Die Gemeinde: Gottes Lustgarten
... jetzt und in der Zukunft

Hugo Bouter

© Daniel-Verlag, online seit: 28.03.2006, aktualisiert: 04.06.2020

Leitverse: Hohelied 4,12-14 (12) Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle. (13) Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granatbäumen samt edlen Früchten, Zyperblumen samt Narden; (14) Narde und Safran, Würzrohr und Zimt, samt allerlei Weihrauchgehölz, Myrrhe und Aloe samt allen vortrefflichsten Gewürzen;“

Hld 4,12-14: Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle. Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten von Granatbäumen mit edlen Früchten, Zyperblumen samt Narden; Narde und Safran, Würzrohr und Zimt, samt allerlei Weihrauchgehölz, Myrrhe und Aloe samt allen vortrefflichsten Gewürzen.

Das Paradies Gottes

Der Garten Eden war Gottes Lustgarten, aber durch den Sündenfall ist das irdische Paradies schon bald verlorengegangen. Es gibt jetzt jedoch ein neues, das heißt ein himmlisches Paradies, wo die entschlafenen Gläubigen bereits jetzt bei Christus sind. Christus verhieß dem Übeltäter, der mit Ihm gekreuzigt war: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lk 23,43). Die Entschlafenen hören dort laut dem Apostel Paulus unaussprechliche Worte, die ein Mensch auf der Erde nicht sagen darf (2Kor 12,4 „dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die ein Mensch nicht sagen darf.“).

Dieses himmlische Paradies wird im letzten Bibelbuch mit Nachdruck das Paradies Gottes genannt. Die Sünde und das Versagen des ersten Menschen – mit allen entsprechenden üblen Folgen – sind dann endgültig gebannt. Wer im irdischen Kampf in der Kraft Gottes überwindet, darf für immer „von dem Baum des Lebens, der in dem Paradies Gottes ist“, essen (Off 2,7 „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in dem Paradies Gottes ist.“). Der Baum des Lebens ist Christus selbst. Er nannte sich selbst „das grüne Holz“ (Lk 23,31). Er war mit einem „Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit“, zu vergleichen (Ps 1,3 „Und er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und dessen Blatt nicht verwelkt; und alles, was er tut, gelingt.“). Das „Essen“ von diesem Baum des Lebens bedeutet, sich von seiner Person zu ernähren, an seinem Leben teilzuhaben.

In diesem Bild wird unsere völlige Abhängigkeit von Ihm zum Ausdruck gebracht. Es geht hier in der Tat um einen grundlegenden geistlichen Segen, der das Vorrecht jedes wahren Gläubigen ist. Durch den Glauben dürfen wir uns jetzt schon von Ihm „ernähren“ und an seinem Leben, dem ewigen Leben, teilhaben. Das wird auch im Himmel so sein, doch dann in aller Vollkommenheit. Im Paradies Gottes, wo Sünde und Tod auf ewig weggetan sind, gibt Christus den Seinen „von dem Baum des Lebens“ zu essen.

Dieses Paradies Gottes wird bald aus dem Himmel herniederkommen – in der Gestalt des Neuen Jerusalems, dem Zentrum der Regierung Gottes –, und der Baum und das Wasser des Lebens werden dann im kommenden Friedensreich zum Heil der Menschheit sein. Die Blätter der Bäume werden zur Heilung der Nationen dienen (Off 22,2 „In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen.“). Das Essen von der Frucht des Baumes selbst ist offensichtlich nur den himmlischen Heiligen, den Bewohnern der Stadt, vorbehalten (vgl. Off 2,7; 22,14 (2:7) Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in dem Paradies Gottes ist.“ „(22:14) Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Recht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen!“).

Die Gemeinde Gottes

Doch es gibt auch eine andere, aktuelle Anwendung.[1] Es gibt mehr als nur die entfernte Vergangenheit (im ersten Buch Mose) und die möglicherweise sehr nahe Zukunft (in der Offenbarung). Die Gemeinde des lebendigen Gottes ist nämlich in dieser Zeit der „Lustgarten“ Gottes auf der Erde, wenn das auch leider nicht immer deutlich sichtbar ist. Entsprechend den Gedanken Gottes soll die Gemeinde „ein verschlossener Garten“ und „eine versiegelte Quelle“ für Ihn und für den Herrn Jesus sein. Diese beiden Bilder sprechen von vollkommener Absonderung vom Bösen und Hingabe an den himmlischen Bräutigam.

Das bringt uns zu dem, was wir in Hohelied 4 finden, worauf schon früher hingewiesen wurde. Der Bräutigam sagt dort von der Braut: „Ein verschlossener Garten ist meine Schwester, meine Braut, ein verschlossener Born, eine versiegelte Quelle. Was dir entsprosst, ist ein Lustgarten [wörtl. ein Paradies] von Granatbäumen mit edlen Früchten, Zyperblumen samt Narden; Narde und Safran, Würzrohr und Zimt, samt allerlei Weihrauchgehölz, Myrrhe und Aloe samt allen vortrefflichsten Gewürzen“ (Hld 4,12-14).

