Die „Stillen im Lande“ oder „stumme Hunde, die nicht bellen können“?
Äußere ich meine Meinung eher leise oder laut?

Rainer Imming

© R. Imming, Online începând de la: 23.02.2021, Actualizat: 29.10.2022

Leitvers: Jesaja 56,10

Jes 56,10: Seine Wächter [die Führer des Volkes Israel] sind blind, alle ohne Erkenntnis; sie alle sind stumme Hunde, die nicht bellen können.

In den letzten Jahren hat, wie mir scheint, eine zunehmende Polarisierung unserer Gesellschaft stattgefunden zwischen Meinungsgruppen und Einzelpersonen. Mit der Coronapandemie und der Frage, wie man darauf reagiert, hat das vergangene Jahr dieser Polarisierung nochmals einen zusätzlichen Schub gegeben. Wie alle gesellschaftlichen Entwicklungen hat sich dies auch auf unsere christlichen Gemeinden übertragen. Auch dort ist der Ton rauer geworden, man beharrt auf seiner Meinung, ein „Kompromiss“[1] wird oft nur noch negativ gesehen. Dies gilt für gemeindeinterne Meinungsverschiedenheiten, aber auch für die Frage, wie man sich als Christ in dieser Zeit gegenüber den gesellschaftlichen Entwicklungen und den politischen Entscheidungen positioniert. Verhalte ich mich eher still und zurückhaltend oder rede ich laut deutliche Worte und zeige „klare Kante“ gegenüber echten und vermeintlichen Fehlentwicklungen? Drei Szenen mögen stellvertretend für diese Frage stehen:

  • Die Präsidentschaft von Donald Trump in den USA. Viele Christen haben ihn unterstützt, weil er sich unter anderem gegen liberale Abtreibungsmöglichkeiten ausgesprochen hatte. Dabei wurden bis zuletzt andere persönliche Verhaltensweisen und politische Positionen von ihm, die aus christlicher Sicht äußerst kritikwürdig sind, ausgeblendet. Eine massive Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft wurde mit seiner Unterstützung in Kauf genommen.

  • In Deutschland wird seit etlichen Jahren von christlichen Kritikern der Abtreibungspraxis der „Marsch für das Leben“ organisiert. Christen gehen hier offensiv mit ihrer Gesellschaftskritik auf die Straße. Es handelt sich um einen friedlichen und genehmigten Demonstrationszug durch Berlin, der leider von wenig friedlichen Gegendemonstranten immer wieder gestört wird. Indem man die Straße als Ort der Meinungsäußerung wählt, setzt man sich aber auch den dortigen „Spielregeln“ (oder eben auch „Fouls“) aus.

  • Insbesondere junge Menschen machen sich ernsthafte Sorgen, welche Folgen zum Beispiel ein „Klimawandel“ oder diverse Umweltprobleme auf ihre Zukunft haben können. Wie werden sie in einigen Jahrzehnten hier leben, wenn die heute Älteren schlicht und ergreifend größtenteils ihr Erdenleben beendet haben? Auch sie organisieren Demonstrationen („Friday for Future“). Wie soll sich ein junger Christ verhalten, der sich ebenfalls Sorgen über unseren Umgang mit der Schöpfung macht?

Es geht mir bei obigen Beispielen hier nicht um meine Meinung zu den Themen an sich,[2] sondern um die Frage, wie ich mich als Christ in solchen Situationen verhalte: Äußere ich meine Meinung eher leise oder laut? Suche ich Kompromisse oder die Konfrontation?

Als ich Schüler in der Oberstufe war, wurden Anfang der 1980er Jahre Demonstrationen gegen den NATO-Doppelbeschluss und die Aufstellung von Pershing-II-Raketen mit Atomsprengköpfen in Deutschland organisiert. Mit vielen anderen meines Schuljahrgangs nahm ich daran teil (einige Lehrer hatten uns dazu ermutigt …) und wir legten eine der Hauptverkehrsstraßen in Kassel mit einer Sitzblockade für Autos und Straßenbahnen still. Wir kamen uns irgendwie ziemlich gut vor, wie wir gegen atomare Aufrüstung und für Frieden eintraten …, aber meine Eltern und die Christen aus der Gemeinde, die wir damals besuchten, hatten dafür keinerlei Verständnis. Die Teilnahme an einer Demonstration war für einen Christen ein „No-Go“. Hier ist offensichtlich in den letzten Jahrzehnten auch in Deutschland eine Veränderung bei uns Christen bemerkbar.

