Die Familie Gottes (3)
Himmelsbürger auf der Erde

Henk Pieter Medema

© SoundWords, online: 22.11.2025, updated: 22.11.2025

Was aus der Welt ist, ist nicht aus dem Vater

Wo isst du heute Abend? Wo verbringst du die Stunden danach? Wo schläfst du heute Nacht? Höchstwahrscheinlich zu Hause. Stell dir einmal vor, du hättest das nicht! Leider gibt es Menschen, die keinen eigenen Platz haben, kein Zuhause. Was für ein Segen, ein Zuhause zu haben! „Zu Hause ist es am schönsten“, sagen wir, wenn wir nach einer langen Reise wieder nach Hause kommen.

Kinder empfinden das oft noch viel stärker als Erwachsene. Ihr Zuhause ist ihr eigener geschützter, vertrauter Ort; dort sind Vater und Mutter; dort ist es gut (zumindest im Idealfall!).

Daran müssen wir denken, wenn wir über unsere Stellung als Christen sprechen. Wir sehen, wie Paulus in seinem Brief an die Epheser über dieses Thema spricht: Er sieht uns als Menschen, die im Prinzip in Christus bereits in die himmlischen Örter versetzt sind. Der Apostel Johannes beleuchtet unsere Stellung aus einem etwas anderen Blickwinkel: Er spricht einerseits von der großen Familie der Kinder Gottes – Kinder, die den Vater kennen und die Wärme seiner Liebe und ihrer gegenseitigen Liebe genießen – und andererseits von der Welt, dem bösen System, dessen Oberhaupt Satan ist und in dessen Mitte sich diese Familie Gottes befindet. Mehr als in jedem anderen Buch der Bibel finden wir gerade in den Schriften des Johannes unzählige Male das Wort „Welt“. Es lohnt sich, über dieses Thema näher nachzudenken.

Was Johannes uns zu sagen hat

Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen der Lehre, die Paulus uns im Brief an die Epheser vermittelt, und den Schriften des Johannes.

Bei Paulus liegt der Schwerpunkt auf der Stellung, die wir im Himmel haben:

  • „gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3)
  • „heilig und untadelig vor ihm in Liebe“ (Eph 1,4)
  • vom Vater als Söhne angenommen (Eph 1,5)
  • durch das Blut Christi erlöst und im Besitz der Vergebung der Sünden (Eph 1,7)
  • zu Erben gemacht (Eph 1,11)
  • „in Christus“ (Eph 1,13)
  • „versiegelt mit dem Heiligen Geist“ (Eph 1,13)
  • mitsitzend in den himmlischen Örtern in Christus Jesus (Eph 2,6)

Der Apostel Johannes beschäftigt sich jedoch nicht so sehr damit, welchen Platz Gott uns gegeben hat; er schreibt vielmehr über die Segnungen, die wir an diesem Platz genießen:

  • Gemeinschaft mit dem Vater und mit dem Sohn (1Joh 1,3)
  • Gemeinschaft miteinander (1Joh 1,3.7)
  • die Liebe des Vaters (1Joh 3,1)
  • Liebe untereinander (1Joh 2,7-11

Liebe, Licht, Freude und Leben sind Schlüsselwörter in den Schriften des Johannes.

Ein koreanischer Junge kann als Sohn von einer Familie adoptiert worden sein und hat damit in dieser Familie die Stellung eines Sohnes erhalten. Aber das Kind kann das erst dann voll und ganz genießen, wenn das Flugzeug gelandet ist und es von seinen Adoptiveltern mit nach Hause genommen wird. Das sind zwei verschiedene Dinge: die Stellung (eher das Thema von Paulus) und die Freude an den Segnungen, die mit dieser Stellung verbunden sind (eher das Thema von Johannes).

Abstrakte Schreibweise

Hinzu kommt, dass Johannes eine ganz besondere Art hat, die Dinge darzustellen. Er schreibt sozusagen abstrakt. So wie wir sagen: Kinder lieben ihre Eltern (das ist eine abstrakte Wahrheit, die in ihrer Allgemeinheit richtig ist, auch wenn sie in einigen konkreten Fällen vielleicht nicht zutrifft), so schreibt Johannes zum Beispiel:

  • 1Joh 3,6Jeder, der in ihm bleibt, sündigt nicht.

  • 1Joh 3,9Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde.

  • 1Joh 4,7Jeder, der liebt, ist aus Gott geboren.

Das sind abstrakte Aussagen, genau wie die Aussage auf der Außenseite einer Vim-Dose: „Vim schäumt und kratzt nicht“ – während der Inhalt trockener, keineswegs schäumender Puder ist! Die normale Auswirkung des Lebens Gottes in einem Gläubigen ist jedoch, dass ein solcher Mensch nicht sündigt, dass er seine Brüder liebt usw. Natürlich kann die Wirkung des neuen Lebens in uns behindert werden, aber davon spricht Johannes nicht direkt.

Und genauso spricht Johannes auch über das Verhältnis des Christen zur Welt. Es ist ganz normal, dass es einen absoluten Gegensatz zwischen dem Christen und der Welt gibt. So wie es in einer gesunden Familie nicht vorkommt, dass Kinder die kalten Straßen der Stadt der Wärme des Elternhauses vorziehen, so (so das Argument des Apostels) können die Kinder Gottes sich niemals wirklich in der Welt „zu Hause“ fühlen. Der Vater hat uns eine so große Liebe geschenkt, dass Er uns seine Kinder nennt! Wie wäre es dann möglich, dass wir uns wieder der Welt zuwenden? Die Welt ist fremdes, feindliches Gebiet. Ein Schild mit der Aufschrift „Zutritt verboten“ ist wirklich nicht nötig, denn was sollten wir, die wir die Fülle der Segnungen des Vaterhauses genießen, noch draußen in der Welt, in der Kälte suchen?

