Vorträge über die Stiftshütte (8)
Der goldene Überzug der Bretter

Samuel Ridout

online seit: 20.06.2023, aktualisiert: 24.03.2024

Wir kommen nun zu dem Gold, das die Bretter völlig bedeckte. Zweifellos enthält es eine göttliche Belehrung für uns. Die Bretter, die Lade und alle Einrichtungsgegenstände in der Stiftshütte waren von außen nicht zu sehen und dementsprechend nur für die Priester und das Auge Gottes sichtbar. Für das Auge des Menschen blieb die göttliche Herrlichkeit unseres Herrn verborgen – nur der Glaube konnte sie unter dem Mantel seiner menschlichen Niedrigkeit wahrnehmen. Bei Gott verhält es sich jedoch genau umgekehrt. Das Akazienholz ist mit Gold überzogen – in den Tiefen seiner Erniedrigung sieht Er seinen Sohn, der Ihm gleichgestellt ist. Selbst am Kreuz ist es sein „Genosse“, der geschlagen wird (Sach 13,7 „Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist!, spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen. Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden.“). Aber betrachten wir die biblische Grundlage für die Annahme, dass Gold vorbildlich für die göttliche Herrlichkeit steht.[1]

Gold – ein Bild der Herrlichkeit Gottes

Gold steht für alles, was für den Menschen wertvoll ist. In dieser Hinsicht stellt es die Schrift in einen Gegensatz zu den kostbaren Dingen Gottes. So sagt der Psalmist in Bezug auf die Rechte Gottes (d.h. seine gerechten Wege und Gebote, wie sie in seinem Gesetz zum Ausdruck kommen): „Sie sind kostbarer als Gold und viel gediegenes Gold“ (Ps 19,11). Sprüche 8,10 „Nehmt meine Unterweisung an und nicht Silber, und Erkenntnis lieber als auserlesenes, feines Gold.“ bestätigt diesen Gedanken mit der Feststellung, dass die Erkenntnis (Gottes) auserlesenem, feinem Gold vorzuziehen ist. Gold ist das, wofür die Menschen arbeiten, für das sie ihre Kraft und Gesundheit einsetzen, die Ruhe und das Glück der Heimat aufgeben und selbst ihr Leben riskieren. Deshalb nennt die Schrift Habsucht (hier die Begierde nach Gold) auch Götzendienst (Kol 3,5 „Tötet nun eure Glieder, die auf der Erde sind: Hurerei, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzendienst ist,“), denn dadurch setzt der Mensch das Objekt seines Verlangens an die Stelle des Schöpfers. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Götzenbilder oft aus Gold gemacht wurden – dem nach menschlicher Einschätzung Wertvollsten überhaupt. Gerade in dem Buch, aus dem wir erfahren, wie Gott das Gold zur Darstellung seiner Herrlichkeit einsetzt, lesen wir auch vom goldenen Kalb, das als Repräsentanz des Herrn hergestellt und angebetet wird, so dass Gottes heiliger Name mit Götzenanbetung verbunden wird. Dabei dient das goldene Kalb den Menschen nicht nur als ein Wahrzeichen der Gottheit, sondern sie beten es sogar tatsächlich als ihren Gott an (2Mo 32,3.4 (3) Und das ganze Volk riss sich die goldenen Ringe ab, die in ihren Ohren waren, und sie brachten sie zu Aaron. (4) Und er nahm es aus ihrer Hand und bildete es mit einem Meißel und machte ein gegossenes Kalb daraus. Und sie sprachen: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben.“).

Derselbe Götzendienst wiederholt sich bei Gideon, einem der Befreier Israels. Aus den goldenen Ohrringen der besiegten Midianiter fertigt er ein Ephod an, das zum Mittelpunkt der Götzenanbetung und dabei öffentlich mit dem heiligen Namen Gottes verbunden wird (Ri 8,24-27 (24) Und Gideon sprach zu ihnen: Eine Bitte will ich von euch erbitten: Gebt mir jeder die Ohrringe seiner Beute! (Denn sie hatten goldene Ohrringe, weil sie Ismaeliter waren.) (25) Und sie sprachen: Gern wollen wir sie geben. Und sie breiteten ein Oberkleid aus und warfen jeder die Ohrringe seiner Beute darauf. (26) Und das Gewicht der goldenen Ohrringe, die er erbeten hatte, war 1.700 Sekel Gold, außer den Halbmonden und den Ohrgehängen und den Purpurkleidern, die die Könige von Midian trugen, und außer den Halsketten, die an den Hälsen ihrer Kamele waren. (27) Und Gideon machte daraus ein Ephod und stellte es in seiner Stadt auf, in Ophra. Und ganz Israel hurte diesem dort nach; und es wurde Gideon und seinem Haus zum Fallstrick.“). Bei der Teilung des Königreiches Israels sieht Jerobeam die Gefahr voraus, dass sein Volk zum Haus Davids zurückkehren könnte, wenn ihm gestattet würde, zur Anbetung nach Jerusalem zu gehen. Daher stellte er goldene Kälber zur Anbetung in Bethel und Dan auf (1Kön 12,26-33). Auch das große Bild, das Nebukadnezar zur Anbetung aufstellen ließ (Dan 3,1 „Der König Nebukadnezar machte ein Bild aus Gold: seine Höhe sechzig Ellen, seine Breite sechs Ellen; er richtete es auf in der Ebene Dura, in der Landschaft Babel.“), war aus Gold. Es ist zweifellos ein Vorausbild auf den endgültigen Abfall, wenn das „Bild des Tieres“ angebetet wird und Gott in seiner Welt offen verleugnet wird.