Die Stillen im Lande

„Die Stillen im Lande“ – das ist ein Zitat aus einem Psalm Davids: „Denn nicht von Frieden reden sie; und gegen die Stillen im Land ersinnen sie trügerische Dinge“ (Ps 35,20). In diesem Psalm schildert David, wie er ungerechtfertigterweise von böswilligen Menschen verfolgt wird. Sie trachten nach seinem Leben, stellen ihm Fallen, beugen sein Recht, hassen ihn und wollen ihn verschlingen. Und dies alles, obwohl David ihnen Gutes getan hatte (Ps 35,12: „Sie vergelten mir Böses für Gutes“). Indem sie Fallen stellen, „gewalttätige Zeugen“ aufstellen und „Worte des Betrugs“ (Ps 35,11.20 [rev. ELB]) ersinnen, versuchen diese Menschen, David in Umkehrung der Verhältnisse als den Bösen und Störenfried der damaligen Gesellschaft darzustellen. David ruft Gott um Rettung an und bittet Ihn um Gerechtigkeit. Dabei ist David bewusst, dass er in dieser Situation nicht alleine ist, sondern dass es im Volk Israel noch andere gibt, denen es ähnlich geht: die „Stillen im Lande“ (auch Ps 35,27 nimmt auf diese Bezug).

David kannte aus eigenem Erleben Verfolgung und Minderheitensituationen. Zuerst, als er in seiner Jugend von dem noch regierenden König Saul verfolgt wurde. Später, nachdem er bereits etliche Jahre König in Israel war, als sich einer seiner Söhne gegen ihn erhob, einige enge Berater Davids und viele aus dem Volk dabei mitriss und David Jerusalem fluchtartig verlassen musste (1Sam 18ff; 2Sam 15ff). Als König war David aber auch Regent in Israel mit großen Machtbefugnissen, und er nutzte diese nicht immer nur zum Guten: Um die Frau eines seiner Soldaten zu bekommen, scheute er nicht vor einem indirekten Mord an diesem treuen Mann zurück (2Sam 11ff). In gewisser Hinsicht wendet sich David hier selbst gegen einen der „Stillen im Lande“, so wie er es in Psalm 35 beklagt.[3]

Im 18. Jahrhundert verwendeten pietistische Christen in Deutschland die Bezeichnung „die Stillen im Lande“ für einen lockeren Freundeskreis gleichgesinnter Christen. Im Mittelpunkt ihres Kreises stand Gerhard Tersteegen (1697–1769), ein in Mühlheim an der Ruhr lebender Schriftsteller und Prediger. Ein anderes Mitglied dieses christlichen Kreises ergänzte sogar seinen Namen um diese Bezeichnung: der Schriftsteller Johann Heinrich Jung-Stilling. Sie wollten in stiller Abgeschiedenheit, Anbetung und Versenkung in biblische Gedanken ihr Leben führen und veröffentlichten dafür Lieder (z.B. Tersteegen: „Ich bete an die Macht der Liebe“) und erbauliche Bücher.[4] Gegenüber dem damaligen preußischen König Friedrich II., der Große, bezog Tersteegen jedoch einmal ausdrücklich Stellung (siehe unten). Der Begriff „die Stillen im Lande“ wurde so zu einer Bezeichnung von Christen, die sich durch ein stilles, Gott hingegebenes Leben in ihrer jeweiligen, auch feindlichen Umwelt auszeichneten.

Stumme Hunde, die nicht bellen können

Der Prophet Jesaja schildert in Jesaja 56,9–57,2 eine Situation im Volk Israel, die gewisse Ähnlichkeiten hat mit Psalm 35: Auch hier bei Jesaja geht es um böswillige Menschen, die Jesaja Hunde und Hirten nennt. Sie kommen ihrer Aufgabe, das Volk zu schützen und zu führen, nicht nach („stumme Hunde, die nicht bellen können“; „sie kennen keine Einsicht“; Jes 56,10.11 [rev. ELB]) und suchen statt dessen nur den eigenen Vorteil („ungerechten Gewinn“; Jes 56,11 [rev. ELB]). Und es geht um Gerechte, deren Not niemand zu Herzen nimmt und die schließlich von der Bosheit hinweggerafft werden. Dazu kommen die „Tiere des Feldes“, womit wohl externe Feinde gemeint sind, die das Volk angreifen und ausrauben, weil die „Hirten“ schlafen, weil sie keine guten Hirtenhunde sind, sondern selbst reißende Hunde.

