Mit Paulus im Paradies
Das Paradies und der dritte Himmel

Hugo Bouter

© Daniel-Verlag, online seit: 28.03.2006, aktualisiert: 29.04.2023

Leitverse: 2. Korinther 12,1-5 (1) Zu rühmen nützt mir wahrlich nicht; ich will aber auf Gesichte und Offenbarungen des Herrn kommen. (2) Ich kenne einen Menschen in Christus, vor vierzehn Jahren (ob im Leib, weiß ich nicht, oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es), einen Menschen, der entrückt wurde bis in den dritten Himmel. (3) Und ich kenne einen solchen Menschen (ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es), (4) dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht sagen darf. (5) Über einen solchen werde ich mich rühmen; über mich selbst aber werde ich mich nicht rühmen, es sei denn der Schwachheiten.“

2Kor 12,1-5: Ich will aber auf Gesichte und Offenbarungen des Herrn kommen. Ich kenne einen Menschen in Christus, vor vierzehn Jahren (ob im Leib, weiß ich nicht, oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es), einen Menschen, der entrückt wurde bis in den dritten Himmel. Und ich kenne einen solchen Menschen (ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es), dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht sagen darf. Über einen solchen werde ich mich rühmen; über mich selbst aber werde ich mich nicht rühmen.

Ein Mensch in Christus

Da verkehrte Lehrer und falsche Apostel in Korinth Eingang fanden, sah Paulus sich genötigt, Stellung gegen sie zu beziehen. Diese betrügerischen Arbeiter rühmten sich „nach dem Fleisch“, das heißt, es ging ihnen um ihre eigene Herkunft, ihre Ehre und ihr Ansehen als natürliche Menschen. Paulus wollte sich jedoch nicht über sich selbst rühmen, sondern nur über einen „Menschen in Christus“.

Was ist damit gemeint? Wenn jemand durch den Glauben mit Christus verbunden ist, so sieht Gott ihn nicht mehr in seinem natürlichen Zustand als Kind Adams. So jemand ist „in Christus“, das heißt, er ist eng mit Ihm verbunden, mit Ihm vereinigt. Er steht vor dem Angesicht Gottes auf einer neuen Grundlage, dem Gebiet der Auferstehung und des Geistes des Lebens in Christus Jesus (Röm 8,1.2 (1) Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. (2) Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“). So ist daher der, der in Christus ist, „eine neue Schöpfung“ – und das ist das Einzige, was für den Apostel zählte (2Kor 5,16.17 (16) Daher kennen wir von nun an niemand dem Fleisch nach; und wenn wir Christus dem Fleisch nach gekannt haben, kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so. (17) Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“; Gal 6,12-16 (12) So viele im Fleisch gut angesehen sein wollen, die nötigen euch, beschnitten zu werden, nur damit sie nicht um des Kreuzes Christi willen verfolgt werden. (13) Denn auch sie selbst, die beschnitten sind, befolgen das Gesetz nicht, sondern sie wollen, dass ihr beschnitten werdet, damit sie sich eures Fleisches rühmen. (14) Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch den mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt. (15) Denn weder Beschneidung noch Vorhaut ist etwas, sondern eine neue Schöpfung. (16) Und so viele nach dieser Richtschnur wandeln werden – Friede über sie und Barmherzigkeit, und über den Israel Gottes!“).

Beim Rühmen über die Person – einen Menschen in Christus – geht es also nicht um uns selbst, unsere eigene Ehre oder unseren eigenen Stand. Das verschwindet alles im Licht der Erkenntnis Christi, die all das übersteigt (Phil 3,8 „ja wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne“). Es geht daher nicht um spektakuläre Erfahrungen, die wir machen (eine „Himmelfahrt“ oder sogar – wie manche das beanspruchen – eine „Höllenfahrt“), wobei man sich auf außerbiblische Offenbarungen berufen kann. Das ist völlig unbedeutend und sogar irreführend.

„Ein Mensch in Christus“ verdankt alles Christus, seinem Tod und seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt. Darauf muss daher auch aller Nachdruck gelegt werden; das charakterisiert unsere neue Stellung als Gläubige. Wir sind mit Christus gekreuzigt, gestorben und begraben, aber auch mit Ihm auferweckt und in Ihm sogar in die himmlischen Örter versetzt. „Ein Mensch in Christus“ ist in Ihm vollkommen vor Gott gestellt (Eph 1,4-6; 2,6 (1:4) wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe; (1:5) und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens, (1:6) zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten,“ „(2:6) und hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus,“). Es ist nicht der Platz des natürlichen Menschen, der gefallenen Menschenkinder. Es ist der Platz aller, die in Christus sind und die mit Ihm einsgemacht sind.