„Ihre Götzen sind Silber und Gold, ein Werk von Menschenhänden“, sagt der Psalmist (Ps 115,4 „Ihre Götzen sind Silber und Gold, ein Werk von Menschenhänden.“), und in Jesaja 2,7.8 (7) Und sein Land ist voller Silber und Gold, und seiner Schätze ist kein Ende; und sein Land ist voller Pferde, und seiner Wagen ist kein Ende. (8) Und sein Land ist voller Götzen; sie werfen sich nieder vor dem Werk ihrer Hände, vor dem, was ihre Finger gemacht haben.“ spricht der Prophet die Worte: „Sein Land ist voller Silber und Gold … Und sein Land ist voller Götzen.“ Die Wurzel des Götzendienstes ist, dass der Mensch das vergöttert, was er für das Kostbarste hält, wonach sich sein Herz ausstreckt und was seiner Ehre dient. Gott wird verdrängt, und indem der Mensch das Götzenbild erhöht, erhöht er sich letztlich selbst. Eine schreckliche Erniedrigung ist die Folge, wie uns im ersten Kapitel des Römerbriefes vorgestellt wird (Röm 1,25 „die die Wahrheit Gottes mit der Lüge vertauscht und dem Geschöpf Verehrung und Dienst dargebracht haben anstatt dem Schöpfer, der gepriesen ist in Ewigkeit. Amen.“).

Dennoch heißt es in 1. Mose 2,12: „Das Gold dieses Landes ist gut.“ Nur dann, wenn es zum Bösen missbraucht wird, entwickelt sich jegliches von Gott Geschaffene wiederum zu einer Quelle des Bösen. Da Gold das Kostbarste ist, das der Mensch besitzt, ist es zu Recht ein Symbol der göttlichen Vorrechte, die er fälschlicherweise einem Götzen gibt. Gold ist also ein Bild der Herrlichkeit Gottes, seiner Eigenschaften wie Gerechtigkeit, Heiligkeit, Weisheit, Macht, Güte und Wahrheit – alles Eigenschaften, die die Reinheit, der Glanz und die Wertigkeit des Metalls nahelegen. Dass dies keine bloße Vermutung ist, wird in negativer Art und Weise deutlich, wie wir es eben vor uns hatten. Unter Gottes Leitung wurde Gold nämlich auch dort verwendet, wo diese großartigen Tatsachen zum Vorschein kommen sollten. So war der Tempel Salomos als Gottes irdische Wohnstätte bis hin zum Fußboden mit Gold überzogen (1Kön 6,21.22.30 (21) Und Salomo überzog das Haus innen mit geläutertem Gold; und er zog goldene Ketten vor dem Sprachort her und überzog ihn mit Gold. (22) Und das ganze Haus überzog er mit Gold, das ganze Haus vollständig; auch den ganzen Altar, der zum Sprachort gehörte, überzog er mit Gold.“ „Und den Fußboden des Hauses überzog er mit Gold, innen und außen.“). Und in der Beschreibung der himmlischen Stadt im Buch der Offenbarung wird gesagt, dass sie die Herrlichkeit Gottes hatte und dass sie „reines Gold, gleich reinem Glas“ war sowie ihre Straße „reines Gold, wie durchsichtiges Glas“ (Off 21,11.18.21). Geht es darum, die Erhabenheit Gottes dort zum Ausdruck zu bringen, wo Er sich in seiner ganzen Herrlichkeit offenbart, einer Herrlichkeit, die niemand vollständig erfassen kann, wird Gold als Bild verwendet. Wir sind also zu der Ansicht berechtigt, dass Gold ein Bild der göttlichen Herrlichkeit des Sohnes Gottes ist, so wie Akazienholz von seiner vollkommenen Menschheit spricht.

Die Gottheit des Herrn

Beschäftigen wir uns jetzt ein wenig mit seiner Gottheit. Dazu wenden wir uns dem zu, was das Wort Gottes selbst so deutlich darüber aussagt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eins, das geworden ist“ (Joh 1,1-3). Hier leuchtet das Gold hervor. Es ist der Schöpfer, denn „alles wurde durch dasselbe“. Es ist Gottheit, denn „das Wort war Gott“. Diesen Tatsachen können wir nicht entkommen, und wir brauchen uns auch nicht zu fürchten, von diesen Dingen vollumfänglich Gebrauch zu machen. Mehr noch: „Das Wort war bei Gott.“ Der Sohn wird als vom Vater unterschieden, aber in gesegneter Verbindung mit Ihm gesehen: „Ich war Werkmeister bei ihm und Tag für Tag seine Wonne, vor ihm mich ergötzend allezeit“ (Spr 8,22-31). „Ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, dass er, da er reich {an göttlicher Herrlichkeit} war, um euretwillen arm wurde“ (2Kor 8,9). „Da er in Gestalt Gottes war, achtete er es nicht für einen Raub {d.h. etwas Begehrenswertes}, Gott gleich zu sein“, das heißt in der äußeren Herrlichkeit oder Zurschaustellung seiner Gottheit (Phil 2,6 „der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein,“). Alle, die Gott angehören, geben Ihm göttliche Ehre. In gleicher Weise soll sie jedoch auch seinem Sohn erwiesen werden: „Damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat“ (Joh 5,23). Und im Namen des einstmals gedemütigten Jesus, der jetzt „hoch erhoben“ ist, wird sich einmal jedes Knie (auch das seiner Feinde), beugen (Phil 2,10.11 (10) damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, (11) und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“). Das Gold strahlt hier hell hervor, obwohl es eng mit dem Akazienholz verbunden ist.

