Was ist nötig, damit wir unsere himmlischen Segnungen in Anspruch nehmen können?
Die Bedeutung des Durchzugs durch den Jordan für uns heute

Dirk Schürmann

© SoundWords, online: 13.12.2003, updated: 17.02.2022

Leitverse: Josua 3

Einleitung

Das Volk Israel war aus Ägypten ausgezogen, um das Land Kanaan in Besitz zu nehmen. Doch inzwischen waren vierzig Jahre vergangen, in denen sie in den Wüsten zwischen Ägypten und Kanaan umhergezogen waren. Jetzt war der von Gott bestimmte Zeitpunkt da, um das Land zu erobern. Das Volk musste jedoch, wenn es Kanaan betreten wollte, den Jordan durchschreiten.

Was bedeutet dieser Jordan geistlich? Zwei Ereignisse kennzeichnen bis dahin die Befreiung Israels aus Ägypten: das Passah und das Rote Meer. Wir müssen deren Bedeutung verstehen, wenn wir den Sinn des dritten großen Ereignisses, des Durchzugs durch den Jordan, erfassen wollen. Jedes dieser drei Ereignisse stellt das Kreuz Christi vor. Dieses Kreuz ist jedoch so reich, so vielseitig und hat so viele Gesichtspunkte, dass wir alle diese Vorbilder brauchen, um dessen Tiefe und Fülle erfassen zu können.

Das Passah

Im Passah finden wir das Kreuz Christi, wie es uns vor Gottes Gericht sicherstellt. „In dieser Nacht“, sagte der HERR, „werde ich durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeburt schlagen im Land Ägypten, vom Menschen bis zum Vieh, und ich werde Gericht üben an allen Göttern Ägyptens“ (2Mo 12,12). Israel konnte vor dem Gericht nur in Sicherheit gebracht werden durch das Blut des Passahlammes, das zwischen ein sündiges Volk und einen richtenden Gott trat, der die Sünde nicht sehen kann – auch nicht bei seinem eigenen Volk. Das ist die Sühnung. Das Blut hält Gott sozusagen zurück oder draußen und bringt die Familie drinnen in Sicherheit. Gott hatte gesagt: „Sehe ich das Blut, so werde ich an euch vorübergehen“ (2Mo 12,13). Wir dürfen allerdings hierbei nicht vergessen, dass die Liebe Gottes dem Volk Israel das Opferlamm gab, das imstande war, seinem eigenen Gericht zu begegnen. Die Liebe verschonte also das Volk, das aus sich selbst ebenso wenig dem Gericht entgehen konnte wie die Ägypter.

Das war also einer der Hauptaspekte des Passahs: Schutz vor dem Gericht. Es ging beim Passah nicht unbedingt um Frieden mit Gott. Obwohl Gott ihnen das Lamm gezeigt hatte, kannten sie Gott hauptsächlich als den Richter. Noch wohnten sie in Ägypten, da, wo Satan und die Sünde regierten. Man könnte es vergleichen mit jemand, der im stürmischen Meer aus dem Wasser gezogen wurde und nun im Rettungsboot sitzt, aber noch immer die tobenden Wellen um sich herum sieht, die das Rettungsboot hin und her schaukeln lassen.

Das Rote Meer

In dem Roten Meer gewinnen wir einen zweiten Gesichtspunkt von dem Kreuz Christi: die Erlösung: „Du hast durch deine Güte geleitet das Volk, das du erlöst hast“ (2Mo 15,13). Wenn Gott uns aber befreit und erlöst, so ist Er offenbar für uns und nicht mehr gegen uns. Es heißt deshalb auch: „Der HERR wird für euch kämpfen, und ihr werdet still sein“ (2Mo 14,14). Das Passah hielt Gott selbst als Richter zurück und brachte Israel in Sicherheit; am Roten Meer aber trat Gott als Retter für sein Volk auf (2Mo 15,2). Das Volk hat nichts anderes zu tun, als seiner Errettung und Befreiung zuzuschauen: „Fürchtet euch nicht! Steht und seht die Rettung des HERRN“ (2Mo 14,13). In der Erlösung nimmt Gott den Kampf auf gegen die Feinde, die gegen uns waren und die wir nie zu bekämpfen vermocht hätten. Wie schrecklich ernst war die Lage des Volkes Gottes in jenem Augenblick! Die Ägypter wollten ihre gerade verlorene Beute wieder ergreifen; sie verfolgten Israel mit ihren Streitwagen und drängten es ins Meer.

