„Die Passion Jesu“
Filmkritik

Hans-Werner Deppe

© H.-J. Deppe, Online începând de la: 04.03.2004, Actualizat: 26.03.2023

Vorwort der Redaktion
Der Film The Passion von Mel Gibson löst zurzeit (Frühjahr 2004) etliche Diskussionen aus. Wenn wir folgenden Artikel hier auf www.soundwords.de aufgenommen haben, dann nicht, weil wir leugnen, dass jener Film nicht auch positive Auswirkungen hier und da haben könnte. Allerdings sind wir wohl auch der Überzeugung, dass es bei allem, was unseren einzigartigen Herrn angeht, in erster Linie um eine moralische Frage geht und nicht um künstlerische Aspekte. Als Christen sind wir in jedem Fall aufgefordert, alles anhand des Wortes Gottes zu überprüfen und vor dem Herrn und unserem Gewissen zu einer festen Überzeugung zu gelangen, selbst wenn sie bei dem ein oder anderen anders aussieht. Wir wünschen uns, dass dieser Artikel dazu auch eine Hilfestellung leisten kann.

Einleitung

In Deutschland kommt am 18. März 2004 ein Film von Mel Gibson in die Kinos, der die letzten zwölf Stunden vor dem Kreuzestod Jesu darstellt. Ursprünglich sollte er erst am 8. April starten, doch aufgrund des enormen Erfolgs in den USA (dort seit 25. Februar in den Kinos) und der großen Nachfrage wurde der Starttermin vorgezogen. In den USA gelang dem Film der fünfterfolgreichste Kinostart aller Zeiten. Mit großer Euphorie wurde er insbesondere von Christen aller Denominationen aufgenommen. Dieser Artikel wird jedoch einige ernstliche Einwände gegen diesen Film vorbringen.

Bereits im Vorfeld gab es großen Wirbel um das Werk – einerseits, weil es als judenfeindlich abgelehnt wird, andererseits, weil Christen aller Konfessionen den Film begrüßen und missionarisch nutzen wollen. Nicht nur die Furore um den Film lässt ahnen, dass er auf eine für einen religiösen Film überraschend hohe Resonanz stoßen wird: Mit 19 Prozent aller vorbestellten Tickets beim Online-Verkäufer „Fandango“ ist The Passion of Christ landesweiter Top-Seller. Mit 2.000 Kopien geht der Film in den USA in einer Größenordnung an den Start, wie sie sonst nur sogenannten Blockbustern (Top-Hits) vorbehalten ist.

In den USA geht The Passion of Christ bereits am 25. Februar in Tausenden Kinos an den Start. Am Premierentag zeigen manche Kinos den Film durchgehend von 7 Uhr morgens bis um Mitternacht. Große Firmen haben riesige Kartenkontingente aufgekauft, viele Kirchen ganze Kinosäle gemietet. In Texas hat ein Mitglied einer Baptistengemeinde 6.000 Karten gekauft, um sie an die Bevölkerung zu verteilen, 1.000 Stück gab er dem (www.crosswalk.com/fun/movies/1244867.html).

Unverhüllte Gewalt

Der Film wurde in den USA wegen seiner ungeschminkten Brutalität als „R-rated“ (nicht jugendfrei) eingestuft. Er ist unsagbar bluttriefend, zeigt derbste Brutalität in Nahaufnahme.

Der Filmkritiker der Berliner Morgenpost schreibt:

The Passion of Christ beginnt mit einem Fausthieb in der Nacht, und von diesem Moment an schaut uns Jesus von Nazareth fast nur noch mit dem linken Auge an. Das rechte Auge bleibt von da an geschwollen und verquollen. … Räuber können einen nicht brutaler überfallen als dieser Film. Es ist der Einbruch der abblätternden Kruzifixe und zerfallenden Bildstöcke am Wegesrand in die virtuelle Bilderwelt. …

Im Hof des Pilatus stehen die stämmigen Beine der Auspeitscher in einem Nieselregen aus Blut. Eine Taube flattert über dem Innenhof am blauen Himmel. Als sie ihr lebloses Opfer über die Steine wegschleppen, kippt der Kopf Jesu nach hinten, nach unten – und mit ihm die ganze Perspektive: eine Welt auf dem Kopf.

Im Wasser der Schale des Pilatus spiegelt sich das Wasser, mit dem Jesus am Abend zuvor seinen Freunden die Füße gewaschen hat, in seinen vor Schmerz verkrümmten Händen am Kreuz spiegeln sich seine Hände, mit denen er am Vorabend das Brot gebrochen hat. Der Chamsin [Wüstenwind] verdunkelt den hellen Tag, das grauenhafte Wüstendunkel des Jerusalemer Schreckenshimmels. Eine Krähe flattert zu dem Kreuzesbalken seines linken Nachbarn und hackt nach dem Auge des Spötters.