Die Gottheit des Herrn im Alten Testament

Bekanntlich ist das im Alten Testament am häufigsten verwendete Wort für „Gott“ ein Plural: Elohim. Anschließend folgt jedoch immer ein Verb in der Einzahl. Es ist einmal als „der Plural der Majestät“ erklärt worden. Aber sehen wir im Licht der zitierten und weiterer (noch folgender) Stellen nicht eine Vorschattung der göttlichen Personen in der Gottheit? In 1. Mose 1,2 „Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“ wird vom Geist Gottes gesagt, dass Er über der Fläche der Wasser schwebt. Aus Johannes 11 und anderen Schriftstellen wissen wir, dass „das Wort“, der eingeborene Sohn, der „Schöpfer aller Dinge“ ist. Wir können die drei göttlichen Personen (des einen Gottes) bereits in Verbindung mit der Schöpfung sehen. In 1. Mose 1,26 „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das sich auf der Erde regt!“ fassen sie gemeinsam den göttlichen Ratschluss: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, nach unserem Gleichnis“ (1Mo 1,26). Mit wem hätte Er sich besser auf Augenhöhe beraten können als mit dem, der – zusammen mit dem ewigen Geist – immer bei Ihm und seine Freude war und der, gelobt sei sein Name, seine Wonne bei den Menschenkindern hatte?

Was die Offenbarung und die Kenntnis über Gott angeht, bildete das Alte Testament die Zeit der Kindheit. Doch jetzt, wo wir das volle Licht der Offenbarung im Neuen Testament besitzen, können wir den goldenen Schimmer des göttlichen Sohnes durchgehend erkennen. Es war Christus selbst, der durch den Geist hinging und vor der Sintflut durch Noah den Menschen predigte, deren Geister jetzt im Gefängnis sitzen (1Pet 3,18.19 (18) Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist, (19) in dem er auch hinging und den Geistern predigte, die im Gefängnis sind,“) – welch ein ernster Gedanke! Wer kann die Andeutung der unendlichen Liebe Gottes in der Gabe seines eingeborenen Sohnes übersehen, wenn Er zu Abraham sagt: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak“ (1Mo 22,2)? Zweifellos war es genau diese Gelegenheit, bei der Abraham den Tag unseres Herrn sah und sich freute. Und als die Juden ihren Unglauben darüber zum Ausdruck bringen, dass dieser Mann Abraham vor ihnen gesehen haben könnte, bezeugt unser Herr seine absolute Gottheit mit den Worten „Ehe Abraham wurde, bin ich“, Er, der Ewige, in sich selbst bestehende HERR (Joh 8,56-58 (56) Abraham, euer Vater, frohlockte, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich. (57) Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen? (58) Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham wurde, bin ich.“).

Es war die Schmach des Christus, die Mose „für größeren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens“ (Heb 11,26). Es war Christus, der sein erlöstes Volk in der Wüste als Fels begleitete und den sie durch ihren Unglauben versuchten (1Kor 10,4.9 „und alle denselben geistlichen Trank tranken; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der sie begleitete. (Der Fels aber war der Christus.)“ „Lasst uns auch den Christus nicht versuchen, wie einige von ihnen ihn versuchten und von den Schlangen umgebracht wurden.“). Es war die heilige Person, die wir als den Christus Gottes kennen, die in Ägypten und während ihres Umherirrens bei ihnen war. Es war Gott, ja Gott der Sohn, der dort bei ihnen war. Das schließt die Gegenwart des Vaters und des Geistes natürlich nicht aus, stellt in diesem Zusammenhang jedoch den ewigen Sohn in den Vordergrund. Und so haben wir in der gesamten alttestamentlichen Geschichte nicht nur Vorausbilder und Prophezeiungen im Hinblick auf den Kommenden, sondern auch Andeutungen auf den Sohn, wenn die göttliche Gegenwart beschrieben wird.

In den Psalmen wird seine Gottheit klar und deutlich gelehrt. Der „König der Herrlichkeit“ wird in Psalm 24,7-10 (7) Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten, damit der König der Herrlichkeit einziehe! (8) Wer ist dieser König der Herrlichkeit? Der HERR, stark und mächtig! Der HERR, mächtig im Kampf! (9) Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, und erhebt euch, ewige Pforten, damit der König der Herrlichkeit einziehe! (10) Wer ist er, dieser König der Herrlichkeit? Der HERR der Heerscharen, er ist der König der Herrlichkeit! – Sela.“ als „HERR der Heerscharen“ verkündet. Aber dieser König der Herrlichkeit ist auch „mächtig im Kampf“ und identisch mit dem Sieger in Psalm 45, der mit seinem um die Hüfte gegürteten Schwert gesehen wird, und dieser wiederum ist niemand anders als „das Wort Gottes“ (Off 19,11-16). In Psalm 45 wird Er als Gott angesprochen: „Dein Thron, o Gott, ist immer und ewig“ (Ps 45,7).

