Das Hauptinteresse des Herrn auf der Erde
Johannes 15,26; Epheser 5,25; Matthäus 16,18

James Butler Stoney

© SoundWords, online: 24.11.2003, updated: 06.07.2023

Leitverse: Johannes 15,26; Epheser 5,25; Matthäus 16,18

Joh 15,26: Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, den Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen.

Einleitung

Es ist mein Wunsch, dass wir in einer Zeit der Nachahmung die Wirklichkeit der Gegenwart des Herrn verstehen möchten; wir haben es heute mit Schlimmerem als Zauberern und Schriftgelehrten zu tun, die es in den Tagen Moses gab. Jannes und Jambres widerstanden Mose. Doch in welcher Weise taten sie dies? Sie sagten gleichsam: Wir können das ebenso gut tun wie du. Das war Nachahmung; dem gegenüber haben wir fest zu stehen (2Tim 3,8). Man gibt vor, ebenso richtig zu stehen wie du; man fußt auf derselben Schriftstelle wie auch du – (Mt 18,20). Was haben wir nun zu tun? Beweisen, dass wir etwas Größeres haben, nämlich die Kraft dessen, was wir bekennen. Es gibt offenbare Kennzeichen, die sich mit seiner Gegenwart verknüpfen. Die ersten drei vermögen wir ziemlich klar zu erkennen: die Charakterzüge seiner Gegenwart, dann die Gesellschaft derer, denen seine Gegenwart verbürgt ist, und drittens die Wirkung auf das tagtägliche Leben des Einzelnen. Heute Abend möchte ich die Aufmerksamkeit auf das lenken, was Christi Hauptinteresse in der gegenwärtigen Zeit ausmacht.

Das Hauptinteresse des Herrn

Dies ist, wie wir sehen werden, das Zeugnis. Könntest du irgendjemandem nahestehen, den du sehr wertschätzest, und nicht wissen oder zu wissen suchen, was sein Hauptinteresse ist? Das ist unmöglich. Sehr oft haben ernste Gläubige eine unbestimmte Ahnung von dieser Wahrheit, obgleich sie nicht aus der Schrift darüber belehrt sind. Eine solche Person wird die Belehrung darüber umso höher schätzen. Man kann nicht in der Gegenwart des Herrn sein, ohne sein vornehmstes Interesse zu kennen und zu wissen, dass keinerlei Wolke zwischen Ihm und uns ist. Wenn du in seiner Nähe bist, wirst du sicher fühlen, dass ein starkes Band dich mit Ihm verbindet, selbst wenn du nicht über das Einsgemachtsein mit Ihm belehrt bist. Nichts kommt dem Aufenthalt in der Nähe des Herrn gleich. Mancher mag sehr in der Schrift bewandert und fähig sein, alle ihre verschiedenen Teile gleich einer Wissenschaft zu erschließen, ohne sie eigentlich zu verstehen, weil man darin leben muss, um sie zu verstehen. Dies lernst du nur in der Nähe und Gemeinschaft mit dem Herrn.

Ich komme sogleich zu dem, was das größte Interesse des Herrn Jesus bildet, doch zuerst musst du eingedenk sein, dass Er einen Gegenstand hat, der sein ganzes Interesse in Anspruch nimmt. Und dieser sollte auch unser erstes Interesse bilden.

Nicht deine Familie oder dein Dienst oder dies und jenes sollte bei dir im Vordergrund stehen, sondern das, was Christi erstes Interesse ist. Das zu verstehen, sollte das Anliegen unserer Liebe sein. Es wird nur durch Liebe erkannt, und niemand versteht die Liebe Christi, bis wir seine Liebe kennen. Liebe wird durch nichts anderes als Liebe verstanden. Der Sinn kann ein Herz nicht bilden; er möchte es erleuchten. Nur ein Herz kann ein Herz verstehen. Christus hat ein Ihm über alles gehende Hauptinteresse; wenn ich mit Ihm vertraut bin, dann bildet sein Hauptinteresse mein Hauptinteresse.

