Der Prophet Sacharja (4)
Kapitel 4

Henry Allen Ironside

© SoundWords, Online începând de la: 05.12.2021, Actualizat: 05.12.2021

Die zwei Gesalbten

Die nun folgende bemerkenswerte fünfte Vision ist für jeden ehrfürchtigen Bibelleser von größter Bedeutung. Sie veranschaulicht kostbare und wichtige Wahrheiten über Israel als Gottes Lichtträger in der Welt. Außerdem ist sie die einzige Bibelstelle, wo uns ausdrücklich erklärt wird, was die typologische, bildliche Bedeutung des Öls ist. Damit erhalten wir einen unfehlbaren Schlüssel, mit dem wir viele Schätze der symbolischen Lehre des gesamten Alten Testaments erschließen können.

Verse 1-3

Sach 4,1-3: 1 Und der Engel, der mit mir redete, kam wieder und weckte mich wie einen Mann, der aus seinem Schlaf geweckt wird. 2 Und er sprach zu mir: Was siehst du? Und ich sprach: Ich sehe, und siehe, ein Leuchter ganz aus Gold und sein Ölbehälter an seinem oberen Ende und seine sieben Lampen an ihm, sieben, und sieben Gießröhren zu den Lampen, die an seinem oberen Ende sind; 3 und zwei Olivenbäume neben ihm, einer rechts des Ölbehälters und einer links von ihm.

Der Prophet scheint nach der Deutung der vorangegangenen Vision eingeschlafen zu sein, denn es heißt, dass der Engel, der damals mit ihm gesprochen hatte, wiederkommt und ihn aufweckt, wie ein Mann aus seinem Schlaf geweckt wird. Dann fragt der Engel ihn: „Was siehst du?“ Sacharja schaut und erblickt etwas von großer Schönheit und Pracht: einen goldenen Leuchter, der offensichtlich dem Leuchter ähnelt, der in 2. Mose 25,31-37 beschrieben wird. Aber in einem wesentlichen Punkt unterscheidet er sich von dem Leuchter in 2. Mose, dessen Lampen der Priester tagtäglich gewissenhaft befüllen musste, damit sie nicht ausgingen. Denn bei diesem Leuchter hier in der Vision Sacharjas ist der Mensch weder für das Öl verantwortlich noch dafür, das Licht des Zeugnisses aufrechtzuerhalten. Das Gestell und seine Lampen sind aus einem Stück gefertigt. Die Lampen werden auf eine höchst bemerkenswerte Weise ständig mit Öl versorgt: Oben am zentralen Schaft befindet sich ein goldener Ölbehälter bzw. ein Ölbrunnen. Von diesem gehen sieben Gießröhren aus, die mit den sieben Lampen verbunden sind. Auf jeder Seite des Leuchters steht ein Olivenbaum, dessen Zweige über den Ölbehälter ragen und den Ölbrunnen in einem ständigen Strom mit ihrem Öl befüllen. Auf diese Weise wird das Licht fortdauernd in seiner Schönheit und Kraft erhalten.

Verse 4-7

Sacharja bittet darum, dieses Bild zu verstehen, worauf der Engel es ihm erklärt:

Sach 4,4-7: 4 Und ich hob an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete, und sagte: Mein Herr, was sind diese? 5 Und der Engel, der mit mir redete, antwortete und sprach zu mir: Weißt du nicht, was diese sind? Und ich sprach: Nein, mein Herr. 6 Da antwortete er und sprach zu mir und sagte: Dies ist das Wort des HERRN an Serubbabel: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen. 7 Wer bist du, großer Berg, vor Serubbabel? Zur Ebene sollst du werden! Und er wird den Schlussstein herausbringen unter lautem Zuruf: Gnade, Gnade ihm!

Dies ist kein inhaltsloser [doppeldeutiger] Orakelspruch wie von den heidnischen Sibyllen, den Prophetinnen aus der griechischen Mythologie. Es ist vielmehr die eindeutige Aussage: So wie das Öl, das in den goldenen Ölbehälter fließt und die Lampen nährt, so würde der Heilige Geist Israel befestigen und stets versorgen. Dabei ist es sein Ziel, dass Israel der Zeugnisträger des HERRN auf der Erde ist. Der, der unter Serubbabel, den Fürsten aus Davids Geschlecht, einen Überrest aus Babel heraufgeführt hatte, wird jede einzelne Verheißung, die Er durch seine heiligen Propheten gegeben hat, unfehlbar erfüllen. Menschliche Macht und Kraft können weder hindern noch helfen. Allein der Heilige Geist kann sie als sein Licht in der Welt erhalten und bewahren. Damit wissen wir, was das Öl versinnbildlicht: Es spricht immer von Gottes Geist – sei es als Salbung oder als Unterpfand. Nur in der Kraft Gottes kann ein Zeugnis jederzeit für Gott bestehen. Während der gegenwärtigen Haushaltung der Zerstreuung Israels ist die Gemeinde das Licht, so wie ihr Herr das Licht war, als Er auf der Erde lebte. Wenn Israel in dem erretteten Überrest wiederhergestellt sein wird, wird es nach und nach wieder Gottes Zeuge werden. Aber ob es nun um den Herrn selbst geht, um die Gemeinde, die sein Leib ist, oder um Israel, das Gottes irdisches Volk ist: Fest steht, dass jedes wahre Zeugnis in der Kraft des Heiligen Geistes besteht.

