Dr. Walter T. P. Wolston (1840–1917)
aus „Gedenket eurer Führer“

Arend Remmers

© CSV, online seit: 23.06.2001, aktualisiert: 10.12.2020

Walter Thomas Prideaux Wolston wurde am 6. September 1840 in Brixham (Grafschaft Devonshire in England) geboren. Wie er selbst sagte, war er die ersten zwanzig Jahre seines Lebens nur an den Dingen der Welt interessiert, obwohl es das ernste Anliegen seiner Mutter war, dass er den Herrn Jesus als Herrn und Heiland annehmen möchte. Nach seiner Schulzeit begann er bei einem Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt zu arbeiten. Er war sich der Tatsache bewusst, dass er ein verlorener Sünder war, aber trotz mehrerer deutlicher Hinweise vonseiten Gottes machte er nicht ernst mit der Umkehr zu Gott.

In einem seiner vielen Vorträge, die er später als Evangelist hielt, beschreibt er seine Bekehrung, die er im Alter von zwanzig Jahren erlebte (Seekers for Light, S. 267ff.). Am 4. Dezember 1860 verließ er seine ländliche Heimat in Devonshire, um seine juristischen Studien fortzuführen. Er beabsichtigte, über Weihnachten zu einem Besuch nach Hause zurückzukehren, um an einem weltlichen Unterhaltungs- und Konzertabend mitzuwirken. Aber es sollte anders kommen. Auf briefliches Drängen seiner Mutter, das Evangelium zu hören, und auf Vorschlag eines Zimmergenossen besuchte er am ersten Sonntag in London einen Evangelisationsvortrag des Bergmannes und Evangelisten Richard Weaver, der an jenem Abend im Surrey-Theater vor 3.000 Menschen die Botschaft der Gnade Gottes verkündigte. Zwar wurde Walter T.P. Wolston an jenem Abend von seinem sündigen und verlorenen Zustand überführt, aber er meinte, er könne als Gebildeter nicht durch das Zeugnis eines so einfachen und ungebildeten Mannes bekehrt werden. In der darauffolgenden Woche las er Gottes Wort und betete viel. Am nächsten Sonntag besuchte er eine andere Evangelisation, bei der der bekannte Evangelist Charles Stanley sprach, den er von seinen Kinderjahren her durch einen Besuch in seinem Elternhaus kannte. Nun wurde er sich seiner Sündenschuld zutiefst bewusst. Nach Ablauf der Stunde hatte er ein Gespräch mit Charles Stanley und einem jungen Christen und kam durch den Vers in Jakobus 2,19 zum völligen Zusammenbruch: „Du glaubst, dass Gott einer ist, du tust wohl; auch die Dämonen glauben und zittern.“ Durch das Wort: „Niemand kann zwei Herren dienen“, kam er dann zur Klarheit und Gewissheit des Glaubens. Am übernächsten Tage schrieb er dem Leiter und Dirigenten des bevorstehenden Unterhaltungsabends, dass er nun zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen sei, dass der Herr ein neues Lied in seinen Mund gelegt habe und dass er zwar die eingegangene Gesangsverpflichtung einhalten wolle, aber nur noch von dem Erlöser singen könne, der so viel für ihn getan habe. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass er von seiner Verpflichtung ohne Weiteres entbunden wurde. Er liebte jetzt das Evangelium mit ganzem Herzen. Gleichgültig worüber er zu Christen sprach, nie endete er, ohne das große Heil Gottes zu verkündigen.

Nach einem Studium der Medizin empfing der junge Arzt Dr. Wolston 1864 den klaren Eindruck, dass der Herr ihn in Schottland zum Dienst berufen habe. Obwohl er ein lukratives Angebot in Händen hatte, verließ er London und ging nach Edinburgh, wo er am Alten Hospital zum Chirurgen bestellt wurde. Später ließ er sich als praktizierender Arzt in der schottischen Hauptstadt nieder. Hier besaß er schon bald eine große Praxis. Seine Persönlichkeit war von außergewöhnlicher Begabung und großer Gnade gekennzeichnet, so dass er allgemein als befähigter und gütiger christlicher Arzt anerkannt wurde. Immer fand er in seiner geschäftigen Praxis die Zeit und die Gelegenheit, die gute Botschaft des Heils in Christo weiterzusagen; in seiner freien Zeit verkündigte er das Evangelium in eigens für diese Gelegenheiten von ihm angemieteten Sälen. Er besaß eine besondere Ausstrahlung auf junge Leute und hielt daher häufig Vorträge über geistliche Themen vor Studenten in Edinburgh.

Über fünfundvierzig Jahre gab Walter T.P. Wolston die Evangeliumszeitschrift God’s Glad Tidings (Gottes frohe Botschaft) – später unter dem Titel: The Gospel Messenger (Der Evangeliumsbote) – heraus. Daneben schrieb er viele kleinere Evangeliumsbroschüren. Manche seiner zahlreichen Vorträge wurden später in Buchform herausgegeben, in denen der packende Stil seiner Reden, aber auch seine Schriftkenntnis und Liebe zur Wahrheit erhalten geblieben sind. In einem Dutzend Bänden sind sie bis heute immer wieder aufgelegt worden. Einige der bekanntesten Titel sind: Simon Petrus, Von Ägypten nach Kanaan, Nachtszenen der Heiligen Schrift, Junge Männer der Heiligen Schrift usw. Auch durch diesen schriftlichen Dienst ist Walter T.P. Wolston Tausenden von Gläubigen zum Segen gewesen.

Am Grabe John Nelson Darbys war er außer Clarence Esme Stuart und Charles Stanley einer der Redner. Bei der Trennung, die durch F.E. Raven verursacht wurde, ging er im Gegensatz zu seinem Bruder C. Wolston mit Raven, war aber 1908 einer der Führer in der unter dem Namen Glanton bekannt gewordenen Abtrennung von diesem Irrweg. Seine Schrift Hear the Right (Höret das Rechte) zeugt davon, dass er die Verkehrtheit des Weges, den Raven eingeschlagen und J. Taylor fortgeführt hatte, klar erkannt hatte.

Im Jahre 1909 gab er seine Arztpraxis auf und hielt sich zu einem langen Besuch in Australien und Neuseeland auf. Dann machte er zwei Besuche in Norwegen. Während des zweiten Besuches wurde er im Februar 1915 plötzlich vollständig gelähmt und musste nach Weston-Super-Mare zurückgebracht werden, wo er zwei Jahre hilflos liegend verbrachte. Während dieser ganzen Zeit in einem Zustand körperlicher Hilflosigkeit war Walter T.P. Wolston jedoch glücklich in der Liebe seines Heilandes, und nie hörte man eine Klage oder gar Murren aus seinem Munde. Wenige Wochen vor seinem Ende bekam er einen weiteren Schlaganfall, der ihn für alles Geschehen um ihn herum völlig unempfänglich machte. Seiner liebevoll für ihn sorgenden Gattin war es jedoch ganz klar, dass er in beständiger, ununterbrochener Gemeinschaft mit seinem Herrn stand, den er liebte und dem er so lange treu gedient hatte. Am 11. März 1917 ging dieser hingebungsvolle Diener heim zu seinem Herrn.

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