Genauso ist es mit dem Sünder. Die Macht Satans treibt ihn zum Tod, und der Tod ist das Gericht Gottes. „Es ist den Menschen gesetzt, einmal zu sterben, danach aber das Gericht“ (Heb 9,27). Einmal muss sich jeder mit dem Tod und dem darauffolgenden Gericht auseinandersetzten. Da gibt es keinen Ausweg, kein Entrinnen.

Das Volk stand dem Feind wehrlos gegenüber, hatte keine Kraft gegen die Macht des Todes. Da, in dieser äußersten Not, tritt Gott ins Mittel. Der Stab Moses, der Stab der richterlichen Macht Gottes, wird ausgestreckt, aber nicht über Israel, sondern zu seinem Heil über das Meer. Der Tod wird zu einem Weg für das Volk, anstatt es zu verschlingen. Trockenen Fußes können sie das Meer, das Bild des Todes, durchschreiten. Welch eine großartige Stunde war es, als ein ganzes Volk auf diesem neuen Weg, zwischen zwei hohen nassen Mauern, die „ein starker Ostwind“ errichtet hatte, hindurchzog – zwischen jenen gewaltigen Wassermassen hindurch, die, anstatt das Volk zu begraben, als schützende Wälle zur Rechten und zur Linken standen! Das ganze Volk zog hinter Mose her. Seine Führerschaft war hier so ausgeprägt, dass es in 1. Korinther 10,2 sogar heißt, dass das ganze Volk bei diesem Durchzug auf Mose getauft wurde.

Wir finden in dieser Handlung das Vorbild des Todes und des Gerichts, das ein anderer für uns erduldet hat. Der Herr war es, der sich freiwillig für uns in den Riss stellte. Für Ihn bedeutete das Vorausgehen weitaus mehr, als nur die Hand mit dem Stab auszustrecken. Für Ihn bedeutete es, die ganze Gewalt der Wasserwogen zu erfahren. „Du hattest mich in die Tiefe, in das Herz der Meere geworfen, und der Strom umschloss mich; alle deine Wogen und Wellen fuhren über mich hin. … Die Wasser umfingen mich bis an die Seele“ (Jona 2,4.6). Diesen Schrecken des Todes machte Christus ganz allein durch, und Er allein empfand ihn in den unendlichen Tiefen seiner heiligen Seele völlig. Als der wahre Mose ist Er uns vorausgegangen, so dass wir trockenen Fußes hinübergehen können. Das Gericht findet nichts an uns, weil es sich im Tod über die Person Christi am Kreuze völlig ergossen hat.

Wohlbehalten und unversehrt steigen die Israeliten am jenseitigen Ufer ans Land. Wir finden hierin nicht nur ein Vorbild von dem Tod Christi, sondern auch von seiner Auferstehung für uns. Und dies ist es, was das Rote Meer uns lehrt. Das Heer des Feindes ist vernichtet; er findet sein Grab da, wo wir einen offenen Weg gefunden haben. Alle Furcht ist verschwunden; wir können in Frieden am anderen Ufer stehen, in der Kraft eines Auferstehungslebens, das durch den Tod hindurchgegangen ist. Natürlich ist das einzig und allein eine Sache des Glaubens: „Durch Glauben gingen sie durch das Rote Meer wie durch trockenes Land, was die Ägypter versuchten und verschlungen wurden“ (Heb 11,29). Während also der Glaube es durchschreitet, wird die Welt, die dem Tod und dem Gericht in eigener Kraft zu begegnen versucht, verschlungen.

