Der Töpfer und seine Gefäße
Hiob 10,9; Prediger 12,7; Jesaja 64,7; Jeremia 18,6

George Wallis Glenny

© SoundWords, online seit: 23.04.2006, aktualisiert: 16.02.2023

Leitverse: Hiob 10,9; Prediger 12,7; Jesaja 64,7; Jeremia 18,6

Es gibt in der Heiligen Schrift viele Anspielungen, wo das Tun Gottes mit dem eines Töpfers verglichen und der Mensch als der Ton bezeichnet wird.

Am Anfang bildete Gott den Adam aus dem Staub, den Er zu Ton gemacht hatte (vergleiche 1. Mose 2,7 mit Hiob 10,9). Doch es gab auch eine sittliche Gestaltung durch das Einhauchen des Odems des Leben in seine Nase, wodurch der Mensch einen Geist und eine Seele empfing.

Solange irgendein Mensch auf Erden lebt, sind die drei Teile eng miteinander verbunden, mit dem Tod aber tritt eine Trennung ein. Der Geist und die Seele verlassen den Leib, und dieser kehrt zum Staub zurück.

Die Schriften zeugen von dieser Tatsache durch verschiedene Schreiber zu verschiedenen Zeiten:

Hiob 10,9: Gedenke doch, dass du mich wie Ton gestaltet hast – und zum Staub willst du mich zurückkehren lassen.

Pred 12,7: Der Staub kehrt zur Erde zurück, so wie er gewesen ist, und der Geist kehrt zu Gott zurück, der ihn gegeben hat.

Jes 64,7: Und nun, HERR, du bist unser Vater; wir sind der Ton, und du bist unser Bildner.

Jer 18,6: Vermag ich euch nicht zu tun wie dieser Töpfer?

Diese und andere Stellen der Schrift zeigen, dass Gott mit den Menschen handelt wie der Töpfer mit dem Ton.

Jeremia wurde geheißen, in das Haus eines solchen hinabzugehen, damit Gott ihn dort belehre. Er sah den Töpfer ein Gefäß von Ton bereiten, aber es zerbrach, weil der Ton dem Druck der Finger des Meisters nicht standhalten konnte. Der Töpfer benutzt eine kleine, sich schnell drehende Scheibe, auf die er den feuchten Ton legt. Mit seinen Fingern formt er daraus das Gefäß, das gebraucht wird. Wenn der Ton gut zubereitet ist, wird er dem Druck der Finger standhalten, und die gewünschte Form wird unter seiner Hand entstehen. Als das Gefäß, das Jeremia in dem Haus des Töpfers bereiten sah, missriet, machte der Töpfer aus demselben Ton ein anderes Gefäß, das nicht so viel Druck auszuhalten hatte.

„Und das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: Vermag ich nicht euch zu tun wie dieser Töpfer, Haus Israel?, spricht der HERR. Siehe, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel“ (Jer 18,5.6). Israel war der Ton und das Gesetz Gottes die Finger des Töpfers. Das Gesetz stellte Forderungen an das Volk, die es nicht erfüllen konnte, so dass es wie der Ton unter der Hand des Töpfers zusammenbrach. Gott wusste, was Er tun würde, wenn auf diese Weise ihr Unvermögen ans Licht kam. Ungefähr sechshundert Jahre vor dem Zusammenbruch ließ Er durch denselben Propheten Jeremia verkünden: „Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen werde … Ich werde mein Gesetz in ihr Inneres legen und werde es auf ihr Herz schreiben … Denn ich werde ihre Schuld vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken“ (Jer 31,31-34).

Gefäße zur Ehre

Paulus nimmt in Römer 9,21 den Gedanken des Töpfers auf, der aus demselben Ton zwei Arten Gefäße bereitet: ein Gefäß zur Ehre und ein Gefäß zur Unehre. Das Gefäß zur Ehre waren die Juden, denen als Volk auf dieser Erde viele Dinge von großem Wert anvertraut worden waren:

  • Das Land Gottes. Von ihm wurde gesagt: „Ein Land, auf das der HERR, dein Gott, achthat: beständig sind die Augen des HERRN, deines Gottes, darauf gerichtet, vom Anfang des Jahres bis zum Ende des Jahres“ (5Mo 11,12). Aber das Volk missbrauchte das Land, indem es seine Sabbate nicht einhielt (s. 3Mo 26,34.35.43; 2Chr 36,21).
  • Die Stadt Gottes, Jerusalem, die heilige Stadt (Neh 11,1.2). Aber Jerusalem wurde zur Mörderin der Propheten (s. Lk 13,34).
  • Der Tempel Gottes. Gott gefiel es, sich dort zu offenbaren, und er war ein Bethaus für alle Nationen. Aber der Herr musste von ihm sagen: „Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht“ (Mk 11,17).
  • Die Aussprüche Gottes, die Worte seines Mundes durch seine Propheten. „Aber sie verspotteten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und verhöhnten seine Propheten“ (2Chr 36,16).

Dies alles waren große Ehren, mit denen Gott Israel betraute, aber sie missbrauchten diese in einer Weise, dass von denen, die den Platz von „Gefäßen zur Ehre“ hätten einnehmen sollen, gesagt werden musste: „Der Name Gottes wird euretwegen unter den Nationen gelästert“ (Röm 2,24).

