Pfingsten
Apostelgeschichte 2

Henry Allen Ironside

© SoundWords, Online începând de la: 15.05.2024

PFINGSTEN

Wir betrachten nun das nächste große Ereignis, das auf die wunderbaren Ereignisse folgt, von denen uns in den Evangelien berichtet wird.

  1. Zuerst war da die Menschwerdung unseres Herrn Jesus: Gott der Sohn kam auf diese Erde, um Menschheit und Gottheit zu vereinen.
  2. Dann war da Golgatha, als Christus sich selbst als Lösegeld für uns gab, um unsere Sünden zu tilgen.
  3. Darauf folgte die leibliche Auferstehung des Erlösers.
  4. In Apostelgeschichte 2 lesen wir von Pfingsten, dem Kommen einer weiteren Person der Gottheit. Der Heilige Geist kam, um in der Gemeinde auf der Erde zu wohnen und die Gläubigen zu befähigen, die Botschaft der Gnade überallhin zu tragen.

Die Bedeutung von Pfingsten (V. 1-21)

Vers 1

Man beachte die einleitenden Worte:

Apg 2,1: Und als der Tag der Pfingsten erfüllt wurde, waren sie alle an einem Ort beisammen.

Damals zählten die Gläubigen in Jerusalem etwa hundertzwanzig Personen, und sie konnten alle zusammen sein, und – was noch wichtiger war – sie waren alle einmütig beisammen.[1] Doch täuschen wir uns nicht. Pfingsten kam nicht, weil sie alle einmütig und an einem Ort waren; sie waren in Erwartung von Pfingsten dort und im Gehorsam gegenüber dem Wort des Herrn Jesus Christus. Pfingsten war eine vorherbestimmte Epoche in den Gedanken Gottes und im Wort Gottes. In vergangenen Zeiten war festgelegt worden, wann der Heilige Geist herabkommen und seinen Wohnsitz beim Volk Gottes auf der Erde nehmen sollte. Der Herr Jesus hatte gesagt, dass der Vater den Tröster senden würde, und dass „er von dem Meinen empfängt und euch verkündigen wird“ (Joh 16,15). Er sagte auch: „Bleibt in der Stadt, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe“ (Lk 24,49).

Der Heilige Geist sollte eine neue Haushaltung einleiten, und Gott hatte den Zeitpunkt für den Beginn dieser Haushaltung festgelegt: den Tag von Pfingsten. In 3. Mose 23 lesen wir von Israels „Festjahr“ oder heiligem Jahr mit den dazugehörigen großen Festen. Dazu gehörte das Passahfest im Frühjahr (am vierzehnten Tag des Monats Nisan), das den Tod unseres Herrn Jesus Christus vorausbildet. Als das Passahfest kam, starb Er (an dem dafür vorherbestimmten Passahfest). Er hielt das Passahfest am Abend vor seinem Tod. Nach unserer Zählweise begann der jüdische Tag am Abend eines Tages und ging weiter bis zum Abend des nächsten Tages; so aß Jesus am ersten Abend das Passahfest mit seinen Jüngern, und vor dem nächsten Abend starb Er, das makellose Lamm, auf Golgatha. „Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seiet, wie ihr ungesäuert seid. Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet worden. Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit“ (1Kor 5,7.8).

Wenn wir in 3. Mose 23 weiterlesen, sehen wir, dass sie am nächsten Tag nach dem Sabbat eine Garbe von den Erstlingsfrüchten bringen sollten. Uns wird gesagt, dass Christus von den Toten auferweckt wurde als „der Erstling der Entschlafenen“ (1Kor 15,20). So wie das Passahfest ein Sinnbild für den Tod Christi war, so war die Erstlingsfrucht ein Sinnbild für die glorreiche Auferstehung des Erstgeborenen von den Toten.

Wir kehren zu 3. Mose 23 zurück und lesen in den Versen 15 und 16:

  • 3Mo 23,15.16: Und ihr sollt euch zählen vom nächsten Tag nach dem Sabbat, von dem Tag an, da ihr die Webe-Garbe [die Erstlingsfrucht] gebracht habt: Es sollen sieben volle Wochen sein. Bis zum nächsten Tag nach dem siebten Sabbat sollt ihr fünfzig Tage zählen; und ihr sollt dem HERRN ein neues Speisopfer darbringen.

Von der Darbringung der Erstlingsfrüchte bis zum Pfingstfest mussten fünfzig Tage vergehen. Pfingsten bedeutet eigentlich „der fünfzigste Tag“. Gott hatte also bestimmt, dass dieses Fest in Israel als Vorausbild für den Beginn einer neuen Haushaltung begangen werden sollte, in dem dem HERRN ein neues Speiseopfer dargebracht werden sollte: „Aus euren Wohnungen sollt ihr Webe-Brote bringen …, gesäuert sollen sie gebacken werden“ (3Mo 23,17). Diese Brote konnten nicht für unseren Herrn stehen, weil sie Sauerteig enthielten: Sauerteig ist ein Zeichen der Sünde, und Er war der Sündlose. Die Brote versinnbildlichen jedoch diejenigen, die durch den Tod des Herrn Jesus Christus Gott als neue Schöpfung vorgestellt werden: Juden und Heiden, die an sich Sünder sind, deren Sünden aber im Licht des Kreuzes Christi gerichtet werden. Deshalb war Pfingsten der Beginn einer neuen Haushaltung, der Haushaltung der Gemeinde, des Leibes Christi.

Als der Pfingsttag kam, waren die Apostel auf Geheiß des Herrn Jesus an einem Ort versammelt. Nur, wo war dieser eine Ort? Das lässt sich nicht so einfach sagen, wie es vielleicht scheint. Viele gehen davon aus, dass es der Obersaal war, in dem sich die hundertzwanzig zum Gebet versammelt hatten. Aber wenn wir bei Lukas nachschlagen, lesen wir: „Sie warfen sich vor ihm nieder und kehrten nach Jerusalem zurück mit großer Freude; und sie waren allezeit im Tempel und lobten und priesen Gott“ (Lk 24,52.53). Sie verweilten in einem Obersaal, aber Tag für Tag gingen sie in den Tempel. In den Tempelhöfen herrschte eine große Freiheit. Dort versammelten sie sich, um den Herrn zu loben und zu preisen. Verschiedene Gruppen trafen sich; hier eine Gruppe von Sadduzäern mit ihrem Lehrer und dort eine Gruppe von Pharisäern mit ihrem Lehrmeister. Die Jünger kamen dorthin, um Gott zu loben, und es kann sehr gut sein, dass der Heilige Geist dort herabkam. Das könnte auch der Grund dafür sein, dass andere anwesend waren und alles hörten, was vor sich ging. Andererseits könnte sich der Obersaal an einem öffentlichen Ort befunden haben, und das Geräusch eines rauschenden, mächtigen Windes könnte die Aufmerksamkeit der Menschen erregt und sie dazu veranlasst haben, sich zu diesem Obersaal zu begeben. Ich persönlich halte es für wahrscheinlich, dass sie in den Vorhöfen des Tempels versammelt waren, als der Heilige Geist herabkam.

Vers 2

Apg 2,2: Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen.

Wir lesen von einem Geräusch „wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind“. Der Herr Jesus verwendet den Wind als Symbol für den Heiligen Geist, wenn Er von der neuen Geburt spricht: „Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist“ (Joh 3,8). Man konnte den Heiligen Geist nicht sehen, aber seine Gegenwart konnte man spüren und hören. Das Brausen „erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen“.