Nachdem wir so die Bedeutung des Roten Meeres als ein Vorbild von dem Tod und der Auferstehung Christi für uns betrachtet haben, erhebt sich die Frage: Welches war der Umfang der Befreiung, die dort zugunsten des Volkes bewirkt wurde? Diese Befreiung ist die Errettung – ein einfaches Wort, aber doch von äußerst wichtiger Bedeutung! Es gibt in der Errettung eine negative und eine positive Seite:

  1. Die erste Seite ist die Vernichtung des Feindes, seiner Macht und aller Folgen dieser Macht. Die Gnade ist in der Person Christi durch den Tod an unsere Stelle getreten. Die Gnade hat die Errettung, das Heil gebracht (Tit 2,11). Wir sind jetzt nicht nur von dem Gericht befreit, sondern auch von der Macht Satans, der Welt, der Sünde und des Todes.

  2. Aber dieses Werk gibt uns auch eine positive Segnung:

  • 2Mo 15,13: Du hast durch deine Güte geleitet das Volk, das du erlöst, hast es durch deine Stärke geführt zu deiner heiligen Wohnung.
  • 2Mo 19,4: Ich habe euch getragen auf Adlers Flügeln und euch zu mir gebracht.
  • 1Pet 3,18: Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns zu Gott führe.
  • Eph 2,18: Denn durch ihn haben wir beide den Zugang durch einen Geist zu dem Vater.

Was für ein Segen! Nicht nur ist das Volk dem Gericht und dem Feind entronnen, es ist auch auf einem neuen und lebendigen Wege, der es bis zum Ziele geführt hat, in der Gegenwart Gottes selbst angekommen, eines Gottes, der für uns Christen der Vater ist. „Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen!“ (1Joh 3,1). Jetzt gibt es keine Trennung mehr von Gott, keine Entfernung mehr zu Gott hin. Ja, wir sind sogar so nahe zu Gott gebracht, dass wir Ihn „Abba, Vater!“ nennen können (Röm 8,15). Und was ist bei diesem ganzen Werk dem Volke Israel als Arbeitsanteil zugefallen, was uns? Nichts, aber auch gar nichts! Die Rettung ist uns gebracht worden durch die freie Gnade eines Gottes, der nichts fordert, seine Rechte an uns nicht geltend macht, sondern der seine Zufriedenheit darin findet, ein freier, unumschränkter Geber, ja ein ewiger Geber zu sein.

Unsere Position vor Gott und die praktische Verwirklichung

Bevor wir uns der Bedeutung des Jordan zuwenden, müssen wir erst noch kurz die unterschiedliche Behandlungsweise sehen, in der wir unsere christliche Position im Alten und Neuen Testament dargestellt finden.

Im Neuen Testament finden wir unsere Position dargestellt, so wie sie uns von Gott bei der Errettung geschenkt wird. Und da finden wir, dass wir alles auf einmal geschenkt bekommen. Christus ist für uns gestorben, für uns auferweckt, wir sind mit Ihm gestorben, mit Ihm begraben, mit lebendig gemacht und mit auferweckt und in Ihm versetzt in die himmlischen Örter.

Das, was bei dem Volk Israel vorbildlich nach und nach hintereinander geschah und zum Teil auch viel Zeit in Anspruch nahm – wie zum Beispiel der Durchzug durch den Jordan –, bekommen wir alles gleichzeitig und in einem Augenblick. Wir sind gewissermaßen gleichzeitig im „Land“ und in der „Wüste“; wir werden noch sehen, was das heißt. Rotes Meer und Jordan – Bilder vom Tod Christi – haben für uns gleichzeitig stattgefunden.

Doch wissen wir aus unserer eigenen praktischen Erfahrung, dass wir das, was stellungsmäßig für uns wahr ist, auch praktisch lernen müssen. Und da geht es wie in der Schule, da lernen wir nicht alles auf einmal und manches auch nur sehr langsam. Und von dieser praktischen Verwirklichung der Wahrheit gibt uns das Alte Testament die Bilder. Das ist übrigens ein Grundsatz – in den Bildern des Alten Testaments haben wir es immer mit der praktischen Verwirklichung zu tun.

