der andere 2. Samuel 7,14: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“, und: „Ich will ihm zum Vater, und er soll mir zum Sohne sein.“ Beides sind Weissagungen, die Israels König betreffen. Der Zusammenhang in Psalm 2 ist: Habe ich doch meinen König gesalbt auf Zion, meinem heiligen Berge! Die Prophetie spricht von Israels Messias und König, gegen den sich Heiden und Könige empören würden, so dass sie sich zusammentun und sagen: Lasst uns von uns werfen ihre Seile (Ps 2,3). Dann spricht der Messias selbst: Vom Beschluss will ich erzählen. Gott hat gesagt: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Was sind das für Worte: ein von Gott gezeugter Sohn? Ja, götzendienerische, heidnische Könige umschrieben zuweilen ihre eingebildete Beziehung zu irgendeinem Gott mit ähnlichen Begriffen. Aber diese Worte stehen im unerbittlich monotheistischen Alten Testament, nicht in heidnischer, götzendienerischer Literatur. Auf David oder sonst eine noch so hervorragende menschliche Größe angewandt muss man die Aussage als eine gänzlich ungerechtfertigte Übertreibung beurteilen, die der Heiligen Schrift ganz und gar nicht ansteht. Misst man ihr aber die volle Bedeutung zu, dann bezeichnet sie einen Messias, der offenkundig göttlicher Natur ist.

In der zweiten Stelle verspricht Gott dem David, dass Er ihm ein Haus bauen und dass Er mit seinem Samen sein würde. Gott sagte: Ich will ihm zum Vater, und er soll mir zum Sohne sein, so dass, wenn er verkehrt handelt, ich ihn züchtigen werde … (2Sam 7,14).

Nun, gewiss handelte auch Salomo, Davids Sohn, verkehrt: Mit all seiner Weisheit endete er dennoch in größter Torheit und Sünde, wie nach ihm noch so mancher Spross des Hauses Davids. Sollte also jene erhabene Verheißung an Davids Nachkommenschaft – Ich will ihm zum Vater, und er soll mir zum Sohne sein – nie Höheres sagen wollen als jene traurig unzulängliche Beziehung, die ein Salomo zu seinem Gott unterhielt? So leer sind Gottes Verheißungen nicht! Aus Davids Samen sollte eines Tages der Messias kommen, und dieser würde im höchsten Sinn des Wortes Sohn Gottes sein.

„Einverstanden“, mochte jeder Jude einwenden, „aber im Alten Testament werden Engel Söhne Gottes genannt, so dass die Verheißung ,Er wird mir zum Sohne sein‘ nicht unbedingt ein Hinweis auf seine Gottheit sein muss.“ Ja, Engel werden im Alten Testament Söhne Gottes genannt; aber zu welchem Engel hat Er je gesagt: Setze dich zu meiner Rechten? Engel werden zusammenfassend Söhne Gottes genannt. Aber nie wird ein einzelner Engel „mein Sohn“ genannt. Nie. Nein, Er ist weit erhaben über alle Engel. Wenn wir das Alte Testament durcharbeiten, verstehen wir, dass der kommende Messias höher ist als Engel, weil Er einen vorzüglicheren Namen vor ihnen ererbt hat. Sie sind lediglich Geschöpfe; Er aber ist ein Erbe, weil Er das Leben Gottes selbst besitzt, von Gott gezeugt, nicht erschaffen. In einzigartigem Sinn ist Er der Sohn Gottes.

Seine Wiederkunft

Als Er das erste Mal kam, wurde Er verachtet; die Menschen erkannten Seine Gottheit nicht. Das wird anders sein, wenn Er wiederkommt. Denn:

Vers 6

Heb 1,6: Wenn er den Erstgeborenen wiederum [so lautet nämlich die korrekte Lesart] in den Erdkreis einführt, spricht er: Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten.

Ihn anbeten? Juden würden nie einen Menschen anbeten. Sie wären schon entsetzt über die Vorstellung, einen Engel anzubeten. Und auch Engel, sie würden sich nie anbeten lassen. Ihr wisst, wie Johannes vor einem Engel niederfiel, um ihn anzubeten, und wie der Engel ihn rügte: Siehe zu, tue es nicht. Ich bin dein Mitknecht (Off 19,10). Nicht einmal der Erzengel Michael ließ es zu, dass ihn jemand anbetete. Wer ist denn dieser Eine, von dem das Alte Testament sagt: Alle Engel Gottes sollen ihn anbeten? Jemand, der mehr als menschlich ist, und doch ist es nicht Gott der Vater. Es ist die zweite Person der Gottheit, und Er hat Anrecht auf göttliche Ehrung. Das sagt das Alte Testament.

Verse 7-9

Heb 1,7-9: Und in Bezug auf die Engel zwar spricht er: „Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme“; in Bezug auf den Sohn aber: „Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches; du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst; darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl über deine Genossen.“

Aber es sagt noch mehr. Denn Gott wendet sich an den Sohn und sagt zu Ihm: Dein Thron, o Gott, ist von Ewigkeit zu Ewigkeit, und ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches. Viele Könige hatten im Auftrag Gottes in Israel regiert, aber alle hatten sie ohne Ausnahme mehr oder weniger versagt. In jedem Einzelnen von ihnen hatte sich ein unvollkommenes Herz gefunden. Alle, ohne Ausnahme, hatten sie das eine oder andere Mal Sünde geliebt und Gerechtigkeit gehasst. Hier aber sagt uns das Alte Testament voraus, dass der Messias absolut vollkommen sein würde. Kann man das erklären? Ja, dadurch, dass Er mehr war als nur ein Mensch; Er war Gott selbst. Darum hat Gott, dein Gott dich gesalbt mit Freudenöl über deine Genossen (Heb 1,9). Er hat nicht Seinesgleichen.

