Grundsätze einer gesunden Erziehung
Am Beispiel von 2. Mose 10,8-11

Charles Henry Mackintosh

© SoundWords, Online începând de la: 17.08.2020

Leitverse: 2. Mose 10,8-11

2Mo 10,8-11: Mose und Aaron wurden wieder zum Pharao gebracht, und er sprach zu ihnen: Zieht hin, dient dem HERRN, eurem Gott! Welche alle sind es, die ziehen sollen? Da sprach Mose: Mit unseren Jungen und mit unseren Alten wollen wir ziehen, mit unseren Söhnen und mit unseren Töchtern, mit unserem Kleinvieh und mit unseren Rindern wollen wir ziehen; denn wir haben ein Fest des HERRN. Und er sprach zu ihnen: Der HERR sei so mit euch, wie ich euch und eure kleinen Kinder ziehen lasse! Gebt acht, denn ihr habt Böses vor! Nicht so! Zieht doch hin, ihr Männer, und dient dem HERRN; denn das ist es, was ihr begehrt habt. Und man trieb sie vom Pharao hinaus.

Diese Worte enthalten eine sehr ernste Unterweisung für alle christlichen Eltern und legen zugleich die listige Absicht Satans bloß: Wenn Satan die Eltern nicht in Ägypten zurückhalten kann, so versucht er, wenigstens die Kinder zurückzuhalten, um auf diese Weise das Zeugnis für die Wahrheit Gottes zu schwächen, Gottes Verherrlichung in seinem Volk zu verhindern und dem Volk selbst seine Segnung zu rauben. Die Eltern in der Wüste und ihre Kinder in Ägypten – welch ein Gegensatz! Es ist den Gedanken Gottes völlig entgegengesetzt und macht seine Verherrlichung in dem Wandel seines Volkes unmöglich.

„Du und dein Haus“

Wie befremdlich ist es, wenn gläubige Eltern für einen Augenblick vergessen, dass ihre Kinder einen Teil von ihnen selbst bilden! Gottes schöpferische Hand hat sie dazu gemacht, und was der Schöpfer zusammengefügt hat, wird der Erlöser nicht auseinanderreißen. Deshalb finden wir in der Schrift immer wieder, dass Gott einen Menschen mit seinem Haus verbindet. „Du und dein Haus“ (Apg 16,31) – ein Wort von tiefer, praktischer Bedeutung. Es schließt die wichtigsten Folgen ein und enthält reichen Trost für jedes christliche Elternherz; und wir dürfen wohl hinzufügen, dass die Vernachlässigung dieser Wahrheit in Tausenden von Familien die traurigsten Folgen herbeigeführt hat.

Gnade bedeutet nicht, alles zu dulden

Wie viele christliche Eltern haben infolge einer falschen Anwendung der Lehre von der Gnade ihren Kindern leider erlaubt, in Eigenwillen und Weltlichkeit aufzuwachsen! Und indem sie dies taten, haben sie sich mit dem Gedanken getröstet, dass sie nichts tun könnten und dass Gott zu seiner Zeit ihre Kinder, wenn sie im Übrigen in den ewigen Ratschluss eingeschlossen seien, erretten würde. Sie haben tatsächlich die große praktische Wahrheit aus dem Auge verloren, dass Gott, der das Ende bestimmt hat, auch die Mittel anweist, um das Ende zu erreichen, und dass es höchste Torheit ist, das Ende erreichen zu wollen, ohne jene Mittel zu benutzen.

Vorrecht und Pflicht der Eltern

Soll das nun heißen, dass alle Kinder christlicher Eltern auch zu der Zahl der Auserwählten Gottes gehören, dass sie auf jeden Fall errettet werden und dass die Schuld nur an den Eltern liegt, wenn sie verlorengehen? Nichts von alledem. Wir wissen, was dies betrifft, nichts von den ewigen Vorsätzen und Ratschlüssen Gottes. Nur Er allein kennt alle seine Werke von Anbeginn der Welt. Kein sterbliches Auge hat jemals einen Blick in das Buch der geheimen Ratschlüsse Gottes geworfen. So weit erstreckt sich die Tragweite jenes Ausdrucks „Du und dein Haus“ nicht. Dennoch lehrt er uns zwei überaus wichtige Dinge: Zunächst macht er uns mit einem wunderbaren Vorrecht, dann aber auch mit einer heiligen Verantwortlichkeit bekannt. Es ist ohne Frage das Vorrecht aller christlichen Eltern, für ihre Kinder auf Gott zu vertrauen; zugleich aber ist es ihre Pflicht, sie für Gott zu erziehen.