Das Land

Wenn Gott uns errettet hat, hat Er uns moralisch herausgenommen „aus der gegenwärtigen bösen Welt“ (Gal 1,4). Und doch sind wir noch in dieser Welt, die uns jetzt feindlich gegenübersteht. Wir haben auch noch mit den irdischen Dingen zu tun, solange wir noch auf der Erde sind. Auch hierzu haben wir mit unserer Errettung eine ganz andere Beziehung bekommen. All dies hat damit zu tun, was wir bildlich vorgestellt in dem Gedanken der „Wüste“ im Alten Testament finden. Hier interessiert uns jetzt jedoch mehr die Bedeutung des „Landes“. Das „Land“ ist im Gegensatz zur „Wüste“ die verheißene Heimat, der Ort, wo unsere Segnungen liegen, der Ort, wohin wir berufen sind. Das gilt für Israel genauso wie für uns Christen. Nur dass es eben große Unterschiede gibt in dem Ort der Heimat, in der Art der Segnungen und in der Art der Berufung. Unsere Heimat ist nicht Kanaan, sondern der Himmel, unsere Segnungen liegen nicht in Mengen an Getreide, Oliven oder Feigen, sondern sind geistliche Segnungen in den himmlischen Örtern. Und unsere Berufung ist keine irdische Berufung, denn wir sind „Genossen der himmlischen Berufung“ wie Hebräer 3,1 uns sagt.

Obwohl wir noch hier auf dieser Erde uns aufhalten, sind wir von unserer Stellung doch schon, wie Epheser 1 uns sagt, „in die himmlischen Örter versetzt und mit jeder geistlichen Segnung dort gesegnet“. In der Praxis befinden wir uns dann dort, wenn wir diese himmlische Atmosphäre spüren und etwas von jenen Segnungen genießen – oder aber sie uns praktisch aneignen oder verteidigen wollen.

Der Jordan

Kommen wir nunmehr auf den Jordan zurück. Die Sühnung war im Passah geschehen, am Roten Meer wurde die Erlösung vollbracht und die Errettung vollzogen; jetzt handelt es sich um etwas anderes. Der Tod des Herrn Jesus war nicht nur notwendig, um uns aus der Sünde zu befreien, er ist auch notwendig, um uns in das Land der himmlischen Örter einzuführen. Christus nahm durch seinen Tod nicht nur meine Sünden weg, nein, Er erwarb für sich selbst den Himmel. Und Er erwarb den Himmel für mich. Alle geistlichen Segnungen hat Er da für mich erworben. Muss es nicht eine Antwort in meinem Herzen darauf geben? Es wird mich interessieren, die Segnungen kennenzulernen, die Er mir erworben hat, und es wird mich interessieren, zu sehen, welch einen Tod Er dafür erdulden musste.

Die Vorbereitung des Volkes

Das Volk sollte erst einmal drei Tage Zeit zum Ausruhen haben. Es handelte sich um eine ruhige, überlegte Angelegenheit. Geistliche Belebung ist notwendig. Bei uns kann es oft auch eine längere Zeitphase brauchen, bis wir so weit sind, um auch diese Bedeutung des Todes unseres Herrn zu verstehen.

Aber das Volk wird von Josua auch ermahnt, sich zu heiligen. Ohne praktische Lebensheiligung ist ein Eingehen in die Bedeutung des Todes des Herrn zur Erlangung unserer himmlischen Segnungen völlig unmöglich.

Nebenbei ist die Zahl Drei auch die Zahl der Auferstehung, und damit weist uns diese Erwähnung auch wieder darauf hin, dass es hier darum geht, mit Christus auferweckt zu werden.

