Der Epheserbrief (5)
Kapitel 5

Hamilton Smith

© Beröa-Verlag, online: 13.03.2006, updated: 29.04.2023

Leitverse: Epheser 5

Der Wandel des Gläubigen als Kind Gottes

Vers 1

Eph 5,1: Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder,

In diesem Teil des Briefes werden die Gläubigen als solche gesehen, die nicht nur anerkennen, dass da ein Gott ist, sondern dass sie als seine Kinder mit Gott in Verbindung stehen. Der ganze Abschnitt ermahnt uns, so zu wandeln, wie es sich für Kinder Gottes geziemt. Das Wörtlein „nun“ verbindet diesen Abschnitt mit dem letzten Vers des vorherigen Kapitels. Gott hat uns gegenüber in Güte und Gnade gehandelt, und nun liegt es an uns, untereinander so zu handeln, wie Gott es mit uns getan hat. Deshalb werden wir ermahnt, Nachahmer Gottes zu sein „als geliebte Kinder“. Wir sollen nicht danach trachten, Nachahmer Gottes zu sein, um Kinder zu werden, sondern weil wir Kinder sind. Der Wandel als „geliebte“ Kinder bedeutet ein Wandel, der durch Zuneigungen regiert wird. Ein Knecht mag in gesetzlichem Gehorsam richtig wandeln, aber für ein Kind geziemt es sich, in liebendem Gehorsam voranzugehen. Wir sind keine Knechte, sondern Söhne.

Wir können Gott nicht in seiner Allmacht und Allwissenheit nachahmen, das wird auch nicht von uns verlangt, aber wir werden ermahnt, moralisch so zu handeln wie Er. Ein solcher Wandel wird durch Liebe, Licht und Weisheit gekennzeichnet; und in allen diesen Dingen können wir Nachahmer Gottes sein. In den nun folgenden Versen beschreibt der Apostel den Wandel, der mit diesen herrlichen moralischen Charakterzügen in Verbindung steht. Zuerst spricht er von einem Wandel in Liebe, im Gegensatz zu einer Welt, die durch die Lust gekennzeichnet ist (Eph 5,1-7). Zweitens ermahnt er uns, als „Kinder des Lichts“ zu wandeln, im Gegensatz zu denen, die in der Finsternis leben (Eph 5,8-14). Schließlich ermahnt er uns, „sorgfältig zu wandeln, nicht als Unweise, sondern als Weise“ (Eph 5,15-20).

Vers 2

Eph 5,2: … und wandelt in Liebe, gleichwie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch.

Erstens also werden wir als Kinder ermahnt, in Liebe zu wandeln. Sofort wird Christus als das große Beispiel in seiner Liebe vor uns gestellt. In Ihm sehen wir die Hingabe der Liebe, die sich selbst für andere gab, und diese Hingabe steigt zu Gott empor als ein Opfer duftenden Wohlgeruchs. Eine solche Liebe geht weit über die Anforderungen des Gesetzes hinaus, das verlangte, dass ein Mensch seinen Nächsten liebe wie sich selbst. Christus tat mehr, Er gab sich selbst für uns Gott hin. Diese Liebe sollen wir nachahmen, eine Liebe, die uns dahin führen kann, uns für unsere Brüder zu opfern. Eine solche Liebe wird in ihrem kleinen Maß genauso wie die unendliche Liebe Christi als ein duftender Wohlgeruch zu Gott emporsteigen. Die Liebe, die die Philipper dazu brachte, den Bedürfnissen des Apostels zu begegnen, war für Gott „ein duftender Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig“ (Phil 4,16-18).

Vers 3

Eph 5,3: Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Habsucht {o. Gier} werde nicht einmal unter euch genannt, gleichwie es Heiligen geziemt;

Die Liebe, die das Wohl der andern sucht, schließt die Unheiligkeit aus, die das Fleisch auf Kosten der andern befriedigt, und die Habsucht, die den eigenen Vorteil sucht. Unser Wandel sollte sein, „gleichwie es Heiligen geziemt“. Der Maßstab unserer Moral ist nicht einfach der Wandel, der sich für einen anständigen Menschen schickt, sondern wie er sich für Heilige geziemt. Wenn es um die Ausübung der Liebe geht, werden wir als „geliebte Kinder“ angeredet; wenn es um das Ablehnen der Lust geht, heißt es: „… gleichwie es Heiligen geziemt.“

Vers 4

Eph 5,4: … auch Schändlichkeit und albernes Geschwätz oder Witzelei, welche sich nicht geziemen, sondern vielmehr Danksagung.

