Das Johannesevangelium (5)
Kapitel 5

William Kelly

© SoundWords, online: 03.05.2001, updated: 16.01.2021

Leitverse: Johannes 5

Eine der Besonderheiten unseres Evangeliums ist es, dass wir hierin den Herrn häufig in Jerusalem sehen, während sich die synoptischen Evangelien mit seinem Dienst in Galiläa beschäftigen. Das Wunder am Teich Bethesda ist ein Beispiel: Nur Johannes berichtet davon. Sowohl der Tatbestand als auch die Unterredung, die folgt, offenbaren stark seine Person. Dies allein bleibt und bedeutet dem Gläubigen alles, mit dem unendlichen Werk, das ihm seine Unendlichkeit verdankt. In den anderen Evangelien wird es so gesehen, dass der Vorgang der Prüfung noch fortdauert; Johannes sieht alles von Anfang an als von Gott abgeschlossen. Deshalb wird uns sein moralisches Gericht von Jerusalem am Anfang des Johannesevangeliums gezeigt, ebenso wie auch seine Verwerfung. Dies erklärt meiner Meinung nach den Bericht vom Werk des Herrn dort und in Galiläa, wie das Johannesevangelium Ihn bringt. Wenn alles als eine Szene von Verderben und moralischer Vernichtung betrachtet wird, war es unbedeutend, wo er wirkte. Was die Prüfung angeht, so war alles vorbei; die Gnade konnte und sollte überall gleichermaßen wirken: Galiläa und Jerusalem waren deshalb gleich.

Die Sünde stellt alles auf dieselbe Stufe: Die einen wie die anderen brauchten gleicherweise Leben von Gott in dem Sohn. Dies zeigt unser Evangelium.

Vers 1

Joh 5,1: Nach diesem war ein Fest der Juden, und Jesus ging hinauf nach Jerusalem.

Hier sind die Verantwortlichen zu gleichen Teilen für und gegen die Einfügung des Artikels. Zehn Unzialbuchstaben (C E F H I L M II) setzen ihn ein, zehn (A B D G K S U V) lassen ihn weg. Ungefähr fünfzig Kursiven und die Fassungen Memph. und Theb. stimmen mit der ersten Reihe und nicht mehr mit der letzteren überein. Wenn der Artikel angenommen wird, kann es kaum ein anderes Fest als das Passahfest sein, das erste und grundlegende Fest des heiligen jüdischen Jahres. Einige haben angenommen, dass es das Purimfest sein könnte, aber das würde nicht erklären, warum Jesus nach Jerusalem ging. Es hatte nicht solchen göttlichen Anspruch.

Verse 2-9

Joh 5,2-9: Es ist aber in Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der auf hebräisch Bethesda zubenamt ist, welcher fünf Säulenhallen hat. In diesen lag eine Menge Kranker, Blinder, Lahmer, Dürrer [die auf die Bewegung des Wassers warteten. Denn zu gewissen Zeiten stieg ein Engel in den Teich herab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, ward gesund, mit welcher Krankheit irgend er behaftet war.] Es war aber ein gewisser Mensch daselbst, der achtunddreißig Jahre mit seiner Krankheit behaftet war. Als Jesus diesen daliegen sah und wusste, dass es schon lange Zeit also mit ihm war, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, dass er mich, wenn das Wasser bewegt worden ist, in den Teich werfe; indem ich aber komme, steigt ein anderer vor mir hinab. Jesus spricht zu ihm: Stehe auf, nimm dein Bett auf und wandle! Und alsbald ward der Mensch gesund und nahm sein Bett auf und wandelte. Es war aber an jenem Tage Sabbat.

Jene Szene war ein deutliches Bild von Menschen, von den Juden unter Gesetz. Dort liegen sie ohne Kraft, und wenn auch die Gnade Gottes von Zeit zu Zeit aufleuchtet, so ist die Not doch umso größer, umso weniger konnten die Seelen sich seine Gnade zunutze machen. Es war „das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war“. Der ohnmächtige Mensch war selbst das Zeugnis dafür, bis Jesus kam und, selbst nicht gesucht, ihn suchte. Nicht die Bewegung des Wassers durch de Engel konnte einem Menschen helfen, der nicht in der Lage war, herabzusteigen und ohne Hilfe sich in den Teich zu tauchen. Wer stärker war, konnte immer dem Hilflosen zuvorkommen. Aber jetzt schaut die Gnade in Jesus, dem Sohn Gottes, auf den, der so lange gelitten hatte; die Gnade spricht zu ihm; die Gnade wirkt für ihn in einem Wort ohne weitere Verzögerung; denn das Wort geschah mit Macht. „Und alsbald ward der Mensch gesund und nahm sein Bett auf und wandelte. Es war aber an jenem Tage Sabbat.“

Aber wie konnte man sich des Sabbattages an solch einem Tag menschlichen Elends annehmen und ihn halten? Jesus war gekommen, um zu arbeiten, und nicht, um zu ruhen; was auch immer die Pharisäer fordern mochten, Er wollte nicht den Menschen in einer Ruhe abriegeln, die durch die Sünde und Verderben vor Gott gebrochen war.

So stellt das Zeichen, das an diesem Sabbat gewirkt wurde, weiter heraus, was der Herr, wie wir in diesen Kapiteln des Evangeliums sehen, tut – Er stellt sich an die Stelle jedes Zielpunktes von Vertrauen oder Mittels des Segens früher und heute, außerhalb und innerhalb von Israel. selbst Engel beugen sich vor dem Sohn; und doch war er der Fleischgewordene, der in Erniedrigung wirkte und direkt auf das Kreuz zuging. Das Gesetz konnte von der Schuld oder Macht oder den Auswirkungen der Sünde nicht befreien; kein außergewöhnlicher Eingriff Gottes durch das höchste der Geschöpfe konnte dieser Not angemessen begegnen; nichts und niemand außer Jesus, dem Sohn Gottes. Doch haben wir auch den klarsten Beweis dafür, dass die Juden so selbstzufrieden in ihrem Dienst durch einen Missbrauch des Gesetzes waren, der sie für ihre Sünde und für den Sohn blind machte, dass sie glücklich waren, mit solch einem Sabbat weiterzuleben, und zornig waren auf Ihn, der ein Zeichen vollbrachte, das seine Gnade ebenso sicher wie ihr Verderben zeigte. Es war auch deshalb hoffnungslos, weil sie das Heilmittel verwarfen und sich in ihrer eigenen Gerechtigkeit gefielen.

Beachte jedoch, dass der Herr den Kranken erst seine Ohnmacht mehr als je zuvor fühlen lässt, bevor Er das Wort spricht, das ihn aufrichtet. Er schaute mit unendlichem Mitleid und kannte den Fall in all seinen Härten; aber der Wunsch, der dann empfunden wurde, kam in der Überzeugung des Menschen von seiner eigenen Wortlosigkeit zum Ausdruck. Es war wie die Worte der Seele in Römer 7: „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten“ etc. Wie wenig wusste er, wer sich herabgelassen hatte, sein „Nächster“ zu sein und das Werk eines guten Samariters zu tun, ja noch unvergleichlich mehr in diesem Fall, wo die Not weit tiefer liegt. Der, der aus den Toten lebendig macht, ist hier. „Er sprach, und es geschah“, mochte es auch wohl Sabbat sein; aber was für einen für Gott annehmbaren Sabbat können Sünde und Elend feiern? Gott sei Dank! Jesus wirkte; aber sie fühlten, dass, wenn Er recht hatte, es ganz aus war mit Ihnen. Deshalb verurteilten sie Ihn – und nicht sich selbst –, wie wir sehen werden, zur Verunehrung Gottes und zum eigenen Verderben.

