Der Prophet Habakuk (1)
Kapitel 1

Henry Allen Ironside

© SoundWords, Online începând de la: 16.09.2018, Actualizat: 09.04.2022

Die Verwirrung des Propheten

In den ersten Versen des ersten Kapitels wird uns die tiefe Bewegung der Seele des Propheten vorgestellt, die er aufgrund des gefallenen Zustandes des Volkes Juda empfand. Dieses Volk stand seinem Herzen nahe, nicht nur, weil sie sein Volk waren, sondern auch, weil er sich dessen bewusst war, dass sie Gottes besonderes Kleinod waren, das nun so durch Sünde beschmutzt und geschädigt war.

Verse 1-4

Hab 1,1-4: 1 Der Ausspruch, den Habakuk, der Prophet, geschaut hat. 2 Wie lange, HERR, habe ich gerufen, und du hörst nicht! Ich schreie zu dir: „Gewalttat!“, und du rettest nicht. 3 Warum lässt du mich Unheil sehen und schaust Mühsal an? Und Verwüstung und Gewalttat sind vor mir, und Streit entsteht, und Hader erhebt sich. 4 Darum wird das Gesetz kraftlos, und das Recht kommt niemals hervor; denn der Gesetzlose umzingelt den Gerechten: Darum kommt das Recht verdreht hervor.

Durch ein paar anschauliche Zeichenstriche zeigt Habakuk wie von Meisterhand die verschiedenen Übel, die die unglückliche Nation plagen. Es macht ihm deshalb auch keine Freude, die Sünden derer aufzuzeigen, die er so innig liebt. Vor dem Ohr Gottes, nicht vor dem von Menschen, schüttet er seine Klage aus. Lange Zeit ruft er schon zu Gott. Und jetzt, überwältigt von dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit auf Wiederherstellung, bittet er den HERRN inständig mit Worten, die erfüllt sind von tiefer Seelenqual und Unruhe. Könnte es sein, dass sein Gebet nicht erhört bleibt? Und wenn nicht, wie lange muss er flehen, bis der Herr zeigt, dass Er gehört hat und dabei ist einzugreifen?

Er fühlte, so wie viele andere vor ihm, dass es besser wäre, das Unheil nicht zu sehen, als es zu sehen und damit beschwert zu sein, ohne eine Lösung finden zu können für den Zustand, der seine empfindsame Seele so bedrängt.

In dem gegenwärtigen Durcheinander der Christenheit besteht die große Gefahr, dass jemand, der fähig ist, die Dinge im Licht des Wortes Gottes zu sehen, ähnlich bekümmert ist. Einige sind sich des gefallenen Zustandes der Versammlung und der unheiligen Einflüsse auf die Versammlung zwar bewusst, stehen dem allen aber dennoch äußerst gleichgültig gegenüber. Dadurch offenbaren sie, dass sie kein Herz haben für die Herrlichkeit Gottes und das Wohl der Heiligen. Andere, deren Augen geöffnet und deren Gewissen durch den Heiligen Geist geübt sind, stehen in der Gefahr, angesichts der wachsenden Macht des „Geheimnisses der Gesetzlosigkeit“ [2Thes 2,7] übermäßig bedrückt und entmutigt zu sein. Sie bemerken schnell, wenn Christus entehrt und wenn von der Wahrheit sowohl zur Rechten als auch zur Linken abgewichen wird. Der scheinbar vorherrschende unabänderliche und schmerzliche Zustand bedrückt sie in ihrem Geist.

Natürlich liegen beide falsch. Keine geübte Seele kann oder sollte wirklich gleichgültig sein. Aber es braucht auch niemand entmutigt zu sein, denn alles ist vorausgesagt worden und wird auch eintreffen. Das war bei Israel so, das ist auch mit der Gemeinde so. Kein menschliches Versagen kann die Vorsätze Gottes vereiteln.

Was Juda betrifft: Die größte Gefahr kam durch den Zank und Streitgeist, der im Volk vorherrschte und Nährboden für Verderben und Gewalt war. Das Ergebnis: Das Gesetz wurde nicht beachtet und das Recht gebeugt. Die Bösen waren in hohen Stellungen, und von ihnen gingen verdrehte Verordnungen aus.

