Eine kritische Untersuchung der Hillsong Church (3)
Die Musik der Hillsong Church

Stephan Isenberg

© SoundWords, Online începând de la: 22.02.2020, Actualizat: 22.02.2020

Kennzeichen der Hillsong-Musik

Die Musik der Hillsong Church ist eigentlich das Vorzeigeprodukt. Das Wachstum der „Church“ geht in erster Linie auf Hillsong Music zurück. Hier entstehen permanent neue Lieder, die sogar Eingang auch in konservative Kreise der Christenheit finden. Sie sind in der Art von weltlicher Musik nicht zu unterscheiden, denn sie belegen, wie oben bereits erwähnt, in Australien oft vordere Plätze in den weltlichen Charts. Es gibt mittlerweile immer mehr Praise-&-Worship-Events nach dem Vorbild von Hillsong, die entweder die Hillsong-Lieder präsentieren oder ähnliche Lieder hervorbringen. Diese Lieder haben meist keinen besonders geistlichen Tiefgang, echte lehrmäßige Schnitzer findet man deshalb auch eher selten. Sie sind gekennzeichnet durch viele Wiederholungen, eingängige Melodien, die oftmals nach ganz ähnlichen Prinzipien funktionieren: Man beginnt ganz leise mit wenig Instrumenten, wird lauter und lauter mit immer mehr Instrumenten, um dann wieder leiser zu werden mit weniger Instrumenten. Man ist sich genau bewusst, was für eine Wirkung diese Art und Weise auf die menschliche Psyche hat.[1]

Präsentiert werden diese Lieder in der Form eines normalen weltlichen Rockkonzertes. Die Teilnehmer werden dabei in einen ekstaseähnlichen Rauschzustand versetzt, der in der Regel für die Gegenwart Gottes gehalten wird. Besonders junge Menschen sind dafür sehr empfänglich. Sie wissen oft nicht, dass diese Zustände ebenso in weltlichen Rockkonzerten hervorgebracht werden; allerdings spricht man hier vielmehr von einer gewissen „Magie des Augenblicks“ (Magic Moments).

Im letzten Jahr erschien ein Artikel in dem christlichen Medienmagazin pro, dass einer der führenden Musiker der Hillsong-Bewegung „seinen Glauben verloren habe“. Er schrieb zahlreiche Lieder für Hillsong Music und war verantwortlich für die musikalische Leitung der Hillsong Church.[2]

Musik im Gottesdienst

In Hillsong-Gottesdiensten spielt die Musik eine ganz erhebliche Rolle. Oft nimmt sie mehr Raum ein als die eigentliche Predigt, und sogar während einer Predigt hört man im Hintergrund Klavierbegleitung. Alles ist darauf abgestimmt, den Menschen emotional zu bewegen und abzuholen.

Wenn man sich überlegt, dass in den neutestamentlichen Briefen nicht ein einziges Mal in direkter Weise von einem Musikinstrument in der Gemeinde die Rede ist und dass sogar beim alttestamentlichen Tempeldienst lediglich drei ausgewählte Instrumente eine Rolle spielten (vgl. 1Chr 25,1) und allein der Hohepriester einmal im Jahr ins innerste Heiligtum ging, und das nur mit Blut (nicht mit ohrenbetäubender Musik!), und wenn wir zudem bedenken, dass wir heute alle freien „Eintritt in das [innerste] Heiligtum durch das Blut Jesu“ (Heb 10,19) haben – dann kann man kaum verstehen, dass die Hillsong Church der Meinung ist, dass es die richtige Art und Weise sei, mit lauter Rockmusik in die allerheiligste Gegenwart Gottes zu treten.

Verständnis von Anbetung

Hillsong Music wird meistens mit dem Wort „Worship“ (Anbetung) verbunden. Wenn man sich jedoch Predigten zum Thema „Worship“ anhört[3], dann vermisst man eine Erklärung darüber, was Anbetung/Worship zuallererst bedeutet. Dabei kann man sicherlich auch einmal auf einen Zusatzgedanken hinweisen, wie Freimut Haverkamp es im gerade angegebenen Video erklärt, nämlich dass wir unsere Körper als Gott wohlgefälliges Schlachtopfer hingeben sollten (vgl. Röm 12,1). Dennoch habe ich weder eine Predigt über wahre Anbetung gefunden noch kommt der Kern wahrer Anbetung in den Hillsong-Worship-Liedern deutlich zum Ausdruck. Leider ist das nicht ein spezielles Hillsong-Problem, sondern es wird tatsächlich in weiten Teilen der Christenheit ebenfalls nicht gesehen.

Zuerst ist die neutestamentliche Anbetung mehr als eine innere Haltung oder innere Sache, die man nun an jedem Ort vor Gott bringen kann, im Gegensatz zum jüdischen Tempeldienst in Jerusalem, wie Freimut Haverkamp Johannes 4 auslegt. In Johannes 4 heißt es, dass wir den Vater in Geist und Wahrheit anbeten müssen. Das steht dort gerade im Gegensatz zu der Anbetung im Alten Testament, die sich vor allen Dingen an den natürlichen Menschen im Fleisch richtete. Alles war darauf ausgerichtet, dass der natürliche Mensch diesen Gottesdienst ausüben konnte: Es gab etwas für die Sinne des Menschen (sehen, hören, riechen, fühlen), schöne Priestergewänder, sichtbare Opfer, die Stiftshütte bzw. den Tempel. All das steht im Gegensatz zur Anbetung „im Geist“. Der neue Mensch ist ein geistlicher, himmlischer Mensch; neu geboren aus Wasser und Geist, bringt er geistliche Schlachtopfer in einem geistlichen Tempel (vgl. 1Pet 2,5; Eph 2,22; 1Kor 15,45-49). Bei der neutestamentlichen Anbetung liegt der Schwerpunkt auf dem, was in unserem Geist oder „in Geist“ geschieht und dadurch hervorgebracht wird, dass wir über die Wahrheit, wie sie uns im Neuen Testament überliefert wurde, nachdenken.

Der Fokus liegt nicht mehr auf äußerlichen Dingen (wie ein sichtbarer Tempel und sichtbare Opfer), aber gerade das wird durch Hillsong Music wieder durch die Hintertür eingeführt. Man führt zwar keinen sichtbaren Tempel oder Opfer ein, aber man bietet dem Menschen im Fleisch eine gute Show; man spricht bewusst alle Sinne an, die dem natürlichen Menschen in seinem natürlichen Zustand ohne Gott gefallen. Anstatt den Geist mit tiefen Gedanken über die Herrlichkeiten des Sohnes in seinem Opfer, in seiner Auferstehung und seiner Verherrlichung zur Rechten Gottes zu beschäftigen, werden einfache, mantra-artige Texte genommen, die sich nicht selten lediglich mit den Bedürfnissen des Menschen beschäftigen. Und wenn einmal ein Anbetungslied dabei ist, dann verherrlicht es Gott als den Schöpfer-Gott. Letzteres ist zwar auch nicht falsch und es war zu alttestamentlichen Zeiten ein wesentlicher Teil der Anbetung Gottes, aber es bleibt hinter der neutestamentlichen Offenbarung über das, was Anbetung dem tiefsten Wesen nach ist, doch weit zurück. Dabei wird das Ohr durch eingängige Melodien bedient und das Auge dadurch, dass hingegebene und schön anzusehende Personen[4] auf der Bühne stehen und unsere Sinne emotional berühren.

Was steht im Mittelpunkt?

Kann man da wirklich davon sprechen, dass der Herr Jesus der einzige Mittelpunkt so einer Veranstaltung ist (vgl. Mt 18,20)? Wenn sich eine Band wie Popstars feiern, beklatschen und zujubeln lässt, ist das dann wirklich der Ort, wo der Herr Jesus versprochen hat, „in der Mitte“ zu sein (vgl. Mt 18,20), wenn eigentlich gar nicht Er im Mittelpunkt steht, sondern der Mensch? Das ist eben gerade keine Anbetung im Geist, wo der Mensch mit seinen natürlichen Fähigkeiten auf einer Bühne im Mittelpunkt steht, auch wenn man noch so sehr beteuert, dass die Ehre allein dem Herrn gebührt. Wenn wir die Vorbilder des Alten Testamentes studierten, würden wir sehen, was der Mittelpunkt eines Gottesdienstes sein sollte. Wie gut die „Anbetung“ in solchen Gottesdiensten war, liegt dann meist an der Performance derer, die auf der Bühne im Mittelpunkt standen. Wobei der Mittelpunkt eines Gott wohlgefälligen Gottesdienstes in der „Performance“ des einen wahren Opfers liegt, das der Herr Jesus gestellt hat.

Welche Anbetung gefällt Gott?

Wir müssen auf die Hinweise im Neuen Testament achten, die uns erklären, was eine „Gott wohlangenehme“ (1Pet 2,5) Anbetung ist. Die alttestamentliche Anbetung (Worship) ist mit dem Priesterdienst aufs engste verbunden und dient als Bilderbuch für neutestamentliche Anbetung. Wenn wir an das denken, was Gott im Alten Testament als Anbetung annahm, dann kommen wir an 3. Mose 1–7 nicht vorbei, wo uns die verschiedenen Opfer vorgestellt werden (Brandopfer, Speisopfer, Friedensopfer, Sündopfer, Schuldopfer). Besonders vom Brandopfer heißt es mehrfach in 3. Mose 1, dass Gott diese Opfer wohlgefällig annahm und dass sie ein lieblicher Wohlgeruch für Ihn waren. Das waren „Gott wohlangenehme“ Opfer im Alten Testament.

Jetzt muss sich der aufmerksame Christ doch fragen: Was für eine Anbetung, was für ein Opfer ist heute für Gott ein „lieblicher Wohlgeruch“? Der Apostel Petrus legt nun eine deutliche Verbindung zu diesem alttestamentlichen Priester- und Opferdienst und weist uns darauf hin, dass wir nun alle eine heilige Priesterschaft sind, „um darzubringen geistliche Schlachtopfer, Gott wohlangenehm durch Jesus Christus“ (1Pet 2,5). Und der Schreiber des Hebräerbriefes verweist uns ebenfalls auf diesen Opferdienst und überträgt ihn in die neutestamentliche Gemeinde, indem er sagt: „Durch ihn nun lasst uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“ (Heb 13,15). Wir bringen also keine buchstäblichen Opfer mehr, sondern das eine wahre Opfer, den Herrn Jesus – es ist ein geistliches Schlachtopfer, das wir heute bringen, es ist eine Erinnerung, ein Gedächtnis an sein ein für alle Mal geschehenes Opfer. Wenn wir fragen, woran Gott Freude hat, wo im Bild gesprochen ein „lieblicher Wohlgeruch“ emporsteigt, dann ist es das Leben und Opfer des Herrn Jesus. Über diesem Sohn öffnete sich mehrfach der Himmel. Es ist völlig klar, was und vor allen Dingen wer im Neuen Testament der wahre Gegenstand der Anbetung ist.

Im Neuen Testament ist alles geistlich: Wir werden aus dem Geist geboren (Joh 3,5), wir sind eine Behausung Gottes im Geist (Eph 2,22), bringen geistliche Schlachtopfer (1Pet 2,5) und beten „in Geist und Wahrheit“ (Joh 4,24) an. Wir bringen die Herrlichkeit des Sohnes in seinem Opfer vor Gott. Das ist im tiefsten Wesen neutestamentliche Anbetung; so wird der Vater in Geist und Wahrheit angebetet. Vornehmlich bringen wir diese Opfer gemeinschaftlich im Zusammenhang mit dem Abendmahl zum Ausdruck, mit dem wir den Tod des Herrn – sein Opfer für Gott und Menschen – verkündigen (vgl. 1Kor 11,26). Denn in 1. Korinther 10 wird erwähnt, dass wir das Mahl des Herrn an dem Tisch des Herrn feiern. In 1. Korinther 10 steht der Tisch des Herrn parallel zum Altar im Alten Testament und in Maleachi 1 wird der Opferaltar mehrfach Tisch des Herrn genannt (vgl. Mal 1,7.12). Von all dem hört man jedoch in der Hillsong Church sehr wenig.

