Leitverse: 2. Chronika 9; Apostelgeschichte 8,26-39
ZWEI REISEN
Die Schrift berichtet von verschiedenen bedeutungsvollen Reisen nach Jerusalem. In 2. Chronika 9 hören wir von einer Reise, die die Königin von Scheba unternahm, „um Salomo mit Rätseln auf die Probe zu stellen“ (2Chr 9,1), und in Matthäus 2 wird uns von Magiern oder Sternkundigen berichtet, die aus dem Morgenland kamen, um nach dem neugeborenen „König der Juden“ zu forschen (Mt 2,2). Die Reisen ähneln einander. Beide waren weit und beschwerlich, und beider Ziel war Jerusalem und ein König der Juden; aber während die Magier ihre Wanderung unter dem Zeichen oder der Weisung eines leuchtenden Sternes antraten, unternahm die Königin von Scheba ihren Zug aufgrund eines Gerüchts, das im fernen Äthiopien ihr Ohr erreicht hatte.
Die Wege des Herrn sind verschieden, auch mit denen, die schon Sein sind. Manchmal hat Er sie besucht oder durch sichtbare Zeichen, Stimmen, Träume, Engelbesuche und dergleichen geleitet; manchmal lässt Er sie ein einfaches Gerücht hören, wie in dem Fall dieser heidnischen Fürstin. Aber wie Er sich auch an uns wenden mag: Der Glaube erkennt seine Stimme und achtet darauf. „Meine Schafe hören meine Stimme“, sagt der gute Hirte, „und sie folgen mir“ (Joh 10,27).
Die Magier kamen, um anzubeten, und führten Opfergaben mit sich; die Königin von Scheba klopfte an die Türen der Weisheit (Spr 8,34), um da Unterweisung und göttliche Belehrung zu empfangen; und um das zu erhandeln, was kostbarer ist als „feines Gold und auserlesenes Silber“ (Spr 8,10.19), nahm sie eine Menge der reichsten Schätze und besten Erzeugnisse ihres Landes mit auf den Weg.
Die Reise der Magier ist reich an belehrenden Bildern für das Leben des Glaubens. Aber Jerusalem befriedigte sie nicht. Sie mussten nach Bethlehem gehen, um den Gegenstand zu finden, den sie suchten. Bei der Reise der Königin des Südens hatte Jerusalem allen Erwartungen entsprochen.
1 | Die Reise der Königin von Scheba
Betrachten wir diese Reise noch ein wenig näher. Sie enthält einige charakteristische Merkmale, die in eindringlicher und heilsamer Weise zu unseren Seelen reden.
Sie muss etwas Besseres haben
Zunächst möchte ich bemerken, dass der Bericht über den König in Jerusalem einen so tiefen Eindruck auf die Königin machte, dass ihre ganze Denk- und Lebensweise dadurch verändert wurde. Ihre Reichtümer und Ehren, so groß und auserlesen sie sein mochten, genügten ihr nicht mehr. Sie musste Besseres, Höheres haben, und ohne lang nachzubedenken, ließ sie alle ihre Vorzüge in dieser Welt hinter sich und machte sich auf den weiten, mühevollen Weg von Scheba nach Jerusalem. Ihre Reise beweist das ganze Unbefriedigtsein, ja die tiefe Unruhe ihrer Seele infolge der Kunde, die sie von Salomo und Jerusalem empfangen hatte.
Das redet eine verständliche Sprache zu uns. Es erinnert uns an die Wirkung, die der Bericht, der über einen Größeren als Salomo ausgegangen ist, auf unsere Herzen machen sollte oder bereits gemacht hat. Die Seele, die durch die Kunde von Jesus aufgeweckt worden ist, wird auch heute noch von ihrer bedauernswerten Lage überführt; der Zustand, in die die Sünde sie gebracht und worin jene Kunde sie erreicht hat, beunruhigt sie. Was ihr bisher genügte und ihre Wünsche befriedigte, erscheint ihr mit einem Mal in all seiner Hohlheit und Leere. War sie bisher mit ihren Umständen und mit sich selbst zufrieden, so fühlt sie sich nun unglücklich und unbefriedigt. Warum, weiß sie vielleicht selbst noch nicht, aber die Tatsache besteht.