… so wie Jim Caviezel, der Hauptdarsteller Gibsons, hier Jesus von Nazareth zeigt, so hat ihn noch kein Künstler dargestellt. So hyperrealistisch roh. Er holt die über Jahrtausende liturgisch entrückte Figur in eine schockhafte Gegenwart. Eine Figur, durchnagelt und durchbohrt, die mit blutverschmiertem, zerschlagenen Gebiss dem Verbrecher an seiner Seite zuflüstert: ,Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.‘“[1]

Mel Gibson versteht sein Handwerk – Actionfilme. So setzt er verschiedene filmtechnische Spezialeffekte ein, um die schockierende Wirkungen zu erhöhen, außerdem Trockennebel, Donnerhall und bei besonders brutalen und bluttriefenden Szenen Zeitlupe.

Ein Filmkritiker schreibt:

The Passion zeigt Brutalität in unvorstellbarer Deutlichkeit und Unbarmherzigkeit. Wie jemand imstande sein kann, es auszuhalten, diesen Film bis zum Ende anzusehen, ist ein echtes Rätsel. Blut, Blut, überall Blut. Die Gewalt, die Jesus erleidet, ist sadistisch und grotesk. Praktisch die ganze zweite Hälfte zeigt körperliche Marter wie in keinem anderen Film zuvor.

Ein anderer beurteilte den Film als unbiblisch und unrealistisch, weil Jesus längst tot gewesen wäre, bevor er gekreuzigt wurde, wenn er vorher tatsächlich wie dargestellt gefoltert worden wäre.

David Denby, der renommierte Filmkritiker des New Yorker kommt zu dem Urteil, der Film sei „einer der grausamsten Filme der Kinogeschichte“ – „ein krankmachender Todestrip“. Die Berichte von Zuschauern bezeugen, dass die schonungslos detaillierten, sich viele Minuten lang hinziehenden Leidensszenen schier unerträglich sind.

In unserer Kultur des Unterhaltungsterrors in den Medien, des Reality-TV und der Sensationsgier stellt sich die Frage: Zerrt man damit nicht den Sohn Gottes in ein römisches Gladiatorentheater, um den Durst der Massen nach noch mehr Blut zu befriedigen? Für manchen verrohten Zuschauer mag der Film lediglich ein Horrorschocker der besonderen Art zu sein. So wird Gottes Zorn und Gericht über die Sünde zu Unterhaltung degradiert.

Wir müssen uns auch fragen: Warum hat Gott in seinem Wort das Leiden Christi so auffallend zurückhaltend beschrieben? Die inspirierten Evangelisten hätten doch zum Beispiel anschaulich beschreiben können, wie der Herr nach der Geißelung aussah, wie überall Blut strömte usw. Die Bibel geht hier jedoch absolut anders vor als der Gibson-Film. Und in den schlimmsten drei Stunden am Kreuz verhüllte Gott den Anblick Christi sogar mit einer Finsternis. Wenn die unverhüllte Darstellung im Passions-Film von Gott gewollt ist, muss man wohl meinen, die Bibel beschreibe die Leiden des Herrn unzureichend. Nein, die Bibel ist Gottes wahre geistliche Kraft, oft leise wie ein säuselnder Wind (1Kön 19,11-13). Dadurch werden Sünder geistlich erweckt – und nicht durch fleischlichen Effekthascherei wie in diesem Film.

Soll das etwa heißen, das Leiden Jesu sei nicht so brutal gewesen wie in dem Film? Ganz im Gegenteil. Auf Golgatha wurde der ganze Zorn Gottes auf den zur Sünde gemachten (2Kor 5,21) Erlöser ausgeschüttet (angedeutet z.B. in den Psalm 22; 38; 42; 69; 88; 102 u.a.). Wie können wir uns bewusst werden, was das bedeutet? Wie kann man sich angemessen darauf besinnen? Wie kann sich die Erkenntnis der Größe dieses Opfers in unsere Herzen prägen, damit echte Anbetung aufsteigt? Etwa durch einen Hollywoodfilm? Nein, keine menschliche Kunst kann das darstellen! Aber ist es nicht verwerflich, wenn ein Film dieses furchtbar erhabene Geschehen in angemessener Weise nachzuspielen versucht? Kein noch so ernster Versuch kann diesem Anspruch gerecht werden – und schon gar nicht durch horrorfilmartige Schockeffekte. „Wer erkennt die Stärke deines Zorns und deines Grimms, wie es der Furcht vor dir entspricht?“ (Ps 90,11).