Von Abrahams Berufung an hatte Gott stets ein Hauptinteresse auf Erden. Mag es das Führen des Volkes durch die Wüste nach Kanaan mit der Stiftshütte in der Mitte oder die Stadt und der Tempel gewesen sein, Er hatte immer ein Hauptinteresse hier auf Erden, und es ist mein Wunsch, euch dies vorzustellen. Es ist etwas Großes für das Herz, wenn es die Wahrheit der Schrift in dieser ganz bestimmten Richtung erfasst. Wir können hier das ganze Gewicht der Schrift in Anwendung bringen, um die Tatsache zu begründen, dass Gott stets ein Hauptinteresse hatte, und die Schlussfolgerung daraus ist, dass Er dies auch heute hat. Der Feind widerstreitet dieser Tatsache allezeit, doch es könnten viele Personen aus der Schrift angeführt werden, die Gott in besonderer Weise geehrt hat, weil sie an dieser Wahrheit unentwegt und standhaft festgehalten haben. Ich zweifle nicht, dass, wenn selbst die Bürde eurer Sorgen euch niederdrückten, ihr euch in der Energie des Geistes erheben würdet, wenn Gottes Interesse euer Mittelpunkt wäre. Denkt an Mose, Daniel, Jeremia und Paulus.

Es ist nicht die Frage zahlenmäßiger Stärke; wenn ein Mann oder eine Frau an einem Ort dem Interesse des Herrn Jesus treu ist, wird sie zu wunderbarem Licht und Segen benutzt. Das ist der einzige Zufluchtsort in Tagen wie den heutigen. Mose stand 600.000 streitbaren Männern gegenüber. Er fürchtete sich nicht, obwohl sie ihn hätten vernichten können. Im Gegenteil, die Kraft Gottes war mit ihm. Wenn Christi Interesse unser Hauptinteresse bildet, dann haben wir Gelingen in unseren Seelen. In Psalm 1 heißt es: „Alles, was er tut, gelingt.“ Nur auf diese Weise haben wir die Kraft, die Stütze, die Ermunterung und den Trost des Heiligen Geistes. Wie viele mögen verstehen, was das ist? Ein Mann des Glaubens vertraut nur auf Gott und auf sonst nichts; und in dem Maße, wie ich Gottes Interesse auf Erden treu bin, habe ich Gott als Stütze. 1. Mose 33 beweist, dass ich seine Unterstützung verliere, wenn ich Gottes Interessen nicht treu bin. Jakob war zum Land Kanaan zurückgekehrt. Gott hatte ihm einen neuen Namen und einen neuen Anfang gegeben. Und was tut er? Er kauft ein Stück Land. Er ist vom göttlichen Weg abgewichen. Kaum könnte man sich ein elenderes Bild vorstellen als das, welches Jakob dann, man möchte sagen zwangsläufig, im nächsten Kapitel abgibt. Und das seines Eigensinns wegen.

Das Zeugnis Gottes auf der Erde

Es gab verschiedene Darstellungen des Zeugnisses Gottes auf dieser Erde. Sie alle stehen im Gegensatz zu den herrschenden Grundsätzen ihrer Zeit. Abraham war das erste Zeugnis oder der Anfang. Demgegenüber sehen wir Babel in seinen Anfängen (1Mo 11). Abraham wurde herausgerufen, um nach Kanaan zu gehen und dort ein Fremdling zu sein. Er wurde hinweggerufen von dem Ort, wo die größte Unabhängigkeit zu Hause war, um völlige Abhängigkeit von Gott zu offenbaren. Das Ende dieser Welt wird die völlige Ausprägung der Grundsätze Babels sein in der völligen Unabhängigkeit von Gott. Lies Offenbarung 18,7b.

Das nächste Zeugnis war 2. Mose 3,8: „Ich bin herabgekommen, sie zu erretten aus der Hand der Ägypter und sie hinaufzuführen in ein gutes und geräumiges Land, in ein Land, das von Milch und Honig fließt.“ Wir haben nicht, wie Israel, unser Besitztum erst noch zu erlangen, wir haben es schon; aber wir haben unser Besitztum in seinem vollen Umfang festzuhalten, indem wir nicht einen Teil davon dem alten Einwohner, das heißt dem alten Menschen einräumen.