Vers 3

Apg 2,3: Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen.

Die Anwesenden schauten erstaunt zu. Was wie Feuer aussah, war jedoch kein Feuer; es war das sichtbare Zeichen der Herabkunft des Heiligen Geistes. Als der Herr Jesus Christus bei seiner Taufe im Jordan heraufstieg, sah man, dass der Heilige Geist wie eine Taube herniederfuhr und auf Ihn kam [Mt 3,16]; in gleicher Weise sah man jetzt Zungen wie von Feuer auf den Köpfen der Jünger ruhen. Zweifellos hatten diese Zungen eine besondere Bedeutung: Die Stunde war gekommen, in der Gott den Fluch von Babel von den Menschen nehmen wollte. In Babel hatte Gott die Sprache so verwirrt und zerteilt, dass die Menschen sich in vielen Sprachen unterhalten mussten. Nun war der Heilige Geist mit Macht gekommen, um seine Boten zu befähigen, in vielen Sprachen Zeugnis von dem vollendeten Werk des Herrn Jesus Christus abzulegen.

Verse 4-12

Apg 2,4-12: Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer, aus jeder Nation unter dem Himmel. Als sich aber die Kunde hiervon verbreitete, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt, weil jeder Einzelne sie in seiner eigenen Mundart reden hörte. Sie gerieten aber alle außer sich und verwunderten sich und sagten: Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? Und wie hören wir sie, jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind? Parther und Meder und Elamiter und die Bewohner von Mesopotamien, sowohl von Judäa als auch von Kappadozien, Pontus und Asien, sowohl von Phrygien als auch von Pamphylien, Ägypten und dem Gebiet von Libyen gegen Kyrene hin, und die hier weilenden Römer, sowohl Juden als auch Proselyten, Kreter und Araber: Wir hören sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden. Sie gerieten aber alle außer sich und waren in Verlegenheit und sagten einer zum anderen: Was mag dies wohl sein?

Sogleich „wurden sie alle mit Heiligem Geist erfüllt“. Das Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten hatte zwei Gründe:

  • Der Geist kam, um die neue Haushaltung einzuleiten, indem alle Gläubigen zu einem Leib getauft wurden. Waren sie nicht Gottes Kinder? Ja, aber sie waren nur viele einzelne Einheiten. Als jedoch der Geist Gottes kam, wurden sie alle in einen Geist, zu einem Leib getauft [1Kor 12,13].
  • Mehr noch: Sie wurden zum Zeugnis befähigt. Der Geist war gekommen, um die Dinge Christi anzunehmen und den Gläubigen die Dinge Gottes zu offenbaren und sie zu salben, damit sie hinausgehen und anderen das Evangelium verkünden. Dies galt allen Völkern. Es gibt hier keinen Hinweis darauf, dass dies nur auf Israel beschränkt sein sollte. Gott gab diesen jüdischen Jüngern die Fähigkeit, das Wort in den Sprachen aller Menschen zu verkünden, die nach Jerusalem gekommen waren, um das Fest des Herrn zu feiern.

Es wurde die Frage aufgeworfen, ob das Wunder darin bestand, dass die Jünger in verschiedenen Sprachen sprachen, oder ob das Wunder in den Ohren der Zuhörer geschah. Das heißt, sprachen die Apostel in ihrer galiläischen Muttersprache, während die Menschen sie jedoch in ihrer eigenen Sprache hörten? Vers 4 gibt hierauf eine klare Antwort: Sie „fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen“. Diese Galiläer, die vielleicht nie eine andere Sprache als ihre eigene gelernt hatten, waren plötzlich so vom Heiligen Geist ergriffen, dass sich ihre Zunge löste und dass sie begannen, in den Sprachen der Menschen, die dort versammelt waren und zuhörten, zu reden und zu predigen. Diese Leute waren erstaunt, murrten untereinander und sagten: „Siehe, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? Und wie hören wir sie, jeder in unserer eigenen Mundart, in der wir geboren sind?“ (Apg 2,7.8). Dann folgt eine lange Aufzählung der verschiedenen Völker, die dort vertreten waren; die meisten waren Juden, viele waren Proselyten, und andere gehörten zu keiner der beiden Gruppen. Die Letzten, die erwähnt werden, sind Kreter und Araber. Diese waren wahrscheinlich Heiden, und doch sagten sie, als sie zuhörten: „Wir hören sie die großen Taten Gottes in unseren Sprachen reden“ (Apg 2,11). Kein Wunder, dass sie sich wunderten.

Vers 13

Apg 2,13: Andere aber sagten spottend: Sie sind voll von süßem Wein.

Doch andere, die den Aposteln zuhörten, konnten nichts verstehen; sie hörten etwas, was ihnen wie Kauderwelsch vorkam. Sie sagten: „Sie sind voll von süßem Wein.“ Es schien, als ob sie betrunken wären und unsinnige Laute von sich gaben, die nichts bedeuteten.

Diese Situation wurde mir vor einigen Jahren in San Francisco sehr deutlich vor Augen geführt. Eine Gruppe von uns hatte die Angewohnheit, jeden Samstagabend in den schlimmsten Teil der Stadt zu gehen, wo Hunderte von Seeleuten von den Schiffen im Hafen vorbeikamen. Wir hielten von acht Uhr bis Mitternacht Straßenversammlungen ab und sprachen zu allen Schichten der Menschen. Ein Redner, der jetzt Missionar in Argentinien ist, war gebürtiger Spanier, sprach aber  auch fließend Französisch, Italienisch, Portugiesisch und andere Sprachen. Wenn er eine Gruppe französischer Seeleute vorbeiziehen sah (der Name ihres Schiffes stand auf ihrer Mütze), redete er sie plötzlich in ihrer Sprache an und sprach vielleicht zwanzig Minuten lang mit ihnen. Wenn er dann eine Gruppe portugiesischer Seeleute sah (die an ihren Uniformen leicht zu erkennen waren), schwenkte er zu ihnen hinüber und sprach sie auf Portugiesisch an, woraufhin sie sich dicht an ihn drängten. Später sprach er vielleicht mit einer Gruppe von Spaniern oder Mexikanern und dann vielleicht mit einigen Italienern. Es gab kaum einen Samstagabend, an dem er nicht in all diesen verschiedenen Sprachen sprach. Mehr als einmal sah ich Leute vorbeigehen und sagen: „Was nützt es, ihm zuzuhören? Er ist betrunken. Man versteht kein Wort von dem, was er sagt!“ Sie kannten die Sprache nicht.

So war es auch an Pfingsten. Petrus und seine Begleiter verhielten sich nicht seltsam, aber da sie in verschiedenen Sprachen sprachen, kamen diejenigen, die sie nicht verstehen konnten, sofort zu dem Schluss, dass sie betrunken sein müssten.

