Der Brief an die Hebräer (7)
Kapitel 7

Stanley Bruce Anstey

© SoundWords, online: 27.11.2020, updated: 02.03.2024

Christi Priestertum „nach der Ordnung“ Melchisedeks

Nachdem der Schreiber Melchisedek auch in Hebräer 6,20 erwähnt hat, kehrt er mit seiner Argumentation nun wieder dorthin zurück, wo sein Exkurs in Hebräer 5,10 begonnen hat. Seine Ausführungen in Kapitel 5 hatten sich mit der Überlegenheit des Priestertums Christi über das Priestertum Aarons beschäftigt. Wenn er nun zu diesem Thema zurückkehrt, verwendet er eine etwas andere Argumentationsmethode als die, die er bisher im Brief verwendet hat: Statt Christus mit bedeutenden Persönlichkeiten des levitischen Systems zu vergleichen, stellt er das Priestertum Melchisedeks dem von Aaron gegenüber und zeigt, dass es überlegen ist. Und dann weist er auf Psalm 110 hin, in dem es heißt, dass das Priestertum Christi „nach der Weise Melchisedeks“ (Ps 110,4) sein würde. Die Schlussfolgerung, die er zieht, ist einfach: Wenn das Priestertum Melchisedeks dem von Aaron überlegen ist, dann ist auch das Priestertum Christi dem von Aaron überlegen.

Melchisedek – ein Bild von Christus

Melchisedek wird in der Heiligen Schrift nur dreimal erwähnt: historisch in 1. Mose 14, prophetisch in Psalm 110 und lehrmäßig in Hebräer 5–7. Die ersten drei Verse in Kapitel 7 des Hebräerbriefes bilden einen einzigen, zusammenhängenden Satz. In diesem Satz liegt alles, was über Melchisedek bekannt ist, soweit die Heilige Schrift von ihm berichtet.

Diese Verse zeigen, dass Melchisedek in zweierlei Hinsicht ein Vorbild von Christus ist:

  1. Erstens hatte er ein Doppelamt als „König“ und „Priester“ inne (Heb 7,1). Dass er ein König war, wird durch seinen Namen angedeutet: „[Sein Name] heißt erstens übersetzt König der Gerechtigkeit, dann aber auch König von Salem, das ist König des Friedens“ (Heb 7,2). Dass er ein Priester war, wird durch die Tatsache angezeigt, dass er Abraham segnete und von ihm den Zehnten als „Priester Gottes, des Höchsten“ empfing. Der Prophet Sacharja erklärt, dass auch der Messias Israels beide Ämter ausüben würde. Wenn Er im Tausendjährigen Reich regiert, „wird er auf seinem Thron sitzen und herrschen, und er wird Priester sein auf seinem Thron; und der Rat des Friedens wird zwischen ihnen beiden sein“ (Sach 6,12.13; Ps 110,1-7; Off 8,3-5; 19,16).

  2. Zweitens macht die Art und Weise, wie Melchisedek in der Heiligen Schrift dargestellt wird – „ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend“ –, ihn ebenfalls zu einem ausgezeichneten Vorbild von Christus (Heb 7,3). Der Schreiber will damit nicht sagen, dass Melchisedek weder einen Vater noch eine Mutter hatte, sondern er wird vorgestellt, ohne dass die Heilige Schrift uns Einzelheiten über seine Abstammung nennt (1Mo 14). Weder wird berichtet, wer sein Vater und seine Mutter waren, noch werden seine Geburt und sein Tod erwähnt. Der Geist Gottes stellt ihn auf diese Weise dar, um ihn (vorbildlich) als eine ewige Person darzustellen und damit als ein treffendes Vorbild für Christus, den ewigen „Sohn Gottes“.

Argumente, die zeigen, dass das Priestertum Melchisedeks dem von Aaron überlegen ist

Der Schreiber fährt fort, eine Reihe von Beweisen vorzulegen, die im Laufe des Kapitels miteinander verwoben werden und zeigen, dass das Priestertum Melchisedeks dem von Aaron überlegen ist; und gleichzeitig setzt er das Priestertum Melchisedeks mit dem Priestertum Christi in Beziehung.

