Das Wort der Versöhnung (10)

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© Soundwords, online: 18.04.2017, updated: 09.01.2019

2Kor 5,19-21: 19 Er hat in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt. 20 So sind wir nun Gesandte für Christus, als ob Gott durch uns ermahnte; wir bitten an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! 21 Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gottes Gerechtigkeit würden in ihm.

Bei dem „Wort der Versöhnung“ geht es um etwas, was viel weiter geht als Sühnung und Vergebung der Sünden: Wir dürfen nun bezeugen, dass Gott durch den Tod seines Sohnes eine neue Grundlage für die Versöhnung bekommen hat. Wenn Gott im Tod Christi nicht auch unseren alten, bösen Zustand, unsere Feindschaft und Entfremdung beseitigt und das Problem unserer bösen Werke gelöst hätte, dann hätte das Nichtzurechnen unserer Sünden uns nur dahin gebracht, dass wir uns schämen und wie Petrus ausrufen: „Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr“ (Lk 5,8).

Jetzt aber ist Gott in dem zweiten Menschen, in Christus, den Menschen nicht nur in Gunst und Gnade und Liebe begegnet, sondern jetzt ist durch den Tod Christi der erste Mensch vor Gott richterlich beseitigt worden, und eine neue Schöpfung wurde für den Menschen möglich. Gott muss und kann jetzt den Gläubigen auf eine gerechte Weise die Sünden nicht mehr zurechnen, denn Er hat sie alle auf Christus gelegt.

In dem „Wort der Versöhnung“ macht Gott jetzt jedem Menschen das Angebot: Ich möchte dich jetzt nicht mehr in deinem sündigen, feindlichen Zustand sehen, ich will dir deine Sünden nicht zurechnen. Für mich gibt es jetzt einen neuen Menschen, Christus, den ich vor meinen Augen habe. Wenn du Buße tust, kannst du erleben, was es bedeutet, in Christus zu sein. Wenn ich dich dann ansehe, sehe ich Ihn, und an Ihm habe ich Wohlgefallen. Und weil du in Ihm bist, habe ich auch an dir Wohlgefallen.

Was für einen zu Herzen gehenden Aspekt beinhaltet das Wort der Versöhnung! Paulus sagt zwar nicht ausdrücklich, dass Gott die Menschen bittet, zu Ihm zu kommen und sich versöhnen zu lassen, aber in den Worten „als ob Gott durch uns ermahnte“ und „wir bitten an Christi statt“ (wörtlich: „wir bitten für Christus“) kommt zum Ausdruck, wie nah Gott dem Menschen gekommen ist. Stellen wir uns das einmal vor: Der allmächtige Gott, der von Ewigkeit her ist und dem alles zu Gebote steht, lässt sich so sehr herab, dass Er – dürfen wir es einmal mit Ehrfurcht sagen? – den Menschen sozusagen „anfleht“, doch zu Ihm zu kommen und sich mit Ihm versöhnen zu lassen. Wir hätten es verstehen können, wenn Menschen Gott angefleht hätten, dass Er sie doch annehmen möchte. Doch dass nicht der Mensch, sondern Gott der Flehende ist, ist eigentlich unvorstellbar! Und Gott fordert nicht einmal etwas; nein, Er möchte ein großes Geschenk machen, und dafür hat Er sogar seinen Sohn geopfert.

„Den, der Sünde nicht kannte“ – das ist mehr als „der keine Sünde tat“, denn auch Gläubigen ist es durchaus möglich, keine Sünde zu tun.[1] „Den, der Sünde nicht kannte“ – das ist auch mehr als „in dem keine Sünde war“. Der Gläubige kann nicht von sich sagen, dass in ihm keine Sünde ist (1Joh 1,8), aber auf unseren Herrn Jesus trifft dies zu. Er kannte Sünde nicht einmal, und das ist mehr, als dass in Ihm keine Sünde war. Vielleicht denkt jemand: Zwar war in dem Herrn selbst keine Sünde, aber könnte Er nicht durch die Geburt von einer sündigen Frau mit der Sünde in Verbindung gekommen sein? – Nein, denn da der Herr der zweite Mensch, der Mensch vom Himmel ist, steht Er nicht in Verbindung mit dem ersten Menschen, der in Sünde gefallen war, und hat somit keine Verbindung mit der Sünde. Deshalb lesen wir in Matthäus 1,20: „Das in ihr Gezeugte ist von dem Heiligen Geist.“

„Den, der Sünde nicht kannte“ – mit diesen Worten wird der Herrn Jesus so weit von der Sünde entfernt beschrieben, wie es weiter nicht möglich ist. Aber dann wiederum wird Er mit der Sünde so nah in Verbindung gebracht, wie es näher nicht sein kann: „zur Sünde gemacht“. Nicht nur ein Opfer für Sünden, nicht nur ein Opfer für die Sünde, nicht nur Träger unserer Sünden – sondern „zur Sünde gemacht“!

Deshalb sind die Gläubigen in Christus „die Gerechtigkeit Gottes“ geworden (2Kor 5,21). Das ist ein Ausdruck der Versöhnung, denn das Wesen Gottes wird durch Gerechtigkeit charakterisiert. In Christus sind wir zur Gerechtigkeit Gottes gemacht worden. Es gibt keine Ungerechtigkeit mehr, die das Wohlgefallen Gottes an uns behindern könnte. Das geht sogar so weit, dass wir sagen können, dass wir die Gerechtigkeit verkörpern, die Ihn selbst charakterisiert. Und das ist die Umkehrung dessen, was uns vorher charakterisiert hat: Sünde. Christus ist für uns dazu gemacht worden! Was für eine Wende!

„Damit wir Gottes Gerechtigkeit würden“ – das geht wesentlich weiter als das, was wir im Römerbrief finden. Dort lesen wir, dass die Gerechtigkeit Gottes „auf alle kommt, die glauben“ (Röm 3,22). Im zweiten Korintherbrief werden wir selbst „Gottes Gerechtigkeit“ genannt. Der erste Mensch, der durch den Sündenfall in Ungerechtigkeit fiel, ist also vor Gott beseitigt, er existiert sozusagen nicht mehr; darum werden wir „in Christus“ selbst „Gottes Gerechtigkeit“. Und da wir nun selbst „Gottes Gerechtigkeit“ sind, kann Gott in alle Ewigkeit mit Wohlgefallen auf uns sehen. Doch bevor der Gläubige vollkommen „Gottes Gerechtigkeit“ werden konnte, musste Christus am Kreuz selbst vollkommen „zur Sünde“ gemacht werden.

„In Christus“ sind wir „Gottes Gerechtigkeit“ – in dem Geliebten; in dem, der aus den Toten auferstanden ist; in dem, der Satan, Sünde, Welt und Tod besiegt hat; in dem, der in den Himmel aufgefahren und sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hat. Könnten wir höher kommen? Könnten wir angenehmer vor Gott werden? Wir sind „angenehm gemacht in dem Geliebten“ (Eph 1,6; Fußnote in der Elberfelder, CSV).

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Anmerkungen

[1] Wie kann ein Gläubiger keine Sünde tun? Indem er das Fleisch im Tod hält, das heißt auf die Regungen des Fleisches nicht reagiert. Alles, was von dort kommt, muss der Gläubige sofort verurteilen. Die Sünde hat keine Chance, wenn der Gläubige im Geist wandelt, die Weisungen des Geistes beachtet und Ihn nicht betrübt (Röm 8,13).


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