Geradezu ökumenisierende Wirkung

Mel Gibson hat dafür gesorgt, dass sein Film bei Schlüsselpersonen aller christlichen Konfessionen bekannt wird und hat ihn etwa 10.000 Pastoren als Vorabversion vorgeführt. So erzielt der Film eine erstaunliche ökumenische Breitenwirkung: Billy Graham, den Gibson besuchte, um ihm seinen Film zu zeigen, lobte den Film in höchsten Tönen. Das Studentenmissionswerk Campus für Christus unterstützt den Film und hat im Internet eigens eine „The Passion Toolbox“ bereitgestellt, an der unter anderem auch die Billy Graham Evangelistic Association und die Josh McDowell Ministry beteiligt sind (www.thepassiontoolbox.com). Rick Warren lud 4.500 Gemeindeleiter in seine Saddleback-Gemeinde ein, um ihnen eine Vorabversion des Films vorzuführen. Anschließend trat Mel Gibson selbst als Redner auf. Auch Bill Hybels, Hauptpastor der Willow-Creek-Gemeinde, macht sich für den Film stark. Die US-amerikanische Mission America Coalition (MAC) will mit Hilfe des Films „unsere Kultur positiv beeinflussen“. Der Film sei „eine enorme Gelegenheit für Christen in ganz Amerika, Menschen mit Jesus Christus bekannt zu machen“. Der Präsident der MAC hofft, dass „durch den Film Zehntausende zum Glauben an Jesus Christus kommen“.

Als Mel Gibson Auszüge des Films einer Versammlung der „Geschäftsleute des vollen Evangeliums“ vorführte, bekam er stehende Ovationen. Anschließend legte die Tochter des Vorsitzenden der Organisation Gibson die Hände auf und bat Jesus, „Satan zu binden, die Presse zu binden, das bitten wir dich, Herr!“ (Peter Boyer, „The Jesus War“ in The New Yorker, 15. September 2003).

Das Worship Leader Magazine berichtet in seiner Ausgabe vom Februar 2004 über den Film:

Nie zuvor gab es einen Film wie diesen! Mächtig, lebensverändernd, eine einzigartige Gelegenheit für Evangelisation und Jüngerschaft.

Willow-Creek-Pastor Lee Strobel sagt:

Die Passion Christi wird die Zuschauer überwältigen und den Leuten einen unglaublichen Appetit machen, mehr über Jesus zu erfahren. Ich nötige Christen, ihre geistlich suchenden Freunde einzuladen, diesen Film mit ihnen zu sehen.

Wie die New York Times berichtet, sehen viele den Film als beste Evangelisationsmöglichkeit seit Billy Graham an, manche bezeichnen ihn sogar als bestes Evangelisationsmittel seit 2000 Jahren.

Die bedeutende evangelikale US-Zeitschrift Christianity Today schrieb sogar:

Viele traditionelle Christen (sowohl Katholiken als auch Protestanten) werden diesen Film sehen und sich fühlen, als habe Gibson sie mit dem rettenden Blut besprengt, so wie die israelitischen Priester das Sühneopferblut an den Altar sprengten. (http://www.christianitytoday.com)

Es ist jedoch unwirksames künstliches Hollywoodblut, und der Glaube kommt auch nicht aus dem Schauen, sondern aus dem Hören des Wortes Gottes (Röm 10,17).

Robert Schuller bekam eine Privatvorführung des Films und sagte anschließend zu Mel Gibson:

Es ist nicht dein Traum, es ist Gottes Traum. Er gab ihn dir, weil er wusste, dass du ihn nicht wegwerfen würdest. Vertraue ihm.

Der Film wurde empfohlen von den Psychologen James Dobson und Don Hodel, dem Vorsitzenden von Focus on the Family. Ted Haggard, Präsident der US-amerikanischen Nationalen Vereinigung der Evangelikalen (NEA) bezeichnete Gibson als den „Michelangelo dieser Generation“. Die American Tract Society verkündet auf ihrer Internetseite, der Film sei „eine der größten evangelistischen Gelegenheiten der letzten 2000 Jahre“. Teen Mania berichtet, mindestens 3.000 Jugendleiter haben Materialsets erworben, um jungen Leuten zu vermitteln, wie sie durch den Film ihre Freunde zu Christus führen können. Die Katholische Liga erwarb 1.200 Eintrittskarten zu 9,75 Dollar und bietet sie ihren Mitgliedern für 5 Dollar an. Die Passion Christi wurde auch Mitgliedern des Staatssekretariats des Vatikan vorgeführt, dem Päpstlichen Rat für soziale Kommunikation und der Kongregation für die Glaubenslehre, und alle diese römisch-katholischen Autoritäten drückten höchstes Wohlwollen aus.