Darüber hinaus ist die vergängliche Fröhlichkeit, die die Weit in Schändlichkeit, albernem Geschwätz oder Witzelei findet, ungeziemend für einen Gläubigen. Nicht „das Lachen des Toren“ (Pred 7,6), sondern die tiefe, stille Freude des Dankens passt zu einem Gläubigen.

Vers 5

Eph 5,5: Denn dieses wisset und erkennet ihr, dass kein Hurer oder Unreiner oder Habsüchtiger (welcher ein Götzendiener ist), ein Erbteil hat in dem Reiche Christi und Gottes.

Diejenigen, die durch Unreinheit, Habsucht und Götzendienst gekennzeichnet sind, werden nicht nur des Segens des kommenden Reiches Christi und Gottes verlustig gehen, sondern werden, indem sie dem Evangelium ungehorsam sind, unter den Zorn Gottes kommen. Im Gegensatz zu der gegenwärtigen bösen Welt wird das Reich Gottes ein Bereich sein, in dem die Liebe herrscht und von dem die Lust ausgeschlossen ist. Das, was von dem kommenden Reich wahr ist, sollte heute die Familie Gottes kennzeichnen.

Vers 6

Eph 5,6: Niemand verführe euch mit eitlen Worten, denn dieser Dinge wegen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams.

Wer werden gewarnt, uns nicht mit eitlen Worten verführen zu lassen. Es ist offensichtlich, dass die Menschen mit ihrer Philosophie und Wissenschaft die Lust entschuldigen wollen und versuchen, einen Glanz von Poesie und Romantik über die Sünde zu legen, um ihr ein attraktives Aussehen zu geben. Dennoch kommt der Zorn Gottes dieser Dinge wegen über die Kinder des Ungehorsams. Die „Söhne des Ungehorsams“ sind solche, die die Wahrheit gehört, aber abgelehnt haben. In gewisser Weise waren die Juden in den Tagen des Paulus eine Klasse solcher Söhne des Ungehorsams, aber es wird in zunehmendem Maße wahr von der Christenheit. Es ist wohl so, dass die Menschen für ihre bösen Taten gerichtet werden, aber die größte Sünde wird der Ungehorsam gegenüber dem Evangelium sein.

Vers 7

Eph 5,7: Seid nun nicht ihre Mitgenossen.

Mit solchen sollten wir keine Gemeinschaft pflegen. Die Kinder Gottes und die Söhne des Ungehorsams können nichts gemeinsam haben.

Verse 8-10

Eph 5,8-10: Denn einst waret ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts, (denn die Frucht des Lichts besteht in aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit), indem ihr prüfet, was dem Herrn wohlgefällig ist.

Zweitens waren wir einst Finsternis, jetzt aber sind wir Licht in dem Herrn. Es ist nicht einfach so, dass wir uns als unwissend über Gott im Dunkeln befanden, sondern wir waren von einer Natur gekennzeichnet, die Finsternis war, denn sie fand ihr Wohlgefallen in allem, was im Widerspruch zu Gott ist. Jetzt sind wir Teilhaber der göttlichen Natur, und diese Natur ist durch Liebe und Licht gekennzeichnet. Deshalb kann der Apostel nicht nur sagen, dass wir Licht sind, sondern dass wir Licht in dem Herrn sind. Indem wir unter den Einfluss des Herrn kamen, sind wir in das Licht dessen gekommen, was Ihm entspricht. Wir sollen das lieben, was Er liebt.

Da wir Licht in dem Herrn sind, sollten wir als Kinder des Lichts wandeln. Das ist ein Wandel, der sich in „aller Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit“ zeigt, denn diese Dinge sind die Frucht des Lichts. Wenn wir so wandeln, werden wir in unsern Umständen das ausüben, was dem Herrn wohlgefällig ist und dadurch ein Zeugnis gegen die unfruchtbaren Werke der Finsternis sein. Jemand hat gesagt: Ein Kind, das seinen Vater beobachtet, lernt, was ihm gefällt, und weiß, was er in den jeweiligen Umständen gern hätte. In dieser Weise machen wir kund, „was dem Herrn wohlgefällig ist“.

Verse 11-13

Eph 5,11-13: Und habet nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr aber strafet sie auch; denn was heimlich von ihnen geschieht, ist schändlich selbst zu sagen. Alles aber, was bloßgestellt wird, wird durch das Licht offenbar gemacht; denn das Licht ist es, welches alles offenbar macht.

Wir sind bereits davor gewarnt worden, mit bösen Arbeitern Gemeinschaft zu haben. Jetzt werden wir vor der Gemeinschaft mit den Werken der Finsternis gewarnt. Wir sollten sie vielmehr strafen oder bloßstellen. Es ist schändlich, von den Dingen zu reden, die das Fleisch im Geheimen tun kann. Das Licht Christi straft das Böse, das es offenbart. Im Christentum können die Leute nicht in aller Öffentlichkeit solche groben Sünden verüben, die im Heidentum offen getan werden. Das Licht in den Christen ist zu stark. Leider werden mit dem Nachlassen dieses Lichtes die Sünden wieder offener verübt.

Vers 14

Eph 5,14: Deshalb sagt er: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!

Der Ungläubige ist tot für Gott. Der wahre Gläubige kann, wenn er diese Ermahnungen nicht beachtet, in einen Zustand des Schlafes fallen, in welchem er wie ein Toter ist. In einem solchen Zustand wird ihm das Licht Christi nichts nützen. Ihm gilt die Ermahnung: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, und der Christus wird dir leuchten!“ Es ist richtig gesagt worden: Christus selbst ist die Quelle, der Ausdruck und das Maß des Lichtes für die Seele, die wach ist.

Verse 15-17

Eph 5,15-17: Sehet nun zu, wie ihr sorgfältig wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise, die gelegene Zeit auskaufend, denn die Tage sind böse. Darum seid nicht töricht, sondern verständig, was der Wille des Herrn sei.

Drittens werden wir ermahnt, weise zu wandeln. Nachdem wir aus den ersten 14 Versen gelernt haben, dass der wahre Maßstab eines richtigen Wandels die Natur Gottes, also Licht und Liebe ist, sollten wir Nutzen aus dieser Belehrung ziehen und „sorgfältig wandeln, nicht als Unweise, sondern als Weise“. In einer bösen Welt braucht der Christ Weisheit, und zwar Weisheit für das, was gut ist. So kann der Apostel in einem andern Brief schreiben: „Ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen“ (Röm 16,19). Unsere Weisheit zeigt sich darin, dass wir die Zeit auskaufen und verstehen, was der Wille des Herrn ist. Die Tage sind böse, und wenn es nach dem Teufel ginge, gäbe es nie Zeit und Gelegenheit für das, was dem Herrn wohlgefällig ist. Um Gutes zu tun, müssen wir oft sozusagen dem Feind die Gelegenheit entreißen. Wenn wir den Willen des Herrn verstehen, werden wir oft feststellen, dass ein böser Tag zu einer Gelegenheit werden kann, um Gutes zu tun. Durch Gebet und Fasten erkannte Nehemia den Willen des Herrn für sein Volk, so dass er, als sich in Gegenwart des Königs Artasasta die Gelegenheit bot, diese auch ausnutzte (Neh 1,4; 2,1-5). Es ist möglich, eine große Kenntnis des Bösen zu haben und doch unwissend im Blick auf den Willen des Herrn zu sein, und somit ist man „unweise“.

Verse 18-21

Eph 5,18-21: Und berauschet euch nicht mit Wein, in welchem Ausschweifung ist, sondern werdet mit dem Geiste erfüllt, redend zueinander {o. zu euch selbst} in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in {o. mit} eurem Herzen, danksagend allezeit für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus, einander unterwürfig in der Furcht Christi.