Der Feind im Land war der verräterischste aller Feinde. Pharao ist ein offener Feind, ebenso Amalek. Balaam wird nicht so leicht erkannt, er ist listiger und einschmeichelnder. Doch wenn du im Land den alten Einwohner nicht austreibst, so wirst du ihm zum Opfer fallen. Im weiteren Verlauf der Geschichte Israels sehen wir, dass sie Gefangene in ihren eigenen Häusern waren. Im Land, auf dem rechten Boden, aber Gefangene. Sie hatten Gottes Interesse fahrenlassen, und die Folge davon war, dass sie ihre eigenen Segnungen verloren.

Ich verweile nicht lange bei den Königen. Zur Zeit Davids stand die Stadt im Vordergrund, bei Salomo das Haus. Die Zeit Haggais gleicht sehr der unsrigen. Die Gefangenen waren aus der Gefangenschaft zurückgekehrt und hatten begonnen zu bauen. Wenn wir in der Kraft des Heiligen Geistes handeln, so werden wir entdecken, was für eine Macht gegen uns ist. Satan möchte uns irgendetwas tun lassen, nur nicht das Gott Wohlgefällige. Wo das meiste Gute ist, da wird auch oftmals der stärkste Widerspruch sein. Die Zurückgekehrten wurden entmutigt; sie hörten auf zu bauen und gingen ihrem eigenen Interesse nach. Das Haus, Gottes Interesse, wurde übersehen.

Das nächste Zeugnis war der Herr Jesus selbst, als Er hier auf Erden war. Christus in der Herrlichkeit ist heute das Zeugnis. Gehen wir jetzt weiter zum Neuen Testament und lesen einen Vers aus Johannes 2,15-17: „Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus … Seine Jünger aber gedachten daran, dass geschrieben steht: Der Eifer um dein Haus verzehrt mich.“ Können wir sagen: Der Eifer um dein Haus verzehrt mich? Wir sollten fähig sein, dies zu sagen. Können wir aufrichtig sagen, dass Gottes Haus im Vordergrund unseres Interesses auf Erden steht? Gewiss, du musst deinem Geschäft nachgehen und dich deiner Familie widmen. Doch deine alleinigen Obliegenheiten bestehen darin nicht. Jemand könnte einwenden, dass das Haus in Trümmern liegt. Was könnte aber schlimmer sein, als der Zustand der Dinge, während der Herr hienieden war? Ungeachtet alles dessen macht der Herr eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle hinaus. Er selbst tat es. Welch eine Schar würden wir sein, wenn auch uns ein solcher Eifer charakterisierte.

In Johannes 15,26 sagt der Herr: „Wenn aber der Sachwalter gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen.“ Er sagt nicht: „Ihr werdet zeugen“, sondern: „Er wird zeugen.“ Warum? Weil menschliche Hilfsmittel nicht in Betracht kommen. In Kapitel 14 ist der Heilige Geist vom Vater gesandt, um den Jüngern den Trost zu bringen, der Christus ihnen hienieden gewesen war. Hier, in Kapitel 15 ist der Geist vom Vater gesandt, damit Er „von mir zeugen“ möge; das ist, von dem Herrn Jesus in der Herrlichkeit; und durch seine Kraft allein kann ich von Ihm zeugen.

Man kann sagen: Die Gemeinde ist auf einen falschen Weg gegangen. Man kann aber nicht sagen: Der Heilige Geist ist fehlgegangen. Dieselbe Kraft, von Christus zu zeugen, ist jetzt noch hier auf der Erde in der Versammlung, wie sie es je zuvor war, und ich wiederhole, dass, wenn du in Gemeinschaft mit Ihm bist, du eine Empfindung von dem Interesse deines Herrn haben wirst. Wir sind heute nur wenige, doch das, was uns jetzt beschäftigt, ist die Tatsache, dass die Kraft zur Aufrechterhaltung des Zeugnisses des Herrn auf dieser Erde heute ebenso groß ist, wie sie es je zuvor war. Was uns nottut, sind treue Streiter für die Sache des Herrn, nicht bloße Auswanderer, die auf dem Weg zum Himmel sind.

Wir müssen anerkennen und in unseren Herzen aufnehmen, dass die Kraft des Geistes hienieden ist, die von jeher alle Glaubensmänner aufrechtgehalten hat. Doch die Gläubigen des Alten Bundes konnten nicht dasselbe sagen, was wir heute sagen können: dass der Heilige Geist auf der Erde ist, ob wir seine Kraft benutzen oder nicht. Das ist das Wunderbare: das Herniederkommen des Heiligen Geistes; und wenn wir unter der bewussten Leitung des Geistes stehen, können wir Christus nicht aus den Augen verlieren.

Das gegenwärtige Interesse des Herrn

Christus hat die Gemeinde geliebt

Nun komme ich zu dem, was Christi gegenwärtiges Interesse ausmacht. Lesen wir Epheser 5,25:

Eph 5,25: Ihr Männer, liebet eure Frauen, gleichwie Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat.

Das ist sein Hauptinteresse! Im Alten Testament finden wir es durch Schatten vorbildlich dargestellt; ich möchte darauf nicht eingehen, ich möchte nur auf die Grundzüge aufmerksam machen. Wenn Gott eine Wahrheit kundmachen will, gebraucht Er Vorbilder aus dem Alten Testament. Ich rede von der Braut, Rebekka beispielsweise, um Isaak zu trösten; oder Joseph, dem in Ägypten eine Frau gegeben wurde – jemand um ihn zu trösten, als er ein Fremdling war. Johannes sagt: „Der die Braut hat, ist der Bräutigam“, er war der Freund des Bräutigams. Wenn nun auch der Zustand der Dinge in Unordnung geraten ist, sollte Christus deshalb seine Versammlung weniger lieben? Hat sich seine Liebe verringert? Dem Herrn sei Dank, nimmermehr! Mögen auch manche nicht verstehen, dass die Gemeinde bei einem Zustand des Verfalls noch sein erstes Interesse bildet. Doch inmitten des Verfalls gibt es solche, die man gewöhnlich den Überrest nennt, obwohl das Wort nicht so ganz passt. In Jesaja 17,6 wird gesagt: „Doch wird eine Nachlese davon übrigbleiben … zwei, drei Beeren oben im Wipfel, vier, fünf an seinen, des Fruchtbaumes Zweigen.“ Aber dennoch, die wenigen Beeren sind gute Früchte.

Was auch der Zustand der Dinge sein mag, die Gemeinde ist und bleibt das erste Interesse des Herrn auf der Erde. Seine Kraft ist hier! „Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Noch nie sah ich einen Mann oder eine Frau in der Kraft des Geistes, deren Gegenstand des Interesses nicht die Gemeinde gewesen wäre. Die Gemeinde muss im Blick auf das, was auf der Erde ist, bei uns den ersten Platz einnehmen[1], und es kommt dabei nicht darauf an, welcherlei Art unser Dienst ist. Wir haben alle die ernste Aufgabe, zu allen Menschen von Christus zu reden. Zu den Unbekehrten und den Gläubigen sollten wir von Ihm reden, wir haben für niemanden ein anderes Thema. Aber das Entscheidende dabei ist, ob Christi Interessen meine Interessen sind. Ist das der Fall, dann werden wir jedem in der rechten Weise dienen können.

Auf diesen Felsen will ich …

Lasst uns nun Christi gegenwärtiges Interesse weiter betrachten. In Matthäus 16,18 lesen wir:

Mt 16,18: Aber auch ich sage dir, dass du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.

Weißt du, dass der Herr Jesus nicht auf der Erde ist? Ja, weißt du, dass Er im Himmel ist? Ja. Nun, sage mir, was ist es eigentlich, was Ihm hier angehört, da, wo die Seinen Ihn nicht aufnahmen, sondern verwarfen? Denken wir daran, dass dieser neue Aufbau in Verbindung mit seiner Verwerfung in Erscheinung tritt. Der Herr sagt: „Auf diesen Felsen“ – das war das Zeugnis, das Petrus von Christus, als dem Sohn des lebendigen Gottes, abgelegt hatte – „will ich meine Versammlung bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.“ Die Herzen vieler von denen, die hier sind, freuen sich, dass alle Macht der Hölle die Gemeinde Christi nicht überwältigen kann. Er hat diese Erde, auf der Er verworfen wurde, als Besitztum nicht fahrenlassen. Im Gegenteil, Er kündet gewissermaßen an: Ich bin verworfen von den Meinigen, doch ich will einen Bau auf dieser Erde haben, eine unüberwindliche Festung, welche des Hades Pforten nicht überwältigen können.