Verse 14-17

Apg 2,14-16: Petrus aber stand auf mit den Elfen, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Männer von Judäa und ihr alle, die ihr in Jerusalem wohnt, dies sei euch kund, und nehmt zu Ohren meine Worte! Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, denn es ist die dritte Stunde des Tages [das heißt, um neun Uhr morgens, und normalerweise betrinken sich die Leute nicht so früh]; sondern dies [die Kraft, diese Offenbarung, dieser Geist, der wirkt] ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist:

Und dann zitiert Petrus sehr genau aus der alttestamentlichen Prophezeiung, die sich auf den Beginn des Tausendjährigen Reiches bezieht. Die Prophezeiung handelt von der Zeit, wenn Gott sein Gericht über die Völker ausgießt und der Herr Jesus zum zweiten Mal kommt, um sein Reich hier auf Erden aufzurichten. Der Heilige Geist wird dann über alles Fleisch ausgegossen. Petrus aber zitiert den Teil, der sich auf die Aufrichtung des Reiches in Macht und Herrlichkeit bezieht, und sagt zu denen, die daran Anstoß nehmen und Einwände erheben: „Sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt ist.“

Vieles in der Prophezeiung muss sich erst noch erfüllen, aber Petrus sagt, dass derselbe Geist, der an jenem Pfingsttag wirkte, der Geist ist, der nach und nach über alles Fleisch ausgegossen werden wird. Joel sagt:

Apg 2,17a: „Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, dass ich von meinem Geist ausgießen werde auf alles Fleisch …

Beachte die umfassende Bedeutung dieser Aussage. Das ist etwas für die ganze Welt an jenem glorreichen tausendjährigen Tag, und dieses Kommen des Heiligen Geistes, dieser Pfingstsegen, gilt auch für die ganze Welt heute. Ich wundere mich manchmal über diejenigen, die sagen, dass Gott nur Israel mit einer solchen Macht ausgestattet hätte. Er dachte an die unzähligen Millionen von Heiden – die bereits geboren waren und im Laufe der Jahrhunderte geboren werden sollten –, als der Geist Gottes mit der Botschaft für sie alle kam.

Apg 2,17b: … und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und eure alten Männer werden Träume haben.

Das Kommen des Geistes Gottes ergreift einen Mann oder eine Frau und schenkt ihnen eine Erleuchtung, die sie normalerweise nicht hätten. Er erschließt ihnen das Alte Testament, offenbart ihnen die kommenden Dinge und gibt ihnen ein Verständnis für das Werk unseres Herrn Jesus Christus und seine Auswirkungen auf die Sünde und die Nöte der Menschen.

Vers 18-20

Apg 2,18: Und sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden weissagen.

Weissagen heißt, die Wahrheit Gottes zu verkünden. Doch beachten wir, dass sich die Prophezeiung aus Joel nicht vollständig erfüllt hat:

Apg 2,19.20: Und ich werde Wunder geben in dem Himmel oben und Zeichen auf der Erde unten: Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne wird in Finsternis verwandelt werden und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt.

Die Prophezeiung von Joel [siehe Joel 3] führt uns zum Kommen des Herrn, wenn Er sein Reich aufrichtet und alle Ungerechtigkeit beseitigt. Aber derselbe Geist, der dann wirkt, ist derselbe, der an Pfingsten kam und in den letzten zweitausend Jahren in Kraft gewirkt hat. Er ist es, der die Diener Gottes befähigt, in alle Welt zu gehen und jeder Kreatur das Evangelium zu predigen, denn wir lesen: „Jeder, der den Namen des HERRN anrufen wird, wird errettet werden“ (Joel 3,5). Versuche nicht, dieses „jeder“ einzuschränken. Es ist dasselbe „jeder“, das in Johannes 3,16 steht: „So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ Hier ist die Botschaft anders formuliert, aber die Bedeutung ist dieselbe.

Vers 21

Apg 2,21: Und es wird geschehen: Jeder, der irgend den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.

Und so kam der Geist Gottes. Der Tröster ist da, und die Heiligen Gottes haben den Geist empfangen und sind so zu einem Leib getauft worden und in der Kraft des Geistes aufgerufen, hinauszugehen und die Botschaft des Evangeliums bis an die Enden der Erde zu tragen. Hast du den Namen des Herrn angerufen? Glaubst du  an Christus als deinen persönlichen Retter? Dann zweifle nicht, sondern nimm die Worte des Heiligen Geistes an: „Jeder, der irgend den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.“

Die Pfingstpredigt des Petrus (V. 22-36)

Ich vermute, dass die Predigt, die der Apostel Petrus am Pfingsttag in Jerusalem hielt, die meistverbreitete Predigt aller Zeiten ist. Wir wissen aus der Heiligen Schrift, dass sich daraufhin dreitausend Seelen zum Herrn bekehrten.

Welchen Charakter hatte diese Predigt, und was war es, was die Menschen so ansprach? Bei dem Versuch, diese Frage zu beantworten, müssen wir natürlich bedenken, dass die Umstände äußerst bemerkenswert waren. Der Herr Jesus Christus hatte dreieinhalb Jahre seines wunderbaren Dienstes im Land Israel erfüllt. Durch seine vielen Wunder hatte Er seine messianische Macht bewiesen, und sein Charakter zeigte, dass Er der Sohn Gottes war. Einige glaubten an Ihn, aber viele lehnten Ihn ab, und die, die Ihn abgelehnt hatten, kreuzigten Ihn. Drei Tage später stand Er aus dem Grab auf, erschien danach vierzig Tage lang einigen Auserwählten und fuhr dann auf in den Himmel. Hiernach kam in Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiung der Geist selbst am Pfingsttag, wie vorhergesagt worden war. In Jerusalem versammelte sich eine große Menschenmenge aus allen Ländern, in die die Juden im Laufe der Jahrhunderte verstreut worden waren. Sie waren gekommen, um die Feste in Jerusalem zu feiern, zuerst das Passahfest und dann das Pfingstfest; und als sie die Botschaft des Petrus hörten, wurde ihnen mit besonderer Kraft ins Bewusstsein geredet.

Nie wieder wird es solche Umstände geben, und das ist ein Grund dafür, dass wir niemals eine Wiederholung dieser Macht oder auch nur eine einzige Predigt erwarten können, die so effektiv sein wird wie diese. Aber wenn wir den Inhalt der Predigt betrachten, wird sie uns zumindest die Art von Predigt nahelegen, die Gott zur Bekehrung von Sündern benutzen kann:

  1. Der erste Punkt ist die Einfachheit. An diesem Tag wurde kein einziges Wort gesagt, das ein Kind im Jugendalter nicht hätte verstehen können. Petrus brauchte niemand, der ihm seine Worte erklärte. Seine Zuhörer brauchten nicht wegzugehen und ein Wörterbuch zu Rate zu ziehen. Er kleidete seine Botschaft so, dass sie auch der einfachste, ungebildetste Mensch verstehen konnte.

  2. Zweitens ging es in der Predigt des Petrus um den Herrn Jesus Christus. Er hielt Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, hoch, und das ist die Botschaft, die Gott zu segnen versprochen hat. Er hat seine Diener in die Welt gesandt, damit sie das Evangelium verkünden, die gute Nachricht von seinem Sohn. Petrus diskutierte nicht; er ging nicht auf abstruse theologische Probleme ein; er erzählte ihnen vom Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus Christus. Als er davon erzählte, berührte der Geist die Herzen seiner Zuhörer mit ungeheurer Überzeugungskraft. Ich fürchte, wir vergessen, dass es diese schlichte, einfache Geschichte ist, die die Menschen erreicht und sie zur Erkenntnis des Heils führt.

