Obadjas Gottesfurcht und Menschenfurcht
1. Könige 18,3.4.12

Kalender D.H.I.N.

© CSV, online: 11.02.2001, updated: 16.08.2016

Leitverse: 1. Könige 18,3.4.12

Obadjas Gottesfurcht

1Kön 18,3.4: Obadja aber fürchtete den Herrn sehr; und es geschah, als Isebel die Propheten des Herrn ausrottete, da nahm Obadja hundert Propheten und versteckte sie, je fünfzig Mann in einer Höhle, und versorgte sie mit Brot und Wasser.

Isebel, die Frau des Königs Ahab von Israel, hatte die heidnischen Götter Baal und Aschera aus ihrer zidonischen Heimat mitgebracht und diente ihnen weiterhin mit fanatischem Eifer. Und sie nutzte ihren Einfluss, um die Propheten des wahren Gottes zu verfolgen. In dieser Zeit musste sich auch der glaubensmutige Prophet Elia, der Ahab die Hungersnot angekündigt hatte, vor den Nachstellungen des Königs verbergen.

Elia wusste nicht, dass es noch zahlreiche Israeliten gab, die Gott die Treue hielten. Gott selbst gibt ihre Zahl mit siebentausend an. Zu ihnen zählte auch Obadja, der Haushofmeister des Königs.

Wie? – Dieser fromme Israelit ist ein hoher Beamter des gottlosen Königs? Ist das denn überhaupt richtig? – Wir lesen nicht, dass Gott Obadjas Stellung gutheißt; wir finden aber auch keinen ausdrücklichen Tadel. Doch Gott teilt uns sein „Gesamturteil“ über seine Gesinnung mit: Obadja fürchtete den wahren Gott sehr!

Selbst wenn Obadjas Stellung am Königshof nicht völlig dem Willen Gottes für ihn entsprochen haben mochte, so erkennt der Herr doch seine Gottesfurcht an. In seiner Oberhoheit gebraucht Er Obadja und seine Stellung dazu, hundert Propheten zu verstecken und sie auch noch während der Hungersnot zu ernähren. Obadja stellt sich unter Lebensgefahr für diesen Dienst zur Verfügung. Da sehen wir bei ihm, wie wahre Gottesfurcht auch Glaubensmut hervorruft!

Und dann fragen wir: Ist unsere Gottesfurcht auch von dieser Qualität? Wird sie in schwierigen Situationen einen ebensolchen Glaubensmut in uns wecken können?

Obadjas Menschenfurcht

1Kön 18,12: Und komme ich, es Ahab zu berichten, und er findet dich nicht, so wird er mich töten. Und dein Knecht fürchtet doch den Herrn von meiner Jugend an.

Als Obadja gegen Ende der Hungersnot, die Elia angekündigt hatte, das Land durchzieht, um noch etwas Gras für die königlichen Reittiere aufzutreiben, steht plötzlich Elia vor ihm. Obadja fragt: „Bist du es, mein Herr Elia?“ Obadja merkt offensichtlich: „Elia, der sich vor Ahab verbergen musste, hat die Nähe des Herrn in größerem Maß erfahren als ich selbst am Königshof.“ – Das wird aus dieser Anrede und aus dem folgenden Gespräch deutlich.

Obadja soll Ahab mitteilen, dass der lang gesuchte Elia nun da sei. Elia geht nicht zu Ahab; der König kann zu ihm kommen. Doch Obadja befürchtet, dass der Geist Gottes Elia inzwischen irgendwohin wegtragen könne. Und dann würde Ahab ihn selbst töten. – Ja, Obadja „fürchtete den Herrn“, den wahren Gott, „von seiner Jugend an“. Hier sagt er es von sich selbst. Aber seine Worte zeigen, dass er auch Ahab fürchtete und dass er Gott, Seiner Gnade und Macht in diesem Augenblick nicht völlig vertraute.

Es ist für uns nicht nötig – und vielleicht auch gar nicht möglich –, ein abschließendes Urteil über die Stellung Obadjas am Hof Ahabs zu fällen. In der Anwendung für uns lernen wir aber doch, wie leicht eine hohe Stellung in der Welt das Glaubensleben beeinträchtigen kann.

Je näher ein Gläubiger den Mächtigen dieser Welt ist, nicht zuletzt auch im Wirtschaftsleben, desto mehr muss er darauf achten, dass seine Gottesfurcht nicht von Menschenfurcht überlagert wird und dass er nicht an zweifelhaften Handlungen und Entscheidungen beteiligt wird.

Und je näher wir den Menschen der Welt sind, desto größer ist auch die Gefahr, dass die Nähe und das Vertrauen zum Herrn darunter leiden.


Aus dem Kalender Der Herr ist nahe (15./16.6.2001)
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