Arbeit für Gott – Wie ist das mit dem Zehnten? (5)
4. Mose 18, 20-32; 5. Mose 14,27-29

Willem Johannes Ouweneel

© SoundWords, online: 12.03.2006, updated: 21.10.2022

Leitverse: 4. Mose 18,20.21.25.26.29-32; 35,1-8; 5. Mose 14,27-29; 18,1.2.6-8

Nun wollen wir uns damit beschäftigen, wie diese Leviten vom Volk unterstützt wurden. Wir haben in Kapitel 18 gelesen, dass das durch die Abgabe des Zehnten geschah. Von den Priestern wird in Vers 20 gesagt:

4Mo 18,20: Und der HERR sprach zu Aaron: In ihrem Land sollst du nichts erben und sollst kein Teil in ihrer Mitte haben; ich bin dein Teil und dein Erbe inmitten der Kinder Israel.

Dasselbe wird an anderen Stellen auch in Bezug auf die Leviten gesagt (5Mo 10,9; 18,1). Die Leviten wurden zwar von den Kindern Israel unterstützt, doch sie betrachteten diese Unterstützung nicht als etwas, was sie von dem Volk bekamen, sondern für sie war es das Erbteil des HERRN. Der HERR war ihr Teil und ihr Erbe. Auch das Volk Gottes hatte sein Erbteil von dem HERRN empfangen. Ihr Erbteil war das Land der Verheißung. Für uns ist das Land ein Bild der himmlischen Örter, in denen Gott uns mit jeder geistlichen Segnung gesegnet hat (Eph 1,3).

Mit dem, was wir dort an Segnungen finden, dürfen wir den Levitendienst fördern. Das bedeutet, dass wir alles, was wir an Segnungen besitzen, verzehnten und den Leviten geben sollten. Natürlich können wir das finanziell anwenden, denn auch materielle Unterstützung ist für den Levitendienst nötig, und wir sollten dabei nicht nur an solche denken, die mit dem Wort arbeiten. Wie schön ist es, wenn wir Versammlungen sehen, wo junge Geschwister sich zum Beispiel mit der Arbeit in der Sonntagschule beschäftigen und dann auch andere da sind, denen es Freude macht, diesen jungen Geschwistern mit ihren Mitteln bei dieser Arbeit zu helfen. Das ist nur ein einfaches Beispiel. Doch wir sollten nicht nur an solche finanzielle Unterstützung denken. Das wäre nur eine sehr arme Anwendung dieses Vorbildes. Es geht hier um den Segen des Landes. Gott segnete das Volk und mit diesem Segen sollte jetzt das Volk die Leviten segnen. Ich bin davon überzeugt, dass das hier die eigentliche, wichtige Belehrung ist. Wenn wir uns als Volk Gottes in dieser Zeit mehr mit den Segnungen des Landes beschäftigen würden und mehr davon beeindruckt wären, was Gott uns an Segnungen in den himmlischen Örtern geschenkt hat, würde auch der Levitendienst in unserer Mitte mehr gefördert. Es würde in den einzelnen Versammlungen eine geistliche Atmosphäre entstehen, wo Levitendienst viel leichter heranwachsen könnte, als das oft der Fall ist.

Ist nicht manchmal in einzelnen Zeugnissen die Atmosphäre so tot, dass nur wenige junge Geschwister ermutigt werden, einen Dienst auszuüben? Ist es nicht andererseits so, dass in Zeugnissen, wo geistliches Leben vorhanden ist, eine geistliche Gemeinschaft zwischen den Älteren und Jüngeren besteht, so dass jeder, der von dem Herrn einen Dienst bekommen hat, wie gering dieser Dienst auch sein mag, ermutigt und nicht entmutigt wird? Wie schön, wenn die Gemeinschaft zwischen Alt und Jung so innig ist, dass die Jüngeren sich nicht absondern, sondern auch ihr Dienst in Gemeinschaft mit der ganzen Versammlung geschieht und wenn die geistliche Atmosphäre durch die geistliche Nahrung, die alle zu sich nehmen, so ist, dass dadurch der Levitendienst gefördert wird. Welch ein Vorrecht ist es, wenn junge Gläubige in solch einer Atmosphäre heranwachsen dürfen und zur Reife kommen. Liegt der Grund dafür, dass so wenig von diesem Levitendienst in unserer Mitte gefunden wird, vielleicht darin, dass wir uns so wenig von den Früchten des Landes ernähren und deshalb in unseren Zusammenkünften so wenig vorhanden ist, womit solche, die gerne einen Dienst für den Herrn ausüben möchten, ernährt, aufgebaut und ermuntert werden können? Das ist es, worum es in diesen Versen geht.

Eine andere Belehrung dieses Kapitels besteht darin, dass Leviten für ihre Unterstützung niemals auf das Volk Gottes schauen sollten. Für Diener besteht die Gefahr, dass sie nach dem Mund und Herzen des Volkes reden, damit sie eine bessere Unterstützung bekommen. Dann verstehen die Leviten selbst den wahren Charakter dieses Zehnten nicht mehr. Der HERR hatte gesagt: „Ich bin dein Teil und dein Erbe.“ Es ist ein großes Vorrecht, nicht von den Geschwistern abhängig zu sein, sondern von dem Herrn. Jeder Diener sollte nicht auf sich selbst, auch nicht auf das Volk Gottes sehen – obwohl der Herr dazu normalerweise die Geschwister gebrauchen wird –, sondern alles vom Herrn erwarten, denn der Herr selbst ist sein Teil und sein Erbe. Könnte man sich einen besseren Herrn und Meister vorstellen als Ihn, unseren geliebten Hohenpriester im Himmel? Er ist der Meister des Dieners, Er ist sein Teil. Wie groß ist es, die Segnungen des Herrn zu besitzen. Der HERR hatte seinem Volk das Land geschenkt, doch es ist noch größer, den Geber selbst zu besitzen: „Ich bin dein Teil und dein Erbe.“ Es ist groß, die Segnungen zu besitzen und dem Herrn dafür zu danken, doch es ist noch größer, Ihn zu besitzen, den Geber, und allein von Ihm abhängig zu sein und von dem zu leben, was Er uns gibt. Das ist das Vorrecht der Leviten, wie es uns hier vorgestellt wird. Die Zehnten waren ein Hebopfer seitens des Volkes, ein Geschenk, das den Leviten gegeben wurde.

4Mo 18,29.30: Von allem euch Gegebenen sollt ihr alles Hebopfer des HERRN heben, von allem Besten desselben das Geheiligte davon. Und du sollst zu ihnen sagen: Wenn ihr das Beste davon hebt, so soll es den Leviten wie der Ertrag der Tenne und wie der Ertrag der Kelter gerechnet werden.

Wir finden hier noch eine zweite wichtige Belehrung, nämlich dass die Leviten ihre Gaben wiederum verzehnten sollten. Sie sollten den Zehnten vom Zehnten geben, und zwar nicht das Geringste, sondern das Beste von dem, was sie empfangen hatten (4Mo 18,29.30). Den Zehnten der Leviten bekamen die Priester (4Mo 18,25-28). Hier finden wir erneut den Grundsatz, dass der Levitendienst zur Unterstützung und Förderung des priesterlichen Dienstes gereichen soll.

Ist es nicht so, dass viele von uns gerade durch den Levitendienst zur Anbetung geführt werden? War es nicht oft, wenn wir Schriften der Brüder lasen oder wenn wir einen mündlichen Dienst hörten, die Folge, dass dieser Dienst uns zur Anbetung führte? So sollte es jedenfalls sein. Die Leviten haben uns gelehrt, die Wahrheiten der Schrift zu genießen und zu schätzen. Wie oft ist dadurch unsere Anbetung auf eine höhere Ebene gekommen, indem wir den Herrn besser kennenlernten und wir dadurch auch mit tieferen Gefühlen der Dankbarkeit, des Lobes und der Anbetung Ihn preisen konnten. Levitendienst ist nicht in erster Linie dazu da, dass wir bessere Christen in dieser Welt werden, sondern dass der priesterliche Dienst in unserer Mitte gefördert wird, dass wir bessere Anbeter sein können. In Vers 32 lesen wir dann:

4Mo 18,32: Und ihr {die Leviten} werdet seinetwegen keine Sünde auf euch laden, wenn ihr das Beste davon hebt, und werdet die heiligen Dinge der Kinder Israel nicht entweihen und werdet nicht sterben.

Die Leviten hätten Sünde auf sich geladen, wenn sie ihren Zehnten nicht verzehntet hätten. Ich glaube jedoch, dass manchmal die Schuld bei dem Volk Gottes liegt, wenn die Leviten nicht verzehnten können. Wenn wir so wenig zum Levitendienst beitragen, brauchen wir uns auch nicht zu wundern, dass der Levitendienst häufig so schwach ist und dadurch die Priester zu wenig empfangen. Die Schrift nennt das hier Sünde. Wie gereicht es doch letztlich zu unserem eigenen Schaden, wenn wir unsere Segnungen nicht verzehnten.

5Mo 14,22.23: Verzehnten sollst du allen Ertrag deiner Saat, die aus dem Feld erwächst, Jahr für Jahr. Und sollst essen vor dem HERRN, deinem Gott, an dem Ort, den er erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, den Zehnten deines Getreides, deines Mostes und deines Öls, und die Erstgeborenen deines Rind- und deines Kleinviehs, damit du den HERRN, deinen Gott, fürchten lernst alle Tage.

Als Mose dem Volk Gottes diese Belehrungen gab, befand sich das Volk noch in der Wüste. Da gab es kaum etwas zu verzehnten. Doch in 5. Mose 14 lesen wir etwas sehr Bemerkenswertes, was das Volk tun sollte, sobald es in das Land gekommen ist: Sie sollten nämlich noch einen zweiten Zehnten geben und in jedem dritten Jahr sogar noch einen dritten Zehnten. Häufig glaubt man, dass das Volk nur zehn Prozent von dem Ertrag abgeben musste, doch hier sehen wir, dass sie tatsächlich zwanzig Prozent abgeben mussten und alle drei Jahre sogar dreißig Prozent. Der erste Zehnte war für die Leviten bestimmt, wie wir gesehen haben. Das bedeutet für uns, dass wir von allem, was wir von dem Herrn empfangen haben, sei es materiell oder geistlich, den Leviten den Zehnten zukommen lassen, damit ihr Dienst gefördert wird. In 5. Mose 14,22 finden wir dann offensichtlich diesen zweiten Zehnten vom Getreide, Most, Öl usw., der nicht den Leviten zukam, sondern den das Volk an den Ort mitnehmen sollte, den der HERR erwählen würde, um dort seinen Namen wohnen zu lassen (5Mo 14,23). Das Volk sollte zusammen mit den Leviten, wie wir aus 5. Mose 14,27 ersehen, diesen zweiten Zehnten an diesem Ort essen.

Das ist ein sehr schöner Grundsatz. Für uns bedeutet das, dass wir von allem, was der Herr uns an geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern schenkt, nicht nur den Levitendienst in unserer Mitte fördern sollten, sondern auch davon zu den Zusammenkünften mitnehmen sollten. Der Ort, den der HERR erwählen würde, um seinen Namen dort wohnen zu lassen, spricht für uns heute nämlich von dem Ort, wo die Seinen zu dem Namen des Herrn Jesus versammelt sind und Er in ihrer Mitte ist. Dorthin sollten wir von diesen Segnungen mitbringen, um dort gemeinsam mit den Leviten vor dem HERRN zu essen und zu genießen. Es ist einfach, beständig von den Leviten zu lernen und ihren Dienst anzunehmen, doch es ist schöner, wenn die Leviten – ich meine jetzt besonders solche, die mit dem Wort dienen – sich zusammen mit den Geschwistern an diesen Dingen erfreuen können an dem Ort, wo der Herr in ihrer Mitte ist. Wie schön ist es, wenn wir jede Segnung, die wir in der Woche empfangen, verzehnten und zur Zusammenkunft mitnehmen. Wenn wir alle von jeder Segnung, die wir in einer Woche vom Herrn empfangen, einen Zehnten zur Zusammenkunft mitnehmen würden, wie anders sähen dann unsere Zusammenkünfte aus. Das Volk Gottes würde zusammen mit den Leviten die Segnungen genießen, und auch das wäre wieder ein Beitrag zu einem gesunden, erbaulichen und erfrischenden Levitendienst.

In den Versen 28 und 29 lesen wir dann noch von diesem dritten Zehnten:

5Mo 14,28.29: Am Ende von drei Jahren sollst du allen Zehnten deines Ertrages in jenem Jahr aussondern und ihn in deinen Toren niederlegen. Und der Levit – denn er hat weder Teil noch Erbe mit dir – und der Fremde und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren sind, sollen kommen und essen und sich sättigen, damit der HERR, dein Gott, dich segne in allem Werk deiner Hand, das du tust.

Dieser dritte Zehnte wurde also weder den Leviten gegeben noch zu dem Ort gebracht, wo der HERR seinen Namen wohnen lassen wollte, sondern er wurde zu Hause aufbewahrt, damit dort die Leviten, Fremdlinge, Witwen und Waisen davon essen könnten. Das geschah nicht jedes Jahr.

Wissen wir nicht tatsächlich aus eigener Erfahrung, dass es manchmal schwieriger ist, in den Häusern geistliche Gespräche zu führen und sich mit geistlichen Dingen zu beschäftigen als in den Zusammenkünften? Hier finden wir, dass wir diese Segnungen des Landes nicht nur in den Zusammenkünften genießen sollten, wo der Herr in der Mitte ist, sondern auch lernen sollten, in den Häusern mit den Geschwistern diese Segnungen zu genießen. Haben nicht oft Leviten, die mit dem Wort gedient haben, bemerkt, dass das Wort Frucht getragen hat, indem sie in den Häusern, in den Familien gespürt haben, dass dort von den Segnungen des Landes gegessen wurde? Wie gut ist es, wenn nicht nur an dem Ort, wo der Herr seinen Namen hat wohnen lassen, eine geistliche Atmosphäre besteht, sondern auch, wie hier steht, in den Toren, in den Häusern, in den Familien.

Auch das ist sehr wichtig. Wir fragen uns manchmal, warum wir so wenige Leviten haben, so wenige Brüder, die mit dem Wort dienen. Hier finden wir die Antwort: Levitendienst kann nur gefördert werden durch eine geistliche Atmosphäre in den Zusammenkünften, aber vor allem auch durch eine geistliche Atmosphäre in den Häusern und den Familien. Vielleicht müssen wir dort die Ursache für die Schwachheit des Dienstes heutzutage suchen. Dann brauchen wir uns nicht darüber zu wundern, dass es so wenige Leviten gibt und diese häufig überlastet sind. Liegt der Mangel heutzutage nicht ganz einfach an einem Mangel an geistlicher Atmosphäre in unseren Zusammenkünften und in unseren Häusern?

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Zweiter Vortrag (6. Mai 1978), gehalten in Hagen-Haspe


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