Manchmal singen wir:

Will red’n von himmlischen Dingen,
die kein Auge jemals gesehn:
von Jesus und seiner Größe,
von Jesus und seiner Liebe.[2]

Und doch verbringen wir so viel Zeit damit, über andere Dinge zu sprechen, und so wenig Zeit mit dieser wundersamen Geschichte. Es würde mich nicht überraschen, wenn unsere Zuhörer uns gerne an diese andere Strophe erinnern würden:

Erzähl mir oft diese Geschicht,
damit ich sie vergesse nicht.
Der Tau der frühen Morgenstund
verflogen ist zur Mittagsstund.
[3]

Das ist es, was die Welt braucht! Das ist es, wonach Männer und Frauen verlangen.

Vers 22

Apg 2,22a: Männer von Israel, hört diese Worte:

Wir sehen, dass Christus am Anfang nicht zu den Nationen kam, sondern „nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel“ (Mt 15,24). Obwohl die Jünger bis ans Ende der Welt gehen sollten, sagte Er ausdrücklich, dass sie in Jerusalem beginnen sollten [Apg 1,8]. Jerusalem hatte die größten Vorrechte, und doch hatte es den Sohn Gottes gekreuzigt. Diese Botschaft richtete sich also an ebendas Volk, das Christus verworfen hatte – das Volk Israel.

Apg 2,22b: Jesus, den Nazaräer, einen Mann, von Gott vor euch bestätigt durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat, wie ihr selbst wisst – …

Die Bezeichnung „Jesus, der Nazaräer“ spricht von seiner Menschwerdung; sie spricht von der Demut seines Charakters. Er, der über allem steht, der in Ewigkeit gepriesene Gott, beugte sich herab, um ein Zimmermann aus Nazareth zu werden.

Der große japanische Evangelist Kagawa Toyohiko (1888–1960) sagte im Zusammenhang mit den vielen Segnungen, die das Evangelium den Japanern brachte, es habe den Menschen in Japan, selbst denjenigen, die die rettende Botschaft ablehnten, die Würde des arbeitenden Menschen gelehrt. Bevor das Evangelium kam, wurde der arbeitende Mensch mit absoluter Verachtung betrachtet. Als christliche Missionare kamen und die Geschichte des Sohnes Gottes erzählten, der ein Zimmermann wurde und sein Blut am Kreuz für unsere Sünden vergoss, änderte sich die Auffassung der Menschen über die arbeitende Klasse. Das war überall auf der Welt so. Als Jesus kam, war das werktätige Volk kaum mehr als Sklaven. Aber heute gibt es in den zivilisierten Nationen kaum noch echte Sklaverei. Einige sind durch grausame und unbarmherzige Gesetze versklavt, aber die Ankunft der Botschaft des Evangeliums ändert die Haltung gegenüber denen, die sich abmühen und arbeiten, völlig. Jesus von Nazareth mühte sich ab. Gott salbte Jesus von Nazareth, „der umherging, wohltuend und alle heilend, die von dem Teufel überwältigt waren“ (Apg 10,38).

Petrus geht anfangs nicht über diese Tatsache hinaus, dass Jesus Mensch wurde. Zunächst geht er nicht auf die Gottheit Christi ein. Er sagt: „ein Mann, von Gott vor euch bestätigt durch mächtige Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte tat“. Mit anderen Worten: Petrus sagt ihnen, dass dieser Mann der Messias ist. Gott hatte sein Siegel auf Ihn gedrückt. Er war derjenige, den die Propheten verkündet und von dem die Psalmisten gesungen hatten, und was taten sie mit Ihm? Ich möchte dir die Frage stellen: Was hast du mit Ihm getan? Du weißt, warum Er kam und warum Er starb. Was hast du mit Ihm getan? Hast du dein Herz geöffnet, um Ihn zu empfangen? Glaubst du an Ihn als deinen Retter? Wenn nicht, bist du genauso schuldig und in mancher Hinsicht sogar noch schuldiger als diejenigen in jenen Tagen. Was taten diese?

Vers 23

Apg 2,23: … diesen, hingegeben nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen an das Kreuz geschlagen und umgebracht.

Hier treffen zwei Dinge aufeinander, die den Denkern unter den Menschen oft zu schaffen machen: Gottes vorherbestimmte Absicht und der freie Wille des bösen Menschen. Gott hatte vorherbestimmt, dass sein geliebter Sohn in die Welt kommen und sein Leben als Lösegeld für die Sünder geben sollte. Jesus kam „nicht …, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Mt 20,28). Aber Gott hatte nicht vorherbestimmt, dass die Menschen Ihn verfluchen, anspucken und mit allen möglichen Arten von Demütigungen überhäufen sollten. Diese Dinge waren der Gottlosigkeit der Menschen geschuldet, die von Satan angestiftet wurden. Petrus sagt gleichsam: „Gott hat Ihn gesandt; Gott wusste, dass alles geschehen würde; ihr aber seid verantwortlich für eure Sünden, weil ihr Ihn ergriffen und mit euren bösen Händen gekreuzigt und getötet habt.“

Wenn der Mensch das Schlimmste tut – Gott gibt sein Bestes. Der Mensch zeigte die Bosheit und Ungerechtigkeit seines Herzens; er schrie: „Hinweg, hinweg! Kreuzige ihn!“ (Joh 19,15), und dann nagelten  die unbarmherzigen Soldaten Ihn an das Kreuz der Schande. Aber nachdem der Mensch all das getan hatte, sagte Gott gleichsam: „Dieser, mein geliebter Sohn, ist das große Sündopfer für die Schuldigen. Sogar für die Menschen, die Ihn jetzt ablehnen, für die Menschen, die Ihn gekreuzigt und ans Kreuz geschlagen haben, wurde seine Seele zum Opfer für die Sünde gemacht“ [Jes 53,10]. Durch seinen Tod wurde die Erlösung erlangt, die Gott allen Menschen überall frei anbietet. Als Antwort auf das, was der Mensch getan hat, sehen wir Gott in Macht handeln.

Vers 24

Apg 2,24: Den hat Gott auferweckt, nachdem er die Wehen des Todes aufgelöst hatte, wie es denn nicht möglich war, dass er von ihm festgehalten wurde.

Nachdem die Sünde gesühnt und die Sündenfrage geklärt war, verlangte die Gerechtigkeit Gottes, dass sein Sohn von den Toten auferweckt wird. In der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus haben wir den Beweis, dass Gott durch das vollbrachte Werk zufriedengestellt ist. Der Auferstandene und Gekreuzigte wird nun als der Retter aller vorgestellt, die an Ihn glauben.

Verse 25-32

Der Apostel Petrus setzt seine Predigt fort, indem er aus drei Psalmen zitiert und zeigt, wie sich ihm die alttestamentliche Schrift erschlossen hat. Vor seiner Himmelfahrt sagte Jesus über den Heiligen Geist, „dass er von dem Meinen empfängt und euch verkündigen wird“ (Joh 16,15). Und so wendet sich Petrus nun, geleitet durch den Heiligen Geist, einem Abschnitt nach dem anderen im Buch der Psalmen zu und zeigt, wie sie alle in Christus erfüllt sind. Zunächst bezieht er sich auf Psalm 16:

Apg 2,25-28: Denn David sagt über ihn: „Ich sah den Herrn allezeit vor mir; denn er ist zu meiner Rechten, damit ich nicht wanke. Darum freute sich mein Herz, und meine Zunge frohlockte; ja, auch mein Fleisch wird in Hoffnung ruhen; denn du wirst meine Seele nicht im Hades zurücklassen noch zugeben, dass dein Frommer Verwesung sehe. Du hast mir kundgetan Wege des Lebens; du wirst mich mit Freude erfüllen mit deinem Angesicht.“ {Ps 16,8-11}

Man könnte sagen, dass diese Worte die Sichtweise von David ausdrücken. Als er Psalm 16 schrieb, hätte man denken können, dass diese Erfahrungen vielleicht seine eigenen waren. Aber Petrus zeigt, dass es der Geist Christi war, der durch David sprach und ihn dazu brachte, so zu schreiben, wie er es tat.