Der lebendige Gott in unserer Mitte

„Hieran sollt ihr wissen, dass der lebendige Gott in eurer Mitte ist“ (Jos 3,10), so sagt Josua zu dem Volk. Der lebendige Gott steht den toten Götzen der Völker gegenüber. Er hat den Herr Jesus aus dem Tod in das Leben gebracht (die Lade ist unversehrt aus dem Jordan wieder herausgekommen). Und Er hat uns mit lebendig gemacht (auch wir sind unversehrt an das andere Ufer gekommen). Gott lebt und tritt für uns ein, damit auch wir das ewige Leben genießen möchten – was letztlich auch eine Zusammenfassung all unserer Segnungen in den himmlischen Örtern ist.

Der Unterschied zwischen dem Roten Meer und dem Jordan für die Israeliten

Die folgende Tabelle lässt erkennen, wie auch für die Israeliten das Rote Meer und der Jordan eine völlig unterschiedliche Atmosphäre und Bedeutung hatten.

Das Rote Meer

Der Jordan

führt aus Ägypten

führt aus der Wüste

in die Wüste

in das Land

tiefste Nacht

früh am Morgen

auf der Flucht

in feierlicher Ruhe

die Feinde sind hinter ihnen

die Feinde sind vor ihnen

Wasser wie zwei Mauern links und rechts

Wassermauer weit weg – kein Wasser zu sehen

keine Bundeslade

die Bundeslade

Ausgang

Eingang

Die Lade

Hier in Josua 3 und 4 geht eigentlich alles um die Lade: „Sobald ihr die Lade seht …“ (Jos 3,3). Die Augen sind nur auf die Lade gerichtet. Die Lade ist ein Bild von dem Herrn Jesus als Gott und Mensch in einer Person. Das Holz spricht von seiner menschlichen Natur, das Gold von seiner Göttlichkeit. Die Lade war mit Blut besprengt. Das heißt, die Sühnung ist vollbracht. Sie war mit einem blauen Tuch aus Purpur bedeckt. Das spricht davon, dass Er der Mensch vom Himmel war, und sicherlich auch davon, dass Er diesen Platz dort jetzt eingenommen hat. Die beiden steinernen Gesetzestafeln, die in der Lade waren, sprechen davon, dass das Gesetz Gottes in seinem Herzen war.

Es werden uns verschiedene Titel – insgesamt sieben – der Lade angegeben, die uns verschiedene Aspekte des Herrn Jesus zeigen, die in diesem Zusammenhang wichtig sind:

  1. Die Lade des Bundes des HERRN, eures Gottes
    Das steht damit in Verbindung, dass Gott eine besondere Beziehung zu seinem Volk haben wollte. Er hat sich ihnen auf eine besondere Art und Weise (als Jahwe) geoffenbart, und hat durch einen Bund seine besondere Beziehung festgeschrieben.

  2. Die Lade des Bundes
    Hier liegt die Betonung darauf, dass es spezielle mit dem Bund verbundene Verheißungen Gottes gibt.

  3. Die Lade des Bundes des HERRN der ganzen Erde
    Der Bund und alle Segnungen dieses Bundes, alle Verheißungen haben ihre Stärke durch die Allmacht des Herrn, denn Er hat die Herrschaft über die ganze Erde.

  4. Die Lade Jahwes, des Herrn der ganzen Erde
    Alles gehört Ihm. Und Er kann es verschenken, an wen Er will. Er hat den Himmel erworben, und Er konnte sagen: „Mir ist alle Gewalt geben im Himmel und auf Erden“ (Mt 28). Er kann diesen Himmel, den Er sich erworben hat, nun mit uns teilen.

  5. Die Lade des Bundes des HERRN
    Für den Bund und die speziellen mit dem Bund verbunden Verheißungen Gottes ist der Herr Jesus Bürge geworden. Er ist das Ja und das Amen auf alle Verheißungen Gottes (2Kor 1). Dadurch ist die Erfüllung für uns vollkommen sicher.

  6. Die Lade des HERRN
    Es ist auch die Lade des HERRN, als wenn sie nur für Gott wäre. Doch wir wissen, der Herr Jesus war der Liebling Gottes. Und wenn wir an Ihm und an dem, was Er getan hat, Freude finden, haben wir Gemeinschaft mit Gott.

