Die Erdbeben in der Bibel
Erdbeben im Alten und im Neuen Testament

H. D.

© SoundWords, online seit: 13.01.2012, aktualisiert: 01.03.2024

Leitverse: 2. Mose 19,18; 1. Samuel 14,15; 1. Könige 19,11; Amos 1,1; Matthäus 27,51; 28,2; Apostelgeschichte 16,26

Die jüngsten Erscheinungen[1] gewaltiger und alarmierender Erdbeben hat viele Gotteskinder wieder neu auf dieses ernste Thema aufmerksam gemacht; und dies nicht nur, weil ein Erdbeben an sich eine so plötzliche und so entsetzliche Sache ist, sondern auch weil es eines der Zeichen ist, die uns unser Herr selbst für die letzen Tagen und als „Beginn der Trübsale“ oder „Wehen“ gibt (Mt 24,7-9; Lk 21,11).

Doch nun wollen wir uns mit den Erdbeben der Vergangenheit beschäftigen und nicht mit denen der prophetischen Zukunft. Sieben Erdbeben werden in der Schrift erwähnt: vier im Alten Testament und drei im Neuen. Sie sind alle von Gott beabsichtigt, damit sie seinem Wort zusätzliche Ernsthaftigkeit verleihen, wenn Er von seinem Volk angehört wird, und damit sie die Gleichgültigen, die den Gott, der zu ihnen spricht, nicht kennen, aufhalten und beeindrucken. In ihrem jeweils unterschiedlichen Kontext bilden sie eine Kette von ernsten Belehrungen, die wir uns sehr zu Herzen nehmen sollten.

Die Erdbeben im Alten Testament

Die Gesetzgebung

Das erste von Gott erwähnte Erdbeben ist das Beben am Berg Sinai:

2Mo 19,18: Der ganze Berg Sinai rauchte, weil der HERR auf ihn herabstieg im Feuer; und sein Rauch stieg auf, wie der Rauch eines Schmelzofens, und der ganze Berg bebte sehr. 

Dieses Erbeben des Berges Sinai (als Teil des ganzen Globus) war ein echtes Erdbeben und wahrhaftig ein Ausdruck der Heiligkeit des Gesetzes, ein Ausdruck von Gottes Liebe und Wohlgefallen an Israel, dem Er das Gesetz gab (5Mo 30,3.4), genau wie das Blut, das später sowohl auf das Buch des Gesetzes als auch auf das ganze Volk gesprengt wurde (2Mo 24). Das eine spricht vom Tod jedes Israeliten, der das Gesetz übertreten würde, und von einem Stellvertreter, der eines Tages für einen solchen sterben sollte. Das andere berichtet von der Heiligkeit, die eines Tages diese sündenbefleckte Erde und sogar die Himmel zum Erbeben bringen wird, indem sie dazu gebracht werden, zu vergehen und Platz für einen neuen Himmel und eine neue Erde zu schaffen, „in denen Gerechtigkeit wohnt“, die die ewige Heimat für alle Heiligen sein werden, „nach seinen Verheißungen“ (2Pet 3). Paulus verbindet außerdem (in Heb 12,25.26) dieses erste Erdbeben der Schrift mit dem letzten Beben am Tag des großen weißen Thrones. Das eine war bei der Ankündigung des Gesetzes; das andere wird stattfinden bei der vollkommensten und schrecklichsten Ausführung seiner Strafen, die zugleich auch die Zeit des ewigen Triumphes der souveränen Gnade sein wird.

Ein Schrecken im Lager

1Sam 14,15: Ein Schrecken entstand im Lager, auf dem Feld und unter dem ganzen Volk; die Aufstellung und der Vernichtungszug, auch sie erschraken; und das Land erbebte, und es wurde zu einem Schrecken Gottes.