Wir haben also ein direktes Zeugnis der Gottheit des Sohnes. Dabei ist es der Messias, der an dieser Stelle vor uns kommt – sowohl Mensch als auch Gott. Es ist wunderbar, zu sehen, wie das Gold die Form des Akazienholzes annimmt, über dem es liegt. Ja, die „Knechtsgestalt“ verschleierte in den Augen des Vaters nie die göttliche Herrlichkeit. Sie war stets vor Ihm. Vielleicht kommt das in unserem nächsten Zitat anschaulicher vor uns als in so gut wie jedem anderen Teil der Heiligen Schrift: „Er hat meine Kraft gebeugt auf dem Weg, hat verkürzt meine Tage. Ich sprach: Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage!“ (Ps 102,24.25). Es steht außer Frage, auf wen sich diese Worte und auch der gesamte Psalm beziehen. Das Zitat aus Psalm 102 im ersten Kapitel des Hebräerbriefes führt genau die Verse an, die direkt auf die oben zitierten folgen (d.h. Ps 102,26-28 (26) Du hast einst die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. (27) Sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Kleid; wie ein Gewand wirst du sie verwandeln, und sie werden verwandelt werden; (28) du aber bist derselbe, und deine Jahre enden nicht.“). Es ist das „Gebet eines Elenden, wenn er verschmachtet“ – wie in Gethsemane schüttet der Herr seine Seele mit starkem Schreien und Tränen aus. Er ist allein und leidet unter den Vorwürfen seiner Feinde. Vor allen Dingen aber sieht Er den Schrecken des göttlichen Zorns voraus – völlig unverdient für die Sünden anderer. Das Kreuz wirft sozusagen seine Schatten über den einsam Leidenden. Seine Tage sind gezählt, und wie dunkel ist es für Ihn, auf den der Tod keinen Anspruch hatte, mit der Strafe für Sünde verbunden zu werden, die nicht seine eigene ist!

Und war es für Ihn nicht völlig in Ordnung, am Leben festzuhalten? War es nicht ein Zeichen seiner menschlichen Vollkommenheit, dass Er dies tat, wenn Er diese Seite betrachtete? So spricht Er den Ewigen mit den Worten an: „Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage!“ Seine Worte im Matthäusevangelium sind damit in einer Linie, beinhalten aber zweifellos noch mehr, wenn Er sagt: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber“ (Mt 26,39). Er wartet anschließend gewissermaßen auf die Antwort Gottes, die wir dann in den folgenden Versen finden. Welche Antwort kann es auf solch eine Hingabe geben, die angesichts eines derartigen Todes sagen kann: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst“? „Du hast einst die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Kleid; wie ein Gewand wirst du sie verwandeln, und sie werden verwandelt werden; du aber bist derselbe, und deine Jahre enden nicht“ (Ps 102,26-28).

Könnte es eine absolutere Erklärung der Gottheit dieses Heiligen geben? Er ist der Ewige, der Unveränderliche, der Schöpfer aller Dinge, die vergehen werden, während Er bleibt. Dieser Abschnitt zeigt, wie der Geist Gottes von Christus an Stellen spricht, wo wir es kaum vermuten würden. Das Zitat dieses Abschnitts in Hebräer 1 lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass es der Sohn ist, der hier angesprochen wird (Heb 1,10-12 (10) Und: „Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände. (11) Sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Gewand, (12) und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht vergehen.““).

Dieselbe göttliche Wahrheit – die Gottheit in Verbindung mit der Menschheit unseres Herrn – finden wir auch in den Propheten: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären und wird seinen Namen Immanuel nennen“, „was übersetzt ist: Gott mit uns“ (Jes 7,14; Mt 1,23 „„Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Emmanuel nennen“, was übersetzt ist: Gott mit uns.“). Auch hier ist es Jesus – das Akazienholz –, mit dem dieser göttliche Titel verbunden wird.

„Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und man nennt seinen Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst“ (Jes 9,5). „Ich kleide die Himmel in Schwarz und mache Sacktuch zu ihrer Decke. … Der Herr, HERR, hat mir das Ohr geöffnet, und ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen“ (Jes 50,3.5). Das ganze Kapitel ist eine wunderbare Darstellung dessen, der Gott ist, der sozusagen seine Hände an den Himmel legen konnte und sich doch als gehorsamer Mensch Gott übergab und Schmach, Speichel und Tod erlitt.

„Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da ich David einen gerechten Spross erwecken werde …; und dies wird sein Name sein, womit man ihn nennen wird: ,Der HERR, unsere Gerechtigkeit‘“ (Jer 23,5.6). „Und oberhalb der Ausdehnung, die über ihren Häuptern war, war die Gestalt eines Thrones wie das Aussehen eines Saphirsteins; und auf der Gestalt des Thrones eine Gestalt wie das Aussehen eines Menschen oben darauf“ (Hes 1,26). Nur Gott allein kann auf dem Thron Gottes sitzen, weshalb Er (d.h. Christus) in Daniel 7,9 „Ich schaute, bis Throne aufgestellt wurden und ein Alter an Tagen sich setzte: Sein Gewand war weiß wie Schnee und das Haar seines Hauptes wie reine Wolle, sein Thron Feuerflammen, dessen Räder ein loderndes Feuer.“ „ein Alter an Tagen“ genannt wird.

„Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ursprünge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her“ (Mich 5,1). Und in Sacharja 13,7 „Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist!, spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen. Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden.“ wird Er, wie wir bereits gesehen haben, der Genosse des HERRN genannt.

Was das Alte Testament angeht, kann es also keine Frage geben, ob der Messias, der Herr Jesus, im vollsten Sinn des Wortes göttlich – das heißt Gott – ist. Wie töricht ist deshalb der Versuch, die göttliche und menschliche Natur in der einen heiligen Person zu trennen! Er ist Mensch, ebenso wie Er vollkommen und stets Gott ist. Dieses Geheimnis besteht. Doch der Glaube beugt sich davor, indem er anerkennt, dass es Tiefen des Lichts gibt, die der Verstand eines Geschöpfes nicht ergründen kann. Stattdessen ruht es in seiner Abhängigkeit von einer Liebe, Weisheit, Macht und Barmherzigkeit, die die Erkenntnis übersteigt.

Die Gottheit des Herrn im Neuen Testament

Wenden wir uns damit dem Neuen Testament zu, um weitere Stellen zu zitieren, die die Gottheit unseres Herrn betreffen, „der das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung. Denn durch ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen. Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch ihn“ (Kol 1,15-17). Welch ein wunderschöner Abschnitt, in dem uns der Herr als Mensch, als Bild des unsichtbaren Gottes, vorgestellt wird. Christus war das Abbild der moralischen Wesenszüge Gottes in einer Weise, wie sie der erste Mensch nicht einmal zur Zeit seiner Unschuld widerspiegelte. Er ist auch das Haupt der ganzen Schöpfung, der Erstgeborene – nicht der Zeit, sondern der Stellung nach und von Rechts wegen. Und anschließend erfahren wir den Grund dafür: Er ist der Schöpfer aller Dinge. Wenn der Schöpfer in unendlicher Gnade seinen Platz als Mensch in seiner eigenen Schöpfung einnimmt, muss Er schon allein aus dem Grund das Haupt sein, weil Er ihr Schöpfer ist. Es mag seine volle göttliche Herrlichkeit nicht zur Schau stellen, dennoch kann Er sich nicht selbst verleugnen (2Tim 2,13 „wenn wir untreu sind – er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“), kann nicht aufhören, Gott zu sein. Hier wird die Blasphemie der „Kenosis“ deutlich – der Lehre, die besagt, dass unser Herr seine Gottheit abgelegt habe bzw. dass sie bei seiner Geburt praktisch auf nichts reduziert worden sei. Wie böse ist doch der Verstand des Menschen, wenn er Gott nicht unterworfen ist und von Satan angeleitet wird. Was für eine schreckliche Lüge ist es doch, dass die „Erkenntnis von Gut und Böse“ den Menschen zu Gott machen könnte! Ungehorsam wird zur Gotteslästerung, wenn der Mensch an die Stelle Gottes gesetzt wird! Die unendliche Gnade Gottes gegenüber verdorbenen und widerspenstigen Sündern liegt jedoch darin, dass Er, Gott der Sohn, als wahrer Mensch auf den Schauplatz des Menschen herabstieg, um die Sünde zu beseitigen, indem Er sich selbst opferte.

Aber zurück zum Thema. Diese starke Kundgebung seiner Gottheit steht in Verbindung mit seiner Menschwerdung. Nicht nur das materielle Universum ist seine Schöpfung, sondern auch alle geistigen Wesen bis hin zu den höchsten Fürstentümern sind Ihm durch die unermessliche Entfernung der Unendlichkeit unterlegen. „Alle Dinge sind durch ihn geschaffen“ (Kol 1,16), das heißt, Er ist der Urheber ihres Seins, „und für ihn“, das heißt, sie bestehen zu seiner Ehre. Das Geschöpf kann niemals für sich selbst sein, ohne völlig zugrunde zu gehen. Gott allein ist vollkommene Liebe und der Sohn ist der Mittelpunkt und das Ziel aller Dinge. Nur so kann die Schöpfung zu wahrem Segen gebracht werden. Hierin liegt nun das erstaunliche Werk der Erlösung. Müssen wir uns also wundern, dass Gott die Gottheit und die Menschheit des überaus Herrlichen, der gekommen ist, um dieses gewaltige Werk zu vollbringen, in seinem göttlichen Leben und der Einheit seiner Person miteinander verwoben hat? Wir haben die Erlösung in Ihm, der Gott und Mensch ist, durch das Blut dessen, der Gott und Mensch ist. Er hat alle Dinge mit sich versöhnt (Kol 1,20 „und durch ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes –, durch ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.“), denn Er ist Gott und Mensch, durch den Tod dessen, der Gott und Mensch ist. Und ihr, die ihr einst Feinde wart, hat Er, der Gott und Mensch ist, in dem Leib seines Fleisches versöhnt (Kol 1,21.22 (21) Und euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, (22) hat er aber nun versöhnt in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und untadelig und unsträflich vor sich hinzustellen,“). Er, der das Haupt seiner Versammlung ist, ist Gott und Mensch. Die Verbindung mit seiner Schöpfung ist seine Menschheit, seine Menschwerdung. Die Verbindung mit dem sündigen Menschen geschah in seinem Tod. Alles erhält seinen Wert durch seine Gottheit, ohne die, das dürfen wir in aller Ehrfurcht sagen, keine Erlösung hätte bewirkt werden können.