Das Priestertum Melchisedeks beinhaltete ein doppeltes Amt als König und Priester (V. 1-3)

Verse 1-3

Heb 7,1-3: 1 Denn dieser Melchisedek, König von Salem, Priester Gottes, des Höchsten, der Abraham entgegenging, als er von der Schlacht der Könige zurückkehrte, und ihn segnete, 2 dem auch Abraham den Zehnten von allem zuteilte; der erstens übersetzt König der Gerechtigkeit heißt, dann aber auch König von Salem, das ist König des Friedens, 3 ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlechtsregister, weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens habend, aber dem Sohn Gottes verglichen, bleibt Priester auf immerdar.

Wie bereits erwähnt, hatte Melchisedek ein einzigartiges Priestertum, das zwei Ämter umfasste: Er war sowohl König als auch Priester; er trug sowohl ein Zepter als auch ein Räuchergefäß. Kein Priester Aarons konnte das von sich behaupten. In Israel waren diese Ämter immer voneinander getrennt; es gab keinen einzigen Mann unter ihnen, der groß genug war, um beide Ämter zu bekleiden. Einmal wagte es ein König (Ussija), den Dienst eines Priesters zu verrichten, und nahm ein Räuchergefäß mit in den Tempel, um Weihrauch darzubringen – und augenblicklich schlug Gott ihn mit Aussatz (2Chr 26,16-21)! Es war vermessen von ihm, eine solche Position einzunehmen. Doch Melchisedek bekleidete beide Ämter, und das mit der Zustimmung Gottes! Das zeigt, dass er größer war als die Priester Aarons und ein Priestertum hatte, das von höherer Ordnung war als das der Priester Aarons.

Aarons Priesterschaft zahlte den Zehnten an Melchisedek durch Abraham (V. 4.5)

Verse 4.5

Heb 7,4.5: 4 Schaut aber, wie groß dieser war, dem selbst Abraham, der Patriarch, den Zehnten von der Beute gab. 5 Und zwar haben die von den Söhnen Levis, die das Priestertum empfangen, ein Gebot, den Zehnten von dem Volk zu nehmen nach dem Gesetz, das ist von ihren Brüdern, obwohl sie aus den Lenden Abrahams gekommen sind.

Der Schreiber zeigt dann, dass die persönliche Würde Melchisedeks so groß war, dass die Priesterschaft Aarons ihm durch Abraham den Zehnten entrichtete. Er sagt: „Schaut aber, wie groß dieser war, dem selbst Abraham, der Patriarch, den Zehnten von der Beute gab.“ In Hebräer 7,9.10 erklärt er, wie das levitische Priestertum dies tat: „Und sozusagen ist durch Abraham auch Levi, der die Zehnten empfängt, gezehntet worden, denn er war noch in den Lenden des Vaters, als Melchisedek ihm entgegenging.“ Diese Tatsache zeigt erneut, dass die aaronitischen Priester Melchisedek unterlegen und untergeordnet waren.

Aarons Priesterschaft wurde von Melchisedek in Abraham gesegnet (V. 6-10)

Verse 6-10

Heb 7,6-10: 6 Er aber, der sein Geschlecht nicht von ihnen ableitete, hat die Zehnten von Abraham genommen und den gesegnet, der die Verheißungen hatte. 7 Ohne allen Widerspruch aber wird das Geringere von dem Besseren gesegnet. 8 Und hier zwar empfangen Menschen, die sterben, die Zehnten, dort aber einer, von dem bezeugt wird, dass er lebe; 9 und sozusagen ist durch Abraham auch Levi, der die Zehnten empfängt, gezehntet worden, 10 denn er war noch in den Lenden des Vaters, als Melchisedek ihm entgegenging.