Das sind die beiden Seiten dieser so wichtigen Frage. Das Wort Gottes trennt nie den Hausvater von seinem Haus. „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren. … Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus“ (Lk 19,9; Apg 16,31). Wir müssen nach diesem wichtigen Grundsatz handeln und ohne Zögern den Boden Gottes für unsere Kinder einnehmen und sie sorgfältig für Ihn erziehen, indem wir für das Resultat auf Ihn vertrauen.

Nur junge Zweige sind biegsam

Wir müssen gleichsam vom ersten Atemzug unserer Kinder an beginnen und von Woche zu Woche, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr ihre Erziehung nach diesem Grundsatz fortsetzen. Gerade so wie ein geschickter und sorgsamer Gärtner seine Fruchtbäumchen, wenn sie noch jung und biegsam sind, an der Mauer hinaufleitet, damit sie dort von den wärmenden und belebenden Sonnenstrahlen beschienen werden, so sollten auch wir versuchen, unsere Kinder, solange sie noch jung und empfänglich sind, für Gott zu formen. Wäre es nicht töricht, wenn jener Gärtner warten würde, bis die Zweige alt und knorrig geworden sind? Sie dann noch biegen und leiten zu wollen, wäre ganz vergebliche Mühe. Und ebenso wäre es höchst unklug und dumm, wenn wir unsere Kinder jahrelang unter der formenden Hand Satans, der Welt und der Sünde belassen würden, um erst dann mit ihrer Erziehung für den Herrn zu beginnen.

Glaube wird nicht vererbt!

Doch man möge uns nicht missverstehen! Wir denken durchaus nicht daran, dass die Gnade erblich ist oder dass man durch irgendeine Handlung oder durch die Erziehung Kinder zu Christen machen kann. Nichts liegt uns ferner! Die Kinder christlicher Eltern müssen ebenso gut wie alle anderen durch Wasser und Geist geboren werden, sonst können sie das Reich Gottes nicht sehen noch darin eingehen. Dies alles ist so klar, wie die Schrift es machen kann; aber ebenso klar und bestimmt spricht die Schrift andererseits von der Pflicht der Eltern, ihre Kinder „in der Zucht und Ermahnung des Herrn aufzuziehen“ (Eph 6,4).

Der Wert des Auswendiglernens

Was bedeuten diese Worte? Worin besteht diese Erziehung? Das sind in der Tat wichtige Fragen für die Herzen und Gewissen aller christlichen Eltern. Es ist zu befürchten, dass wenige von uns wirklich verstehen, was christliche Erziehung ist und wie sie ausgeübt werden muss. Sie besteht nicht darin, dass wir unsere Kinder eine Menge von Bibelstellen und geistlichen Liedern auswendig lernen lassen und die Bibel gleichsam zu einem Aufgabenbuch für sie machen. Obwohl es sehr gut ist, dem Gedächtnis des Kindes Bibelverse und gute Lieder einzuprägen, so müssen wir uns doch wohl davor hüten, das Christentum dem Kind zu einer lästigen, beschwerlichen Sache zu machen.

Das Herz des Kindes zu Christus ziehen

Was sollen wir also tun? Umgeben wir unsere Kinder mit einer christlichen Atmosphäre. Stets sollten sie die reine Luft der neuen Schöpfung einatmen und in ihren Eltern die herrlichen Früchte eines geistlichen Lebens sehen: Liebe, Friede, Reinheit, Zartheit, Freundlichkeit, Selbstlosigkeit, Geduld und eine liebende Sorge für andere. Diese Dinge üben einen mächtigen moralischen Einfluss auf das empfängliche Gemüt des Kindes aus, und der Geist Gottes wird sie sicherlich benutzen, um dadurch das Herz des Kindes zu Christus zu ziehen, zu dem Mittel- und Ausgangspunkt aller dieser lieblichen Eigenschaften.

Sind wir gute Vorbilder?

