Grußformel und Einleitung
Wenn wir diesen Brief Vers für Vers untersuchen, sollten wir uns noch einmal an die kostbare Wahrheit erinnern: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit“ (2Tim 3,16). Gott hat durch sein Wort gesprochen, und dieser Brief enthält einige der wichtigsten Botschaften, die Er der Menschheit je gegeben hat. Es wird uns daher gut tun, uns dem Studium dieses Briefes in einem betenden und selbstkritischen Geist zu nähern, alle unsere eigenen vorgefassten Meinungen beiseitezulegen und Gott durch das inspirierte Wort unsere Gedanken korrigieren oder, besser noch, sie durch seine eigenen ersetzen zu lassen.
Vers 1
Röm 1,1: Paulus, Knecht Christi Jesu, berufener Apostel, abgesondert zum Evangelium Gottes …
Die ersten sieben Verse bilden, wie wir bereits festgestellt haben, die Grußformel und verlangen eine sorgfältige Prüfung. Einige sehr wertvolle Wahrheiten werden hier auf eine scheinbar beiläufige Weise mitgeteilt. Der Schreiber, Paulus, bezeichnet sich selbst als Knecht – wörtlich: als Sklave – Jesu Christi. Er meint damit jedoch nicht, dass sein Dienst ein Dienst in Knechtschaft war, sondern er meint vielmehr den von ganzem Herzen kommenden Gehorsam eines Menschen, der sich bewusst war, dass er „um einen Preis erkauft“ (1Kor 6,20; 7,23) worden war, nämlich mit dem kostbaren Blut Christi.
Man erzählt sich die Geschichte eines afrikanischen Sklaven, dessen Herr ihn mit einem Speer niederstrecken wollte, als ein ritterlicher britischer Reisender seinen Arm ausstreckte, um den Schlag abzuwehren, und dabei von der grausamen Waffe durchbohrt wurde. Als das Blut herausspritzte, verlangte er den Sklaven und sagte, er habe ihn durch sein Leiden gekauft. Der ehemalige Herr stimmte dem reumütig zu. Als dieser wegging, warf sich der Sklave seinem Erlöser zu Füßen und rief: „Der Blutgekaufte ist jetzt der Sklave des Sohnes des Erbarmens. Er wird ihm treu dienen.“ Und er bestand darauf, seinen edelmütigen Erlöser zu begleiten, und freute sich, ihm auf jede erdenkliche Weise zu dienen.
So war Paulus, so ist jeder Erlöste ein Knecht Jesu Christi geworden. Wir sind frei geworden, um zu dienen, und können mit dem Psalmisten ausrufen: „Bitte, HERR, denn ich bin dein Knecht! Ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd; gelöst hast du meine Fesseln“ (Ps 116,16).
Paulus war nicht nur im allgemeinen Sinn ein Diener, sondern er war ein Diener von besonderem und erhabenem Charakter. Er war ein berufener Apostel, nicht wie in der King-James-Übersetzung, „berufen, ein Apostel zu sein“.[1] Die Worte „zu sein“ sind kursiv gesetzt und werden nicht benötigt, um den Sinn zu vervollständigen. Es mag unbedeutend erscheinen, darauf aufmerksam zu machen, aber dieselbe Einfügung kommt [in der King-James-Übersetzung] in Römer 1,7 vor, wo sie völlig irreführend ist, wie wir sehen werden, wenn wir sie betrachten.
Wir brauchen uns Paulus nicht als einen der Zwölf vorzustellen. Einige stellen die Ordnungsmäßigkeit der Ernennung von Matthias in Frage [Apg 1,26], aber mir scheint, dass wir seine Wahl durch das Los als letzte Amtshandlung der alten Haushaltung betrachten können. Es war notwendig, dass einer, der den Herrn und seine Jünger seit der Taufe des Johannes begleitet hatte, den Platz einnahm, den Judas verloren hatte. Auf diese Weise würde die Zahl der zwölf Apostel des Lammes vervollständigt, die (in den glorreichen Tagen der Wiedergeburt der Erde, die wir im Allgemeinen das Tausendjährige Reich nennen) auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten sollen.
Der Dienst des Paulus hatte einen anderen Charakter. Er war in erster Linie der Apostel für die Heiden, und ihm wurde die besondere „Verwaltung des Geheimnisses“ (Eph 3,9) anvertraut. Das hebt sein Apostelamt auf eine ganz andere Ebene als das der Zwölf. Sie kannten Christus auf der Erde, und ihr Dienst war in ganz bestimmter Weise mit dem Reich und der Familie Gottes verbunden. Paulus kannte Ihn zuerst als den verherrlichten Herrn Jesus, und sein Evangelium war eindeutig das Evangelium der Herrlichkeit.
Er war „abgesondert zum Evangelium Gottes“. Wir können diese Absonderung zu Recht unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachten. Er war schon vor seiner Geburt für seinen besonderen Dienst ausgesondert worden. Wie bei Mose, Jeremia und Johannes dem Täufer wurde er schon im Mutterleib ausgesondert (Gal 1,15). Aber er musste zuerst die Schwäche und Nutzlosigkeit des Fleisches kennenlernen. Dann erbarmte sich Gott seiner, und er wurde aus der christuslosen Masse ausgesondert und durch göttliche Gnade berufen.
Aber das war noch nicht alles. Er wurde in einem besonderen Sinn sowohl aus dem Volk Israel als auch aus den heidnischen Nationen herausgenommen, um ein Diener und Zeuge der Dinge zu sein, die er gesehen und gehört hatte. Und schließlich wurde er zusammen mit Barnabas für das besondere Werk ausgesondert, das Evangelium zu den Heiden zu bringen, als die Brüder in Antiochia in Pisidien gemäß dem göttlichen Befehl ihre Hände auf sie legten und sie aussandten, das Evangelium in die jenseitigen Gebiete zu tragen. Dieses Evangelium wird hier das „Evangelium Gottes“ genannt. In Römer 1,9 heißt es: „das Evangelium seines Sohnes“, und in Römer 1,16: „das Evangelium von Christus“ [SCHL 2000], obwohl die Möglichkeit besteht, dass die Worte „von Christus“ weggelassen wurden, da sie in einigen der besten Handschriften nicht vorkommen.
Verse 2-4
Röm 1,2-4: … 2 (das er durch seine Propheten in heiligen Schriften zuvor verheißen hat) 3 über seinen Sohn (der aus dem Geschlecht Davids gekommen ist dem Fleisch nach 4 und erwiesen ist als Sohn Gottes in Kraft dem Geist der Heiligkeit nach durch Toten-Auferstehung), Jesus Christus, unseren Herrn …
Vers 2 ist eine Klammer und stellt das Evangelium mit der frohen Botschaft gleich, die in alttestamentlichen Zeiten verheißen und von den Propheten in der Heiligen Schrift vorausgesagt wurde: „Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass jeder, der an ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch seinen Namen“ (Apg 10,43) Timotheus war von Kindesbeinen an in der Heiligen Schrift unterrichtet worden, und der Apostel sagt, dass diese ihn „weise machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist“ (2Tim 3,15).
Dieses Evangelium ist kein neues Gesetz. Es ist kein Moral- oder Ethikkodex. Es ist kein Glaubensbekenntnis, das man annehmen muss. Es ist kein Religionssystem, an das man sich halten muss. Es ist kein guter Rat, den man befolgen sollte. Das Evangelium ist eine göttlich gegebene Botschaft über eine göttliche Person, den Sohn Gottes, Jesus Christus, unseren Herrn. Diese glorreiche Person ist wahrer Mensch und doch Gott selbst. Er ist der Spross, der aus der Wurzel Davids hervorgegangen ist, also ein wahrer Mensch. Er ist aber auch der Sohn Gottes, der jungfräulich geboren wurde, der keinen menschlichen Vater hatte, was seine Machttaten beweisen. Von dieser gesegneten Tatsache legte der Geist der Heiligkeit Zeugnis ab, als Er Tote zum Leben erweckte. Der Ausdruck „durch die Auferstehung von den Toten“ (Röm 1,4, [SCHL 2000]) bedeutet wörtlich: „durch die Auferstehung der Toten“. Das schließt natürlich seine eigene Auferstehung ein, aber auch die Auferstehung der Tochter des Jairus, des Sohnes der Witwe und des Lazarus. Derjenige, der auf diese Weise dem Tod seine Beute rauben konnte, war Gott und Mensch in einer einzigen ruhmreichen, bewundernswerten Person, die aller Anbetung und allen Lobes würdig ist, jetzt und in alle Ewigkeit.
Verse 5-7
Röm 1,5-7: … 5 (durch den wir Gnade und Apostelamt empfangen haben zum Glaubensgehorsam 6 unter allen Nationen für seinen Namen, unter denen auch ihr seid, Berufene Jesu Christi) – 7 allen Geliebten Gottes, den berufenen Heiligen, die in Rom sind: Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Von Ihm, dem Auferstandenen, hatte Paulus durch göttliche Berufung Gnade (nicht nur unverdiente Gnade, sondern Gnade ohne Verdienst, denn er hatte genau das Gegenteil verdient) und Apostelamt empfangen, damit er das Evangelium allen Völkern verkündete zum Glaubensgehorsam um des Namens Christi willen.
Sein Apostelamt umfasste also auch diejenigen, die in Rom waren. Bislang hatte er sie nicht persönlich besuchen können, aber sein Herz schlug für sie als die Berufenen Jesu Christi, und so schreibt er an die „berufenen Heiligen, die in Rom sind“ (Röm 1,7). Es ist bemerkenswert, dass sie aufgrund der gleichen Tatsache Heilige waren, wie er ein Apostel war, nämlich durch göttliche Berufung. Wir werden nicht dadurch heilig, dass wir uns heilig verhalten, sondern weil wir als Heilige berufen sind, sollen wir Heiligkeit zeigen.
Wie es in seinen Briefen üblich ist, wünscht er ihnen Gnade und Frieden von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Da wir in erster Linie durch Gnade gerettet werden, brauchen wir die Gnade, um auf unserem Weg rechtzeitig Hilfe zu erhalten. Da wir durch das Blut seines Kreuzes Frieden mit Gott haben, brauchen wir den Frieden Gottes, um unsere Herzen nicht unruhig werden zu lassen, während wir auf dem Weg zur ewigen Sabbatruhe sind, die dem Volk Gottes bleibt [vgl. Heb 4,9].
Vers 8
Die Verse 8 bis 17 sind die Einleitung, in der die Gründe für das Schreiben deutlich werden.
Röm 1,8: Zuerst einmal danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, weil euer Glaube verkündigt wird in der ganzen Welt.
Es ist offensichtlich, dass einige Jahre vor der Abfassung dieses Briefes ein Werk Gottes in Rom begonnen hatte, denn der Glaube der dortigen christlichen Gemeinde war bereits in der ganzen Welt bekannt, das heißt im gesamten Römischen Reich. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass dieses Werk in irgendeiner Weise mit dem apostolischen Dienst verbunden war. Sowohl die Schrift als auch die Geschichte schweigen darüber, wer die Gemeinde in Rom gegründet hatte. Petrus war es mit Sicherheit nicht. Es gibt nicht den geringsten Grund, seinen Namen mit ihr in Verbindung zu bringen. Die Prahlerei der römisch-katholischen Kirche, sie sei auf Petrus als dem Felsen gegründet und der römische Bischof sei der Nachfolger des heiligen Petrus, ist das reinste Geschwätz. Wir können nicht wissen, ob irgendein Apostel Rom besuchte, bevor Paulus selbst in Ketten dorthin gebracht wurde.
Verse 9-10
Röm 1,9-10: 9 Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich diene in meinem Geist in dem Evangelium seines Sohnes, wie unablässig ich euch erwähne, 10 allezeit flehend in meinen Gebeten, ob ich vielleicht endlich einmal durch den Willen Gottes so glücklich sein möchte, zu euch zu kommen.
Es scheint einen Grund der Vorsehung gegeben zu haben, warum Paulus daran gehindert wurde, früher nach Rom zu reisen. Er ruft Gott zum Zeugen an (den Gott, dem er nicht nur äußerlich, sondern auch in seinem Geist, dem inneren Menschen, im Evangelium seines Sohnes diente), dass er nie aufgehört hatte, für diese römischen Gläubigen zu beten, seit er zum ersten Mal von ihnen gehört hatte. Verbunden mit seinen Bitten für sie war seine ernsthafte Bitte, dass er, wenn es der Wille Gottes sei, die Gelegenheit haben möge, sie zu besuchen, und dass ihm eine erfolgreiche Reise zuteilwerde. Wir wissen, dass dieses Gebet ganz anders beantwortet wurde, als er es erwartet hatte, und das gibt uns eine kleine Vorstellung von der überragenden Weisheit Gottes bei der Erhörung all unserer Gebete. Kein Mensch ist in der Lage, zu sagen, was zum Segen ist und was nicht. Gottes Wege sind nicht die unseren.
Verse 11-15
Röm 1,11-15: 11 Denn mich verlangt danach, euch zu sehen, damit ich euch etwas geistliche Gnadengabe mitteile, um euch zu befestigen, 12 das ist aber, um mit euch getröstet zu werden in eurer Mitte, ein jeder durch den Glauben, der in dem anderen ist, sowohl euren als meinen. 13 Ich will aber nicht, dass euch unbekannt sei, Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen (und bis jetzt verhindert worden bin), um auch unter euch etwas Frucht zu haben, wie auch unter den übrigen Nationen. 14 Sowohl Griechen als Barbaren, sowohl Weisen als Unverständigen bin ich ein Schuldner. 15 So bin ich denn, soviel an mir ist, bereitwillig, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen.
Paulus sehnte sich danach, sie zu sehen, in der Hoffnung, dass er von Gott gebraucht würde, um ihnen irgendeine geistliche Gabe zu vermitteln, die sie in der Wahrheit festigen würde. Er dachte nicht nur daran, ein Segen für sie zu sein, sondern er erwartete auch, dass sie ein Segen für ihn sein würden. Beide würden gemeinsam getröstet werden.
In den vergangenen Jahren hatte er sich oft darauf vorbereitet, nach Rom zu gehen, aber seine Pläne waren nie erfolgreich. Er sehnte sich danach, dort wie in anderen heidnischen Städten Früchte zu tragen, denn er fühlte sich als Schuldner gegenüber der ganzen Menschheit. Der Schatz, der ihm anvertraut worden war, sollte nicht zu seinem eigenen Vergnügen dienen, sondern er sollte ihn anderen bekannt machen, seien es Griechen oder Barbaren, Gebildete oder Ungebildete. In diesem Bewusstsein war er bereit, das Evangelium in Rom und anderswo zu verkünden.
Verse 16-17
Röm 1,16-17: 16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen. 17 Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: „Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.“
Wenn er in Vers 16 sagt: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht“, so verstehe ich das so, dass er damit weit mehr meint, als man im Allgemeinen mit diesen Worten verbindet. Es ging nicht nur darum, dass er sich nicht schämte, Christ genannt zu werden, oder dass er immer bereit war, seinen Glauben an Christus mutig zu bekennen. Vielmehr war für ihn das Evangelium ein wunderbarer, weil inspirierter Plan für die Erlösung der Menschheit, ein göttlich offenbartes System der Wahrheit, das alle Philosophien der Erde übertraf und das er bei jeder Gelegenheit zu verteidigen bereit war. Es war nicht so, wie einige vielleicht vermutet hatten, dass er von einem Besuch in Rom abgesehen hatte, weil er sich nicht in der Lage fühlte, die Ansprüche Christi in der Weltmetropole so darzulegen, dass sie von den kultivierten Philosophen, die die große Stadt bevölkerten, nicht beantwortet und logisch zurückgewiesen werden konnten. Er fürchtete nicht, dass sie in der Lage sein könnten, durch ihre spitzfindigen Überlegungen das zu Fall zu bringen, was er als den einzigen verbindlichen Heilsplan erkannte. Das Evangelium übersteigt die menschliche Vernunft, aber es ist nicht unlogisch oder unvernünftig. Es ist vollkommen, weil es von Gott kommt.
Dieses Evangelium hatte sich nachweislich als die göttliche Dynamik erwiesen, die allen, die ihm Glauben schenkten, Befreiung brachte, sei es dem religiösen Juden oder dem kultivierten Griechen. Es war die Kraft Gottes und die Weisheit Gottes zur Errettung. Es erfüllte jedes Bedürfnis des Verstandes, des Gewissens und des Herzens des Menschen, denn in ihm wurde die Gerechtigkeit Gottes im Glauben offenbart. Das ist meines Erachtens die wahre Bedeutung des etwas schwierigen Ausdrucks, der mit „aus Glauben zum Glauben“ (Röm 1,17, [SCHL 2000]) übersetzt wird. Es heißt eigentlich „aus Glauben zu Glauben“. Das heißt, nach dem Prinzip des Glaubens gilt es denjenigen, die glauben. Mit anderen Worten: Es handelt sich nicht um eine Lehre von der Errettung durch Werke, sondern um eine Verkündigung der Errettung ganz nach dem Grundsatz des Glaubens. Dies war Habakuk lange Jahrhunderte zuvor erklärt worden, als Gott zu dem beunruhigten Propheten sagte: „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Hab 2,4).
Wie wir bereits gesehen haben, ist dies das Thema des gesamten Briefes und auch des Galater- und des Hebräerbriefes.
Diese Botschaft gibt uns die Quintessenz des göttlichen Plans. Sie war durch die Jahrhunderte hindurch der Trost von Millionen. Sie war die Grundlage dessen, was als augustinische Theologie bezeichnet wurde. Sie war der Schlüssel, der Martin Luther die Tür der Freiheit öffnete. Sie wurde der Schlachtruf der Reformation. Und seitdem ist sie der Prüfstein für jedes System, das behauptet, von Gott zu sein. Wenn man hier falschliegt, ist liegt man zwangsläufig überall falsch.
Es ist unmöglich, das Evangelium zu verstehen, wenn der Grundsatz missverstanden oder geleugnet wird – die Rechtfertigung allein durch den Glauben ist die Prüfung der Rechtgläubigkeit. Aber kein Geist, der nicht vom Heiligen Geist unterwiesen ist, wird dies jemals annehmen, denn es stellt den ersten Menschen ganz und gar als fleischlich und unbrauchbar beiseite, damit der zweite Mensch, der Mensch der Ratschlüsse Gottes, der Herr Jesus Christus, allein gepriesen werden kann. Der Glaube gibt Ihm alle Ehre als dem, der das rettende Werk vollbracht hat und in dem allein Gott vollkommen verherrlicht, seine Heiligkeit aufrechterhalten und seine Gerechtigkeit gerechtfertigt worden ist, und zwar nicht durch den Tod des Sünders, sondern durch die Erlösung aller, die glauben. Es ist ein Evangelium, das Gottes würdig ist, und es hat seine Kraft durch das bewiesen, was es bei denen bewirkt hat, die es im Glauben angenommen haben.
Originaltitel: „Lecture 2: Salutation and Introduction“
in Lectures on the Epistle to the Romans, Loizeaux Brothers, 61944.
Quelle: https://plymouthbrethren.org
Übersetzung: Samuel Ackermann
Anmerkungen
[1] In der KJV: „Paul, a servant of Jesus Christ, called to be an apostle“.