Es gab ganz sicher Grund genug, seine Seele vor Gott zu beugen; nicht als jemand, der das Recht hatte, über andere ein Urteil zu fällen, sondern als jemand, der Teil war von dem, was so entsetzlich fehlgeschlagen war. Hier finden wir Habakuk. Er gehörte zu denen, die über die Abscheulichkeiten seufzten und weinten, die in der einst heiligen Stadt geschahen.

Und der Herr ignoriert den Schrei seines Dieners nicht. Er antwortet ihm und erzählt ihm von der Züchtigung, die Er zur Erziehung seines ungehorsamen Volkes geplant hat:

Vers 5

Hab 1,5: Seht unter den Nationen und schaut und erstaunt, staunt; denn ich wirke ein Werk in euren Tagen – ihr würdet es nicht glauben, wenn es erzählt würde.

Das ist genau der Vers, den Paulus in Antiochien in Pisidien zitiert, als er die Juden vor der Gefahr warnt, der sie ausgesetzt waren, sollten sie das Evangelium von Christus verwerfen (Apg 13,40.41). An dieser Stelle war das bewunderungswürdige Werk, das niemand glauben würde, obwohl es ihnen berichtet würde, das Werk der Gnade, das am Kreuz von Golgatha gewirkt wurde. In der Antwort des Herrn auf Habakuks Flehen war es Gottes befremdendes Werk des Gerichtes. Auch wenn es unglaublich erschien: Er würde das Volk der Chaldäer herbeibringen – „das grimmige und ungestüme Volk“ –, „das die Breiten der Erde durchzieht, um Wohnungen in Besitz zu nehmen, die ihm nicht gehören“:

Verse 6-11

Hab 1,6-11: 6 Denn siehe, ich erwecke die Chaldäer, das grimmige und ungestüme Volk, das die Breiten der Erde durchzieht, um Wohnungen in Besitz zu nehmen, die ihm nicht gehören. 7 Es ist schrecklich und furchtbar; sein Recht und seine Hoheit gehen von ihm aus. 8 Und schneller als Leoparden sind seine Pferde und rascher als Abendwölfe; und seine Reiter sprengen daher, und seine Reiter kommen von fern, fliegen herbei wie ein Adler, der zum Fraß eilt. 9 Sie kommen allesamt zur Gewalttat; das Streben ihrer Angesichter ist vorwärts gerichtet, und Gefangene rafft es zusammen wie Sand. 10 Und es verspottet Könige, und Fürsten sind ihm ein Gelächter; es lacht jeder Festung, und es schüttet Erde auf und nimmt sie ein. 11 Dann fährt es daher wie der Wind und zieht weiter und macht sich schuldig: Diese seine Kraft ist sein Gott!

Schrecklich und furchtbar würden sie das ausführen, wovon sie glaubten, es seien ihre eigenen Ziele. Sie würden mit ihren riesigen und unbesiegbaren Heeren gegen Jerusalem ziehen wie ein Adler, der sich auf seine Beute stürzt! Es würde ihnen erlaubt sein, alle Hoheiten und Gewalten in Juda zu überwinden. Als Folge davon würden sie sich in ihrem Stolz erheben und ihre Macht ihren eigenen Göttern zuschreiben. In dieser Art und Weise wird Gott mit seinem eigensinnigen Volk handeln.

Steckt in alledem nicht eine gewichtige Lektion für uns? Über die Ägypter wird uns mitgeteilt, dass Gott „ihr Herz wandelte, sein Volk zu hassen“ (Ps 105,25). In unserer Kurzsichtigkeit sehen wir vielleicht nur die Kraft der Macht Satans, aber nicht den Herrn, der sogar Satan benutzt, um sein Volk zu züchtigen. So auch hier: Es ist Gott, der die Heere Nebukadnezars zu den Toren Zions bringt!