Im Prinzip ist dies also bereits jetzt die Stellung jedes wahren Gläubigen als „eines Menschen in Christus“. Bald wird jedoch die Herrlichkeit der Stellung offenbart werden. Deshalb wartet die Schöpfung mit sehnlichem Harren auf die Offenbarung der Söhne Gottes (Röm 8,19 „Denn das sehnliche Harren der Schöpfung wartet auf die Offenbarung der Söhne Gottes.“). Wir leiten unsere Stellung vor Gott von dem himmlischen Menschen ab, mit dem wir verbunden sind, denn „wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen“ (1Kor 15,48). Bei der Wiederkunft Christi wird das in Herrlichkeit gesehen werden, auch was unseren Leib betrifft. Wie wir das Bild des ersten Menschen, des stofflichen und sterblichen Adams, getragen haben, so werden wir auch das Bild des letzten Adams, des verherrlichten Menschen im Himmel, tragen (1Kor 15,49 „Und wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.“).

Bei Paulus ging es wirklich um „Gesichte und Offenbarungen des Herrn“ (2Kor 12,1), die er als „ein Mensch in Christus“ erlebt hatte. Es waren keine Einbildungen oder menschlichen Erfindungen. Und ich denke, dass es auch einen Zusammenhang mit der Berufungsvision des Apostels gibt, wie wir das im Buch Apostelgeschichte finden (Apg 9; 22; 26). Als ihn das Licht aus dem Himmel umstrahlte, begriff Paulus zum ersten Mal, dass der Jesus, den er verfolgte, als Haupt im Himmel mit allen vereinigt war, die Ihm hier auf der Erde angehörten. Christus lebt in den Gliedern seines Leibes auf der Erde, und umgekehrt sind sie mit Ihm als ihrem Haupt im Himmel vereinigt. Christus in uns und wir in Christus: Das ist das Geheimnis der Gemeinde, dessen Verwaltung Paulus empfangen hatte.

Das Paradies und der dritte Himmel

Paulus rühmte sich selbst nicht über die Offenbarungen, die er empfangen hatte, im Gegensatz zur Publizität, die derartige Paradieserfahrungen jetzt manchmal bekommen. Er sprach nur sehr selten darüber. Es war bereits vor vierzehn Jahren, dass er in den dritten Himmel entrückt worden war (eine Zeitspanne, die bemerkenswerterweise auch in Galater 2,1 „Darauf, nach vierzehn Jahren, zog ich wieder nach Jerusalem hinauf mit Barnabas und nahm auch Titus mit.“ vorkommt).

Der Apostel gab Christus die Ehre, die Ihm zustand, indem er sich selbst nur als „einen Menschen in Christus“ bezeichnete. Als Folge des Werkes Christi sind alle wahren Gläubigen mit Ihm im Himmel vereinigt. Das himmlische Haupt vergegenwärtigt seine Glieder. Wo Er ist, sind auch wir vor dem Angesicht Gottes. Als „Menschen in Christus“ sind wir in Ihm begnadigt und sogar in dem Geliebten angenehm gemacht. Der Platz aller wahren Gläubigen ist daher im dritten Himmel, und das wird bald bei der Aufnahme der Gemeinde völlige Wirklichkeit werden.

Der dritte Himmel ist der „Himmel der Himmel“ (Ps 148,4), das ist der unmittelbare Wohnort Gottes. Wir können hierbei an die Einteilung des Tempels und der Stiftshütte denken: Nach dem Vorhof und dem Heiligen folgte das Allerheiligste oder das „Heilige des Heiligen“. Das war der Ort, wo Gott thronte und wo am großen Versöhnungstag durch das Blut des Sündopfers, das vom Hohenpriester ins Heiligtum gebracht wurde, Versöhnung geschah (3Mo 16; Heb 13,11 „Denn von den Tieren, deren Blut für die Sünde in das Heiligtum hineingetragen wird durch den Hohenpriester, werden die Leiber außerhalb des Lagers verbrannt.“).

