Bist du ein Fürbitter? (1)
Vorbilder des Gebets: Abraham, Hiob, Mose

Harm Wilts

© SoundWords, online seit: 02.03.2010, aktualisiert: 16.01.2021

Leitvers: 1. Timotheus 2,1 

1Tim 2,1: Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen.

In 1. Timotheus 2,1 ermahnt Paulus, dass vor allen Dingen Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen. Von diesen vier Möglichkeiten, durch die der Gläubige mit Gott in Kontakt treten kann, finden wir in der ganzen Bibel etliche Beispiele. Bei einigen tritt eine Facette deutlich zum Vorschein, bei anderen mehrere gleichzeitig. Wir wollen versuchen herauszufinden, welchen Platz die Fürbitte im Leben verschiedener Gläubiger, die wir in der Bibel finden, eingenommen hat. Zweifellos werden sie uns darin als Vorbild vor Augen gestellt.

Abraham

Von diesem Mann, dem Vater der Gläubigen, wird uns in der Bibel viermal mitgeteilt, dass er an Gott glaubte (1Mo 15,6; Röm 4,3; Gal 3,6; Jak 2,23), und dreimal, dass er ein Freund Gottes war (2Chr 20,7; Jes 41,8; Jak 2,23). Für jede Art von Gebet und auch Fürbitte ist Glauben eine wesentliche Voraussetzung, und ohne eine enge Gemeinschaftspflege mit Gott kann von einer guten Fürbitte keine Rede sein. „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm wohlzugefallen; denn wer Gott naht, muss glauben, dass er ist und denen, die ihn suchen, ein Belohner ist“ (Heb 11,6). Dies erfüllte Abraham. Gott selbst nannte Abraham seinen Freund. Mir ist nicht bekannt, dass ein anderer diesen Ehrentitel erhalten hätte. Das weist auf eine innige Lebensgemeinschaft hin, durch die Gott ihm seine Pläne über Sodom und Gomorra mitteilen konnte (1Mo 18,17). 

Darauf folgt dann die Fürbitte Abrahams für die Bewohner dieser Städte. Es ist das erste Gebet in der Bibel, von dem uns der Inhalt mitgeteilt wird. Bei andächtigem Lesen dieses Gebetes fallen uns zwei Dinge auf:

  1. An erster Stelle seine Kenntnis über Gott. Es ist für ihn ein nicht hinnehmbarer Gedanke, dass der gerechte Gott auch Gerechte in einem Gericht über Gottlose verderben könnte. Das tut Gott auch nicht. Im Gegenteil. Wir sehen oft, dass Gottlose der Gläubigen wegen verschont werden. Wo dies nicht möglich ist, wie in diesem Fall, werden Gläubige weggeführt, bevor das Gericht über die anderen kommt. Diese Gotteserkenntnis ist Abrahams erste Triebfeder für seine Fürbitte. Dieses Motiv nennt Paulus auch in 1. Timotheus 2,1, wo er uns nach der Ermahnung die Absicht und Gesinnung des Heiland-Gottes vor Augen stellt.

  2. Das zweite Motiv bei Abraham ist sein Mitgefühl mit den Bewohnern Sodoms in ihrem Los und natürlich insbesondere mit seinem Neffen Lot. Dieses Erbarmen hatte er schon früher gezeigt, als er sie aus der Macht von Kedorlaomer befreite. Von den Schätzen Sodoms wollte er allerdings nichts annehmen. Anstatt die kulturellen Vorteile Sodoms zu genießen, zog er es vor, als Fremdling in Zelten zu wohnen und bei dem Altar seine Beziehung zu Gott zum Ausdruck zu bringen. Dies im Gegensatz zu Lot, der „für sich“ eine ganz andere Wahl traf, die zum moralischen Untergang seiner selbst und seiner Familie führte. Jedoch bedeutete Abrahams Absonderung nicht, dass er dem Los der anderen keine Beachtung mehr schenkte. Im Gegenteil. Brennend flehte er für ihren Erhalt. Diese Fürbitte hatte segensreiche Folgen. Nicht dass die ganze Stadt verschont worden wäre, aber Lot wurde mit den Seinen herausgeführt, bevor das Gericht hereinbrach. Aufgrund dieses Gebetes wollte Gott ihn verschonen und sagte, dass Er nichts tun kann, bevor Lot in Sicherheit ist.

