Der Schatz
Esra 8,21-23

Algernon James Pollock

© SoundWords, Online începând de la: 05.10.2003, Actualizat: 04.05.2022

Leitverse: Esra 8,21-23

Da glänzte in der Sonne, gleich einem Silberband, der Fluss Ahawa, der in seinem alten Lauf dem Ozean zuströmte. Die Natur schien in ihrer friedevollsten Stimmung zu sein, doch es lauerten Gefahren von wilden Tieren und von noch wilderen Menschen, denn Wegelagerer und Räuber gab es in jenen Gegenden im Überfluss.

Was wollte nun jene Gesellschaft von etwa tausendsiebenhundert unbewaffneten und schutzlosen Männern, außer den Frauen und Kindern, die da fasteten und beteten? Es war ein seltsamer Platz für eine Gebetsversammlung. Die Beter waren von weither gekommen und reisten in ein fernes Land. Sie führten einen großen Schatz bei sich, wertvoll genug, um die Habgier der Räuber in jener Gegend auf sich zu lenken und in ihnen den Gedanken zur Reife zu bringen, diese kleine Gesellschaft niederzumachen, um den ihr anvertrauten Reichtum zu erbeuten. Wie gut sie auch ihr Geheimnis zu verbergen suchten, die Kunde davon fand doch ihren Weg nach außen und konnte leicht zu recht unerwünschten Vorkommnissen führen.

Diese Geschichte ist eine der schönsten der Heiligen Schrift. Die Leute kamen von Babylon, es waren jüdische Gefangene, und ihr Führer war Esra, der Priester, ein Nachkomme Aarons. Der Schatz, den sie trugen, gehörte dem Herrn, und ihre Sorge war es, ihn sicher und unversehrt nach Jerusalem, in das Haus des HERRN, zu bringen. Er bestand aus 750 Talenten Silber, 100 Talenten Gold, zwanzig goldenen Bechern zu 1000 Dariken und zwei Gefäßen von goldglänzendem, feinem Erz, kostbar wie Gold. Ein sehr hoher Wert.

Esra hatte sich gegenüber dem heidnischen König Artasasta (Artaxerxes) seines Gottes gerühmt, so dass er sich schämte, von ihm als Schutz auf dieser gefahrvollen Reise eine Heeresmacht zu fordern. Er verließ sich nicht auf einen Arm des Fleisches, sondern er setzte sein Vertrauen auf den Herrn.

Was haben wir daraus zu lernen? Die Juden konnten auf den Tag zurückblicken, als Salomo „Herrscher war über alle Könige, vom Strom an bis zu dem Land der Philister und bis zu der Grenze Ägyptens“ (2Chr 9,26), und auf den großartigen Tempel in seiner früheren Herrlichkeit. Aber jetzt waren sie als Gefangene in ein fremdes Land weggeführt worden, ihre Lauten hingen an den Weiden am Ufer der Flüsse Babels (Ps 137,1-4), und sie trauerten über ihr Unglück. Jerusalem, die Stadt des großen Königs, und das Haus Gottes waren zerstört und das Land von wilden Tieren erfüllt; wirklich ein trostloser Zustand.

Wir Christen können auf die großartigen Tage der Pfingsten zurückblicken, als die Macht Gottes Scharen zu den Füßen Jesu brachte, wo Gemeinden an Orten entstanden, an denen bisher das Heidentum geherrscht hatte. Doch heute finden wir die Gemeinde Gottes in Stücke zerbrochen, der Niedergang hat schon längst eingesetzt, die erste Liebe ist seit langem dahin, Gesetzlichkeit und Formalismus ist an die Stelle der Wirklichkeit getreten, Vernunftglaube und Modernismus untergraben die Grundlagen der Wahrheit, und die Abtrünnigkeit schreitet schnell voran. Trennung, Zusammenbruch und Schwachheit überall, in vielen Fällen Selbstzufriedenheit, wo Sacktuch und Asche am Platz wären. Dies kennzeichnet den gegenwärtigen Zustand. Gotteslästerliche Sekten stehen auf, die apostolische Macht in Anspruch nehmen, die aber in Wirklichkeit Schlingen des Teufels sind.

Sollten wir es angesichts dieser Erscheinungen aufgeben, für die Wahrheit zu kämpfen? Lasst das Beispiel Esras und seiner Freunde unsre Herzen beleben. Es gibt nichts Treffenderes im Wort Gottes in Bezug auf diese Dinge, als was Haggai und Sacharja am Tag des Verfalls prophezeiten. Haggai ermutigte den zusammengebrochenen Überrest, für das Haus Gottes Sorge zu tragen, und die Seele Sacharjas war erglüht im Blick auf „jenen Tag“, an dem die Herrlichkeit des Herrn über einem bereuenden Israel hervorbrechen und all die Verheißungen erfüllt sein würden, die dem Abraham und David gegeben worden waren. Es gibt nichts Rührenderes zu sehen, als wie Serubbabel, Josua, der Hohepriester, und andere den Altar des Herrn inmitten einer Szene der Schmach Israels aufrichten, angesichts einer heulenden Wildnis und durch Feinde beunruhigt. Wie tief Jerusalem auch gefallen war – der Ort, wo der HERR seinem Namen ein Gedächtnis zum Segen gestiftet hatte, war geblieben. Es ist doch ein schöner Anblick, den Glauben und Mut dieser Männer zu sehen.

Mit diesem Beispiel vor uns mögen wir wohl Mut bekommen, auch jetzt für die Interessen des Herrn Sorge zu tragen und seine Wahrheit aufrechtzuerhalten, während sie um uns herum in weitem Maß aufgegeben wird. Dass Gott zu allen Zeiten der Kirchengeschichte auf Erden zu diesem Zweck Menschen erweckt hat, ist ein Beweis, dass Er stets wirksam ist, um sein Vorhaben in dieser Welt zu fördern. Wie groß ist seine Gnade, wenn Er einen von uns benutzen möchte, sein Werk hinauszuführen.

Diese Männer von alters trugen einen kostbaren Schatz. Er war nicht allein sehr wertvoll, sondern er gehörte dem HERRN und war zum Dienst in seinem Haus bestimmt. Ihre Pflicht war es, ihn unversehrt nach Jerusalem zu bringen und dem Anvertrauten gegenüber treu zu sein. Welch eine schöne Gesinnung kennzeichnete diese Gesellschaft, die ihren Weg durch das feindliche Land zog. Wir lesen:

Esra 8,21-23: Und ich (Esra) rief dort am Fluss Ahawa ein Fasten aus, um uns vor unserm Gott zu demütigen, um von ihm einen geebneten Weg zu erbitten für uns und für unsere Kinder und für alle unsere Habe. Denn ich schämte mich, vom König eine Heeresmacht und Reiter zu erbitten, die uns gegen den Feind auf dem Weg beistehen sollten, denn wir hatten zum König gesprochen und gesagt: Die Hand unseres Gottes ist über allen, die ihn suchen, zum Guten; aber seine Macht und sein Zorn sind gegen alle, die ihn verlassen. Und so fasteten wir und erbaten dies von unserm Gott; und er ließ sich von uns erbitten.

Gott war gebeten worden. Er konnte sein schwaches Volk beschützen, und Er tat es. Man kann den eben gegebenen Auszug aus dem Buch Esra, der vor mehr als zweitausend Jahren geschrieben wurde, in keiner Weise mit den Schriften der Alten außerhalb der Bibel vergleichen. Es sind gewaltige Worte, die das Herz sehr berühren. Doch noch mehr: Er zeigt, dass ein göttliches Werk in den Seelen war und wie Gott dafür sorgt, dass seine Interessen an einem Tag großer Schwachheit und völligen Zusammenbruchs wahrgenommen werden.

Indem wir die herangezogene Stelle des Buches Esra uns vor Augen halten, lasst uns daran denken, dass der Gott Israels auch unser Gott ist. Er ist unveränderlich sowohl in seiner Macht als auch in seiner Fürsorge für die Seinen. Ihre Sache war es, zu fasten und seine Hilfe sowie seinen Schutz zu suchen. Gottes Sache wird in den Worten zum Ausdruck gebracht: „Er ließ sich von ihnen erbitten.“ Wird sich unser Gott nicht auch von uns erbitten lassen? Haben wir nicht in unseren Tagen der Schwachheit eine wunderbare Gelegenheit, dies zu erproben? Reden wir nicht zu viel über den Niedergang der Gemeinde und zu wenig von ihrem großen Haupt im Himmel und dessen bleibendem Interesse an seinem Volk und von seiner Macht, in allen Umständen für sie einzutreten?

