Randbemerkungen zu „Handbuch der biblischen Prophetie“ von A.G. Fruchtenbaum (1)
Grundlagen

Werner Mücher

© W. Mücher, online seit: 10.09.2010, aktualisiert: 30.04.2023

Anmerkung der Redaktion:
Bereits 1983 erschien das Handbuch der biblischen Prophetie von Arnold Fruchtenbaum. Dieses Buch ist mittlerweile recht weit verbreitet und wird vielfach als Nachschlagewerk bei prophetischen Fragen benutzt. Aus Sicht der Redaktion enthält es sehr viele nützliche Hinweise. Dennoch wollen wir dem interessierten Leser gern die folgenden Randbemerkungen von Bruder Werner Mücher zur Verfügung stellen, der ebenfalls ein durch viele Bücher zu diesem Thema ausgewiesener Kenner der biblischen Prophetie ist. Diese Randbemerkungen sollen den Leser anreizen, die Schrift zu untersuchen und selbst mit Hilfe des Heiligen Geistes, aber auch mit Hilfe von Gaben, die der Herr seiner Gemeinde gegeben hat (Eph 4,12: „zur Vollendung der Heiligen“), zu einer Überzeugung zu gelangen. Wenn wir diese Randbemerkungen veröffentlichen, dann vor allen Dingen deshalb, weil dieses Buch in vielen Bücherregalen zu finden ist. Wir schätzen Bruder Fruchtenbaum ebenso wie es Bruder Werner Mücher in seiner Einleitung „Ein Wort vorab“ deutlich macht, auch wenn wir in einigen zentraleren Fragen, die nicht mit der Prophetie zusammenhängen, doch mehr oder weniger stark abweichende Ansichten vertreten.

Ein Wort vorab

Eigentlich müsste ich, um dem Buch Handbuch der biblischen Prophetie (Schulte & Gerth, 1991; Asslar) von Arnold G. Fruchtenbaum gerecht zu werden, auch die vielen guten Aussagen in diesem Buch kommentieren. Arnold G. Fruchtenbaum (künftig immer AGF) geht vom dispensationalen Standpunkt aus, was sehr wohltuend ist. Er lehrt eindeutig, dass die Entrückung vor der Drangsalszeit stattfindet. Ebenso beweist er exzellent, dass es ein buchstäbliches Tausendjähriges Reich geben wird (Teil V). Auch ist es eindrucksvoll, zu sehen, wie AGF viele Bibelstellen aus den Propheten Revue passieren lässt. Ich habe mir an sehr vielen Stellen in meinem Exemplar dieses Buches „gut!“ oder „sehr gut!“ an den Rand geschrieben. Vieles ist hervorragend ausgedrückt. Den Hauptlinien schließe ich mich von Herzen an, und ich glaube, dass das Buch in vieler Hinsicht zum Segen dient.

Dennoch habe ich mir auch eine ganze Reihe Randbemerkungen zu Punkten gemacht, die aus meiner Sicht ungenau und zum Teil irreführend sind. Dabei gebe ich gern zu, dass es Bibelstellen zu den Prophezeiungen gibt, wo ich selbst Fragen habe und dankbar wäre, wenn ich dazu mehr Klarheit bekäme. An den Stellen, wo ich Text in die Zitate von AGF eingefügt habe, habe ich das durch eckige Klammern […] kenntlich gemacht.

Ich habe häufig darauf verzichtet, Sekundärliteratur zum Beweis anzuführen. Auch habe ich meine Randbemerkungen nicht immer ausführlich untermauert, weil ich das in einigen Büchern getan habe, die ich in den letzten zwanzig Jahren selbst zu prophetischen Themen verfasst habe. Diese Bücher sind (in der Reihenfolge ihres jeweiligen Erscheinungsjahres):

An einigen Stellen verweise ich in dieser Ausarbeitung auf das umfangreiche Werk von Schürmann/Isenberg, Der vergessene Reichtum, Lychen (Daniel-Verlag), in dem die Autoren auf viele Fragen, die uns nun beschäftigen, ausführlich eingehen.

Die „Randbemerkungen“ sollen eine Einladung für den Leser sein, sich intensiver mit dem prophetischen Teil des Wortes Gottes zu beschäftigen: „Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester, auf das zu achten ihr wohltut, als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen; indem ihr dies zuerst wisst, dass keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist. Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Menschen Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist“ (2Pet 1,19-21).

Ich freue mich über jede Zuschrift, ob sie nun meine Argumente ergänzt oder auch korrigiert. Ich wünsche dem Leser und mir selbst die gute Haltung, mit der die Beröer das Wort Gottes aufnahmen: „Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen das Wort mit aller Bereitwilligkeit auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich so verhielte“ (Apg 17,11).

Gottes Segen und viel Freude beim Studium des Wortes Gottes. – Maranatha!