Sie beschäftigt sich mit all dem Neuen
Und weiter: Sobald diese hochgestellte Frau Jerusalem erreicht hatte, ließ sie es sich nicht nehmen, das Besitztum des Königs genau zu untersuchen. Deshalb war sie gekommen! Und sie war nicht träge. Sie prüfte und ruhte nicht. Sie legte dem König all ihre schwierigen Fragen vor, lauschte andächtig auf seine weisheitsvollen Antworten und betrachtete seine prächtigen Häuser und Einrichtungen mit der größten Aufmerksamkeit. Selbst die äußere Erscheinung und das Sitzen seiner Knechte wie das Aufwarten seiner Diener entging ihr nicht, noch viel weniger der Aufgang, auf dem Salomo in das Haus des HERRN hinaufging.
Auch das redet zu uns. Wenn wir Jesus erreichen, so machen unsere Seelen Ihn zum Gegenstand ihrer eingehenden Betrachtung. Wir lernen von Ihm, wir unterhalten uns von Ihm, wir suchen in die Geheimnisse seiner Gnade und Herrlichkeit einzudringen. Es macht uns glücklich, dass wir mit Ihm und nur mit Ihm zu tun haben, und wir begehren nichts anderes.
Sie ist erfüllt von dem, was sie gesehen hat
Doch es gibt noch ein Drittes. Als die Königin des Südens sich mit allem bekanntgemacht hatte, was dem König in Zion gehörte, war sie befriedigt. Ihre Seele war wie von Mark und Fett gesättigt. Ihre Freude war überwältigend. Sie wusste nicht mehr, wie ihr zumute war. „Nicht die Hälfte ist mir berichtet worden“, wie sie sagt, und Salomo hatte das Gerücht übertroffen, das sie gehört hatte (2Chr 9,6). Sie geriet ganz außer sich und kehrte dann, voll von all dem Gesehenen und Gehörten, in ihr Land zurück. Sie verließ den König, wie viele Jahrhunderte später die Frau von Samaria Jesus verließ: leer von allem anderen, aber erfüllt und befriedigt von dem neugefundenen Schatz.
So war der Pfad dieser Königin. Ihre Reise hatte begonnen in dem unbehaglichen, beunruhigenden Gefühl ihres Bedürfnisses nach anderem, Höherem. Aller Glanz und Reichtum ihres Hauses und ihrer Stellung, all die Schmeicheleien, von denen sie ohne Frage umgeben war, hatten die Unruhe nicht beseitigen, die Leere nicht ausfüllen können. Nun war sie bekanntgeworden mit den wunderbaren, geheimnisvollen Schätzen des Ortes, wohin ihre Reise sie geführt hatte. Sie hatte gefragt, geforscht und sorgfältig geprüft, und je weiter sie gekommen war, desto mehr war ihr Herz ergriffen und hingerissen worden. Sie beendete ihre Reise wie jemand, dessen Erwartungen und Wünsche in einer Weise in Erfüllung gegangen sind, dass der Becher überfließt.
Die geistliche Anwendung all dieser Dinge darf ich wohl dem Leser überlassen. Sie ist so einfach wie schön.
2 | Die Reise des Kämmerers aus Äthiopien
Wenden wir uns jetzt zu einer anderen Reise aus dem Süden nach Jerusalem, die im Neuen Testament berichtet wird. Ich meine die Reise des mächtigen Schatzmeisters der Königin Kandaze (Apg 8,26-40). Sie hat manches mit der bisher betrachteten gemeinsam.