Damit wird auch die Grenze zwischen der Welt und dem Christen scharf markiert: „Alles, was in der Welt ist, ist nicht von dem Vater“ (1Joh 2,16). Das reicht aus. Sobald wir wissen, dass etwas nicht vom Vater ist, hat es für uns keinen Wert mehr. Und warum hat es für uns keinen Wert mehr? Weil wir etwas viel Besseres haben. Dieses Bessere wird in 1. Johannes 1,3 in zwei Punkten zusammengefasst: Gemeinschaft mit dem Vater und mit dem Sohn und Gemeinschaft untereinander.

1. Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn

Um wirklich zu begreifen, welch großen Segen wir besitzen, ist es gut, Punkt für Punkt zu untersuchen, was Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn bedeutet. Dabei stehen wir sozusagen am Rande eines unermesslichen Ozeans, denn wer kann schon die Tiefe dieses Ausdrucks ermessen? Aber wir wollen dennoch versuchen, zumindest ein wenig davon zu verstehen:

  1. „Niemand hat Gott jemals gesehen“ (Joh 1,18). Das ist das Allererste, was wir bedenken müssen. Aus uns selbst wissen wir nichts von Gott; wir sind zu hundert Prozent von der göttlichen Offenbarung abhängig.

  2. In der Schöpfung hat Gott „seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit“ offenbart (Röm 1,20). Das ist nicht sein Wesen; in der Schöpfung finden wir kein Zeugnis von der Liebe Gottes und seiner Heiligkeit. Doch wir erkennen darin die Spuren seiner göttlichen Schöpferkraft und Majestät.

  3. Das Wesen Gottes wird erst im Herrn Jesus vollständig offenbart: „Der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18). „Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm“ (Joh 13,31). Alle Wesenszüge Gottes sind vollkommen offenbart, ihre ganze Herrlichkeit ist im Leben und Sterben des Sohnes des Menschen vollkommen offenbar geworden. Alles, was wir über Gott wissen, wissen wir durch den Herrn Jesus. Er ist „das Bild des unsichtbaren Gottes“ (Kol 1,15), „die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Abdruck seines [Gottes] Wesens“ (Heb 1,3), die „Lampe“, die Gottes Herrlichkeit in Ewigkeit leuchten lässt (Off 21,23).

  4. Aber der Herr Jesus hat nicht nur offenbart, wer Gott ist, Er hat vor allem den Vater offenbart. Wer sonst könnte das tun als der Sohn, der im Schoß des Vaters ist? Sowohl sein Reden (Joh 8,38) als auch sein ganzes Wesen (Joh 14,9) waren eine Offenbarung des Vaters. Er ist wirklich „der Sohn des Vaters“ (2Joh 3).

    Wir müssen das klar unterscheiden. In der Christenheit wird der Vater oft gedankenlos gleichgesetzt mit dem dreieinigen Gott: „Schöpfer des Himmels und der Erde“. Aber dass Gott Vater ist, ist etwas viel Höheres. Das führt uns weit über die Schöpfung hinaus hin zum Vaterhaus, wo der Vater und der Sohn von Ewigkeit her zusammen sind in einer Atmosphäre ewiger Liebe (Joh 17,24). Wundersam und dennoch wahr ist, dass wir von Natur aus arme Sünder einen Blick in diese innige Beziehung werfen dürfen. Wir wissen aus uns selbst überhaupt nichts von Gott. In der Schöpfung hören wir Ihn nur leise flüstern – und wer könnte dann „den Donner seiner Macht“ verstehen (Hiob 26,14)? Wenn wir durch den Heiligen Geist erleuchtet sind, können wir im Leben des Herrn Jesus etwas von der Herrlichkeit Gottes erkennen. Aber dann wird uns – und sind wir uns dessen bewusst, was das bedeutet? – der Vater offenbart! „Niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn und wem irgend der Sohn ihn offenbaren will“ (Mt 11,27).

  1. Doch auch das ist noch nicht alles. Denn nicht nur ist uns der Vater offenbart worden, sondern wir dürfen auch Gemeinschaft haben mit dem Vater und dem Sohn. Nicht nur dürfen wir etwas über die Liebe des Vaters zum Sohn wissen, sondern dieselbe Liebe gilt auch uns! „Du hast sie geliebt, wie du mich geliebt hast“, sagt der Herr Jesus in Johannes 17,23. Kannst du dir das vorstellen? Es ist schon ein Wunder, dass Gott uns geliebt hat, „als wir noch Sünder waren“ (Röm 5,8), aber dies geht noch viel weiter: Gott liebt uns, wie Er seinen Sohn liebt; Er lässt uns an seiner Liebe zu seinem Sohn teilhaben. Er hat „uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol 1,13). 

    Und wie liebt der Vater den Sohn? Es ist wahr, Er liebte Ihn, als Er hier auf der Erde einen Weg vollkommenen Gehorsams ging (Mt 3,17), aber hier geht es noch weiter. Denn der Vater hat einen ganz besonderen Grund, den Sohn zu lieben: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme“ (Joh 10,17). 