Nicht alle diese Dinge treffen auf David zu. David konnte nicht sagen: „Du wirst meine Seele nicht im Hades zurücklassen noch zugeben, dass dein Frommer Verwesung sehe.“ Davids Seele wurde im Hades gelassen (dem Zustand zwischen Tod und Auferstehung), und sein Körper sah die Verwesung. Doch Petrus sagt:

Apg 2,29.30: Brüder, es sei erlaubt, mit Freimütigkeit zu euch zu reden über den Patriarchen David, dass er sowohl gestorben als auch begraben ist, und sein Grab ist unter uns bis auf diesen Tag. Da er nun ein Prophet war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, von der Frucht seiner Lenden auf seinen Thron zu setzen, …

David war ein Prophet, und als Prophet erwartete er das Kommen des Messias. Da er wusste, dass Gott David „mit einem Eid geschworen hatte“, dass sein Sohn für immer auf seinem Thron sitzen sollte, erklärt Petrus, dass Gott von Jesus gesprochen hatte:

Apg 2,31: … hat er voraussehend von der Auferstehung des Christus geredet, dass er nicht im Hades zurückgelassen worden ist noch sein Fleisch Verwesung gesehen hat.

Es ist bemerkenswert, wie sich diese alttestamentlichen Prophezeiungen in dem Herrn Jesus Christus erfüllt haben. Prophezeiungen, die sich niemals in jemand anderem hätten erfüllen können, wurden alle in Ihm erfüllt. Er wandelte in Übereinstimmung mit diesen wunderbaren Worten in Psalm 16.

Verse 32.33

Während der Apostel Petrus das Leben Jesu durch das Grab hindurch bis hinauf zum Thron Gottes nachzeichnet, geht er zur Auferstehung über:

Apg 2,32.33: Diesen Jesus hat Gott auferweckt, wovon wir alle Zeugen sind. Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dies ausgegossen, was ihr seht und hört.

Beachte, was Petrus sagt. Der Mensch Christus Jesus ist in seinem menschlichen Leib in den Himmel aufgefahren und „hat sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe“ (Heb 1,3). Er ist jetzt der Mittler. Gott hat Ihm den Heiligen Geist ohne Maß gegeben, damit Er den Heiligen Geist auf die Menschen hier auf der Erde ausgießt. Braucht es noch mehr Beweise, um zu zeigen, dass Petrus die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus wirklich verstand? Kannst du dir vorstellen, dass ein einfacher Mensch den Heiligen Geist auf diese Weise ausgießt? Der Heilige Geist ist in sich selbst eine Person der Gottheit. Jesus, Gott der Sohn, wurde von Gott dem Vater beauftragt, denen, die an Ihn glauben, Gott den Heiligen Geist zu geben.

Verse 33-35

Apg 2,33-35: Nachdem er nun durch die Rechte Gottes erhöht worden ist und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er dies ausgegossen, was ihr seht und hört. Denn nicht David ist in die Himmel aufgefahren; er sagt aber selbst: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner Füße.“

„Nicht David ist in die Himmel aufgefahren“ – oh, dann schläft Davids Seele ja im Grab, mag da jemand einwenden. Nein, so ist das nicht gemeint. Davids Körper liegt im Grab, David ist in seinem physischen Leib noch nicht in den Himmel aufgefahren, aber Christus Jesus ist in seinem verherrlichten Leib in den Himmel aufgefahren. David schrieb im Glauben in Psalm 110,1: „Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel für deine Füße!“ Petrus sagt gewissermaßen: „Meine Brüder, der Mann, der am Kreuz starb, wurde von David vorhergesagt, der zur Rechten Gottes des Vaters sitzt und auf den Augenblick wartet, wenn die ganze Schöpfung Ihm unterworfen sein wird und alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gemacht werden.“ Dies ist der Höhepunkt der Predigt, und darauf gründet Petrus seine Ermahnung – eine Ermahnung, die ich auch euch heute überbringe, die ihr vielleicht nicht in Christus seid.

Vers 36

Apg 2,36: Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.

Bedenke die Güte Gottes. Das Haus Israel hatte Christus verworfen. Jude und Heide hatten sich in der bösen Tat seiner Kreuzigung vereint. Doch die Liebe Gottes ist so groß, dass Er Israel diese besondere Botschaft zukommen ließ. Sie waren als Nation beiseitegestellt worden. Jesus hatte einige Zeit zuvor gesagt: „Euer Haus wird euch öde gelassen“ (Mt 23,38). Damals waren sie als Volk verlassen, aber Gott hatte immer noch Sehnsucht nach ihnen.

Wir müssen uns daran erinnern, dass das Wort Christus „der Gesalbte“ bedeutet und das Äquivalent ist zum hebräischen Begriff Maschiach oder Messias. Unser Herr Jesus ist der von Gott gesalbte König. Die Menschen, im Besonderen sein eigenes Volk, sagten: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche“ (Lk 19,14). Aber Gott hat den, den das Volk verworfen hat, von den Toten auferweckt, und Er hat sein Messiastum in der Auferstehung bestätigt. Er hat Ihn zum Herrn und Messias erklärt.

Es fällt auf, dass es in der Predigt des Petrus kein Flehen, kein Betteln, kein Drängen gibt, dass die Menschen sich entscheiden sollten. Aber in dem Moment, als Petrus zum Schluss kommt, gibt es sofort eine Bewegung im Volk und eine große Reaktion.

Das Ergebnis von Pfingsten (V. 37-47)

Dieser kurze Abschnitt der Apostelgeschichte erfordert eine sehr sorgfältige und aufmerksame Betrachtung. Er ist Gegenstand zahlreicher Kontroversen, und es werden viele schwerwiegende Missverständnisse daraus gezogen.

Der Apostel Petrus hat gerade seine wunderbare Predigt gehalten, in der er das Leben, den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus Christus darlegt. Er hebt besonders die Tatsache hervor, dass der Herr Jesus gemäß der alttestamentlichen Prophezeiung als der Messias zum Volk Israel kam. Er war derjenige, nach dem sie jahrhundertelang gesucht hatten, aber sie erkannten Ihn nicht, als Er kam. Sie lehnten Ihn ab und übergaben Ihn den Heiden, damit Er gekreuzigt werde; doch Petrus schließt mit diesem triumphalen Wort: „Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt“ (Apg 2,36).

Vers 37

Apg 2,37: Als sie aber das hörten, drang es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, Brüder?