Ohne Zweifel war es in Judäa und besonders in Jerusalem etwas seltsam, am Sabbat einen Menschen zu sehen, der sein Bett trug. Aber es geschah natürlich aufgrund eines überlegten Befehles vonseiten des Herrn. Er warf ein Problem auf bei den Juden, das, wie Er wusste, eine Kluft mit ihrem Unglauben heraufbeschwören würde. Es war ein Schlag, der mit Absicht gegen ihr selbstgefälliges Halten des Sabbats ausgeführt wurde, wo sie nicht bloß durch den Eigenwillen, das Gesetz zu beobachten, sondern auch durch Unglauben gegenüber ihrem eigenen Messias trotz der klarsten Beweise seiner Sendung und Person blind waren. Konnte Gott das Sabbatalten des Volkes in solchem Zustand annehmen? Hier befahl der Herr eine ausdrückliche Handlung am Sabbat in Jerusalem.

Verse 10.11

Joh 5,10.11: Es sagten nun die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, es ist dir nicht erlaubt, das Bett zu tragen. Er antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sagte zu mir: Nimm dein Bett auf und wandle.

Der geheilte Mann war einfach, und seine Antwort trägt den Stempel von Recht und Wahrheit. Die göttliche Kraft, die über eine Führung oder Leitung eines Engels und ohne dieselbe gewirkt hatte, war seine Garantie, nach diesem Wort zu handeln.

Verse 12.13

Joh 5,12.13: [Da] fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir sagte: Nimm [dein Bett] auf und wandle? Der Geheilte aber wusste nicht, wer es sei; denn Jesus war entwichen, weil eine Volksmenge an dem Orte war.

Die Juden fragten mit Groll und Verachtung: „Wer ist der Mensch?“ Man kann kaum glauben, dass sie nicht wussten, dass da mehr in ihrer Mitte war und wer Er war. Sie kannten seine Werke, wenn sie nicht Ihn selbst kannten; und seine Werke und seine Art sprachen von einem mehr als menschlichen Auftrag. Schon das Werk vor ihnen – und sie konnten es nicht leugnen – ging über das eines Engels hinaus; und doch fragten sie den Geheilten: „Wer ist der Mensch, der zu dir sagte: Nimm dein Bett auf und wandle?“ Der Herr hatte etwas angeordnet, so dass der Geheilte nicht mehr wissen sollte; Er war unerkannt entwichen, weil eine Volksmenge an dem Ort war.

Verse 14.15

Joh 5,14.15: Danach findet Jesus ihn im Tempel, und er sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, auf dass dir nichts Ärgeres widerfahre. Der Mensch ging hin und verkündete den Juden, dass es Jesus sei, der ihn gesund gemacht habe.

Es war ein gnädiges, aber zuinnerst ernstes Wort. Es bedeutet nicht viel, jetzt zu leben und das Leben zu genießen, das jetzt ist. Keine Kur, und wenn sie die Macht und Güte Gottes noch so sehr beschwor, konnte die innerste Not des Menschen heilen, denn die Sünde blieb noch. Eine Kur war nur vorübergehend. Der Mann, der geheilt worden war, musste, wenn es auch Jesus war, der ihn heilte, gewarnt werden: „Sündige nicht mehr, auf dass dir nichts Ärgeres widerfahre.“ Er scheint die Bosheit der Juden nicht angemessen beurteilt zu haben. Sie verbargen wahrscheinlich ihre wahren Gefühle. So ist es oft bei Menschen Jesus gegenüber, besonders bei solchen, die einen religiösen Ruf haben. Sie glauben nicht an Ihn und lieben Ihn nicht. So erahnte der Geheilte in seiner Einfalt ihre Absicht nicht, sondern er scheint eher angenommen zu haben, dass sie seinen wunderbaren Wohltäter gerne kennenlernen wollten. Deshalb ging er fort und verkündigte ihnen, dass es Jesus sei, der ihn gesund gemacht habe. Es besteht meiner Meinung nach keine Ursache, anzunehmen, dass er die Empfindungen der Juden teilte oder ihnen, die Ihn hassten, Jesus verraten wollte.

Aber jetzt wussten sie als Tatsache das, was sie ohne Zweifel von Anfang an vermutet hatten: dass der Kranke mit Jesus zu tun gehabt hatte. Ich sage nicht, dass ihr Berichterstatter es besser gewusst haben sollte, denn sie hatten gefragt: „Wer ist der Mensch, der zu dir sagte: Nimm dein Bett auf und wandle? Er sagte ihnen jetzt, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte. Sein Herz konzentrierte sich auf die gute und machtvolle Tat, die geschehen war; ihr Herz aber auf das Wort, das ihr Sabbatalten berührte.

Vers 16

Joh 5,16: Und darum verfolgten die Juden Jesus [und suchten ihn zu töten], weil er dies am Sabbat tat.

Es war die Blindheit von Menschen, die sich in Formen verloren hatten und die Wirklichkeit Gottes nicht erkannten und folglich auch nicht sich selbst in seiner Gegenwart erkannten. Früher oder später befinden sich solche Leute im Konflikt mit Jesus: Was werden sie später empfinden?

Vers 17

Joh 5,17: Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.

Das war eine überwältigende Antwort. Sie wussten nichts von der Gemeinschaft mit dem Vater. Er (Jesus) und nicht sie konnte Gott „Mein Vater“ nennen, und Er beliebte zu sagen: „Mein Vater wirkt bis jetzt.“ Denn der Vater konnte nicht in Sünde weilen, Er würde nicht im Elend ruhen. Er ist noch nicht der richtende Gott. Deshalb wirkte er als Vater, und das bis jetzt, wenn Er sich auch jetzt als Vater in und durch den Sohn offenbart. Sogar vorher aber hatte Er sich in Jerusalem selbst nicht unbezeugt gelassen, wie die Menge der wartenden Kranken am Teich Bethesda bewies. Aber dies war nur teilweise und vorübergehend. Der Sohn war da, um Ihn voll bekannt zu machen, und zwar als Einen, der noch nicht seinen Sabbat halten konnte, was auch immer die Juden, die Ihn nicht kannten, zu sagen oder zu tun wünschten. „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“ Jesus, der Sohn, hatte ununterbrochene und vollkommene Gemeinschaft mit seinem Vater.

Doch die Worte waren noch herausfordernder als die Tat, die sie gerade gesehen hatten; und die Art, wie Jesus offen dafür gesorgt hatte, dass es geschah und gesehen wurde, widersprach all ihren vorgefassten Meinungen und rührte die Tiefe ihres Unglaubens auf. Denn bei solchen Worten musste seine persönliche Herrlichkeit stark hervorleuchten.

Vers 18

Joh 5,18: Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte, sich selbst Gott gleich machend.

Beide, der Vater und der Sohn, wirkten und ruhten nicht. „Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen eigenen Vater nannte, sich selbst Gott gleich machend.“ Auch irrten sie sich bei dieser Folgerung nicht im Geringsten. Denn so wie Er dem Geheilten ausdrücklich auftrug, das zu tun, was, wie Er wusste, zu einem Bruch führen würde, so leugnete Er nicht noch bekannte Er, dass Gott sein eigener Vater in einem Sinne war, wie es für niemand anders als nur für Ihn galt. Das ist die Wahrheit und die Wahrheit aller Wahrheiten, die am meisten Gottes würdig ist, und es ist der Wendepunkt für allen Segen des Menschen. Dadurch erkennt der Gläubige Gott und hat ewiges Leben; ohne dies ist man ein Feind Gottes, wie die Juden selbst an jenem Tag und immer danach bewiesen. Verhärtete Menschen, verdreht und verhängnisvoll geblendete Menschen, die in mutmaßlichem Eifer für seine Ehre umso mehr versuchten, Jesus, seinen eigenen Sohn, zu töten, der in unendlicher Liebe gekommen war, um den Vater bekannt zu machen und den Menschen mit Gott zu versöhnen. Aber Gott ist weise und unendlich gut in seinem Werk; denn indem Er sie Ihre Bosheit bis zum Äußersten beweisen ließ, zeigte Er, als die rechte Zeit zum Töten Jesu gekommen war, seine eigene Liebe im höchsten Maße in der Versöhnung, indem er Christus, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde machte, auf das wir Gottes Gerechtigkeit würden in Ihm.