Anschließend sagt der Apostel, dass er auch in das Paradies aufgenommen wurde (2Kor 12,3.4 (3) Und ich kenne einen solchen Menschen (ob im Leib oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht, Gott weiß es), (4) dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht sagen darf.“). Ich denke nicht, dass mit dem Paradies ein völlig anderer Ort als der dritte Himmel gemeint ist, worüber er zuerst gesprochen hat; vermutlich ist es ein Teil des dritten Himmels. Es geht um dieselbe Person (ein Mensch in Christus), und Paulus wiederholt lediglich, dass er nicht weiß, ob es im Leib geschah oder außerhalb des Leibes. Beim Paradies (das ist ein ummauerter Raum, ein Lustgarten) geht es besonders um den Genuss und die Segnungen dieses Ortes. Dieser Himmelsgarten ist voll von der Herrlichkeit Gottes. Daher die Erwähnung der „unaussprechlichen Worte“, die dort zu hören sind. Auf ihre Bedeutung werden wir sogleich noch eingehen.

Entrückt im Leib oder außerhalb des Leibes

Paulus wurde in den dritten Himmel weggeführt oder weggerückt. Das muss eine plötzliche Erfahrung gewesen sein, wie das gebrauchte Verb „[weg]rücken“ oder „rauben“ auch angibt (vgl. Mt 11,12 „Aber von den Tagen Johannes’ des Täufers an bis jetzt wird dem Reich der Himmel Gewalt angetan, und Gewalttuende reißen es an sich.“; Joh 10,12.28.29 „Der Mietling [aber] und der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht; und der Wolf raubt sie und zerstreut [die Schafe. Der Mietling aber flieht],“ „(28) und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. (29) Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben.“; Apg 8,39; 23,10 (8:39) Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus; und der Kämmerer sah ihn nicht mehr, denn er zog seinen Weg mit Freuden.“ „(23:10) Als aber ein großer Zwiespalt entstand, fürchtete der Oberste, Paulus könnte von ihnen zerrissen werden, und befahl der Truppe, hinabzugehen, ihn aus ihrer Mitte wegzureißen und in das Lager zu führen.“; 1Thes 4,17 „danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“; Jud 23 „die anderen aber rettet mit Furcht, sie aus dem Feuer reißend, indem ihr auch das vom Fleisch befleckte Kleid hasst.“; Off 12,5 „Und sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, der alle Nationen weiden soll mit eiserner Rute; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron.“). Diese „Wegführung“ kann eine Entrückung der Sinne, eine Verzückung des Geistes gewesen sein (vgl. Apg 22,17 „Es geschah mir aber, als ich nach Jerusalem zurückgekehrt war und im Tempel betete, dass ich in Verzückung geriet“ und 2Kor 5,13 „Denn sei es, dass wir außer uns sind, so sind wir es für Gott; sei es, dass wir vernünftig sind – für euch.“), aber es kann auch wirklich „im Leib“ geschehen sein. Die Geschichte des Evangelisten Philippus bestätigt, dass Letzteres nicht unmöglich gewesen ist, denn der Geist des Herrn nahm ihn weg – rückte ihn weg –, so dass der Kämmerer ihn nicht mehr sah (Apg 8,39 „Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus; und der Kämmerer sah ihn nicht mehr, denn er zog seinen Weg mit Freuden.“).

Dies ist wichtig für unser Thema, weil wir als Gläubige bald gemeinsam plötzlich von der Erde weggenommen werden und dem Herrn in die Luft entgegengehen werden. Das ist dann keine Ekstase, keine Verzückung des Geistes. Das wird durchaus „im Leib“ stattfinden: nämlich in dem verwandelten Leib der Lebenden, die bis zur Ankunft des Herrn übrigbleiben, bzw. im auferweckten Leib der durch Jesus Entschlafenen. Das geschieht nach den Worten des Apostels bei der „Aufnahme“ der Gemeinde (1Thes 4,15-17 (15) (Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. (16) Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; (17) danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein.“). Die Gemeinde wird unerwartet von der Erde weggenommen werden. Manche Übersetzungen sprechen daher auch nicht von der „Aufnahme“, sondern von der „Entrückung“ der Gemeinde (engl. „rapture“, ndl. „wegvoering“, span. „arrebatamiento“).

