Hermanus Cornelis Voorhoeve (1837–1901)
aus „Gedenket eurer Führer“

Arend Remmers

© CSV, online seit: 17.08.2001, aktualisiert: 13.01.2018

Hermanus Cornelis Voorhoeve, der am 9. Februar 1837 in Rotterdam geboren wurde, entstammte einer angesehenen Patrizierfamilie. Sein Vater war Teilhaber an einem Finanz- und Bankgeschäft. Hermanus Cornelis Voorhoeve war das älteste von sieben Kindern. Zwei seiner Geschwister heirateten später Kinder von Carl Brockhaus, Elberfeld: Seine Schwester Lena (1850–1901) wurde 1873 die Frau von Ernst Brockhaus (1848–1915), und sein Bruder Dr. Nicolaas Anthony Johannes (1854–1922), ein homöopathischer Arzt, verheiratete sich 1881 mit Emilie Brockhaus.

Die Familie Voorhoeve lebte in der Zeit der niederländischen Erweckungsbewegung, und so wurden die Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn erzogen. Schon in jungen Jahren sprach Hermanus Cornelis Voorhoeve oft mit seinem Vater über das Wort Gottes und über göttliche Dinge. Daher reifte in dem Vater der Wunsch, seinen Sohn Theologie studieren zu lassen. Aber nach Abschluss der Gymnasiumszeit zeigte sich, dass H.C. Voorhoeve trotz großer Begabung kein Interesse an diesem Beruf hatte, denn er fühlte, dass ihm die wichtigste Voraussetzung für den Predigtdienst, das neue Leben in Christus, fehlte. So begann er, in dem Bankgeschäft seines Vaters zu arbeiten.

Kurze Zeit später, mit neunzehn Jahren, kam er jedoch zum Glauben und nahm Jesus als seinen Heiland und Herrn an. Er verließ das väterliche Geschäft. Was sollte er jetzt beginnen? Da kamen ihm verschiedene aus dem Englischen und Französischen übersetzte Schriften von John Nelson Darby in die Hand, die er begierig las und mit der Heiligen Schrift verglich. Er gelangte zu der Überzeugung, dass die wahren Gläubigen sich von den bestehenden Kirchen und Gemeinschaften trennen müssen, um aufgrund der biblischen Lehre von der Einheit des Leibes Christi (1Kor 12,13; Eph 4,4) das Mahl des Herrn nur mit solchen zu feiern, die bekennen, wiedergeborene Christen zu sein. Er verstand auch, dass zum Dienst des Wortes die Heilige Schrift und die von dem verherrlichten Herrn Seiner Versammlung (Ekklesia) geschenkten Gaben ausreichen und kirchliche Ämter und Ordinierungen nicht erforderlich sind. H.C. Voorhoeve fällte die für ihn einzig mögliche Entscheidung: Er schloss sich einer Gruppe von Brüdern an, die gerade in Rotterdam angefangen hatten, sich dem Worte Gottes gemäß zu versammeln. Gemeinsam untersuchten sie nun die Heilige Schrift und die Schriften der Brüder aus dem Ausland, vor allem aus England. Sie lernten mehr und mehr verstehen, was das Werk Christi für den Gläubigen bedeutet, welch ein Unterschied zwischen der Stellung, den Segnungen und der Hoffnung Israels und der Versammlung Gottes besteht, dass die Erwartung der Gläubigen das Kommen des Herrn vor der großen Drangsal ist usw. Außerdem wurde in diesen Brüdern der Wunsch wach, den verlorenen Menschen um sie herum das Evangelium zu bringen. So begann der gerade zwanzigjährige H.C. Voorhoeve, in den Gassen und Hinterhöfen der Stadt Rotterdam die Frohe Botschaft zu verkündigen. Für seinen Vater, der seinem ältesten Sohn eine andere Karriere gewünscht hatte, war dies ein großer Kummer, der noch dadurch erhöht wurde, dass auch seine Gattin sich der kleinen Versammlung in Rotterdam anschloss und ihrem begabten Sohn auf seinem Weg und in seinem Dienst eine große Stütze war.

Bereits im Jahre 1858 begann Hermanus Cornelis Voorhoeve als Zwanzigjähriger mit der Herausgabe der Monatsschrift Bode des Heils in Christus, die heute noch existiert. Die ersten Jahrgänge enthielten hauptsächlich aus dem Englischen, Französischen und Deutschen übersetzte Artikel, aber es erschienen auch schon solche aus der Feder von H.C. Voorhoeve.

Im gleichen Jahr reiste er erstmals nach Elberfeld, um dort Carl Brockhaus und die übrigen Brüder kennenzulernen. Dort wurde er ermuntert, weiter nach Schlesien zu reisen, wo er geöffnete Türen für das Evangelium fand. Viele Menschen kamen zum Glauben, und es entstand eine Reihe von Versammlungen. In den nun folgenden Jahren besuchte er hunderte von Orten in den Niederlanden, in der Schweiz, in Deutschland, Belgien, Frankreich und England. Überall kamen viele Menschen zum Glauben und zum Frieden mit Gott.