Es gibt also zahlreiche Früchte und Kostbarkeiten, die der Bräutigam bei seiner Braut vorfindet. Das ist auch der Fall bei der Gemeinde, die der Gegenstand der Freude des Herrn ist. Ihr himmlischer Besitzer findet seine Freude an ihr. Christus findet in seinem „Lustgarten“ Erquickung, denn Er sieht dort allerlei edle Früchte wie Granatäpfel (die in der Bibel immer mit dem Priesterdienst und mit dem Heiligtum in Verbindung stehen). Die Frucht des Geistes ist dort reichlich vorhanden. Ja, es gibt sogar vortreffliche Gewürze und wohlriechendes Räucherwerk: Narde und Safran, Würzrohr und Zimt, Myrrhe und Aloe. Diese Gewürze – vor allem die „Narde“ – sprechen von der Anbetung und das „Räucherwerk“, der „Weihrauch“, von den geistlichen Opfern, die wir als Gläubige bringen dürfen (Ps 141,2 „Lass als Räucherwerk vor dir bestehen mein Gebet, das Erheben meiner Hände als Abendopfer!“; Joh 12,3 „Da nahm Maria ein Pfund Salböl von echter, sehr kostbarer Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete seine Füße mit ihren Haaren. Das Haus aber wurde von dem Geruch des Salböls erfüllt.“; Off 8,3 „Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er Kraft gebe den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar, der vor dem Thron ist.“).

So kannte auch das erste Paradies – jedenfalls das Land Hawila, wo der Pison floss – noch andere Reichtümer als Wasser und Baumfrüchte. Dort gab es Gold von guter Qualität und Edelsteine, nämlich den Stein Onyx. Außerdem gab es dort ein wohlriechendes Balsamharz, das Bedolach (1Mo 2,12 „und das Gold dieses Landes ist gut; dort gibt es das Bedolach und den Stein Onyx.“).

Gold und Edelsteine sprechen von göttlicher Herrlichkeit, Majestät und Pracht. Wir finden sie auch im neuen Jerusalem wieder (Off 21,18-21 (18) Und der Bau ihrer Mauer war Jaspis, und die Stadt war reines Gold, gleich reinem Glas. (19) Die Grundlagen der Mauer der Stadt waren geschmückt mit jedem wertvollen Stein: die erste Grundlage Jaspis; die zweite Saphir; die dritte Chalzedon; die vierte Smaragd; (20) die fünfte Sardonyx; die sechste Sardis; die siebte Chrysolith; die achte Beryll; die neunte Topas; die zehnte Chrysopras; die elfte Hyazinth; die zwölfte Amethyst. (21) Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, jedes einzelne der Tore war aus einer Perle, und die Straße der Stadt war reines Gold, wie durchsichtiges Glas.“). Die Stadt hat die Herrlichkeit Gottes, denn Er hat seine Herrlichkeit auf sie gelegt. Die verherrlichte Gemeinde ist mit dem Ruhm ihres Herrn und Bräutigams geschmückt.

Das wohlriechende Balsamharz spricht vom heiligen Räucherwerk, das inmitten der Erlösten zur Ehre Gottes und des Lammes aufsteigt (vgl. Off 5,8; 8,3 (5:8) Und als es das Buch nahm, fielen die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und sie hatten jeder eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, welches die Gebete der Heiligen sind.“ „(8:3) Und ein anderer Engel kam und stellte sich an den Altar, und er hatte ein goldenes Räucherfass; und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er Kraft gebe den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar, der vor dem Thron ist.“). Unsere Anbetung gehört Ihm dann ganz allein, bis in alle Ewigkeit.

Der Tempel und die Stadt Gottes

Wer darf dieses Paradies betreten? In Offenbarung 2 und 3 werden die treuen Gläubigen jedes Mal als „Überwinder“ angesprochen. Es gibt inmitten der versagenden Gemeinde glücklicherweise immer Menschen, die ein offenes Ohr für den Ruf des Heiligen Geistes haben.

Die Briefe an die ersten drei Gemeinden enden mit einer Verheißung des Segens für diese „Überreste“, aber bei den letzten vier Gemeinden werden zuerst die Überwinder angesprochen und erst danach folgt der Refrain: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt!“ Dies zeigt uns, dass ab Thyatira keine Wiederherstellung für die gesamte Gemeinde mehr möglich ist. Der Heilige Geist erwartet es nur noch von den Überwindern.

Die erste Gemeinde – die in Ephesus – repräsentiert die allgemeine Stellung der Gemeinde Gottes. Der Charakter, womit der Herr sich selbst hier vorstellt, ist ebenfalls allgemein. Er hat Macht über die Sterne und wandelt inmitten der goldenen Leuchter. Die Verheißung für die Überwinder ist der allgemeine christliche Segen: das Teilhaben am Leben, das nur in Christus zu finden ist, nämlich das Essen vom Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist (Off 2,7 „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der in dem Paradies Gottes ist.“).

