„Lasst uns Überwinder sein“ – Die Botschaft an die Gemeinden in Ephesus und Smyrna
Offenbarung 2,1-11

David Roderick Reid

© SoundWords, online: 28.09.2017, updated: 17.11.2022

Leitverse: Offenbarung 2,1-11

Hintergrundinformationen

Offenbarung 1 bildet die Einleitung zu der Vision über die Zukunft, die der Herr Jesus dem Apostel Johannes gab. In der Vision sah Johannes den Herrn Jesus in der Mitte von sieben goldenen Leuchtern stehen. Die sieben Leuchter stehen für sieben Gemeinden aus dem ersten Jahrhundert in Kleinasien, wo heute die Türkei liegt. Johannes beschreibt die beeindruckende Erscheinung des Herrn in einer Vision:

  • Off 1,12-16: Und ich wandte mich um, die Stimme zu sehen, die mit mir redete, und als ich mich umgewandt hatte, sah ich sieben goldene Leuchter, und inmitten der Leuchter einen gleich dem Sohn des Menschen, angetan mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel; sein Haupt aber und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme und seine Füße gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im Ofen, und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser; und er hatte in seiner rechten Hand sieben Sterne, und aus seinem Mund ging hervor ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht war, wie die Sonne leuchtet in ihrer Kraft-

Diese Beschreibung zeigt uns die Wahrheit, dass der Herr die totale Autorität besitzt. Nichts entgeht seiner Beobachtung! Er wird jedermann auf der Basis seines Wortes richten, das hier als ein zweischneidiges Schwert beschrieben wird.

Nachdem wir über Offenbarung 1 gesprochen hatten, fragte mich jemand, ob wir den Herrn Jesus buchstäblich so sehen werden, wenn wir in den Himmel kommen. Nein, ich denke nicht! Das war die Erscheinung des Herrn, die in dieser Vision dem Apostel Johannes gegeben wurde. Diese enthält eine große Zahl von Symbolen. Da es sich um eine Vision handelt, werden im Buch der Offenbarung sehr viele Symbole verwendet.

Eine generelle Einteilung des Buches der Offenbarung finden wir in Offenbarung 1,19:

  • Off 1,19: Schreibe nun, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird.

Der größte Teil des Buches behandelt nicht das, „was ist“, oder die Gegenwart. Der meiste Teil des Buches handelt von zukünftigen Ereignissen, die nach der gegenwärtigen Zeit stattfinden werden. Tatsächlich glauben wir, das alles von Offenbarung 4 bis zum Ende des Buches die Zukunft betrifft – den Übergang zum ewigen Zustand. In Offenbarung 2 und 3 haben wir Botschaften oder Briefe an die sieben Gemeinden in Asien. Die Botschaften in Offenbarung 2 und 3 beziehen sich auf „das, was ist“ – auf die Gegenwart, das Zeitalter der Gemeinde.

Das bringt uns zu der Auslegung und Anwendung der Botschaften an die sieben Gemeinde in Asien. Wir glauben, dass es letztlich drei oder vielleicht vier Möglichkeiten gibt, diese Botschaften an die sieben Gemeinden anzuwenden.

  1. Als Erstes beschreiben die Botschaften Umstände, die buchstäblich in den sieben Gemeinden in der römischen Provinz Asien des 1. Jahrhunderts existiert haben. Also sind dies zuerst Botschaften an diese Gemeinden in dieser Zeit im 1. Jahrhundert.

  2. Jedoch können die Botschaften auch auf jede Gemeinde zu jeder Zeit angewendet werden. Da ist Herausforderung und Ermahnung mit Trost und Ermutigung in den Botschaften, die sicherlich auf heutige Gemeinden angewendet werden könnten. Am Ende jeder dieser sieben Briefe wird ermahnt: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt!“ Das Wort Versammlungen/Gemeinden ist hier im Plural, nicht im Singular. Das ist sicher ein Hinweis darauf, dass sich die sieben Botschaften an alle Gemeinden richten.

  3. Eine dritte mögliche Sicht ist, dass jede der sieben Gemeinden einen Abschnitt in der Kirchengeschichte darstellt. Als Erstes kommt Ephesus. Ephesus vertritt die frühe Gemeinde. Als Nächstes kommt Smyrna, die verfolgte Gemeinde. Diese repräsentiert die Gemeinde während der Zeit der römischen Verfolgung. Wir kommen weiter zu Pergamus, der Gemeinde, die dem Zeitabschnitt nach der römischen Verfolgung repräsentiert. Die Gemeinde von Thyatira steht für die „vorreformatorische“ Kirche. Dann kommt Sardes, die die „nachreformatorische“ Kirche darstellt. Anschließend kommt Philadelphia, die Gemeinde des 18. und 19. Jahrhunderts. Dies war die Zeit der großen Erweckung, der großen Wiederbelebung und missionarischen Bewegung.[1] Als Letztes kommt in der Vision Laodizea, die mit der heutigen Lauheit den selbstgefälligsten Abschnitt in der Kirchengeschichte darstellt.[2] Wenn die Sicht richtig ist, dass die sieben Gemeinden Abschnitte der Kirchengeschichte repräsentieren, sind wir definitiv in den letzten Tagen des Zeitalters der Gemeinde, und das Wiederkommen des Herrn für seine Gemeinde ist nah.

    Für diese Auslegung der sieben Gemeinden spricht die Tatsache, dass die Offenbarung dem Apostel Johannes als eine Vision über die Zukunft gegeben wurde. Darüber hinaus entfalten sich die sieben aufeinanderfolgenden Botschaften entsprechend dem Verlauf der Kirchengeschichte in ihren aufeinanderfolgenden Epochen. Dennoch ist es nicht weise, diese Auslegung dogmatisch bzw. hartnäckig zu vertreten.

  4. Eine vierte Möglichkeit, die Briefe an die sieben Gemeinden anzuwenden, ist die persönliche Anwendung – was offensichtlich sein sollte. Die Zurechtweisungen und das Lob in jedem dieser Briefe kann natürlich in persönlicher Art und Weise angewendet werden. Wenn wir durch diese sieben Botschaften gehen, werden wir sowohl die persönliche Anwendung und auch die praktische Anwendung für unsere heutigen Gemeinden hervorheben.

Belehrungen

1. Die Gemeinde in Ephesus repräsentiert die Gemeinde, die die erste Liebe verlassen hat

Off 2,2-5: Ich kenne deine Werke und deine Arbeit und dein Ausharren und weiß, dass du Böse nicht ertragen kannst; und du hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner befunden; und du hast Ausharren und hast getragen um meines Namens willen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Gedenke nun, wovon du gefallen bist, und tu Buße und tu die ersten Werke; wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.

In den Versen 2 und 3 wird die Gemeinde in Ephesus für ihre Arbeit, ihr Ausharren und ihre gute Lehre gelobt (Off 2,2.3). Die Gläubigen tolerierten nicht falsche Lehrer oder falsche Lehren, die zum Beispiel von der Sekte der Nikolaiten verbreitet wurden. Der Herr sagt der Gemeinde in Ephesus:

Off 2,6: Aber dieses hast du, dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse.

Wir wissen nicht genau, was die falschen Lehren und Werke der Nikolaiten waren, aber die Gemeinde in Ephesus wird dafür gelobt, dass sie sie hasste.

Gott hasst falsche Lehrer und Lehren, damals wie heute. Darum ist es so wichtig, Gottes Wort zu kennen! Du kannst keine falsche Lehre erkennen, wenn du nicht weißt, was Gottes Wort sagt (und was es nicht sagt) – einschließlich des Buches der Offenbarung!

Die Gemeinde in Ephesus tat also viel Lobenswertes. Jedoch wurden sie dafür getadelt, dass sie „die erste Liebe verlassen hatten“ (vgl. Off 2,4). Die Gemeinde in Ephesus ist die Gemeinde, wo der Apostel Paulus während seiner dritten Missionsreise für zweieinhalb Jahre gelehrt hatte. Timotheus betreute die Gemeinde, als Paulus ihm den ersten Brief schrieb. Das ist auch die Gemeinde, wo der Apostel Johannes lehrte, bevor er ins Exil auf die Insel Patmos verbannt wurde. Ephesus war eine lebendige, für den Herrn brennende Gemeinde! Was war passiert? Ihre Liebe war erkaltet! Das kann auch heute Gemeinden und einzelnen Christen passieren. Ist deine Liebe für den Herrn noch genauso stark, wie an dem Tag, als du dich bekehrt hast? Oder bist du selbstgefällig und überheblich geworden? Bist du mehr interessiert an den Dingen, die diese Welt dir bieten kann als an der Liebe zum Herrn? Die Gemeinde von Ephesus repräsentiert die Gemeinde oder Gläubige, die ihre erste Liebe verlassen haben.

2. Die Gemeinde in Smyrna repräsentiert die verfolgte Gemeinde

Off 2,9-11: Ich kenne deine Drangsal und deine Armut (du bist aber reich) und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind es nicht, sondern eine Synagoge des Satans. Fürchte nichts von dem, was du leiden wirst. Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr geprüft werdet, und ihr werdet Drangsal haben zehn Tage. Sei getreu bis zum Tod, und ich werde dir die Krone des Lebens geben. Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Wer überwindet, wird nicht beschädigt werden von dem zweiten Tod.

Smyrna lag etwa 56 Kilometer nördlich von Ephesus. Heute ist es die moderne Stadt Izmir in der Türkei. Smyrna ist die einzige der sieben Gemeinden, wo seit der Entstehung der Gemeinde im 1. Jahrhundert das christliche Zeugnis erhalten geblieben ist! Wie wir in Offenbarung 2,5 gesehen haben, wurde der Leuchter von Ephesus weggerückt, weil sie nicht Buße taten und zur ersten Liebe zurückkehrten. Das Licht von Smyrna dagegen ging nie aus. Heutzutage gibt es eine christliche Gemeinschaft in Izmir. Ich hatte vor einigen Jahren das Privileg, mich mit den Christen dort zu treffen. Was für ein Segen!

Es gibt keine Zurechtweisung in der Botschaft an die Gemeinde von Smyrna. Sie werden gelobt für ihre Treue während Drangsal und Not, außerdem für ihre Treue während der schweren Verfolgung. Polykarp war ein früher Christ, der in Smyrna den Märtyrertod starb. Die Geschichtswissenschaft berichtet uns, dass die Juden in Smyrna bereit waren, die Ermordung von Polykarp zu unterstützen. Der Herr bezeichnet daher die Juden von Smyrna als die „Synagoge des Satans“. Sie hatten den Glauben ihrer Väter verlassen!

Die Gemeinde in Smyrna musste durch eine zehntägige Drangsal gehen (Off 2,10). Dies wiederum bezieht sich buchstäblich auf eine schwere zehntägige Verfolgung oder auf die kommenden Wellen der römischen Verfolgung. Jene, die treu bis zum Tod bleiben wie Polykarp, würden eine besondere Auszeichnung für Märtyrer bekommen: die Krone des Lebens. Die Gemeinde von Smyrna ist ein Vorbild für die, die heute durch Verfolgung gehen. Sei treu! Denk an die Christen, die heute an verschiedenen Orten auf der Welt durch radikale Muslime verfolgt werden. Bete für sie! Die Gemeinde von Smyrna steht für die verfolgte Gemeinde.

Praktische Anwendungen

Lasst uns Überwinder sein!

In den Briefen an Ephesus und an Smyrna wird den „Überwindern“ ein Versprechen gegeben (Off 2,7.11). Wer sind die „Überwinder“? Überwinder sind Christen, die beweisen, dass sie echte Gläubige sind, indem sie treu sind, egal unter welchen Umständen. Überwinder werfen nicht das Handtuch, wenn es schwierig wird! Überwinder lassen sich nicht auf falsche Lehren ein, die darauf hindeuten, dass sie niemals bekehrt waren – dass sie niemals wirklich gerettet waren.

Off 2,7: Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt! Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem Baume des Lebens, der in dem Paradies Gottes ist.

Überwinder werden von dem Baum essen, der in der Mitte des Paradieses Gottes steht. Sie können sicher sein, dass sie ihr ewiges Leben im Himmel in vollen Zügen genießen werden. Überwinder können sicher sein, dass sie durch den zweiten Tod keinen Schaden erleiden:

Off 2,11: Wer ein Ohr hat, höre was der Geist den Versammlungen sagt! Wer überwindet, wird nicht beschädigt werden von dem zweiten Tod.

Überwinder können sicher sein, dass sie das ewige Leben haben und niemals vom Herrn getrennt werden. Also, lasst uns beweisen, dass wir treue Gläubige sind. Lasst uns Überwinder sein!


Originaltitel: „The Message to the Church of Ephesus and the Church of Smyrna“
Quelle: www.growingchristians.org

Übersetzung: Samuel Ackermann

Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: Ob das 18. Jahrhundert hier eingeschlossen ist und ob es um die missionarische Bewegung geht, ist sicher fraglich.

[2] Anm. d. Red.: Nach unserer Einschätzung laufen die vier letzten Phase zum Teil zeitlich parallel. Bezüglich Laodizea muss unseres Erachtens unterschieden werden zwischen laodizeischem Geist und einer Bewegung, die durch diese Kennzeichen voll charakterisiert wird.

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