Dass Tausende christlicher Führungspersonen den Film sehen und positiv beurteilen (z.B. die 4.500 in Saddleback), ohne dass auch nur einer von ihnen kritische Skepsis äußert, verwundert zutiefst und lässt uns fragen: Was ist los mit der Christenheit? Kennen selbst die Verantwortungsträger die Bibel nicht mehr und kommen ihnen keine Bedenken bei dem Film, wo Gott doch streng untersagt hat, sowohl Bilder von Ihm zu machen als auch seinem Wort etwas hinzuzudichten?

Der erzkatholische Mel Gibson

Mel Gibson gehört einer als „fundamentalistisch“ verrufenen katholischen Gruppierung an, die das 2. Vatikanische Konzil als zu fortschrittlich ablehnt und die Messe in Lateinisch liest, Freitags kein Fleisch erlaubt und gegen Ökumene ist.

In der Nähe seines kalifornischen Wohnorts baute Gibson seine eigene katholische Kirche („Heilige Familie“). Während der Dreharbeiten besuchte Gibson jeden Morgen eine katholische Messe, um „quietschrein“ zu sein.

Die Passion Christi ist vollständig in Aramäisch und Lateinisch, der Zuschauer muss das Gesagte mit Hilfe der Untertitel verstehen. Der Text des Films wurde von dem Jesuitenpriester William Fulco in Aramäisch und Lateinisch übersetzt.

Als Gibson in einem Interview von einem Protestanten gefragt wurde, ob er glaube, dass man außerhalb der römisch-katholischen Kirche errettet werden könnte, antwortete Gibson: „Es gibt kein Heil außerhalb der Kirche“[2] Das ist auch die offizielle, unfehlbare römisch-katholische Lehre. Maria bezeichnet er offen als „Miterlöserin“[3]

Bibel oder katholische Mystik?

Inhaltlich basiert der Film nicht nur auf der Bibel, sondern auch auf den Visionen der römisch-katholischen Mystikerinnen Anna-Katharina Emmerich und Maria von Agreda.

Gibson behauptet, er sei vom Heiligen Geist zu dem Film inspiriert worden. Doch gleichzeitig sagt er, Emmerichs Buch Das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus, das ihre Visionen enthält, sei aus seinem Regal gefallen, woraufhin er es gelesen und daraus die Anregungen und Details zu dem Film empfangen habe. Emmerich „lieferte mir den Stoff, der mir sonst niemals in den Sinn gekommen wäre“, sagte er[4].

Anna-Katherina Emmerich (1774–1824, vgl. http://www.bautz.de) war eine deutsche Ordensfrau, über die höchst verwunderliche, aber für die katholische Mystik typische Dinge berichtet werden: Sie soll die „Stigmata“ oder Wundmale Christi an Händen und Füßen getragen haben. Sie hatte bereits von Geburt an einen ausgeprägten Verstand und konnte liturgisches Lateinisch bereits seit ihrem ersten Besuch einer Messe verstehen. Während der letzten zwölf Jahre ihres Lebens aß sie angeblich nichts außer die Hostie bei der Messe.

Ihre Visionen vom Leben Christi wurden im Jahre 1824 unter dem Titel Das bittere Leiden unseres Herrn Jesus Christus veröffentlicht. Ein anderes Buch mit Visionen Emmerichs handelt vom Leben der Jungfrau Maria und wird mit folgenden Text beworben: „Dieses Buch ist voller ungewöhnlicher, heiliger Berichte, die nicht in den Evangelien enthalten sind. Diese Berichte ergänzen und illustrieren die biblische Erzählung in einer Weise, die die betreffenden Bibelpassagen erst wirklich lebendig werden lassen.“ Diese angeblichen Visionen übertreffen also sogar noch die Bibel.

Emmerichs angebliche Visionen vom Leiden Christi beschreiben seine Geißelung und Kreuzigung mit vielen Details, die in der Bibel nicht vorkommen. Beispielsweise behauptet sie, Jesus habe „gezittert und sich gewunden wie ein armer Wurm“ und dass er, als er geschlagen wurde, „mit unterdrückter Stimme und in einer klaren, lieblich klingenden Wehklage geschrien habe“. Emmerich behauptet sogar, Jesus habe „seine Peiniger angeschaut und sie um Erbarmen angefleht“. Außerdem sei die schlimmste und schmerzhafteste Wunde an seiner Schulter gewesen.