Die Kenntnis von Gottes erbarmender Liebe einerseits und das Mitgefühl mit dem Los Unbekehrter müssen auch uns dazu bringen, Fürbitten für alle Menschen zu tun.

Hiob

Wir lesen nicht mit vielen Worten, dass Hiob für seine Kinder betete. Allerdings spricht aus seiner Haltung doch eine große Sorge für ihr geistliches Wohlsein (Hiob 1,4.5).

Unsere Kinder zu warnen und zu unterweisen, ist nützlich und erforderlich. Aber damit haben wir noch nicht der Verantwortung unseres Elternseins entsprochen. Bei Hiob sehen wir, dass er seine Aufgabe nicht als beendet ansah, als seine Kinder selbständig geworden waren. In kritischen Zeiten, die besondere Sorge erforderten, stand er morgens früh auf und brachte für jedes von ihnen ein Brandopfer. Und das waren nicht Tage von Krankheit, Kummer und Sorgen, sondern gerade die Festtage, die Tage von Freude und Fröhlichkeit, an denen sie unbekümmert von der Festtafel genießen konnten. Hiob wusste, dass die Gefahr, Gott zu „segnen“, in solchen Umständen besonders groß war. Unter „segnen“ müssen wir hier verstehen „Abschied nehmen, Lebewohl sagen“. Darby übersetzt sogar mit „verfluchen“ und verweist dabei in einer Fußnote auf 1. Könige 21,10.13. Hiob machte sich Sorgen, dass sie dies über die Freude des Festes, wenn auch nicht öffentlich, aber doch vielleicht in ihren Herzen getan hatten. Später versuchte Satan zu erreichen, dass Hiob selbst dies öffentlich tun würde. Dennoch verrichtete Hiob diese Fürbitte und den Opferdienst nicht ohne sie. Wir lesen, dass er dazu seine Söhne zu sich bestellte und heiligte.

Die Söhne waren selbständig. Sie bewohnten ihre eigenen Häuser und Hiob respektierte diese Selbstständigkeit. Auch die seiner erwachsenen Töchter, die wahrscheinlich noch bei ihm wohnten. Er gestand ihnen zu, an den häuslichen Festen ihrer Brüder teilzunehmen. Jedoch fühlte er fortwährend seine Verantwortung als Vater und handelte danach.

Eltern können aus dieser Haltung Hiobs viel lernen. Wir können und müssen mit unseren Kindern über Gott und sein Wort sprechen. Aber lasst uns vor allen Dingen nicht vergessen, in andauernder Fürbitte mit Gott über unsere Kinder zu sprechen.

Am Ende des Buches sehen wir, dass Hiob noch zu einer ganz anderen Aufgabe der Fürbitte gerufen wird (Hiob 42,7). Gott selbst macht den drei Freunden Hiobs klar, dass sie in ihrer scharfen Verurteilung Hiob gegenüber nicht geziemend von Gott gesprochen hatten. Nicht sie haben, sondern Hiob hatte richtiggelegen. Dies mussten sie anerkennen und bekennen, indem sie Opfer in der Gegenwart Hiobs bringen sollten: „Und nun nehmt euch sieben Stiere und sieben Widder und geht zu meinem Knecht Hiob und opfert ein Brandopfer für euch. Und Hiob, mein Knecht, möge für euch bitten; denn ihn will ich annehmen, damit ich nicht an euch tue nach eurer Torheit; denn nicht geziemend habt ihr von mir geredet wie mein Knecht Hiob“ (Hiob 42,8).