Mit seiner Wortwahl und den Bildern gleicht Jesaja in diesem Textabschnitt vielen anderen Propheten des Alten Testaments, zum Beispiel auch Jeremia, der in seinem Buch schreibt: „Versammelt alle Tiere des Feldes, bringt sie zum Fressen herbei! Viele Hirten haben meinen Weinberg verdorben, meinen Acker zertreten; sie haben meinen kostbaren Acker zur Einöde gemacht. … Das ganze Land ist verödet, weil niemand es zu Herzen nahm“ (Jer 12,9-11 [rev. ELB]). „Wehe den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen!, spricht der HERR. Darum, so spricht der HERR, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und sie vertrieben und habt nicht nach ihnen gesehen. Siehe, ich werde die Bosheit eurer Taten an euch heimsuchen, spricht der HERR“ (Jer 23,1.2). Die Propheten formulierten hier mit drastischen Worten grundlegende Kritik an den Missständen der damaligen Gesellschaft, insbesondere an den verantwortlichen Regierenden. Damit standen sie zeitweise (Jesaja) oder fast ihr ganzes Leben (Jeremia) in einer Minderheitenposition und gegen den „Mainstream“. Jesaja kritisiert mit den Worten „stumme Hunde, die nicht bellen können“ das Schweigen der Menschen, die eigentlich die anderen warnen sollten.

Diese Formulierung ist nicht so sprichwörtlich geworden wie „die Stillen im Lande“. Aber sie wird doch immer wieder von Christen benutzt, die denken, dass wir heute in unserer Gesellschaft zu leise, zu angepasst, eben zu still geworden sind. Eklatante Verstöße gegen Gottes Gebote in unserer Gesellschaft, himmelschreiende Ungerechtigkeiten auf dieser Welt, Unterdrückung der Schwachen – wir müssen doch die Stimme erheben, die Dinge klar benennen um der Unterdrückten willen und zur Warnung derer, die diese Ungerechtigkeiten tun oder ermöglichen.[5]

Zwei unterschiedliche Perspektiven. Wie sollen wir uns nun verhalten? Wie ein „Stiller im Lande“ oder in der Manier eines alttestamentlichen „Propheten“?

Gegen den Mainstream – Luther in Worms

Das kirchengeschichtlich vielleicht ultimative Ereignis, bei dem jemand mit Entschiedenheit gegen den „Mainstream“ stand, war das Verhör von Martin Luther auf dem Reichstag von Worms am 17. und 18. April 1521 in Anwesenheit des Kaisers Karl V. Die Auseinandersetzung zwischen Luther und seinen Gegnern wurde in dieser Zeit mit zunehmend harten Mitteln und auch mit schroffen Worten geführt. Die Titel mancher Publikationen sprechen da für sich; zum Beispiel Martin Luther: „Wider den neuen Abgott und alten Teufel, der zu Meißen erhoben werden soll“, oder einer seiner Gegner, Paul Amnicola, zum gleichen Anlass: „Wider das wild geifernde Eberschwein Luther, das in dem Weingarten des Herrn kräftig wühlt, gräbt und sich untersteht, mit seinem besudelten Rüssel umzustoßen die Heiligsprechung des heiligen Benno und aller Heiligen Ehrerbietung zu verdrängen“ (beide Schriften 1524[6]). Daher ist es interessant, zu sehen, wie sich Luther in Worms verhält. Er sollte dort seine bisherigen Veröffentlichungen widerrufen und antwortete schließlich:

Weil Eure Majestät und Eure Gnaden eine schlichte Antwort begehren, so will ich eine solche ohne Hörner und Zähne geben: Werde ich nicht durch Zeugnisse der Schrift oder klare Vernunftgründe überwunden – denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, da es am Tage ist, dass sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben –, so bleibe ich überwunden durch die von mir angeführten Stellen der Schrift und mein Gewissen ist gefangen durch Gottes Wort. Widerrufen kann und will ich nichts, denn es ist weder sicher noch heilsam, gegen das Gewissen zu handeln. Gott helfe mir, Amen.[7]

Sowohl bei diesem abschließenden Statement am zweiten Tag seines Verhörs als auch zuvor akzeptiert Luther den Reichstag als solchen und den Kaiser in seinem Amt. Die Ansprache des Kaisers, „Eure Majestät und Eure Gnaden“, ist der Situation angemessen. Er antwortet in der Form wie erwünscht kurz und ohne jegliche harte Worte gegenüber irgendwelchen anderen, teilweise auch anwesenden Gegnern.

In der Sache bleibt Luther jedoch hart, er widerruft nichts. Dabei ist übrigens zu beachten, dass er seinen festen Standpunkt nicht auf das eigene, den anderen überlegene subjektive Verständnis der Bibel gründet, sondern auf das, was er andernorts die „Klarheit der Schrift“ nennt. Die Bibel selbst ist klar und verständlich. Wenn man ihn anhand dieser Schrift „überwinde“, sei er durchaus bereit, seine Meinung zu ändern. Aber eben nur dann.[8]

Der Philosoph von Sanssouci – Tersteegen und Friedrich II., der Große

Gerhard Tersteegen war, wie oben erwähnt, eine der Hauptpersonen des christlichen Freundeskreises der „Stillen im Lande“. Ungefähr im Jahr 1760 schrieb er eine Art Buchbesprechung zu einer Gedichtsammlung des damaligen preußischen Königs Friedrich II, die der französische Philosoph Voltaire 1750 herausgegeben hatte, mit dem Titel Gedanken über die Werke des Philosophen von Sansssouci.[9] Tersteegen sandte diese Schrift als einen Brief an einen ungenannten Freund in Berlin oder Umgebung, scheint aber davon ausgegangen zu sein, dass sie dort weitere Verbreitung finden und auch zum König gelangen würde, was dann auch geschah.