Wer könnte andererseits die verderbliche Wirkung beschreiben, die es auf unsere Kinder haben muss, wenn sie an uns Eigenliebe, Zorn, Weltlichkeit entdecken oder wenn sie wahrnehmen, dass wir nach irdischen Gütern trachten? Könnten wir unsere Kinder wohl aus Ägypten herausführen, wenn die Grundsätze und Gewohnheiten Ägyptens in unserem ganzen Verhalten zutage treten? Vielleicht sagen wir ihnen, dass wir nicht zu der Welt gehören, dass sie eine Wüste für uns ist und dass wir uns auf der Reise zu dem himmlischen Kanaan befinden; aber was nützt dies, wenn unsere Wege, unser Tun und Lassen unserem Bekenntnis völlig widerspricht? Unsere Kinder werden nur zu bald diesen großen Widerspruch entdecken; sie haben dafür ein sehr scharfes Auge. Und wie verhängnisvoll und verderblich die Folgen sind, können wir jeden Tag beobachten.

Vielleicht wird man uns entgegnen, die Kinder seien doch verantwortlich, auch wenn ihre Eltern ihre Berufung nicht erfüllten. Das ist wahr; aber kann diese Tatsache solche Eltern auch nur für einen Augenblick entschuldigen oder ihre Verantwortlichkeit verringern? Es steht uns schlecht an, auf die Verantwortlichkeit unserer Kinder zu verweisen, während wir selbst unserer eigenen nicht entsprochen haben. Unsere Kinder sind ohne Zweifel verantwortlich; aber auch wir sind es. Und wenn wir es unterlassen, unseren Kindern die lebendigen und unwiderlegbaren Beweise zu liefern, dass wir Ägypten für immer verlassen haben, brauchen wir uns dann zu wundern, wenn sie darin zurückbleiben? Was kann es nützen, von der Wüste oder von Kanaan zu reden, während unser ganzes Leben den Geist der Welt verrät?

Unser Leben redet eine weit eindringlichere Sprache als unsere Worte, und das Leben straft unsere Worte Lügen. Unsere Kinder urteilen aber naturgemäß nach unserem Verhalten, nicht nach der Sprache unserer Lippen. Wenn nun die beiden nicht miteinander übereinstimmen, was kann das anderes in unseren Kindern hervorrufen als Abneigung gegen alle geistliche Unterweisung? Werden sie nicht auch denken, dass das Christentum ein bloßer Schein ist?

Wie überaus ernst ist dies alles! Wie sollten sich alle christlichen Eltern in der Gegenwart Gottes aufrichtig prüfen, ob sie ihre Kinder wirklich in Abhängigkeit von Gott erziehen und ob sie ihnen in allen Dingen ein treues Vorbild sind!

Das Kind an Gehorsam gewöhnen

Die Frage der Erziehung unserer Kinder ist viel wichtiger, als manche von uns vielleicht denken. Nur die Macht des Heiligen Geistes kann uns in diesen letzten schweren Tagen zu dem wichtigen und heiligen Werk befähigen. Doch die Gnade Gottes genügt auch hierfür. Wenn wir aufrichtig wünschen, unsere Kinder aus Ägypten herauszuführen, dürfen wir völlig darauf vertrauen, dass Gott es segnen wird, auch wenn unsere Bemühungen noch so schwach sind. Doch bemühen müssen wir uns, und zwar mit dem wirklichen, ernsten Vorsatz unserer Herzen.

Und hier möchten wir alle christlichen Eltern daran erinnern, wie wichtig es ist, dass wir unsere Kinder von ihrer frühesten Jugend an einen unbedingten Gehorsam gewöhnen. Wir glauben, dass in dieser Hinsicht viele von uns darin versagen, und wir müssen uns dafür vor Gott richten und demütigen. Infolge einer falschen Fürsorglichkeit oder auch aus Nachlässigkeit lassen wir unsere Kinder oft ihrem eigenen Willen und Vergnügen folgen; und wenn wir ihnen einmal erlaubt haben, diese Bahn zu betreten, so schreiten sie mit Riesenschritten auf ihr voran. Und was ist das Ende dieses Weges? Ein überaus trauriges! Wie mancher Sohn ist auf diesem Weg dahin gelangt, die Ermahnungen seiner Eltern zu verachten, ihre Autorität völlig von sich abzuschütteln, die heilige Ordnung Gottes mit Füßen zu treten und den Familienkreis zu einem Schauplatz der beklagenswertesten Auftritte zu machen!

Wir brauchen nicht zu sagen, wie schrecklich dies ist und wie sehr es mit den Gedanken Gottes, wie Er sie uns in seinem Wort offenbart hat, im Widerspruch steht. Doch haben die Eltern solcher Kinder sich nicht selbst dafür zu tadeln? Gott hat die Zügel der Regierung und die Autorität in die Hände der Eltern gelegt; wenn sie nun diese Zügel aus Nachlässigkeit ihren Händen entgleiten lassen oder aus falscher Fürsorglichkeit und Schwäche nicht auch Strenge anwenden, wo es nötig ist, brauchen wir uns dann über die Resultate zu wundern? Eine gute Erziehung übt einen unermesslichen Einfluss auf Charakter und Gemüt des Kindes aus. Wir können es als eine Regel aufstellen – obwohl es hier und da Ausnahmen geben mag –, dass mehr oder weniger das aus unseren Kindern wird, was wir aus ihnen machen. Halten wir sie zum Gehorsam an, so werden sie gehorsam sein; erlauben wir ihnen, ihrem eigenen Willen zu folgen, so wird das Gegenteil der Fall sein.

Ausgewogenheit: Strenge und Liebe

Sollen wir denn stets die Zügel straff anziehen und unaufhörlich Strenge ausüben? Nein. Eine allzu strenge Behandlung ist ebenso verkehrt wie eine zu weichliche. Ein Kind sollte von frühester Jugend an belehrt werden, dass seine Eltern nur sein Bestes wollen, aber auch, dass ihr Wille unter allen Umständen ausgeführt werden muss. Nichts ist einfacher als das. Für ein wohlerzogenes Kind genügt schon ein Blick oder ein Wort, um es von verkehrten Dingen zurückzuhalten. Das wahre Geheimnis einer erfolgreichen Erziehung liegt unseres Erachtens darin, Strenge und Zartheit richtig und ausgewogen anzuwenden. Wenn Eltern von Anfang an ihre Autorität aufrechthalten, so mögen sie dem Kind so viel Liebe und Zartheit erweisen, wie sie nur wollen. Hat das Kind wirklich das Gefühl und das Bewusstsein, dass die Zügel und die Strenge der Eltern von einem gesunden Urteil und von wahrer Liebe geleitet werden, so wird es sich verhältnismäßig leicht erziehen lassen.

Mit einem Wort: Festigkeit und fürsorgliche Liebe sind die beiden wesentlichen Grundsätze einer gesunden Erziehung – eine Festigkeit, die sich nie durch den Eigenwillen des Kindes noch durch die Gefühle falscher Zärtlichkeit erschüttern lässt, und eine Liebe, die jedes wahre Bedürfnis und jeden rechtmäßigen Wunsch des Kindes beachtet und ernst nimmt. So handelt unser himmlischer Vater auch mit uns, und Er ist darin, wie in allem anderen, unter vollkommenes Vorbild.

Wie geschrieben steht: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem“, so steht auch geschrieben: „Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden“ (Kol 3,20.21). Und wenn an einer anderen Stelle gesagt wird: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn, denn das ist recht“, so wird auch sogleich hinzugefügt: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn“ (Eph 6,1.4). Mit einem Wort gesagt: Das Kind muss gehorchen lernen, zugleich aber muss das gehorsame Kind das Vorrecht genießen, in dem Sonnenschein elterlicher Zuneigung zu leben. Das ist unsere Ansicht von christlicher Erziehung.

Wir hoffen zum Herrn, dass die obigen Betrachtungen für die Herzen und Gewissen vieler christlicher Eltern zum Segen sein mögen, um in ihnen ein tiefes Bewusstsein von der hohen und heiligen Verantwortlichkeit zu erwecken, die sie für ihre Kinder haben.


Auszug aus „Das Gebot Jehovas und die Einwürfe Satans“
in Botschafter des Heils in Christus, 1883, S. 226–234,
Zwischenüberschriften und leichte sprachliche Bearbeitung von SoundWords;
engl. Originaltitel: „Jehovah’s Demand and Satan’s Objections“
aus Miscellaneous Writings, Bd. 6


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