    Der Vater sah – um es in menschlicher Sprache zu sagen – den Sohn über diese Erde gehen. Er sah, wie der Sohn in völliger Hingabe an Ihn durch die Welt ging und schließlich am Kreuz um jeden Preis, ja um seiner selbst willen, den Vater verherrlichte. Gewiss, der Herr Jesus trug auf Golgatha auch unsere Sünden und Er wurde für uns zur Sünde gemacht (1Pet 2,24; 2Kor 5,21), doch die Verherrlichung des Vaters geht weit darüber hinaus. Kannst du verstehen, dass der Vater Ihn jetzt auf ganz besondere Weise liebt? Und aufgrund dessen konnte der Herr Jesus nun (in Johannes 17) den Vater bitten, ebendie Herrlichkeit zu empfangen, die Er vor der Grundlegung der Welt beim Vater hatte (Joh 17,5). Er wollte sie nun als Mensch empfangen, um im Haus des Vaters die Liebe des Vaters mit uns teilen zu können. 

    Ein wunderbares Vorrecht! Wunderbare Segnungen für kleine Menschen wie uns, dass wir einen Platz in den Privatgemächern des Vaters erhalten! So haben wir Gemeinschaft mit dem Sohn, indem wir die Liebe des Vaters genießen, und gleichzeitig haben wir Gemeinschaft mit dem Vater, indem wir seinen Sohn bewundern. Der Vater liebt den Sohn, aber auch wir haben Ihn liebgewonnen – auch wenn unsere Liebe zu Ihm natürlich immer viel geringer sein wird, aber vom Grundsatz her haben wir darin Gemeinschaft mit dem Vater. Denn das ist Gemeinschaft: wenn zwei Personen etwas haben, woran beide Interesse haben. Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn ist der höchste Segen, den wir empfangen haben aufgrund des Werkes, das der Herr Jesus vollbracht hat. 

2. Gemeinschaft miteinander

Es gibt noch einen zweiten Aspekt: Wir haben nicht nur Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn, sondern auch miteinander (1Joh 1,7). Als Christen wandeln wir gemeinsam im Licht (auch wenn wir leider manchmal dem Licht den Rücken zukehren!). Wir behalten diesen wunderbaren Segen der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn nicht für uns, sondern: „Was wir gesehen und gehört haben“, so schreibt der Apostel, „das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt“ (1Joh 1,3). Als Familie Gottes gehören wir nicht deshalb zusammen, weil wir einander so lieb haben und nett finden, sondern weil wir etwas gemeinsam haben. Und was haben wir gemeinsam? Die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn! Das hält uns zusammen, weil wir uns gemeinsam – und nicht nur für uns selbst – daran erfreuen.

Noch etwas kommt hinzu: Die Gemeinschaft mit dem Vater und mit dem Sohn und die Gemeinschaft miteinander ist nicht etwas, was auf die Zukunft warten muss, wenn wir im Himmel sind. Johannes schreibt darüber auch nicht wie Paulus in dem Sinne, dass wir sie im Prinzip schon jetzt besitzen, dass sie jedoch erst später vollständig unser Anteil wird. Nein, er zeigt, dass wir bereits jetzt voll und ganz daran teilhaben dürfen, weil wir das Leben des Sohnes bereits jetzt in uns haben. Wir leben unter einem offenen Himmel! Es gibt keine Distanz zwischen dem Vater und uns. Obwohl wir leiblich noch auf der Erde sind, dürfen wir all diese wunderbaren Segnungen bereits jetzt in unserem Herzen erfahren.

Angesichts dessen können wir verstehen, dass Johannes, beeindruckt von all diesen großartigen Tatsachen, davon ausgeht, dass wir nichts anderes mehr wollen, als diese Gemeinschaft zu erleben. Was darüber hinausgeht, ist die Welt. Was interessiert uns noch diese Welt? Was aus der Welt ist, ist ja nicht aus dem Vater! Von diesem Gesichtspunkt aus müssen wir uns nun mit dem beschäftigen, was der Apostel Johannes über unser Verhältnis zur Welt zu sagen hat.

Was in der Welt ist

Was ist mit der Welt los, dass Johannes, inspiriert durch Gottes Geist, sie als ein gottesfeindliches, böses System sieht? Wir müssen uns fragen, was in der Welt ist. Das lässt sich ganz kurz sagen! Ein einziger Vers genügt: „Alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt“ (1Joh 2,16).

Wir selbst wären vielleicht nicht so schnell fertig mit der Beschreibung dessen, was in der Welt ist. Aber der Heilige Geist hält dies für völlig ausreichend. In wenigen Worten fasst Er alles zusammen: die Lust des Fleisches, die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens.

1. Die Lust des Fleisches

Das ist der erste Aspekt. Das Wort „Fleisch“ ist hier offensichtlich nicht gleichbedeutend mit dem Begriff „Fleisch“, wie er beispielsweise in Römer 7,18 verwendet wird; dort bezeichnet er allgemein unsere alte, sündige Natur. Denn auch die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens entspringen in diesem Sinne aus der alten Natur. Hier ist offenbar die Begierde nach Befriedigung unserer körperlichen Wünsche gemeint.

