Julius Löwen (1822–1907)
aus „Gedenket eurer Führer“

Arend Remmers

© CSV, online seit: 23.06.2001, aktualisiert: 20.10.2017

Julius Löwen wurde am 31. Juli 1822 in der kleinen Stadt Breckerfeld bei Hagen geboren. Er war das älteste von vier Kindern des Bäckermeisters und Windmühlenpächters Johann Peter Nikolaus Löwen und seiner Gattin Anna Elisabeth Flüs. Da er der einzige Sohn im Hause war, musste er schon früh seinem Vater in der Windmühle und in der dazugehörenden Landwirtschaft helfen. Wäre er nicht überdurchschnittlich begabt gewesen, hätte er wohl wie mancher seiner Vorfahren ein Leben als Breckerfelder Bürger verbracht. Aber Gott hatte anderes mit ihm vor. Sein Vater erkannte seine Begabung und ließ ihn deshalb die Rektoratsschule besuchen, wo er sich durch Fleiß und Treue auszeichnete, so dass sein Rektor ihn zu seinen besten Schülern zählte. Etwa 1837/38 kam Julius in die Kaufmannslehre nach Elberfeld. Dort wohnte er im Hause seines Lehrherrn. Die Lehre war damals eine harte Zeit. Es hieß früh aufstehen, das Zimmer und die Schuhe reinigen, danach im „Kontor“ fegen und Staub wischen und so fort, bevor die eigentliche Tagesarbeit begann. Aber er erhielt auch eine gute kaufmännische Ausbildung, die ihm für sein späteres Berufsleben eine gute Grundlage gab.

Schon früh hatte Julius Löwen ein Verlangen nach göttlichen Dingen. Sonntags besuchte er regelmäßig die Kirche, wo er durch die Predigten von Pastor Friedrich Wilhelm Krummacher (1796–1868) viel Segen empfing und bald im lebendigen Glauben Frieden fand. Noch vorhandene Konzepte von Briefen an seine Schwester Caroline und an Jugendfreunde zeugen von dem tiefen und heiligen Ernst, der ihn schon als jungen Mann von neunzehn bis zwanzig Jahren beseelte. So schrieb er am 15. Juni 1842 an einen Freund: 

… indessen beschäftigte ich mich fleißig mit Lesen der Bibel und erbaulicher Bücher und lernte immer besser einsehen, dass es mit mir noch nicht recht stehe und dass, wenn ich selig werden wolle, eine totale Änderung mit mir vorgehen müsse. Da öffnete mir das Evangelium die Fülle seiner Schätze; es machte mich mit einem Manne bekannt, der mich retten könne vom ewigen Verderben; der alle meine zahllosen Sünden am Kreuze gesühnt, der für mich das Gesetz erfüllt und, mir seine Gerechtigkeit schenkend, mich vor dem Vater angenehm gemacht habe …

Nach Beendigung seiner Lehrzeit trat Julius Löwen als Angestellter in ein angesehenes Textilunternehmen in Mettmann ein, wo er bis zum Jahre 1850 tätig war. In diesem Jahr gründete er mit seinem Freunde August Nordsieck eine Seidenweberei in Mettmann, die jedoch um 1853 nach Elberfeld übersiedelte.

Eine tiefe Gottesfurcht, Lauterkeit und Aufrichtigkeit sowie strenge Gewissenhaftigkeit im Privat- und Geschäftsleben zeichneten Julius Löwen aus. In dieser Hinsicht setzte ihm eine angesehene Firma in Wuppertal ein einzigartiges Denkmal, als sie in einem Briefe an einen ausländischen Geschäftsfreund schrieb: „Die einzige Firma im Wuppertal, die niemals lügt, ist die Firma Löwen und Nordsieck.“

Die verantwortungsvolle und aufreibende Geschäftstätigkeit machte Julius Löwen gesundheitlich jedoch sehr zu schaffen. Daher entschloss er sich im Jahre 1873 im Alter von erst einundfünfzig Jahren schweren Herzens, seine unternehmerische Tätigkeit aufzugeben.