Als lebendiger Stein bin ich nicht nur errettet, sondern ich habe Glauben an die Allgenugsamkeit Christi, des Sohnes des lebendigen Gottes, und an seine Oberhoheit in seiner Gemeinde. Ich sage, und zwar mit Vorbedacht, dass dies der Weg und die eigentliche Tür zur Gemeinde ist. Ich kann dies nicht im Einzelnen behandeln, weil dies etwas außerhalb meines Themas liegt. Doch bedenke, wie weittragend dieser Gedanke ist; ohne Anerkennung, und zwar unbedingte Anerkennung seiner Oberhoheit in seiner Gemeinde, kann niemals das, was sein erstes Interesse ausmacht, zu einem wirklichen Interesse für dich werden. Wohl liegt vieles in Trümmern; aber verstehen wir unsere neue Stellung, was es heißt, aufgebaut zu sein zu einem Bau, dem Hause Gottes, welches zu seiner Zeit offenbar werden wird als ein heiliger Tempel im Herrn?

Was verfolgst du mich?

Doch auch der Leib Christi ist hier auf der Erde; er wurde zuerst in Apostelgeschichte 9,4 kundgemacht: „Was verfolgst du mich?“ Der Leib steht in Verbindung mit Ihm selbst. Das ist sein gegenwärtiges Interesse: „Christus hat die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben.“ Oft genießt das Herz etwas von dieser Wahrheit, bevor es die Wahrheit des Hauses versteht. Es ist eine Seite, dass es einen Bau auf der Erde gibt, den alle Macht der Hölle nicht zu überwältigen vermag, doch es gibt noch eine andere Seite, nämlich die, dass eine Verwandtschaft, ein Band zwischen uns und dem Herrn Jesus besteht, welches keine Zunge zu beschreiben vermag. „Wir sind Glieder seines Leibes.“ Ich weiß, dass das Haus sich im Verfall befindet. Doch im Blick auf den Leib weiß ich, dass alle Glieder hier auf der Erde sind. Man mag einwenden, dass einige von ihnen gestorben sind. Nein; das ist nicht der Leib. Und einige werden erst noch hinzugefügt? Nein. Wenn Christi Leib sich nicht auf der Erde befindet, dann hat Satan den Sieg davongetragen. Das wunderbare Geheimnis ist, dass sein Leib sich auf der Erde befindet.

Dies war von Grundlegung der Welt an verborgen gehalten worden, doch indem ich in seiner Gegenwart bin (und das ist der wichtige Punkt), entdecke ich, dass ein Band zwischen Ihm und mir besteht; und mein Herz freut sich, wenn ich in der Schrift Licht und Bestätigung hinsichtlich der Art dieses Bandes finde. Es ist die Erkenntnis des Bandes, die mich dessen versichert. Der Genuss dieses Bandes lässt mich die Schrift wertschätzen, die mein Anrecht auf dies Band begründet.

Christi Interesse zu unserem Interesse machen

In Johannes 15 gibt es zwei Dinge, die mir Trost gewähren. Das eine ist: die Kraft zur Aufrechterhaltung des Zeugnisses Christi ist hier auf der Erde; der Vorsatz Gottes ist sichergestellt. Das andere ist: Unser Dienst und Gewinn ist in dem Maße groß, in dem wir uns dieser Kraft bedienen. Wenn ein Mensch sagt: Ich will sein Interesse aufrechterhalten, dann möchte ich diesem Menschen sagen: Du wirst die Unterstützung des Heiligen Geistes haben. Nie wirst du wahre und dauernde Glückseligkeit genießen, bis du Christi Interesse zu deinem Interesse machst.