Die Bezeichnung von Friedrich II. als „Philosoph von Sanssouci“ war keine Erfindung Tersteegens, auch andere charakterisierten hiermit den König als Person und seinen Regierungsstil. Ohne Zweifel war Friedrich II., der Große, ein außergewöhnlich fähiger Regent und auch ein vielseitig begabter Mensch. Mit seiner Liebe zur Philosophie war jedoch eine Abwendung vom christlichen Glauben verbunden. Er war zwar christlich erzogen worden, aber die äußerst strengen Erziehungsmethoden und Strafen seines Vaters Friedrich Wilhelm I. hatten ihn dem christlichen Glauben entfremdet.[10] Dies war im Königreich Preußen und darüber hinaus bekannt und wurde von Christen mit Sorge zur Kenntnis genommen.

Seine Gedichte schrieb Friedrich II. für Menschen seines Hofes und Freunde (wie z.B. Voltaire); er beabsichtigte keine Veröffentlichung. Dies tat Voltaire ohne Rücksprache mit dem König. Offensichtlich war Friedrich II. darüber nicht glücklich, denn ca. 1762 ließ er dann selbst eine überarbeitete Sammlung herausgeben, in der einige besonders scharfe Kritiken am Christentum entfernt worden waren. Tersteegen kannte für seine Schrift zumindest die Ausgabe von Voltaire, eventuell auch die überarbeitete Ausgabe und zitiert daraus.[11] Wie wendet sich Tersteegen (indirekt) an den König, weil er sieht, dass die Regierenden Gott vergessen und dies fatale Folgen für sie persönlich wie auch für das ganze Volk haben wird?

Nach der Anrede des ungenannten Freundes schreibt er:

Ich admirire des Autors aufgeweckten Verstand, große Belesenheit, sonderlich in den Heidnischen Schriften, fließend-einnehmende Schreib-Art, treffliche Gabe in der Poesie etc. Darf ichs aber wagen, einen solchen Mann zu censuriren, dann muß ich doch gestehen, daß ich an seinem Buche ein Großes auszusetzen habe. Der illustre Autor (denn kein gemeiner Mann ist er) schildert die Nichtigkeit dieses Lebens.

Und am Ende seiner Schrift heißt es:

Der großmüthige Verfasser ist ein Feind der Schmeichelei, ein Liebhaber der Aufrichtigkeit. Er denket frei und erlaubet auch anderen eine gleiche Freiheit. Falls derselbe auch es hören mögte, was ich einem Freunde ins Ohr sage, so bin ich doch ruhig dabei, daß er meine Gedanken nicht ungnädig aufnehmen würde. Meine wahre Hochachtung vor dessen verehrungswürdiger Person und unvergleichlichen Eigenschaften haben mich unterm Lesen hundertmal seufzen gemacht: Welch ein Werkzeug könnte dieser große Mann in der Hand des großen Gottes seyn, wenn sein vorzüglicher Verstand, von höherm Licht bestrahlet, die höchst schädlichen Vorurtheile wider die Religion ablegen, und sein edles Herz dem König aller Könige, dem Herrn aller Herrn, seine gebührende Ehre geben mögte!

In dem eigentlichen Text enthält sich Tersteegen jeglicher persönlicher Angriffe oder grober Worte gegenüber dem Autor Friedrich II. Er schreibt in einem Sprachstil, der auch von dem König anerkannt und gelesen werden wird. Er macht deutlich, dass er die „heidnischen Schriften“ (damit sind vor allem lateinische Autoren aus der römischen Zeit gemeint) sehr wohl auch kennt und einordnen kann.

In der Sache ist Tersteegen jedoch deutlich. Auch hierzu einige wenige Beispiele:

Wer hingegen seinen alten und neuen stoischen Helden die Maske einmal wegnähme, der würde erst die Runzeln finden. […] „Um die traurige Zukunft muß man sich keinen Kummer machen, sondern selbige in ihrer Dunkelheit lassen.“ Ei, warum, großer Mann, warum eine traurige Zukunft? Fühlet vielleicht dein Herz mehr als deine Feder sagen will?