Der Fokus der neutestamentlichen Anbetung liegt also nicht mehr auf dem Sichtbaren, sondern auf dem Unsichtbaren. Bei Hillsong-Gottesdiensten liegt der Fokus jedoch sehr stark auf der äußeren Darstellung; er ist im Prinzip eine Rückkehr zum jüdischen Gottesdienst, wo sich ebenfalls alles an den natürlichen Menschen in seinem sündigen Zustand richtete. Man empfindet, möglicherweise unbewusst, genau das, was der Apostel Paulus an die Korinther schreibt: „Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird“ (1Kor 2,14). Deshalb bietet man dem „natürlichen Menschen“ etwas an, was er anerkennen kann, was er nicht als Torheit bezeichnen würde. Es ist nach den Belehrungen der Heiligen Schrift völlig normal, dass, wenn ein Ungläubiger einen Gottesdienst besucht, er das, was er hört, menschlich gesehen als Torheit bezeichnen muss. Wenn Gott nicht sein Herz auftut, kann er nicht erkennen, „was des Geistes Gottes ist“ – darüber brauchen wir nicht besorgt zu sein, sondern wir sollten vielmehr innerlich im Gebet sein, dass Gott die Herzenstür des ungläubigen Besuchers auftut, so dass er erkennt, „dass Gott wirklich unter euch ist“ (1Kor 14,25).

Sollten Ungläubige Gott anbeten?

Aber was geschieht nun in einem Hillsong-„Gottesdienst“? Der Worship-/Anbetungs-Teil wird dazu benutzt, um gerade Kirchenfremde zu gewinnen, und nicht zuletzt berichten viele im Internet, dass sie besonders durch die Musik angesprochen wurden. Natürlich spricht man mit dieser Art der Musik Kirchenfremde an, denn es ist ja durch und durch weltliche Musik, und wenn sie derart professionell vorgetragen wird wie teilweise in der Hillsong Church, dann ist das überhaupt kein Wunder. Die Frage ist nur, ob solche Menschen wirklich zum wahren Glauben durchgedrungen sind oder ob sie einfach zu den vielen gehören, die in einem emotionalen Moment eine scheinbare Entscheidung für Jesus getroffen haben und von denen der Herr am Ende sagen wird: „Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch deinen Namen geweissagt [in deinem Namen wunderbare Worship-Lieder gesungen] und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan? Und dann werde ich ihnen erklären: Ich habe euch niemals gekannt, weicht von mir ihr Übeltäter“ (Mt 7,22.23). Mit Worship-Musik Nichtchristen erreichen zu wollen, missachtet die deutliche Sprache der Heiligen Schrift, wenn es in den Sprüchen mehrfach heißt: „Das Opfer [Anbetung/Worship] der Gottlosen ist dem HERRN ein Gräuel“ (Spr 15,8; 21,27). Nein, die Anbetung ist etwas für gläubige Menschen und selbst sie sollten ins Heiligtum nur dann eintreten, wenn sie sich selbst geprüft haben, wenn sie im Selbstgericht ihren Weg gehen. Niemals sollte ein Gläubiger mit Worship/Anbetung Gott nahen, wenn ungerichtete Sünden, die einem bekannt sind, hinderlich im Wege stehen. Er sollte sein Opfer (Worship/Anbetung) vor dem Altar stehen lassen und zuerst die Hindernisse beseitigen (vgl. Mt 5,23.24).

Im abschließenden Teil wollen wir ein Fazit ziehen.

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Anmerkungen

[1] Roger Liebi sagt in seinem Vortrag „Ist Musik wirklich neutral?“ Folgendes:

Motorisch-rhythmische Trommelschläge führen dazu, dass der Wachzustand des Gehirns eingeschränkt und runtergefahren wird. Daraus folgt Trance/Rausch. Es kommt zu einer verminderten Wahrnehmung der Zeit und des Raumes, die Körperkontrolle wird reduziert, die Denkabläufe werden geschwächt (kritisches Denken wird ausgeschaltet). Es entstehen Glücksgefühle.

[2] Siehe Johannes Blöcher-Weil, „Hillsong-Musiker Marty Sampson verliert seinen Glauben“ (13.8.2019) auf https://www.pro-medienmagazin.de/ [Zugriff: 22.02.2020].

[4] In einem Bericht über die Hillsong Church heißt es: „Die Predigt kommt an diesem Tag von Joanna Haverkamp, als ,bestlooking preacher in the world‘ ruft sie ihr Mann auf die Bühne.“ Quelle: https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/....


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