Ein Aufruf zur Absonderung
Warum und wovon sollen wir uns absondern?

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online: 06.12.2020, updated: 09.03.2024

Wir sind zwar nicht aufgerufen, die Verwirrung im christlichen Zeugnis in Ordnung zu bringen, aber wir sind aufgerufen, uns selbst in Bezug auf dieses Zeugnis zu korrigieren. Der Apostel Paulus beschreibt die Abweichung im christlichen Zeugnis als so verworren, dass nur der Herr in der Lage ist, zu sagen, wer echt ist und wer nicht. Paulus fährt fort und sagt, dass unsere Verantwortung in der ganzen Sache darin besteht, uns von dem abzusondern, von dem wir wissen, dass es falsch und mit der Wahrheit der Schrift unvereinbar ist:

  • 2Tim 2,19: Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit!

Um diesen wichtigen Punkt zu veranschaulichen, benutzt er das Bild „eines großen Hauses“, das den Zustand der Verwirrung im Christentum beschreibt: In dem Haus gibt es eine Mischung aus „goldenen und silbernen“ Gefäßen (wahre Gläubige) und „hölzernen und irdenen“ Gefäßen (falsche Bekenner); einige dieser Gefäße sind „zur Ehre“ und andere „zur Unehre“ (2Tim 2,20). Wenn ein Christ ein „geheiligtes“ Gefäß sein soll, das zur Ehre und „zu jedem guten Werk“ geeignet ist, zu dem der Meister ihn beruft, muss er durch die Übung gehen, sich selbst zu reinigen, indem er sich von jenen Gefäßen trennt, die mit dem Zustand der Unordnung vermischt sind. Paulus schreibt:

  • 2Tim 2,21: Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet.

Daher ist der Ruf des Herrn an jeden Christen, der mit der Verwirrung im „großen Haus“ verbunden ist, sich von ihr zu trennen. Zwar können wir das „große Haus“ nicht verlassen (denn das würde bedeuten, das christliche Bekenntnis gänzlich aufzugeben), aber wir können und sollen uns von der Unordnung im Haus trennen. Siehe auch 2. Korinther 6,14-18; 2. Timotheus 3,5; Römer 16,17; Offenbarung 18,4.

Warum absondern?

Vielleicht fragt jemand: „Warum ist Absonderung so wichtig?“ Die einfache Antwort lautet: „Weil wir durch unsere Verbindungen verunreinigt werden können und tatsächlich auch werden!“ Die meisten Christen denken, dass sie sich mit allem verbinden können, was sie wollen, und dass sie davon nicht betroffen sind. Die Bibel lehrt jedoch, dass wir von denen, mit denen wir in Verbindung stehen, beeinflusst werden:

  • 1Kor 15,33: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten.

(Lies auch: 1. Timotheus 5,22; Haggai 2,10-14; 5. Mose 7,1-4; Josua 23,11-13; 1. Könige 11,1-8 usw.) Uns ist bewusst, dass dies bei Christen heute kein beliebtes Thema ist, aber Gott hat uns diese Dinge gesagt, damit wir vor dem subtilen verderblichen Einfluss des Feindes unserer Seelen (Satan) bewahrt werden. Die Dinge, die Gott in seinem Wort gesagt hat, sind zu unserem Wohl und nicht, weil Er uns unserer Freude berauben will. Er liebt und sorgt sich um uns und weiß, was das Beste ist. Und denken wir daran: Wir sind nie weiser als das Wort Gottes.

Drei Arten von Bösem in der Christenheit

Die Bibel weist darauf hin, dass der Christ sich von drei Arten des Bösen trennen soll, weil uns die Verbindung mit solchen Dingen beeinflusst und verunreinigt:

1. Moralisch Böses

Ein Beispiel dafür findet sich in dem Problem, das in Korinth bestand, wo eine unmoralische Person in ihrer Mitte war. Als eine Gruppe von Christen, die mit einer bösen Person in ihrer Mitte verbunden war, liefen sie Gefahr, durch die Sünde dieser Person durchsäuert zu werden. Der Apostel sagt zu ihnen:

  • 1Kor 5,6.7: Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seiet.

Sie müssten sich von dem Bösen trennen, indem sie diese sündige Person ausschließen (1Kor 5,11-13). Wenn sie das Böse in ihrer Mitte zuließen, würde es die Moral der anderen unempfindlich machen, und auch diese könnten in Sittenlosigkeit fallen.

Außerdem: Wenn die Korinther in Verbindung mit der Sünde blieben (indem sie sie leichtfertig ungerichtet ließen), wären sie als Gruppe genau dieser Sünde schuldig, obwohl sie sie nicht persönlich begangen hatten! Vergleichen wir die Sünde von Achan. Als er sündigte, sagte der HERR: „Israel hat gesündigt“ (Jos 7,1.11). Obwohl nur ein Mann und seine Familie das Unrecht begangen hatten, klagte der HERR ganz Israel der Schuld an, weil sie mit ihm verbunden waren.[1]

2. Lehrmäßig Böses

Ein Beispiel dafür ist der Fall der „auserwählten Frau“ im zweiten Johannesbrief. Sie wird davor gewarnt, eine Person, die zu ihr kommt, die nicht in der Lehre Christi bleibt, in ihr Haus aufzunehmen; sie dürfe sie nicht einmal grüßen, denn dadurch würde sie an dem Bösen dieser Person teilhaben. Der Apostel Johannes sagt:

  • 2Joh 9-11: Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht. Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken.

Beachte: Wenn sie eine solche Person grüßte oder empfing, würde sie an der bösen Lehre dieser Person teilhaben, obwohl die „auserwählte Frau“ selbst nicht deren böse Lehre vertrat! Die Verantwortung der Frau bestand also darin, sich von solchen falschen Lehren fernzuhalten, und dies sollte durch Absonderung geschehen.

Die Galater sind ein weiteres Beispiel. Unter sie waren Lehrer gekommen, die versuchten, sie zu judaisieren, indem sie lehrten, dass sie das Gesetz halten müssten. Der Apostel Paulus sagt den Galatern:

  • Gal 5,7-9: Ihr lieft gut; wer hat euch aufgehalten, dass ihr der Wahrheit nicht gehorcht? Die Überredung ist nicht von dem, der euch beruft. Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.

Wir sehen hier: Diese Irrlehre der judaisierenden Lehrern hatte bei den Galatern die gleiche durchsäuernde Wirkung auf die gesamte Gruppe wie die unmoralische Person bei den Korinthern (1Kor 5,6.7) – sie wurden von den judaisierenden Lehren, mit denen sie in Verbindung standen, durchsäuert.

Ebenfalls hatten einige Korinther falsche Belehrungen über die Auferstehung aufgegriffen. Der Apostel Paulus führte das auf ihre Verbindung mit bestimmten Lehrern unter ihnen zurück, die in Bezug auf die Lehre im Irrtum waren. Er warnt sie davor, dass sie alle davon befallen würden, wenn sie weiterhin mit solchen Lehrern Umgang hätten, und sagt:

  • 1Kor 15,33: Lasst euch nicht täuschen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten.

[…]

3. Kirchlich Böses

Derselbe Grundsatz gilt für das religiöse Böse und die religiöse Unordnung (z.B. Klerikalismus: die Unterscheidung in Klerus und Laien).[2] Wenn wir uns mit einer bestimmten Gemeinschaft von Christen verbinden, die Dinge lehren, die nicht dem Wort Gottes entsprechen – egal ob wir das, was sie praktizieren, selbst befürworten oder nicht –, sind wir immer noch damit einsgemacht! Dieser Grundsatz legt der Apostel Paulus in 1. Korinther 10,14-22 klar dar. Er zeigt dort, dass der Grundsatz der Einsmachung existiert – ob im Christentum, im Judentum oder im Heidentum. In jedem Fall ist die Teilnahme an einer religiösen Veranstaltung der Ausdruck der Gemeinschaft mit allem, was dahintersteht.[3]

In Bezug auf das Christentum sagt Paulus:

  • 1Kor 10,16: Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?

Daraus geht klar hervor: Unser Akt des Brotbrechens (der Teilnahme am Abendmahl des Herrn) ist Ausdruck unserer Gemeinschaft mit denen, mit denen wir das Brot brechen.

In Bezug auf Israel zeigt Paulus, dass derselbe Grundsatz existiert:

  • 1Kor 10,18: Seht auf Israel nach dem Fleisch. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar?

Einer, der an den Opfern auf dem Altar teilnahm, auf dem sie dargebracht wurden, wurde mit all dem einsgemacht, wofür der Altar stand.

Und der Apostel zeigt, dass derselbe Grundsatz auch auf den Götzendienst im Heidentum zutrifft:

  • 1Kor 10,20: Das, was die Nationen opfern, opfern sie den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen.

In diesem Fall waren diejenigen, die am „Kelch der Dämonen“ teilnahmen, in Gemeinschaft mit Dämonen.

Es ist also eine Tatsache: Wenn wir in einer bestimmten Kirchengruppe teilnehmen, machen wir uns eins mit allem, was dort geschieht! Wenn sie eine böse Lehre haben, sind wir in Gemeinschaft mit ihr. Wenn sie eine unbiblische Praxis des Gottesdienstes ausüben, sind auch wir damit in Gemeinschaft. Und Gott möchte nicht, dass sein Volk mit einer bösen Lehre oder Praxis in Gemeinschaft ist (2Kor 6,14-18). Deshalb sagt der Apostel Paulus: Wenn sich im Haus Gottes religiöse Unordnung entwickelt, müssen wir uns von diesen Dingen „reinigen“, indem wir uns von ihnen absondern (2Tim 2,20.21).

Ein jüdischer Überrest verlässt Babylon

Das Alte Testament liefert uns eine Illustration dieser Übung der Trennung von religiöser Unordnung. Wenn wir die Geschichte der Kinder Israel durch die Bücher der Könige und Chronika hindurch verfolgen, sehen wir: Nachdem sie im verheißenen Land den von Gott gegebenen Gottesdienst eingeführt hatten, entfernten sie sich langsam von Gottes Wort. Sie brachten Dinge hinein, die Gott ihnen nie aufgetragen hatte (z.B. 1Kön 11,7.8; 2Kön 16,10-18). Durch ihren Ungehorsam und ihr Versagen, sich auf den Herrn zu verlassen, verloren sie nach und nach das Land an ihre Feinde, bis schließlich die Babylonier kamen und sie ganz von dort wegführten. Sie wurden in das riesige System von Babylon (was „Verwirrung“ bedeutet) aufgenommen. Viele Gefäße aus dem Tempel wurden mitgenommen und in das Heidentum Babylons aufgenommen. Als die Kinder Israel in diesem Land der religiösen Verwirrung, in Babylon, standen, war von ihrer eigenen gottgegebenen Anbetung kaum eine Spur übriggeblieben. Ihre Gottesdienstgefäße waren dort (vgl. Dan 1,2; 5,2.5), aber sie waren alle mit diesem gewaltigen System vermischt, das nicht von Gott war. Was für ein trauriges Bild des Versagens.

In diesem traurigen Bild sollten wir einen Zusammenhang mit der Geschichte der Kirche sehen. Nicht lange nachdem Gott die Kirche in der Schlichtheit des christlichen Gottesdienstes gegründet hatte, gab es auch hier eine Abkehr von Gottes Wort. Es dauerte nicht lange, bis der große Verfall und das Versagen, von denen wir gesprochen haben, über das christliche Zeugnis kamen. Folglich wurde auch die Kirche in die religiöse Verwirrung hineingetragen, die Babylon kennzeichnet. Die Abweichung ist heute so groß, dass das wahre biblische Christentum inmitten all der fremden Beiwerke, die mit dem Namen Christi verbunden sind, kaum noch zu erkennen ist. Was für ein trauriges Zeugnis des Verfalls an dem Ort, wo die höchste Wahrheit verwaltet werden sollte, die dem Menschen je bekanntgemacht wurde!

Nachdem die Kinder Israel siebzig Jahre in Babylon verbracht hatten, gab es unter einigen von ihnen die Übung, (durch den Erlass des persischen Königs Cyrus) nach Jerusalem zurückzukehren, zu Israels gottgegebener Anbetungsstätte (Esra 1). Damals ging es ihnen darum, den HERRN auf die Art und Weise und an dem Ort anzubeten, den Gott ursprünglich bestimmt hatte. So verließen Josua und Serubbabel (und später Esra und Nehemia) mit ein paar tausend Juden Babylon. Nach Jerusalem zurückzukehren bedeutete, Babylon zu verlassen (oder sich von Babylon zu trennen). Babylon zu verlassen bedeutete, viele ihrer eigenen Brüder zu verlassen, die sich keine Gedanken darüber machten, die Verwirrung zu verlassen, die in diesem Land herrschte. Der Zusammenhang ist offensichtlich. Die christlichen Benenunngen zu verlassen, wird für uns dasselbe bedeuten, und es wird die Trennung von wahren Gläubigen bedeuten, die an diesen Orten durchaus zufrieden sind.

Lies auch: Sieben Entschuldigungen, die oft vorgebracht werden, um sich nicht von kirchlichen Systemen zu trennen


Engl. Originaltitel: „A Call to Separation“,
aus God’s Order for Christians Meeting together for Worship and Ministry: The Biblical Answer to Church Traditions, S. 34–45
Christian Truth Publishing 1999

Übersetzung: Dirk Schürmann

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Anmerkungen

[1] Anm. d. Red.: In diesem Beispiel geht es um unbewusste Verbindung mit Bösen. Diese finden wir im Alten Testament, so wie wir dort auch Beispiele von ritueller Verunreinigung finden. Im Neuen Testament ist es die bewusste Verbindung mit Bösem, die verunreinigt (vgl. 1Kor 5; 2Joh; 1Kor 10,14-22; Gal 5).

[2] Anm. d. Red.: Es muss gut unterschieden werden zwischen willentlichem Missachten der Anordnung Gottes und einem anderen Schriftverständnis. So kann es sein, dass jemand wirklich überzeugt ist, dass ein „professioneller Pastorendienst“ die geeignetste Methode für Zusammenkünfte als Gemeinde ist.

[3] Anm. d. Red.: Es geht nach unserem Dafürhalten über die Schrift hinaus, zu sagen: „mit allem, was dahinter steht“. In 1. Korinther 10 geht es um den Grundsatz, der hinter einem religiösem System steht: In Bezug auf das Christentum ist es die Anerkennung der Ehre und Rechte des Herrn für seinen Tisch; in Bezug auf Israel war es der Grundsatz, auf dem ein Altar aufgebaut war (das stand z.B. in Josua 22 in Frage); und im Heidentum waren es die Geister, die sich hinter den Götzenbildern verbargen.

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