Wenden wir uns erneut Hebräer 1 zu: „Welcher, die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit {das ist das Gold} und der Abdruck seines Wesens seiend {das ist der Stempel, der die Münze prägt} und alle Dinge durch das Wort seiner Macht tragend“ – Er ist der Gott der Vorsehung: „Alle Dinge bestehen durch ihn“ (wie in Kolosser 1). Das sind alles göttliche Attribute. Sie könnten keinem anderen als Gott zugeschrieben werden. Stellen wir uns einen absolut vollkommenen Menschen vor: Keine dieser Eigenschaften könnten ihm zugeschrieben werden. Es wäre Gotteslästerung, von einem solchen als „der Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und dem Abdruck seines Wesens“ zu sprechen und als von einem, „der alle Dinge durch das Wort seiner Macht trägt“.

Der nächste Teilsatz stellt uns das Geheimnis seines Todes unmittelbar vor Augen: „nachdem er durch sich selbst die Reinigung von den Sünden bewirkt hat“ (Heb 1,3). Dies geschah, indem sein Blut vergossen wurde. Aber wem gehörte das Blut? Wird an dieser Stelle die Person gewechselt? Wer und was ist dieser, wenn nicht der ewige Sohn Gottes, der Mensch wurde, um die Reinigung der Sünden zu bewirken? Seine Gottheit, die in einer sündlosen und vollkommenen Menschheit erkannt wurde, gab diesem Opfer einen unendlichen Wert. Es geschah durch Ihn selbst. Er, in der ganzen Fülle seiner Gottheit und seiner makellosen Menschheit, war der „Altar, der die Gabe heiligt“ (Mt 23,19). Welchen Wert hätte jedes andere Opfer?

All diese Stellen zeigen, wie diese Wahrheit über das Gold als der Gottheit des Sohnes die ganze Schrift durchzieht. Wir haben nur einige wenige markante Stellen berührt, die von Gott als offenbart im Fleisch (1Tim 3,16 „Und anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Er, der offenbart worden ist im Fleisch, ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“) sprechen. Sogar wenn der Apostel Johannes über den sühnenden Tod des Herrn spricht, sagt er: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ (1Joh 1,7). Dies ist der ewige Sohn Gottes, mit dem unsere Gemeinschaft ist (1Joh 1,2 „(und das Leben ist offenbart worden, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist);“). Und derselbe Apostel schließt seinen ersten Brief später, nachdem er vom gekommenen Sohn Gottes gesprochen hat, damit ab, dass er sagt: „Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5,20).

Es ist also kein Götzendienst, wenn wir Ihn als Gott ansprechen. Im Gegenteil besteht das beste Heilmittel und die effektivste Vorbeugung darin, dass wir unser Herz Ihm auf diese Weise unterwerfen. Es ist der einzige Weg, auf dem „Kinder“ sich vor den Götzen hüten können (1Joh 5,21 „Kinder, hütet euch vor den Götzen!“). Er ist „Gott, gepriesen in Ewigkeit“ (Röm 9,5). Er ist „der Erste und der Letzte, der Lebendige“, der tot war und von Ewigkeit zu Ewigkeit lebendig ist (Off 1,17.18 (17) Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen nieder wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte (18) und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades.“).

Unsere Kenntnis über die Gottheit des Sohnes entnehmen wir jedoch nicht nur „Beweistexten“, wie zahlreich und klar sie auch sein mögen, sondern diese Wahrheit durchzieht die ganze Schrift auf essentielle Art und Weise. Die beiläufigen Hinweise darauf kann man gar nicht zählen. Diese Wahrheit bildet den Grundton aller Harmonien des Wortes. Davon geht alles aus, dorthin kehrt alles zurück und ohne sie könnte es keine göttliche Harmonie geben. Wir können uns eher den Tag ohne die Sonne erklären als das Wort Gottes ohne den göttlichen Sohn.

Der Ort des Goldes – Gottes Herrlichkeit wird im Himmel gesehen

Aber wir müssen das weitere Studium dieses heiligen Themas nun dem demütig gesinnten Gläubigen überlassen, um einen anderen Gedanken aufzugreifen, den das Gold nahelegt. Wir haben gesehen, dass es in der Symbolik des Himmels, in dem Er sich offenbart, eine herausragende Rolle spielt. Außer im Gericht konnte diese Erde, wo die Sünde ist, nicht der Ort für die Entfaltung der göttlichen Herrlichkeit sein. Deshalb verbarg der Sohn Gottes seine Herrlichkeit, als Er kam, um seinen Auftrag der Liebe auszuführen. Nach seiner Auferstehung erschien Er niemand anders als den Seinen. Die Welt wird Ihn bis zu dem Tag nicht mehr sehen, an dem Er in Macht und Herrlichkeit als Richter der Lebenden und Toten erscheint. Dagegen sieht der Glaube Jesus bereits jetzt als mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Heb 2,9 „Wir sehen aber Jesus, der ein wenig unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt – so dass er durch Gottes Gnade für alles den Tod schmeckte.“). Der Ort für die Entfaltung des Goldes ist deshalb in der Herrlichkeit. Entsprechend schmückte es nur das Innere des Heiligtums. Der Glaube tritt jedoch mit Freimütigkeit ein und sieht Ihn auf dem Thron. Und jeder, der aus Gott geboren ist, glaubt, „dass Jesus der Sohn Gottes ist“ (1Joh 5,5). Es sind solche, die die „Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes, Jesus Christus“ (Tit 2,13) lieben. Es kommt die Zeit, in der der Schleier für immer entfernt wird und die Herrlichkeit des Sohnes sowohl im Himmel als auch auf der Erde bis zum Ende ausstrahlen wird: „Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten“ (Off 19,6).