Ganz anders ist die Szene des nächsten in der Schrift aufgeführten Erdbebens in 1. Samuel 14,15; es dient jedoch genauso zur Illustration der Liebe Gottes zu Israel und seiner Wachsamkeit über alle ihre Angelegenheiten, sogar in den traurigsten Tagen der Sünde und des Versagens. In ihrer Sünde verlangten sie nach einem König, damit sie „gleich allen Nationen“ seien, und Gott gab ihnen Saul in seinem Zorn. Unter der Tyrannei und Schwachheit Sauls standen sie hilflos vor den Philistern; aber wenig später findet sich der Geist des Glaubens in Jonathan und seinem Waffenträger, und Gott zeigt sich selbst als „ein rettender Held“. Die prahlerischen Besatzungstruppen von Mikmas fallen vor ihnen, als sie nur den Hügel emporsteigen, und derselbe Gott, der lange zuvor die Erde am Berg Sinai erbeben ließ, lässt sie nur für diese beiden schwachen Menschen wieder erbeben; denn die Schrift sagt nicht nur: „Ein Schrecken entstand im Lager, auf dem Feld und unter dem ganzen Volk; die Aufstellung und der Vernichtungszug, auch sie erschraken“, sondern sie fügt hinzu: „… und das Land erbebte, und es wurde zu einem Schrecken Gottes.“

Tatsächlich versagten die Herzen der Menschen vor Angst, und während der gesamten Szene zitterten sie. Die Hebräer zitterten unter Sauls Herrschaft (1Sam 13,7), genau wie die Philister; doch die Herzen Jonathans und seines Begleiters blieben unbewegt, und Gott erwies sich mächtig in ihrem Namen und in seinem eigenen großen Namen. Genauso sehen wir im Neuen Testament Paulus und Timotheus, sein „Gleichgesinnter“, Seite an Seite stehen, voll des Geistes „der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“, unerschüttert zwischen all dem Versagen von Gottes Gemeinde und fähig zu sagen: „Doch der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel“, und ebenso fähig, auf „die Krone der Gerechtigkeit, die der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag“, zu sehen.

Die Belehrung Elias

In 1. Könige 19,11 finden wir wieder ein Erdbeben: 

1Kön 19,11: Siehe, der HERR ging vorüber, und ein Wind, groß und stark, zerriss die Berge und zerschmetterte die Felsen vor dem HERRN her; der HERR war nicht in dem Wind. Und nach dem Wind ein Erdbeben.

In diesem Fall findet es am Schauplatz des zuerst erwähnten Bebens statt, nämlich am Horeb oder Sinai, und dient allein der Belehrung von Elia durch Gott; denn jeder einzelne Heilige und Diener Gottes ist wertvoll in Gottes Augen. Elia war matt und entmutigt von der Bosheit Ahabs und der Sturheit des Volkes Israel. Zweimal in diesem Kapitel „tritt er gegen Israel, vor Gott, auf“ (Röm 11,2); also machte Gott wieder Gebrauch von einem Erdbeben. Genau wie der „starke Wind“ und das „Feuer“, die dem Erdbeben vorausgingen und folgten, geschah es ausschließlich, um Elia auf das „leise Säuseln“ des lebendigen HERRN vorzubereiten, genauso, wie es lange zuvor dazu gedient hatte, das Volk Israel auf das Hören und Beachten des Gesetzes vorzubereiten. Sicher werden das Erdbeben und das Feuer Elia an Mose erinnert haben, am selben Horeb lange vor ihm. Am Horeb hatte Mose den HERRN im brennenden Dornbusch kennengelernt und den Berg, umgeben von Finsternis, bestiegen, in Sturm und Erdbeben, wenngleich auch ohne Schuhe an seinen Füßen und voll von heiliger Ehrfurcht. Und nun sollte Elia in der spürbaren Gegenwart des Einen sein, der größer ist als der böse Ahab oder das rebellische Israel.

Mögen doch die Erdbeben, Seuchen und Hungersnöte in unserer Zeit ähnlich nützliche Lektionen für uns mit sich bringen! Aber das geschriebene Wort ist genauso von Gott wie seine lebendige Stimme damals. „Sie haben Mose und die Propheten“, sagte unser Herr, „mögen sie auf diese hören“ (Lk 16,29).