Die Wirkung der Botschaft des Petrus war gewaltig. In Apostelgeschichte 2,5 heißt es: „Es wohnten aber in Jerusalem Juden, gottesfürchtige Männer.“ Er wandte sich nicht an die aufrührerische Menge, die vor dem Gerichtssaal des Pilatus gestanden und geschrien hatte: „Kreuzige, kreuzige ihn!“ (Joh 19,6). Vielmehr wandte er sich in erster Linie an gläubige Juden, die das Kommen des Messias erwarteten, sowie an eine Reihe von Proselyten aus den Nationen, die die gleichen aufrichtigen Erwartungen hatten. Als diese ehrlichen Männer die Verkündigung des Petrus hörten, „drang es ihnen durchs Herz“. Das war das Werk des Heiligen Geistes. Er trug die Botschaft so in ihre Herzen, dass sie zutiefst ergriffen waren.

Sie versuchten nicht zu leugnen, was Petrus sagte. Im Gegenteil, sie nahmen die Botschaft an. Nachdem sie die Botschaft angenommen hatten, waren sie bereits aus Gott geboren – dessen können wir uns sehr sicher sein. Der Apostel Petrus schreibt im ersten Kapitel seines ersten Briefes: „Ihr seid nicht wiedergeboren aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes … Dies aber ist das Wort, das euch verkündigt worden ist“ (1Pet 1,23.25). Diese Menschen hatten das Evangelium gehört und der Botschaft geglaubt. Das bedeutet, dass sie zwangsläufig göttliches Licht empfangen hatten und wiedergeboren waren. Sie wandten sich an Petrus und die übrigen Apostel und riefen in tiefer Verzweiflung: „Was sollen wir tun, Brüder?“ (Apg 2,37).

Nun, ich möchte, dass uns dies bewusst ist. Ihr Schrei war nicht derselbe wie die Frage des Kerkermeisters von Philippi, die wir in Apostelgeschichte 16,30 finden. Diese Brüder sagten nicht zu Petrus und den anderen Aposteln: „Brüder, was müssen wir tun, um gerettet zu werden?“ Daran dachten sie überhaupt nicht. Stattdessen sagten sie: „Brüder“ (an der Anrede lässt sich schon sehen, dass sie ihre brüderliche Beziehung zu den Männern, die gepredigt hatten, erkannten), „was sollen wir tun?“

Was hat es mit dieser Frage auf sich? Ich denke, sie ist sehr einfach zu verstehen. Wie bereits gesagt, waren sie fromme Männer. Sie hatten ernsthaft und gläubig auf den Messias gewartet. Petrus hatte ihnen gerade gezeigt, dass der Messias gekommen war. Das Volk hatte den von Gott gesalbten König abgelehnt. Sie hatten den abgelehnt, den Gott geschickt hatte, um sie zu befreien. Als Pilatus fragte: „Euren König soll ich kreuzigen?“, antworteten sie: „Wir haben keinen König als nur den Kaiser“ (Joh 19,15). Diese Männer waren beunruhigt. Sie hatten erwartet, dass Christus sein Reich hier auf der  Erde aufrichten würde. Aber Er war in den Himmel aufgefahren, wo Gott Ihn auf seinen Thron gesetzt hatte; aber was war mit dieser Nation, über die Er herrschen sollte? Was sollten sie tun?

In Wirklichkeit wollten sie gewissermaßen fragen: „Männer und Brüder, in Anbetracht der Tatsache, dass unser König bereits gekommen ist und unser Volk dies nicht erkannt hat und Er verworfen und gekreuzigt worden ist, was sollen wir nun tun?“ Sie fragten nicht einfach nach ihrer persönlichen Errettung. Sie fragten nach dem Schicksal des Volkes, zu dem sie gehörten. Was sollte geschehen? Was sollen wir jetzt tun? Gibt es eine Möglichkeit, dieses schreckliche Ereignis rückgängig zu machen? Gibt es eine Möglichkeit, dass der verworfene Christus wieder erscheint und dem Volk eine neue Chance gegeben wird? Gibt es eine Möglichkeit, das Urteil rückgängig zu machen? Was sollen wir tun?

Verse 38.39

Apg 2,38a: Petrus aber spricht zu ihnen: Tut Buße, …

Petrus sagt gewissermaßen: „Eine Sache, die ihr tun könnt, ist, Buße zu tun.“ Tut Buße! Was bedeutet das? Buße bedeutet buchstäblich eine Sinnesänderung – eine Sinnesänderung, bei der es nicht nur darum geht, die Dinge vom intellektuellen Standpunkt aus anders zu betrachten, sondern um eine vollständige moralische Erneuerung, eine vollständige Änderung der Einstellung. Und so sagt Petrus: „Tut Buße, ändert eure Einstellung.“ Sie zeigten ihre Einstellung, als Christus ihnen vorgestellt wurde und sie Ihn verschmähten. Petrus sagt also: „Ändert eure Einstellung. Anstatt Ihn zu verschmähen, anstatt Ihn abzulehnen – nehmt Ihn an! Es ist wahr, dass Er die Erde verlassen hat und nicht hier ist, um sein Reich zu errichten. Aber Er lebt noch und ist zur Rechten Gottes erhöht. Tut Buße. Kehrt um! Anstatt als Teil der Nation weiterzumachen, die Ihn verworfen hat, ändert eure Meinung und trennt euch von der abtrünnigen Gruppe, indem ihr für Christus eintretet.“

Das ist die Botschaft, die wir heute allen unseren lieben jüdischen Brüdern überall mitteilen möchten. Die Menschen verstehen manchmal nicht, warum wir christliche Missionare zu den Juden senden. Haben die Juden nicht selbst eine wunderbare Religion? Warum sollten wir uns dann mit ihnen befassen? Nun, seht ihr, wir glauben an das Zeugnis von Mose und den Propheten, und es betrübt uns, dass das jüdische Volk, ebenso wie die Nationen, den Herrn Jesus Christus verworfen hat. Deshalb gehen wir im Gehorsam gegenüber dem Wort Jesu Christi zu ihnen wie zu den Nationen. Petrus sagt zu allen Menschen – wo immer sie auch sind – und besonders zu Israel, das Ihn verworfen und verschmäht hat: „Ändert eure Haltung gegenüber dem Herrn Jesus Christus. Anstatt seine Gnade mit Füßen zu treten, öffnet Ihm euer Herz.“ Gott sei Dank gab es Zehntausende von Juden, die ihre Haltung gegenüber dem Herrn Jesus Christus geändert und Ihn, den das Volk verworfen hat, zum Herrn ihres Lebens gekrönt haben.

Als Nächstes fordert Petrus sie auf, etwas zu tun, was sie sichtbar von diesem Volk trennt, das unter dem Gericht steht:

Apg 2,38b: … und jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.

Als Teil des Volkes waren sie für die Verwerfung von Christus mitverantwortlich. Nun sagt Petrus: „Entsprechend eurer veränderten Einstellung zu Jesus Christus gebt dieses äußere Zeugnis: Lasst euch auf den Namen dessen taufen, den ihr verworfen habt, und Gott wird euch ansehen, wie ihr da steht, und ihr werdet nicht mehr unter dem Gericht stehen wie diejenigen, die Christus verworfen haben. Vielmehr werdet ihr unter seiner Gnade stehen, denn eure Sünden sind euch vergeben.“ Nicht die Taufe, sondern die Änderung der Einstellung zu Christus gab ihnen Vergebung. Die Taufe war das äußerliche Sichtbarwerden der neuen Einstellung ihrer Herzen.