Paulus sagt zweimal, dass er wirklich nicht weiß, ob es im Leib oder außerhalb des Leibes geschehen ist, „Gott weiß es“ (2Kor 12,2.3). Das war nur Gott bekannt. Von Johannes wird allerdings im letzten Bibelbuch einige Male gesagt, dass er „im Geist“ war oder im Geist verzückt wurde (Off 1,10; 4,2; 17,3; 21,10 (1:10) Ich war an des Herrn Tag im Geist, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie die einer Posaune,“ „(4:2) Sogleich war ich im Geist; und siehe, ein Thron stand in dem Himmel, und auf dem Thron saß einer.“ „(17:3) Und er führte mich im Geist weg in eine Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, voller Namen der Lästerung, das sieben Köpfe und zehn Hörner hatte.“ „(21:10) Und er führte mich im Geist weg auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt, Jerusalem, herabkommend aus dem Himmel von Gott;“). Das geschah also offensichtlich außerhalb des Leibes, obwohl alles, was er sah und hörte, nachdem er in den Himmel „heraufgestiegen“ war (Off 4,1 „Nach diesem sah ich: Und siehe, eine Tür war geöffnet in dem Himmel, und die erste Stimme, die ich wie die einer Posaune mit mir hatte reden hören, sprach: Komm hier herauf, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“), sehr genau wahrgenommen werden konnte.

Doch Paulus wurde so plötzlich von der Erde „weggerückt“, dass er nicht feststellen konnte, ob es Verzückung des Geistes oder Wirklichkeit war (vgl. Auch noch Apg 12,9 „Und er ging hinaus und folgte ihm, und er wusste nicht, dass es Wirklichkeit war, was durch den Engel geschah; er meinte aber, ein Gesicht zu sehen.“). Es kann also alles beides wahr gewesen sein, und es ist biblisch gesehen auch alles beides wahr. Denn die entschlafenen Gläubigen sind bereits jetzt „außerhalb des Leibes“ mit Christus im Paradies, doch bald werden sie und auch wir alle, die Lebenden, die bis zur Ankunft des Herrn übrigbleiben, tatsächlich „im Leib“ in den dritten Himmel und in das Vaterhaus aufgenommen werden; und so werden wir allezeit beim Herrn sein!

Vier unaussprechliche Dinge

Dann dürfen wir – wer weiß wie bald – auch Zeugen der unaussprechlichen Worte sein, die es dort zu hören gibt. Paulus erwähnt nicht, von wem diese Worte ausgesprochen werden: von himmlischen Heiligen, von Engeln oder von Gott selbst. Das bleibt uns verborgen. Im letzten Bibelbuch hören wir allerdings von zahlreichen Mitteilungen und prophetischen Offenbarungen durch Personen im Himmel. Es geht dort offensichtlich nicht um dieselbe Kategorie von „unaussprechlichen Worten“. Nur das, was die sieben Donner redeten, musste Johannes versiegeln (Off 10,4 „Und als die sieben Donner redeten, wollte ich schreiben; und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht.“).

Ebenso wenig können wir annehmen, dass Paulus diese „unaussprechlichen Worte“ nicht verstanden haben sollte. Im Gegenteil, es waren „außergewöhnliche“ oder „vortreffliche“ Offenbarungen, die er offensichtlich verstanden hat (2Kor 12,7 „Und damit ich mich nicht durch das Übermaß der Offenbarungen überhebe, wurde mir ein Dorn für das Fleisch gegeben, ein Engel Satans, damit er mich mit Fäusten schlage, damit ich mich nicht überhebe.“). Sonst hätte er auch keinen Dorn im Fleisch nötig gehabt, weil die Gefahr der Selbsterhebung und Selbstverherrlichung dann nicht vorhanden gewesen wäre.

Vielleicht müssen wir dabei an die zahlreichen Offenbarungen denken, die Paulus hinsichtlich der Wahrheit über Christus und über die Gemeinde bekommen hat, Geheimnisse hinsichtlich der Zukunft wie die Wiederherstellung Israels, die Aufnahme der Gemeinde usw. Sehr viel davon hat er in den Briefen festgehalten. Ihr unaussprechlicher Charakter hat daher Bezug auf die göttliche, himmlische Art dieser Geheimnisse, wie sie im Paradies erfahren wird. Es ist einem Menschen auf der Erde jedoch nicht erlaubt, diese himmlische Erfahrung auszusprechen. Der Heilige Geist hat Paulus und die anderen Apostel jedoch hier auf der Erde bereits in die ganze göttliche Wahrheit eingeführt (Joh 16,13 „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.“).