Vers 19

Joh 5,19: Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was irgend er tut, das tut auch der Sohn gleicherweise.

Der Herr greift die ungläubige Verwerfung seiner Person auf und stellt die Wahrheit vor, die alles an den rechten Platz rückt. Hier wird zum Ausdruck gebracht, dass ein Wille, der getrennt von Gott dem Vater ist, ganz ausgeschlossen ist. Er spricht von sich als Mensch auf Erden, der doch innerlich Gott ist: das besondere Thema unseres Evangeliums. Er offenbarte hier Gott, den sonst kein Mensch gesehen hatte oder sehen konnte; und Er offenbarte Ihn als Vater, wie schwerfällig auch selbst die Jünger sein mochten, dies zu erkennen, bis die Erlösung den Schleier von ihren Augen und das Gefühl von Schuld von ihrem Gewissen hinwegnahm, bis die Liebe, die Ihn dahingab, um dies zu vollenden, von dem Herzen erfasst wurde. Aber Er hatte sich herabgelassen, sich an die Stelle der Menschen zu stellen, ohne für einen Augenblick seine göttliche Natur und seine göttlichen Rechte zu verlieren; und als solcher lehnt Er den geringsten Schatten von Selbsterhöhung oder Unabhängigkeit von seinem Vater ab. Dies Fleisch kann das jetzt nicht mehr als damals verstehen; und wie es damals die Juden dazu führte, den Sohn zu verschmähen, so führt es heute in der Christenheit weithin zu offener Leugnung seiner göttlichen Herrlichkeit oder zur praktischen Vermenschlichung Jesu. Von daher die Anstrengung so vieler Leute, solch ein Symbol wie den athanasianischen Glauben loszuwerden und die gedankenlose Schläfrigkeit von noch weit mehr Leuten, die an Ihn nicht mehr als diese glauben. Die Wahrheit ist, dass die Schrift weit über jeden Glauben hinausragt, der jemals zur Erhaltung seiner Ehre abgegrenzt wurde; und dies nicht nur in der Lehre seiner inspirierten Knechte, sondern in ihrem eigenen Bericht von seinen Worten, wie hier.

Neben der Tatsache, das Er der Ewige ist, Gott über alles, gepriesen in Ewigkeit, spricht Er von sich als solchem, dass er in dieser Welt als ein Mensch ist und doch als der Sohn und dass Er als Solcher nur das tut, was Er den Vater tun sieht; irgendetwas anderes würde nicht dazu dienen, Ihn kundzumachen. Und dazu war Er hier. Doch ist Er so wirklich göttlicher Natur, dass, was auch immer der Vater tut, dies auch der Sohn gleicherweise tut. Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes und ist allein dafür zuständig, den Vater zu zeigen. Wie vollkommen ist doch das vereinte Wirken des Vaters und des Sohnes! So lernen wir hier, wie in Johannes 10, ihre Einheit. Es ist nicht nur so, dass der Sohn das tut, sondern Er tut es gleicherweise. Wie gesegnet ist ihre Gemeinschaft!

Aber auch die Grundlage, die der Herr legt, muss betrachtet werden: 

Vers 20

Joh 5,20: Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut; und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, auf dass ihr euch verwundert.“ (Vers 20)

Es ist wahr, dass die Personen in der Gottheit wirklich sind, wenn irgendetwas wirklich ist; und so wie die göttliche Natur moralisch vollkommen ist, so sind es auch die Gefühle, die herrschen, nicht weniger. Das vereinte Wirken des Vaters und des Sohnes, unseres hochgelobten Herrn, erklärt sich dadurch, dass der Vater den Sohn lieb hat und ihm alles zeigt, was Er selbst tut; ja Er lässt sie wissen, wie Er selbst wusste, dass Ihm größere Werke vom Vater gezeigt werden würden, wie der letzte Teil dieses Evangeliums beweist, „dass ihr euch verwundert“ – Er sagt nicht: dass ihr glaubt. Denn Er spricht nicht von der Gnade, sondern von der Macht, die sich im Zeugnis an die Juden offenbart, und die Wirkung davon würde nicht der Glaube sein, der Gott ehrt, sondern das Erstaunen, dass der häufige und dumme Begleiter des Unglaubens ist.

Der Herr stellt als Nächstes das ungeheure Wunder der Auferstehung heraus: 

Verse 21-23

Joh 5,21-23: Denn gleichwie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, also macht auch der Sohn lebendig, welche er will. Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, auf dass alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.

Es kann kein Zweifel bestehen, dass, den Toten Leben zu geben, zu Gott passt und Ihn charakterisiert; aber wenn der Vater das so tut, so tut es der Sohn nicht weniger, und zwar nicht als Instrument, sondern in souveräner Ausübung: „Der Sohn macht auch lebendig, welche er will.“ Er ist eine göttliche Person genauso richtig wie der Vater, mit vollem Recht und voller Kraft. Aber noch mehr: Er richtet allein. Das Gericht als Ganzes und in all seinen Formen ist dem Sohn vom Vater übertragen worden, der in diesem Sinne niemanden richtet, mit dem ausdrücklichen Ziel, dass alle den Sohn ehren sollen, wie sie den Vater ehren. Und so ist es wirklich; denn diejenigen, die nicht den Gesandten des Vaters, den Sohn, ehren, ehren nicht den Vater, sondern verunehren Ihn. Nach dem Wohlgefallen des Vaters geht es auf den Sohn über, zu richten; aber wir werden finden, dass es einen moralischen Grund dafür gibt, der später erscheint. So wie es ist, lernen wir, dass der Sohn in Gemeinschaft mit dem Vater lebendig macht und dass Er allein richtet. So wird seine Ehre bei allen Menschen gesichert, die entweder auferweckt werden, wenn sie glauben, oder gerichtet werden, wenn sie es nicht tun.

Denn wie kann eine Seele wissen, dass sie lebendig gemacht ist und nicht gerichtet werden wird? Er, der das Teil, dass einigen zukommt, offenbart und das übrige Teil abwartet, hat das, was so allumfassend wichtig ist, nicht im Unklaren oder im Zweifel gelassen; Er hat das ausgesagt, was jedes Menschenkind so stark angeht. Nur der Unglaube darf oder kann ungewiss sein, obwohl er es in der Tat nicht sein sollte, denn sein schreckliches Ende ist für andere, wenn nicht für ihn selbst, nur zu deutlich.

Vers 24

Joh 5,24: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen.

Gott zu verachten, muss von dem gerichtet werden, den das nicht mehr entehren kann. Was kann auf der anderen Seite aus Gnaden noch deutlicher sein als das Teil, das unser Herr dem Glauben verheißt. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen.“[1] Es ging nicht um das Gesetz, sondern um das Hören von Christi Wort, um das Glauben (nicht an Gott irgendeinem Sinne, wie die A.V. [Authorized Version] es angibt, sondern) an den, der Christus gesandt hat, um das Glauben an sein Zeugnis. Er hatte seinen Sohn dazu gesandt, dass Er ewiges Leben geben könnte. Deshalb hat der, der an Ihn glaubt, „ewiges Leben“. Es ist eine gegenwärtige Gabe Gottes und ein Besitz des Gläubigen, den man im vollen Maße ohne Zweifel im Himmel genießen wird, aber der doch nichtsdestoweniger wahrhaft jetzt gegeben ist und hier geübt wird, wo Christus damals war.

Aber da ist noch mehr als die gegenwärtige Mitteilung eines neuen Lebens durch Glauben, eines Lebens, dessen Quelle und Wesen Christus und nicht Adam ist; wer das Leben hat, kommt nicht ins Gericht. Die A.V. sagt „Verurteilung“, „Verdammung“; aber der Herr sagt mehr als dies: Der Gläubige „kommt nicht ins Gericht“. Er wird vor Christi Richterstuhl offenbar werden; er wird von allem, was er zu Lebzeiten getan hat, Rechenschaft ablegen; aber er kommt nicht, wenn man Christus glauben darf, ins Gericht. Es wird bei ihm niemals darum gehen, ob er verlorengeht oder nicht. Eine seltsame Auffassung! Nachdem man abgeschieden ist, „um bei Christus zu sein, denn es ist weit besser“, ja sicherlich nachdem man in die Gleichheit seiner Herrlichkeit verwandelt ist, sollte man gerichtet werden! Man denke an den „Jünger, welchen Jesus liebte“; wenn er verherrlicht ist, soll er vor ein so schreckliches Gericht! Es ist gleicherweise für jeden anderen Gläubigen unvereinbar; denn das ewige Leben ist für alle dasselbe. Das Heil hat für niemand Schattierungen, genauso wenig wie Christus. Nein! Solch ein Gedanke ist Theologie, die allzu verbreitete Lehre der Christenheit, der protestantischen oder katholischen, arminianischen oder calvinistischen; aber es steht im direkten Widerspruch zu den klaren und sicheren Worten Christi.

All die großen englischen Übersetzungen, Wyclif, Tyndal, Cranmer und die Genfer Fassung, ebenso wie die Authorised Version sind hier falsch. Als einzige sozusagen ist die rhemische Fassung richtig, die hierbei der Vulgata folgt: ohne Zweifel ein bloßer Zufall, denn keine sonst ist, durch ihre eigene Übersetzung geleitet, so weit von der Wahrheit und von der Erkenntnis von der Bewahrung vor dem Gericht entfernt wie die Lehrer der röm.-kath. Kirche. Und niemand ist im nächsten Satz so ungläubig, denn sie scheinen wirklich den Herrn sagen zu lassen: „wird vom Tode in das Leben übergehen“. Er hat in Wirklichkeit gesagt xxxx (Griech.): „sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen“ (das gegenwärtige Ergebnis einer vergangenen Handlung). Hier stimmen die protestantischen Fassungen, Wyclif ist unklar, die rhemische Fassung ist falsch. Und da gibt es noch nicht einmal die Entschuldigung mit der Vulgata, die liest „transiit“ (ist übergegangen). Möglicherweise lesen sie „transiet“ (wird übergehen); aber wenn, dann war es ein Irrtum, den einige Kopien der lateinischen Fassung verbessert haben würden, wenn sie das inspirierte Original nicht kannten.

Wie dem auch sei, die Wahrheit, die unser Herr vorbringt, ist von größter Bedeutung. Möchte doch jeder Gläubige sie erkennen und sich ihrer freuen mit Einfalt und in ihrer ganzen Fülle, wie dieser eine Vers sie darstellt! Es ist Christi Wort, das in göttlich gegebenem Glauben aufgenommen wird, und das erweckt die Seele. Es ist hier und anderswo kein Gedanke an irgend solch eine Kraft in einer zelebrierten gottesdienstlichen Verordnung. Aber der Glaube schätzt sein Gericht nicht gering; im Gegenteil, der Gläubige beugt sich ihm jetzt moralisch in seinem Wort, er empfängt Gottes Zeugnis für seinen Sohn, und er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen.

Der Herr hat so die Frage beantwortet, die seine ernsten Worte in jeder gottesfürchtigen Seele aufwerfen würden. Er hatte gezeigt, dass es nicht um das Gesetz oder eine Verordnung ging, sondern um das Hören seines Wortes und das Glauben an den Vater, der Ihn gesandt hatte. Nur solche haben ewiges Leben; aber der, der so glaubt, hat es jetzt. Wie gesegnet und wie sicher ist sein Anteil in Christus!

Als Nächstes wendet Er sich zu dem allgemeineren Zustand der Dinge.

Vers 25

Joh 5,25: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch; dass die Stunde kommt und jetzt ist, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben.

Es ist in der Tat eine traurige Wahrheit: Die Menschen mit all ihrer Geschäftigkeit der Welt sind hier „die Toten“. Auch geht es hier nicht um eine strengere Moral oder eine heiligere Religion. Sie mögen sich das eine oder auch das andere aneignen und doch Mangel an Leben haben. Dogmatik kann es ebenso wenig geben wie Ritual. Es strömt von dem Sohn Gottes, der lebendig macht, wen Er will; und doch geschieht es durch Glauben, und so durch das Wort, was der Geist glühend darbietet.

Hier ist der Punkt, wo der Evangelikalismus schwach und der Sakramentalismus falsch ist. Wenn der Letztere irrgläubig einer geschaffenen Verordnung die Ehre zuerteilt, die allein einer göttlichen Person zukommt, so kennt der Erstere die Wahrheit nicht und setzt sie herab, indem er von einem bekehrten Charakter spricht und davon, Gott zu weihen, was einst dem Ich und der Sünde verschrieben war; aber keiner von beiden schätzt das totale Verderben des Menschen angemessen ein und folglich auch nicht die absolute Notwendigkeit und wirkliche Kraft göttlicher Gnade. „Die Toten“ sind die Menschen im Allgemeinen jetzt, bis sie von Gott geboren sind. Es ist kein Bild für die kommende Auferstehung, ob der Gerechten oder der Ungerechten, die in den Versen 28 und 29 folgt, sondern ein Bild der gegenwärtigen Zeit, wie der Herr selbst mitteilt; denn es „ist jetzt, wenn die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden“. Seine Stimme geht im Evangelium aus an „alle Welt“, und „die sie gehört haben, werden leben“. Das ist das Mittel und die Verfassung des Lebens. Es erfordert Glauben, dass dies durch Gnade geschieht. Die äußerste Ohnmacht des Menschen ist ebenso offenbar und gewiss wie seine herrliche Kraft.

Die gehört haben, werden leben. Ach! die Masse der Menschheit hat Ohren, aber hört nicht; selbst bei den Juden war da, als sie Ihn sahen, kein Ansehen, dass sie Seiner begehrt hätten. Sei es ein irrgläubiger oder skeptischer Mensch, er unterwirft sich nicht dem Urteil Gottes über seinen eigenen Zustand, auch fühlt er folglich nicht die Notwendigkeit der souveränen Gnade in Christus, der allein das Leben geben kann, das der Mensch jetzt und in Ewigkeit vor Gott braucht. Aber was auch immer die Gnade Gottes sei, Er wird dafür sorgen, dass sein Sohn geehrt wird, und zwar jetzt durch das Hören seines Wortes und das Glauben an das Zeugnis dessen, der Ihn gesandt hat. Dies stellt den Menschen ganz auf die Probe, was das Gesetz nur teilweise konnte. Denn niemals vertraut der Mensch als Sünder Gott für das ewige Leben, bis die Gnade ihn seine Sünden sehen lässt und sich selbst ganz misstrauen lässt. Wie froh ist er dann, zu erfahren, dass die Güte Gottes in Christus ewiges Leben gibt und dass Er Ihn gesandt hat, damit er es erkennen könnte! Wie bereitwillig gibt er zu, dass er selbst einer „der Toten“ ist, was kein Mensch wirklich tut, bis er aus dem neuen Leben lebt, das in Christus ist! Wie beugt er sich von Herzen vor dem Sohn Gottes und preist den Gott, der Ihn in Liebe und Erbarmen gesandt hat, weil Er nicht den Tod des Sünders will, sondern vielmehr dass er leben könne durch seinen Namen!

Aber derselbe Unglaube, der zu alten Zeiten in den Juden das Gesetz verletzte und nach Götzen trachtete, vertraut jetzt bei den Heiden auf eine Verordnung dafür, wodurch die erhöht werden, die sich ihren gültigen und ausschließlichen Dienst anmaßen; oder er misstraut offen Gott und behandelt seinen Sohn geringschätzig, indem sie ohne Ihn auf sich selbst vertrauen. Sie sind die religiös oder weltlich Ungläubigen. Sie sind „die Toten“ und haben nie die Stimme des Sohnes Gottes gehört, sondern nur die ihrer Priester oder ihrer Philosophen. Wie auch immer sie sich brüsten, sie werden nicht leben, denn sie haben Christus nicht, sondern haben nur Ideen, eingebildete oder rationale Gedankengebäude; nicht die Wahrheit, die untrennbar mit Christus verbunden ist und durch Glauben zur Verherrlichung Gottes und zur Vernichtung menschlicher Anmaßungen aufgenommen wird.

Es ist von höchster Wichtigkeit zu sehen, dass jede Wahrheit in der Person Christi gipfelt, der von Ewigkeit zu Ewigkeit Gott ist und sich herabgelassen hat, Mensch zu werden, ohne die göttliche Herrlichkeit im Geringsten aufzugeben, aber doch um treu die der Menschheit eigene Stellung anzunehmen. Von daher kommt die besondere Ausführung des Herrn im folgenden Teil. Ein falsches Verständnis hiervon hat nicht wenige Theologen von Bedeutung an den Rand, wenn nicht sogar in die Untiefe, grundlegenden Irrglaubens gebracht.

Verse 26.27

Joh 5,26.27: Denn gleichwie der Vater Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Sohne gegeben. Leben zu haben in sich selbst: und er hat ihm Gewalt gegeben, auch Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.

Der Herr spricht hier offenbar als der Herabgekommene, als Mensch, als Gesandter Gottes und als Diener der göttlichen Ratschlüsse und nicht als der, der über allem ist, Gott gepriesen in Ewigkeit, obwohl beides in seiner Person vereint ist. Als der ewige Sohn macht Er lebendig, wen Er will; als in Niedrigkeit gekommen ist es Ihm von dem Vater gegeben, Leben in sich selbst zu haben. Von einer Frau geboren, ist Er doch noch Sohn Gottes (Lk 1,35). Aber die Menschen verachten den Menschen Christus Jesus. Einige vertrauen auf sich selbst, dass sie gerecht sind, und alle mögen Ihn nicht leiden, der nicht seinen eigenen Willen tat, sondern den Willen dessen, Der Ihn gesandt hatte. Er, der nach dem Willen des Vaters lebte, ist allen ein Anstoß, die sich selbst leben, und solche hassen Ihn, die untereinander ihre eigene Ehre suchen. Sie missbrauchen sein Menschsein, um sein Gottsein abzuleugnen. Sie haben kein Leben, denn sie haben keinen Glauben. Aber sie können dem Gericht nicht entrinnen, und zwar einem Gericht, das genau in der Natur des Menschen ausgeübt wird, für die sie den Sohn Gottes verwarfen.

Als Sohn des Menschen wird der Herr Jesus auf dem Thron sitzen. Ohne Zweifel wird Er seine göttliche Erkenntnis bei seinem Richteramt zeigen; aber, wie Er ausdrücklich sagt, es wird Ihm von dem Vater das Recht gegeben, Gericht auszuüben, weil Er der Sohn des Menschen ist. Als Sohn Gottes macht Er lebendig; als Sohn des Menschen wird Er richten. Wie ernst! Wäre Er nur Sohn Gottes gewesen, wer würde es gewagt haben, Ihn zu verachten? Das Licht seiner Herrlichkeit hätte sofort jeden stolzen Feind aus seiner Nähe verzehrt. Es war seine Gnade, die Menschen in seiner Menschwerdung zu erretten, die Ihn der Verachtung auf seinem Weg des demütigen Gehorsams und des Leidens in Liebe aussetzte. Der Erzengel ist ein Diener; Er ließ sich herab, einer zu werden (Phil 2,6.7). Aber der Gott dieser Welt machte sie blind, so dass sie den nur für einen Menschen hielten, der sich niemals mehr vor denen, die Augen hatten, es zu sehen, als Gott bewies. Wenn sie Ihn bei seinem Werk der Gnade verschmähten, wie wird es sein, wenn Er Gericht ausübt, und das als Sohn des Menschen? Das ist das Urteil Gottes.

Verse 28.29

Joh 5,28.29: Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichtes

So wird eine andere Stunde verkündigt, die sich von dem, was „jetzt ist“ und nur „kommt“, unterscheidet, eine Stunde, die nicht dazu dient, solche aus den Toten lebendig zu machen, die die Stimme Christi hören, sondern wo „alle, die in den Gräbern sind“, auferweckt werden. Es ist die Stunde der richtigen Auferstehung; und der Herr verneint mit Sorgfalt den weitverbreiteten Gedanken einer allgemeinen Auferstehung. Nicht so; hier, wie anderswo erfahren wir von zwei ganz und sehr deutlich unterschiedenen Auferstehungen, was den Charakter angeht, so wie wir in Offenbarung 20 sie der Zeit nach unterschieden finden, wo das Tausendjährige Reich und noch mehr dazwischenliegt.

Es gehörte nicht in den Bereich der Rede des Herrn oder der Absicht des Geistes in diesem Evangelium, die Ordnung der Ereignisse chronologisch geordnet zu offenbaren. Das hat seinen passenden Platz in der großen Weissagung des Neuen Testamentes. Aber der weit tiefere Unterschied ihrer Beziehung zu Christus selbst, gesehen als Sohn Gottes und Sohn des Menschen, wird uns in wenigen Worten von höchster Bedeutung vor Augen gestellt – ein Unterschied, der bestehen würde, wenn nicht mehr als 10 Minuten zwischen ihnen lägen, aber der noch deutlicher und eindrucksvoller dadurch wird, dass die Offenbarung uns einen Zwischenraum von mehr als tausend Jahren sehen lässt. Wie groß ist die Verwirrung in der Theologie der Schulen und Kanzeln, die ein einziges vermischtes Auferstehen von Gerechten und Ungerechten annimmt, und dies hauptsächlich aufgrund einer so absurden Auslegung wie dieser, dass man Matthäus 25,31-46 auf die Auferstehung deutet! Denn dies ist ganz gewiss ein Gericht über die Lebendigen, über „alle Nationen“, vor dem Sohn des Menschen, wenn Er wieder in Herrlichkeit kommt; nicht das Gericht der bösen Toten und ihrer Werke vor dem großen weißen Thron, nachdem Himmel und Erde geflohen sind und jede Frage des Wiederkommens gelöst ist. Es ergibt sich weiter das Pech aus dieser Auslegung, dass sie dahin zielt, glauben zu machen, dass Gerechte und Ungerechte in das Gericht kommen, was zur Vernichtung der Hauptwahrheit des Evangeliums führt, die Leben und gerecht als Gegensätze behandelt, wie wir es in den Worten unseres Heilands gesehen haben und auch anderswo finden können.