  7. Die Lade des Zeugnisses
    Wir hören, was Gott uns zu sagen hat. Die Lade redet zu uns: von dem Werk, das für uns geschehen musste, von dem, was für Gott geschehen ist, von den Ergebnissen dieses Werkes und vor allen Dingen von der Person, die das zustande gebracht hat.

Die Lade wurde von den Leviten getragen. Die Leviten unterstützten die Priester. Das kennzeichnete sie, dass sie sich in der Nähe Gottes aufhielten. Die Leviten kennen die Lade. Sie halten sie hoch, damit sie besser gesehen werden kann. Wenn alle auf die Lade schauen sollten, dann ist es wichtig, dass die Lade auch gesehen werden kann. Auch heute gibt es Gläubige, die in der Lage sind, unseren Blick in ganz besonderer Weise auf den Herrn Jesus zu lenken. Trotzdem war es nötig, dass das Volk zweitausend Ellen Abstand von der Lade hielt. Wenn wir auch mit dem Herrn Jesus in seinem Tod einsgemacht sind, dann ist es doch wichtig, daran zu denken, dass Er erst einmal alleine in den Tod gehen musste. Er hatte den Tod in einer ganz anderen Weise erfahren als wir. Wenn wir mit Ihm gestorben sind, dann ist es doch so, dass uns die Wellen und Wogen des Gerichtes nicht direkt getroffen haben. Insofern bleibt da immer ein Abstand. Auch in der Erkenntnis dessen, was dieser Tod für Ihn gewesen ist, bleibt ein Abstand. Wir werden nie voll erkennen, was dieser Tod für Ihn bedeutet hat. Auch in Epheser 1 lesen wir erst einmal nur von seinem Tod. So können wir auch nicht sagen, dass Er mit uns gestorben ist.

Vergleich unserer Stellung im Römer-, Epheser- und Kolosserbrief

Nachfolgende Tabelle zeigt uns, dass der Christ in diesen drei Briefen ganz unterschiedlich gezeigt wird, was seine Stellung vor Gott anbelangt. Die Situation, die wir hier in Josua 3 beschrieben finden, können wir am ehesten mit dem vergleichen, was wir in Kolosser 2 finden. „Mit ihm begraben in der Taufe, mit dem ihr auch auferweckt worden seid durch den Glauben an die wirksame Kraft Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat“ (Kol 2,12). „Mit Christus auferweckt“ suchen wir jetzt, „was droben ist“ (Kol 3,1). In Koloser 3,5-11 finden wir dann die Beschneidung von Josua 5.

Römerbrief

Epheserbrief

Kolosserbrief

lebendige Sünder

tot in Sünden und Vergehungen

gestorben und tot

getötet durch den Leib des Christus

mit Christus gestorben

mitgestorben

mitbegraben

 

mitbegraben

in Neuheit des Lebens wandelnd

mitauferweckt und mitsitzend in den himmlischen Örtern

mitauferweckt

in der Wüste

im Land

nicht in der Wüste, auch nicht im Land, in Gilgal

Wüste ist ein Land des Todes

die himmlischen Örter sind der Ort der Segnungen

 

 

zeigt uns nicht, wie das Land erobert wird, sondern um das Land im Besitz zu verteidigen

 

stimmt überein mit 2. und 4. Mose

stimmt mit dem Ende des Buches Josua überein

stimmt mit dem Anfang des Buches Josua überein

Die Wasser werden abgeschnitten

Zu dieser Zeit war der Jordan voll über seine Ufer getreten. Die Fluten des Gerichtes Gottes und die Macht des Todes konnten nicht größer sein für den Herrn, als Er dort hineinging. Der Umfang des Todes des Herrn Jesus geht nämlich parallel mit dem Umfang der Segnungen, die Er erworben hat. Die Lade stand in der Mitte des Jordan, da, wo die tiefste Stelle ist. Es war eine große Tiefe, in die unser Herr hinabsteigen musste. Er war in den niederen Teilen der Erde, bevor Er zu den höchsten Höhen emporgestiegen ist. Wir haben hier keine Angst vor den Todeswassern, sondern wir sind statt mit dem Tod mit der durch die Lade repräsentierten Person unseres Herrn beschäftigt.