Der Schreiber bringt noch einen weiteren Punkt vor: „Er (Melchisedek) aber, der sein Geschlecht nicht von ihnen (dem Priestertum Aarons) ableitete, hat die Zehnten von Abraham genommen und den (Abraham) gesegnet, der die Verheißungen hatte. Ohne allen Widerspruch aber wird das Geringere von dem Besseren gesegnet.“ Die Tatsache, dass Melchisedek Abraham segnete, zeigt, dass er in einer Stellung über Abraham stand und somit größer war als Abraham. Da „die Söhne Levis“ zu dieser Zeit sozusagen in Abrahams Lenden waren, wurden auch sie vom Größeren gesegnet. Dies zeigt wiederum, dass das Priestertum Melchisedeks größer war als das von Aaron.

Aarons Priestertum war nicht vollkommen (V. 11)

Vers 11

Heb 7,11: Wenn nun die Vollkommenheit durch das levitische Priestertum wäre (denn in Verbindung damit hat das Volk das Gesetz empfangen), welches Bedürfnis wäre noch vorhanden, dass ein anderer Priester nach der Ordnung Melchisedeks aufsteht und nicht nach der Ordnung Aarons genannt wird?

Der Schreiber weist dann auf die Tatsache hin, dass die Schrift von einem anderen Priester spricht, der „nach der Ordnung Melchisedeks“ (vgl. Ps 110,4) mit einem neuen Priestertum auftreten würde. Indem er sich auf diesen Psalm bezieht, betont er das Wort „Ordnung [Weise]“. Dieses Wort weist auf eine Zeit hin, wenn eine neue Ordnung des Priestertums entstehen würde. Er argumentiert folgendermaßen: Wenn das Priestertum Aarons vollkommen wäre, hätte es keiner weiteren Ordnung des Priestertums bedurft. Er sagt: „Wenn nun die Vollkommenheit durch das levitische Priestertum wäre (denn in Verbindung damit hat das Volk das Gesetz empfangen), welches Bedürfnis wäre noch vorhanden, dass ein anderer Priester nach der Ordnung Melchisedeks aufsteht und nicht nach der Ordnung Aarons genannt wird?“ Diese Tatsache beweist, dass es dem levitischen Priestertum an Vollkommenheit und Vollständigkeit mangelte, und zeigt, dass dieses System von Natur aus unvollkommen war. Dem levitischen Priestertum fehlte es an Vollkommenheit in dem, was es tun konnte. Es konnte diese Priester nicht in die unmittelbare Gegenwart Gottes bringen – in das „Allerheiligste“ (Heb 9,7.8). Ebenso wenig konnten die Opfer, die sie darbrachten, „die Hinzunahenden vollkommen machen“, was ihr Gewissen betraf, indem ihre Sünden richterlich weggenommen würden (vgl. Heb 10,1-4). So deutet Psalm 110 also an, dass Gott eine Änderung des Priestertums im Sinn hatte. Er würde ein anderes Priestertum einführen, das das vollenden würde, was das aaronitische Priestertum nicht tun konnte.

Aarons Priestertum war vergänglich, während das Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks ewig ist (V. 12-19)

Verse 12-19

Heb 7,12-19: 12 Denn wenn das Priestertum geändert wird, so findet notwendigerweise auch eine Änderung des Gesetzes statt. 13 Denn der, von dem dies gesagt wird, gehört zu einem anderen Stamm, aus dem niemand am Altar gedient hat. 14 Denn es ist offenbar, dass unser Herr aus Juda entsprossen ist, einem Stamm, über den Mose in Bezug auf Priester nichts geredet hat. 15 Und es ist noch weit augenscheinlicher, wenn, nach der Gleichheit Melchisedeks, ein anderer Priester aufsteht, 16 der es nicht nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebots geworden ist, sondern nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens. 17 Denn ihm wird bezeugt: „Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“ 18 Denn da ist eine Abschaffung des vorhergehenden Gebots seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit wegen 19 (denn das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht) und die Einführung einer besseren Hoffnung, durch die wir Gott nahen.