Da gibt es bei den beiden „Stunden“ diesen wesentlichen Unterschied, dass, während bei der ersten einige nur aus Gnade seine Stimme hören und Leben haben, bei der zweiten alle, die in den Gräbern sind, die Stimme hören und herauskommen werden. Denn es gibt nicht mehr eine Vermischung von Gerechten und Ungerechten. In der Welt waren sie mehr oder weniger durcheinandergewürfelt. Auf dem Feld, wo der gute Same gesät wurde, säte der Feind Unkraut; und im Gegensatz zu den Knechten entschied der Herr, dass beides miteinander wachsen solle bis zur Ernte. Aber in der kommenden Stunde gibt es keine Vermischung mehr: Die ernste Trennung von allen findet statt, „die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts“. Denn das ewige Leben in Christus ist niemals ohne Wirkung, und der Heilige Geist, der dem Gläubigen aufgrund der Vollendung der Erlösung und der Himmelfahrt Christi gegeben ist, wirkt in jenem Leben, damit es die Frucht der Gerechtigkeit durch Jesus Christus zur Verherrlichung und zum Lob Gottes gibt. Deshalb werden diejenigen, die geglaubt haben, als solche gekennzeichnet hier, die das Gute getan haben, und da dies seinen Ursprung in dem Leben hatte, so ist sein Ausgang eine Auferstehung des Lebens; während solche, die kein Leben hatten, da sie Ihn verwarfen, der die Quelle des Lebens ist, als solche beschrieben werden, „die das Böse verübt haben“, und ihr Ende ist eine Auferstehung des Gerichts. In der Stunde, die jetzt ist, wollten sie den Sohn Gottes in all seiner Gnade nicht haben; sie müssen von dem Sohn des Menschen in der Stunde, die kommt, gerichtet werden. Die beiden Auferstehungen sind so voneinander verschieden, wie das Wesen derer, die in der jeweiligen Auferstehung auferstehen. Aber Jesus ist Herr über alle und erweckt alle, wenn auch nach verschiedenem Grundsatz, von verschiedener Art und zu verschiedenem Ziel.

Nichts kann deutlicher sein als der Anspruch des Sohnes auf die Machtfaktoren, die am meisten Gott den Vater charakterisieren: das Lebendigmachen und das Auferwecken der Toten; nichts ist deutlicher als der Entschluss des Vaters, die Ehre seines eingeborenen Sohnes zu stärken. Denn jeder Anspruch und jede Form von Gericht ist dem Sohn des Menschen übertragen, und das mit der ausdrücklichen Absicht, dass alle den Sohn ehren sollen, wie sie den Vater ehren. Aber das Lebengeben ist die Tat der Gnade in ihrem vollsten Wesen, wie das Gericht die Verteidigung der Ehre des Sohnes bei denen ist, die Ihm ausgewichen sind und niemals ewiges Leben oder Errettung gehabt haben. Diese beiden Dinge miteinander zu vermischen, ist die Uneinsichtigkeit des Menschen und seiner Tradition, und das ist der vollen Offenbarung ganz entgegengesetzt. Es ist ein Irrtum von großem Ausmaß.

Der Herr spricht noch als Sohn, aber als Mensch auf Erden, und in Vers 30 verbindet Er das, was Er schon offenbart hatte, mit den verschiedenen Zeugnissen für seine Herrlichkeit in dem, was folgt. Er war der Richtige für die Aufgabe des Richtens, wenn Er auch der Niedrigste unter den Menschen war; und das gerade deshalb, weil Er in keinem seiner Wege oder Gedanken von dem Vater unabhängig war. Es ist die Vollkommenheit des Menschen; Er allein war so, der Er es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein. Aber als Gott war Er zur Verherrlichung Gottes Mensch geworden; und deshalb sagt Er:

Vers 30

Joh 5,30: Ich kann nichts von mir selbst tun: so wie ich höre, richte ich, und mein Gericht ist gerecht, denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.

Er sah und hörte als der vollkommen abhängige und gehorsame Mensch, obwohl keiner außer einer göttlichen Person solch einen Rang hätte einnehmen können. Er hatte einen Willen, aber dieser wurde in gänzlicher Unterwerfung gegenüber dem Vater gebraucht. Er sah, was der Vater tat, um dasselbe gleicherweise zu tun; Er hörte mit offenem und wachem Ohr Morgen für morgen, um zu hören, gleich solchen, die gelehrt werden, und so richtete Er; und sein Gericht war gerecht. Da gab es nichts, was Ihn ablenken oder irreführen konnte, obwohl einer da war, der das mit aller List versuchte. Aber er wurde vernichtet und versagte auf der ganzen Linie, denn hier griff er nicht den ersten Menschen an, sondern den zweiten Menschen, der gekommen war, um den Willen Gottes zu tun. Solch eine Herzensabsicht bewahrt Einfalt des Auges und nicht abschweifende Treue. So wandelte der Gesandte immerfort. Wer, Menschheit, ist so würdig und geeignet zu richten, und das als Mensch?

Als Nächstes werden wir zu den Zeugnissen geführt, die für Ihn gegeben werden.

Verse 31-35

Joh 5,31-35: Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr. Ein anderer ist es, der von mir zeugt, und ich weiß, dass das Zeugnis wahr ist, welches er von mir zeugt. Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat der Wahrheit Zeugnis gegeben. Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen, sondern dies sage ich, auf dass ihr errettet werdet. Jener war die brennende und scheinende Lampe; ihr aber wolltet für eine Zeit in seinem Lichte fröhlich sein.

Johannes der Täufer ist dann das erste Zeugnis, das der Herr in seiner bereitwilligen und ewigen Liebe aufzählt, was nichts von seinem eigenen Zeugnis aussagte, wenn sie irgendwie überführt werden könnten und der Wahrheit glauben könnten. Dazu war Er geboren und in die Welt gekommen. Er lebte um des Vaters willen, der Zeugnis über Ihn gab. Niemals war sein Zeugnis ein eigennütziges oder isoliertes Zeugnis; denn Er wollte es aufgeben und weist auf seinen Vorläufer. Zu diesem Zweck war Johannes ohne Zweifel erweckt worden, und man kann sich kein Zeugnis von Menschen vorstellen, dass noch unanfechtbarer ist. Seine Geburt, sein Leben, sein Predigen, sein Tod – alles trug den Stempel der Wahrhaftigkeit; und nie hatte jemand so auf einen anderen hingewiesen, wie er auf den Herrn Jesus. Die Juden hatten auch in allem Ernst seinen Tod gesucht, und er war nicht davor zurückgeschreckt. Wer sonst hatte jemals in dieser Art vor und nach dem Kommen des Zieles seines Zeugnisses Zeugnis gegeben? Er war nicht der Christus, wie er bekannte und nicht leugnete, als Menschen bereit waren, ihm die Ehre angedeihen zu lassen, die dem Meister zustand. Auch suchte Christus auf der anderen Seite kein Zeugnis von Menschen; doch wozu neigte Er sich nicht herab, damit Seelen gerettet werden könnten? Wenn jedoch ein Mensch überhaupt gebraucht werden sollte, so war kein Größerer unter den von Frauen Geborenen aufgekommen als Johannes, wie der Herr sagt. Die brennende und scheinende Lampe war für eine Zeit eine Quelle der Freude gewesen; aber die Menschen sind unbeständig, und das Zeugnis dessen, der wirklich „eine Stimme in der Wüste“ war, wurde abgelehnt.

Das zweite und größere Zeugnis erkennen wir in den Werken Christi:

Vers 36

Joh 5,36: Ich aber habe das Zeugnis, das größer ist als das des Johannes: denn die Werke, welche der Vater mir gegeben hat, auf dass ich sie vollbringe, die Werke selbst, die ich tue, zeugen von mir, dass der Vater mich gesandt hat.

Die Werke Christi zeugen in jeder Weise nicht bloß von der offenbarten Macht, sondern auch von ihrem Charakter. Was für eine Gnade und Wahrheit, wie sie in Ihm ist, leuchtet durch sie hervor!

Das dritte Zeugnis ist die Stimme des Vaters:

Verse 37.38

Joh 5,37.38: Und der Vater, der mich gesandt hat, er selbst hat Zeugnis von mir gegeben. Ihr habt weder jemals seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen, und sein Wort habt ihr nicht bleibend in euch; denn welchen er gesandt hat, diesem glaubet ihr nicht.