Marienheide, 11. August 2010
wmuecher[at]aol.com

Randbemerkungen im Einzelnen

Teil 1 – Grundlagen

Seite 14: Ein Vers kann das, was er bezeugen will, nur im Zusammenhang des Textes aussagen, und man kann seine Bedeutung nur aus dem Kontext heraus erfassen, darum darf er nicht aus dem Textzusammenhang herausgerissen werden. Wenn dies geschieht, ergibt sich oft eine Bedeutung, die er im Textzusammenhang niemals haben kann. Ein gutes Beispiel ist hierfür Sacharja 13,6 „Und wenn jemand zu ihm spricht: Was sind das für Wunden in deinen Händen?, so wird er sagen: Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben.“. Dieser Vers wird oft als Weissagung auf Christus hin ausgelegt. Reißt man ihn aus dem Zusammenhang, klingt er tatsächlich, als spreche er von Christus. Aber der Zusammenhang (Sacharja 13,2-6 (2) Und es wird geschehen an jenem Tag, spricht der HERR der Heerscharen, da werde ich die Namen der Götzen ausrotten aus dem Land, und man wird sich nicht mehr an sie erinnern; und auch die Propheten und den Geist der Unreinheit werde ich aus dem Land wegschaffen. (3) Und es wird geschehen, wenn ein Mann ferner weissagt, so werden sein Vater und seine Mutter, seine Erzeuger, zu ihm sprechen: Du darfst nicht leben, denn du hast Lüge geredet im Namen des HERRN! Und sein Vater und seine Mutter, seine Erzeuger, werden ihn durchbohren, wenn er weissagt. (4) Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden die Propheten sich schämen, jeder über sein Gesicht, wenn er weissagt; und sie werden nicht mehr einen härenen Mantel anlegen, um zu lügen. (5) Und er wird sprechen: Ich bin kein Prophet, ich bin ein Mann, der das Land bebaut; denn man hat mich gekauft von meiner Jugend an. (6) Und wenn jemand zu ihm spricht: Was sind das für Wunden in deinen Händen?, so wird er sagen: Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben.“) spricht von falschen Propheten. Daher kann Vers 6 nicht auf Christus gedeutet werden, es sei denn, man bezeichne ihn als einen falschen Propheten. Hier liegt die Gefahr, wenn jemand einen Bibelvers für sich nimmt und nicht aus dem Zusammenhang heraus verstehen will. Der häufig zitierte Satz „Man kann mit der Bibel alles beweisen“ trifft nur dann zu, wenn man diese Regel verletzt.

Diesem Auslegungsprinzip schließe ich mich voll und ganz an, doch das Beispiel, das AGF hier gebraucht, ist nicht gut geeignet. In diesem Fall machen nämlich die folgenden Verse klar, dass es sich sehr wohl um Christus handelt. Wenn sich Sacharja 13,7 „Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist!, spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen. Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden.“ eindeutig auf Christus bezieht (denn dieser Vers wird ja teilweise in Matthäus 26,31 „Dann spricht Jesus zu ihnen: Ihr werdet alle in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen; denn es steht geschrieben: „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.““ zitiert und AGF wird sicher zugeben, dass Vers 7 sich auf Christus bezieht), warum sollten sich dann nicht bereits die Verse 5 und 6 in Sacharja 13 auf Christus beziehen?[1] Wenn der plötzliche Übergang von Vers 6 zu 7 möglich ist, warum dann nicht bereits zwischen den Versen 4 und 5?

Die wörtliche Übersetzung von Sacharja 13,5.6 (5) Und er wird sprechen: Ich bin kein Prophet, ich bin ein Mann, der das Land bebaut; denn man hat mich gekauft von meiner Jugend an. (6) Und wenn jemand zu ihm spricht: Was sind das für Wunden in deinen Händen?, so wird er sagen: Es sind die Wunden, womit ich geschlagen worden bin im Haus derer, die mich lieben.“ macht deutlich, dass es tatsächlich in diesen Versen um den Messias geht und nicht um den falschen Propheten: „Und er wird sprechen [ve’amar]: Nicht ein Prophet bin ich, ein Bearbeiter des Erdbodens bin ich, denn ein Mensch hat mich gekauft von meiner Jugend an. Und er wird sprechen [ve’amar] zu ihm [’elav]: Was sind diese Wunden zwischen deinen Händen … ?“

Der falsche Prophet fragt jemand anders bezüglich der Wunden in den Händen. Leider kommt in der Elberfelder nicht zum Vorschein, dass diese beiden Verse mit den genau gleichen Worten beginnen. Durch die unterschiedliche Übersetzung von ve’amar wurde diese Tatsache verwischt. Wer ist der Gefragte? Geht man die Verse der Reihe nach zurück, findet man die Person am Schluss von Kapitel 12, wo es in Vers 12 heißt: „Sie werden auf mich [’elai] blicken, den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,12). Dann wird in der 3. Person über ihn gesprochen [’alav].