Verse 10-12

Heb 1,10-12: Und: „Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände; sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Kleid, und wie ein Gewand wirst du sie zusammenwickeln, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht vergehen.“

Wir halten inne und betrachten die Schöpfung. Wenn wir die Sterne anschauen, die Regelmäßigkeit ihrer Bahnen, ihre große Entfernung, oder wenn unsere Blicke über mächtige Bergketten schweifen, wie klein und nichtig kommen wir uns dann vor. Wir sind nicht sonderlich groß, selbst wenn wir in der blendendsten Verfassung sind. Und erst recht, wenn wir ein wenig Kopfweh oder Magenschmerzen haben oder einige Wochen krank im Bett schmachten, wie klein wir uns dann vorkommen. Wie schwach, wie hinfällig, Geschöpfe eines Augenblicks! Was sind wir schon, verglichen mit diesen zeitlosen Bergen? Und was gegen diese Sterne auf ihren zeitlosen Bahnen? Ja, was sind wir schon in den unendlichen Weiten des Universums? Aber in Psalm 102,23-28 spricht Gott (in der Fassung der Septuaginta, die der Verfasser des Hebräerbriefes gebrauchte) zum Messias: Du Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände: Sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Kleid, und wie ein Gewand wirst du sie zusammenwickeln, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht vergehen. Wie unfassbar groß ist der Messias – und Jesus ist der Messias!

Die Engel

Verse 13.14

Heb 1,13.14: Zu welchem der Engel aber hat er je gesagt: „Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße“? Sind sie nicht alle dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen?

Man kann Engel nicht mit Ihm vergleichen. Ja, ich weiß, dass Engel in einem begrenzten Sinn Söhne Gottes genannt worden sind, aber zu welchem der Engel hat Er jemals gesagt: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße?

Engel kämpfen für Gott. Michael wird noch einen der größten Kämpfe der Geschichte mit dem Drachen ausfechten, und der Drache und seine Engel werden kämpfen. Michael wird schließlich siegreich aus dem Kampf hervorgehen. Wenn er aber zurückkehrt, um in die Gegenwart Gottes zu treten, dann wird er sich still mit gesenktem Haupt und gesenkten Flügeln hinstellen. Niemals hat Gott auch dem siegreichsten Engel daraufhin gesagt: „Komm und setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.“ Das hat Gott nur zu Einem gesagt. „Komm“, spricht Gott, „ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße.“

Wird sich Gott denn beugen und sich der Interessen eines anderen annehmen, diesen auf Seinen Thron setzen, um ihm dann alle seine Feinde zu einem Schemel zu machen? Wird Gott sich neigen und den Schemel zu Füßen eines anderen hinstellen? Ja, genau das wird Gott der Vater tun. Er wird es aber nur für jemand tun, der Seinesgleichen ist, jemand, der der Sohn Gottes ist.

Nein, Christus und Engel lassen sich nicht vergleichen. Engel sind nichts als Diener. Ja, Christus kann Winde als Seine Boten, Gott kann Feuer als Seine Diener gebrauchen. Und Engel, die höchsten sogar … was sind sie anderes als dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die die Seligkeit ererben sollen?

Wir sind am Ende unseres Kapitels angelangt. Es treibt uns, Herz und Sinn, ja alles, was wir sind und haben, vor Ihm zu neigen, um Ihm göttliche Verehrung zu bringen. Wir wollen uns dazu noch zweierlei merken.

Erstens: Dass der Messias göttlich ist, wahrer Gott vom wahren Gott, ungeschaffen, ist nicht die geniale Idee irgendwelcher armer Fischer vom See Genezareth, die von einer dynamischen Persönlichkeit fasziniert waren und daher um den Namen Jesus von Nazareth eine tolle Legende woben. Das mag behaupten, wer will, und sei er Theologe mit den höchsten Auszeichnungen, die man sich denken kann. Dass der Messias wahrer Gott vom wahren Gott sein würde, ist die Botschaft Gottes schon im Alten Testament. Das war nicht eine Botschaft, die Er unangekündigt in die Welt setzte. Während Gott die Menschheit auf das Kommen des Erlösers vorbereitete, wies Er immer wieder darauf hin, dass dieser Gott selbst sein würde. Wir sind nicht künstlich erdichteten Fabeln gefolgt (2Pet 1,16).

Und schließlich, nachdem wir uns ausführlich über die Herrlichkeit unseres HERRN Gedanken gemacht haben, wollen wir ein wenig uns selbst betrachten, die wir vor Seinem Thron anbeten. Wir denken daran, wie viel größer als Engel Er ist; diese sind ja bloß Seine Diener. Und dann vernehmen wir aus Seinem Munde: „Ihr, die ihr mich liebt, die ihr bereit seid, mir nachzufolgen und in einer Welt, die mich verworfen hat, meine Schmach zu tragen … schaut, ich habe diesen Engeln geboten, euch, die ihr die Seligkeit ererben sollt, zu dienen. Wenn ihr verwirrt seid und Nöte euch zu schaffen machen, wenn ihr meinetwegen Schmach erduldet und den Weg bitter findet, dann seid getrost. Ihr verneigt euch jetzt vor mir, um mir göttliche Ehren zu erweisen. Wenn ihr euch erhebt, werde ich euch einige meiner Diener senden, Engel, die mächtig sind an Stärke, und sie werden eure Leibwachen sein, bis ich euch zu mir nehme, um bei mir in der Herrlichkeit zu sein.“

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Aus dem Buch Ein unerschütterliches Reich,
Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, 1987


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