Die nötige Kraftquelle

Johannes 16 zeigt uns zwei Dinge, die kundtun, dass man den Beistand des Heiligen Geistes hat; du kannst dich daraufhin stets beurteilen:

  1. Das Erste ist, dass Er entschieden gegen die Welt ist. Er unterscheidet sich nicht nur von ihr, sondern Er ist der Zeuge wider sie. „Wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen“, nicht bloß überzeugen, Er wird wider sie zeugen. Wir benötigen keine weltlichen Nachrichten, um zu sehen, dass Sünde in der Welt ist. Es gibt dafür ein unbestreitbares Zeugnis: der Heilige Geist. Die Tatsache, dass Er hier ist, beweist, dass Sünde in der Welt ist. Die Kraft des Geistes steht für Christus, und ich muss entweder mit ihr wider die Welt stehen, oder ich werde mit dem Lauf dieser Welt wider Christus gehen. Dies ist nun eigentlich die Frage, auf die es in den Seelen ankommt. Alle, die in Asien waren, hatten sich von Paulus abgewandt. Warum? Wenn sie des Paulus Richtung annahmen, hätten sie wider die Welt sein müssen.

  2. Das Zweite ist: „Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen empfängt und euch verkündigen wird.“ Er führt die himmlischen Dinge ein, so dass jemand sagen kann: Wenn du in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes und unter seiner Leitung vorangehst, so muss dein Lauf dem der Welt entgegengesetzt sein. Du hast die Welt verloren. Doch hierfür wird dir der größtmögliche Ersatz zuteilwerden; du empfängst himmlische Dinge. Das Zeugnis des Geistes hat jetzt Christus zum Gegenstand, die Offenbarung des himmlischen Menschen auf der Erde, wo Er der Verworfene war – die Gläubigen als Darsteller desselben. Könntest du dir etwas Schöneres denken? Er wurde hier verworfen, ich bin mit Ihm im Himmel vereinigt, und durch den Heiligen Geist kann ich hier für Ihn stehen, wie schwach ich auch sein mag, um die Schönheit des himmlischen Menschen, des erhöhten Menschen darzustellen, und zwar gerade da, wo Er der verworfene Mensch war.

„So schäme dich nun nicht des Zeugnisses unseres Herrn, noch meiner, seines Gefangenen“, schreibt Paulus. Wer vollführt nun das Zeugnis? Nun, hier erkennen wir unsere Schwachheit. Ich will versuchen, es an einem Beispiel zu erklären. Es sind die Streiter – wir, die wir zu dem Werk berufen sind, wir haben gefehlt. Die Hilfsquellen Gottes für sein Werk sind so groß wie am Anfang. Die Soldaten sind untreu. Das Kriegsmaterial ist unvermindert. Niemand in der ganzen Welt kann sagen, dass er, wenn er für Christus stehen will, nicht den Beistand des Herrn erfährt. Wir sind uns bewusst, dass Er für uns auf der Erde war; haben wir gelernt, für Ihn hier da zu sein?

Der Schatz im Acker

Noch auf eine Stelle möchte ich aufmerksam machen, Matthäus 13,44: „Das Reich der Himmel ist gleich einem im Acker verborgenen Schatz, welchen ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.“ Ich habe versucht, euch vorzustellen, dass des Herrn vornehmstes Interesse das vornehmste Interesse derer bilden muss, die seine Gegenwart erfahren, und zur Bestätigung dessen möchte ich fragen: Gibt es hier in dieser Welt, auf diesem Schauplatz der Unruhe, etwas Anziehendes? Gibt es hier inmitten all der Verwirrung, wo die Christenheit die Zustände verderbter gemacht hat, als sie es jemals waren, etwas, woran der Herr seine ganze Freude findet? Die Antwort ist: Sein Schatz ist hier! – verborgen im Acker. Welche Wirkung hat das auf dich? Schafft es dir kein neues Interesse auf der Erde? Ich kann auf die Welt mit all ihren Verwirrungen blicken, und ich vermag es in Geduld zu tragen, weil sein Schatz sich darin befindet. Ich frage dich ernstlich: Glaubst du, dass sein Schatz sich auf der Erde befindet? Neun Zehntel aller Gläubigen denken, dass der Schatz im Himmel sei. Sie reden von Jesus, als ob Er auf der Erde sei, und von den Gläubigen reden sie, als ob sie einst im Himmel seien. Es ist gerade umgekehrt. Der Leib ist auf der Erde, und der Herr ist im Himmel – und nie wird jemand wirklich in der Wahrheit stehen, wenn er hierüber nicht klar ist.