Vom Hirten Amos vorhergesagt

Im Zusammenhang mit dem Buch des Propheten Amos finden wir das letzte, im Alten Testament aufgeführte Erdbeben:

Amos 1,1: Worte des Amos, der unter den Hirten von Tekoa war, die er über Israel geschaut hat in den Tagen Ussijas … zwei Jahre vor dem Erdbeben. 

Da Jerobeam II. im 15. Jahr von Ussijas Herrschaft starb, konnte dieses Erdbeben nicht später als im 17. Jahr von Ussijas Herrschaft geschehen sein. Es war offenbar ein besonders schlimmes Erdbeben, denn es ist als das Erdbeben ausgezeichnet, und viel später in Sacharja 14,5 findet sich abermals eine Anspielung auf dieses Erdbeben. Doch wir finden keine Erwähnung dieses Erdbebens in einem von Judas oder Israels Geschichtsbüchern, und wir hätten nicht von ihm gewusst ohne diesen Zusammenhang mit diesen einfachen, aber ernsten Seiten von Amos, dem Hirten. Es lag in der Weisheit Gottes, dass sich nur „zwei Jahre“ nachdem der verachtete Amos dem Volk seine Warnungen erteilte, dieses schreckliche Ereignis abspielte. 

Könnte es nicht in Gottes Absicht gelegen haben, zu zeigen, dass die prophetischen Worte von Amos genauso von Ihm kamen wie die trompetengleiche Stimme, die sich lange zuvor am Berg Horeb an ganz Israel gerichtet hatte, oder wie das „leise Säuseln“, das später zu Elia sprach? Amos’ erste Worte waren: „Der Herr wird aus Zion brüllen [d.h. wie ein Löwe] und aus Jerusalem seine Stimme erschallen lassen“, und: „Der Löwe hat gebrüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Der Herr, HERR, hat geredet, wer sollte nicht weissagen?“ (Amos 3,8). 

Und das schreckliche Rumoren des Erdbebens zwei Jahre später könnte die Leser von Amos’ Worten noch einmal aufmerken lassen haben. Zahlreich waren die Trübsale gewesen, die Gott ihnen gesandt hatte, „reine Zähne“ (d.h. Hungersnot) in allen ihren Städten; solche Dürre, dass „zwei, drei Städte zu einer Stadt hin wankten, um Wasser zu trinken, und nicht satt wurden“; „Kornbrand und Vergilben und Heuschrecken“; „Pest und Schwert“. „Dennoch seid ihr nicht bis zu mir umgekehrt, spricht der HERR. Darum … schicke dich an, Israel, deinem Gott zu begegnen!“ (vgl. Amos 4). Und der Schrecken des Erdbebens folgte zwei Jahre darauf. Sicherlich war dies eine andere Art ihres erzürnten Gottes, sie zu treffen und ihnen durch seine unterirdischen Feuer mitzuteilen, wie schrecklich der Zorn des HERRN ist, wenn er einmal entbrannt ist.

Diese sind die im Alten Testament erwähnten Erdbeben. „[Alle] diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist“ (1Kor 10,11). Oh, dass da unter den vielen Millionen doch ein Mensch wäre, der auf die Worte der Schrift, mit der sie so vertraut sind, hört und die Zeichen der Zeit richtig deutet, wenn sie erscheinen!

Die drei Erdbeben des Neuen Testaments sind allgemein bekannter, aber es wäre gut, sie kurz herauszustellen.