Welche Bedeutung Emmerich für den Katholizismus hat, wird daraus deutlich, dass sogar das römisch-katholische Dogma von der „Aufnahme Marias in den Himmel“ auf ihren Visionen beruht. Eine bessere Quelle konnte die katholische Kirche dafür nicht anführen.

Maria von Agreda (1602–1665) war ebenfalls eine katholische Ordensfrau, Mystikerin und Visionärin. Sie erlebte häufige Trancen und behauptete sogar, sie könne ihren Körper verlassen und Menschen in fernen Ländern unterrichten. Ihr Buch Die mystische Stadt Gottes enthält ihre Visionen über das Leben der Jungfrau Maria, die weit über die Bibel hinausgehen und behaupten, Maria sei im Himmel von allen drei Personen Gottes gekrönt und als Gebieterin über alle Engel und Menschen eingesetzt worden.

Die Berliner Morgenpost druckte am 8. Februar 2004 die Eindrücke ihres Italienkorrespondenten ab:

Es ist ein Meisterwerk, das Mel Gibson nicht einmal nur aus der Schrift, sondern mehr noch aus dem Geist der alten römischen Liturgie geformt hat, aus der Kunst der heiligen Zeichen und Bilder und aus der sprechenden Schriftrolle des Turiner Grabtuches … Im Kinosaal, wo hinter und vor mir immer wieder leises Weinen zu hören ist, wird klar, dass diesem Film eine Kraft innewohnt, die sogar den Papst dazu bringen kann, etwas zu sagen, was er eigentlich nicht sagen darf.[5]

Er soll über den Film gutheißend gesagt haben: „Es ist, wie es war“, was kurz nach Verlautbarung jedoch wieder dementiert wurde.

Unbiblische Inhalte mit Hervorhebung Marias

Da sich Mel Gibsons Film auf o.g. Visionen stützt, überrascht es nicht, dass er biblisch betrachtet eindeutig Irrtümer enthält. Einige Beispiele: Im Garten Gethsemane ist es nicht ein Engel, der Christus beisteht, sondern der Teufel versucht Christus mit der unausweichlichen Frage: „Wie kann jemand die Sünden der ganzen Welt tragen? Das ist zu viel.“ Bei dieser Aussicht gibt Jesus beinahe auf. Als Jesus verhaftet und zum Haus des Hohenpriester gebracht wird, wird er zu Boden geschlagen und von einer Brücke geworfen. Nachdem er gegeißelt wurde, kniet Maria zu seinen Füßen nieder und wischt das Blut auf, mit einem Tuch, das sie zuvor von der Frau des Pilatus bekommen hat (sie wird im Katholizismus als „heilige Claudia“ verehrt). Maria hilft ihm auf dem Weg zum Kreuz und Jesus sagt zu ihr: „Siehe, ich mache alles neu.“ Maria und der stets gegenwärtige Teufel scheinen die Einzigen zu sein, die begreifen, um was es hier geht.

Der Teufel wird im Film übrigens durch eine Frau dargestellt, die Schauspielerin Rosalinda Celentano. In einer besonders grotesken, surrealen Szene taucht diese „Teufelin“ mit einem Baby bei der Geißelung „Jesu“ auf. Doch als die Kamera das Gesicht des Kindes zeigt, entpuppt sich dieses als scheußliches Wesen mit den Zügen eines Erwachsenen und behaartem Rücken, das den Gegeißelten verspottet und auslacht. Mel Gibson zufolge soll dies den Zuschauer lediglich verwirren und schockieren (www.christianitytoday.com). Die Szene ist wahrhaft dämonisch.

Eine andere Szene: „Maria geht über einen Kopfsteinpflasterhof, bleibt stehen, legt sich auf den Boden und hält ihr Ohr an die Steine. Die Kamera folgt abwärts, durchquert die Steine und zeigt ,Jesus‘ angekettet an der Decke einer Kerkerzelle hängen. Dann spürt Jesus Marias Gegenwart und blickt zu ihr auf, als sähe Er sie durch die Steine“ (Zuschauerbericht). Eine weitere Szene zeigt, wie Maria Jesus auf dem Kreuzweg stürzen sieht, ihre Gedanken blenden zurück in Jesu Kindheit, als Er beim Spielen stürzte und sie Ihn aufhob.