Wir müssen nicht lange in der Welt um uns herum suchen, um dieses Phänomen zu erkennen. Die gesamte Konsumgesellschaft, wie wir sie heute kennen, basiert auf „der Lust des Fleisches“. Ich schreibe dies kurz vor Nikolaus – und wenn man nur die unglaublichen Mengen an Schokolade, Süßigkeiten, Gebäck, Getränken und anderen Leckereien betrachtet, die im kommenden Monat wieder über die Ladentheken gehen, dann reicht das aus, um zu verstehen, dass die Menschen in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft nicht mehr essen, um sich zu ernähren, sondern … ja, warum eigentlich? Weil es so gut schmeckt … Und weil zu Weihnachten jeder etwas Besonderes macht. Und weil gestern etwas in der Fernsehwerbung war … Und weil man sich auch mal etwas Besonderes gönnen möchte … Und …

Ist das alles sündig? Nein, an sich keineswegs. „Dass er isst und trinkt und Gutes sieht bei all seiner Mühe, ist für jeden Menschen eine Gabe Gottes“ (Pred 3,13). Was es jedoch sündig macht, ist „die Lust des Fleisches“: Es ist unser rastloses Verlangen, immer mehr, MEHR zu haben. Besteht in diesem Punkt nicht manchmal die Gefahr, dass wir der Welt gleichförmig werden?

Und es ist nicht nur unser Bedürfnis zu essen, das wir missbrauchen. Auch andere leibliche Bedürfnisse (die an sich keineswegs falsch sind) werden in der Welt missbraucht, und wir müssen gut aufpassen, dass wir uns davon nicht mitreißen lassen. Jeder Mensch hat ein Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung – aber muss das wirklich so luxuriös sein, wie es uns die glänzenden, bunten Reiseführer suggerieren wollen? Kann es nicht etwas weniger sein? Oder lassen wir uns das alles von den Werbebotschaften einreden, die über die Massenmedien auf uns einprasseln? Was die sexuellen Bedürfnisse angeht, scheint es in der Welt, in der wir leben, überhaupt keine Hemmungen mehr zu geben. Alles, was man mag, ist erlaubt, in der Ehe, vor der Ehe, außerhalb der Ehe, mit Partnern gleichen oder unterschiedlichen Geschlechts. Such dir was aus – solange du genießen kannst! Und wieder gilt, dass unser sexuelles Verlangen keineswegs sündig ist – aber es wird zur Sünde, wenn wir es für uns selbst nutzen und es außerhalb des Ortes tun, den Gott selbst als geschützten Bereich dafür vorgesehen hat: die Ehe.

2. Die Lust der Augen

Nicht nur leibliche Begierden spielen in der Welt eine Rolle. Es gibt auch andere Begierden, die bei den Menschen in der Welt (und manchmal auch bei Christen!) eine Rolle spielen. Wie eifrig spekuliert Satan, der Fürst dieser Welt, mit der Begierde der Augen! Bunte Werbeprospekte fallen jeden Tag in dicken Stapeln in den Briefkasten. Hell erleuchtete Schaufenster laden zum Kauf ein. Genial konstruierte Werbespots wecken durch das Sehen unsere Bedürfnisse. Alles ist darauf ausgerichtet, unser Auge zu beeindrucken. Warum zieht ein Geschäftsmann einen gut geschnittenen dreiteiligen Markenanzug an, wenn er zur Arbeit geht? Sicherlich, um einen guten Eindruck zu machen! Warum wählt eine Sekretärin ihre Kleidung mit Sorgfalt aus und achtet so sehr auf das richtige Make-up? Die Antwort ist dieselbe. Und so könnte man fortfahren. Wir sind so daran gewöhnt, „auf das Äußere zu sehen“ (1Sam 16,7), dass wir fast nicht mehr anders können. Sind all diese Dinge an sich Sünde? Nein, die meisten nicht – aber wer ein wenig nachdenkt, erkennt, wie raffiniert dieses weltliche System als Falle funktioniert, mit der Satan seine Opfer fangen kann.

3. Der Hochmut des Lebens

Was Gott am meisten verabscheut, ist Hochmut. Hochmut bedeutet, dass der Mensch vergisst, wer er ist: ein kleines, unbedeutendes Staubkorn auf diesem Erdball, völlig abhängig von Gott. „Stolz und Hochmut und den Weg des Bösen und den Mund der Verkehrtheit hasse ich“ (Spr 8,13). Wir wissen das – aber was für eine subtile Gefahr ist Hochmut! Wir können hochmütig sein, ohne auch nur im Entferntesten zu ahnen, dass wir es sind. Vielleicht kennst du die Geschichte von dem Mann, der sagte: „Früher war ich furchtbar eingebildet, aber jetzt bin ich der bescheidenste Mensch in der ganzen Stadt.“ Das ist natürlich nur eine Phantasiegeschichte – aber sie zeigt sehr genau, wie schwer es ist, die Wurzel des Hochmuts aus unserem Herzen zu entfernen. Der brillante Student, der sein Examen mit Auszeichnung besteht; der kluge Techniker, der zu allem einen Rat weiß; der erfolgreiche Geschäftsmann; der smarte Politiker; das Mädchen, das weiß, dass es eine attraktive Figur hat; die fleißige Büroangestellte – kurz gesagt, wir alle leiden unter diesem Phänomen. Die Welt ist voll davon! Und sogar wir als Christen können hochmütig werden über das, was wir für den Herrn getan haben, über unsere Schriftkenntnis, über unsere geistliche Stellung … Das ist dann die vollkommene Gleichförmigkeit mit der Welt! 

Was aus der Welt ist … was aus dem Vater ist

Zwischen der Welt auf der einen Seite und der Familie der Kinder Gottes auf der anderen Seite besteht ein gewaltiger Gegensatz. In der Welt herrscht Hass (Joh 7,7; 15,18-19.24-25; 17,14; Tit 3,3; 1Joh 2,9.11; 3,15; 4,20), bei Gottes Kindern ist Liebe (1Joh 2,10; 3,14). In der Welt herrscht der Tod; bei Gottes Kindern ist das Leben (Joh 5,24; 1Joh 3,14). In der Welt ist alles Finsternis: „Dies aber ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht bloßgestellt werden“ (Joh 3,19-20); Gottes Kinder aber wandeln im Licht: „Wenn wir aber in dem Licht wandeln, wie er in dem Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde“ (1Joh 1,7). Siehe auch Johannes 1,5; 8,12; 12,35.46; 1. Johannes 1,5; 2,9-11. „Die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit“ (1Joh 2,17).

Die Welt überwinden

Der Gegensatz zwischen der Welt und den Christen ist also sehr scharf. „Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen“ (1Joh 5,19). So sieht es grundsätzlich aus. Aber in der Praxis kommt die Verführung der Welt mit aller Kraft auch auf Christen zu, und wenn wir nicht aufpassen, werden wir in den Untergang der Welt mitgerissen. Hat der Apostel Johannes dafür kein Auge? Spricht er nur über die grundsätzliche Seite? Nein, der Apostel ist sich sehr wohl bewusst, dass es Kampf kostet, als Christ in der Welt zu stehen. Aber, so sagt er, es ist ein Kampf, dessen Ausgang von vornherein feststeht: „Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt“ (1Joh 5,4). Der Kampf muss an drei Fronten geführt werden:

  1. gegen den Bösen (d.h. Satan) selbst, wenn er uns unmittelbar angreift. Von den „Jünglingen“ heißt es: „Ich schreibe euch, Jünglinge, weil … ihr den Bösen überwunden habt“ (1Joh 2,14).

  2. gegen die „Antichristen“ (1Joh 2,18), die falschen Lehrer, die sich in die Christenheit eingeschlichen haben und von innen heraus Verderben unter Gottes Kindern stiften wollen. Auch an dieser Front ist der Sieg sicher: „Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie überwunden, weil der, der in euch ist, größer ist als der, der in der Welt ist“ (1Joh 4,4).

  3. gegen die Welt: „Alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube. Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“ (1Joh 5,4-5).

Wenn wir diesen Kampf führen müssen, müssen wir uns natürlich fragen, wie wir den Sieg erringen können. Dabei haben wir besonders auf den Grundsatz zu achten, der in 1. Johannes 4,17 mit den Worten ausgedrückt wird: „Wie er ist, sind auch wir in dieser Welt.“ Wir könnten dies als eine Zusammenfassung des gesamten ersten Briefes des Johannes betrachten: Wie der Herr Jesus ist, so sind auch wir in dieser Welt. Die Welt hat Ihn nicht erkannt? Die Welt erkennt uns ebenso wenig (Joh 1,10; 1Joh 3,1).

Hat Er Gott, den niemand gesehen hat, offenbart? Wir offenbaren Gottes Liebe in dieser Welt (Joh 1,18; 1Joh 4,12). Hat die Welt Ihn gehasst? Sie wird auch uns hassen (Joh 15,18-19). Wenn wir uns also fragen, wie wir die Welt überwinden sollen, müssen wir auf den schauen, der sagen konnte: „Seid guten Mutes, ich habe die Welt überwunden“ (Joh 16,33).

„Ich habe die Welt überwunden“

Dazu müssen wir zunächst zu einem der ersten Kapitel der Bibel zurückkehren. Es fällt auf, dass die Versuchung Satans, die zur ersten Sünde führte, aus genau denselben drei Elementen bestand, die wir in 1. Johannes 2,16 als Leitprinzipien der Welt gefunden haben. Lies doch einmal 1. Mose 3,6!

  • „Die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise war“ – ist das nicht die Lust des Fleisches?
  • „Die Frau sah, … dass er eine Lust für die Augen war“ – ist das nicht die Lust der Augen?
  • „Die Frau sah, … dass der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben“ („Ihr werdet sein wie Gott“, 1Mo 3,5!) – ist das nicht der Hochmut des Lebens?[1]

Eva erlag der Versuchung, und Adam aß ebenfalls von der Frucht. Eine zutiefst traurige Geschichte, deren Folgen tiefe Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen haben. Aber in Lukas 4 begegnen wir dem zweiten Menschen, dem letzten Adam (1Kor 15,45.47). Versagte Adam unter den günstigsten Umständen inmitten des wunderschönen Gartens Eden, so bestand Jesus Christus die Versuchung in der Wüste unter den ungünstigsten Umständen. Auch auf Ihn kam der Teufel mit allen Versuchungen der Welt zu:

  • mit der Begierde des Fleisches: „Sprich zu diesem Stein, dass er zu Brot werde“ (Lk 4,3)
  • mit der Lust der Augen: „Der Teufel … zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises“ (Lk 4,5
  • und schließlich mit dem Hochmut des Lebens: „Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich von hier hinab“ (Lk 4,9)

Aber in der vollen Majestät seiner Person ist der Herr Jesus unantastbar für diese Versuchung. Immer wieder klingt seine Antwort – und der Teufel kann darauf nichts erwidern –: „Es steht geschrieben … es steht geschrieben … es ist gesagt“ (Lk 4,4.8.12). Das Wort Gottes ist die mächtigste Waffe im Kampf gegen die Versuchungen der Welt. Der Teufel ist fertig mit Reden: „Als der Teufel jede Versuchung vollendet hatte, wich er für eine Zeit von ihm“ (Lk 4,13). Dieses Beispiel unseres Herrn muss uns klar vor Augen stehen. Auch auf uns kommt die Welt mit all ihren Versuchungen zu – aber wir müssen den Kampf nicht verlieren. In Gottes Kraft, bewaffnet mit Gottes Wort, können wir standhaft bleiben, und dann hat der Böse keine Macht über uns. „Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt“ (1Joh 2,14). Das muss praktische Realität in unserem Leben als Christen inmitten der Welt sein.