Inzwischen heiratete Hermanus Cornelis Voorhoeve am 26. November 1863 Sophia Katharina Hermine Linde aus Aschaffenburg, die im Jahre 1861 durch seine Verkündigung zum Glauben gekommen war. Sie war eine Frau, die sich gemeinsam mit ihrem Gatten dem Dienst für den Herrn widmete und ihm durch Ermutigung und Rat sowie durch ihre Krankenbesuche und andere Liebestätigkeiten eine große Hilfe war. Zwölf Kinder gingen aus ihrer Ehe hervor. Der älteste Sohn, Dr. Jacob Voorhoeve (1865–1937), wurde homöopathischer Arzt in Dillenburg, der vierte, Johannes Nicolaas Voorhoeve (1873–1948), trat in den Niederlanden in die Fußstapfen seines Vaters und wurde sein geistlicher Nachfolger. Wegen der sehr schwachen Gesundheit der Frau und Mutter und aufgrund häufiger materieller Not hatte die Familie manches zu erleiden und zu erdulden.

In Rotterdam hatte Hermanus Cornelis Voorhoeve bereits mit der Herausgabe der Monatsschrift die Grundlage zu seiner Verlagstätigkeit gelegt. Bald erschienen verschiedene Einzelschriften, darunter das auch ins Deutsche übersetzte Buch: Die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und die damit in Verbindung stehenden Ereignisse (1869). Im Jahre 1871 gab er ein Liederbuch Geestelijke Liederen heraus, das in erweiterter und revidierter Fassung bis heute in Gebrauch ist. Viele der Lieder waren von ihm selbst gedichtet, eine Anzahl übersetzte er nach Vorlagen von Carl Brockhaus und Julius Anton von Poseck (im deutschen Liederbuch Kleine Sammlung geistlieber Lieder stammt Nr. 130 „Du hast uns lieb“ von H.C. Voorhoeve). Im Jahre 1876 übersiedelte er nach Den Haag, Dünne Bierkade 16 (hinter diesem Haus wurde später der noch heute benutzte Versammlungssaal gebaut). Hier setzte H.C. Voorhoeve seine schriftstellerische und verlegerische Tätigkeit fort. Seine bekanntesten Bücher sind wohl die Betrachtungen über die Briefe des Apostels Paulus. In den Jahren 1869 und 1870 hat er mit seiner Familie mehrere Monate in Köln gewohnt, um gemeinsam mit John Nelson Darby und Carl Brockhaus an der Übersetzung des Alten Testaments zu arbeiten, die im Jahre 1871 zusammen mit dem Neuen Testament als „Elberfelder Bibel“ erscheinen sollte. Im Dezember 1877 gab H.C. Voorhoeve nach zweijähriger Arbeit eine eigene niederländische Übersetzung des Neuen Testamentes heraus, bei der er sich auf einen von J.N. Darby bearbeiteten und korrigierten griechischen Text stützte.

Auch evangelistisch blieb Hermanus Cornelis Voorhoeve tätig. Er brachte eine Kinderzeitschrift und Bücher für Kinder heraus, außerdem ein vierzehntägig erscheinendes Evangeliumsblatt De Blijde Boodschap (Die Frohe Botschaft), das bis heute fortgeführt wird, und er schrieb nebenher eine große Anzahl Evangeliumstraktate. Sein illustriertes Wochenblatt Timotheus war vor allem für die Familien und die jüngeren Gläubigen bestimmt. Diese Schrift wurde weit über den Kreis der Brüder hinaus berühmt. Außerdem setzte dieser rastlos tätige Diener des Herrn sich auch besonders für die in den Niederlanden charakteristischen, zahlreichen christlichen Schulen ein.

Im Sommer 1901 ging seine schon länger kränkelnde Gattin heim. Einige Tage nach ihrem Begräbnis beschloss Hermanus Cornelis Voorhoeve, nach Dillenburg zu seinem ältesten Sohn, dem Arzt, zu fahren, um dort seinem sehr geschwächten Körper Ruhe und Erholung zu gönnen. Aber nach anfänglicher Besserung verschlechterte sich dort sein Zustand zusehends, so dass seine Angehörigen an sein Krankenlager gerufen wurden. Am 21. August 1901, drei Wochen nach seiner Gattin, entschlief er. Mehrfach rief er zum Schluss mit den Worten eines holländischen Liedes: „Oh, dort zu sein … o, dort bist Du!“ Seine letzten Worte waren: „Glückselig! Wie glückselig!“

Weitere Artikel zum Stichwort Biographien (50)

Weitere Artikel zum Stichwort Glaubensmänner (33)


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen