Sohnschaft
… eine der größten christlichen Segnugen

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online: 04.11.2018, updated: 18.06.2023

Der Begriff Sohnschaft [hyiothesia] wird in der Schrift in Verbindung mit Israel (Röm 9,4 „die Israeliten sind, deren die Sohnschaft ist und die Herrlichkeit und die Bündnisse und die Gesetzgebung und der Dienst und die Verheißungen;“) und mit der Gemeinde (Röm 8,14.15.23 (14) Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. (15) Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ „Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir die Erstlinge des Geistes haben, auch wir selbst seufzen in uns selbst, erwartend die Sohnschaft: die Erlösung unseres Leibes.“; Gal 4,5-7 (5) damit er die, die unter Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Sohnschaft empfingen. (6) Weil ihr aber Söhne seid, so hat Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt, der da ruft: Abba, Vater! (7) Also bist du nicht mehr Knecht, sondern Sohn; wenn aber Sohn, so auch Erbe durch Gott.“; Eph 1,5 „und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens,“) verwendet, jedoch auf ganz unterschiedliche Weise. Im Zusammenhang mit Israel bezieht sich Adoption[1]  darauf, dass Israel unter den Völkern der Erde an einen bevorzugten Ort in Bezug auf Gott gebracht wird (2Mo 4,22 „Und du sollst zum Pharao sagen: So spricht der HERR: Mein Sohn, mein erstgeborener, ist Israel;“). Aber im christlichen Sinn hat Adoption damit zu tun, dass ein Kind Gottes in der Familie Gottes an den bevorzugten Platz des Sohnes selbst gesetzt wird, dadurch dass es den innewohnenden Heiligen Geist besitzt. Sohnschaft geht noch über Annahme hinaus, indem der Gläubige nämlich an den Vorrechten und an der Freiheit teilhat, die in der Gegenwart Gottes nur ein Sohn haben kann.

Das Wort Sohnschaft im Griechischen bedeutet wörtlich „Sohn-Platz“. Sohnschaft ist ein ausgesprochen christlicher Segen. Das heißt, Sohnschaft ist ein besonderer Segen, den Gott nur den Christen vorbehalten hat. Andere in der Familie Gottes – Gläubige des Alten Testaments, der kommende jüdische Überrest, erlöste Israeliten der zehn Stämme, bekehrte Heiden im Tausendjährigen Reich usw. – sind nicht an diesem bevorzugten Platz vor Gott. Sie alle sind Kinder in der Familie Gottes, aber in der Haushaltung der Gnade haben nur Christen den Platz der Söhne.

Sohnschaft ist die höchste Stellung des Segens, die ein Geschöpf in Bezug auf Gott den Vater haben kann. Engel wurden im Alten Testament „Söhne Gottes“ genannt (1Mo 6,2 „da sahen die Söhne Gottes, dass die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich die zu Frauen, die sie irgend erwählten.“; Hiob 1,6 „Und es geschah eines Tages, da kamen die Söhne Gottes, um sich vor den HERRN zu stellen; und auch der Satan kam in ihrer Mitte.“), aber so werden sie nicht mehr genannt, seit Christus von den Toten auferstanden und in die Höhe gestiegen ist und Menschheit an den Ort gebracht hat, an dem Er selbst vor Gott steht. Söhne Gottes (Röm 8,14 „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“) ist heute ein Begriff, der ausschließlich Christen vorbehalten ist, denn sie haben einen höheren Platz des Segens und des Vorrechts vor Gott als alle anderen gesegneten Geschöpfe. Gott hätte uns an den Platz der auserwählten Engel setzen oder uns sogar in die erhabene Stellung eines Erzengels erheben können – und wir wären dankbar dafür gewesen. Aber Er hat etwas viel Größeres und Gesegneteres getan: Er hat uns an den Platz seines eigenen Sohnes gesetzt mit all der Gunst und den Vorrechten, die damit verbunden sind, diesen Platz zu haben!