Es besteht jedenfalls kein Zweifel, dass der Apostel diese himmlischen Offenbarungen wirklich zur Kenntnis genommen hat, die wir alle bald völlig kennenlernen werden (1Kor 13,12 „Denn wir sehen jetzt mittels eines Spiegels, undeutlich, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, wie auch ich erkannt worden bin.“). Während er im dritten Himmel war, bedeutete der Genuss dieser Dinge auch keinerlei Problem. Doch sobald er wieder auf der Erde war, brauchte er einen Dorn in seinem Leib (möglicherweise ein Augenleiden; Gal 4,13-15 (13) Ihr wisst aber, dass ich euch einst in Schwachheit des Fleisches das Evangelium verkündigt habe; (14) und die Versuchung für euch, die in meinem Fleisch war, habt ihr nicht verachtet noch verabscheut, sondern wie einen Engel Gottes nahmt ihr mich auf, wie Christus Jesus. (15) Wo ist nun eure Glückseligkeit? Denn ich gebe euch Zeugnis, dass ihr, wenn möglich, eure Augen ausgerissen und mir gegeben hättet.“), damit er sich nicht durch das Übermaß der Offenbarungen überhebe. Paulus war auf der Erde noch nicht vollkommen.

Die entschlafenen Gläubigen haben jedoch bereits jetzt im Paradies den vollständigen Genuss an diesen herrlichen himmlischen Dingen. Das Glück in dem Zwischenzustand unterscheidet sich seiner Art nach nicht von dem im ewigen Zustand. Unmittelbar nach dem Entschlafen ist der Christ ja bei Christus (Phil 1,23 „Ich werde aber von beidem bedrängt, indem ich Lust habe, abzuscheiden und bei Christus zu sein, denn es ist weit besser;“), und das macht seine Glückseligkeit aus. Die Schrift macht, was das betrifft, zwischen dem Zwischenzustand und dem ewigen Zustand keinen Unterschied. Das tut sie auch nicht im Blick auf die Ungläubigen: Der Ernst und der Charakter der Qualen im Hades und im Feuersee werden einander gleichgestellt.

Hier auf der Erde kommen wir übrigens nicht zu kurz, denn wir erfreuen uns schon jetzt an Christus mit „unaussprechlicher und verherrlichter Freude“ (1Pet 1,8). Diese himmlische Freude ist nicht gut in Worte zu fassen, doch wir sehen ihren Glanz unter anderem auf dem Angesicht des Stephanus (Apg 6,15; 7,55 (6:15) Und alle, die in dem Synedrium saßen, schauten unverwandt auf ihn und sahen sein Angesicht wie das Angesicht eines Engels.“ „(7:55) Als er aber, voll Heiligen Geistes, unverwandt zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen;“).

Weiterhin können wir unserem Gott und Vater beständig für seine „unaussprechliche Gabe“ danken (2Kor 9,15 „Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!“), nämlich für die Gabe seines geliebten Sohnes und für die Gabe des Heiligen Geistes (Joh 4,10 „Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes kenntest und wüsstest, wer es ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken, so hättest du ihn gebeten, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.“). Wer könnte den Reichtum dieser göttlichen Gaben ermessen?

Darüber hinaus ist es der Geist selbst, der in der heutigen Zeit für uns bittet und mit „unaussprechlichen Seufzern“ fleht (Röm 8,26 „Ebenso aber nimmt auch der Geist sich unserer Schwachheit an; denn wir wissen nicht, was wir bitten sollen, wie es sich gebührt, aber der Geist selbst verwendet sich für uns in unaussprechlichen Seufzern.“). Der innewohnende Geist verrichtet in unseren Herzen Fürbitte „Gott gemäß“, göttliche Fürbitte für „Heilige“ (Röm 8,27). Die unaussprechlichen Reichtümer des drei-einen Gottes stehen uns also bereits hier auf der Erde zur Verfügung!


Aus Im Paradies
48 Seiten,
Taschenbuch
Preis: 2,95 €
Daniel-Verlag

Vorheriger Teil

Weitere Artikel des Autors Hugo Bouter (2)


Hinweis der Redaktion:

Die SoundWords-Redaktion ist für die Veröffentlichung des obenstehenden Artikels verantwortlich. Sie ist dadurch nicht notwendigerweise mit allen geäußerten Gedanken des Autors einverstanden (ausgenommen natürlich Artikel der Redaktion) noch möchte sie auf alle Gedanken und Praktiken verweisen, die der Autor an anderer Stelle vertritt. „Prüft aber alles, das Gute haltet fest“ (1Thes 5,21). – Siehe auch „In eigener Sache ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen