Der Herr Jesus und fruchtloser Dienst
Jesaja 49,1-6; 50,2-3.7-9

Philipp-Richard Schulz

© SoundWords, Online începând de la: 04.02.2025, Actualizat: 14.04.2025

Leitverse: Jesaja 49,1-6; 50,2-3.7-9

Berufung und Eignung als Gottesknecht

Jes 49,1-3.5: Hört auf mich, ihr Inseln, und hört zu, ihr Völkerschaften in der Ferne! Der HERR hat mich berufen von Mutterleib an, hat von meiner Mutter Schoß an meinen Namen erwähnt. Und er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert, hat mich versteckt im Schatten seiner Hand; und er machte mich zu einem geglätteten Pfeil, hat mich verborgen in seinem Köcher. Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich mich verherrlichen werde. … Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht gebildet hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen …

Der Mensch, der hier spricht, ist sich seiner Berufung durch Jahwe völlig bewusst. Er weiß um den speziellen Auftrag und seine besondere Eignung dafür. Jahwe hatte ihn „von Mutterleib an“ dazu berufen und gab ihm besondere Autorität und Kraft in seinen Worten („mein Mund wie ein scharfes Schwert“). Darüber hinaus war er von Jahwe als besonders zielsicheres und genaues Werkzeug („geglätteter Pfeil“) vorbereitet worden und er lebte in enger Vertrautheit mit dem, der ihn gebrauchen wollte („verborgen in seinem Köcher“). Gott hatte seinem Knecht außerdem noch offiziell die Autorität übertragen und ihn in den Dienst gestellt – das Ziel dabei: Die Herrlichkeit Jahwes sollte überall gesehen werden (Jes 49,3) und Gottes zerstreutes und ungehorsames Volk sollte gesammelt und zurückgebracht werden (Jes 49,5a).

So ist auch die Aufforderung aus Vers 1 („Hört auf mich, … hört zu“) völlig berechtigt und in keiner Weise anmaßend. Angesichts der von Gott verliehenen Autorität und der außergewöhnlichen Eignung des Knechtes für Gottes „Spezialauftrag“ können wir zu Recht erwarten, dass die gesteckten Ziele auch erreicht werden und der Dienst des Knechtes von Erfolg gekrönt sein wird.

Es bedarf wohl keiner umfangreichen Ausführung, um in diesen Versen unseren Herrn Jesus als den außergewöhnlichen und über die Maßen geeigneten Knecht Gottes zu erkennen.[1]

Das ernüchternde Fazit

Umso erstaunlicher ist es dann, wenn der Knecht Gottes weiterspricht:

Jes 49,4-5: Ich aber sprach: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt … Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht gebildet hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen – und Israel ist nicht gesammelt worden

Wie kann das sein? Gottes auserwähltes Werkzeug, besonders bereitet und ausgerüstet, steht am Ende seines Dienstes und sagt gleichsam: „Ich habe mich völlig investiert, ich habe alles getan – sozusagen bis zur Erschöpfung („meine Kraft verzehrt“) – und es hat nichts, überhaupt nichts gebracht. Mein Dienst, mein Einsatz war umsonst, nichtig, ergebnislos oder, wie die Anmerkung in der CSV-Elberfelder sagt, ‚für eine Öde‘ – so, als hätte ich mich bemüht, aus einer Wüste einen Ziergarten zu machen. Eine Wüste, die jede Fürsorge, jedes Wasser schluckt, ohne dass sich irgendetwas verändert.“

Auch in Vers 5 noch einmal: Israel sollte gesammelt, zu Jahwe zurückgebracht werden; das war der Auftrag des Knechtes Gottes – ABER keine Spur davon: „Israel ist nicht gesammelt worden.“

Wie ernüchternd und wie ehrlich ist diese Bilanz, wie zutiefst deprimierend, am Ende eines lebenslangen und hingebungsvollen Dienstes vor dem Nichts zu stehen.

Wir finden einen sehr ähnlichen Gedanken noch in Jesaja 50:

Jes 50,2-3: Warum bin ich gekommen, und kein Mensch war da, habe gerufen, und niemand antwortete? Ist meine Hand etwa zu kurz zur Erlösung? Oder ist in mir keine Kraft, um zu erretten? Siehe, durch mein Schelten trockne ich das Meer aus, mache Ströme zu einer Wüste. Ihre Fische stinken, weil kein Wasser da ist, und sie sterben vor Durst. Ich kleide die Himmel in Schwarz und mache Sacktuch zu ihrer Decke.

Hier ist aus dem Zusammenhang zu erkennen, dass es sogar Jahwe selbst ist, der spricht (vgl. die Eröffnung von Jes 50,1), Jahwe, der in der Person seines Sohnes auf diese Erde kam, um zu wirken. Seine Empfindungen dabei legt Er hier in so drastischen Worten offen, dass ich mich von mir aus wohl nicht gewagt hätte, es so zu formulieren.