Seite 15: Der zweite Unterabschnitt ist die Zeit der großen Trübsal, die sieben Jahre dauert. Dies werden die letzten sieben Jahre der Haushaltung der Gnade sein.

1. Wenn man die Heilige Schrift genau auf die „Zeit der Trübsal“ oder „Zeit der Drangsal“ untersucht, stellt man fest, dass sie nicht 7 Jahre, sondern 3½ Jahre dauert. Es ist die Zeit, die im Buch der Offenbarung mit jeweils „42 Monaten“ (Off 11,2; 13,5), „1260 Tagen“ (Off 11,3; 12,6; vgl. Dan 12,11.12 (11) Und von der Zeit an, da das beständige Opfer abgeschafft wird, und zwar um den verwüstenden Gräuel aufzustellen, sind 1.290 Tage. (12) Glückselig der, der ausharrt und 1.335 Tage erreicht!“) oder „einer Zeit, Zeiten und einer halben Zeit“ (Off 12,14; vgl. Dan 7,25; 12,7 (7:25) Und er wird Worte reden gegen den Höchsten und die Heiligen der höchsten Örter vernichten; und er wird darauf sinnen, Zeiten und Gesetz zu ändern, und sie werden eine Zeit und Zeiten und eine halbe Zeit in seine Hand gegeben werden.“ „(12:7) Und ich hörte den in Leinen gekleideten Mann, der oben über dem Wasser des Stromes war, und er erhob seine Rechte und seine Linke zum Himmel und schwor bei dem, der ewig lebt: Eine Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit. Und wenn die Zerschmetterung der Kraft des heiligen Volkes vollbracht sein wird, dann werden alle diese Dinge vollendet sein.“) bezeichnet wird. Die gesamte Zeit zwischen der Entrückung und dem Friedensreich wird allerdings sehr wohl 7 Jahre dauern, das ist die „Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird“ (Off 3,11).

2. Wieso AGF diese 7 Jahre der Gerichte noch zu der Haushaltung der Gnade rechnet, ist mir unverständlich. Es ist doch viel sinnvoller, davon auszugehen, dass die Zeit der Gnade mit der Entrückung der Gemeinde endet. Nach der Zeit der Gemeinde wird Gott vielmehr wieder mit Israel anknüpfen und Menschen aus diesem Volk zur Bekehrung bringen. Diese Menschen sind dann aber keine Christen mehr – oder hat AGF ein anderes Verständnis von dem Begriff „Christ“? –, sie werden nicht zum Leib Christi gehören, sondern ihre Stellung gleicht der der Gläubigen des Alten Bundes, wo es auch schon Heilige aus dem Volk Israel und aus den Völkern gab.

Der Apostel Paulus verkündigte das „Evangelium der Gnade“ (Apg 20,24), nach der Entrückung wird das „Evangelium des Reiches“ verkündigt (Mt 24,14 „Und dieses Evangelium des Reiches wird auf dem ganzen Erdkreis gepredigt werden, allen Nationen zum Zeugnis, und dann wird das Ende kommen.“).

Seite 18: Der Wert des Buches der Offenbarung liegt nicht darin, dass es neue Informationen vermittelt, sondern dass es eher die Prophetenworte des Alten Testamentes aufgreift und sie chronologisch ordnet, so dass man die Folge der verschiedenen Ereignisse bestimmen kann.

Wenn das zutreffen würde, hätte Gott uns kaum das Buch der Offenbarung zu geben brauchen. Es ist der Schlussstein des Neuen Testamentes und fasst die prophetischen Aussagen des Alten Testamentes (die sich auf Israel beziehen) und die des Neuen Testamentes (die sich auf die Christenheit beziehen) zusammen. Beide Stränge der Prophetie laufen in der Offenbarung zusammen und verschmelzen zu einem Ganzen. Im Buch der Offenbarung sehen wir, wie Gott seine Ratschlüsse mit der Erde und den Menschen in den verschiedenen Zeitaltern erfüllt, und es wird ein Ausblick auf die Ewigkeit gegeben.

Es stimmt zwar, dass das Verständnis des Buches der Offenbarung eine gewisse Kenntnis der übrigen Schriften des Alten und des Neuen Testamentes voraussetzt, vor allem, was die Symbolik bedeutet, doch es enthält durchaus viele neue Offenbarungen, wie auch der Name des Buches (griech. apokalypsis = „Enthüllung“) deutlich macht. Es ist keine bloße Wiederholung bekannter Wahrheiten, sondern vor allem eine Offenbarung über das Gericht an der abgefallenen Christenheit, worüber wir im Alten Testament überhaupt keine Prophezeiungen haben.

Was AGF über die chronologische Reihenfolge in der Offenbarung sagt, stimmt zwar grundsätzlich, sie ist aber manchmal nicht so leicht zu erkennen, weil es viele Einschübe gibt, die entweder zurück- oder vorausblenden.