Überhaupt beurtheilet er die Sache und Geschichten der Religion mit gar zu parteiischer Feder. […] Die ersten Christen, die sich lieber tödten ließen, als daß sie dasjenige Lügen nenneten, wovon sie persuadiert zu sein glaubten, daß es die wichtigste Wahrheit sei, die nennet er rasende Selbstmörder etc.

Daß unser Autor sich durchgängig der Religion und ihren Liebhabern abgeneigt, ihren Widersachern aber gar zu günstig erzeige, leuchtet hin und wieder genugsam in die Augen. Nur ein paar Exempel anzuführen: Julian (dem Abtrünnigen) redet er das Wort ohne Grund; und die Kirchenväter nennet er ohne Unterschied heilige Betrüger.

Ich habe oben die große Belesenheit des Verfassers, sonderlich in den heidnischen philosophischen und poetischen Schriften, admirirt: ist auch solche nicht zum Theil zu beklagen? […] Uns nützen solche Sachen wenig oder gar nicht.

Elende Philosophie, die den Namen und Ruhm der Weisheit führet, billig aber Unvernunft und Torheit sollte genannt werden!

Wie erwartet gelangte Tersteegens Schrift auch in die Hände Friedrichs II., der sie las und dann mit einem gewissen Respekt sagte: „Können das die Stillen im Lande?“[12]

Mein Reich ist nicht von dieser Welt – Christus und Pilatus

Als Christus ca. im Jahr 33 vor Pilatus stand, war dies einerseits ein einzigartiger, unwiederholbarer Teil des Erlösungsplanes Gottes, der durch Jesus Christus Wirklichkeit wurde. Wir Menschen sind – ob uns dies bewusst ist oder nicht – von Gott getrennt. Die Ursache sind unsere Sünden, die Folge der Tod (Röm 6,23). In seiner Gnade wollte Gott uns jedoch vor dem Verlorengehen bewahren (Joh 3,16). Der Sohn Gottes wurde Mensch, um uns durch sein Leben, Sterben und Auferstehen zu retten: „Die Gnadengabe Gottes aber ist ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn“ (Röm 6,23).

Andererseits ist diese Begegnung zwischen dem „König der Juden“, so spricht Pilatus Ihn fragend an, und dem Statthalter des beinah unumschränkten Herrschers der damaligen Welt, des römischen Kaisers, wegweisend für das Verhalten der Christen in ähnlichen Situationen. Nachdem Pilatus Ihn ein zweites Mal gefragt hat, bestätigt Er: „Du sagst es, dass ich ein König bin.“ Aber sein Königtum unterscheidet sich radikal von allen Königreichen dieser Welt. Jesus sagt, dass Er in die Welt gekommen ist, um für die Wahrheit Zeugnis zu geben – was in die berühmte Pilatus-Frage „Was ist Wahrheit?“ mündet –, und dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. Denn wenn sein Reich von dieser Welt wäre, dann hätten seine Diener gekämpft, damit Er nicht überliefert würde.

Damit vollzieht Jesus einen deutlichen Bruch zur Geschichte des Volkes Israel, wie sie im Alten Testament geschildert wird. Denn die Könige des Volkes Israel kämpften immer wieder, und dies oft im Auftrag Gottes, mit Waffengewalt, um das Königtum zu verteidigen und das Volk vor Feinden zu schützen. Dies ist nicht mehr die Berufung der Menschen, die nun in Verbindung mit dem König Jesus und seinem Reich stehen. Jesus übt selbst Gewaltverzicht aus (vgl. z.B. Joh 18,10.11 bei der Gefangennahme oder Lk 9,51-56, wo zwei seiner Jünger meinten, wie alttestamentliche Propheten handeln zu müssen, Er sie aber deswegen zurechtweist) und setzt dies auch als Verhaltensnorm für seine „Diener“, also für die Christen.

Dieser Gewaltverzicht meint Waffengewalt, aber auch verbale Gewalt, wie an den Antworten des Herrn an uns Menschen in diesen Verhören und bei der Hinrichtung am Kreuz deutlich wird und wie Petrus später schreibt: „Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt; der keine Sünde getan hat, noch ist Trug in seinem Munde gefunden worden, der geschmäht nicht wieder schmähte, leidend nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet“ (1Pet 2,21-23). Es ist die Umsetzung dessen, was Jesus bereits einige Jahre zuvor in der Bergpredigt sagte: „Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen“ (Mt 5,43.44; vgl. auch Röm 12,17-21[13]).

Gnade und Salz – Paulus schreibt aus dem Gefängnis

Als Paulus in Rom im Gefängnis war, schrieb er einige Briefe an Christen in Kleinasien, unter anderem an die Gemeinde in Kolossä (Kol 1,1 und 4,18). Im Blick auf das Verhalten gegenüber nichtchristlichen Mitmenschen schreibt er: „Wandelt in Weisheit gegenüber denen, die draußen sind, die gelegene Zeit auskaufend. Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, so dass ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt“ (Kol 4,5.6).