Gottgegebene Weisheit wird zu Nüchternheit führen, im Gegensatz zur Erregung der Natur. Die Welt mag zu einer vergänglichen Berauschung verhelfen, die zur Überbordung des Bösen führt; aber der Christ hat eine Quelle der Freude in sich: den Heiligen Geist. Als solche, die den Geist besitzen, werden wir ermahnt, mit dem Geist erfüllt zu sein. Wäre der Geist in uns nicht betrübt und könnte Er unsere Gedanken und Zuneigungen beherrschen, so wäre das Ergebnis eine Gesellschaft von Menschen, die völlig getrennt von der Welt und ihren Vergnügungen sich gemeinsam eines Lebens erfreuten, von dem die Welt nichts weiß und an dem sie kein Vergnügen finden kann. Dieses Leben findet seinen Ausdruck in Lob und Dank, die aus den Herzen derer fließen, die sich im Herrn freuen. Es ist ein Leben, das „in allem“ die Liebe und Güte Gottes erkennt, wie schwierig die Umstände auch sein mögen. Deshalb dankt dieses Leben allezeit für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Wie in allen Dingen, so ist Christus auch hier das vollkommene Vorbild für uns Christen. Als Er trotz all seiner gewaltigen Werke von Israel verworfen wurde, lesen wir: „Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde“ (Mt 11,25).

Im Weiteren sollten wir, wenn erfüllt mit dem Geist, durch diesen Geist der Niedrigkeit und Sanftmut gekennzeichnet sein, der uns dazu führt, einander unterwürfig zu sein in der Furcht Christi. Das steht im Gegensatz zu der Selbstgefälligkeit des Fleisches, das sich und seine Freiheit geltend macht, um zu handeln, ohne auf das Gewissen anderer Rücksicht zu nehmen.

So wird also der Gläubige, der mit dem Geist erfüllt ist, durch drei Dinge gekennzeichnet: erstens durch einen Geist des Lobes dem Herrn gegenüber; zweitens durch Unterwürfigkeit mit Danksagung unter alles, was der Vater zulässt; drittens durch gegenseitige Unterwürfigkeit in der Furcht Christi.

Der Wandel des Gläubigen in Verbindung mit seinen natürlichen Beziehungen

In diesem Teil des Briefes werden wir als Christen hinsichtlich eines würdigen Wandels in unseren irdischen Beziehungen ermahnt. Zuerst spricht der Apostel von der innigsten dieser Beziehungen, von Mann und Frau (Eph 5,22-33), dann von Kindern und Eltern (Eph 6,1-4) und schließlich von Knechten und Herren (Eph 6,5-9).

Als Einzelne anerkennen wir Christus als Herrn und deshalb sollten wir den Verantwortungen jeder Beziehung in der Furcht des Herrn nachkommen. Die Frau soll ihrem eigenen Mann unterwürfig sein „als dem Herrn“ (Eph 5,22); die Kinder sollen ihren Eltern gehorchen „im Herrn“ (Eph 6,1); die Väter sollen ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung „des Herrn“ erziehen (Eph 6,4); die Knechte sollen ihren Dienst tun „als dem Herrn“ (Eph 6,7); und die Herren sollten sich erinnern, dass sie einen Herrn im Himmel haben (Eph 6,9).

1. Ehefrauen und Ehemänner

Verse 22-26

Eph 5,22-26: Ihr Frauen, [seid unterwürfig] euren eigenen Männern, als dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch der Christus das Haupt der Versammlung ist; er ist des Leibes Heiland. Aber gleichwie die Versammlung dem Christus unterworfen ist, also auch die Frauen ihren Männern in allem. Ihr Männer, liebet eure Frauen, gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, auf dass er sie heiligte, sie reinigend {o. gereinigt habend; s. die Anm. zu Röm 6,13} durch die Waschung mit Wasser durch das Wort,

Die christlichen Frauen werden ermahnt, ihren eigenen Männern in allem unterwürfig zu sein, und die christlichen Ehemänner werden ermahnt, ihre Frauen zu lieben. Besondere Ermahnungen haben immer die bestimmte Sache im Auge, in welcher der angesprochene Einzelne leicht versagt. Die Frau neigt dazu, die Unterwürfigkeit aufzugeben. Deshalb wird sie daran erinnert, dass der Ehemann das Haupt seiner Frau und ihr Platz in der Unterwürfigkeit ist. Der Mann neigt mehr als die Frau dazu, in seinen Zuneigungen zu versagen, weshalb die Ehemänner ermahnt werden, ihre Frauen zu lieben.

Um die Unterwürfigkeit der Frau und die Zuneigung des Mannes zu betonen, schweift der Apostel ab, um von Christus und der Versammlung zu reden. Dabei lernen wir die große Wahrheit kennen, dass die irdischen Beziehungen nach dem Muster himmlischer Beziehungen gebildet worden sind. Als Gott zuerst die Beziehung von Mann und Frau (in der Ehe) einführte, geschah es nach dem Muster dessen, was damals nur in seinen Ratschlüssen bestand: Christus und seine Versammlung. So wurde auf der einen Seite die Beziehung von Adam und Eva als Eheleute untereinander zum ersten Bild in der Schrift von Christus und seiner Versammlung. Anderseits dient Christus und die Versammlung dazu, die wahre Haltung der Eheleute untereinander zu illustrieren. Die Frau soll ihrem Mann als dem Haupt unterwürfig sein, wie Christus das Haupt der Versammlung und der Heiland dieser sterblichen Leiber ist. Und dann, wenn der Mann ermahnt wird, seine Frau zu lieben, soll es nach dem Muster von Christus und der Versammlung geschehen. Er soll sie lieben, „gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt hat“.

Man mag denken, der gesetzte Maßstab sei sehr hoch und die Aussagen, dass die Frauen ihren Männern in allem unterwürfig sein und die Männer ihre Frauen lieben sollen, wie Christus die Versammlung geliebt hat, seien sehr stark. Aber welcher Frau wird es etwas ausmachen, ihrem Mann unterwürfig zu sein, der sie liebt, wie Christus die Versammlung liebt? Und welcher Mann könnte aufhören, seine Frau zu lieben, die immer so unterwürfig ist, wie die Versammlung Christus unterwürfig sein sollte?

Das Herz des Apostels ist so erfüllt von Christus, dass er die Gelegenheit wahrnimmt, durch diese praktischen Ermahnungen eine sehr lebendige Zusammenfassung der ewigen Beziehungen zwischen Christus und seiner Versammlung vor uns zu stellen, und wir tun gut, darauf zu achten.

Er erinnert uns daran, dass „Christus das Haupt der Versammlung ist“, dass „Christus die Versammlung geliebt hat“ und dass Er sie nährt und pflegt. Er ist das Haupt, das sie führt, Er hat ein Herz, das sie liebt und eine Hand, die jedem ihrer Bedürfnisse begegnet. Inmitten all der Schwierigkeiten, denen wir gegenüberstehen, finden wir unsere unerschöpfliche Hilfsquelle in dem Aufschauen zu Christus, unserem Haupt, um Weisheit und Leitung zu empfangen. In allen unseren Kümmernissen und in dem Versagen menschlicher Liebe können wir auf die unveränderliche Liebe Christi, die alle Erkenntnis übersteigt, zählen; und in allen unseren Bedürfnissen können wir mit seiner Fürsorge und seinen Vorkehrungen rechnen.

Weiter wird die Liebe Christi in einer dreifachen Weise vor uns gestellt. Da finden wir das, was seine Liebe in der Vergangenheit getan hat, was sie in der Gegenwart tut und was sie in der Zukunft noch tun wird. In der Vergangenheit hat Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben. Er gab nicht nur eine königliche Krone, Herrlichkeiten eines Reiches und irdische Bequemlichkeit auf, um einen Weg der Erniedrigung und Leiden zu gehen, sondern Er gab zuletzt sich selbst. Mehr konnte Er nicht geben.

Aber Er starb nicht nur für uns in der Vergangenheit; Er lebt für uns in der Gegenwart. Heute heiligt und reinigt Er die Versammlung durch die Waschung mit Wasser durch das Wort. Er ist täglich mit uns beschäftigt, indem Er uns von dieser bösen Welt trennt und uns praktisch vom Fleisch reinigt. Dieses gesegnete Werk führt Er aus, indem Er das Wort auf unsere Gedanken, Worte und Handlungen anwendet.

Lasst uns daran denken, dass Er die Versammlung nicht zuerst würdig machte, geliebt zu werden, um sie dann zu lieben und sich für sie hinzugeben. Er liebte sie so, wie sie war, gab sich dann für sie hin und ist nun tätig, um sie für sich passend zu machen. Gott handelte in gesegneter Weise auf dem gleichen Grundsatz im Blick auf Israel. Jahwe konnte zu Israel sagen: „Ich ging an dir vorüber und sah dich zappeln in deinem Blute… Du warst nackt und bloß. Und ich ging an dir vorüber und sah dich, und siehe, deine Zeit war die Zeit der Liebe; und ich breitete meinen Zipfel über dich aus, und bedeckte deine Blöße … und trat in einen Bund mit dir…; und ich schmückte dich mit Schmuck, ich legte Armringe an deine Hände und eine Kette um deinen Hals … und setzte eine Prachtkrone auf dein Haupt. … Und du warst überaus schön … Und dein Ruf ging aus unter die Nationen wegen deiner Schönheit; denn sie war vollkommen durch meine Herrlichkeit, die ich auf dich gelegt hatte“ (Hes 16,6-14). Israels Zeit der Not war die Zeit der Liebe Gottes. So hat Christus die Versammlung in all ihrer tiefen Not geliebt und sich selbst für sie hingegeben. Nachdem Er sie erworben hat, reinigt Er sie und macht sie passend für sich. Wir sind nicht zufrieden, wenn jemand, den wir lieben, nicht zu uns passt. Christus wird nicht eher befriedigt sein, bis die Versammlung Ihm vollkommen entspricht.

Vers 27

Eph 5,27: … auf dass er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und tadellos sei.

In der Zukunft wird Er in seiner Liebe die Versammlung sich selbst darstellen, „die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern heilig und tadellos sei“. Die gegenwärtige Heiligung von Vers 26 wird mit der Darstellung in Herrlichkeit in Vers 27 verbunden; das heißt der Zustand, in welchem wir Christus in der Herrlichkeit vorgestellt werden, nämlich „heilig und tadellos“ ist heute schon das Maß unserer Heiligung. Während wir hier sind, werden wir diesen Grad von Herrlichkeit nicht erreichen, aber es gibt keinen andern Maßstab. Außerdem ist der Zustand in der Herrlichkeit nicht nur der Maßstab unserer Heiligung, sondern, wie es vollkommen in Christus zum Ausdruck kam, die Kraft unserer Heiligung.

Das Wort, das uns aufdeckt, was wir sind, und uns mit Christus in der Herrlichkeit beschäftigt, ist die Kraft zur Reinigung. Das Wort und die heiligende Wirkung von Christus in der Herrlichkeit werden durch den Herrn in seinem Gebet in Johannes 17 zusammengebracht: „Heilige sie durch die Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,17). Und der Herr fügt hinzu: „Ich heilige mich selbst für sie, auf dass auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“ (Joh 17,19). Der Herr sondert sich selbst ab in der Herrlichkeit, als Anziehungspunkt für sein Volk auf Erden; und indem wir mit Ihm beschäftigt sind, werden wir in sein Bild verwandelt werden von Herrlichkeit zu Herrlichkeit.

Leider hat die Christenheit darin völlig versagt, in dem Licht dieser großen Wahrheiten über Christus und die Versammlung zu wandeln. In der Praxis hat sie aufgehört, Christus seinen Platz als Haupt zu geben und sich damit auch geweigert, sich Ihm zu unterwerfen. Deshalb brauchen wir uns kaum zu wundern, dass die irdischen Beziehungen, die nach dem Muster von Christus und der Versammlung gebildet sind, nicht aufrechtgehalten wurden. Das führte auf der Seite der Frau zu einer weitverbreiteten Auflehnung gegen die Unterwürfigkeit unter den Mann und auf der Seite des Mannes zu Untreue und einem Mangel an Liebe gegenüber seiner Frau. Der Niedergang des Christentums und die Zerstreuung der Gläubigen in unzählige Spaltungen der Christenheit können auf zwei Übel zurückgeführt werden. Bekennende Christen haben den Platz der Unterwürfigkeit gegenüber Christus, der der Versammlung zusteht, aufgegeben und sich den Platz der Autorität, die dem Haupt gehört, widerrechtlich angeeignet.