Ein katholischer Zuschauer berichtet:

[Etwas Besonderes] an dem Film ist, wie marianisch er ist. Man wird an der Seite Marias zusammen mit Johannes und Magdalena durch die Geschichte geführt. Sie geht jeden Schritt des Kreuzweges und leidet wirklich mit ihm mit. Am Ende hält sie den Leichnam ihres Sohnes in den Armen und blickt geradewegs in die Kamera und direkt ins Zentrum deiner eigenen Seele. Mit ihrer Geste scheint sie ihn dir persönlich anzubieten.

Nach römisch-katholischer Auffassung hat Maria ihren Sohn aufgeopfert und bietet ihn den Menschen an. Diese römisch-katholische Theologie pervertiert das wahre Opfer Jesu Christi.

Die lehrmäßig wohl schlimmste Abweichung von der Bibel wird direkt nach dem Tod am Kreuz vermittelt: Die lachende, triumphierende Fratze des Teufels wird eingeblendet. Die Bibel jedoch lehrt als zentrale Wahrheit des Evangeliums, dass der Herr Jesus gerade mit seinem Tod den Teufel besiegte und der Schlange dadurch den Kopf zertreten hat (vgl. Kol 2,15). Kann vom Evangelium noch etwas übrigbleiben, wenn der Teufel über den Tod Jesu lacht? Bei den ersten Aufführungen in den USA haben die Zuschauer dabei sogar gegrölt und geklatscht.[6]

Noch viele weitere Beispiele unbiblischer, Maria betonender Ausschmückungen oder irreführender Abweichungen könnten angeführt werden, doch um der Kürze willen sollen diese Beispiele genügen.

Ein falsches, katholisches „Evangelium“

Der Film hat laut Mel Gibson ein rein katholisch ambitioniertes Ziel, nämlich

die moderne Zuschauerschaft aufzurütteln, indem das „Kreuzesopfer“ krass neben das Opfer des „Altars“ [er meint die röm.-kath. Eucharistie] präsentiert wird – denn beide sind ein und dasselbe.[7]

Im Film wird bei der Kreuzigung immer wieder in die Abendmahlsszene zurückgeblendet.

Tatsächlich vermittelt der Film diese falsche, römisch-katholische Version des Evangeliums-Sakramentalismus. Dem Katholizismus zufolge litt und starb Jesus, um durch den Wert seines Leidens einen Schatz zu erwerben, der dann der katholischen Kirche zur Verwaltung anvertraut wurde (der sogenannte Kirchenschatz). Die Kirche nun teilt diesen Schatz über ihre sieben Sakramente den Leuten zu. Nach römisch-katholischem Verständnis kann man nicht direkt durch persönlichen Glauben an den Herrn Jesus errettet werden, sondern nur mittels der römischen Kirche, ihrer Sakramente und Priester (das versteht der Katholizismus unter „glauben“).

Die katholische Kirche lehrt, dass das Opfer Jesu am Kreuz nicht ein für alle Mal geschehen, vollbracht und allgenugsam ist, sondern dass es im Messopfer fortgesetzt wird. Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt, die Messe sei dazu da, um „das Opfer des Kreuzes durch die Zeiten hindurch bis zu seiner Wiederkunft fortdauern zu lassen“ (Konstitution über die heilige Liturgie, § 47).

Bedeutsam ist, dass der Film die von Menschen zugefügten Leiden Jesu betont. Denn diese Leiden bilden den besagten Kirchenschatz – zu dem nach katholischer Lehre auch die menschlichen Leiden anderer „Heiligen“ zählen, wie zum Beispiel die von Maria. So lehrt der offizielle römisch-katholische Katechismus:

[Der Kirchenschatz] besteht in dem unendlichen und unerschöpflichen Wert, den bei Gott die Sühneleistungen und Verdienste Christi, unseres Herrn haben … Außerdem gehört zu diesem Schatz auch der wahrhaft unermessliche, unerschöpfliche und stets neue Wert, den vor Gott die Gebete und guten Werke der seligsten Jungfrau Maria und aller Heiligen besitzen … So haben sie ihr eigenes Heil gewirkt und dadurch auch zum Heil ihrer Brüder … beigetragen.[8]

Das biblische Evangelium wird so auf den Kopf gestellt. Allein die Vorstellung, dass Menschen durch ihre Werke an eigener und fremder Erlösung mit beitragen, ist bibelgläubigen Christen ein Gräuel. Außerdem hat Christus die Erlösung allein dadurch erworben, dass er von GOTT selbst geschlagen und zur Sünde gemacht wurde (Jes 53,10-12; 2Kor 5,21).