Im April 1848 hatte sich Julius Löwens Schwester Emilie Wilhelmine mit dem damaligen Lehrer Carl Brockhaus in Breckerfeld verheiratet. Dieser hatte sich nach seiner Übersiedlung nach Elberfeld bald ganz dem Werk des Herrn gewidmet. Julius Löwen hatte deshalb beabsichtigt, keine eigene Familie zu gründen, sondern sein Einkommen für die schnell wachsende Familie seines Schwagers und das Werk des Herrn zu verwenden. Schwester Emilie war jedoch anderer Ansicht. Sie war der Überzeugung, dass der Herr für Sein Werk und Seine Diener sorgen würde. Gestützt auf ihre eigene Erfahrung und auf das Schriftwort, dass es nicht gut ist, dass der Mensch allein sei, machte sie ihn auf Helene Langenbeck aufmerksam, die älteste Tochter eines christlichen Freundes, des Färbereibesitzers F.W. Langenbeck in Unterbarmen. In dessen Haus versammelten sich häufig abends ernste Christen zur Wortbetrachtung, woran auch Julius Löwen zuweilen teilnahm. Nach kurzer Verlobungszeit schlossen Helene Langenbeck und Julius Löwen am 5. Juni 1851 den Bund fürs Leben. Es folgte eine überaus glückliche Ehe, so dass Julius Löwen am Tag seiner goldenen Hochzeit mit tiefer Dankbarkeit sagen konnte: „Unsere Ehe war ein Paradies.“

Nachdem sich Julius Löwen im Jahre 1873 vom Geschäft zurückgezogen hatte, widmete er sich mehr als bisher dem Dienst in den Versammlungen und der Seelsorge, indem er Kranke und Alleinstehende besuchte. Seine Arbeit war zum großen Segen. Da er früh zum Glauben gekommen und stets ein eifriger Schriftforscher gewesen war, verfügte er über eine tiefe Kenntnis des Wortes Gottes, mit der er nun den Geschwistern besonders dienen konnte. Vor allem war er auch ein eifriger Mitarbeiter seines Schwagers Carl Brockhaus bei der Herausgabe der Monatsschrift Botschafter des Heils in Christo.

Das Haus Löwen war sehr gastfrei, so dass sich häufig, vor allem während der Konferenzen, zahlreiche Gäste einstellten. Im Jahre 1878 wohnte John Nelson Darby mehrere Monate im Hause Löwen, als er zur letzten Bearbeitung der „Elberfelder Bibel“ in Elberfeld weilte.

Mit zunehmendem Alter nahmen seine Geisteskräfte merklich ab. Nur für geistliche Dinge zeigte er nach wie vor Interesse. In den letzten Jahren musste ein Pfleger seine Bedienung besorgen. Er entschlief am 9. August 1907. Seine Frau überlebte ihn um acht Jahre.

Julius Löwen besaß eine schöne dichterische Gabe. Neben Gelegenheitsgedichten verfasste er mehrere geistliche Lieder, die in die Kleine Sammlung geistlicher Lieder aufgenommen wurden. Aus seiner Feder stammen die Lieder Nr. 125: „Dir, dem hocherhobnen Herrn“ (1877), ferner Nr. 128: „Anbetung Dir, dem Lamme“ (1886), und Nr. 134: „Anbetung, Ehre, Dank und Ruhm“ (1884). Auf Veranlassung von Julius Löwen wurde in die Kleine Sammlung geistlicher Lieder auch die Vertonung der Bibelverse Offenbarung 1,5.6 aufgenommen:

Dem, der uns liebt und uns von unseren Sünden
gewaschen hat in Seinem Blut,
und uns gemacht hat zu einem Königtum,
zu Priestern Seinem Gott und Vater:
Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

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