Der erste Brief des Apostels Johannes (0)
Einleitung

Henry Allen Ironside

© SoundWords, Online începând de la: 05.02.2023, Actualizat: 09.02.2023

Die Schriften des Apostels Johannes haben von jeher einen besonderen Reiz für das Volk des Herrn. Diese Anziehungskraft ist wohl darauf zurückzuführen, dass sie vor allem an die Familie Gottes gerichtet sind.

Wenn du die Wahrheit über das Reich Gottes in seinem gegenwärtigen Zustand – die geheimnisvollen Tage des Reiches – suchst, findest du sie in den Briefen des Petrus, Jakobus und Judas. Wenn du die Wahrheit über die Gemeinde Gottes – den Leib Christi, der durch den Geist während der gegenwärtigen Gnadenzeit geformt wird – suchst, findest du sie in den Schriften des Apostels Paulus. Wenn du aber die Wahrheit über die Familie Gottes – die Gläubigen, die in die göttliche Familie hinein wiedergeboren sind – suchst, dann findest du sie vor allem in den Schriften des Apostels Johannes. Damit will ich jedoch nicht sagen, dass einer dieser Abschnitte der Heiligen Schrift auf die genannten Themen beschränkt ist. Während Petrus sich in erster Linie mit dem Reich Gottes befasst, spricht er auch von der Gemeinde und von der Familie Gottes. Paulus befasst sich zwar in erster Linie mit der Gemeinde, aber er spricht auch vom Reich Gottes und von der Familie. Und während Johannes sich in erster Linie mit der Familie Gottes beschäftigt, hat er auch etwas über die Gemeinde und über das Reich Gottes zu sagen. Aber wie bereits angedeutet: Gott hat jedem dieser neutestamentlichen Schreiber einen besonderen Auftrag erteilt.

Die Schriften des Johannes waren die letzten, die der Geist Gottes zu unserer Erbauung gegeben hat. Einige Leute messen, wie mir scheint, den Schriften des Paulus, insbesondere seinen späteren Gefängnisbriefen, einen unangemessenen Wert bei, so als ob sie die letzten Anweisungen Gottes für sein Volk enthielten. [Anm. der Red.: Das ist nicht unbedingt unangemessen. Wir lesen in Kolosser 1,25, dass durch Paulus das Wort Gottes vollendet wurde. Durch den Dienst von Paulus wurden alle Elemente der Wahrheit, die bis dahin noch nicht offenbar waren, mitgeteilt. Was Johannes schreibt, war in den Grundzügen vorher schon bekannt, wenn auch nicht in allen Einzelheiten. Aber seine Schriften enthalten keine Offenbarungen neuer Wahrheiten. Auch die Kernelemente der Zukunft, so wie sie uns in der Offenbarung geschildert wird, finden sich schon in den Propheten des Alten Testaments und in den Evangelien.] Aber Paulus war wahrscheinlich schon über zwanzig Jahre im Himmel, bevor der Apostel Johannes sein Evangelium schrieb. Erst Jahre später schrieb Johannes seine Briefe. Das Buch der Offenbarung war, soweit wir wissen, das letzte Buch, das der Geist gegen Ende des ersten Jahrhunderts inspirierte. Wir können sicher sein: Gott hat die Schriften des Apostels Johannes für das Ende des apostolischen Zeitalters aufbewahrt, und den besten Wein hat Er bis zum Schluss aufbewahrt.

Im Johannesevangelium wird uns das ewige Leben im Sohn Gottes offenbart. In den Johannesbriefen haben wir das ewige Leben, wie es sich in den Kindern Gottes offenbart. In Johannes 20,30.31 gibt der Apostel den Grund an, warum er dieses besondere Buch geschrieben hat. Er sagt: „Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor seinen Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen.“ Warum wurde das Johannesevangelium geschrieben? Damit wir glauben können, dass Jesus der Christus ist. Gibt es einen Leser, der daran zweifelt, dass Jesus tatsächlich der Christus Gottes ist? Dann lies einmal das Johannesevangelium. „Also ist der Glaube aus der Verkündigung, die Verkündigung aber durch Gottes Wort“ (Röm 10,17). Das Johannesevangelium wurde geschrieben, damit ihr wisst, „dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen“.