Paulus hätte viel Grund gehabt, bitter zu sein. Er war um seines Glaubens an Christus willen inhaftiert (Kol 4,3). Und in damaliger Zeit war solch eine Haft alles andere als ein angenehmer Aufenthalt. Dennoch empfiehlt er, dass die Kolosser zu ihren Mitmenschen Worte der Gnade reden – das entspricht sicher dem Nicht-Schmähen und dem Nicht-Drohen des Herrn Jesus (vgl. 1Pet 2,3) –, mit Salz gewürzt. Salz als Geschmacksstoff und konservierender Stoff hat hier wohl die symbolische Bedeutung einer klaren und deutlichen Rede (vgl. auch Mt 5,13).

Damit entspricht die Empfehlung des Paulus hier dem Vorbild des Herrn Jesus Christus und den Verhaltensweisen von Luther oder Tersteegen gegenüber den ihnen feindlich oder ablehnend eingestellten Regierenden. Eine falsch verstandene, übertriebene Vorsicht, die dazu führt, dass wir schon „die Schere im Kopf“ ansetzen, Angst haben, richtige Dinge klar auszusprechen, und die in einer nichtssagenden „Political Correctness“ mündet, ist nicht „mit Salz gewürzt“. Die Versuche einiger Mitmenschen, auch historisch rückwirkend die Sprache zu „bereinigen“ (als Beispiel seien merkwürdige Diskussionen über den Begriff „Mohr“ genannt) oder über die Sprache mit Gewalt eine Ideologie durchzusetzen (hier ist derzeit in erster Linie an vermeintlich „gendergerechte“ Sprache zu denken), finde ich sehr bedenklich. Ich frage mich, ob diese Mitmenschen jemals George Orwells dystopischen Roman 1984 gelesen und über das dortige „Ministerium für Wahrheit“ nachgedacht haben, das über eine regelmäßige Anpassung der Dokumente eine Kontrolle über die Vergangenheit im Sinne der herrschenden Diktatur anstrebt.[14] Natürlich sind nicht „alternative Fakten“ (also andere Unwahrheiten) die Antwort auf den Missbrauch der „Political Correctness“. Und auch grobe Provokationen und persönliche Angriffe sind nicht „in Gnade“.

Tut Buße und glaubt dem Evangelium – noch einmal Jesus Christus

Worte „in Gnade, mit Salz gewürzt“ zeichnen sich nicht nicht nur durch die Worte selbst aus, sondern auch durch ihren Inhalt. Es geht nicht nur darum, irgendetwas zu sagen, sondern die Botschaft selbst soll klar und relevant sein. Anders ausgedrückt: Die Hauptsache muss die Hauptsache bleiben. Als Jesus Christus an die Öffentlichkeit trat, tat Er das mit den Worten: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15). Wir müssen uns immer wieder bewusstmachen, dass es für einen Menschen und seine Mitmenschen gut ist, wenn ein Alkoholiker trocken wird, wenn ein Pornographiesüchtiger seine Internetquellen lahmlegt etc. – aber allein dadurch wird niemand gerettet, kommt niemand in den Himmel. Dafür brauchen wir den Herrn und Retter Jesus Christus.

Es geht darum, dass Menschen zu Gott umkehren. Es geht darum, wo wir die Ewigkeit verbringen werden. Es geht um die wirklich „gute Botschaft“ (griech. „Evangelium“). Demgegenüber schwindet die Bedeutung von unzählig vielen anderen Dingen, die wir augenblicklich noch ganz anders einschätzen, dahin. Jemand bat Jesus einmal: „Lehrer, sage meinem Bruder, dass er das Erbe mit mir teile. Er (Jesus) aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt? Er sprach aber zu ihnen: Gebt acht und hütet euch vor aller Habsucht, denn auch wenn jemand Überfluss hat, besteht sein Leben nicht durch seine Habe.“ Und anschließend erzählt Er das Gleichnis von einem reichen Mann, das mit den Worten endet: „Du Tor! In dieser Nacht fordert man deine Seele von dir; was du aber bereitet hast, für wen wird es sein? So ist der, der für sich selbst Schätze sammelt und nicht reich ist in Bezug auf Gott“ (Lk 12,14-21).