Gefäße zur Unehre

Die übrigen Völker waren Gefäße zur Unehre, denn nachdem sie sich von Gott weggewendet und sich dem Götzendienst ergeben hatten, ließ Gott sie ihre eigenen Wege gehen. Sie hatten das allgemeine Zeugnis der Himmel (Ps 19) und fruchtbare Zeiten (Apg 14,17), doch Gott ehrte sie nicht, indem Er ihnen irgendetwas Besonderes auszuüben auftrug. Da aber Israel, das Gefäß zur Ehre, zusammenbrach und dasselbe, was die anderen Völker waren – ein Gefäß zur Unehre –, wurde, kam ans Licht: „Es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt“ (Röm 3,22). Der alte, am Berg Sinai geschlossene Bund brachte nur zum Vorschein, was der Mensch von Natur ist: unfähig, dem Druck seiner Anforderungen zu entsprechen, während der neue Bund, der durch den Tod Christi zustande kam, zeigt, was Gott für den Menschen tun kann, nachdem er zusammengebrochen ist. Gott hat immer Hilfsquellen in sich selbst, und aus den Gefäßen, die unter dem Gesetz zusammengebrochen waren, konnten Gefäße des Erbarmens gemacht werden. Daher beziehen sich die Gefäße zur Ehre und die Gefäße zur Unehre auf die Juden oder die Nationen, je nach ihrer Stellung, die sie auf dieser Erde einnehmen.

Als Jesus hier auf der Erde war, sagte Er: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt“ (Mt 15,24), aber nachdem Er gestorben und auferstanden war, beauftragte Er die Jünger, das Evangelium der ganzen Schöpfung zu predigen, denn durch seinen Tod sind alle unter die Begnadigung gekommen (Röm 11,30). Die nun das Heil annahmen, sind mit dem Heiligen Geist versiegelt und somit zubereitet, Gefäße zur Ehre zu sein.

Solange die Kirche auf Erden ist, nimmt sie den Platz des Volkes Gottes ein, und ihr sind größere Ehren übertragen als einst Israel. Aber leider hat auch die Kirche versagt, und dem Apostel wurde durch den Geist gezeigt, was nach diesem Abweichen geschehen würde (s. Apg 20,29). Die Heiligen würden zunächst schläfrig werden, das heißt gleichgültig hinsichtlich ihrer Stellung auf Erden (s. Eph 5,4), und dann ungerecht in dem, was ihrer Fürsorge anbefohlen war (s. 2Tim 2,19-22). Wenn dieses Böse erscheint, dann werden die Treuen belehrt, von der Ungerechtigkeit abzustehen, damit sie bleiben, was Gott aus ihnen gemacht hat: Gefäße zur Ehre, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet.

Gott vertraut sein Zeugnis irdenen Gefäßen an, damit klar gesehen werde, dass gute Ergebnisse nicht das Werk des Gefäßes, sondern der Macht Gottes sind, die durch das Gefäß wirksam war (s. 2Kor 4,7). Dies im Gedächtnis zu behalten, ist sehr wichtig, damit wir uns nicht in unseren Einbildungen weise dünken.

Der Gläubige, der schläfrig und ungerecht wurde, ist ein Gefäß zur Unehre und muss von denen gemieden werden, die dem Herrn gefallen möchten. „Böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1Kor 15,33), deshalb ist Trennung von solchen seitens der Gottesfürchtigen eine Notwendigkeit, denn diese haben das Verlangen, sich dem Wort zu unterwerfen. Der Gläubige, der nach Gerechtigkeit, Glaube, Liebe und Frieden trachtet mit denen, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen, ist ein „Gefäß zur Ehre“. Er ist beides: ein Gefäß des Erbarmens, da er Gottes Vergebung empfing, und ein Gefäß zur Ehre, weil er den Heiligen Geist hat und dadurch imstande ist, beständig in dem Licht zu wandeln, das ihm betreffs Führung inmitten des gegenwärtigen verderbten Zustandes der bekennenden Kirche gegeben wird.

Solcherart sind die Interessen Gottes mit den Menschen, denn sein Sohn wurde ein Mensch und ist nun das Muster, das Gott vor sich hat. Der Heilige Geist ist jetzt wirksam, um Gläubige nach dem Muster Christi zu gestalten, denn nichts anderes als dieses kann Gott gefallen.

Seit der Heilige Geist herabkam, ist ein neuer Mensch auf der Erde, und von Gläubigen wird gesagt, dass sie den alten Menschen aus- und den neuen Menschen angezogen haben. Wenn der Herr wiederkommt, werden unsere Leiber, die jetzt von Ton sind, umgestaltet: von dem, was irdisch, in das, was himmlisch ist.

Während wir auf die Erlösung unseres Leibes, seine Umgestaltung, warten, haben wir bereits eine innere Veränderung erlebt, wir sind „heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung“ (Heb 3,1). Möchten wir in dieser Berufung treu sein und so „Gefäße zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet“ (2Tim 2,21).

Gefäße des Zorns sind die Juden, die als Nation sowohl den Sohn töteten (Mt 21,39) als auch das Zeugnis des Heiligen Geistes verwarfen (Apg 7,54-60). Durch die Steinigung des Stephanus brachten sie zum Ausdruck: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche“ (Lk 19,14). Als Folge dieser endgültigen Verwerfung der Langmut Gottes kam sein Zorn über sie (Mt 22,7), und dieser Zorn bleibt auf jedem, der sich nicht dem Sohn unterwirft (Joh 3,36). Wer sich Ihm unterwirft, wird ein Gefäß der Begnadigung.


Originaltitel: „Der Töpfer und seine Gefäße“
aus Der Dienst des Wortes, Jg. 8, 1930, S. 75–80.
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