Der Umgang mit Gott
Stille Zeit

Peter Lüling

© P. Lüling, online: 22.12.2008, updated: 03.05.2024

Leitverse: Jesaja 50,4 „Der Herr, HERR, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden.“; Markus 1,35 „Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus; und er ging hin an einen öden Ort und betete dort.“; Psalm 109,4 „Für meine Liebe feindeten sie mich an; ich aber bin stets im Gebet.“

Jes 50,4: Der Herr, HERR, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden.

Mk 1,35: Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus; und er ging hin an einen öden Ort und betete dort.

Ps 109,4:
Für meine Liebe feindeten sie mich an; ich aber bin stets im Gebet.

Einleitung

Vor acht oder neun Jahren hätte ich wahrscheinlich sehr gern über dieses Thema geredet, weil es für mich klar war, jeden Morgen eine oder auch zwei Stunden Stille Zeit zu haben. Jeder, der nicht wenigstens eine Stunde dafür übrig hatte, war in meinen Augen lau und ungeistlich.

Heute spreche ich auch noch gern über dieses Thema, aber die acht dazwischenliegenden Jahre mit manchem Hoch und Tief haben mich in der Beurteilung anderer vorsichtiger werden lassen. Mal war die Stille Zeit sehr oberflächlich, mal fand ich sie sehr beglückend.

Wir haben sicher alle gemerkt, dass der Teufel nichts so sehr versucht, wie uns die Zeit der persönlichen Stille vor Gott zu rauben. Er wird uns vieles lassen, zum Beispiel die Bibelstunden, Zeugnisgeben, das „christliche Leben“, aber die Zeit mit Gott am Morgen und am Abend, darum kämpft er.

Wenn ich heute über dieses Thema etwas sage, dann bin ich mir der Wichtigkeit dieses Themas, aber auch der vielen Kämpfe, die damit verbunden sind, bewusst.

Wahrscheinlich werde ich nicht viel Neues sagen, denn es ist schon oft und ausführlich darüber geredet worden, und ich möchte nicht darüber reden als einer, der alles im Griff hat – im Gegenteil. Wir wollen uns Mut machen, neu und konsequent diese Zeit der persönlichen Gemeinschaft mit Gott zu pflegen, weil sie lebensnotwendig ist.

Zuerst muss ich mich und dich fragen: Was ist das Ziel deines Lebens, wofür willst du dein Leben einsetzen? Bitte antworte nicht zu schnell auf diese Frage. Überlege einmal, wonach du dich wirklich sehnst – nach Gott?

Gott möchte, dass wir ehrlich vor Ihm sind. Ich habe dem Herrn schon oft gesagt, dass ich im Moment nicht die richtige Freude zum Gebet habe und Er sie mir wiedergeben muss. Sage Gott aufrichtig, was du mit deinem Leben vorhast. Vielleicht musst du dich ändern, aber sei ehrlich vor Gott, vor dir selbst, vor anderen und spiele keine Frömmigkeit.

Der Herr hat die beiden Jünger in Johannes 1,37-39 (37) Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach. (38) Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und spricht zu ihnen: Was sucht ihr? Sie aber sagten zu ihm: Rabbi (was übersetzt heißt: Lehrer), wo hältst du dich auf? (39) Er spricht zu ihnen: Kommt und seht! Sie kamen nun und sahen, wo er sich aufhielt, und blieben jenen Tag bei ihm. Es war um die zehnte Stunde.“ auch nach ihren Motiven gefragt – können wir aufrichtig die gleiche Antwort geben? Sehnen wir uns wirklich nach Ihm?

Also, was hast du vor? Möchtest du wirklich das tägliche Einerlei in Schule, Beruf und Haushalt mit Ihm durchleben, oder trennen wir das geistliche vom natürlichen Leben?

Meine Einstellung zum Leben wird mein Interesse am vertrauten Umgang mit dem Herrn beeinflussen, und umgekehrt wird mein Umgang mit Gott, dem Vater, meine Einstellung zum Leben beeinflussen und prägen.

Das Vorbild des Herrn

Ich möchte nun einige Menschen der Bibel vorstellen, wie ihre Stille Zeit aussah, was sie mit ihrem Leben erreicht haben, bzw. was Gott aus ihrem, Leben machen konnte.

Das eindrücklichste Beispiel ist natürlich unser Herr. Er hörte jeden Morgen auf die Stimme Gottes (Jes 50,4 „Der Herr, HERR, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden.“), um dann für den Tag gestärkt zu sein. Weil Gott zu Ihm geredet hatte, konnte Er „den Müden durch ein Wort aufrichten“.

Diese Verse zeigen uns, wie unsere Stille Zeit aussehen sollte. Jeden Morgen ließ Er sich das Ohr öffnen, um belehrt zu werden.

Vielleicht entsteht bei dir jetzt die Frage: Wie redet Gott eigentlich? Ich mache zwar immer meine Andacht, aber ich höre wenig.

Das Leben unseres Herrn war durch das Ohr geprägt. In Psalm 40,6 „Vielfach hast du deine Wundertaten und deine Gedanken gegen uns erwiesen, HERR, mein Gott; nicht kann man sie dir der Reihe nach vorstellen. Wollte ich davon berichten und reden, sie sind zu zahlreich, um sie aufzuzählen.“ lesen wir: „Ohren hast du mir bereitet“, und in Hebräer 10,5 „Darum, als er in die Welt kommt, spricht er: „Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gewollt, einen Leib aber hast du mir bereitet;“, wo diese Stelle zitiert wird, heißt es: „Einen Leib hast du mir bereitet.“

Wovon ist dein Leben geprägt? Durch Ohren, durch den Mund, oder durch den Bauch?

Das Leben unseres Herrn war also durch das Hören gekennzeichnet, und Er tat bedingungslos das, was Gott Ihm gesagt hatte. Welch ein Segensstrom floss deshalb aus seinem Leben!

Markus 1,35 „Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus; und er ging hin an einen öden Ort und betete dort.“ und Psalm 109,4 „Für meine Liebe feindeten sie mich an; ich aber bin stets im Gebet.“ beschreiben uns seinen Umgang mit dem Vater. Wir wollen von Ihm lernen, Tag für Tag zuzuhören und nach seinem Wort zu tun, damit wir uns nicht selbst betrügen (Jak 1,22 „Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen.“).

Wenn wir das praktizieren, was wir in der Stillen Zeit aus Gottes Wort gelernt haben, erleben wir, wie lebensnah, realistisch und praktisch Gottes Wort ist.

Liegt vielleicht der Grund für dein eintöniges, langweiliges Christsein darin, dass du keine wirklichen Erfahrungen mit Gottes Wort machst?

Die Worte Gottes waren dem Herrn eine Wonne, eine Lust (Ps 119,24.35 „Deine Zeugnisse sind auch meine Wonne, meine Ratgeber.“ „Lass mich wandeln auf dem Pfad deiner Gebote, denn an ihm habe ich Gefallen!“). Nimm dir wenigstens einen Vers mit in den Tag, lerne ihn auswendig oder schreibe ihn auf und lege ihn da hin, wo du ihn öfters siehst.

Ich weiß nicht, wie viele Stunden der Herr täglich in der Stille vor Gott verbrachte. Jedenfalls lesen wir in Lukas 6,12 „Es geschah aber in diesen Tagen, dass er auf den Berg hinausging, um zu beten; und er verharrte die Nacht im Gebet zu Gott.“, dass Er, bevor Er die folgenschwere Wahl seiner Jünger traf, eine Nacht im Gebet verharrte.

Hatte Er es nötig? Er verzichtete auf Schlaf und betete. Wie wichtig sind deine wichtigen Entscheidungen in Bezug auf deinen Umgang mit Gott? Der Herr betete in Gethsemane dreimal dasselbe, doch der Wille des Vaters war und blieb oberste Priorität, und dann ging Er entschlossen seinen Feinden entgegen.

Für den Herrn waren die Gebete in Gethsemane eine Gewohnheit (Lk 22,39 „Und er ging hinaus und begab sich der Gewohnheit nach an den Ölberg; es folgten ihm aber auch die Jünger.“; Joh 18,2 „Aber auch Judas, der ihn überlieferte, wusste den Ort, weil Jesus sich oft dort mit seinen Jüngern versammelte.“), so dass Judas genau wusste, wo Er zu finden war.

Sein kraftvoller Dienst, seine „Worte der Gnade“, seine göttliche Liebe, sein überzeugendes Auftreten, die Quelle seiner Abhängigkeit – finden wir sie nicht in seinem verborgenen Umgang mit Gott?

Wenn wir den Wunsch haben, ein zeugnishaftes, herausforderndes und überzeugendes Leben zu führen, können wir das nur tun, wenn wir die Schwerpunkte setzen wie Er! Zu Martha sagte er: „Martha, Martha, du bist besorgt und beunruhigt über viele Dinge, eins aber ist not …“ (Lk 10,41).

Paulus, Daniel, David

Das Erste, was Gott über den zerbrochenen Saulus sagt, ist: „Siehe, er betet!“ (Apg 9,11).

Daniel, der „vielgeliebte Mann“, war ein Mann des Gebets. Er betete allein, selbst unter der Gefahr seines Lebens (Dan 6,11 „Und als Daniel erfuhr, dass die Schrift aufgezeichnet war, ging er in sein Haus. Und er hatte in seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem hin; und dreimal am Tag kniete er auf seine Knie und betete und lobpries vor seinem Gott, wie er vorher getan hatte.“). Er betete aber auch mit seinen Freunden (Dan 2,17.18 (17) Hierauf ging Daniel in sein Haus; und er teilte die Sache seinen Genossen Hananja, Misael und Asarja mit, (18) damit sie von dem Gott des Himmels Barmherzigkeit erbitten möchten wegen dieses Geheimnisses, damit Daniel und seine Genossen nicht mit den übrigen Weisen von Babel umkämen.“), wobei man den Eindruck hat, dass diese Gebetsgemeinschaften für sie etwas sehr Normales waren.

Vielleicht fällt es dir leichter, dich mit David zu identifizieren. Auch er betete oft, denke an die vielen Psalmen und Geschichten in seinem Leben, wo wir ihn betend finden (1Sam 23,2; 30,4 (23:2) Und David befragte den HERRN und sprach: Soll ich hinziehen und diese Philister schlagen? Und der HERR sprach zu David: Zieh hin und schlage die Philister und rette Kehila.“ „(30:4) Da erhoben David und das Volk, das bei ihm war, ihre Stimme, und sie weinten, bis keine Kraft mehr in ihnen war zu weinen.“; 2Sam 2,1.5.19.23 „Und es geschah danach, da befragte David den HERRN und sprach: Soll ich in eine der Städte Judas hinaufziehen? Und der HERR sprach zu ihm: Zieh hinauf. Und David sprach: Wohin soll ich hinaufziehen? Und er sprach: Nach Hebron.“ „Da sandte David Boten zu den Männern von Jabes-Gilead und ließ ihnen sagen: Gesegnet seiet ihr von dem HERRN, dass ihr diese Güte an eurem Herrn, an Saul, erwiesen und ihn begraben habt!“ „Und Asael jagte Abner nach und bog nicht ab, weder nach rechts noch nach links hinter Abner weg.“ „Aber er weigerte sich zu weichen. Da schlug ihn Abner mit dem hinteren Ende des Speeres in den Bauch, dass der Speer hinten herausfuhr; und er fiel dort und starb an seiner Stelle. Und es geschah, jeder, der an den Ort kam, wo Asael gefallen und gestorben war, der blieb stehen.“ usw.).

Wir haben nur so viel Vollmacht, wie wir Echtheit vor dem Herrn haben in unserer Kammer, wo Gott im Verborgenen sieht!

Lass dich nicht von Gefühlen leiten!

Der Herr ließ sich nicht – wie wir das zu sagen und zu tun pflegen – von seinen Gefühlen leiten. „Heute bin ich zu müde, morgen werde ich …“

Nie sollten wir uns durch den Mangel fühlbarer Freude von der regelmäßigen Stillen Zeit abbringen lassen. Im Gegenteil: Die sicherste Regel ist: Je weniger Freudigkeit, umso nötiger der Umgang mit Gott.

Das Aufgeben der Gemeinschaft mit Gott, welche Ursache es auch haben mag, macht die Wiederbringung und das Erlangen der Freude und des Gebetsgeistes nur umso schwieriger, während das Anhalten im Gebet und Lesen der Bibel in Verbindung mit fortgesetzter Tätigkeit im Dienst Gottes bald die verlorene Freudigkeit zurückbringt.

Sobald wir uns der geistlichen Niedergeschlagenheit überlassen oder die Verbindung mit dem Herrn und die Arbeit für Ihn unterbrechen, triumphiert der Teufel.

Obwohl es nichts kostet, ein Christ zu werden, kostet es eine Menge, ein treuer Christ zu sein und den Weg des Opfers, der Heiligung und des Leidens um Jesu willen zu gehen. Es ist eine Sache, den Lauf gut zu beginnen, aber es ist etwas ganz anderes, sich durchzukämpfen, tagein, tagaus, bei gutem und schlechtem Wetter, durch Gedeihen und Widerwärtigkeiten, durch Freude und Leid.

Aber bedenke auch: Nicht nur für uns ist der tägliche Umgang mit Gott wichtig, auch Er sehnt sich nach Gemeinschaft mit uns!

„Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen und das Abendbrot mit ihm essen, und er mit mir“ (Off 3,20).


Note from the editors:

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