Er ist unbefriedigt auf der Rückreise
Der Kämmerer begann seine Reise anscheinend mit einem beunruhigten Gewissen. Er war nach Jerusalem gekommen, um dort anzubeten, aber er hatte diese Stadt religiöser Feste und Gebräuche, die Stadt des Tempels und des äußeren Dienstes Gottes, mit allen ihren Satzungen, ihrem Priestertum und Opferdienst unbefriedigt verlassen. Wir finden ihn auf seinem Weg von Jerusalem nach dem südlich gelegenen Gaza als einen ernsten Forscher. Nichts in jenem religiösen Mittelpunkt hatte seiner Seele Ruhe geben können. Die Anbetung, die er dort dargebracht hatte, hatte ihn in keiner Weise zu befriedigen vermocht. Sein Gewissen war nicht gereinigt worden, die schwere Last war nicht gewichen. Jerusalem hatte ihn enttäuscht, so wie es Jahre vorher die Weisen aus dem Osten enttäuscht hatte.
Er ist interessiert am Wort Gottes
Er las in dem Propheten Jesaja, den Gott in seiner Güte ihn in Jerusalem vielleicht hatte finden lassen. Zu Beginn seiner Reise unruhig und unbefriedigt wie die Königin von Scheba, war er jetzt eifrig mit dem beschäftigt, was Gott durch seine Zeugen ihm als Antwort auf seine Fragen zukommen lassen wollte. Das Wort Gottes selbst redete zu seiner Seele und brachte auch ihn ganz außer sich. Das plötzliche Erscheinen des Evangelisten Philippus auf der einsamen Straße und dessen unerwartete Frage „Verstehst du auch, was du liest?“ (Apg 8,30) scheint ihn gar nicht überrascht zu haben. Alle seine Gedanken waren auf die geheimnisvolle Sprache des wunderbaren Buches gerichtet. So sorgfältig und eingehend wie einst die Königin das Besitztum Salomos, des Zeugen der Herrlichkeit, betrachtet hatte, forschte er jetzt in den Reichtümern des Zeugen der Gnade. Und Philippus führte ihn in das Geheimnis ein, das der Kämmerer vergeblich zu ergründen suchte.
Er ist glücklich über das, was er gehört hat
Philippus’ Antwort auf die Frage des Fremdlings „Wie könnte ich denn, wenn nicht jemand mich anleitet?“ (Apg 8,31) und dessen Bitte an Philippus, auf den Wagen zu steigen und sich zu ihm zu setzen, offenbaren uns den Zustand seines demütigen Herzens. Begierig lauscht er auf die Auslegung der kostbaren Stelle aus Jesaja 53, und dann ist er befriedigt, völlig befriedigt. Sein Herz wird, gleich dem der Königin, bis zum Überlaufen gefüllt von dem, was ihm kundgetan wird, und er setzt den zweiten Teil seiner Reise – von Gaza nach Äthiopien – fort als ein Mensch, der für alles andere kein Auge mehr hat. Er sah den Philippus nicht mehr, „denn er zog seinen Weg mit Freuden“ (Apg 8,39). Er konnte jetzt ohne Philippus fertigwerden, wenn ich mich so ausdrücken darf, ähnlich wie die Frau am Jakobsbrunnen ohne ihren Wasserkrug.
Wieder kehrt ein Mensch nach dem Süden zurück mit einem Herzen, das von Mark und Fett gesättigt ist (Ps 63,6), reich in den Entdeckungen, die er anlässlich seines Besuchs in Jerusalem gemacht hat. Diese ähnlichen Charakterzüge sind in den beiden Erzählungen unschwer zu erkennen. Nur war es, wie gesagt, das Gewissen, das den Gewaltigen der Königin Kandaze zu seiner Reise trieb, während die Königin von Scheba mehr durch ein Verlangen nach Höherem geleitet worden war. Und während sie mit der Herrlichkeit, wie sie sich an dem Hof und in den Besitzungen Salomos entfaltete, in Berührung gekommen war, begegnete der Kämmerer in den Worten des Propheten Jesajas der Gnade. Aber ob Gott sich an uns wendet mit einer Offenbarung seiner Gnade oder seiner Herrlichkeit, ob Er das Herz oder das Gewissen berührt – immer ist es sein hohes und göttliches Vorrecht, uns zufrieden zu machen. Er sättigt die Seele mit einer Offenbarung Seiner selbst, mag diese Offenbarung eine Form annehmen, die sie will, oder sich den Bedürfnissen der einzelnen Seele anpassen, wie es ihr beliebt. In den beiden betrachteten Fällen äußerte sie sich ganz verschieden, aber immer in überaus gesegneter Weise.
Ohne Neid
Beachten wir noch einen Zug, der beiden Erzählungen gemeinsam ist: Der Geist der Königin und des Kämmerers war frei von allem Neid. Die Königin konnte all die Herrlichkeit Salomos überschauen, die weit überragende Weisheit und Größe dieses Mannes betrachten, ohne irgendwelche neidischen oder missgünstigen Regungen in ihrem Innern zu verspüren. Dafür war sie viel zu glücklich. Sie konnte den König beglückwünschen und seine Diener, die ihm aufwarteten, ja sein ganzes Volk glückselig preisen (2Chr 9,7), dass es seine Weisheit hören durfte, und dann nach Hause zurückkehren in dem Bewusstsein des großen Vorrechts, dass sie ihn hatte besuchen dürfen; aber sie beneidete weder seine Knechte noch seine Leute um das reiche Teil, das sie genossen. Ihr Herz war voll von dem Segensanteil, der ihr selbst geworden war. So auch der Kämmerer, wenn ich es recht verstehe. Er war bereit, ein Schuldner des Philippus zu sein, das heißt als der Geringere von dem Besseren gesegnet zu werden. Mochte Philippus auch den höheren Platz haben, der Kämmerer war ganz glücklich, völlig zufriedengestellt; mehr konnte sein Herz nicht fassen.
Macht es nicht auch unsere Herzen glücklich, solche Beispiele göttlichen Wirkens zu betrachten? Wie herrlich ist es, wenn auch heute jemand, der beunruhigt, eifrig nach Jesus sucht und nach der Begegnung mit Ihm zu glücklich ist, um sich länger mit den hässlichen Regungen einer Natur zu beschäftigen, die an Neid und Missgunst Gefallen hat! Und wie geräuschlos vollzieht sich die Umwandlung! Still und verborgen geht sie in dem Innern eines Menschen vor durch eine Kraft, die dem Wind gleicht, der da weht, wo er will; man hört sein Sausen wohl, aber man weiß nicht, woher er kommt und wohin er geht (Joh 3,8).
Jerusalem, eine Enttäuschung
Doch es gibt noch einen anderen Gesichtspunkt, unter dem wir diese Reisen nach Jerusalem betrachten können. Manchmal finden wir, dass die Stadt des großen Königs allen Erwartungen entsprach, die seitens des Herzens an sie geknüpft wurden. Die Königin von Scheba fand, wie wir gesehen haben, noch mehr als das: „Nicht die Hälfte“ war ihr von dem gesagt worden, was sie wirklich gefunden hatte (2Chr 9,6). Zu anderen Zeiten enttäuschte Jerusalem die Erwartungen bitter. Es war schon so, als die Magier aus dem fernen Osten kamen. Wo hätten sie nach ihrer Meinung den König der Juden suchen sollen, wenn nicht in Jerusalem? Aber sie mussten Jerusalem links liegenlassen und weiter südlich, nach Bethlehem, ziehen. Mit dem Schatzmeister der Königin Kandace war es nicht anders. Gekommen, um in Jerusalem anzubeten, musste er die Stadt unbefriedigt verlassen. Er suchte nach jener Ruhe, die Tempel und Priestertum ihm nicht hatten geben können. Und dürfen wir nicht hinzufügen, dass Jerusalem auch den Herrn Jesus enttäuschte? Anstatt ein freudiges Willkommen dort zu finden, musste Er über die Stadt weinen, sein Wehe über sie aussprechen und schließlich ihr „Kreuzige, kreuzige ihn!“ vernehmen (Lk 23,21).