Die Schwäche des aaronitischen Priestertums erforderte eine Änderung, und das bedeutete, dass es „auch eine Änderung des Gesetzes“ geben würde, das es regiert (Heb 7,12). Der Schreiber erwähnt dies, weil die Juden Schwierigkeiten hatten, zu akzeptieren, dass Christus ein Priester sein konnte; Er stammte nämlich nicht aus dem Stamm Levi. Das Gesetz legte fest, dass die Priester dieser Ordnung aus Aarons Stamm kommen mussten. Der Schreiber erkennt dies an und sagt: „Denn der, von dem dies gesagt wird, gehört zu einem anderen Stamm, aus dem niemand am Altar gedient hat. Denn es ist offenbar, dass unser Herr aus Juda entsprossen ist, einem Stamm, über den Mose in Bezug auf Priester nichts geredet hat“ (Heb 7,13.14). Dann erklärt er: So wie das Priestertum Christi „nach der Ordnung Melchisedeks“ (Heb 7,15) ist, der nicht durch Abstammung ins Amt kam, so kam auch Christus nicht durch Abstammung in sein Amt. Dieses neue Priestertum wird nicht durch diese alte gesetzliche Anordnung geregelt.

Dann stellt er fest, dass das neue Priestertum – das „nicht nach dem Gesetz eines fleischlichen Gebots geworden ist“, das verlangt, dass ein Priester aus der Familie Aarons sein musste – „nach der Kraft eines unauflöslichen Lebens“ (Heb 7,16) ist. Die Qualifikation für dieses neue Amt im Priestertum besteht also nicht darin, dass eine Person die richtige Abstammung hat, sondern darin, dass sie ein unauflösliches Leben hat. Er muss ewig sein! Um dies zu unterstützen, verweist der Schreiber erneut auf Psalm 110; diesmal wird das Wort „ewig“ betont. Er sagt: „Denn ihm wird bezeugt: ,Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks‘“ (Heb 7,17). Wer außer Christus könnte diese Anforderung erfüllen? Die Priester des Alten Testaments konnten es sicher nicht; denn „sie waren durch den Tod verhindert zu bleiben“ (Heb 7,23). Daher wird das Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks weder von den Vorfahren weitergegeben noch auf die Nachkommen übertragen, und sie wird auch nicht durch den Tod unterbrochen. Da das Priestertum nicht weitergegeben wird, nicht übertragbar und ewig ist, ist der Fortbestand dieses Priestertums gesichert (vgl. Heb 7,24).

Daher erforderte die Einführung des Priestertums Christi „eine Abschaffung des vorhergehenden Gebots seiner Schwachheit und Nutzlosigkeit wegen (denn das Gesetz hat nichts zur Vollendung gebracht)“ (Heb 7,18.19). Daher wurde das Gebot von Mose in Bezug auf das Priestertum beiseitegesetzt, nicht aber die moralische Bedeutung der Zehn Gebote; es hat immer noch seine moralische Anwendung auf Heilige (vgl. Röm 13,8-10) und auf Sünder (vgl. 1Tim 1,9.10). Wie erwähnt, gab es bei dieser Ordnung Aarons eine „Schwäche“, denn da der Priester dem Tod unterworfen war, konnte er dieses Amt nicht mehr ausüben (Heb 7,23). Diese Ordnung war auch „nutzlos“, weil sie den Hinzutretenden nicht mit einem gereinigten Gewissen in die Gegenwart Gottes bringen konnte. Im Gegensatz dazu sagt er, dass „eine bessere Hoffnung“ eingeführt würde, „durch die wir Gott nahen“ (Heb 7,19). Dies ist ein Hinweis auf den neuen und lebendigen Weg, auf dem wir Gott im Christentum nahen (vgl. Heb 10,19-22). Das Christentum wird hier als „Hoffnung“ betrachtet, weil wir jetzt zwar schon den Segen haben (vgl. Eph 1,3), jedoch noch nicht am himmlischen Ziel in einem verherrlichten Zustand angekommen sind. Das liegt für uns noch vor uns als eine Hoffnung (eine aufgeschobene Gewissheit), die sich erfüllen wird, wenn der Herr zur Entrückung kommt.

Christi Priestertum nach der Ordnung Melchisedeks ist durch einen Eid eingesetzt (V. 20-24)

Verse 20-24

Heb 7,20-24: 20 Und inwiefern dies nicht ohne Eidschwur geschah (denn jene sind ohne Eidschwur Priester geworden, 21 dieser aber mit Eidschwur durch den, der zu ihm sprach: „Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks“), 22 insofern ist Jesus auch Bürge eines besseren Bundes geworden. 23 Und von jenen sind mehrere Priester geworden, weil sie durch den Tod verhindert waren zu bleiben; 24 dieser aber, weil er in Ewigkeit bleibt, hat ein unveränderliches Priestertum.

Der Schreiber fährt mit einem anderen Punkt fort: Gott begründete das Priestertum Christi nach der Ordnung Melchisedeks, indem Er „einen Eid“ schwor. Dies tat Er nicht im Zusammenhang mit dem Priestertum Aarons. Gott schwor Aaron nicht, dass sein Priestertum für immer fortbestehen würde. Er sagt: „Und inwiefern dies nicht ohne Eidschwur geschah (denn jene sind ohne Eidschwur [aaronitische] Priester geworden, dieser [Christus] aber mit Eidschwur …).“ Erneut wird Psalm 110 zitiert, um dies zu beweisen. Diesmal wird das Wort „geschworen“ betont: „Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.“ Da Christus mit einem Eid in sein Amt eingeführt worden ist, kann sein ewiges Priestertum weder aufgehoben noch durch ein anderes Priestertum ersetzt werden wie im Fall des Priestertums Aarons. Dies zeigt, dass sein Priesteramt von einer höheren Ordnung ist.

Der Schreiber zeigt dann: Weil dieses Priestertum mit einem Eid von Gott eingeführt wurde, ist „Jesus auch Bürge eines besseren Bundes geworden“ (Heb 7,22). Die Segnungen des neuen Bundes sind also gesichert. Darüber wird er in Kapitel 8 ausführlicher sprechen.

Die persönliche Vollkommenheit und Größe Christi als Hoherpriester (V. 25-28)

Verse 25-28

Heb 7,25-28: 25 Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden. 26 Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns auch: heilig, unschuldig, unbefleckt, abgesondert von den Sündern und höher als die Himmel geworden, 27 der nicht Tag für Tag nötig hat, wie die Hohenpriester, zuerst für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen, dann für die des Volkes; denn dies hat er ein für alle Mal getan, als er sich selbst geopfert hat. 28 Denn das Gesetz bestellt Menschen zu Hohenpriestern, die Schwachheit haben; das Wort des Eidschwurs aber, der nach dem Gesetz gekommen ist, einen Sohn, vollendet in Ewigkeit.

Der letzte Punkt, den der Schreiber anspricht, ist die Tatsache, dass Christus vollkommen geeignet ist, unser Hohepriester zu sein, weit mehr als jeder andere Priester Aarons. Aufgrund dessen, was Er ist – sowohl Gott als auch Mensch –, ist Christus unendlich mehr als fähig, uns von jeder geistlichen Gefahr und von jedem Feind auf dem Weg des Glaubens zu retten. Der Schreiber sagt: „Daher vermag er diejenigen auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er allezeit lebt, um sich für sie zu verwenden“ (Heb 7,25). Wir können aus dem Zusammenhang erkennen, dass er hier nicht von der Errettung unserer Seelen von der Strafe für unsere Sünden spricht, sondern von der Errettung in einem praktischen Sinn. Dieser Aspekt der Errettung fließt uns zu, weil Christus ununterbrochen Fürbitte zur Rechten Gottes tut (vgl. Röm 8,34). Die Gläubigen werden auf Kurs gehalten und durch seine mächtige Fürsprache davor bewahrt, zu fallen. Aber beachten wir: Dies geschieht nicht automatisch. Gott will, dass wir mitwirken, wenn wir auf diese Weise gerettet werden sollen. Wir müssen „durch ihn Gott nahen“. Das bezieht sich darauf, dass wir im Gebet unsere Abhängigkeit von Ihm ausdrücken. Darin liegt für viele von uns ein Problem. Der Herr ist zwar in der Lage, uns von diesen Gefahren zu „retten“, aber oft versäumen wir es, im Gebet zu Gott zu kommen, und so erhalten wir seine Hilfe von oben nicht und wir versagen auf dem Weg.