Die Erdbeben im Neuen Testament

Genau wie im Alten Testament werden auch im Neuen Testament Erdbeben erwähnt, und in beiden Testamenten weisen sie denselben Charakter ernster Warnung auf. In beiden Testamenten zeugen sie von göttlicher Macht, die in der Lage sein kann, die ganze Schöpfung erbeben und vergehen zu lassen, und dies bald auch tun wird. In dieser Hinsicht wird, wie in so vielem anderen, die Einheit der Schrift deutlich. Ein Gott ist der Autor und die inspirierende Kraft des Ganzen. Ein und derselbe Strom von Gnade strömt sowohl durch das Alte als auch durch das Neue Testament, wie auch immer die Wege oder Kanäle, die er in den unterschiedlichen Zeitaltern durchläuft, aussehen mögen. Die eine Wahrheit des „Blutvergießens“ für die Vergebung der Sünden durchdringt alles, und eine ewige Herrlichkeit ist die gemeinsame Behausung der Erlösten, in Ewigkeit. Kein Wunder, dass sich Gottes heiliger Zorn und Schrecken in der ganzen Schrift mehr oder weniger ähnlich äußert; und Erdbeben gehören dazu.

Nur drei Erdbeben werden im Neuen Testament erwähnt, doch diese sind sehr bedeutsam. Und ihre Bedeutsamkeit wird durch die offensichtliche Verbindung zwischen ihnen noch verstärkt.

Der Tod des Herrn Jesus

Mt 27,50-53: Jesus aber schrie wieder mit lauter Stimme und gab den Geist auf. Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss von oben bis unten in zwei Stücke; und die Erde erbebte, und die Felsen rissen, und die Grüfte taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen wurden auferweckt; und sie kamen nach seiner Auferweckung aus den Grüften hervor und gingen in die heilige Stadt und erschienen vielen.

Wer sollte sich da wundern, dass der Tod von Gottes eingeborenem Sohn im Zusammenhang mit Zeichen und Wundern in der sichtbaren Schöpfung geschah? Der sterbende Seufzer, der das Leben aushaucht, ist etwas, was ständig wiederkehrt in dieser traurigen Welt, und nur einige Stunden nachdem der Herr Jesus seinen „Geist übergab“, mussten wohl auch die beiden Verbrecher diesen letzten Seufzer ausstoßen. Aber Gott bezeichnete das Sterben seines ewigen Sohnes mit wunderbaren Zeichen zum Ausdruck seines unendlichen Wertes. Da waren die drei Stunden der Finsternis, endend mit seinem Schrei, dass Gott Ihn verlassen hatte. Da war das Zerreißen des Vorhangs. Und dort war auch ein Erdbeben, groß genug, um die Felsen von Jerusalems Kalksteinfundamenten zu zerreißen (Mt 27,40-51). 

Wenn diese übernatürliche Finsternis von dem dunklen Verhängnis der Sünder berichtet und von Jesus, der dieses trägt, und wenn der zerrissene Vorhang vom Eintritt zu Gott und sogar in „sein wunderbares Licht“ spricht für alle, die auf Jesu Tod vertrauen, dann hat sicherlich das dritte Wunder, das Erdbeben, genauso eine Bedeutung. Es beinhaltet eine harte, aber auch eine wunderbare Lektion. Es spricht von dem Verderben der Schöpfung, aber auch von „der ersten Auferstehung“, die ausschließlich aus Gerechten besteht. Der die Sünde hassende Gott, der seinen eigenen Sohn wegen unserer Sünden geschlagen hat, musste notwendigerweise die Erde und die gesamte Schöpfung, wo diese Sünde verübt wurde, erbeben und aufbrechen lassen. 

