Dienst
Jede Gabe ist zum Nutzen anderer gegeben

Sydney Long Jacob

© SoundWords, online: 30.10.2018, updated: 29.12.2021

Es ist bemerkenswert, dass Unterlassungssünden uns in der Regel viel weniger beunruhigen als Tatsünden. Ja, oft ist dies überhaupt nicht der Fall. Doch wie ernst ist dies.

Es ist ein Leichtes, Gott zu berauben. Tun wir dies nicht alle und denken wir wenig daran? Ist etwa Maleachi 3,8-12 heute weniger wahr als an dem Tag, als es geschrieben wurde? Halten wir nicht immer etwas von dem zurück, was wir Gott schuldig sind?

Zwei wichtige Gleichnisse des Herrn handeln von diesem äußerst wichtigen Thema – das von den Talenten und das von den Pfunden [Mt 25,14-30; Lk 19,12-27]. Was taten die bösen und faulen Knechte in beiden Fällen? Sie verschwendeten nicht das, was sie empfangen hatten, sondern hoben es sehr sorgfältig auf und gaben es dann dem Eigentümer wieder zurück. Ist das ein so großes Vergehen? Sicherlich ist es in unseren Augen nichts als eine tadelnswerte Nachlässigkeit. Aber was sagt der Herr? „Den unnützen Knecht werft hinaus in die äußerste Finsternis: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein“ [Mt 25,30]. Wie ernst ist dies doch.

Tatsache ist: In dem Augenblick, in dem wir zu Gott kommen in dem Glauben, dass Er Jesus, unsern Herrn, vom Tod auferweckt hat, bekennen wir auch zum Heil mit unserem Mund, dass Jesus Herr ist (Röm 10,9). Was schließt nun dieses Bekenntnis ein? Sicherlich nichts weniger, als dass wir Jesus, unserm Herrn, angehören und dass alles, was wir sind und haben, sein unbedingtes Eigentum ist, über das Er nach seinem Willen verfügen kann. Er hat ein Recht auf uns, wir sind seine an Ihn gebundenen Sklaven, und unser Recht und unsere Freude ist die Fähigkeit und Bereitschaft, seinen Willen zu tun.

Lassen wir das von Herzen gelten? Wenn nicht, haben wir dann nicht Gott beraubt, ja haben wir dann nicht uns selbst der Freude und Segnung beraubt, die wir hätten haben können?

Doch es sind nicht alle berufen, auszugehen und zu dienen; nicht alle sind Prediger. Sehr richtig! Doch alle sind dazu berufen, die Ansprüche des Herrn über sich anzuerkennen. Er hat unbestreitbar das Recht, zu gebieten, und wir haben das Recht, zu gehorchen. Doch wie oft hört man: „Ach, ich konnte dies und jenes nicht tun!“ Warum nicht? Wärst du nicht dazu bereit, wenn der Herr es dir aufträgt? Wenn Er es dir aber nicht aufgetragen hat, warum denkst du überhaupt daran? – Lasst uns in dieser Sache geübt sein. Sein Wille ist vollkommen. Darum lasst uns bereit sein, diesen Willen zu tun, es sei daheim oder draußen, und mit unseren Händen den niedrigsten Dienst mit Freuden auszuüben oder zu predigen oder zu lehren, wie es Ihm gefällt und gemäß der Fähigkeit, die uns verliehen ist.

Gehen wir aber nicht manchmal, ohne dass wir geschickt wurden? Gewiss, und dies ist sehr ernst. Doch nicht zu gehen, wenn wir geschickt werden, ist ebenfalls sehr ernst; so war es bei Jona. Nicht zu handeln, wenn Gott uns die Mittel dazu gibt, ist sehr ernst; so handelten die Knechte, die ihr Talent in einem Schweißtuch verbargen.

Jede Gabe ist zum Nutzen anderer gegeben, nichts haben wir zu unserer eigenen Befriedigung erhalten. Wenn wir es nicht mit anderen teilen, wird das Empfangene wertlos; wird es aber mitgeteilt, dann verdoppelt es sich bald. Wenn Gott uns Licht, Wahrheit und Gaben gegeben hat, sollten wir davon nicht denen mitteilen, die dies nicht haben?

Ist es nun nötig, dass alle in die Ferne gehen? Gott bewahre! Nur das ist nötig: dass wir alle den Willen des Herrn tun, was immer dies auch sein mag, und zwar „ohne Murren und zweifelnde Überlegung“ [Phil 2,14], dagegen mit Herzensfreudigkeit. Wenn wir an die Volksmenge denken, wird dann nicht unser Mitgefühl bewegt, so wie dies bei unserem Herrn der Fall war? Möchte bei uns der Grundsatz der Gleichheit sein; unser Überfluss diene dem Mangel derer, die nicht haben, genau wie wenn der Fall umgekehrt wäre und ihr Überfluss unsere Not aufhöbe.

Die Felder sind weiß zur Ernte, und von den verschiedensten Teilen der Erde gehen Hilferufe aus, das einzusammeln, was andere gesät und woran andere mit Geduld gearbeitet haben. Der Schnitter hat ein viel weniger mühevolles Werk als der Pflügende und der Sämann, doch beide werden sich zusammen freuen.

Durch die Betrachtung dieser Dinge mögen wir über unsere Unterlassungssünden geübt werden sowie auch über die, die wir begehen. Mögen wir den wahren Geist des Knechtes in Psalm 123,2 haben, den Geist eines Jüngers in Lukas 14,26.27.33 und den Geist eines guten Kriegsmannes Jesu Christi wie in 2. Timotheus 2,4, und das alles zu seinem Wohlgefallen, der uns durch sein kostbares Blut erlöst hat, damit wir unsere erhabene Freude darin finden, frei zu sein, seinen Willen zu tun.

Wir haben nur dieses einzige, kurze Leben, um Ihm auf der Erde, wo Er verworfen wurde, zu dienen. Wie groß ist daher der Verlust, wenn wir nur für uns leben anstatt für Christus. Gebe Gott, dass wir nicht übersehen, wie wichtig dies alles ist.


Originaltitel: „Dienst“
in Der Dienst des Wortes, Jg. 7, 1929, S. 76–79;
von SoundWords sprachlich leicht bearbeitet.
Engl. Original: „Service“
aus „Part 3: Collected Writings“
in Faithful Sayings, London (The Central Bible Truth Depot) ca. 1912, S. 172–174 
Quelle: http://stempublishing.com/authors/Jacob/Jacob_Service.html

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