Katholische Zuschauer bezeugen selbst:

Es ist ein sehr katholischer Film. Im Grunde ist es ein Film über die Kreuzwegstationen. Außerdem betont er stark Maria und die Eucharistie. 

Die Rückblenden sind perfekt platziert und betonen auf wunderschöne Weise die Rolle unserer Seligen Mutter als Mittlerin, die Eucharistie, den Heiligen Geist und viele andere wichtige Aspekte unseres [katholischen] Glaubens.

Der Jesusdarsteller

Der Darsteller Jesu, Jim Caviezel, ist ebenfalls überzeugter Katholik. Sein durchdringender Blick und seine starke Ausstrahlung sind ein Hauptfaktor des Films. Die Zuschauer wähnen, hier den Herrn Jesus Christus zu sehen. Doch wer steckt hinter dieser Maske und woher hat er seine magische Ausstrahlung? Er hat zu den Heiligen St. Genesius von Arles and St. Antonius von Padua um Hilfe für seine Schauspielerkarriere gebetet.

In seiner Jugend habe er gemerkt, wie Maria ihn zurück zu seinen spirituellen Wurzel leitet. Zentrum seines Glauben ist die „Gottesmutter und der Rosenkranz“, den er regelmäßig betet. Im Jahr 2000 besuchte er den populären meditativ-ökumenischen Marienerscheinungsort Medjugorje und betete mit einem der „Seher“. Dadurch sei sein Glaube gestärkt worden. Er trägt die „Medaille unserer lieben Frau von Medjugorje“ und glaubt, Maria bringe ihn näher zu Jesus.[9]

In einem Interview in Medjugorje sagt er: „Ich glaube, dass dieser Film etwas ist, was Maria für ihren Sohn gemacht hat“[10] Caviezels Ziel mit dem Film sei es, „die Menschheit wieder zusammenzubringen“. Er besitze „ein Stück des echten Kreuzes. Ich habe es ständig bei mir getragen. Sie nähten dafür eine besondere Tasche für meine Kleidung. Bei mir trug ich auch Reliquien des Paters Pio, des heiligen Antonius von Padua, der heiligen Maria Goretti und des heiligen Denis, des Schutzheiligen der Schauspieler. Ich fastete auch. Ständig las ich die Botschaften. Täglich konnte man mich mit dem Rosenkranz in der Hand sehen.“

Fazit

  1. Der Glaube – und somit alles, wovon wir geistlich profitieren (Röm 1,17) – kommt nicht aus dem Schauen, sondern aus dem Hören auf das Wort Gottes. Der Film ist jedoch in Aramäisch und Lateinisch und sollte ursprünglich nicht einmal Untertitel haben.

  2. Jede filmerische Darstellung biblischer Wahrheit muss zwangsläufig über die Bibel hinausgehen und somit auch Unwahrheit enthalten. Allein das ist eine gefährliche, irreführende Vermischung von Wahrheit und Unwahrheit. Die Bibel warnt: „Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, so wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, die in diesem Buch geschrieben sind.“ (Vgl. Spr 30,6; Gal 1,8.)

  3. Den Herrn Jesus Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, durch einen Schauspieler darzustellen und Abertausenden von Zuschauern somit eine falsche Vorstellung vom einzigen Retter der Welt zu vermitteln, ist zweifellos eine höchst verwerfliche Sache und steht außerdem im Widerspruch zum zweiten und neunten Gebot.

  4. Das Leiden Jesu Christi, das hochheilige Erlösungswerk – das Gott durch eine dreistündige Finsternis vor dem Anblick der Welt verhüllte! – in der Kinobranche anzubieten, die von Unterhaltung und Vermarktung und Unmoral diktiert ist, ist ein Ausdruck unvergleichlicher Pietätlosigkeit, wenn nicht Gotteslästerung.

  5. Die unvorstellbar brutale, blutrünstige, schier exzessive Darstellung der Misshandlung und Marter Christi in Mel Gibsons Film mag den Zuschauer gewiss auf eine natürliche Weise erschaudern und tief innerlich traumatisieren, ist aber auf keinen Fall die von Gott vorgesehene Weise, um Sünder geistlich zu erwecken und ihnen das Evangelium nahezubringen. Gott hat in der Bibel das Leiden Christi auffallend zurückhaltend beschrieben.

  6. Der Film Die Passion Christi ist geprägt vom römisch-katholischen Mystizismus und Okkultismus in christlichem Gewand und schöpft damit auch aus dämonischen Quellen.