Einige nehmen an, dass Petrus mit den Worten „Jeder von euch werde getauft auf den Namen Jesu Christi“ eine andere Taufformel vorschlägt als die, die der Herr Jesus im Matthäusevangelium gibt. Sie übersehen, dass der Herr ihnen in Matthäus 28,19 sagt, auf welchen Namen sie die Gläubigen taufen sollten. Er sagt: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Er benutzt die Präposition „auf“. Das ist die Offenbarung Gottes im Christentum. Der Jude kannte Gott im Sinne des dreieinen Gottes, denn das Wort Elohim deutet auf den dreieinen Gott hin. Aber der Herr Jesus Christus gab die volle Offenbarung und sagte im Wesentlichen: „Geht hin und tauft die Bekehrten auf den Namen, der die Fülle der Gottheit beinhaltet.“ Sie taten, was Er ihnen sagte, und als sie sich verpflichteten zu taufen, taten sie es im Namen Jesu. Sie predigten im Namen Jesu; sie heilten im Namen Jesu; sie vollbrachten Zeichen und Wunder im Namen Jesu; sie tauften im Namen Jesu. Im Namen Jesu zu taufen, bedeutet, dass man so tauft, wie Er es befohlen hat: „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.

Hier gibt es also keine Verwechslung. Es handelt sich nicht um eine andere Art der Taufe. Es ist kein anderer Name als der, der im Matthäusevangelium genannt wird. Das wird in Apostelgeschichte 19 sehr deutlich. Dort sagte Paulus, als er nach Ephesus kam und mit einigen Jüngern sprach:

  • Apg 19,2-6: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid? Sie aber sprachen zu ihm: Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist. Und er sprach: Worauf seid ihr denn getauft worden? Sie aber sagten: Auf die Taufe des Johannes. Paulus aber sprach: Johannes taufte mit der Taufe der Buße und sagte dem Volk, dass sie an den glauben sollten, der nach ihm käme, das ist an Jesus. Als sie es aber gehört hatten, wurden sie auf den Namen des Herrn Jesus getauft; und als Paulus ihnen die Hände aufgelegt hatte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten.

Wären sie zuvor als Christen getauft worden, hätten sie vom Heiligen Geist gewusst, denn von Ihm ist in der Taufformel die Rede. Diese Passage beweist also eindeutig, dass die Taufformel in Matthäus 28 die ist, mit der in der Vollmacht und im Namen des Herrn Jesus Christus getauft wird. Mit anderen Worten: Die Apostel sagten gewissermaßen: „Lasst euch in der Vollmacht des Herrn Jesus Christus taufen zur Vergebung eurer Sünden und die Vergangenheit wird euch nicht mehr vorgehalten. Ihr werdet nicht mehr als Teil des Volkes angesehen, das Christus verworfen hat, und als Zeichen dafür wird Gott euch die Gabe des Heiligen Geistes geben, wie Er sie uns gegeben hat.“

Vers 39

Das Kommen des Heiligen Geistes hat das neue Zeitalter eingeläutet, und sie sollten in alle Segnungen des neuen Bundes einbezogen werden. Beachten wir die Tragweite dieser Aussage:

Apg 2,39: Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele irgend der Herr, unser Gott, herzurufen wird.

Wenn Petrus den Ausdruck „die in der Ferne sind“ verwendet, meint er nicht die Menschen in fernen Ländern, sondern im Wesentlichen das moralische, geistliche Volk unter dem Bund. In Epheser 2 sehen wir, dass Paulus diesen Begriff für die Heiden verwendet, die nicht im Bund mit Gott stehen:

  • Eph 2,11-13.17: Deshalb erinnert euch daran, dass ihr, einst die Nationen im Fleisch, die Unbeschnittene genannt werden von der sogenannten Beschneidung, die im Fleisch mit Händen geschieht, dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart, entfremdet dem Bürgerrecht Israels und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend und ohne Gott in der Welt. Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden. … Und er kam und verkündigte Frieden, euch, den Fernen, und Frieden den Nahen.

Der Jude ist also dem Bund nahe. Der Heide ist ein Fremder im Bund, er ist fern. Petrus verkündete am Pfingsttag das Heil nicht nur den Juden, wie manche unwissend behaupten, sondern den Juden und ihren Kindern und dann „so viele irgend der Herr, unser Gott, herzurufen wird“.

Lasst uns nie den universellen Charakter der Botschaft des Evangeliums aus den Augen verlieren. Die Christen haben eine Botschaft für die ganze Welt, und so wie Gott die Menschen ansieht, gibt es weder Juden noch Griechen, weder Sklaven noch Freie, weder Barbaren noch Gebildete, sondern alle sind Sünder und brauchen einen Retter. Es gibt keinen Unterschied, „denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes … Denn es ist kein Unterschied zwischen Jude und Grieche, denn derselbe Herr von allen ist reich für alle, die ihn anrufen“ (Röm 3,23; 10,12).

Vers 40

Petrus verkündet diese universelle Botschaft zunächst vor allem den Menschen in Jerusalem. Es wird uns auch gesagt:

Apg 2,40: Und mit vielen anderen Worten beschwor und ermahnte er sie, indem er sagte: Lasst euch retten von diesem verkehrten Geschlecht!

Jemand mag fragen: „Was meint Petrus damit? Ich dachte, einer der ersten Grundsätze sei, dass der Mensch sich nicht selbst retten könne; dass der Mensch absolut hilflos sei, tot in Sünden und Übertretungen, und doch sagt Petrus: ‚Rettet euch selbst.‘“

Petrus sagt nicht: „Lasst euch retten vor der Hölle und rettet euch vor dem Zorn Gottes“, sondern: „Lasst euch retten von diesem verkehrten Geschlecht!“ Mit anderen Worten: „Trennt euch durch die Taufe von diesem unheilvollen Geschlecht, das den Herrn Jesus Christus ablehnt. Denn der Zorn Gottes schwebt über diesem Geschlecht.“ Der Herr Jesus hatte vorausgesagt, dass kurz nach seiner Himmelfahrt der Tempel zerstört werden würde; kein Stein würde auf dem anderen bleiben (Lk 21,5.6). Dieses Volk war als Volk dem Gericht unterworfen. Nun sagt Petrus: „Wenn ihr diesem Gericht entgehen wollt, dann rettet euch, indem ihr euch auf den Namen des Herrn Jesus taufen lasst.“

Vers 41

Was war die Reaktion auf die Ermahnung des Petrus?

Apg 2,41a: Die nun sein Wort aufnahmen, wurden getauft; …

So nahmen am Pfingsttag Tausende von Menschen das Wort an und handelten sofort im Einklang mit ihrem Glauben. Sie ließen sich taufen. Ihre Taufe trennte sie von der Nation Israel, die Christus ablehnte, und ließ sie Teil werden einer völlig neuen Gefolgschaft. Die Taufe brachte sie in die christliche Gemeinschaft.

Apg 2,41b: … und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan.

Zu wem? Zu den hundertzwanzig Gläubigen, die in Apostelgeschichte 1,15 erwähnt werden. Nun war der Leib gewachsen.

Vers 42

Apg 2,42: Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten.

