Eine illustre Geschichte (2)
Ruth 2–4 (Boas)

Arthur E. Goodwin

© SoundWords, online seit: 13.08.2001, aktualisiert: 14.05.2022

Leitverse: Ruth 2–4

Boas, der reiche Verwandte

Bevor wir uns zum zweiten Charakter dieser Geschichte wenden, wollen wir uns mit dem grundlegenden Thema des ganzen Buches beschäftigen.

Unter dem Gesetz, das Israel regierte, finden wir, neben vielen anderen Dingen natürlich, dass es zwei Vorsorgemaßnahmen gab: Erstens ordnete es die Einlösung des Eigentums an. Das kann man nachlesen in 4. Mose 25,25-34; und die zweite Möglichkeit war, Nachkommenschaft – Erben – für eine Familie zu bekommen, in der ein Mann kinderlos starb. Das wird in 5. Mose 25,5-10 beschrieben. Elimelech war gestorben und hinterließ ein Stück Land und seine beiden Söhne starben kinderlos. Die Frage kam nun auf: Wer wird einlösen und über das Erbteil verfügen? Die Antwort auf diese Frage ist, was wir den Höhepunkt der ganzen Geschichte nennen können. Kapitel 2 führt den Mann ein, der in die Bresche springen kann. Vers 1 dieses Kapitels sagt uns, dass Elimelech einen Verwandten hatte, der Boas hieß. Und Boas war ein mächtiger Mann mit Besitztum. Wenn wir ihn so betrachten, dann müssen wir zu dem Ergebnis kommen, dass er tatsächlich ein Vorbild von unserem Herrn Jesus Christus ist. Sein Name bedeutet übersetzt: „In ihm ist Kraft“. Die bloße Tatsache, dass er ein Blutsverwandter von Elimelech war, erinnert uns daran, dass Christus ein Mensch wurde wie wir, abgesehen natürlich von der Sünde. Boas war Landwirt, und wir haben schon gesehen, dass es Erntezeit war; und nun kamen – zweifellos unter der Vorsehung Gottes – er und Ruth zusammen. Ruth ging aus, um Ähren zu sammeln, und es heißt, dass sie „zufällig“ auf das Feld des Boas stieß. Ruth hätte glauben können, dass es zufällig war. Aber wenn wir die Geschichte lesen, dann können wir sehen, dass Gottes Hand die Dinge lenkte. Wenn wir Kapitel 2 lesen, dann ist es sehr beeindruckend, wie oft wir Ruth in der Nähe von Boas finden. Wir lesen, dass es Boas’ Feld war, wo Ruth die Ähren auflas. Wir lesen von seinem jungen Angestellten, der von ihm beauftragt wurde, auf Ruth achtzugeben. Wir lesen von seinen Mädchen, die sich mit ihr verbanden. Wir lesen von dem Diener, der dem Boas von ihr berichtete.

Liebe Freunde, es gibt nichts Vergleichbares wie die Gemeinschaft mit Kindern Gottes. Der Herr sagte seinen Jüngern: „Ihr seid nicht von der Welt“ (Joh 17,14). Wer will noch die Welt mit allen ihren sogenannten Anziehungspunkten, wenn wir in Gemeinschaft sein könnten mit gleichgesinnten Kindern Gottes? Natürlich, Boas selber war dort. Wir lesen, dass man Ruth geröstete Körner reichte. Er wies an, dass einzelne Ähren absichtlich für sie liegengelassen werden sollten, und sie sollte nicht geärgert werden. Aber Ruth war nicht zufrieden mit den Geschenken und Wohltätigkeiten Boas’, so sehr sie diese auch schätzte. Sie wünschte sich den Geber. Sie hatte Interesse an dem Erbteil. Und sie merkte, dass sie nur durch Boas darankommen könnte. Daher lernen wir in Kapitel 3, wie sie die Initiative ergreift.