Die Welt vergeht

Wir können nicht umhin, auch auf die Zukunft der Welt hinzuweisen. Die Welt vergeht! In seinem Evangelium und in seinen Briefen spricht der Apostel Johannes kaum davon; aber inspiriert durch den Geist Gottes beschreibt er in einem anderen Buch der Bibel (der Offenbarung), wie bald das Gericht über diese Welt kommen wird. Das Urteil ist bereits gefällt. Bereits als der Herr Jesus kurz vor seinem Kreuzestod stand, sagte Er: „Jetzt ist das Gericht dieser Welt; jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Joh 12,31). Der Heilige Geist bezeugt dies (vgl. Joh 16,11) mit den Worten: „Gottes Zorn wird vom Himmel her offenbart über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen“ (Röm 1,18). Beachte die Gegenwartsform: „wird … offenbart“! Diese weist auf den Zeitraum hin, der bereits mit der Sintflut begonnen hat. Am Kreuz ist die Verdorbenheit des Menschen und die völlige Bosheit und Feindschaft der Welt so deutlich offenbar geworden, dass das Urteil gefällt ist. Wir müssen wissen, dass „die ganze Welt in dem Bösen liegt“ (1Joh 5,19). Wer spricht da noch davon, dass man die Welt verbessern könne? Wer träumt noch davon, dass die Welt sich jemals bekehren werde? Gott hegt solche Illusionen nicht – ich sage es mit Ehrfurcht –; also können wir sie ruhig vergessen. Das Urteil ist gefällt. Seine Vollstreckung steht noch aus, weil Gott „nicht will, dass irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen“ (2Pet 3,9).

In der Offenbarung lesen wir von den schrecklichen Gerichten, die über die Welt kommen werden. Wer kann bestehen, wenn der große Tag des Zorns des Lammes gekommen ist (Off 6,16-17)? Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen (Heb 10,31)! Gericht auf Gericht wird über diese Welt kommen, bis schließlich der Herr Jesus selbst vom Himmel kommt: „Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, genannt ,Treu und Wahrhaftig‘, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst; und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt: das Wort Gottes. Und die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, folgten ihm auf weißen Pferden, angetan mit feinem Leinen, weiß und rein. Und aus seinem Mund geht hervor ein zweischneidiges, scharfes Schwert, damit er die Nationen damit schlage; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen. Und er trägt auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren“ (Off 19,11-16). Das Gericht über diese Welt wird kommen. Es ist unausweichlich.

Aber, so wird jemand sagen, ist der Herr Jesus nicht „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Joh 1,29)? Gewiss, aber Er wird die Sünde der Welt durch das Gericht wegnehmen (vgl. Jes 4,4). Gott ist gerecht; und der Herr Jesus, das Lamm, das in Offenbarung 5 beschrieben wird, kann nicht anders, als das Gericht über diese Welt auszuüben. Nur so wird Gott „alle Dinge mit sich versöhnen“ (Kol 1,20); das ist also noch Zukunft.[2]

Gott war „in Christus die Welt mit sich selbst versöhnend“ (2Kor 5,19). Christus war sozusagen die ausgestreckte Hand Gottes zur Welt. Aber die Welt hat diese Hand  zurückgeschlagen und den Heiland ans Kreuz genagelt. Deshalb erwartet die Welt als solche nun nichts anderes mehr als das Gericht.

Nachtrag zu Kapitel 3

Drei griechische Wörter für „Welt“

Im ursprünglichen griechischen Text des Neuen Testaments werden drei Wörter verwendet, die in unseren Übersetzungen oft mit „Welt“ wiedergegeben werden:

  1. Das erste Wort ist kosmos; dieses Wort wird in den Schriften des Johannes immer verwendet. Im Deutschen kennen wir dasselbe Wort in der Bedeutung „Universum“.
  2. Das zweite Wort ist aioon, das eher einen zeitlichen Aspekt hat.
  3. Das dritte Wort (auf das wir nicht weiter eingehen werden) ist das Wort oikoumene (vgl. unser Wort „Ökumene“), das „(die) bewohnte (Erde)“ bedeutet. Es kommt vor in Matthäus 24,14; Lukas 2,1; 4,5; 21,26; Apostelgeschichte 11,28; 17,6.31; 19,27; 24,5; Römer 10,18; Hebräer 1,6; 2,5. In Lukas 2,1 wird es offenbar verwendet, um das Römische Reich (die gesamte damals bekannte Welt) zu bezeichnen.

Auf die Begriffe kosmos und aioon müssen wir noch etwas näher eingehen.