  7. Mit seinen elementaren Abweichungen vom biblischen Evangeliums (das er überhaupt nicht enthält) dient der Film nicht der echten Evangelisation, sondern führt die Menschen in den Katholizismus und in die endzeitliche Ökumene. Es ist schockierend, dass die meisten Evangelikalen diesen Film gutheißen und damit bezeugen, dass ihnen offenbar das nötige geistliche Unterscheidungsvermögen fehlt und sie den Film bestenfalls anhand pragmatischer, aber nicht biblischer Gesichtspunkte beurteilen.

Die Bibel fordert uns auf, uns von jeder Erscheinungsform des Bösen fernzuhalten (1Thes 5,22) und den Götzendienst (Bilderdienst, falsche Gottesbilder) zu fliehen (1Kor 10,14). Wenn dieser Film Anlass zu evangelistischen Gesprächen über die Heilstat Christi gibt, so ist das erfreulich und kann von Gottes Souveränität evangelistisch genutzt werden. Mein Rat: Halten Sie sich von diesem Film fern und empfehlen Sie niemanden, den Film zu sehen. Bezeugen Sie stattdessen Freunden und Nachbarn Ihren Glauben durch ein gottesfürchtiges Leben und lesen Sie mit Ihnen die Bibel.

Nachbemerkung

Muss man den Film nicht selber gesehen haben, um sich ein Urteil zu bilden? Eine Gegenfrage: Muss man Gift getrunken haben, um beurteilen zu können, ob es Gift ist? Nein, eine Beurteilung aufgrund zuverlässiger Informationen (chemische Analyse, empirische Beobachtung, glaubwürdige Warnung etc.) ist in einem solchen Fall völlig ausreichend – sowohl um selber die Finger von dem Gift zu lassen als auch andere davor zu warnen!

Auch eine Mischung von gutem Multivitaminsaft mit nur etwas Gift sollte man lieber nicht probieren. Die biblische Aufforderung lautet nicht: „Konsumiert alles, das Schlechte wird euch schon nicht schaden“, sondern: „Prüft {o. beurteilt, unterscheidet} alles, das Gute haltet fest. Von aller Art des Bösen haltet euch fern“ (1Thes 5,21.22). Der zweite dieser zwei Verse wird oft unterschlagen. Gut ist, wenn der Name und das Werk des Herrn Jesus bekannt gemacht wird. Das wollen wir tun, uns dazu heiligen und in der Kraft eines vom Heiligen Geist erfüllten Lebens jede Gelegenheit dazu nutzen. Das Anschauen dieses giftdurchtränkten Films kann dafür aber nur kontraproduktiv sein.

Hans-Werner Deppe, © 2004

PS: Bei CLV soll am 16. März das evangelistische Buch Die Passion Jesu Christi erscheinen, das fünfzig Gründe anführt, weshalb Jesus am Kreuz starb. Bitte verbreiten!

Teile dieses Artikels beruhen auf einem englischen Bericht von David Cloud, www.wayoflife.org

weitere Quellen siehe im Text sowie:
Newsweek auf msn (http://msnbc.msn.com/id/4212741/)
http://www.christianity.com/pcanews
http://www.christianitytoday.com/movies/commentaries/passion-passionofmel.html
kath.net, charismamag.com, Detroit Free Press

Ein hilfreicher englischer Artikel, der sich aus biblischer Sicht kritisch mit dem Film befasst, findet sich unter http://www.bereanbeacon.org/articles/mel_gibsons_vivid_deception.htm

Anmerkungen

[1] Paul Badde, „Jesus – Das Opfer“, 8,4.2004. Online: www.morgenpost.de.

[2] The New Yorker, 15. September 2003.

[3] http://www.christianitytoday.com.

[4] The New Yorker, 15. Sept. 2003.

[5] Paul Badde, „Jesus – Das Opfer“, 8.2.2004. Online: https://wwww.morgenpost.de.

[7] http://tmatt.gospelcom.net.

[8] Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1476–1477.

[9] http://www.archatl.com.

[10] Interview mit Jim und Kerri Caviezel, Dezember 2003, www.medjugorje.hr.

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Nota redacţiei:

Redacţia SoundWords este răspunzătoare pentru publicarea articolului de mai sus. Aceasta nu înseamnă că neapărat ea este de acord cu toate celelalte gânduri ale autorului publicate (desigur cu excepţia articolelor publicate de redacţie) şi doreşte să atragă atenţia, să se ţină seama de toate gândurile şi practicile autorului, pe care el le face cunoscut în alte locuri. „Cercetaţi toate lucrurile, şi păstraţi ce este bun” (1 Tesaloniceni 5.21).

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