Das Erstaunliche daran ist, dass Gott diesen großen Segen für die Christen „vor Grundlegung der Welt“ geplant hat, und es ist „nach dem Wohlgefallen seines Willens“, das zu bewirken (Eph 1,3-6 (3) Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, (4) wie er uns auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt, dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe; (5) und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens, (6) zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten,“). Es bringt tatsächlich Freude und Befriedigung in sein Herz, eine Gesellschaft von Söhnen vor sich zu haben, die in genau derselben Stellung stehen wie sein eigener Sohn! Als „Söhne Gottes“ teilen wir:

  • den Platz des Sohnes – Annahme (Eph 1,6 „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten,“)
  • das Leben des Sohnes – ewiges Leben (Joh 17,2 „so wie du ihm Gewalt gegeben hast über alles Fleisch, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben gebe.“)
  • die Freiheit des Sohnes vor dem Vater (Röm 8,14-16 (14) Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. (15) Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater! (16) Der Geist selbst bezeugt mit unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind.“)
  • das Erbe des Sohnes (Röm 8,17 „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.“)
  • die Herrlichkeit des Sohnes (Röm 8,18 „Denn ich halte dafür, dass die Leiden der Jetztzeit nicht wert sind, verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“; Joh 17,22 „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind;“)

Im Allgemeinen denkt man: Wenn Gott uns zu Söhnen macht, dann ist dies eine Handlung, die einen Menschen in seine Familie hineinbringt. – Das ist jedoch nicht das, was die Schrift lehrt. Es gibt nur einen Weg in die Familie Gottes; er führt über die Neugeburt (Wiedergeburt). Die Verleihung der Sohnschaft hat damit zu tun, dass jemand, der von neuem geboren ist (und damit ein Kind Gottes in der Familie Gottes ist), zu einem besonderen Platz des Vorrechts und der Auszeichnung innerhalb der Familie erhoben oder aufgewertet wird. Wie bereits erwähnt, geht es darum, dass er in genau die Stellung gebracht wird, die der Sohn Gottes selbst vor Gott hat! Dies geschieht dann, wenn ein Mensch an das Evangelium seiner Rettung glaubt und mit dem Heiligen Geist versiegelt wird (Eph 1,13 „in dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung,“). Folglich wird ein Mensch ein Kind Gottes in der Familie Gottes, wenn er wiedergeboren wird; aber wenn er den Geist empfängt, indem er an das Evangelium glaubt, wird er als Sohn (die Annahme der Sohnschaft) in die Familie eingeführt.

Menschen mit jüdischem Hintergrund verstehen die Art und Weise, wie Adoption in der Schrift verwendet wird, wahrscheinlich leichter als solche, die aus einem heidnischen Hintergrund stammen. Wenn in einer jüdischen Familie ein Junge dreizehn Jahre alt wird, bereiten seine Eltern ihm eine „Bar-Mizwa“: Zu diesem Zeitpunkt wird er offiziell von einem Kind in der Familie zu einem Sohn befördert. Danach genießt er größere Freiheiten und Vorrechte in der Hausgemeinschaft. Die Bar-Mizwa bringt den Jungen nicht in die Familie, sondern befördert ihn an einen bevorzugten Platz in ihr.

Ebenso ist es, wenn der Geist ihn zu einem Sohn in der Familie Gottes erhebt [in dem Augenblick, wo Er in dem Gläubigen Wohnung nimmt]. Der Apostel Paulus lehrt dies in Galater 4,1-7. Er unterscheidet zwischen „Kindern“ und „Söhnen“ in der Familie Gottes und veranschaulicht dies anhand eines jüdischen Haushalts. Kinder – in dem Sinn, wie Paulus den Begriff in diesem Abschnitt verwendet – werden so betrachtet, als hätten sie einen untergeordneten Platz in der Familie. Paulus setzt das in Beziehung zu dem Platz, den die Gläubigen in alttestamentlicher Zeit hatten. Aber als Christus kam, um die Erlösung zu vollbringen, und der Heilige Geist gesandt wurde, wurden die Gläubigen der alten Haushaltung, die Christus als Retter aufnahmen, als Söhne aufgenommen und so in die christliche Stellung der „Sohnschaft“ erhoben oder aufgewertet. Sie verließen die Stellung eines Minderjährigen und kamen an den bevorzugten Platz der „Söhne“ in der Familie Gottes. (Der Apostel Johannes verwendet das Wort „Kinder“ nicht im gleichen Sinn der Unterordnung wie Paulus im Galaterbrief. In den Schriften des Johannes werden Kinder so betrachtet, dass sie den Heiligen Geist und damit die volle christliche Stellung haben; siehe 1. Johannes 2,20; 3,24; 4,13 (2:20) Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wisst alles.“ „(3:24) Und wer seine Gebote hält, bleibt in ihm, und er in ihm; und hieran erkennen wir, dass er in uns bleibt, durch den Geist, den er uns gegeben hat.“ „(4:13) Hieran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat.“. Selbst die, die Johannes als „kleine Kinder“ bezeichnet, die also Neubekehrte sind, werden an diesem Platz gesehen; siehe 1. Johannes 2,18 „Kinder, es ist die letzte Stunde, und wie ihr gehört habt, dass der Antichrist kommt, so sind auch jetzt viele Antichristen geworden; daher wissen wir, dass es die letzte Stunde ist.“. Johannes nennt sie Kinder, weil der Schwerpunkt in seinen Briefen auf dem ewigen Leben und der Beziehung liegt, die wir mit dem Vater in Zuneigung haben, was „Kinder“ verkörpern. So werden Christen in der Schrift sowohl als Kinder als auch als Söhne betrachtet.[2])

Während Gott alle segnet, die in seiner Familie sind, ist Er souverän und kann einigen in seiner Familie besondere Gunst vor anderen gewähren, wenn Er will. Das hat Er getan, indem Er aus dieser gegenwärtigen Haushaltung Gläubige für die Sohnschaft ausgewählt hat (Christen). Es gibt vier Hauptstellen in der Schrift, wo die Sohnschaft erwähnt wird; jede Verweisstelle konzentriert sich auf einen anderen Aspekt dieses großen christlichen Segens:

  • Galater 4,1-7 betont die bevorzugte Stellung, die wir haben und die über der anderer gesegneter Personen in der Familie Gottes liegt.
  • Römer 8,14.15 (14) Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes. (15) Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wiederum zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“ betont die besondere Freiheit, die wir vor Gott haben, indem wir jederzeit Zugang zu seiner Gegenwart haben und Ihn als unseren Vater ansprechen können mit einer Vertrautheit, die kein anderes gesegnetes Geschöpf je gekannt hat – indem wir rufen dürfen: „Abba, Vater“.
  • Epheser 1,3-10 betont die höheren Segnungen und die Erkenntnis, die wir nach dem Vorsatz Gottes haben, der bis dahin in „dem Geheimnis“ geheim gehalten worden war.
  • Hebräer 2,10-13 (10) Denn es geziemte ihm, um dessentwillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit brachte, den Urheber ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen. (11) Denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem; um welcher Ursache willen er sich nicht schämt, sie Brüder zu nennen, (12) indem er spricht: „Ich will deinen Namen meinen Brüdern kundtun; inmitten der Versammlung will ich dir lobsingen.“ (13) Und wiederum: „Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen.“ Und wiederum: „Siehe, ich und die Kinder, die Gott mir gegeben hat.““ betont die Würde, die wir dadurch haben, dass wir mit Christus als seine „Brüder“ in dem neuen Menschengeschlecht einsgemacht sind. Christus ist als „Erstgeborener“ das Haupt dieses Geschlechts (Off 3,14 „Und dem Engel der Versammlung in Laodizea schreibe: Dieses sagt der Amen, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:“; Röm 8,29 „Denn welche er zuvor erkannt hat, die hat er auch zuvor bestimmt, dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“; Kol 1,18 „Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem den Vorrang habe.“).

Originaltitel: „Adoption“
aus Doctrinal Definitions. A Handbook of Doctrinal Terms & Expressions in the New Testament 
Christian Truth Publishing 12016, S. 16–19

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Adoption (hyiothesia) bedeutet „Annahme zum Sohn“ und wird gewöhnlich mit „Sohnschaft“ übersetzt.

[2] Gelegentlich übersetzt die King-James-Bibel in den Schriften des Johannes fälschlicherweise „Kinder“ als „Söhne“, und das kann verwirrend sein, zum Beispiel in Johannes 1,12 „so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben,“; 1. Johannes 3,1 „Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Und wir sind es. Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.“.
Anm. d. Red.: In der King-James-Bibel heißt es in Johannes 1,12: „But as many as received him, to them gave he power to become the sons of God, even to them that believe on his name“, in der CSV-Elberfelder: „So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben.“ 1. Johannes 3,1 „Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Und wir sind es. Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.“ lautet in der King-James-Bibel: „Behold, what manner of love the Father hath bestowed upon us, that we should be called the sons of God“, in der CSV-Elberfelder: „Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen!“

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