Bedeutungen des griechischen Wortes kosmos

  1. Kosmos bedeutet eigentlich: ein geordnetes Ganzes; daher kommt es in 1. Petrus 3,3 im Sinne von „Schmuck“ vor. Es wird in erster Linie für die gesamte Schöpfung verwendet. So ist von „der Grundlegung der Welt“ (oder ähnlichen Ausdrücken) die Rede (Lk 11,50; Joh 17,5.24; Eph 1,4; Heb 4,3; 9,26; 1Pet 1,20; Off 13,8; 17,8). Im gleichen Sinne wird das Wort verwendet in Matthäus 24,21; Johannes 1,10.29; 21,25; Apostelgeschichte 17,24; Römer 1,20; 5,12-13; 1. Korinther 3,22; 7,31; 1. Timotheus 6,7; 1. Johannes 2,2. Ausgehend von der Bedeutung „Universum“ ist ein Text wie Jakobus 3,6 zu verstehen: Die Zunge birgt in sich alles, was zu Ungerechtigkeit führen kann, „ein Universum der Ungerechtigkeit“.

  2. Kosmos wird ebenfalls verwendet, um die Erde im Gegensatz zum Himmel zu bezeichnen (Mt 16,26; Mk 8,36; Lk 9,25; Joh 12,25; 13,1; 16,28; 18,36; Röm 4,13; 1Kor 7,33-34; 1Joh 3,17; Off 11,15). Ebenso das Adjektiv kosmikos in Hebräer 9,1 („ein weltliches Heiligtum“).

  3. Drittens wird kosmos in der Bedeutung „Menschenwelt“ verwendet. Am deutlichsten wird dies beispielsweise in Johannes 12,19 („Die Welt ist ihm nachgegangen“) und in Römer 1,8 („Euer Glaube wird verkündigt in der ganzen Welt“). Aber auch in Johannes 3,16 muss dies eindeutig gemeint sein.[3] Ferner ist dies offenbar auch die Bedeutung in den Texten, in denen von „dem Licht der Welt“ die Rede ist, wo ja ein moralisches Licht gemeint ist (Mt 5,14; Joh 8,12; 9,5; 11,9; 12,46).

    Schließlich findet sich diese Bedeutung mit einiger Sicherheit in den folgenden Texten: Matthäus 13,38; 18,7; 26,13; Markus 14,9; Lukas 12,30; Johannes 1,9; 3,16-17; 4,42; 6,14.33.51; 7,4; 8,26; 9,39; 10,36; 11,27; 12,19; 12,47; 14,19.31; 16,21; 18,20.37; Römer 3,19; 11,12.15; 1. Korinther 4,9.13; 5,10; 6,2; 8,4; 14,10; 2. Korinther 1,12; 5,19; Kolosser 1,6; 1. Timotheus 1,15; 3,16; Hebräer 10,5; 1. Petrus 5,9; 2. Petrus 2,5; 3,6; 1. Johannes 4,1.9.14.17; 2. Johannes 7.

  4. Aber mit dieser Menschenwelt ist leider etwas Ernstes passiert: Sie lehnt sich gegen Gott auf. Die Welt ist kein neutraler Boden mehr, sondern steht Gott feindlich gegenüber. In dieser Bedeutung finden wir das Wort zum Beispiel in Johannes 7,7 („Die Welt kann euch nicht hassen; mich aber hasst sie, weil ich von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind“). Ebenso das verwandte Wort kosmokratores („Weltbeherrscher“) in Epheser 6,12 und das Adjektiv kosmikos („weltlich“) in Titus 2,12. Siehe auch die folgenden Texte: Matthäus 4,8 (?); Johannes 3,19 (?); Johannes 7,7; 8,23; 12,31; 14,17.22.27.30; 15,18-19; 16,8.11.20.33; 17,9.11.13-15.18.25; Römer 3,6 (?); 1. Korinther 1,20-21.27-28; 2,12; 3,19; 11,32; 2. Korinther 7,10; Galater 6,14; Epheser 2,2; Philipper 2,15; Kolosser 2,20; Hebräer 11,7 (?); Hebräer 11,38; Jakobus 1,27; 2,5; 4,4; 2. Petrus 1,4; 2,20; 1. Johannes 2,15-17; 3,1.13; 4,3-4; 5,4-5.19.

    Bei einigen Texten ist zweierlei Bedeutung möglich, daher wurde ein Fragezeichen gesetzt. Satan ist der Fürst dieser bösen Welt.[4] Dabei ist es bemerkenswert, dass im Johannesevangelium von Anfang an davon ausgegangen wird, dass die Welt dem Sohn Gottes feindlich gegenübersteht. „Die Welt kannte ihn nicht“ (Joh 1,10). Das unterscheidet sich also von den anderen drei, den sogenannten synoptischen Evangelien. Dort zeichnet sich die Ablehnung Christi erst allmählich ab; siehe zum Beispiel Matthäus 11 bis 13 (siehe Mt 4).

Bedeutung des griechischen Wortes aioon

Obwohl das Wort aioon in den Schriften des Johannes kein einziges Mal vorkommt, ist es dennoch nützlich, bei der Erörterung des Wortes kosmos auch die Bedeutungen von aioon wiederzugeben.