Das Teilhaben an der Person Christi führt zur Identifikation mit Ihm und mit seiner herrlichen Zukunft. Das wird in besonderer Weise im Brief an Philadelphia beschrieben. Philadelphia bekommt keinen einzigen Tadel vom Herrn. Diese Gemeinde steht von der Ungerechtigkeit im Haus Gottes ab und hat sich für Christus als der Heilige und Wahrhaftige im Gehorsam gegenüber seinem Wort und in Treue gegenüber seinem Namen abgesondert. Auf dieser Grundlage gibt sie der Wahrheit von der Gemeinde nach der Schrift Ausdruck.

Sie besitzt zwar nur eine kleine Kraft, aber bald wird der Wert ihrer Treue sichtbar werden. Wenn die Gemeinde mit Christus in Herrlichkeit erscheint, hat sie darin einen bleibenden Platz – wie die Säulen Jakin und Boas im Tempel. Was sie jetzt in aller Schwachheit zum Ausdruck bringt, wird dann in Vollkommenheit gesehen werden. Dieser überwindende Überrest hat Anteil an der Herrlichkeit des Herrn und am Tempel und der Stadt Gottes, die dann aus dem Himmel herniederkommen wird (Off 3,10-12 (10) Weil du das Wort meines Ausharrens bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen. (11) Ich komme bald; halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme! (12) Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen.“).

Philadelphia gibt bereits jetzt als ein treuer Überrest den Gedanken Gottes hinsichtlich der Gemeinde Ausdruck und wartet auf die Zeit, wenn alle diese Pläne und Gedanken in Herrlichkeit erfüllt werden. Sie hält nicht nur an dem „Plan“ über die Gemeinde fest, wie das im Wort gezeigt wird, sondern ist sich auch bewusst, dass dies bald auf herrliche Weise in Erfüllung gehen wird: Sie wartet auf das Paradies Gottes, auf das neue Jerusalem.

Es gibt also einen engen Zusammenhang zwischen Philadelphia und der Gemeinde, wie sie bald in Herrlichkeit offenbart werden wird. Dies wird auch in den Verheißungen deutlich angegeben, die hier den Überwindern geschenkt werden: „Wer überwindet, den werde ich zu einer Säule machen in dem Tempel meines Gottes, und er wird nie mehr hinausgehen; und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen neuen Namen“ (Off 3,12).

Diese scheinbar schwachen Gläubigen sind dann also ein Beispiel für Kraft im Tempel Gottes und darüber hinaus anerkannte Bürger der himmlischen Stadt. Das Tragen der herrlichen Namen Gottes, Christi und des neuen Jerusalem spricht von Anerkennung und Verbundenheit, von Einsmachung. Unsere Zukunft liegt in dieser himmlischen Stadt, die die Herrlichkeit Gottes besitzt und mit ihrem Glanz die Erde erleuchten wird.

In Offenbarung 21 und 22 wird dieses Thema weiter ausgearbeitet, und dort sehen wir erneut die enge Einheit, die zwischen Gott und Christus einerseits und der verherrlichten Gemeinde andererseits besteht. Ihren paradiesischen Zustand und ihre Segnungen verdankt sie der Anwesenheit des Baumes und Wassers des Lebens, die hier deutlich beschrieben werden (Off 21,6; 22,1.2.14.19 (21:6) Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst.“ „(22:1) Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes. (22:2) In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen.“ „(22:14) Glückselig, die ihre Kleider waschen, damit sie ein Recht haben an dem Baum des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen!“ „(22:19) und wenn jemand von den Worten des Buches dieser Weissagung wegnimmt, so wird Gott sein Teil wegnehmen von dem Baum des Lebens und aus der heiligen Stadt, wovon in diesem Buch geschrieben ist.“).


Aus Im Paradies
von Hugo Bouter
48 Seiten,
Taschenbuch
Preis: 2,95 €
Daniel-Verlag

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Anmerkungen

[1] Es geht hier um eine praktische Anwendung des Hohenliedes. Viele Ausleger betonen zu Recht, dass die Braut im Alten Testament das Volk Israel ist. Am Berg Sinai ist es einen Ehebund mit dem HERRN eingegangen, und die Wüstenreise war die Verlobungszeit (Jer 2,2 „Geh und rufe vor den Ohren Jerusalems und sprich: So spricht der HERR: Ich gedenke dir die Zuneigung deiner Jugend, die Liebe deines Brautstandes, dein Wandeln hinter mir her in der Wüste, im unbesäten Land.“). Die Gemeinde ist jedoch die Braut Christi, und der individuelle Gläubige kennt ebenfalls ein deutliches Liebesband mit Ihm.

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