Und hat Er nicht ähnlich mit der Versammlung gehandelt? Normalerweise werden die Zerrissenheit und der notvolle Zustand in der Christenheit beweint, vor allem von denen, die die Wahrheit über die Versammlung verstanden haben. Aber sind nicht gerade das die Beweise, dass der Herr uns züchtigt? Er liebt die Seinen zu sehr, als dass Er ihnen erlauben würde, zu gedeihen und eine geeinte Gruppe zu bilden, wenn Stolz und Weltlichkeit den Platz von Demut und Pilgercharakter eingenommen haben. Deshalb erlaubt Er der Macht Satans, zu wirken, und das Ergebnis ist Trennung und Zerstreuung. Wie sehr sollte uns dieser Zustand zum Bekenntnis und zum Zerbruch führen!

Habakuk ist sehr erstaunt darüber, dass Gott mit den Schafen seiner Weide in solcher Weise handelt: dass Er sie den wilden Tieren der Nationen übergibt. Er wusste, dass sie Strafe und Züchtigung verdient hatten, aber er ist sehr überrascht, als er erfährt, wer die Strafe ausführen würde. Sofort wendet er sich wieder an den Herrn, um sein Gebet vor Gottes Ohr auszuschütten:

Vers 12

Hab 1,12: Bist du nicht von alters her, HERR, mein Gott, mein Heiliger? Wir werden nicht sterben. HERR, zum Gericht hast du es gesetzt, und, o Fels, zur Züchtigung es bestellt.

Habakuks Glaube ist sehr schlicht und sehr schön. Die Israeliten waren in einer Bundesbeziehung mit dem Ewigen, der „seine Worte nicht zurücknimmt“ (Jes 31,2). Darum werden sie nicht völlig abgeschnitten werden, wie schwer sie auch geschlagen werden würden. Sie würden nach rechtem Maß zurechtgewiesen, aber nicht für immer verworfen werden, sonst würden die „sicheren Gnaden Davids“ [Jes 55,3] verletzt.

Verse 13-17

Hab 1,13-17: 13 Du bist zu rein von Augen, um Böses zu sehen, und Mühsal vermagst du nicht anzuschauen. Warum schaust du Räubern zu, schweigst, wenn der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er, 14 und machst die Menschen den Fischen des Meeres gleich, dem Gewürm, das keinen Herrscher hat? 15 Er hebt sie alle mit der Angel herauf, er zieht sie herbei mit seinem Netz und sammelt sie in sein Garn; darum freut er sich und frohlockt. 16 Darum opfert er seinem Netz und räuchert seinem Garn, denn durch sie ist sein Teil fett und seine Speise feist. 17 Soll er deshalb sein Netz ausleeren und beständig darauf ausgehen, Nationen schonungslos hinzumorden?

Allerdings übersteigt es das Fassungsvermögen des Propheten, dass eine so böse Nation das Instrument in Gottes Hand sein sollte, um sein eigensinniges Volk zu bestrafen. „Du bist zu rein von Augen, um Böses zu sehen, und Mühsal vermagst du nicht anzuschauen“, stellt er richtig fest. Aber dann fragt er in seiner Verwirrung: „Warum schaust du Räubern zu, schweigst, wenn der Gesetzlose den verschlingt, der gerechter ist als er?“ (Hab 1,13). Dann fährt er mit einer Auflistung der Gräueltaten und Übertretungen der Chaldäer fort, ihrer Unmenschlichkeit, ihres schweren Götzendienstes, der seinen Ursprung in Babylon hat. Wenn es ihnen erlaubt würde, Juda in ihr Netz zu bekommen – würden sie dann nicht alle Ehre ihren eigenen Kräften und ihren falschen und rachsüchtigen Gottheiten geben? Wie kann ein solch verdrehtes Volk Gottes Ausführungsorgan sein? Genau diese Fragen haben schon mehr Menschen als nur Habakuk verwundert gestellt – dass Gott das Böse duldet und nutzt, um seine Vorsätze auszuführen.

Das Kapitel schließt, ohne dass es eine Antwort gibt. Aber im nächsten Kapitel reagiert Gott, und Er gibt eine Antwort, die Seiner würdig ist und weit über die höchsten Gedanken des Propheten hinausgeht und dazu führt, dass er seine Seele in Gottes heiliger Gegenwart beugt.

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Originaltitel: „Notes on the Prophecy of Habakkuk“
aus Notes on the Minor Prophets, 1909

Übersetzung: Anne Brust

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