Als einst Adam im Garten sündigte, war die gesamte Schöpfung, über die der Mensch als „Herrscher“ gesetzt worden war, verdammt. Wie Paulus es sagt: „Die Schöpfung ist der Nichtigkeit unterworfen, (nicht freiwillig, sondern dessentwegen [d.h. Adam], der sie unterworfen hat)“ (Röm 8,20). In dieser Hinsicht war ein Erdbeben sicher ein passendes Zeichen. Der Schlag, der Immanuel traf, traf auch diese Erde, die durch ebendiesen Geschlagenen, Zeitalter zuvor, in das Leben gerufen wurde. Doch so fluchbeladen und verdammt diese Erde auch sein mag, sie beinhaltet immer noch diese kostbaren Toten. Sie ist die Schatztruhe des Staubes der Gerechten. Dieses gewaltige Erdbeben wurde von Gott angeordnet, um dies zu zeigen. Es wurden nicht nur Felsen zerrissen, sondern auch die Gräber vieler Heiliger geöffnet; und nach drei kurzen Tagen, als Jesus, in Josephs Garten, von den Toten auferstand, wurden diese mitauferweckt. Genau wie Wind, Wellen und auch Lazarus’ Grab auf Jesus in seinem Leben gehört hatten, so gehorchten Erdbeben, Fels und die Körper der schlafenden Heiligen jetzt Gott bei Jesu Tod. Mögen wir nun singen: „Weg hast du allerwegen, an Mitteln fehlt dir’s nicht; dein Tun ist lauter Segen, dein Gang ist lauter Licht.“[2]

Vier wichtige Eigenschaften der „ersten Auferstehung“ – die ausschließliche Auferstehung von Heiligen – können wir hier lernen:

  1. der Unterschied im Zeitpunkt zwischen ihrer Auferstehung und der Auferstehung der Gottlosen
  2. das Offenstehen ihrer Gräber im Vergleich zu den Gräbern der Sünder
  3. ihr Eingang in die heilige Stadt bei ihrer Auferstehung
  4. und ihr Erscheinen vor den Vielen

Sicherlich zeigte dieses Erdbeben genauso ein Stück des kommenden Reiches, wie es am Berg der Verklärung der Fall war! 

Die Auferstehung des Herrn Jesus

Mt 28,2: Und siehe, da geschah ein großes Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam aus dem Himmel herab und trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.

Im nächsten Kapitel des gleichen Evangeliums finden wir die Erwähnung des zweiten Erdbebens des Neuen Testaments. Und dieselbe Lektion wie vorher im Hinblick auf die Verderbtheit der Schöpfung wird nun durch Christi Auferstehung, genauso wie durch seinen Tod, herausgestellt. Diese sündenbefleckte Erde kann die herrliche Erscheinung des auferstandenen Jesus genauso wenig ertragen wie die Stunde seines Todes. Das schlussendliche Vergehen von Himmel und Erde am Tag des großen weißen Thrones geschieht vor dem Angesicht dessen, der es ausführt: Das ist Jesus (vgl. Off 20,11). Davon ist das Erdbeben bei seiner Auferstehung aus den Toten eine Vorschattung. Als Richter hat Gott Ihn auferweckt, doch genauso auch als Erlöser (vgl. Apg 17,31). 

Doch auch hier werden die Heiligen von den Sündern unterschieden. Zu den schwächsten, die Jesus, den Gekreuzigten, suchen, wird gesagt: „Fürchtet euch nicht.“ Die Herrlichkeit ihres auferstandenen und triumphierenden Herrn bringt ihnen nur Trost und Frieden ein. So sicher und so schnell werden der Frieden und die Freude einer neuen Schöpfung auf das Erzittern und Vergehen der alten Schöpfung folgen. 

In Philippi: zur Befreiung aus dem Gefängnis

Apg 16,26: Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, so dass die Grundfesten des Gefängnisses erschüttert wurden; sofort aber öffneten sich alle Türen, und die Fesseln aller wurden gelöst.

Apostelgeschichte 16,26 zeigt uns das letzte erwähnte Erdbeben der Schrift, und es ist sehr bemerkenswert in seinem eindeutig übernatürlichen Charakter. Es könnte in passender Weise das Evangeliums-Erdbeben genannt werden. So wie die Erdbeben des Alten Testaments von Gott angeordnet wurden, um ernsthaft die Botschaft Gottes am Sinai und die der Propheten zu bezeugen und zu bestätigen, so war das Erdbeben in Philippi eine ernste Bestätigung und Bezeugung des gepredigten Evangeliums. 

