Der Prophet Zephanja (1)
Kapitel 1

Henry Allen Ironside

© SoundWords, online: 20.10.2018, updated: 18.11.2023

Der Tag des HERRN

Vers 1

Zeph 1,1: Das Wort des HERRN, das an Zephanja erging, den Sohn Kuschis, des Sohnes Gedaljas, des Sohnes Amarjas, des Sohnes Hiskijas, in den Tagen Josias, des Sohnes Amons, des Königs von Juda.

Über den Propheten Zephanja wissen wir außer dem, was er im ersten Vers selber über sich sagt, praktisch nichts. Sein Stammbaum kann über vier Generationen zurückverfolgt werden, und der Zeitpunkt seines Dienstes wird angegeben mit: „in den Tagen Josias, des Sohnes Amons, des Königs von Juda“. Diese Tage waren für einen Überrest im Volk Tage des Segens und der Erweckung. Aber die Masse des Volkes – auch wenn sie äußerlich geläutert war – befand sich in dem traurigen Zustand, der in diesem Buch und in den ersten Kapiteln von Jeremia beschrieben wird. Das Ziel des Geistes Gottes im Buch Zephanja war, die Formalisten – jene, die nur eine äußere Form aufrechterhielten, ohne innerlich beteiligt zu sein – vor dem kommenden Gericht zu warnen und die Herzen des göttlichen Überrestes zu trösten. Sie hatten eine kleine Kraft und hatten seinen Namen nicht verleugnet [vgl. Off 3,8].

Tatsächlich hat die Prophezeiung Zephanjas sehr viel gemeinsam mit dem neutestamentlichen Brief an die Versammlung in Philadelphia. Betrachtet wird der Zustand von Dingen, die wir zum Teil in der heutigen Zeit wiederfinden: Viele rühmen sich in laodizeischem Stolz, während sie in völliger Gleichgültigkeit gegenüber dem geschriebenen Wort Gottes wandeln und einen schwachen Überrest verachten, der sich an dieses Wort klammert und versucht, den zu ehren, der es gegeben hat. Solche sind vielleicht wie Zephanja selbst, dessen Name „Jah (der HERR) hat verborgen, geschützt“ bedeutet. Auch wenn es scheint, dass solche verborgen bzw. den Menschen unbekannt sind, so sind sie doch dem wohlbekannt, der von der kommenden Stunde spricht, in der die hochmütigen Gegner der Wahrheit „kommen und sich niederwerfen werden vor deinen Füßen und erkennen, dass ich dich geliebt habe“ (Off 3,7-13).

Gerade die Tatsache, dass zu jeder Zeit ein Überrest existiert, bedeutet, dass dieser sich von der Masse unterscheidet, die reif sein wird für das Gericht. Denn würde alles so laufen, wie es sollte, gäbe es keinen Anlass, dass die Gläubigen von der Masse unterschieden werden. Daher hat diese Prophezeiung sehr viel über das Kommen des Herrn zu sagen. Dann wird alles im Licht seines offenbarten Willens bewertet werden.

Zephanja spricht über das Gericht, das zuerst über Juda und Jerusalem kommt, ja über das ganze Land (obwohl die zehn Stämme ungefähr ein Jahrhundert vor der Zeit Zephanjas nach Assyrien deportiert worden waren). Schließlich kommt es auch über alle umliegenden Nationen. Denn wenn Gott mit seinem Volk beginnt, wird Er dort nicht stehenbleiben. Alle müssen die Kraft seines Zorns spüren, wenn Er den Weg prüft, auf dem sie wandeln.

Die drei Kapitel des Buches können als drei Teile gesehen werden. Kapitel 1 zeigt die allgemeine Wahrheit vom Tag des HERRN, der über Juda kommt. Kapitel 2 beschreibt das Gericht über die Nationen. Kapitel 3 ist die Anklage gegen Jerusalem, aber mit der Verheißung der Wiederherstellung nach der Reinigung durch die Zeit der Drangsal.

Zephanjas Dienst verlief gleichzeitig mit dem späteren Dienst von Jeremia. Jedoch starb er wahrscheinlich, bevor sich die Prophezeiung über die Zerstörung Jerusalems erfüllte.

Verse 2-6

Zeph 1,2-6: 2 Ich werde alles von der Fläche des Erdbodens ganz und gar wegraffen, spricht der HERR; 3 ich werde Menschen und Vieh wegraffen, ich werde wegraffen die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres und die Anstoß Gebenden samt den Gottlosen; und ich werde die Menschen ausrotten von der Fläche des Erdbodens, spricht der HERR. 4 Und ich werde meine Hand ausstrecken gegen Juda und gegen alle Bewohner von Jerusalem. Und ich werde aus diesem Ort den Überrest des Baal, den Namen der Götzenpriester samt den Priestern ausrotten 5 und die, die auf den Dächern das Heer des Himmels anbeten, und die Anbetenden, die dem HERRN schwören und bei ihrem König schwören; 6 und die, die von dem HERRN zurückweichen und die den HERRN nicht suchen noch nach ihm fragen.

In den Versen 2 bis 6 in diesem ersten Kapitel finden wir etwas, was wir sorgfältig zur Kenntnis nehmen sollten, nämlich die ernste Ankündigung, dass sich des HERRN Hand gegen seine Auserwählten zum Gericht ausstrecken wird. Er war im Begriff, alle Dinge des Landes wegzuraffen. Mensch und Tier, Vögel und Fische, alle müssen gleichermaßen den Schlag Gottes spüren. Die Verse sprechen von der vollständigen Verwüstung, die das Ergebnis einer furchtbaren Verwüstung durch einen blutigen Krieg sein wird. Juda und Jerusalem sollten den Händen derer übergeben werden, vor denen sie so lange gewarnt worden waren. Von Gott, der ihr Retter hatte sein wollen, hatten sie sich abgewandt, um dem Baal zu folgen, dem Dämon der Heiden. Gott würde nicht eher aufhören mit seinem Werk, bis Er die letzte Spur der Baalsanbetung im Land ausgerottet hätte. Die götzendienerischen Priester, die die Instrumente gewesen waren, um die Menschen zu betrügen, würden ausgerottet werden, bis auch der Name der Götzenpriester ausgestorben wäre. Die Anbeter der Sterne als auch die, die bekannten, dem Herrn zu folgen, deren Bekenntnis jedoch nicht echt war, sowie auch solche, die bei Malkam[1], dem „großen König“, schworen – alle würden in das kommende Verderben miteinbezogen werden.

Die Masse der Verurteilten wird in zwei Klassen eingeteilt: „Die, die von dem HERRN zurückweichen und die den HERRN nicht suchen noch nach ihm fragen“ (Zeph 1,6). Es gab einige, die Josias Ruf zur Umkehr zunächst beherzigt und für eine Zeit danach getrachtet hatten, dem Herrn gehorsam zu sein. Aber sie legten ihre Hand an den Pflug, schauten zurück und gingen wieder auf ihren alten, götzendienerischen Wegen. Dann gab es andere, die nie die Gedanken Gottes kennengelernt hatten und nie danach strebten, sie zu kennen. Alle würden in der kommenden Verwüstung umkommen.

Verse 7-10

Zeph 1,7-10: 7 Still vor dem Herrn, HERRN! Denn nahe ist der Tag des HERRN; denn der HERR hat ein Schlachtopfer bereitet, er hat seine Geladenen geheiligt. 8 Und es wird geschehen am Tag des Schlachtopfers des HERRN, da werde ich die Fürsten und die Königssöhne heimsuchen und alle, die sich mit fremdländischer Kleidung bekleiden. 9 Und an jenem Tag werde ich jeden heimsuchen, der über die Schwelle springt, alle, die das Haus ihres Herrn mit Gewalttat und Betrug erfüllen. 10 Und an jenem Tag, spricht der HERR, wird ein Geschrei vom Fischtor her erschallen und ein Geheul von der Unterstadt und lautes Jammern von den Hügeln her.

Beginnend mit Vers 7 haben wir eine detailreiche Beschreibung über die Art und Weise, wie die schrecklichen Gerichte auftreten würden. Ohne Zweifel hatte der Prophet die babylonische Eroberung vor Augen. Es fällt jedoch auf, dass der Heilige Geist, der ihn zum Sprechen und Schreiben befähigte, etwas weitaus Größeres zeigt. Der Tag des HERRN stand nahe bevor, ein Tag, der in seiner Fülle erst eintreten wird, wenn der Tag des Menschen zu Ende gegangen ist. An diesem Tag wird der Herr ein großes Schlachtopfer bereiten. Bereits jetzt hat Er „seine Gäste dazu geladen“ (Luther-Übersetzung 1912)[2]. Die Ausdrucksweise erinnert uns an das Mahl des großen Gottes oder soll auf das große Mahl Gottes in Offenbarung 19,17.18 anspielen. An diesem Tag wird Er die Ungerechtigkeit der Fürsten und der ihnen vorstehenden königlichen Familien heimsuchen sowie alle Menschen ausländischer Herkunft, die im Land Palästina leben. Gewalt und Betrug erhalten ihr gerechtes Gericht. Das Böse wird überall erniedrigt werden (Zeph 1,7-9).

Vers 11

Zeph 1,11: Heult, ihr Bewohner von Maktesch! Denn alles Händlervolk ist vernichtet, alle mit Silber Beladenen sind ausgerottet.

Von Tor zu Tor wird der Schrei der Qualen gehört werden. Die Kaufleute und Würdenträger, die zuvor im Luxus gelebt haben, werden keineswegs dem Tag seines Zorns entkommen. Jakobus 5,1 scheint eine direkte Verbindung mit Zephanja 1,11 zu haben. Beide Verse handeln von dem Zusammenbruch des Wirtschaftssystems, das in unseren Tagen solch große Ausmaße angenommen hat.

Es ist eine Sache von großer Bedeutung, was die Schrift über den wahnsinnigen Rausch nach Gold und Silber in den letzten Tagen sagt. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, bietet die Welt heute ein erstaunliches Schauspiel. Handel ist der Baal unserer Zeit. Durch den großen Wohlstand werden das Gewissen und der christliche Glaube beiseitegeschoben. Gold ist König und Gott. Für Gold opfert ein Mensch alle seine Prinzipien, Menschlichkeit und Heiligkeit. Habgier ist die beherrschende Leidenschaft unseres Zeitalters. Die Schrift versichert uns, dass dies eintreten wird, und betont, dass dies ein Zeichen dafür ist, dass das Ende nahe ist. Glückselig die Heiligen, die sich dieses unheiligen Zeitgeistes enthalten haben und sich an Nahrung und Kleidung genügen lassen.

Verse 11-13

Zeph 1,11-13: 11 Heult, ihr Bewohner von Maktesch! Denn alles Händlervolk ist vernichtet, alle mit Silber Beladenen sind ausgerottet. 12 Und es wird geschehen zu jener Zeit, da werde ich Jerusalem mit Leuchten durchsuchen; und ich werde die Männer heimsuchen, die auf ihren Hefen liegen, die in ihrem Herzen sprechen: Der HERR tut nichts Gutes und tut nichts Böses. 13 Und ihr Vermögen wird zum Raub, und ihre Häuser werden zur Wüste werden; und sie werden Häuser bauen und sie nicht bewohnen, und Weinberge pflanzen und deren Wein nicht trinken.

Mit einer brennenden Lampe wird der HERR Jerusalem an diesem Tag durchforschen. Nicht, um wie heute das Verlorene zu finden, das den armen Sünder versinnbildlicht, der im Staub liegt (Lk 15,8-10), sondern um jeden Menschen aufzuspüren, der der göttlichen Wahrheit gegenüber gleichgültig war und versucht hat, Gott als untätig darzustellen, indem er sagt: „Der HERR tut nichts Gutes und tut nichts Böses“ (Zeph 1,12). Das ist ebenfalls ein Merkmal der heutigen Zeit. Die Menschen glauben nicht mehr an eine besondere Vorhersehung. Selbst der sogenannte Klerus spottet häufig über die Vorstellung eines göttlichen Eingreifens in die Angelegenheiten der Menschen. Alle Dinge sollen durch Gesetz, unnachgiebig und unerbittlich, geregelt werden. Damit werden die menschliche Verantwortung und ein Gott, der Gebete erhört, praktisch verneint. Doch die Stunde des Erwachens ist nahe. Dann, wenn es zu spät ist, werden die Menschen die Wirklichkeit der Herrschaft Gottes und die Wahrheit seines Wortes kennenlernen. Ihre Besitztümer werden zur Beute werden, und ihre Wohnhäuser veröden, wenn sie durch den heftigen Zorn des HERRN hingerafft werden, dessen Macht und Abscheu gegenüber der Sünde sie so verächtlich begegnet sind (Zeph 1,13).

Verse 14-18

Zeph 1,14-18: 14 Nahe ist der große Tag des HERRN; er ist nahe und eilt sehr. Horch, der Tag des HERRN! Bitterlich schreit dort der Held. 15 Ein Tag des Grimmes ist dieser Tag, ein Tag der Drangsal und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels, 16 ein Tag der Posaune und des Kriegsgeschreis gegen die festen Städte und gegen die hohen Zinnen. 17 Und ich werde die Menschen  ängstigen, und sie werden umhergehen wie die Blinden, weil sie gegen den HERRN gesündigt haben; und ihr Blut wird verschüttet werden wie Staub, und ihr Fleisch wie Kot; 18 auch ihr Silber, auch ihr Gold wird sie nicht retten können am Tag des Grimmes des HERRN; und durch das Feuer seines Eifers wird das ganze Land verzehrt werden. Denn ein Ende, ja, ein plötzliches Ende wird er mit allen Bewohnern des Landes machen.

Sehr emotional beendet der Prophet den ersten Abschnitt dieses Buches mit einer aufrüttelnden Beschreibung des Tages, der schon so lange erwartet wird: der Tag des HERRN. Er ist nahe und kommt mit großen Schritten näher. An diesem Tag wird der mächtige Mann bitterlich weinen, wenn der göttliche Zorn über ihn ergeht. Es wird ein Tag „der Drangsal und der Bedrängnis, ein Tag des Verwüstens und der Verwüstung, ein Tag der Finsternis und der Dunkelheit, ein Tag des Gewölks und des Wolkendunkels, ein Tag der Posaune und des Kriegsgeschreis“ (Zeph 1,15.16). Kein Zufluchtsort wird verfügbar sein, kein hoher Turm Schutz bieten vor der rächenden Hand dessen, den der Mensch schon so lange gelästert hat. Wie der Blinde, der im Tageslicht strauchelt, so sollen auch sie in ihrem Elend herumirren, nur um in die Grube zu fallen, die für sie gegraben wurde, „weil sie gegen den HERRN gesündigt haben“ (Zeph 1,17). Die Reichtümer, die sie sich erarbeitet haben, werden sie nicht retten können: „Auch ihr Silber, auch ihr Gold wird sie nicht retten können am Tag des Grimmes des HERRN“ (Zeph 1,18). Gott wird nicht ruhen, bis Er ein „plötzliches Ende“ denen bereitet hat, die sein Land entweiht haben. Das Feuer muss brennen, bis alle Spreu verzehrt ist (Zeph 1,18).

Der Mensch trägt dazu bei, dies alles zu beschleunigen. Und zu diesem Zweck kehren nun auch die Juden im Unglauben in ihre alte Heimat zurück. Zu diesem Zweck opfert der Mensch jedes Recht und jede gute Gesinnung und baut, wie es gesagt worden ist, fürs Feuer [1Kor 3,12-15]!

Welche Ernsthaftigkeit und Weltferne[3] sollte der Christ an den Tag legen im Hinblick auf das bevorstehende Ende, das so schnell herbeigeeilt kommt! Der Tag des HERRN ist nahe. Der Morgenstern wird bald aufleuchten. Seien wir also solche, die als Menschen so leben und handeln, dass sie ihren Herrn erwarten!


Originaltitel: „Notes on the Prophecy of Zephaniah“
aus Notes on the Minor Prophets, 1909
Quelle: http://www.plymouthbrethren.org/article/4849

Übersetzung: Samuel Ackermann

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Anmerkungen

[1] Malkam wird üblicherweise mit Milkom oder Moloch gleichgesetzt. Die Israeliten waren beim Einzug in das Land Kanaan vor dessen abscheulichen Götzendienst mit Menschenopfern gewarnt worden [vgl. 3Mo 18,21], aber sein abscheulicher Götzendienst wurde bald übernommen.

[2] Anm. d. Red.: Ironside zitiert aus der King-James-Übersetzung: „He hath bid his guests.“

[3] Ich habe hier bewusst other-wordliness („Weltferne“) geschrieben. „Weltfremdheit“ allein ist nicht genug. Getrennt von dieser Welt zu wandeln, macht einen Menschen vielleicht zu einer Nonne oder zu einem Mönch. Aber in der Kraft einer anderen Welt zu wandeln, macht einen Menschen zu einem wahren Botschafter Christi.

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