In Sprüche 8,17-21 lesen wir diese Worte: „Ich liebe, die mich lieben; und die mich früh {o. eifrig} suchen, werden mich finden. Reichtum und Ehre sind bei mir, bleibendes Gut und Gerechtigkeit. Meine Frucht ist besser als feines Gold und gediegenes Gold und mein Ertrag besser als auserlesenes Silber. Ich wandle auf dem Pfad der Gerechtigkeit, mitten auf den Steigen des Rechts; um die, die mich lieben, beständiges Gut {eig. Vorhandenes, Wirkliches} erben zu lassen und um ihre Vorratskammern zu füllen.“

Denke an alle guten Dinge, zu denen wir durch Christus und sein Werk Zugang haben; an alle Dinge, die die Erlösung uns gebracht hat; jedes Teil unseres gegenwärtigen Erbteils. Sind wir fleißig und leidenschaftlich wie Ruth, diese Dinge zu erlangen, oder ist da ein Mangel an Würdigung der Dinge, die uns geschenkt sind? Wir finden Boas hier beim Worfeln des Gerstenkorns; das ist das Trennen des guten Samens von der Spreu. Er ist ein Vorbild von Christus und diese Handlung erinnert uns an Christus’ Handlung in Epheser 5,26.27: „… damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei.“

Ich brauche wohl kaum zu sagen, das in Ruths Annäherung zu Boas, von dem wir in Ruth 3,6.7 lesen, nichts Unmoralisches lag. Es war zweifellos eine Sitte jener Tage. Ihre Bitte ist: „So breite deine Decke aus über deine Magd.“ Dieses Wort bedeutet in Wirklichkeit „Flügel“. Und so bittet Ruth ihn, ob er sie als ein blutsverwandter Löser unter seine Flügel nehmen wolle. Sie hatte bereits zugegeben, dass sie eine Fremde war, und dies gab Boas die Gelegenheit zu sagen: „Es ist mir alles genau berichtet worden, was du an deiner Schwiegermutter getan hast nach dem Tod deines Mannes, und dass du deinen Vater und deine Mutter und das Land deiner Geburt verlassen hast und zu einem Volk gezogen bist, das du früher nicht kanntest“ (Rt 2,11). Jetzt sagt er zu ihr: „dass du eine tüchtige Frau bist“. Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, dass Christus alles über uns weiß. Würde Er über uns das Gleiche sagen können: dass du eine wertvolle Frau (ein wertvoller Mann) bist?

Boas, der Erlöser

Dann lesen wir in Kapitel 4 das Ergebnis dieser ganzen Angelegenheit. Boas löste das Erbteil. Er bezahlte den vollen Preis dafür. Es machte ihn nicht arm. Er war weiterhin ein reicher Mann. Aber das große Gegenbild lesen wir in 2. Korinther 8,9: „Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet.“ Boas’ Handlung war ein notwendiger Schritt, bevor er Ruth zur Frau nehmen konnte. Er gab ihr sechs Maß Gerstenkorn (Rt 3,15), nicht sieben! Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit und des vollständigen Segens, der nur mit Versöhnung kommen kann. Im Vorbild hatte Boas dies verwirklicht, und jetzt bekommt er Ruth zur Frau.

Die Hochzeit

Sicher haben wir hier nur ein schwaches Bild von der Hochzeit des Lammes, von der wir in Offenbarung 19 lesen. Boas ist der Herr Jesus, Ruth ist die Kirche, die Braut. Und du und ich sind als Gläubige an Ihn darin eingeschlossen.[1] Nichts wird uns von ihrem gemeinsamen Leben berichtet. Aber aus dem, was uns über ihr persönliches Leben gesagt wird, ihre geistliche Haltung und das Begehren, den Willen Gottes zu tun, können wir sicherlich schließen, dass es ein glückliches und segensreiches Leben war. Wie bei jeder guten Geschichte können wir annehmen, dass sie für immer glücklich miteinander lebten. Wir lesen noch, dass sie einen Sohn hatten, ihr erstes Kind, Obed. Er war der Großvater Davids, König von Israel und Vorbild des Herrn Jesus Christus, des Königs der Könige.


Originaltitel: „Bible Families: Boaz and Ruth“;
nach einem Radiovortrag von Truth for Today vom 28.11.1999

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Hrsg.: Ruth ist eigentlich kein Bild der Kirche, sondern ein Bild von Jerusalem, der irdischen Braut Christi.

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