Offenbarung 20 zum Beispiel gibt die Dauer des Friedensreiches an, sagt aber nichts zum Friedensreich selbst; darüber wurde bereits im Alten Testament ausführlich gesprochen. Doch als eine neue Offenbarung teilt uns das Buch der Offenbarung mit, wer zum Beispiel auf den Thronen sitzen wird. Darüber sagt Daniel 7 nichts, dort ist nur von Thronen die Rede.

Seiten 20, 23, 34: Der Ursprung der Offenbarung ist Gott, der Vater … Der ursprüngliche Autor ist der dreieinige Gott. Der Urheber war Gott, der Vater.

Es geht in der Offenbarung im Allgemeinen nicht um den Vater, sondern um Gott (Elohim), den dreieinen Gott, Vater und Sohn und Heiliger Geist. Natürlich ist der Herr Jesus Gott, auch im Buch der Offenbarung. Allerdings wird Er in der Regel als der Mensch Jesus Christus gesehen, dem Gott das Gericht und die Regierung in die Hände gegeben hat (vgl. Joh 5,27 „und er hat ihm Gewalt gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.“).

Seite 25: In [Offenbarung 1,] Vers 10 erzählt er [Johannes], dass er am Tag des Herrn unter der Macht des Heiligen Geistes war und eine gewaltige Stimme hörte, die so mächtig war, dass er sie mit einer Posaune verglich. Im Griechischen ist der Begriff, der hier mit „des Herrn“ übersetzt ist, nicht ein Substantiv, sondern ein Adjektiv. Der Ausdruck bezieht sich daher nicht auf einen besonderen Tag in der Woche wie den Sabbat (Samstag) oder Sonntag.

Es stimmt, dass im Griechischen „des Herrn“ (kyriake) ein Adjektiv ist und wörtlich übersetzt den „herrigen“ (d.h. ein dem Herrn gehörender) Tag bedeutet, aber die Schlussfolgerung von AGF ist falsch. Dasselbe Wort kyriake wird nur noch in 1. Korinther 11,20 „Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist das nicht des Herrn Mahl essen.“ gebraucht, wo es um „des Herrn Mahl“ (das dem Herrn gehörende Mahl) geht. Der dem Herrn gehörende Tag ist der Sonntag. Das darf nicht mit dem „Tag des Herrn“ verwechselt werden, der ein (längerer) Zeitraum ist, in dem der Herr handeln und seine Ratschlüsse ausführen wird.

Sicher ist diese Frage nicht von gravierender Bedeutung, aber dennoch sei die Frage erlaubt: Warum soll dieser Tag nicht ein Sonntag gewesen sein? Die einleuchtendste Erklärung ist nach wie vor die, dass der dem Herrn gehörende Tag (kyriake hemera) ein Sonntag war. Die ersten Christen haben den Sonntag gefeiert, weil es der Tag der Auferstehung des Herrn war (vgl. Apg 20,7 „Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, da er am folgenden Tag abreisen wollte; und er dehnte das Wort bis Mitternacht aus.“; Mt 28,1 „Aber nach dem Sabbat, in der Dämmerung des ersten Tages der Woche, kam Maria Magdalene und die andere Maria, um das Grab zu besehen.“; Joh 20,19.26 „Als es nun Abend war an jenem Tag, dem ersten der Woche, und die Türen da, wo die Jünger waren, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren, kam Jesus und stand in der Mitte und spricht zu ihnen: Friede euch!“ „Und nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und stand in der Mitte und sprach: Friede euch!“; 1Kor 16,2 „An jedem ersten Wochentag lege ein jeder von euch bei sich zurück und sammle auf, je nachdem er Gedeihen hat, damit nicht dann, wenn ich komme, Sammlungen stattfinden.“). Es gibt keinen Tag in der Woche, der für das Christentum von größerer Bedeutung wäre als gerade dieser erste Tag der Woche.

Seite 27: Während das Bild des Leuchters in diesem Sinne an keiner anderen Stelle der Bibel sonst gebraucht wird, so sind doch die Sterne immer das Symbol für Engel. Das gilt für das Alte Testament, trifft aber ebenso für das Neue Testament einschließlich der verschiedenen Stellen in der Offenbarung zu.

Sterne sind im Buch der Offenbarung durchaus nicht immer Symbole für Engel.[2] Sie können Engel sein, sind aber häufig auch Symbole für führende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens (vgl. Dan 8,10 „Und es wurde groß bis zum Heer des Himmels, und es warf vom Heer und von den Sternen zur Erde nieder und zertrat sie.“; 1Mo 1,16; 37,5-10). In Offenbarung 1,20 „Das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Versammlungen, und die sieben Leuchter sind sieben Versammlungen.“ sind die Engel die Repräsentanten der örtlichen Gemeinden, die geistliche Autorität in einer Gemeinde ausüben und deshalb dem Herrn verantwortlich sind.

Seite 35: Die Verse 9-12 handeln von Gott, dem Vater, der sich anschickt, Gericht über das vierte Reich zu halten.

Auch hier schreibt AGF das Gericht Gott, dem Vater, zu, dass Er das Gericht über das vierte Tier ausübe. Siehe weiterhin die Erklärungen zu den Seiten 20, 23, 34. Doch es geht auch hier bei der Beschreibung um den ewigen Gott (Vater, Sohn und Heiliger Geist), im Gegensatz zum Sohn des Menschen. Der Vater richtet niemand, sondern hat das Gericht dem Sohn übergeben, weil Er der Sohn des Menschen ist (Joh 5,22.27 „Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben,“ „und er hat ihm Gewalt gegeben, Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.“).

Seite 37: Danach kommt das kleine Horn oder das Stadium des Antichristen (Vers 24b-26).

Der Antichrist wird hier und im weiteren Verlauf des Buches fälschlicherweise als der Herrscher des letzten Weltreiches beschrieben. Der Herrscher dieses Weltreiches ist jedoch das erste Tier aus dem Meer (Off 13,1 „Und ich sah aus dem Meer ein Tier heraufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung.“). Das Meer ist oft ein Bild für das Völkermeer (Jes 17,12 „Wehe dem Getümmel vieler Völker – wie das Brausen der Meere brausen sie – und dem Rauschen von Völkerschaften – wie das Rauschen gewaltiger Wasser rauschen sie!“; Off 17,15 „Und er spricht zu mir: Die Wasser, die du sahst, wo die Hure sitzt, sind Völker und Völkerscharen und Nationen und Sprachen.“). Das ist ein Hinweis darauf, dass es bei dem ersten Tier um den zukünftigen Herrscher Europas geht, der politische Macht ausüben wird, und nicht um den Gegenspieler (Antichrist) des Messias, der in erster Linie religiöse Macht ausüben wird. Der Antichrist wird der religiöse Herrscher sein (das Tier aus der Erde; Off 13,11-18), und er wird zugleich König in Israel sein. Eine andere Bezeichnung für den Antichrist ist der „falsche Prophet“. Denn gerade dieser Anti-Christus – also der direkte Gegenspieler des wahren Christus - sieht aus wie ein Lamm, redet aber wie ein Drache (Off 13,11 „Und ich sah ein anderes Tier aus der Erde heraufsteigen: Und es hatte zwei Hörner gleich einem Lamm, und es redete wie ein Drache.“); hier erkennt man den religiösen Bezug zum wahren Christus, der das Lamm Gottes ist. Diese Beschreibung passt viel besser auf den Gegenspieler (Antichrist) des Herrn Jesus.

Der Antichrist begegnet uns in der Bibel unter acht verschiedenen Bezeichnungen:

  1. Antichrist (1Joh 2,18.22; 4,3 (2:18) Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.“ „(2:22) Wer ist der Lügner, wenn nicht der, der leugnet, dass Jesus der Christus ist? Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet.“ „(4:3) und jeder Geist, der nicht Jesus [Christus im Fleisch gekommen] bekennt, ist nicht aus Gott; und dies ist der Geist des Antichrists, von dem ihr gehört habt, dass er komme, und jetzt ist er schon in der Welt.“; 2Joh 7 „Denn viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, die nicht Jesus Christus im Fleisch kommend bekennen; dies ist der Verführer und der Antichrist.“)
  2. König [Israels] (Dan 11,36-39 (36) Und der König wird nach seinem Gutdünken handeln, und er wird sich erheben und sich groß machen über jeden Gott, und gegen den Gott der Götter wird er Erstaunliches reden; und er wird Gelingen haben, bis der Zorn vollendet ist, denn das Festbeschlossene wird vollzogen. (37) Und auf den Gott seiner Väter wird er nicht achten, und weder auf die Sehnsucht der Frauen noch auf irgendeinen Gott wird er achten, sondern er wird sich über alles erheben. (38) Und an dessen statt wird er den Gott der Festungen ehren: Den Gott, den seine Väter nicht gekannt haben, wird er ehren mit Gold und mit Silber und mit Edelsteinen und mit Kleinodien. (39) Und er wird gegen die starken Festungen so verfahren mit dem fremden Gott: Wer ihm Anerkennung zollt, dem wird er viel Ehre erweisen, und er wird ihm Herrschaft verleihen über die Vielen und das Land austeilen zum Lohn.“)
  3. Mensch der Sünde (2Thes 2,3.8 „Lasst euch von niemand auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,“ „und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft,“)
  4. Sohn des Verderbens (2Thes 2,3.8 „Lasst euch von niemand auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,“ „und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft,“)
  5. Gesetzloser (2Thes 2,3.8 „Lasst euch von niemand auf irgendeine Weise verführen, denn dieser Tag kommt nicht, es sei denn, dass zuerst der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,“ „und dann wird der Gesetzlose offenbart werden, den der Herr Jesus verzehren wird durch den Hauch seines Mundes und vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft,“)
  6. Tier aus der Erde (Off 13,11-18)
  7. falscher Prophet (Off 16,13; 19,20; 20,10 (16:13) Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, wie Frösche;“ „(19:20) Und das Tier wurde ergriffen und der falsche Prophet, der mit ihm war, der die Zeichen vor ihm tat, womit er die verführte, die das Malzeichen des Tieres annahmen und die sein Bild anbeteten – lebendig wurden die zwei in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt.“ „(20:10) Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.“)
  8. törichter bzw. nichtiger Hirte (Sach 11,15-17 (15) Und der HERR sprach zu mir: Nimm dir noch das Gerät eines törichten Hirten. (16) Denn siehe, ich erwecke einen Hirten im Land: Der Umkommenden wird er sich nicht annehmen, das Versprengte wird er nicht suchen und das Verwundete nicht heilen; das Gesunde wird er nicht versorgen, und das Fleisch des Fetten wird er essen und ihre Klauen zerreißen. (17) Wehe dem nichtigen Hirten, der die Herde verlässt! Das Schwert über seinen Arm und über sein rechtes Auge! Sein Arm soll völlig verdorren, und sein rechtes Auge völlig erlöschen.“).

Seite 37: Mit „Heiligen“ meint Daniel das wahre Israel oder den Rest Israels, jedoch nicht die Gemeinde.

Die „Heiligen der höchsten Örter“ (Dan 7,18.22.25.27) sind nicht die Heiligen aus dem Volk Israel, die zur Zeit des Endes auf der Erde sind, sondern es sind vielmehr verherrlichte Heilige aus dem Volk Israel. Das ist übrigens wieder ein Beweis dafür, dass die AT-Gläubigen ebenfalls zu dem Zeitpunkt auferstehen, wenn die NT-Gläubigen auferweckt werden; zusammen werden dann sowohl diese auferweckten Gläubigen als auch die Gläubigen, die zu der Zeit auf der Erde leben und verwandelt werden, entrückt. Obwohl die Gemeinde im AT ein Geheimnis war, dürfen wir doch aus Sicht des NT unter den „Heiligen der höchsten Örter“ nicht nur die AT-Gläubigen, sondern auch die verherrlichten Heiligen der Gemeinde sehen. Außerdem werden auch die auferstandenen Märtyrer aus der Zeit der Gerichte dazugehören (Off 20,4-6 (4) Und ich sah Throne, und sie saßen darauf, und es wurde ihnen gegeben, Gericht zu halten; und ich sah die Seelen derer, die um des Zeugnisses Jesu und um des Wortes Gottes willen enthauptet worden waren, und die, die das Tier nicht angebetet hatten noch sein Bild, und das Malzeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und an ihre Hand. Und sie wurden lebendig und herrschten mit dem Christus tausend Jahre. (5) Die Übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren.Dies ist die erste Auferstehung. (6) Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm herrschen tausend Jahre.“).

Seite 37: In groben Zügen könnte man den Inhalt von Kapitel 7 [des Buches Daniels] folgendermaßen umreißen:

Das babylonische Reich
Das medo-persische Reich
Das hellenistische Reich
Das vierte Reich
Das geeinte Stadium
Das Weltherrschaftsstadium
Das zehngeteilte Stadium
Das Antichrist-Stadium
Das messianische Reich

Das vierte Reich unterteilt Fruchtenbaum in 4 verschiedene Stadien. Diese Stadien finden sich so weder in Daniel noch in der Offenbarung. Das Einzige, was gesagt wird, ist, dass das vierte Reich (das Römische Reich) existiert hat, verschwindet und wieder erstehen wird (Off 17,8a „Das Tier, das du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen; und die, die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht in dem Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, dass es war und nicht ist und da sein wird.“).

Seite 40: Das erste war das geeinte Stadium, und zwar das römische Weltreich. Zwar wird heute das vierte heidnische Weltreich gewöhnlich mit dem Römischen Reich gleichgesetzt, jedoch kann sich das in Wirklichkeit nur auf das erste Stadium des imperialistischen Weltreiches beziehen. Es ist auch zur Gewohnheit geworden, Begriffe wie „Wiederbelebung des Heiligen Römischen Reiches“ zu gebrauchen, aber keiner dieser Begriffe hat seine Berechtigung. Richtiger ist es, von fünf aufeinanderfolgenden Stadien auszugehen, von denen das Römische Reich oder auch das geeinte Reich das erste Stadium ist und von 63 v.Chr. bis 285 n.Chr. dauerte. Keine der Danielstellen lässt den Schluss zu, dass es Unterbrechungen oder auch eine Wiederbelebung des alten Römischen Reiches gibt.

Es stimmt, dass es im Buch Daniel keine Stelle gibt, die uns Auskunft über eine Unterbrechung und Wiederbelebung des Römischen Reiches gibt. Das ist deshalb so, weil Gott das damals nicht offenbart hat. Bekanntlich war die Zeit der Gemeinde ein Geheimnis, das in den Zeitaltern zuvor den Söhnen der Menschen nicht kundgetan wurde (Eph 3). Diese Zeit wird also in den Prophezeiungen komplett übergangen. Gott hat diese Wiederbelebung jedoch deutlich in Offenbarung 13 und 17 offenbart. Das in Offenbarung 13 aus dem Meer heraufsteigende Tier hat zehn Hörner und sieben Köpfe. Das vierte Tier in Daniel hat ebenfalls zehn Hörner. Was spricht dagegen, dass es sich um ein und dasselbe Tier handelt?

Zudem heißt es in Offenbarung 13,3 „Und ich sah einen von seinen Köpfen wie zum Tod geschlachtet. Und seine Todeswunde wurde geheilt, und die ganze Erde verwunderte sich über das Tier.“, dass Johannes einen der Köpfe des Tieres wie zum Tod geschlachtet sah. Auch sah er, dass die Todeswunde geheilt wurde. Das spricht eindeutig für eine Wiederbelebung eines Reiches, das eine Zeitlang nicht da sein, dann aber wieder zum Vorschein kommen wird.[3]

Schließlich heißt es in Offenbarung 17 von dem Tier: „Ich will dir das Geheimnis der Frau sagen und des Tieres, das sie trägt, das die sieben Köpfe und die zehn Hörner hat. Das Tier, das du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen; und die, die auf der Erde wohnen, deren Namen nicht in dem Buch des Lebens geschrieben sind von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, dass es war und nicht ist und da sein wird“ (Off 17,7.8; kursiv von mir). Hier heißt es unmissverständlich, dass das Tier (a) war, (b) nicht ist und aus dem Abgrund heraufsteigen (c) wird. Wieso gibt es dann keine „Wiederbelebung des … Römischen Reiches“?[4] Mit dieser Aussage setzt AGF sich ohne Grund von den Aussagen vieler geschätzter Bibelausleger ab.

Seite 42: Die folgenden drei Stadien des imperialistischen Weltreiches liegen alle noch in der Zukunft. Eines Tages werden die beiden Machtblöcke West und Ost zusammenbrechen und einer einheitlichen Weltregierung Platz machen.

Was meint AGF genau, wenn er sagt, dass die „beiden Machtblöcke West und Ost“ zusammenbrechen werden? Ist der Machtblock Ost im Wesentlichen Russland? Russland wird nach den Prophezeiungen weiter erstarken und zu Beginn des Friedensreiches noch eine wichtige Rolle spielen (Hes 38 und 39). Und ist der Machtblock West im Wesentlichen Europa?

Was bedeutet nun genau eine „einheitliche Weltregierung“?

Seiten 42–43: Von dem vierten Reich heißt es nur, dass es „alle Länder fressen“ wird. Dieser Text legt nahe, dass das vierte Reich zu einer bestimmten Zeit die ganze Welt beherrschen und sie verschlingen wird. Legt man diese Stelle wörtlich aus, wird das vierte Reich des Imperialismus in Zukunft noch die ganze Welt beherrschen, und zwar durch die Bildung einer einzigen Weltregierung.

Noch einmal: Was ist nun genau mit Weltregierung gemeint? Und was bedeutet es, dass dieses Reich alle Reiche der Welt verschlingen wird? Wie soll man dann verstehen, dass unter der sechsten Zornesschale „der Weg der Könige bereitet würde, die von Sonnenaufgang her kommen“ (Off 16,12)? Dieses Ereignis bezieht sich auf die letzten 3½ Jahre der Gerichte (die Zeit der großen Drangsal). Ebenfalls wird „Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum“ werden (Sach 12,2 „Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum; und auch über Juda wird es kommen bei der Belagerung von Jerusalem.“). Danach werden sich „alle Nationen der Erde … gegen es [Jerusalem] versammeln“ (Sach 12,3). Wieso gibt es noch „Völker ringsum“ und „alle Nationen der Erde“, wenn es ein Reich gibt, das alle Nationen verschlingt und somit die gesamte Welt beherrscht?

Seite 43: Aus irgendeinem Grund, den der Text nicht angibt, wird sich die Weltregierung in zehn Reiche aufspalten, die über die ganze Welt – und nicht nur über Europa – verteilt sein werden. Es ist heute weithin die Meinung verbreitet, die zehn Reiche würden sich nur auf Europa – genauer: auf die Europäische Gemeinschaft beschränken. Aber der Text erlaubt eine Deutung dieser Art nicht. Bestenfalls könnte die Europäische Gemeinschaft eines der zehn Reiche werden, aber kaum alle zehn darstellen.

Es ist viel naheliegender, die zehn Zehen in Daniel 2 als zehn Könige zu verstehen, wovon auch in Daniel 7 und in Offenbarung 17 die Rede ist. Dort heißt es ausdrücklich (17,12), dass die zehn Könige „noch kein Königreich empfangen haben“, aber „Gewalt wie Könige für eine Stunde mit dem Tier“. Dazu braucht es aber keine zehn Reiche, davon lesen wir nichts.