Die Wasser blieben stehen bei Adam. Der Heilige Geist erinnert uns mit dieser Stadt daran, wodurch Sünde, Tod und Fluch in die Welt kam und wir von den Segnungen abgeschnitten wurden. Aber gerade hier wird jetzt auch der Tod für uns abgeschnitten durch den letzten Adam, Christus.

Die zwölf Steine in Gilgal

Noch bevor die Wasser wieder zurückkehrten, sollten zwölf Männer aus jedem Stamm von der Stelle, wo die Lade gewesen war, zwölf Steine holen und nach Gilgal bringen und dort zu einem Zeichen aufstellen. Es sollte ein Denkmal sein, das sie immer an das erinnert, was bei diesem Durchzug geschehen war.

Was erzählt uns nun dieses Zeichen? Es zeigt uns, dass ein Zeugnis davon, dass der Tod vor dem Herrn Jesus gewichen ist, dass Er den Tod überwunden hat und sich und mit sich uns alle geistlichen Segnungen und ein himmlisches Erbteil gesichert hat, ständig da sein sollte. Dieses Denkmal „sollte zum Gedächtnis sein ewiglich“. Es war ganz besonders auch für die Kinder bestimmt. Erzählen wir unseren Kinder etwas davon? Nicht nur dass Christus für unsere und ihre Sünden in den Tod gegangen ist, sondern auch von seinem großen Sieg über den Tod und dass dieser Tod nötig war, um uns ein himmlisches Erbteil zu sichern? Dieses Denkmal weist darauf hin: Christus war im Wasser, war im Tod, aber auch darauf: Christus ist nicht mehr im Wasser, ist nicht mehr im Tod, sondern ist auferstanden und lebt zur Rechten Gottes. Aber es weist auch darauf hin, dass wir im Tod waren und dass wir jetzt nicht mehr im Tod sind, sondern mit Christus auferweckt sind, jenseits des Todes in einer Auferstehungswelt, auch wenn unsere Leiber vielleicht noch durch den irdischen Tod gehen müssen.

Gilgal war der Ort, wohin das Volk immer wieder zurückkehren sollte. Dort würden sie diese Steine sehen und dadurch immer wieder an das Werk Christi erinnert werden. Ja, selbst in alle Ewigkeit werden wir wohl die Wundmale an unserem Herrn sehen können.

Die zwölf Steine in der Mitte des Jordan

Neben dem Denkmal aus zwölf Steinen in Gilgal richtete Josua noch ein weiteres Denkmal von zwölf Steinen in der Mitte des Jordan auf. Er hatte keinen Befehl dafür und er ließ das nicht andere tun – wie bei dem Denkmal in Gilgal. Er tat es selber. Unser Josua, Jesus Christus, möchte durch seinen Geist in unseren Herzen ein Gedächtnis vom Jordan einrichten. Es ist zwar nicht mehr zu sehen. Die Wasser sind wieder darüber zurückgeströmt. Und wenn wir auf den Tod schauen, sind es noch immer hässliche, furchterregende Wasser. Aber das Denkmal erinnert daran, dass die Bundeslade tief dort unten war. Wir denken daran, dass Christus im Tod war, wir denken daran, was diese wilden, tiefen Wasser für Ihn bedeuteten und dass wir darum in Sicherheit sind, denn der Tod ist seiner Kraft beraubt worden.

Bei dem Denkmal in Gilgal denken wir mehr an die Überwindung des Todes in der Auferstehung, bei dem Denkmal im Jordan mehr daran, dass Christus im Tod war.