So haben wir versucht, die Bedeutung des Akazienholzes und seines goldenen Überzugs aufzuzeigen – die unverderbliche Menschheit und die absolute Gottheit des Sohnes Gottes. Möge es bereits hier das Thema kostbarer Andachten sein und den Gegenstand unserer Anbetung bilden, wie es einmal in Ewigkeit sein wird, wo die Herrlichkeiten Christi einerseits in allem, was vollkommen menschlich ist, und andererseits in all dem, was absolut göttlich ist, in einer Person geschaut werden. Dort werden wir den Menschen sehen und uns an dem erfreuen, der gelebt, geliebt und gelitten hat und gestorben ist. Oh, welch ein heiliges Geheimnis liegt darin! Wir schauen mit aufgedecktem Angesicht[2] auf Ihn und erkennen Ihn als das Wort an, das Gott ist, Gott war und immer Gott sein wird!

„Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen noch irgendein Gleichnis dessen, was oben im Himmel und was unten auf der Erde und was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott“ (2Mo 20,4.5). Gott wacht eifersüchtig darüber, einem anderen seine Ehre zu geben, aber das unterstreicht nur die Tatsache, dass der Sohn eins mit dem Vater ist. Alle Bilder, die der Mensch machen könnte, können nur zur Eifersucht reizen. Dagegen haben wir im Sohn „das Bild des unsichtbaren Gottes“. Er wacht eifersüchtig über seinem Sohn, „damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“ (Joh 5,23).

Du bist würdig, o Lamm Gottes,
und jedes Knie muss sich vor Dir beugen.
[3]


Originaltitel: „The Gold upon the Wood“
Vortrag 8 aus Lectures on the Tabernacle, 1914