Über die Eignung Christi sagt der Schreiber: „Denn ein solcher Hoherpriester geziemte uns auch.“ Er ist Mensch geworden und weiß daher, was es bedeutet, hier in einer Welt voller Prüfungen und Versuchungen zu leben. Er ist jetzt als unser Hohepriester zur Rechten Gottes. Dies bewegt den Schreiber, noch entschiedener von Christi moralischen und geistlichen Fähigkeiten zu sprechen, sich für uns in der Höhe zu verwenden:

  • Er ist „heilig“ – Seine Hilfe wird mit all dem übereinstimmen, was Gott in seiner Heiligkeit ist. Er wird Sünde nicht gelten lassen oder sie entschuldigen, wenn Er versucht, uns auf dem Weg zu helfen (Heb 7,26).
  • Er ist „unschuldig“ – Er wird nie etwas für uns erbitten, was uns geistlich oder anderweitig schaden könnte (Heb 7,26).
  • Er ist „unbefleckt“ – Er bleibt unbefleckt trotz der unreinen Natur einiger unserer Versuchungen, denen Er für uns begegnet (Heb 7,26).
  • Er ist „abgesondert von den Sündern“ – An dem Ort, an den Ihn die Auferstehung gesetzt hat, ist Er von den Sündern getrennt und dient nicht als Priester für sie; Er ist dort unsertwegen, das heißt um der Gläubigen willen (Heb 7,26).
  • Er ist „höher geworden als die Himmel“ – Er ist in einer Stellung der höchsten Macht und über all unsere geistlichen Feinde, und Er benutzt diese Macht für uns gemäß seiner vollkommenen Weisheit und Liebe (vgl. Mt 28,18). Daher gibt es keine Schwierigkeit im ganzen Universum, mit der Er nicht umgehen könnte (Heb 7,26).
  • Er braucht nicht „für die eigenen Sünden Schlachtopfer darzubringen“, wie es die Priester Aarons tun mussten, wenn sie in ihrer priesterlichen Tätigkeit unrecht handelten, denn Er ist absolut sündlos (Heb 7,27). Und weil Er sündlos ist, wird Er bei dem, was Er für uns erbittet, niemals einen Fehler machen.
  • Er hatte keine „Schwachheit“ so wie die Priester Aarons, sondern Er steht in der Gegenwart Gottes, um sich mit „dem Eidschwur“ als „Sohn“ für uns zu verwenden, und deshalb ist Er „vollendet in Ewigkeit“ als unser großer Hoherpriester (Heb 7,28).

Diese Dinge zeigen, wie vollkommen der Herr geeignet ist, unser Hoherpriester zu sein, damit wir „Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe“ (Heb 4,16).

Nachdem der Schreiber festgestellt hat, dass das Priestertum Christi nach der Ordnung Melchisedeks ist, hat er anhand der Heiligen Schrift in mehreren Punkten gezeigt, dass das Priestertum Aarons dem von Melchisedek unterlegen ist. Daraus ergibt sich dann die klare Schlussfolgerung, dass das Priestertum Christi dem Aarons überlegen ist.

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Übersetzt aus The Epistle to the Hebrews. The New and Living Way of Approach to God in Worship in Christianity
Christian Truth Publishing 2017

Übersetzung: Stephan Isenberg


Note from the editors:

The SoundWords editorial team is responsible for the publication of the above article. It does not necessarily agree with all expressed thoughts of the author (except of course articles of the editorial staff) nor would it like to refer to all thoughts and practices, which the author represents elsewhere. “But examine all things, hold fast the good” (1Thes 5:21).—See also „On our own account ...

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