Esra und seine Genossen trugen einen großen Schatz, doppelt kostbar, weil er für Gott bestimmt war und für den Gebrauch in seinem Haus in Jerusalem. Ihre Sorge war es, ihn zu hüten und am Ende der Reise unversehrt abzuliefern. Wir Christen haben auch einen Schatz: das Wort Gottes. Wenn es für die Israeliten ein großer Vorteil war, die Aussprüche Gottes, die alttestamentlichen Schriften, zu bewahren, was können wir in Bezug auf uns sagen, denen das ganze Wort Gottes anvertraut worden ist? Wo den Heiligen einer früheren Haushaltung nur das matte Licht der Sterne schien, ist über uns das hellstrahlende Licht der Sonne aufgegangen; sie hatten nur die Schatten, wir haben die Wirklichkeit; anstelle ihrer Prophezeiungen haben wir die Erfüllung. In kurzem ist die ganze Wahrheit vollendet. Doch jetzt besteht eine Gefahr darin, die Wahrheit nicht unversehrt zu erhalten oder sie gar aufzugeben. Wenn wir das Wort Gottes nicht tun, wo wir dazu Gelegenheit haben, dann verlieren wir den Schatz. Viele Christen ehren gewisse Teile des Wortes nur mit ihren Lippen; würden sie sie ausüben, so würden sie dadurch von der Welt und dem Bösen in ihr getrennt werden; da sie es aber nicht tun, haben sie einen sehr großen Verlust. Wenn wir irgendeinen Teil der Wahrheit aufgeben, erleiden wir Schaden, und das Ernste dabei ist, dass wir vor Gott kein Zeugnis für die Wahrheit sein können.

Das buchstäblich inspirierte Wort Gottes ist ein großer Schatz. Es enthält die Wahrheit über Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, die Wahrheit über das Evangelium, die Wahrheit über die neue Schöpfung „in Christus“, die Wahrheit von der Notwendigkeit der neuen Geburt, von der Beiseitesetzung des Menschen im Fleisch, von dem Versöhnungswerk Christi, von seiner Auferstehung, von seiner Erhöhung, seinem Sitzen in der Höhe als großer Hoherpriester und Sachwalter, von der Wahrheit von dem Haupt seines Leibes, der Versammlung, von der Wahrheit des Hauses Gottes, des Reiches Gottes, des zweiten Kommens des Herrn Jesus Christus und seiner glorreichen tausendjährigen Regierung, von seiner Herrschaft, die am heutigen Tag sowohl über die Kirche als auch die Welt ausgeübt wird. Diese Dinge erwähnen wir, wie sie gerade in unserm Geist aufsteigen. Wir haben nicht Raum, sie näher zu betrachten, doch es wird dem Wunsch des Schreibers entsprechen, wenn der Leser dazu angeregt würde, diesen Schatz unversehrt zu bewahren.

Wenn wir aufhören, zu evangelisieren oder die ganze Wahrheit Gottes zu lehren, so hören wir praktisch auf, den uns anvertrauten Schatz zu bewahren. Wenn wir den Epheserbrief stark betonen und den Römerbrief vernachlässigen, so handeln wir nicht recht. Wenn wir der Geschichte und Prophetie des Alten Testamentes, den Vorbildern, den Empfindungen der Seele in den Psalmen, den weisen Ratschlägen der Sprüche oder den Erfahrungen des Predigers wenig Wert beimessen, dann sind wir in Gefahr, einen Teil des Schatzes zu verlieren. Dasselbe ist der Fall, wenn wir eine Richtung der Lehre, die uns gerade gedient hat, bevorzugen, um anderen damit zu dienen. Wenn einer in der korinthischen Gemeinde sagte: „Ich bin des Paulus“, und diesen Petrus oder Apollos vorzog, dann war dies sicherlich ein Schaden für ihn. Paulus sagt uns: „Alles ist euer.“ Wenn das große Haupt der Gemeinde Gaben gibt, so ist es an uns, diese anzunehmen und zu schätzen.

Es hat den Anschein, dass, wenn wir irgendeinem Teil des Wortes Gottes den Vorzug geben, wir die rechten Beziehungen dieses Teiles mit dem anderen verlieren.

Die Wahrheit wird von jeder Seite bekämpft. Es ist überaus wichtig, dass wir das ganze Wort als von Gott inspiriert anerkennen und die Wahrheit über die Person Christi, die sehr oft ein Gegenstand des Angriffes ist, in ihrer Reinheit und Kraft aufrechterhalten. Wir können von einer Wahrheit zur andern gehen und werden dabei sehen, wie der Feind dem Volk Gottes diesen großartigen Schatz zu rauben versucht.


Originaltitel: „Ein Schatz“
aus Der Dienst des Wortes, Jg. 8, 1930, S. 213–219;
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