In Offenbarung 3,11 wird der Versammlung in Philadelphia gesagt: „Halte fest, was du hast, auf dass niemand deine Krone nehme.“ Sie besaßen die Krone, doch die Bemühung des Feindes würde dahin gehen, sie ihrer Krone zu berauben. Die Krone ist der Gipfelpunkt, die Spitze. Jeder kennt den Ausdruck, die Krone des Berges – die Spitze. In dieser Stelle ist eine große Ermutigung enthalten. Es ist von höchster Bedeutung, dass in den Sendschreiben an die sieben Versammlungen, die von dem Verfall des Hauses reden, ein Vers zu finden ist wie dieser: „Halte fest, was du hast, auf dass niemand deine Krone nehme.“ Das Haus ist im Verfall, nicht aber der Leib.

Der Geist und die Braut sind auf der Erde

In Offenbarung 22,17 heißt es: „Der Geist und die Braut sagen: Komm!“ Wir finden, dass des Herrn Hauptinteresse hier ist. Sowohl die Braut – ihrem Charakter nach alle Gläubigen umfassend – ist hier als auch der Heilige Geist. Und was nimmt sie in Anspruch? Christi Interessen beschäftigen sie. „Der Geist und die Braut sagen: Komm!“ Sie, die für Ihn in Bereitschaft stehen, laden Ihn ein, zu kommen. Kann es einen glücklicheren Dienst geben, als zu Ihm zu sagen: Komm!, weil wir für Ihn in Bereitschaft stehen? Was folgt nun? Beachten wir die Reihenfolge: „Und wer es hört, spreche: Komm!“ Hier ist vielleicht ein Bruder, der nicht in den Ruf einstimmt: Komm. Ich rede ihm zu, es zu tun, ich ermutige ihn; und wer es hört spreche: Komm! Doch hier ist ein anderer, der nicht glücklich ist; ihm sage ich: „Wen da dürstet, der komme“, er komme, um zu genießen. Hört es hiermit auf? Nein! jetzt bringe ich das Evangelium. Ich gehe hinaus in die weite Welt, in die ganze Länge und Breite der Erde und sage: „Wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Die alles umschließende Sache für uns ist, dass wir uns in allen Dingen im Einklang mit dem Herzen des Herrn Jesus befinden, in der Sphäre seiner Interessen, dass wir aus seiner Gegenwart mit dem Evangelium hervorgehen bis zu den äußersten Enden der Erde. Das Evangelium umfasst die ganze Wahrheit des Christentums. Der Auftrag eines Evangelisten lautet: „Zur Vollendung der Heiligen: für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi.“

In 2. Timotheus 1 finden wir ein wahres Meisterstück des Feindes: die Trennung zwischen dem Evangelium und der Gemeinde. Der Feind hat von jeher versucht, das zu trennen, was Gott zusammengefügt hat. „Alle, die in Asien sind, haben sich von mir abgewandt“, nicht vom Evangelium, aber von Paulus, der in seinem Dienst den himmlischen Charakter der Gemeinde verkörperte.

Wahre Zuneigung gibt sich dadurch kund, dass sie alles wohl versieht. Ich wünsche, Ihm wohl zu gefallen. Ich bin für Ihn in Bereitschaft hier auf der Erde. Das auf Christus gerichtete Herz hat einen Lebenszweck: Christi erstes Interesse. Der Herr gebe, dass unsere Herzen erfassen möchten, welch eine überschwängliche Segnung darin liegt, durch die Verwirklichung seiner Gegenwart in der Gemeinde sein Hauptinteresse aufrechtzuerhalten.


Dieser Artikel geht auf einen Vortrag von J.B. Stoney zurück.
Er wurde gekürzt und von der Redaktion sprachlich überarbeitet.

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red: Das Ehe- und Familienleben sind hiervon selbstverständlich nicht ausgeschlossen, sie stellen die kleinste Zelle einer Gemeinde dar!

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Note from the editors:

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