Die Anfänge dieser Übel wurden schon in der Versammlung von Korinth gefunden. Dort setzten die Christen Führer an die Stelle von Christus und spalteten sich in Parteien, die ihren selbst gewählten Führern unterwürfig waren. Das Böse, welches seinen Anfang in Korinth nahm, hat sich im Christentum voll entwickelt. Hier hat der Klerikalismus (die Geistlichkeit) Christus als Haupt praktisch auf die Seite gestellt, und Unabhängigkeit hat die Stelle der Unterwürfigkeit gegenüber Christus eingenommen.

Verse 28-30

Eph 5,28-30: Also sind auch die Männer schuldig, ihre {eig. ihre eigenen} Frauen zu lieben wie {o. als} ihre eigenen Leiber. Wer seine {eig. seine eigene} Frau liebt, liebt sich selbst. Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie auch der Christus die Versammlung. Denn wir sind Glieder seines Leibes, [von seinem Fleische und von seinen Gebeinen].

Nachdem der Apostel die Wahrheit von Christus und der Versammlung in so gesegneter Weise vorgestellt hat, kehrt er zu seinen praktischen Ermahnungen zurück. Die Männer sollten ihre Frauen wie ihre eigenen Körper lieben, denn die beiden sind in Wahrheit so sehr eins, dass der Ehemann seine Frau als „sich selbst“ ansehen kann. Steht es so, wird der Mann sich freuen, seine Frau zu nähren, indem er allen ihren Bedürfnissen begegnet, und sie zu pflegen als jemand, der ihm sehr kostbar ist. Wieder stellt der Apostel Christus und seine Fürsorge für die Versammlung als vollkommenes Vorbild für die Aufmerksamkeit des Mannes gegenüber seiner Frau vor. Nicht nur ist Christus in der Vergangenheit für uns gestorben und handelt jetzt mit uns im Blick auf die Ewigkeit, sondern Er wacht über uns und sorgt für uns, während wir auf dem Weg vorangehen, indem Er uns als „sich selbst“ betrachtet. Weil wir „Glieder seines Leibes, von seinem Fleische und von seinen Gebeinen“ sind, konnte Er zu Saulus von Tarsus in den Tagen, als dieser noch Drohung und Mord wider die Heiligen schnaubte, sagen: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Jemand hat richtig gesagt: Des Menschen Fleisch ist er selbst, und so sorgt Christus für sich selbst, wenn Er für die Versammlung sorgt. Christus versagt nie, und es gibt kein Bedürfnis in seiner Versammlung, das nicht eine Antwort in seinem Herzen findet.

Verse 31.32

Eph 5,31.32: „Deswegen wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein.“ Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in Bezug auf Christum und auf die Versammlung.

Der Mann, der seine Frau liebt, liebt sich selbst, und er soll andere Beziehungen verlassen, um seiner Frau anzuhangen. Der Apostel führt eine Stelle aus dem ersten Buch Mose an, aber er sagt ausdrücklich, dass dies ein großes Geheimnis ist, das sich auf Christus und die Versammlung bezieht. Christus hat als Mensch alle Beziehungen zu Israel nach dem Fleische aufgegeben, um seine Versammlung zu erwerben.

Vers 33

Eph 5,33: Doch auch ihr, ein jeder von euch liebe seine Frau also wie sich selbst; die Frau aber, dass sie den Mann fürchte.

Dennoch, sagt der Apostel, sollte jeder Mann, während er versucht, in diese ewigen Wahrheiten des großen Geheimnisses von Christus und der Versammlung einzudringen, dafür Sorge tragen, seine Frau so zu lieben wie sich selbst. Ebenso sollte jede Frau, die diese Dinge zu verstehen sucht, ihren Mann in der rechten Weise fürchten.

Vorheriger Teil Nächster Teil


Zuerst erschienen in Halte fest www.haltefest.com
und als Buch erschienen in Christus und seine Versammlung
erhältlich bei www.beroea.ch
Bibelverse eingefügt von SoundWords


Note from the editors:

The SoundWords editorial team is responsible for the publication of the above article. It does not necessarily agree with all expressed thoughts of the author (except of course articles of the editorial staff) nor would it like to refer to all thoughts and practices, which the author represents elsewhere. “But examine all things, hold fast the good” (1Thes 5:21).—See also „On our own account ...

Bibeltexte im Artikel anzeigen