Wer braucht einen Menschen zu fürchten, wenn er in der Kraft Gottes handelt? Serubbabel und dem schwachen Überrest im Land erschienen die heidnische Macht vielleicht wie ein großer Berg, der jedes Vorwärtskommen in dem besonderen Werk, das ihnen aufgetragen war, behinderte. Doch allein der Unglaube konnte so denken. Der Glaube hingegen würde zu dem Berg der Schwierigkeiten sagen: „Zur Ebene sollst du werden!“ Und dann würde genau das geschehen. Keine gegen sie geschmiedete Waffe sollte Erfolg haben, kein Arm sollte stark genug sein, sie zu behindern, bis der Tempel zur Ehre des HERRN vollendet wäre. Unter dem Zuruf eines jubelnden Volkes würde Serubbabel den Schlussstein herausbringen und rufen: „Gnade, Gnade ihm!“

Verse 8-10

Sach 4,8-10: 8 Und das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: 9 Die Hände Serubbabels haben dieses Haus gegründet, und seine Hände werden es vollenden; und du wirst erkennen, dass der HERR der Heerscharen mich zu euch gesandt hat. 10 Denn wer verachtet den Tag kleiner Dinge? Und mit Freuden werden jene Sieben das Senkblei in der Hand Serubbabels sehen: Die Augen des HERRN, sie durchlaufen die ganze Erde.

So wird sich jede einzelne Verheißung des Wortes Gottes buchstäblich erfüllen. In diesem Fall sollte derjenige, der das Haus gegründet hatte, es auch vollenden (siehe Esra 3,10-13 und Esra 6,14-18). Daran würde erkannt werden, dass ein Prophet Gottes unter ihnen gewesen war. Es war ein Tag der Schwachheit, ein Tag kleiner Dinge. Aber sie sollten diesen Tag nicht verachten, denn es war der Tag der Kraft des HERRN. Die Völker der Erde mochten völlig gleichgültig sein gegenüber dem, was an jenem [in ihren Augen] unbedeutenden Ort geschah, wo der HERR seinen Namen wohnen lassen wollte. Doch das änderte nichts daran, dass sein Name tatsächlich dort war und mit gewaltiger Kraft wirkte. Dort war das Senkblei der Wahrheit in den Händen Serubbabels, und das Volk arbeitete gemäß dem Wort Gottes. Dort ruhten auch die Augen des HERRN mit Wohlgefallen, nachdem sie die ganze Erde durchlaufen hatten.

Verse 11-14

Sach 4,11-14: 11 Und ich hob an und sprach zu ihm: Was sind diese zwei Olivenbäume rechts des Leuchters und links? 12 Und ich hob zum zweiten Mal an und sprach zu ihm: Was sind die beiden Zweige der Olivenbäume, die neben den zwei goldenen Röhren sind, die das Gold von sich ausgießen? 13 Und er sprach zu mir und sagte: Weißt du nicht, was diese sind? Und ich sprach: Nein, mein Herr. 14 Da sprach er: Dies sind die beiden Söhne des Öls, die bei dem Herrn der ganzen Erde stehen.

In Gottes Augen wurde in Jerusalem „ein großes Werk“ getan. Denn dieses Werk geschah im Gehorsam gegenüber seinem Wort und im Blick auf das Kommen seines Sohnes.

Sacharja sucht jedoch auch noch in einem weiteren Punkt nach Erleuchtung. Er hat die beiden Olivenbäume betrachtet und sich gefragt, was sie bedeuten. Deshalb bittet er den Engel kühn, ihm mehr Informationen über sie zu geben. Es hat den Anschein, dass er nur langsam versteht. Deshalb muss er seine Frage zweimal stellen. Doch der Engel antwortet ihm nicht sogleich, sondern stellt ihm in Vers 13 eine Gegenfrage: „Weißt du nicht, was diese sind?“ Es hat den Anschein, als ob Sacharja die Antwort aufgrund geistlicher Eingebung eigentlich bereits hätte wissen müssen. Als Sacharja seine Unwissenheit eingesteht, wird ihm gesagt: „Dies sind die beiden Söhne des Öls, die bei dem Herrn der ganzen Erde stehen.“

Bei den beiden Gesalbten kann es sich um niemand anders handeln als um den Fürsten Serubbabel und um den Hohenpriester Josua. Das Zeugnis Gottes soll also durch königliche und durch priesterliche Macht aufrechterhalten werden. Das waren die beiden Mittler, durch die der HERR wirken würde.

In Offenbarung 11,4 heißt es von den beiden Zeugen: „Dies sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.“ Dies ist ein eindeutiger Verweis auf Sacharjas Vision. Doch es gibt einen deutlichen Unterschied. In Offenbarung haben wir zwei Leuchter, hier nur einen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die beiden Zeugen [aus Offenbarung] treten auf, bevor Israel als Gottes Leuchter im Land aufgestellt sein wird. Bei ihnen geht es um ein individuelles Zeugnis. Deshalb haben wir anstelle des einen siebenarmigen Leuchters – der die Vollständigkeit des Zeugnisses darstellt – zwei Zeugen, die als die „zwei Leuchter“ bezeichnet werden. Sie sind jedoch auch die „zwei Ölbäume“, denn sie stehen vor Gott als seine beiden gesalbten Söhne des Öls, und zwar an dem Tag, an dem sein Name verleugnet und sein Wort verachtet wird. Sie werden im Geist und in der Kraft von Mose und Elia auftreten und in der Kraft des Heiligen Geistes prophezeien bis zu dem Tag, wenn sie von dem Tier und seinen Anhängern umgebracht werden. Damit scheint für jenen Augenblick das gesamte Zeugnis für Gott ausgelöscht zu sein. Doch das Wort des Herrn wird sich erfüllen: Wenn der Herr vom Himmel herabkommt, wird der siebenarmige Leuchter aufgestellt. Zu jener Zeit wird der Herr sein Volk Israel aus der Hand all ihrer Unterdrücker befreien.

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Originaltitel: „Notes on the Prophecy of Zechariah“
aus Notes on the Minor Prophets, 1909

Übersetzung: Andreas Albracht


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