Dies Zeugnis für die Beziehung und die Herrlichkeit des Sohnes erhebt sich noch höher; wir könnten gedacht haben, es ging bis zum höchsten Punkt, wenn nicht unser Herr noch ein anderes und krönendes Zeugnis hinzugefügt hätte, was sich auf das bezieht, was die degenerierte Christenheit jetzt mit Verachtung zu verlassen lernt, zu ihrem eigenen Verderben und zum raschen Gericht.

Das vierte und krönende Zeugnis ist das der Schrift:

Verse 39.40

Joh 5,39.40: Ihr erforschet die Schriften, denn ihr meinet, in ihnen ewiges Leben zu haben, und sie sind es, die von mir zeugen; und ihr wollt nicht zu mir kommen, auf dass ihr Leben habet.

Der praktische Unterschied zwischen dem Indikativ und dem Imperativ ist nicht groß, weil der Zusammenhang entscheidet, dass es ein Appell ist, wie es wohl beachtet worden ist, und nicht so sehr ein Befehl. Sie waren nicht so verblendet, dass sie annahmen, ewiges Leben in sich selbst zu haben; sie suchten danach in den Schriften, und so erforschten sie sie gewöhnlich, wie sie es mehr oder weniger heute auch tun. Aber wenn auch die Schriften von dem Herrn Jesus zeugen, so sind sie doch nicht bereit, zu Ihm zu kommen, um das Leben haben zu können, das Er allein geben kann. Denn die Schriften können kein Leben getrennt von Ihm geben und auch der Vater nicht; doch sind die Schriften das feststehende Zeugnis von Christus, die ständig von Ihm als der offenbarten Quelle für den Menschen und Triumph für Gott reden, und das in Güte und nicht bloß im Gericht, was zur äußersten Verwirrung des Feindes und all derer dient, die mit ihm gegen Gott Partei ergreifen. Die Gegenwart Christi stellte nicht bloß den Menschen in seinem Elend und seiner völligen Gottesferne auf die Probe, sondern auch die, die mit jenen Weissagungen Gottes so vertraut waren; und der Sohn, der Heiland, muss, von den Juden verachtet, über die das Urteil fällen, die so willig ihren eigenen besten Zeugnissen von Ihm ausweichen: „Ihr wollt nicht zu mir kommen, auf dass ihr Leben habet.“

War es denn so, dass der Herr Jesus gegenwärtige Ehre suchte? Sein ganzes Leben von seiner Geburt bis zu seinem Tod erklärte mit einer Deutlichkeit, bei der sich niemand irren konnte, genau das Gegenteil. Wie war es mit seinen Gegnern?

Verse 41-43

Joh 5,41-43: Ich nehme nicht Ehre von Menschen; sondern ich kenne euch, dass ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt. Ich bin in dem Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmet mich nicht auf; wenn ein anderer n seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr aufnehmen.

„Ehre von Menschen“ ist der Angelpunkt bei der Welt: Jesus suchte sie nicht nur nicht, sondern Er nahm sie auch nicht. Er tat immer das, was dem Vater gefiel, der Ihm den Auftrag gab, was Er sagen und reden sollte. Er hielt die Gebote seines Vaters und blieb in seiner Liebe. Die Juden hatten in keiner Weise die Liebe Gottes in sich: Ehrgeizig nach menschlicher Ehre und in Selbstgefälligkeit schreckte ihre Seele vor Jesus zurück und verabscheute Ihn, so wie seine Seele für sie in die Enge getrieben wurde. Sein Kommen hatte sie auf eine neue und größere Probe gestellt. Er hatte ihnen Gott, ja den Vater, zu nahe gebracht; aber sie kannten weder Christus noch den Vater: Wenn sie den einen gekannt hätten, hätten sie auch den anderen gekannt.

Aber da sollte noch eine andere Prüfung kommen: Nicht sein Kommen im Namen des Vaters mit dem einfachen Bestreben, seinen Willen zu tun und Ihn zu verherrlichen, sondern ein anderer sollte in seinem eigenen Namen kommen. Dies würde dem Juden – den Menschen – passen. Selbstverherrlichung ist sein Gift und Satans Köder, und dadurch ist dies unter göttlichem Gericht ein unheilbares Verderben. Es ist der Mensch der Sünde im Gegensatz zu dem Sohn Gottes, dem Mann des Gehorsams und der Gerechtigkeit; und entsprechend, wie wir gehört haben, dass der Antichrist kommt, so sind sogar jetzt viele Antichristen gekommen. Aber die Gegenwart des Antichristen wird dem Werk Satans entsprechend sein, in aller Macht und mit allen Zeichen und Wundern der Bosheit und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit an denen, die verlorengehen, weil sie die Liebe der Wahrheit, um errettet zu werden, nicht angenommen haben. Sie wollten den wahren Gott und das ewige Leben in dem Sohn, der in Liebe zu den Menschen Mensch geworden war und litt, nicht haben; sie werden den Menschen von Satan annehmen, wenn er sich erhebt, um Gott zu sein. Das ist die große Lüge am Ende, und diejenigen, die die Wahrheit in Christus verworfen haben, werden darin verlorengehen.

Auch kann nichts an solch einem Ende für diejenigen, die die Wege des Menschen von Anfang an kennen, merkwürdig erscheinen.

Vers 44

Joh 5,44: Wie könnt ihr glauben, die Ihr Ehre voneinander nehmet und die Ehre, welche von Gott allein ist, nicht suchet?

So ist die Welt, die seine, wo der Mensch in eitlem Aufzug wandelt, wo er seine Seele preist, während er lebt, und gepriesen wird von seinen Mitgenossen, wenn er sich selbst etwas Gutes getan hat; aber solche Menschen werden nie das Licht sehen. Dieser ihr Weg ist ihre Torheit, auch wenn die Nachwelt mit noch so großem Entzücken an ihrem Munde hängt. Wie Schafe werden sie ins Grab gelegt; der Tod wird sie weiden, und der Stab wird über sie herrschen am Morgen. Wenn Gottes „Kindern“ empfohlen wird, sich von den Götzen fernzuhalten, so kann man sich nicht wundern, dass die Abgötterei des Menschen – des Ich – der Tod des Glaubens ist. Jeder Gegenstand ist eher willkommen als der wahre und einzige Gott, der mit jedem verfahren wird nach seinen Werken. Er wird denen, die in der Geduld der guten Werke nach Herrlichkeit Ehre und Reinheit streben, das ewige Leben geben; aber denen, die streitsüchtig sind und der Wahrheit nicht gehorchen und der Ungerechtigkeit folgen, wird Zorn und Entrüstung, Trübsal und Pein zuteilwerden.

Klagt der Herr denn die Juden an? Nein: Sie rühmten sich des Mose, aber sie werden bei Ihm ein für sie verhängnisvolles Zeugnis finden.

Verse 45-47

Joh 5,45-47: Wähnet nicht, dass ich euch bei dem Vater verklagen werde; da ist einer, der euch verklagt. Mose, auf den ihr eure Hoffnung gesetzt habt. Denn wenn ihr Mose glaubtet, so würdet ihr mir glauben, denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr meinen Worten glauben?

Niemals wurde auf das geschriebene Wort solch eine Ehre gelegt. Wenn irgendeiner überhaupt, so hatte Jesus Gottes Wort in sich. Keiner jemals hatte die Worte des Vaters und sein Wort so wie Er; keiner machte sie so unveränderlich und zu allen Zeiten bekannt wie Er; doch setzt Er die Schriften der Bibel über seine eigenen Worte als ein Zeugnis an das jüdische Gewissen. Es ging nicht um einen höheren Anspruch in den Worten oder in dem Charakter der mitgeteilten Wahrheit; denn niemand zu alten Zeiten konnte sich mit den Worten Christi vergleichen. Der Vater hatte selbst auf dem heiligen Berg den törichten Worten von Petrus, der Mose, Elia und den Herrn in drei Hütten mit gleicher Herrlichkeit setzen wollte, geantwortet.