Schauen wir uns nun 1. Johannes 5,13 an: „Dies habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.“ Der Brief wurde an Menschen geschrieben, die bereits glaubten, dass Jesus der Christus ist, die sich ihrer gegenwärtigen Stellung aber nicht sicher waren, noch, ob sie das ewige Leben besaßen oder nicht. „Damit ihr wisst“. Wenn du irgendwelche Zweifel an der Person, dem Leben und dem Sühnetod Jesu, an seiner Messiasschaft oder seiner Göttlichkeit hast, lies das Evangelium. Wenn du aber, nachdem du die Botschaft des Evangeliums geglaubt hast, immer noch unsicher bist, ob du wirklich das ewige Leben besitzt oder nicht, dann lies den Brief. Er wurde an „euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr ewiges Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes“. Der Johannesbrief ist der Brief der Gemeinschaft. Gott möchte, dass sein Volk in Gemeinschaft mit Ihm ist, und Johannes zeigt uns den Weg zur Gemeinschaft mit Gott.

Johannes verwendet bestimmte Schlüsselwörter oder -sätze: „Ihr wisst“ oder „Wir wissen“. Er möchte, dass wir uns auf nichts anderes als auf eine eindeutige und bestätigte Erkenntnis der göttlichen Realität stützen. Da ist das Wort „glaubt“. Es ist eines seiner Lieblingswörter, sowohl im Evangelium als auch in den Briefen. Wir lesen auch viel über Licht – „Gott ist Licht“, „Wandelt im Licht“. Dann gibt es noch das Wort Liebe – „Gott ist Liebe“. Wir sollen „in der Liebe wandeln“.

Nach dem Tod des Paulus, etwa um das Jahr 67 n.Chr., entstand in den Gemeinden, insbesondere in Asien, eine Sekte, die heute als Gnostiker bekannt ist. Ein Agnostiker ist ein Mensch, der sagt: „Ich weiß es nicht.“ Aber ein Gnostiker ist das genaue Gegenteil eines Agnostikers; der Gnostiker sagt: „Ich weiß es.“ Die Gnostiker kamen in die Gemeinde und sagten: „Wir haben ein besseres Verständnis als diese einfachen Christen.“ Diese Sekte wuchs sehr schnell und drohte zweihundert Jahre lang die rechtgläubige Gemeinde Gottes zu überwältigen. Sie hatten merkwürdige Vorstellungen von Jesus. Einige von ihnen glaubten, Jesus wäre einfach ein Mensch, der leibliche Sohn von Joseph und Maria, und Christus wäre der göttliche Geist, der bei seiner Taufe im Jordan von Jesus Besitz ergriffen hätte. Dieser Geist wäre sein ganzes Leben lang bei Ihm gewesen, hätte Ihn aber verlassen, als Er am Kreuz hing. Diejenigen, die diese Ansicht vertraten, wurden als kerinthische Gnostiker[1] bezeichnet, und auch heute noch vertreten einige Gruppen diese falsche Lehre. Der kerinthische Gnostizismus ist die grundlegende Lehre der Christlichen Wissenschaft, der Unity School of Christianity, der Theosophie und anderer moderner Kulte. Doch diese Lehre steht im krassen Widerspruch zur Heiligen Schrift. In 1. Johannes 5,1 heißt es: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren“ – nicht, dass Jesus vom Christus besessen war oder vom Christus beherrscht wurde, sondern dass Er der Christus ist. Der, der am Kreuz hing, war nicht nur Jesus, der Mann aus Nazareth, sondern Christus, der Sohn Gottes. „Ich habe euch zuerst überliefert, was ich auch empfangen habe: dass Christus für unsere Sünden gestorben ist nach den Schriften“ (1Kor 15,3). Wir dürfen niemals zwischen Jesus und Christus unterscheiden, genauso wenig wie wir zwischen Herbert Hoover[2] und dem amerikanischen Präsidenten unterscheiden würden. Herr Hoover ist der Präsident, und Jesus ist der Christus. Es ist wahr, dass Christus ein Titel ist, aber dieser Titel gehört zu Ihm.

Es gab noch eine andere Gruppe von Gnostikern, die Doketisten. Diese leugneten die Realität der Menschheit Jesu, die Realität seines menschlichen Körpers. Sie vertraten die Ansicht, dass das Böse mit dem Fleisch verbunden wäre und es daher undenkbar wäre, dass sich die Gottheit jemals herablassen könnte, in einem menschlichen Körper zu wohnen. Die Doketisten glaubten, dass man Jesus zwar hätte ansehen können, dass man jedoch, wenn man versucht hätte, Ihn zu berühren, dünne Luft berührt hätte – Er wäre einfach ein Phantom gewesen. Johannes begegnete beiden gnostischen Systemen in seinen drei Briefen.


Originaltitel: „Author’s Introduction“
aus Addresses on the Epistles of John, Neptune, NJ (Loizeaux Brothers) 1931
Quelle: https://plymouthbrethren.org

Übersetzung: Samuel Ackermann

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Benannt nach dem gnostischen Lehrer Kerinth.

[2] Anm. d. Red.: Herbert Hoover war von 1929 bis 1933 (zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Kommentars) Präsident der USA.


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