Dreimal nennt Gott diesen schwer geprüften Mann seinen Knecht. Und welchen Wert misst Er der Fürbitte dieses treuen Knechtes bei! Übrigens, nur aufgrund dieser Fürbitte können sie dem Gericht über ihre Torheit entkommen. Werden wir hier nicht an das Werk von Gottes vollkommenen Knecht erinnert, aufgrund dessen Mittlerschaft wir Vergebung all unserer Sünden empfangen haben? Und auch hier hat Hiob nach dem Wunsch Gottes (von einem Befehl ist keine Rede) gehandelt. Schwer hatte er unter der hochherzigen Haltung und den kränkenden Worten dieser Männer gelitten. Aber in seiner Vergebungsgesinnung und indem er für sie betete, zeigte er, dass er ein Knecht Gottes war. Da wurde das Opfer dieser Freunde angenommen und sie empfingen Vergebung. Achten wir gut auf die Worte, die folgen: „Und der HERR nahm Hiob an“ (Hiob 42,9).

Welch herrliche Folgen hatte Hiobs Fürbitte für die drei Freunde. Aber auch selbst wurde er dadurch reichlich von Gott belohnt. Denn wir lesen: „Und der HERR wendete die Gefangenschaft Hiobs, als er für seine Freunde betete; und der HERR mehrte alles, was Hiob gehabt hatte, um das Doppelte“ (Hiob 42,10).

Mose

In vieler Hinsicht war dieser Mann für das jüdische Volk zu großem Segen. Er war ihr großer Führer und Prophet. Was wäre menschlich gesprochen aus diesem Volk geworden, wenn Gott es nicht Mose anvertraut hätte? Sowohl beim Verlassen Ägyptens als auch beim Zug durch die Wüste bedeutete er alles für dieses Volk.

Wir wollen nun jedoch nur auf einige Schriftstellen hinweisen, in denen wir ihn als jemand finden, der Fürbitte für sein Volk tut. Dass Mose eine sehr schwierige Aufgabe auf sich genommen hatte, wurde schon sofort deutlich, als das Volk vor dem Schilfmeer stand (2Mo 14,10-18). Dort traten auch unmittelbar die zwei Aspekte des Dienstes Moses ans Licht: Voll Glaubensvertrauen spricht er dem Volk ermutigend zu, und gleichzeitig ruft er in Fürbitte laut zu seinem Gott. Diese Art Situation hat sich häufig wiederholt.

Am klarsten kommt seine Bedeutung als fürbittender Beter während der Gesetzgebung in der Geschichte von dem Goldenen Kalb ans Licht. Moses vernahm von Gott selbst, auf welch schreckliche Weise das Volk gesündigt hatte. Er schlug ihm sogar vor, das ganze Volk zu vernichten und ihn zu einem großen Volk zu machen. Für Mose selbst hätte das eine große Erleichterung seiner Aufgabe bedeutet und es wäre eine große Ehre gewesen. Aber eigene Ehre zählte für ihn nichts. Es ging ihm nur um die Ehre Gottes. Dies brachte ihn zu der Fürbitte, so wie wir die hier lesen. „Warum, HERR, sollte dein Zorn entbrennen gegen dein Volk, das du aus dem Land Ägypten herausgeführt hast mit großer Kraft und mit starker Hand? Warum sollten die Ägypter so sprechen: Zum Unglück hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge zu töten und sie von der Fläche des Erdbodens zu vernichten? Kehre um von der Glut deines Zorns und lass dich des Übels gegen dein Volk gereuen“ (2Mo 32,11.12).