Nicht so. „Dies ist mein geliebter Sohn: Ihn höret.“ Der Gesetzgeber und der Prophet, sie müssen sich vor Jesus beugen. Sie hatten ihren Platz als Diener: Er ist Sohn und Herr über alles. Sie ziehen sich zurück und lassen Ihn als alleinigen Gegenstand des Wohlgefallens des Vaters und unserer Gemeinschaft mit dem Vater durch das Hören auf den Sohn Jesus Christus unseren Herrn zurück.

Nichtsdestoweniger ist es der Sohn selbst, der hier den Schriften von Mose einen Platz im Zeugnis gibt, der über seine eigenen Worte hinausgeht; nicht weil der Diener dem Meister gleichgekommen ist oder die Zehn Gebote der Bergpredigt, sondern weil die Schrift als solche einen Charakter der Dauerhaftigkeit im Zeugnis hat, den man nur beim geschriebenen Wort hat. Und Mose schrieb von Christus aus notwendigerweise göttlicher Kraft heraus, als ein Prophet von einem „Propheten, der in die Welt kommen sollte“, von dem Propheten, der unvergleichlich mehr war als Prophet, dem Sohn Gottes, der jeden Gläubigen lebendig macht und jeden Spötter richten wird, der die Letzteren aus dem Grab auferwecken wird zur Auferstehung des Gerichts und die Ersteren zur Auferstehung des Lebens. Wenn die Juden Mose geglaubt hätten, hätten sie Christus geglaubt: Worte, die uns lehren, dass der Glaube nicht solch eine träge Sache ist, zu der einige ihn machen möchten; denn die Juden stellten in keiner Weise etwas in Frage, sondern nahmen seine Schriften als göttlich an. Aber „nicht zweifeln“ ist noch weit davon entfernt, zu „glauben“; und sie sahen in keinem seiner Bücher das große Ziel des Zeugnisses, das in allen steckt, von Jesus dem Messias, einem Menschen, der noch viel mehr ist als Mensch, einem göttlichen Heiland der Sünder und Opfer für Sünden, dem Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. Wenn sie Mose geglaubt hätten, hätten sie auch Ihm geglaubt, denn er hatte von Ihm geschrieben. Aber wenn sie seinen Schriften nicht glaubten, erwartete der Heiland nicht, dass sie seinen eigenen Worten Glauben schenken würden.

Wie wird die Autorität von diesen Schriften gewürdigt, die selbstzufriedene Menschen als unzuverlässig angegriffen haben! Sie wagen es, uns zu sagen, dass sie weder im Ursprung mosaisch sind noch messianisch im Zeugnis, sondern eine Menge Legenden, die nicht einmal in ihren armseligen und menschlichen Berichten früher Tage zusammenhängend sind. Auf der anderen Seite erklärt der Richter über Lebendige und Tote, dass die Schriften von Ihm zeugen und dass Mose von Ihm geschrieben hat, wobei Er das niedergeschriebene Wort in Hinsicht der Autorität noch über seine eigenen Worte setzt. Da der Heiland und der Rationalismus so im direkten Widerstreit stehen, zögert der Christ nicht, was er annehmen und was er verwerfen soll, denn man kann nicht beiden Herren dienen. Entweder er wird den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen verachten. So ist es, und so muss es sein und sollte es sein; denn Christus und der Rationalismus sind unvereinbar. Diejenigen, die behaupten, beiden Richtungen zu folgen, haben in beider Hinsicht kein Prinzip und sind dogmatisch gesehen die gefährlichsten Menschen von allen. Nicht nur dass sie die Wahrheit nicht besitzen, sondern sie machen sogar die Liebe zur Wahrheit zum unmöglichen Feind von Gott und Menschen.

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Anmerkungen

[1] Der Gegensatz von Leben und Gericht, wie von Errettung und Gericht in Hebräer 9,27.28, wird hier so deutlich offenbart, wie die Ehre oder Unehre des Sohnes, dass man sich über das Vorurteil des verstorbenen Professors der Universität Cambridge, Prof. Knightsbridge, wundern kann, der sich Dr. Gr. Guinness entgegenstellt, wo er ebenso viel Recht hatte, wie er selbst hinsichtlich des Gerichtes in Offenbarung 20 Unrecht hatte. Was die Gläubigen betrifft, die überhaupt nicht in ein Gericht kommen, sieht Mr. T.R. Birks „keinen Grund außer der veränderten Übersetzung von Alford von Johannes 5,25, die ich für falsch halte“ (Gedanken über die Zeiten und Gelegenheiten heiliger Weissagung, S. 65, 1880): eine verwunderliche Äußerung, nicht nur vom philologischen Standpunkt aus gesehen, da das Griechische keine andere Bedeutung zulässt, sondern nicht weniger gewiss als eine Frage der göttlichen Gnade und Wahrheit und der göttlichen Gerechtigkeit. Es ist nichts anderes als eine irrgläubige oder ungläubige Beleidigung gegen das Evangelium, ja sogar gegen das, was ein alttestamentlicher Heiliger sagen konnte, bevor der Heiland kam, wie in Psalm 143,2. Wenn die Offenbarwerdung aller, ganz absolut gesehen, vor dem Richterstuhl Christi abgeschwächt werden sollte, wäre kein Grund für eine sehr ernste Warnung gegeben gewesen. Aber es wird übereinstimmend festgestellt, dass jeder von uns Gott Rechenschaft ablegen muss und das empfangen muss, was er zu Lebzeiten gewirkt hat, es sei gut oder böse. Dieses jedoch gibt uns kein Recht dazu, Christi Wort zu verleugnen oder das ausgesprochene Vorrecht des Gläubigen abzulohnen, dass er nicht in das Gericht kommt oder an jenem Tag eine „Freisprechung“ braucht, nachdem er schon gerechtfertigt ist. Der Lehre nach verunehrt es den Herrn und sein Werk noch mehr als den Glauben des Heiligen; es lässt solche wieder in Zweifel und Finsternis zurücksinken, die die Gnade durch den Glauben gerettet hat; es würde wieder Traurigkeit über geübte Herzen hereinbrechen lassen, die die falsche Deutung von Johannes 5 und 1. Korinther 11 hat aufkommen lassen. Diese falsche Deutung in der A.V. ist ohne Zweifel in der R.V. verbessert worden. Was die „veränderte Übersetzung von Alford“ angeht, so sei dazu bemerkt, dass die A.V. von Johannes 5,22.27 den Irrtum in Johannes 5,24.29 verbessert. Es ist überall das gleiche Wort krivsi“, das unbestrittenerweise „Gericht“ bedeutet, nicht Verurteilung oder „Verdammung“, wie katavkrima, so wie das Verb (Joh 5,22.30) „richten“ bedeutet. Auch ist es nicht wichtig, die Unwissenheit solcher Rede zu beachten, wie Dean A. sie tut, in Anbetracht dessen, dass die vielleicht einflussreichste aller Fassungen, die Vulgata, sowohl in Johannes 5 als auch in 1. Korinther 11 richtigliegt, wo sich die A.V. jämmerlich und unverzeihlich geirrt hat. In den Evangelium waren die alten lateinischen Fassungen Vercell. Veron. Brix. Etc. richtig. Viele der orientalischen Fassungen sind richtig ; einige schwanken, wie A.V. zum Verderben der festen Wahrheit über einen Gegenstand, der von großer Bedeutung ist. Aber wo die Lehre über das ewige Gericht nicht in Ordnung war, ist es nicht überraschend zu hören, dass es dort an Glauben an ewiges Leben und seine Befreiung vom Gericht hapert.

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