Der Knecht Gottes, ja Gott selbst, macht sich auf den Weg („kommt“) und ruft Menschen zu sich. Was für ein erstaunliches Wunder der Gnade zuerst einmal. Und die schockierende Reaktion: „Niemand antwortete.“

Wir lesen nun zwei Fragen, die in gewisser Weise rhetorischer Natur sind und gleichzeitig doch auch, so möchte ich es vorsichtig formulieren, die Verwunderung des Knechtes Gottes deutlich machen, dass sein Dienst kaum Ergebnisse hervorbrachte. Etwas freier wiedergegeben könnte man es vielleicht so formulieren: „Was stimmt denn hier nicht? Liegt das Problem etwa auf meiner Seite? Fehlt mir etwa die Kraft, um das Werk der Menschenrettung, das ich mir vorgenommen habe, auszuführen? Ich bin es doch, der durch meine Worte die gesamte Schöpfung kontrolliert und lenkt; alles folgt ehrfürchtig meinen Befehlen. Warum gibt es dann unter den Menschen keine Reaktion?“

Mich machen diese Worte Gottes zutiefst nachdenklich und demütig – zugleich lassen sie mich staunen und dankbar werden.

Wie viel Ignoranz und Blindheit sind bei uns Menschen. Wie taub und stumpf sind unsere Herzen durch die Sünde gegenüber unserem Gott und Schöpfer. ER selbst kommt in seinem Sohn, sendet seinen besonders geeigneten Knecht und wir Menschen (im Allgemeinen) halten es nicht einmal für nötig, zu antworten, geschweige denn, dem Wort Gottes gehorsam zu sein.

Andererseits, welche Liebe, welches Erbarmen, welche Ausdauer, dass sowohl der Vater als auch der Sohn sich durch diese Ignoranz und die drückende Ergebnislosigkeit ihres Suchens, Werbens und Dienens nicht von ihrem Vorsatz der Rettung abbringen lassen. Der Knecht Gottes geht entgegen den Umständen und der Ablehnung sogar noch viel weiter (Jes 50,4-7; 53).

Mich hat es sehr berührt, dass am Ende des Dienstes des vollkommenen Gottesknechtes ein solches Fazit steht: Es war umsonst; es gab keine Reaktion; das Ziel ist nicht erreicht.

Wer diente denn jemals mit mehr Hingabe? Wer handelte jemals aus größerer Nähe zu Gott? Wer lebte seine Abhängigkeit von Gott jemals intensiver aus? Wen stattete Gott jemals mit mehr Autorität und Macht aus? Wo wurde jemals ein Dienst in größerer Liebe, Einfühlsamkeit und Klarheit getan? Niemand war jemals in sich selbst und in seinem Dienst so unfassbar heilig und vollkommen wie Jesus Christus – und doch ein so ernüchterndes Ergebnis.

Es liegt darin auch eine erstaunliche Ermutigung für dich und mich. Manchmal stehen auch wir vor (scheinbarer) Ergebnislosigkeit am Ende unseres Dienstes. Die Bilanz ernüchternd. Die entstandenen Früchte? Kaum zu sehen. Vorzeigbare Resultate? Fehlanzeige. Wie schön, wenn wir dann wissen dürfen, dass unser Herr und Vorbild diese Situation und die damit verbundenen Gefühle kennt. Wie schön zu sehen, dass diese Ergebnislosigkeit nicht zwingend eine Folge unserer Unvollkommenheit oder unseres Versagens ist (auch wenn das bei uns – im Gegensatz zu unserem Herrn – sicher auch oft einen gewissen Anteil haben mag). Lass dich also ermutigen: Du bist auch in diesen Empfindungen in den Fußspuren deines Meisters unterwegs. Es gehört zu unserem Weg zur Christusähnlichkeit, auch solche Enttäuschungen zu erleben.

Mit der Enttäuschung umgehen – Gottes Trost und Anerkennung

Schön, dass die vorgebrachten Klagen nicht das sind, was für immer im Raum nachhallt und unkommentiert, unkompensiert und ungetröstet stehenbleibt. Nach jeder Klage beschreibt der Herr unverzüglich das, was Ihn tröstet:

Jes 49,4-6: Ich aber sprach: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verzehrt; doch mein Recht ist bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott. Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht gebildet hat, um Jakob zu ihm zurückzubringen – und Israel ist nicht gesammelt worden; aber ich bin geehrt in den Augen des HERRN, und mein Gott ist meine Stärke geworden –, ja, er spricht: Es ist zu gering, dass du mein Knecht seist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten von Israel zurückzubringen. Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um meine Rettung zu sein bis an das Ende der Erde.