Welch ein liebevolles und selbstloses Flehen für andere treffen wir hier an! Und wie steht bei dieser Fürbitte die Suche der Ehre Gottes im Zentrum! Danach stieg Mose hinab und nahm mit eigenen Augen das Böse zur Kenntnis. Dann stieg er wieder zum Herrn hinauf, nachdem er einige Maßnahmen getroffen und zum Volk gesagt hatte: „Vielleicht kann ich Sühnung für eure Sünde tun“ (2Mo 32,30). Erneut flehte er in höchst selbstloser Manier für das Volk, das er trotz allem liebte. Diese Fürbitte hatte zur Folge, dass das Volk Vergebung empfing und nicht vernichtet wurde, wiewohl sie die Folgen ihrer Taten spüren mussten. Der Psalmdichter sagte hierüber später treffend: „HERR, unser Gott, du hast ihnen geantwortet! Ein vergebender Gott warst du ihnen und ein Rächer ihrer Taten“ (Ps 99,6). Und ein anderer zeugte: „Sie vergaßen Gott, ihren Retter, der Großes getan hatte in Ägypten, Wundertaten im Land Hams, Furchtbares am Schilfmeer. Da sprach er, dass er sie vertilgen wollte, wenn nicht Mose, sein Auserwählter, vor ihm in den Riss getreten wäre, um seinen Grimm vom Verderben abzuwenden“ (Ps 106,21-23).

Es ist einfach nicht zu ermessen, wie viel das jüdische Volk der Fürbitte dieses Mannes zu verdanken hatte. Als Gott später feststellen musste, dass das Volk sich wieder in allerlei Hinsicht versündigte und jedem Recht Gewalt antat, suchte Er unter ihnen einen, der für sie in den Riss treten könnte, damit Er das Land nicht verwüstete; aber es wurde keiner gefunden (Hes 20,30).

Wie schlimm ist es, wenn Gott in seinem Volk vergeblich nach Leuten sucht, die Fürbitte tun! Bußprediger und Ermahner gab es damals und gibt es heute. Das ist gut, denn sie sind nötig, um den Verfall aufzuzeigen und zur Umkehr aufzurufen. Aber findet Gott auch Leute, die Fürbitte tun? Wir leben in ernsten Zeiten von zunehmendem Verfall. Wir haben unsere prophetischen Aufgaben, um gegen die Ursachen dieses Verfalls zu warnen. Könnte die Tatsache, dass diese Aussagen oft so eine geringe Auswirkung haben, auch dadurch verursacht sein, dass der Dienst der Fürbitte durch uns vernachlässigt wird? Es ist ein unbemerkter Dienst und findet hauptsächlich hinter verschlossenen Türen statt, wird aber durch Gott wahrgenommen und wertgeschätzt. Jedoch wird 1. Timotheus 2,1 doch sicher auch auf unsere Gebetstunden zutreffen? Die Tatsache, dass so viele Geschwister die Gewohnheit haben, im Besuch der Zusammenkünfte nachzulassen, heißt unser Herr sicherlich nicht gut.

Die Heilige Schrift teilt uns noch einen anderen Aspekt des vermittelnden Auftretens Moses mit. In den Amalekitern hatte das Volk einen bitteren Feind, der es auf ihren Untergang abgesehen hatte. Josua und seine Streitmacht waren ihm nicht gewachsen (2Mo 17,8-16). Dass das Volk dennoch siegte, war Mose zu verdanken, der mit erhobenen Händen seinen Platz auf der Bergspitze eingenommen hatte.

Mose ist ein Bild von dem Herrn Jesus, sowohl als Führer als auch als Prophet, jedoch auch als jemand, der Fürbitte tat, und als Mittler. Christus selbst ist der, der Fürbitte für die Seinen tut. Von ihm singen wir: „Nie wird Er des Betens müde.“ Auch darin ist Er uns ein vollkommenes Vorbild.

Auch in unserer Zeit sind viele in schwerem Kampf für den Glauben verwickelt. Manche sogar bis zum Tod. Darin liegt für uns auch eine Aufgabe, in der Fürbitte mit ihnen mitzukämpfen.

Nächster Teil


Übersetzt aus Bode des Heils, Jg. 116, 1973

Übersetzung: Stephan Winterhoff


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