Jerusalem, eine Stadt des Glücks
Doch in den letzten Tagen wird Jerusalem gleichsam wieder aufleben und den Charakter wieder annehmen, den es in den ersten Tagen seiner Herrlichkeit trug. Es wird den höchsten Erwartungen jener zahllosen Scharen entsprechen, die, so wie die Königin von Scheba, von weither heraufziehen werden, um „den König in seiner Schönheit“ zu erblicken. (Jes 33,17). Die Verkehrsstraßen, so entwickelt sie sein mögen, werden die Mengen der Besucher nicht fassen können. „Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses des HERRN feststehen auf dem Gipfel der Berge und erhaben sein über die Hügel. Und alle Nationen werden zu ihm strömen; und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und lasst uns hinaufziehen zum Berg des HERRN, zum Haus des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln auf seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und das Wort des HERRN von Jerusalem“ (Jes 2,2-3).
Und wiederum: „Und es wird geschehen, dass alle Übriggebliebenen von allen Nationen, die gegen Jerusalem gekommen sind, Jahr für Jahr hinaufziehen werden, um den König, den HERRN der Heerscharen, anzubeten und das Laubhüttenfest zu feiern“ (Sach 14,16).
Und schließlich: „Ich freute mich, als sie zu mir sagten: Lasst uns zum Haus des HERRN gehen! Unsere Füße werden in deinen Toren stehen, Jerusalem! Jerusalem, die du aufgebaut bist als eine fest in sich geschlossene Stadt, wohin die Stämme hinaufziehen, die Stämme Jahs, ein Zeugnis für Israel, zu preisen den Namen des HERRN!“ (Ps 122,1-4).
Kostbare Zeugnisse von der Befriedigung, die Tausende und Millionen in den Tagen des Tausendjährigen Reiches in diesen Reisen nach der Stadt des großen Königs finden werden, wenn das Unterpfand, das wir in der Reise der Königin von Scheba erblicken dürfen, in wunderbar gesegneter Weise eingelöst werden wird in den gewaltigen Scharen, die aus allen Sprachen und Völkern kommen werden, um in den Tagen der Wiederherstellung Zions dem Herrn der ganzen Erde willig ihre Opfer zu bringen!
Für Jerusalem hängt alles von der Gegenwart Christi ab
So sehen wir denn, dass Reisen nach Jerusalem entweder befriedigen oder enttäuschen und dass die Entscheidung über das Entweder-oder beim Herrn steht. Zur Zeit der Königin von Scheba war seine Herrlichkeit in Jerusalem entfaltet und deshalb hatte ihr Besuch ein befriedigendes Ergebnis. Aber als der Kämmerer zur Beruhigung seines erwachten Gewissens nach Jerusalem zog, fand er die Gnade dort nicht, deren er bedurfte. Am Ende der Tage wird beides – Herrlichkeit und Gnade – dort gefunden werden. Die Entscheidung der Frage, welchen Wert die Stadt hat, hängt also ganz und gar von der Gegenwart Christi in ihr ab.
Jerusalem, „eine Stadt der Jebusiter“, wie sie in den Tagen der Richter genannt wird (Ri 19,11), wird zur „Freude der ganzen Erde“, wenn einmal Jesus ihr Leben und ihre Herrlichkeit ist (Ps 48,3). Ähnlich ist es mit dem Berg Sinai oder Horeb. Einmal nur „der Berg Sinai in Arabien“ (Gal 4,25), nimmt er zu anderen Zeiten die Würde des „Berges Gottes“ an, je nachdem es dem Herrn gefällt. Die gesetzlichen Verordnungen sind kostbare Vorbilder, „Schatten der zukünftigen Güter“ (Heb 10,1), gleichsam die innere Ausstattung des wunderbaren Hauses Gottes, oder nur „schwache und armselige Elemente“ (Gal 4,9), je nachdem der Herr sie benutzt oder beiseitelegt.
Originaltitel: „Reisen nach Jerusalem“
in Botschafter des Heils in Christo, Jg. 77, 1929, S. 6–15.