  1. Wörtlich bedeutet aioon „Zeitalter“. So wird in folgenden Versen von der „Vollendung der Zeitalter“ gesprochen: in Matthäus 13,39-40.49; 24,3; 28,20; Hebräer 9,26. Aus Matthäus 12,32 und Markus 10,30, wo von dem „zukünftigen Zeitalter“ gesprochen wird, ist der Bezug zum Alten Testament deutlich zu erkennen. Die Juden meinten mit ha’olam („das Zeitalter“, in unserer Übersetzung manchmal auch mit „Ewigkeit“ wiedergegeben) oder ha’olam ha ba („das kommende Zeitalter“) das segensreiche Zeitalter der Herrschaft des Messias, auf das sie warteten. Siehe dieselbe Bedeutung weiter unten in Lukas 18,30; Epheser 1,21; 2,7; Hebräer 6,5; 1. Korinther 10,11; 1. Timotheus 1,17; Offenbarung 15,3.

  2. Mehr oder weniger als Folge davon wird aioon oder eine Zusammensetzung davon oft für „Ewigkeit“ verwendet: Lukas 1,70; Johannes 9,32; Apostelgeschichte 3,21; 15,18; 1. Korinther 2,7; Epheser 3,9.11; Kolosser 1,26; Judas 25.

    So das Wort aioonios: Matthäus 18,8; 25,41.46; 3,29; Lukas 16,9; Römer 16,25-26; 2. Korinther 4,17-18; 5,1; 2. Thessalonicher 1,9; 2,161. Timotheus 6,16; 2. Timotheus 1,9; 2,10; Titus 1,2; Philemon 15; Hebräer 5,9; 6,2; 9,12.14-15; 13,20; 1. Petrus 5,10; 2. Petrus 1,11; Offenbarung 14,6.

  3. Aus dem Begriff „Zeit“ leitet sich ab, dass aioon auch in der Bedeutung „Welt“ verwendet wird, genau wie wir sagen können: „Es ist in dieser Zeit schwer, sich über Wasser zu halten“, wobei wir dann auf eine bestimmte Situation anspielen, die sich im Laufe der Zeit in der Welt entwickelt hat. Damit ist dann noch nicht unbedingt die Welt als böses System gemeint. So zum Beispiel in Matthäus 13,22 und Markus 4,19 („die Sorgen dieses Lebens“, wörtlich „dieser Welt“). Siehe weiter Lukas 16,8; 1. Korinther 1,20; 3,18; 2. Timotheus 4,10; Hebräer 1,2; 11,3).

  4. An sich geht aus den oben genannten Schriftstellen noch nicht hervor, dass diese Welt völlig böse ist. Das wird jedoch deutlich, wenn wir den Gegensatz zwischen dieser Welt und der zukünftigen Welt betrachten. Denn es ist sicher, dass die vollkommene, neue Welt noch nicht da ist.

    Deshalb wird in Titus 2,12 der Kontrast zwischen „dem jetzigen Zeitlauf“ beschrieben, in der wir „die Gottlosigkeit und die weltlichen Begierden verleugnen“ müssen, weil wir unseren Blick auf die Zukunft richten, „indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns von aller Gesetzlosigkeit loskaufte und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in guten Werken“ (Tit 2,13-14). Ebenso in 1. Timotheus 6,17: Die Reichen im jetzigen Zeitlauf sollen an die Zukunft denken (1Tim 6,19). Siehe auch Lukas 20,34.

    Daraus ergibt sich schließlich die vierte Bedeutung, in der aioon als die böse Welt verstanden wird: Römer 12,2; 2. Korinther 4,4; Galater 1,4; Epheser 2,2.


Originaltitel: „3 – De familie van God“ 
in Hemelburgers op Aarde: De levenspraktijk van christenen in deze wereld,  
Vaasen: Medema, 1980, S. 27–48.

Übersetzung: Stephan Winterhoff

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Anmerkungen

[1] Es ist übrigens bemerkenswert, wie Satan die Reihenfolge „Geist – Seele – Leib“, die Gott in 1. Thessalonicher 5,23 angibt, genau umkehrt! (Vergleiche Römer 8,16; 10,1; 12,1; 1. Korinther 8,1; 13; 9,27; 1. Petrus 1,13.22.24!) Die heutige Welt setzt genau dieselben Prioritäten: zuerst die körperlichen Bedürfnisse, dann die emotionalen Aspekte und erst dann die geistigen Bedürfnisse. Bei Gott ist die Reihenfolge genau umgekehrt.

[2] Der Ausdruck „die Versöhnung der Welt“ in Römer 11,15 bezieht sich auf diese Zeit (die Zeit der Verwerfung Israels). Denn jetzt wird das Heil allen Menschen in der ganzen Welt angeboten. Der Dienst der Versöhnung (2Kor 5,18) erstreckt sich auf alle Menschen.

[3] Es ist keineswegs gerechtfertigt, aus der Vergangenheitsform („geliebt hat“) zu schließen, dass Gott die Welt jetzt nicht mehr liebt, weil sie ein böses System geworden ist. Erstens kann die Zeitform niemals zu dieser Schlussfolgerung führen (siehe z.B. Eph 5,2; Gal 2,20, wo genau dieselbe Zeitform verwendet wird), und zweitens hat Gott die Welt als böses System nie geliebt. Gott hat die Menschenwelt geliebt.

[4] Ich lasse offen, ob Satan erst mit der Kreuzigung Christi zum Herrscher der Welt geworden ist. Matthäus 4,8 scheint ein Argument dagegen zu sein.


Note from the editors:

The SoundWords editorial team is responsible for the publication of the above article. It does not necessarily agree with all expressed thoughts of the author (except of course articles of the editorial staff) nor would it like to refer to all thoughts and practices, which the author represents elsewhere. “But examine all things, hold fast the good” (1Thes 5:21).—See also „On our own account ...

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