Wenn Christen sich daher in ihrer jeweiligen Gesellschaft um Worte „in Gnade, mit Salz gewürzt“ gegenüber ihren Mitmenschen bemühen sollen, dann bedeutet dies auch, dass man nicht jedes Thema zu einer Bekenntnisfrage aufwerten muss. Derselbe Paulus schreibt im Blick auf die Art und Weise, wie er das Evangelium verkündet hat: „Denn obwohl ich von allen frei bin, habe ich mich allen zum Sklaven gemacht, damit ich so viele wie möglich gewinne. Und ich bin den Juden geworden wie ein Jude, damit ich die Juden gewinne; denen, die unter Gesetz sind, wie unter Gesetz (obwohl ich selbst nicht unter Gesetz bin), damit ich die, die unter Gesetz sind, gewinne; denen, die ohne Gesetz sind, wie ohne Gesetz (obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern Christus gesetzmäßig unterworfen), damit ich die, die ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich geworden wie ein Schwacher, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige errette. Ich tue aber alles um des Evangeliums willen, damit ich mit ihm teilhaben möge“ (1Kor 9,19-23). Es gibt viele Dinge, in denen man auch als Christ kompromissfähig sein kann und manchmal auch muss, ohne dass der Inhalt des Evangeliums verändert wird.

Ausblick

Zusammenfassend können wir, so denke ich, als Christen auch heute reden, schreiben und handeln:

  • klar und deutlich, kompromisslos da, wo auch Gottes Wort klar ist
  • gewaltfrei
  • auch frei von verbaler Gewalt
  • respektvoll gegenüber unseren Mitmenschen, wer es auch sei

Einige Mitmenschen werden darauf leider dennoch aggressiv, ja mit Hass reagieren (letztendlich also selbst höchst intolerant). Dies können wir nicht immer verhindern. Schon Paulus schrieb: „Wenn möglich, soviel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden“ (Röm 12,18). Und Jesus Christus sagte seinen Jüngern kurz vor seiner Kreuzigung ganz realistisch: „Wenn die Welt euch hasst, so wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt das Ihre lieb haben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt auserwählt habe, darum hasst euch die Welt. Erinnert euch an das Wort, das ich euch gesagt habe: Ein Knecht ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; wenn sie mein Wort gehalten haben, werden sie auch das eure halten“ (Joh 15,18-21).

Von aller Unruhe und allem Lärm unserer Umgebung sollen wir uns aber nicht abhalten lassen, die Hauptsache klar und deutlich zu sagen. Mitten in der Nacht, selber wieder einmal als Gefangene, in dem Chaos nach einem Erdbeben steht ein Gefängniswärter vor Paulus und seinem Begleiter Barnabas und fragt: „Ihr Herren, was muss ich tun, um errettet zu werden? Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden, du und dein Haus.“ Das ist die Hauptsache! Und die Begebenheit geht weiter: „Und sie redeten das Wort des Herrn zu ihm samt allen, die in seinem Haus waren. Und er nahm sie in jener Stunde der Nacht zu sich und wusch ihnen die Striemen ab; und er wurde getauft, er und alle die Seinen sogleich. Und er führte sie ins Haus hinauf, setzte ihnen einen Tisch vor und frohlockte, an Gott gläubig geworden, mit seinem ganzen Haus“ (Apg 16,30-34).

Wenn Menschen für die Ewigkeit gerettet werden, dann ist dies das Schönste, was geschehen kann. Wenn andere noch nicht so weit sind, aber auf das Reden, Schreiben oder Handeln von Christen respektvoll antworten: „Können das die Stillen im Lande?“, dann ist dies vielleicht ein erster Schritt in die richtige Richtung zurück zu Gott.

Anmerkungen

[1] Das Wort Kompromiss stammt vom lateinischen Wort compromissum = „gemeinsam versprechen“ (com-promittunt). Der schon bei Cicero belegte Ausdruck stammt aus der lateinischen Rechtssprache und bedeutete dort, dass die streitenden Parteien sich dem Schiedsspruch eines zuvor als Schiedsrichter angerufenen Dritten unterwerfen (wikipedia). Damit hat dieser Begriff eigentlich eine sehr schöne Grundbedeutung, denn die Schlichtung eines Konfliktes durch einen neutralen Schiedsrichter ist ja begrüßenswert und überhaupt nicht entgegen biblischen Verhaltensweisen. Heute scheint man umgangssprachlich unter Kompromiss jedoch eher einen Handel mit einer Einigung auf den „kleinsten gemeinsamen Nenner“ zu verstehen und das Wort hat für viele eine negative Bedeutung.

[2] Um nicht missverstanden zu werden: Die massenhafte Abtreibung von Kindern ist aus meiner Sicht ein Skandal und Verbrechen. Damit urteile ich nicht über individuelle Notlagen einer Frau. In Deutschland gab es laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2018 ca. 100.000 Abtreibungen; weltweit laut WHO für den Zeitraum 2010–14 jährlich ca. 56 Millionen (https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)31794-4/fulltext).