Mein Herz fragt bewegt: „Was trieb Dich, geliebter Herr und Heiland, diesen Platz einzunehmen? Du allein hattest das Recht, ihn niemals einzunehmen. Du allein hattest das Recht und die Gewalt, Dein Leben zu lassen und es wiederzunehmen. Doch Deine Liebe für mich trieb Dich, in den Tod zu gehen. Kein anderer Grund, es sei denn noch die Verherrlichung Gottes, den ich entehrt hatte, konnte Dich bewegen, in die Tiefen des Todes hinabzusteigen. Du hast nicht nur die Wasser des Jordan siegreich für mich aufgehalten, als Du allein den Kampf kämpftest, „bis alles vollendet war, was der HERR geboten hatte“ (Jos 4,10) und Dein ganzes Volk hinübergegangen war; diese Wasser sind auch über Dich hingegangen. Ich sehe in diesem Denkmal, was der Tod für Deine heilige Seele gewesen ist; ich erkenne darin die Erinnerung an die schreckliche Bitterkeit jenes Kelches, den Du getrunken hast.“ Die zwölf Steine sind „dort bis auf diesen Tag“ (Jos 4,9). Das Denkmal bleibt, das Kreuz bleibt, zu einem ewigen Zeugnis jener Liebe, die ich dort kennenlernte, zu einem Zeugnis auch des Gerichts, durch welches allein Gott meinen alten Menschen und alles, was von demselben war, hinwegtun konnte. (H. Rossier)

Als der Herr sein Gedächtnismahl einsetzte, war es nicht ein Gedächtnis an seine Auferstehung, sondern an seinen Tod. Und jeden Sonntag werden wir sicherlich ganz besonders die Gelegenheit suchen, dieses Gedächtnismahl in diesem Sinn als Gedenkmahl einzunehmen. Dann kommen wir im Geist wieder an den Jordan und denken an diese zwölf Steine dort, wo die Lade, Christus, in den Fluten des Gerichts gewesen war. Und auch in der Ewigkeit werden wir uns über seinen Tod unterhalten, so wie wir das im Vorbild bei Mose und Elia auf dem Berg der Verklärung finden.

Josua wird großgemacht

„An diesem Tag machte der HERR Josua groß in den Augen von ganz Israel, und sie fürchteten ihn, wie sie Mose gefürchtet hatten alle Tage seines Lebens“ (Jos 4,14). Der Herr Jesus wird uns groß, wenn wir Ihn sehen, wie Er verherrlicht im Himmel ist und was Er durch seinen Tod und seine Auferstehung für uns erworben hat. Nicht nur Mose, der uns aus der Welt herausgeführt hat und durch die Wüste – die irdischen Umstände – führt, sollte für uns groß sein. Auch Josua soll groß werden. Dafür hat Gott gesorgt. Die Herrlichkeit des Vaters hat Christus als Erretter kraft seines vollbrachten Werkes vor unseren Augen hoch erhoben. Er hat ein Anrecht auf die Herrlichkeit. Das Ergebnis dieses Werkes ist die Einführung der Gläubigen mit Ihm in den gegenwärtigen Genuss und in den zukünftigen Besitz der Herrlichkeit.

Die Bundeslade spricht zwar, wie wir gesehen haben, auch von dem Herrn Jesus. Aber sie zeigt Ihn uns als Mensch auf der Erde in den Tod gehend. Das hat Er damals getan. Josua dagegen ist ein Bild dessen, dass der Herr uns durch seinen Geist in die Dinge einführen will, die Er uns erworben hat. Das tut Er heute. Aber Er kann es nur, wenn uns diese Segnungen, die Er sich und uns erworben hat, auch etwas wert sind.


Diese Gedanken gehen auf Schriften vergangener Jahrhunderte wie auch auf Vorträge zeitgenössischer Bibelausleger zurück.

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Note from the editors:

The SoundWords editorial team is responsible for the publication of the above article. It does not necessarily agree with all expressed thoughts of the author (except of course articles of the editorial staff) nor would it like to refer to all thoughts and practices, which the author represents elsewhere. “But examine all things, hold fast the good” (1Thes 5:21).—See also „On our own account ...

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