Heißt das nun, dass alle Völker sich in diesen zehn Machtbereichen wiederfinden? Das sind spekulative Schlussfolgerungen, die nicht durch die Schrift bewiesen sind. Das wird sich im weiteren Verlauf der Besprechungen ergeben müssen, insbesondere wenn wir Offenbarung 13,1-10 und 17,7-14 behandeln.

Seite 44: Noch während des Zehn-Reiche-Stadiums wird der Antichrist anfangen, seine Macht aufzubauen.

Hier ist wieder vom Antichrist die Rede. AGF verwechselt beständig das Tier, den künftigen Herrscher des Römischen Reiches, mit dem Antichrist (siehe den Kommentar zu Seite 37), wie es leider viele Autoren machen.

Seite 46: In Vers 3 stehen der Tod und die Auferstehung des Antichristen im Blickfeld.

Es ist eine gute Erklärung, dass die Köpfe in der Offenbarung (Off 13,1; 17,9.10 (13:1) Und ich sah aus dem Meer ein Tier heraufsteigen, das zehn Hörner und sieben Köpfe hatte, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Köpfen Namen der Lästerung.“ „(17:9) Hier ist der Verstand, der Weisheit hat: Die sieben Köpfe sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt. Und es sind sieben Könige: (17:10) Fünf von ihnen sind gefallen, der eine ist da, der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kurze Zeit bleiben.“) unter anderem Regierungsformen symbolisieren, wie AGF selbst auf den Seiten 48 und 49 darlegt. Darum gibt es keine Notwendigkeit, in der Heilung der Todeswunde die buchstäbliche Auferstehung des künftigen Hauptes dieses Reiches zu sehen. Welche andere Stelle der Bibel deckt eine solche Erklärung, dass ein Herrscher stirbt, wieder aufersteht und dann Herrschaft auf der Erde ausübt?

Seite 48: Die Verse 9-10 [in Off 17] erklären die Bedeutung der sieben Häupter. In Vers 9 heißt es, dass die sieben Häupter sieben Berge sind. Unglücklicherweise haben sehr viele Ausleger hier aufgehört zu lesen und den folgenden Vers außer Acht gelassen. Dadurch sind sie zu dem Schluss gekommen, dass die sieben Berge Rom symbolisieren, warum Rom auf sieben Hügeln erbaut worden ist. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dass auch eine Anzahl von Städten im Nahen Osten den Anspruch erheben, auf sieben Hügeln oder Bergen zu liegen. Darum reicht dieses Argument nicht aus.

Das ist eine schwache Begründung dafür, dass die sieben Berge kein Hinweis auf Rom sein sollen. Es ist doch die Frau, die auf sieben Bergen sitzt. Wovon ist die Frau ein Bild? Die sieben Köpfe haben eine doppelte Bedeutung: Einerseits sind sie sieben Regierungsformen, andererseits sind sie auch ein Hinweis auf Rom, wo die Frau ihren Hauptsitz hat. Ein Studium der Offenbarung macht deutlich, dass die Frau die abgefallene Christenheit unter der Herrschaft der römischen Kirche symbolisiert (siehe später).

Seite 48: Nachdem in Vers 9 die sieben Häupter als sieben Berge bezeichnet wurden, stellt Vers 10 fest, dass die sieben Berge etwas anderes bedeuten als wirkliche Berge: „… Und es sind sieben Könige“.

Das „Und“ macht sehr schön deutlich, dass die Köpfe sowohl Berge als auch Könige sind. Einfacher und verständlicher, wie Gott sich hier in seinem Wort ausdrückt, geht es nun wirklich nicht. Würde das „Und“ fehlen, hätten die Berge nur eine Bedeutung.

Nächster Teil

Anmerkungen

[1] Siehe dazu W. Kelly, Lectures Introductory to the Study of the Minor Prophets, London (C.A. Hammond Trust Bible Depot) o.J., S. 488–489; www.stempublishing.com/authors/kelly/1Oldtest/zecharia.html
Siehe auch www.soundwords.de/a895.html.

[2] Siehe Würdig ist das Lamm – Einführung in das Buch der Offenbarung, S. 129.

[3] Hier an einen buchstäblichen Tod und eine Auferstehung des „Antichrists“ (gemeint ist das Tier aus dem Meer) zu denken (siehe AGF, S. 46), ist sehr weit hergeholt, um nicht zu sagen abwegig.

[4] Es handelt sich übrigens um das antike heidnische Römische Reich, das wiederhergestellt werden wird, und hat nichts zu tun mit dem „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ (Bezeichnung für den Herrschaftsbereich der römisch-deutschen Kaiser; 962–1806). Dieses Reich war ein „christliches“ Reich und keine Fortsetzung des alten heidnischen Römischen Reiches.


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