Es ist mir absolut unverständlich, wie politische Parteien sich zum Beispiel einerseits Sorgen machen können, ob männliche Küken im Ei ein Schmerzempfinden haben, das bestimmte Verfahren der Geschlechtserkennung und folgenden Tötung des Embryos im Ei gesellschaftlich inakzeptabel macht, und andererseits die Tötung von Menschen im Mutterleib derart verharmlosen: Kleine Anfrage der Abgeordneten Friedrich Ostendorff, Harald Ebner, Renate Künast, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Drucksache 19/6435 – Technische Lösungen zur Beendigung des Tötens männlicher Eintagsküken vom 27.11.2018; Fragen 6 und 7: (6) Wie alt sind nach Kenntnis der Bundesregierung die Küken im Ei, wenn das Verfahren SELEGGT, so wie es bei der Pressekonferenz am 8. November 2018 vorgestellt wurde, angewendet wird? (7) Kann nach Kenntnis der Bundesregierung ausgeschlossen werden, dass zu diesem Zeitpunkt die Schmerzempfindung des Kükens gegeben ist? Falls nein, welche alternative Technologie gibt es, die gegebenenfalls zu einem früheren Zeitpunkt das Geschlecht der Küken bestimmen kann, und welche Praxisreife besitzt diese?
Quelle: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/067/1906783.pdf; Zugriff am 30.01.2021.

[3] Nach Meinung vieler Bibelausleger kann die Auseinandersetzung Davids mit Absalom auch als eine Folge seiner Tat an Urija gesehen werden (2Sam 12,10-12; 16,22).

[4] Burkhardt, H.; Geldbach, E.; Heimbucher, K. [Hrsg.]: Evangelisches Gemeindelexikon, Wuppertal (Brockhaus) 1986, Eintrag „Die Stillen im Lande“.
Im NT kann man vielleicht denken an: 1. Timotheus 2,2; 1. Thessalonicher 4,11 und 2. Thessalonicher 3,12.

[5] Im NT kann man vielleicht denken an: Jakobus 5,1-6; Lukas 6,24; Matthäus 25,31-46; Offenbarung 18,4-19.

[6] Zitiert nach: Joestel (Hrsg.), Martin Luther 1483–1546. Katalog der Hauptausstellung in der Lutherhalle Wittenberg, Berlin (Schelzky & Jeep) 1993; S. 150, 163.

[7] Zitiert nach: Fausel, H., D. Martin LutherSein Leben und Werk, Stuttgart (Hänssler) 1996, Bd. 1, S.198 (ob der berühmte Ausspruch „Hier stehe ich und kann nicht anders!“ in diesem Zusammenhang auch gefallen ist, ist historisch unsicher).

[8] So auch Kürschner, M.J., Martin Luther als Ausleger der Heiligen Schrift, Gießen (TVG Brunnen) 2004.

[9] Ich zitiere die Schrift nach: Kerlen, G., Gedanken Gerhard Tersteegens über die Werke des Philosophen von SanssouciMit Einleitung und Bemerkungen, besonders über Friedrich des Großen Glaubensansichten, Mülheim/Ruhr (Nieten’sche Buchhandlung) 1853, S. 51ff.

[10] Lesenswert hierzu: Klepper, J., Der Vater. Roman eines Königs, München (dtv Verlagsgesellschaft) 2017.

[11] Kerlen, a.a.O., S. 11–13.

[12] Kerlen, a.a.O., S. 9.

[13] An dieser Stelle kann man die Frage nach der Legitimität eines aktiven Widerstandes gegen offensichtlich verbrecherische Taten oder gar eine verbrecherische Regierung stellen. Die Grenzen des Gehorsams sind für Christen prinzipiell klar benannt (Apg 5,29); wie dies im Einzelfall aussieht, ist immer wieder zu klären. Dabei können wir in Deutschland leider –  gleichzeitig aber auch mit Dank ihnen gegenüber – auf die Überlegungen und Erfahrungen der Christen in der Nazidiktatur zurückgreifen, zum Beispiel Wilhelm Busch, Friedrich von Bodelschwingh, Paul Schneider, Dietrich Bonhoeffer.

[14] Orwell, G., 1984, Berlin (Ullstein) 2017.


Nota redacţiei:

Redacţia SoundWords este răspunzătoare pentru publicarea articolului de mai sus. Aceasta nu înseamnă că neapărat ea este de acord cu toate celelalte gânduri ale autorului publicate (desigur cu excepţia articolelor publicate de redacţie) şi doreşte să atragă atenţia, să se ţină seama de toate gândurile şi practicile autorului, pe care el le face cunoscut în alte locuri. „Cercetaţi toate lucrurile, şi păstraţi ce este bun” (1 Tesaloniceni 5.21).

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