Wir sehen vier Dinge, die im Leben dieser neuen Gläubigen bekräftigt werden:

  1. „Sie verharrten aber …“: Sie gehörten nicht zu denen, die nach vorne kommen, sich niederknien und ihre Sünden bekennen und erklären, den Herrn Jesus Christus anzunehmen. Dann nehmen sie ein kleines Exemplar des Johannesevangeliums, lassen ihren Namen bei demjenigen, der sie betreut, gehen aus der Gemeinde und erscheinen nie wieder. Die ersten Gläubigen, die sich der christlichen Gemeinde anschlossen, traten in die Gemeinschaft mit ihr ein.

    „Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel“: Sie hatten noch kein geschriebenes Neues Testament. Sie stützten sich ganz auf das Alte Testament und auf die mündliche Überlieferung. Da die Apostel von Gott gelehrte Lehrer waren, blieben die Gläubigen dort, wo sie die nötige Unterweisung erhalten konnten. Wenn du dich dazu bekennst, Christus als Retter anzunehmen, sieh zu, dass du oft dort anzutreffen bist, wo das Wort Gottes aufgeschlagen wird. Wir haben heute das ganze Neue Testament, und Gott möchte, dass sein Volk sich versammelt, „indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist“ (Heb 10,25). Manche sagen: „Ach, ich muss nicht kommen, um das Wort zu hören. Ich brauche nicht zu den Versammlungen des Volkes Gottes zu gehen. Ich kann hinausgehen und Gott in der Natur anbeten.“ Aber während du durch das Land rast und die vorbeiziehenden Landschaften genießt, fürchte ich, dass du nicht viele Gedanken an Gott und sein Zeugnis verschwendest. Ich fürchte, es wird immer mehr zur Gewohnheit mancher, am Sonntagmorgen bis etwa halb zwölf Uhr untätig im Bett zu liegen und sich dann faul umzudrehen und das Radio oder den Fernseher einzuschalten.

  2. „Sie verharrten aber … in der Gemeinschaft“: Die Christen des ersten Jahrhunderts hielten unerschütterlich an der Gemeinschaft fest. Das ist wichtig. Wir brauchen einander; und deshalb ist der Geist Gottes herabgekommen, um uns zu einem Leib zusammenzufügen. Denken wir an einen der am häufigsten zitierten Verse in der Bibel: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2Kor 13,13). Hast du jemals darüber nachgedacht, was mit der Gemeinschaft des Heiligen Geistes gemeint ist? Es ist Gott, der in unseren Herzen wirkt und uns hilft, die Dinge Gottes gemeinsam in der Kraft des Heiligen Geistes zu genießen.

  3. „Sie verharrten aber … im Brechen des Brotes“: Das Brotbrechen ist das kostbare und heilige Gebot des Abendmahls. Jesus sagt: „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19). Die ersten Christen vernachlässigten dies nicht. Sie hielten dieses heilige Gebot unbeirrt ein.

  4. „Sie verharrten aber … in den Gebeten“: Der vierte Punkt ist, dass sie im Gebet verharrten. Denken wir nicht, das bedeute, dass sie im Gebet und in der Gemeinschaft in ihren eigenen Häusern blieben. Das Gebet ist ein Ausdruck der Abhängigkeit, und wenn das Volk Gottes seine Not wirklich spürt, versammelt es sich zum Gebet. Ein vernachlässigtes Gebetstreffen deutet darauf hin, dass man seine wahre Not nicht erkannt hat. Ich frage mich, wie viele von uns unerschütterlich „im Gebet verharren“. Nimmst du jemals an einem Gebetstreffen teil? Du sagst: „Gebetstreffen sind mir zu trocken.“ Woher weißt du das? Wäre es nicht gut, es auszuprobieren und zu sehen? Wäre es nicht gut, zu kommen und zu sehen, was die Menschen zum Gebet zusammenführt? Du wirst feststellen, dass du eine Menge verpasst. Die ersten Gläubigen beteten unbeirrt weiter. Und die Außenstehenden bemerkten es.

Vers 43

Apg 2,43: Über jede Seele aber kam Furcht, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass alle Gläubigen Wunder taten. Nur von den zwölf Aposteln wird gesagt, dass sie in anderen Sprachen sprachen, und nur sie taten Wunder. Dies waren die Zeichen, die Gott gab, um die Zweifler zu überzeugen.

Vers 44

In jenen frühen Tagen waren alle Gläubigen zusammen. Es gab kein Sektierertum, keinen Streit, keine Konfession.

Apg 2,44: Alle aber, die glaubten, waren beisammen und hatten alles gemeinsam; …

Für eine kurze Zeit hatten sie das, was manche Menschen ein Weltideal nennen: eine Art christlichen Kommunismus. Er beruhte auf der Liebe zueinander – ganz anders als der moderne weltliche Kommunismus. Die Gläubigen waren wie Geschwister in Christus. Tolstoi sagt: „Man kann keine Bruderschaft ohne Brüder haben.“

Vers 45

Apg 2,45: … und sie verkauften die Besitztümer und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer irgend Bedarf hatte.

Besondere Umstände veranlassten sie dazu, all ihren Besitz zu verkaufen. Der Herr Jesus hatte das Gericht über Jerusalem vorausgesagt; was nützte es also, Besitz zu behalten? Die Aussage „an alle“ meint nicht die Ungläubigen, sondern die christliche Gemeinschaft, die miteinander teilt.

Vers 46.47

Schauen wir uns ihre Lebensgewohnheiten an:

Apg 2,46.47a: Und während sie täglich einmütig im Tempel verharrten und zu Hause das Brot brachen, nahmen sie Speise mit Frohlocken und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst bei dem ganzen Volk.

Man beachte, dass sich die Christen weiterhin im Tempel zum Gottesdienst trafen.

Andere sahen, dass sich etwas Wunderbares ereignet hatte. Sie konnten es nicht übersehen:

Apg 2,47b: Der Herr aber fügte täglich hinzu, die gerettet werden sollten.

Ach, wenn man Gottes liebes Volk in Freude und Frieden vor Ihm wandeln sähe, einmütig und unerschütterlich in solch heiliger Gemeinschaft – was für eine Wirkung würde das auf die Welt draußen haben!


Originaltitel: „Chapter Two: Pentecost“
in Acts, 1943
Quelle: https://plymouthbrethren.org

Übersetzung: Samuel Ackermann

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: In Apostelgeschichte 2,1 heißt es in der Schlachter 2000: „Als der Tag der Pfingsten sich erfüllte, waren sie alle einmütig beisammen.“

[2] Anm. d. Red.: Übersetzt aus dem Lied „Tell me the old, old story“ (1866) von Arabella Catherine Hankey (1834–1911): I love to tell the story | of unseen things above; | of Jesus and His glory, | of Jesus and His love.

[3] Anm. d. Red.: Übersetzt aus dem Lied „Tell me the old, old story“ (1866) von Arabella Catherine Hankey (1834–1911): Tell me the story often, | for I forget so soon. | The early dew of morning | has passed away at noon.


Nota redacţiei:

Redacţia SoundWords este răspunzătoare pentru publicarea articolului de mai sus. Aceasta nu înseamnă că neapărat ea este de acord cu toate celelalte gânduri ale autorului publicate (desigur cu excepţia articolelor publicate de redacţie) şi doreşte să atragă atenţia, să se ţină seama de toate gândurile şi practicile autorului, pe care el le face cunoscut în alte locuri. „Cercetaţi toate lucrurile, şi păstraţi ce este bun” (1 Tesaloniceni 5.21).

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