Der kümmerliche Ärger der Menschen hatte Hand an Christi Diener gelegt und engte sie in Gefängnismauern hinter Gitterstäben ein, gesichert, wie der Gefängniswärter dachte, durch einen Stock für ihre Füße. Doch genauso wie nichts die Bestrebungen und Freuden ihrer Seelen ketten oder einsperren konnte (denn sie beteten und lobsangen Gott), so konnten weder Gefängnistüren noch Ketten einem Erdbeben widerstehen, das so gewaltig war, dass „die Grundfesten des Gefängnisses erschüttert wurden“, und das so göttlich geführt war, dass es weder den Wärter noch die Gefangenen durch fallende Steine zerschmetterte. Es tat eindeutig die Arbeit Gottes, der es sandte, um augenblicklich die Gefängnistüren zu öffnen und jeden einzelnen Gefangenen von seinen Ketten zu befreien. 

In Hiob 37,3 sagt Elihu vom Gewitter: „Er sendet es aus unter den ganzen Himmel, und seinen Blitz bis zu den Säumen der Erde.“ Und in dem Erdbeben in Philippi sehen wir dieselbe präzise ausgeführte Macht Gottes. Wie sehr passt dies alles zu den Worten des Herrn selbst: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin …“ Jesus bewegt Himmel und Erde im Namen des Evangeliums und zu seinem Zeugnis. 

Nicht weniger bemerkenswert ist seine Macht über die Gedanken und Taten der Menschen. Die Macht, die alle Gefangenen zurückhielt, so dass keiner von ihnen entkommen konnte – obwohl ihre Ketten abgefallen waren und die Gefängnistüren offenstanden –, war nicht weniger allmächtig als die, die zuvor die Grundfesten erzittern ließ. Der Gefängniswärter und dessen Familie werden als Frucht dessen und durch Gottes begleitende Gnade zu Gott geführt und werden dadurch zu Erben Gottes und zu Miterben Christi hinsichtlich Gottes Erde und Himmel, die nicht erschüttert werden können. In seinem durch das Erdbeben zerstörten irdischen Ein und Alles, wie der Wärter glaubte, erfuhr er, dass Gott sogar solche Dinge zu seiner Verherrlichung benutzt und ihn und seine Familie dadurch zu Christus als ihren Erlöser führte. Wer möchte nicht danach verlangen, in Gottes Hand zu bleiben, wenn sogar Wirbelwinde, Stürme und Erdbeben Instrumente sind, mit denen Er arbeitet?

Die Plagen, die über das alte Ägypten kamen, so radikal und ernst sie waren, ließen Pharao nur immer mehr ohne Entschuldigung für seinen Unglauben und seine Herzenshärte. Und sie waren einige der Mittel, die Gott gebrauchte, um sein Israel von Ägypten zu trennen und sie darauf vorzubereiten, auf Adlers Flügeln zu Ihm selbst getragen zu werden. So verbindet unser Herr, dass „die Menschen vergehen vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen“, mit seinen Worten an seine Heiligen: „Blickt auf und hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht“ (Lk 21,26.28). 

Bald könnten Erdbeben stärker und immer stärker die Erde und das sorglose Herz der schuldigen Christenheit erschüttern. Doch ob auf diesem Weg oder auf irgendeine andere Art und Weise Gott seine Warnungen ausspricht: Mögen sie ähnlich gebraucht werden wie das Erdbeben in Philippi hinsichtlich des Gefängniswärters und seiner Familie und wie das Erdbeben am Kreuz hinsichtlich des römischen Hauptmannes; und möge unsere Hoffnung des baldigen Regierens mit Christus erneuert werden, wenn sich diese Zeichen des kommenden Endes manifestieren! Amen. 


Originaltitel: „The Earthquakes recorded in Scripture“
aus The Golden Lamp, New Series, Jg. 7, 1884, S. 121–125

Übersetzung: Ruben Isenberg

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Der Artikel wurde 1884 veröffentlicht. Vermutlich bezieht sich der Autor auf Erdbeben Anfang der 1880er Jahre.

[2] Aus dem Lied „Befiehl du deine Wege“ von Paul Gerhard (1607–1676).


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