Jes 50,7-9: Aber der Herr, HERR, hilft mir; darum bin ich nicht zuschanden geworden, darum machte ich mein Angesicht wie einen Kieselstein und wusste, dass ich nicht würde beschämt werden. Nahe ist, der mich rechtfertigt: Wer will mit mir rechten? Lasst uns zusammen hintreten! Wer hat eine Rechtssache gegen mich? Er trete her zu mir! Siehe, der Herr, HERR, wird mir helfen: Wer ist es, der mich für schuldig erklären könnte? Siehe, allesamt werden sie zerfallen wie ein Kleid, die Motte wird sie fressen.

Es bedarf nicht vieler Worte: So wenig Frucht unter den Menschen zu sehen war, so sinnlos der Dienst erschien und so wenig Anerkennung der Herr vonseiten der Menschen bekam – Er war sich einer Sache immer bewusst: Sein Recht, seine Ehre, seine Anerkennung kommt von seinem Gott! Von Ihm bezog Er seine Kraft, von Ihm kam seine Identität. Nicht, was die Menschen über Ihn dachten, wie sie auf seinen Dienst reagierten oder was sie von Ihm sagten, war entscheidend, sondern das Urteil Gottes und seine Wertschätzung für den hingebungsvollen Diener. Und wie herrlich zu sehen, dass es nicht bei dieser einseitigen Hoffnung durch den Knecht bleibt, sondern dass Jahwe selbst seine Stimme erhebt (Jes 49,6) und den Knecht über die Maßen vor den Augen der ganzen Welt (und nicht „nur“ des Volkes Israel) ehrt, Ihm Verantwortung und Macht weit über den ersten Wirkungskreis hinaus gibt. Gott selbst stellt sich zu seinem verachteten und demütigen Knecht, erhebt Ihn, erkennt Ihn an und rechtfertigt[2] Ihn und wird Ihn eines Tages auch öffentlich vor den Augen der ganzen Welt rechtfertigen.

Das will ich auch gern für mich lernen: mich immer mehr von meinem Gott und Vater, von seiner Bewertung meines Lebens und Wirkens abhängig zu machen, anstatt auf die Anerkennung der Menschen zu hoffen. Wie schön zu sehen, dass unser Gott seine Bewertung nicht an den Ergebnissen, sondern an der persönlichen Hingabe und Weihe des Dieners festmacht. Wie wunderbar, dass Gott auch einmal alle unrechten Bewertungen seitens der Menschen offenbaren und die Menschen für ihre fehlende Reaktion auf sein Reden durch seine Diener zur Verantwortung ziehen wird. Wie schön, dass mein Recht und mein Lohn bei meinem Gott sind. Ich wünsche mir, dass mein Leben so in Abhängigkeit und Gehorsam gelebt ist, dass Gott es ehrend anerkennen kann und dass ich mit meinem Herrn aus ganzem Herzen sagen kann: „Mein Gott ist [inmitten aller Entmutigung] meine Stärke geworden“ (Jes 49,5)!

Und dann stellt sich noch die Frage: Wie reagiere ich denn auf die Worte Gottes, ausgesprochen durch seine anderen Diener? Bin ich wohl unter Umständen Teil der „Nicht-Antwortenden“? Bin ich vielleicht an mancher Stelle eine „Öde“, für die andere Diener des Herrn sich vergeblich abmühen und die sie entmutigen?

Nachwort

Ich bewundere meinen Herrn Jesus ganz neu in seiner Schönheit: so viel Ausdauer, so viel Leidensbereitschaft und Geduld angesichts solcher Entmutigung bei gleichzeitig so viel Macht und von Gott übertragener Autorität. Wie wunderbar, seine gelebte Abhängigkeit von Gott zu sehen. Und welche Freude, einen so vollkommenen Vater zu kennen, der gerecht richtet und hinter die Kulissen sieht.

Anmerkungen

[1] Simeon bezieht sich angesichts seiner Begegnung mit dem Christus wohl unter anderem auf Jesaja 49,6, wenn er sagt: „Meine Augen haben dein Heil gesehen, das du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker: ein Licht zur Offenbarung für die Nationen“ (Lk 2,30-32). (Hervorhebung durch den Autor)

[2] Rechtfertigung in dem Wortsinn, dass Gott den Herrn anerkennt und dadurch jede Infragestellung seiner Legitimation, Heiligkeit und Vollkommenheit zunichtemacht. Sollte je ein Zweifel an der Eignung und Vollkommenheit des Herrn seitens der Menschen bestanden haben oder eine derartige Anschuldigung vorgebracht worden sein, so wird sie durch die Anerkennung Gottes zunichtegemacht – es gibt keinerlei Grundlage mehr für irgendeinen Vorstoß in diese Richtung (vgl. Apg 2,24.32-36; 4,10-12; Phil 2,9-11; Röm 1,3-4; 8,34).

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