Eine neue Schöpfung (9)

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© Soundwords, online: 16.04.2017, updated: 25.01.2021

Die zweite Phase im Dienst der Versöhnung war, wie wir gesehen haben, das Werk der Versöhnung. Dieses Werk hat zwei Aspekte:

  1. Das Werk Christi einerseits beschäftigt sich mit dem, was alt, entfremdet und feindlich ist. Durch seinen Tod hat Christus diesen Zustand in dem Gläubigen beseitigt. Damit haben wir uns bereits beschäftigt.

  2. Das Werk Gottes andererseits bringt etwas völlig Neues hinein: eine neue Schöpfung, die nie eine Wiederherstellung nötig haben wird.

So wird in den meisten Schriftstellen, wo wir etwas über Versöhnung finden, auch von der neuen Schöpfung gesprochen:

Der Kolosserbrief spricht im ersten Kapitel über die Versöhnung (Kol 1,19-23); im dritten Kapitel lesen wir dann über den neuen Menschen: „Belügt einander nicht, da ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen [Menschen] angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat“ (Kol 3,9). Der alte Mensch hat seine Interessen auf der Erde. Der neue Mensch hat dagegen andere Interessen als der alte Mensch: Er „sinnt auf das, was droben ist“ (Kol 3,2). Bereits Kolosser 1,18 zeigt uns, dass Christus der Anfang einer ganz neuen Schöpfung ist, und das steht in Verbindung damit, dass Er der „Erstgeborene aus den Toten“ ist.

Auch in Epheser 2,16 finden wir die Versöhnung (Eph 2,16), und in Vers 15 lesen wir im Zusammenhang mit der Versöhnung von einer Schöpfung zu einem neuen Menschen: „… damit er die zwei … in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnte durch das Kreuz“ (Kol 2,15).

Die neue Schöpfung steht mit einem ganz neuen Tätigkeitsbereich in Verbindung: „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvorbereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen“ (Eph 2,10). Gott hat für diese neue Schöpfung Werke vorbereitet, die dazu passen. Mit „gutem Werk“ ist in diesem Vers etwas ganz anderes gemeint, als heute allgemein darunter verstanden wird. Man benötigt allerdings auch neu geschaffene Augen, um sie als gute Werke erkennen zu können. Selbst Gläubige können sie nicht erkennen, wenn sie sich nicht dieser neuen Augen bedienen.

Die Salbung des Herrn durch Maria (Mt 26,6-13) ist ein Beispiel dafür, dass ein Gläubiger diese Art von neuen Augen hat und ein „gutes Werk“ tut. „Als aber die Jünger es sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung?  Denn dieses hätte teuer verkauft und den Armen gegeben werden können. Als aber Jesus es erkannte, sprach er zu ihnen: Was macht ihr der Frau Schwierigkeiten? Denn sie hat ein gutes Werk an mir getan; denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit“ (Mt 26,8-11).

Selbst im Römerbrief, wo wir nichts von einer neuen Schöpfung lesen, wird jedoch mindestens im Zusammenhang mit der Versöhnung von der Auferstehungskraft des neuen Lebens gesprochen (Röm 5,10).

Im zweiten Korintherbrief wird im selben Kapitel sowohl über die Versöhnung als auch über die neue Schöpfung gesprochen (2Kor 5). Hier finden wir nicht so sehr das, wovon wir durch die Versöhnung befreit worden sind – nämlich von Feindschaft und Entfremdung –, sondern hier wird mehr das Ergebnis der Versöhnung betont: die neue Schöpfung. Deswegen lesen wir auch im unmittelbaren Zusammenhang mit der Versöhnung: „Wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“ (2Kor 5,17). Beachten wir, dass es nicht heißt: „Wenn jemand in Christus ist, der ist eine neue Schöpfung“, sondern: „Da ist eine neue Schöpfung … Neues ist geworden.“ Noch ist nicht alles neu. Wir haben zwar neues, ewiges Leben bekommen, wir haben eine neue Natur, einen neuen Verstand (= Sinn; vgl. 1Kor 2,16; Röm 12,2) bekommen, doch unser Leib ist noch nicht neu. Dennoch heißt es, dass Gott den Gläubigen schon jetzt „mit sich selbst versöhnt hat“ (2Kor 5,18). Der neue Leib ist also keine Notwendigkeit, um die Versöhnung vollständig zu besitzen. Dass wir in Christus sind und eine neue Natur und neues Leben empfangen haben, reicht aus, um mit Gott versöhnt zu sein.

Die „neue Schöpfung“ bezieht sich nicht nur auf unsere neue Natur, das heißt auf das neue Leben, das wir empfangen haben, sondern auch auf die neuen Beziehungen innerhalb des Leibes Christi, in die wir gestellt worden sind: „Daher kennen wir von nun an niemand dem Fleisch nach“ (2Kor 5,16). Jemand „dem Fleisch nach“ zu kennen, gehört zu dem, was alt ist. Die neuen Beziehungen werden weder durch gesellschaftliche, kulturelle und intellektuelle Unterschiede oder Gegensätze noch durch Sympathien und Antipathien bestimmt. Weil wir eine „neue Schöpfung“ sind und Gott uns eine neue Natur eingepflanzt hat, gestalten sich unsere Beziehungen nicht mehr nach diesen Dingen wie früher. So hat vielleicht  jemand nach seiner Bekehrung zu seinen Geschwistern dem Geist nach ein viel engeres Verhältnis, als er es früher jemals zu seinen ungläubigen Verwandten hatte. Wer früher eine hohe Stellung in der Gesellschaft innehatte, fühlt sich „in seinen Kreisen“ gar nicht mehr wohl und hat viel mehr Gemeinschaft mit solchen, die aus üblen Verhältnissen errettet und befreit worden sind.

Die neue Schöpfung steht also in Verbindung mit

  • völlig neuen Interessen (Kolosserbrief)
  • völlig neuen Tätigkeitsfeldern (Epheserbrief) und
  • völlig neuen Beziehungen (zweiter Korintherbrief).

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