Übersetzung: Stephan Keune

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Anmerkungen

[1] Das Wort, das in Verbindung mit der Stiftshütte für Gold (zahab) verwendet wird, ist das gewöhnliche Wort, das im Alten Testament ca. dreihundertfünfzigmal vorkommt. Man nimmt an, dass die Wurzel dieses Wortes „hell“ bzw. „gelb“ bedeutet, da verwandte Wörter ebenfalls diese Bedeutung haben. Gold wird in der Schrift weniger mit Geld in Verbindung gebracht (was die Archäologie weitestgehend bestätigt) als vielmehr mit Zierelementen und Götzendienst. Stattdessen bildete Silber damals das Zahlungsmittel „gängig beim Kaufmann“ (1Mo 23,16). Zweifellos hortete man Gold auch als Vermögensgegenstand (vgl. Jos 7,21 „Ich sah unter der Beute einen schönen Mantel aus Sinear und 200 Sekel Silber und eine goldene Stange, 50 Sekel ihr Gewicht, und mich gelüstete danach, und ich nahm sie; und siehe, sie sind im Innern meines Zeltes in der Erde vergraben, und das Silber darunter.“). Hauptsächlich wurde es aber wohl dazu verwendet (abgesehen vom allgegenwärtigen Götzendienst, für den es eingesetzt wurde), um Verzierungen herzustellen. Rebekka wurde vom Knecht Abrahams mit Gold geschmückt (1Mo 24,22 „Und es geschah, als die Kamele genug getrunken hatten, da nahm der Mann einen goldenen Ring, ein Beka sein Gewicht, und zwei Spangen für ihre Arme, zehn Sekel Gold ihr Gewicht;“) und Joseph wurde als Zeichen seiner Autorität eine goldene Kette umgelegt (1Mo 41,42 „Und der Pharao nahm seinen Siegelring von seiner Hand und tat ihn an die Hand Josephs, und er kleidete ihn in Kleider aus Byssus und legte die goldene Kette um seinen Hals.“). Von den Ägyptern wurden goldene Geräte gefordert (2Mo 12,35 „Und die Kinder Israel taten nach dem Wort Moses und forderten von den Ägyptern silberne Geräte und goldene Geräte und Kleider.“). Unter den Gegenständen, die Israel von den Midianitern erbeutete, befand sich goldenes Geschmeide: Armspangen und Handspangen, Fingerringe, Ohrringe und Spangen. Die Ismaeliter gaben Gideon auf dessen Bitte hin ihre goldenen Ohrringe (Ri 8,22-26 (22) Und die Männer von Israel sprachen zu Gideon: Herrsche über uns, sowohl du als auch dein Sohn und deines Sohnes Sohn; denn du hast uns aus der Hand Midians gerettet. (23) Und Gideon sprach zu ihnen: Nicht ich will über euch herrschen, und nicht mein Sohn soll über euch herrschen; der HERR soll über euch herrschen. (24) Und Gideon sprach zu ihnen: Eine Bitte will ich von euch erbitten: Gebt mir jeder die Ohrringe seiner Beute! (Denn sie hatten goldene Ohrringe, weil sie Ismaeliter waren.) (25) Und sie sprachen: Gern wollen wir sie geben. Und sie breiteten ein Oberkleid aus und warfen jeder die Ohrringe seiner Beute darauf. (26) Und das Gewicht der goldenen Ohrringe, die er erbeten hatte, war 1.700 Sekel Gold, außer den Halbmonden und den Ohrgehängen und den Purpurkleidern, die die Könige von Midian trugen, und außer den Halsketten, die an den Hälsen ihrer Kamele waren.“). Die Philister fertigten goldene Bilder ihrer Plagen an (1Sam 6,4.8 „Und sie sprachen: Welches ist das Schuldopfer, das wir ihm erstatten sollen? Und sie sprachen: Nach der Zahl der Fürsten der Philister, fünf goldene Beulen und fünf goldene Mäuse; denn eine Plage habt ihr alle und eure Fürsten.“ „Und nehmt die Lade des HERRN und stellt sie auf den Wagen; und die goldenen Geräte, die ihr ihm als Schuldopfer erstattet, legt in ein Kästchen an ihre Seite, und sendet sie hin, dass sie wegziehe.“). Saul zog goldenen Schmuck über die Kleider der Töchter Israels (2Sam 1,24 „Töchter Israels, weint um Saul, der euch kostbar kleidete in Karmesin, der goldenen Schmuck über eure Kleider zog!“). Das Gewand der Tochter des Königs bestand aus Goldwirkerei (Ps 45,14 „Ganz herrlich ist des Königs Tochter drinnen, aus Goldwirkerei ihr Gewand;“) und war vermutlich von gleicher Art wie das Ephod des Hohenpriesters (2Mo 39,2.3 (2) Und man machte das Ephod aus Gold, blauem und rotem Purpur und Karmesin und gezwirntem Byssus. (3) Und sie hämmerten Goldbleche, und man zerschnitt sie zu Fäden, zum Verarbeiten unter den blauen und unter den roten Purpur und unter das Karmesin und unter den Byssus, in Kunstweberarbeit.“). Jeder seiner Freunde brachte Hiob einen goldenen Ring (Hiob 42,11 „Und alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle seine früheren Bekannten kamen zu ihm; und sie aßen mit ihm in seinem Haus, und sie bezeugten ihm ihr Beileid und trösteten ihn wegen all des Unglücks, das der HERR über ihn gebracht hatte; und sie gaben ihm jeder eine Kesita und jeder einen goldenen Ring.“). Trotz seines Schmucks mit goldenem Geschmeide würde das abtrünnige Israel von seinen Liebhabern geschmäht werden (Jer 4,30 „Und du, Verwüstete, was wirst du tun? Wenn du dich auch in Karmesin kleidest, wenn du mit goldenem Geschmeide dich schmückst, wenn du deine Augen mit Schminke aufreißt: Vergeblich machst du dich schön. Die Liebhaber verschmähen dich, sie trachten nach deinem Leben.“), wobei es Gott selbst war, der sie, bildlich gesprochen, damit ausgestattet hatte (Hes 16,13.17 „Und so wurdest du mit Gold und Silber geschmückt, und deine Kleidung war Byssus und Seide und Buntgewirktes; du aßest Feinmehl und Honig und Öl. Und du warst überaus schön und gelangtest zum Königtum.“ „Und du nahmst deine prächtigen Geschmeide von meinem Gold und von meinem Silber, das ich dir gegeben hatte, und machtest dir Mannsbilder und hurtest mit ihnen.“). Sein Glanz und seine Schönheit, seine Rost- und Anlaufbeständigkeit, seine leichte Bearbeitbarkeit und andere Eigenschaften machten es zu einem Synonym für Wertigkeit. Es ist bezeichnend, dass genau diese Eigenschaften ins Gegenteil verkehrt werden, wenn sie mit göttlichen Realitäten verglichen werden. „Euer Gold und Silber ist verrostet“ (Jak 5,3). Silber und Gold sind „vergängliche Dinge“, verglichen mit „dem kostbaren Blut Christi“ (1Pet 1,18.19). In 1. Petrus 1,7 „damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi;“ wird es „Gold, das vergeht“, genannt. So sollte auch der „Schmuck“ der Frauen nicht aus buchstäblichem Gold bestehen, sondern aus dem, was für Gott sehr kostbar ist, dem unvergänglichen Schmuck „des sanften und stillen Geistes“ (1Pet 3,3.4). In seiner vorbildlichen Bedeutung ist es das „im Feuer erprobte Gold“, das der Herr wertschätzt und das nur von Ihm allein erlangt werden kann – von jeglichen Schlacken gereinigt.

[2] Anm. d. Übers.: Im englischen Original steht hier: „with veiled faces“, das heißt mit verhüllten Angesichtern. Wir gehen allerdings davon aus, dass es sich um einen Druckfehler handelt und der Autor den Ausdruck aus 2. Korinther 3,18 „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.“ verwenden wollte.

[3] Anm. d. Red.: Übersetzt aus dem Lied „Thou art the Everlasting Word“ von Josiah Conder (1789–1855): Worthy, O Lamb of God, art Thou | that every knee to Thee should bow.


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