Das Schweigen der Frauen
Eine Studie über 1. Korinther 14,34

Andreas Steinmeister

© A. Steinmeister, online: 01.01.2001, updated: 24.10.2022

Leitverse: 1. Korinther 14,34.35

1Kor 14,34.35: Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist schändlich für eine Frau, in der Versammlung zu reden.

In den letzten Jahren scheint dieses Thema zu einer Art „Dauerbrenner“ zu werden. Immer mehr Führer unter den Christen verändern ihre Gedanken zu diesem Gegenstand. Vor einigen Jahren wäre es unmöglich gewesen, unter sogenannten bibeltreuen Christen überhaupt in Erwägung zu ziehen, dass Schwestern sich in den Zusammenkünften in irgendeiner Weise leitend betätigen. Heute sind Pastorinnen und weibliche Älteste in vielen christlichen Kreisen kaum noch wegzudenken. Inzwischen wird auch unter den Gemeinden, die die Bibel als absolute Grundlage in allen Fragen festgehalten haben, die öffentliche Beteiligung der Schwestern in den Versammlungen durch das Vorschlagen von Liedern, durch das Sprechen von Gebeten und auch durch den weissagenden Dienst positiv gesehen.

Unter vielen Gläubigen wird die Tatsache, dass man hierüber überhaupt noch nachdenkt, nur noch belächelt. Man kann dann unter anderem Unterstellungen wie „Frauenhasser“, „Probleme mit dem weiblichen Geschlecht“, „nicht verarbeitete Vergangenheit mit Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht“ und vieles andere mehr hören.

Die Psychologisierung der Seelsorge, die feministische Uminterpretation der Bibel wird inzwischen mit Macht in das sogenannte evangelikale Lager eingeschleust. Wie ist es sonst zu verstehen, dass inzwischen in England unter den Methodisten die Möglichkeit besteht, sowohl zu Gott-Vater als auch zu Gott-Mutter zu beten? Postmoderne Philosophien, verbunden mit einem postmodernen Lebensgefühl, verändern langsam, aber sicher die von Gott gegebenen Ordnungen.

Wir empfinden, dass es dringend nötig ist, vor dieser Entwicklung zu warnen. Die folgende Studie befasst sich wesentlich mit dem Text in 1. Korinther 14.

  1. Es geht in 1. Korinther 14 offensichtlich um das Zusammenkommen der Versammlung an einem Ort (1Kor 14,23; vgl. 1Kor 11,20). Ziel dieses Zusammenkommens ist die Erbauung dieser örtlichen Versammlung (1Kor 14,5.12.26).

  2. Gott selbst will inmitten dieser örtlichen Versammlung durch seinen Geist wirken. Er will unter ihnen sein (1Kor 14,25).

  3. Weissagung (prophetisches Reden zur Erbauung, Ermahnung, Tröstung; 1Kor 14,3), Lehre, Reden in Sprachen, neue Offenbarungen, Auslegung von Offenbartem sollten die Brüder in Korinth haben, um es zur Erbauung der Versammlung weiterzugeben (1Kor 14,26). Die Liebe soll die Quelle für alles sein (1Kor 14,1), alles soll „in Ordnung“ geschehen (1Kor 14,40). Das Sprachenreden und Weissagen soll „nacheinander“ stattfinden (1Kor 14,27.31) mit dem Ziel, dass „alle lernen und alle getröstet [ermahnt]“ werden. „Lernen“ und „getröstet (ermahnt, ermuntert) werden“ ist der Sinn christlicher Erbauungszusammenkünfte. Es sollen Lernprozesse und Verhaltensänderungen bei den Versammelten ausgelöst werden. Das widerspricht der weitverbreiteten Vorstellung von einer sogenannten Wohlfühlgemeinde, in der man sich bequem zurücklehnt, mehr oder weniger zuhört, um dann im selben Trott weiterzumachen (1Kor 14,19.20).

  4. Die sich beteiligenden „Propheten“ (männlich, vgl. 1Kor 12,28; Eph 3,5; Off 22,9) sollen sich selbst beherrschen können. Sie stehen nicht unter einem Zwang, Botschaften zu geben, sondern können auf andere warten; sie können auch schweigen, lassen sich von dem Heiligen Geist leiten und nicht von ihrem Ich und ihren Wünschen (1Kor 14,30.32).

  5. Das Kapitel richtet sich an „Brüder“ (1Kor 14,6.20.26). Man lese auch folgende Texte dazu: 1. Korinther 1,10.11.26; 2,1; 3,1; 4,6; 6,8; 7,24.29; 8,12; 9,6; 10,1; 11,33; 12,1; 15,6.50.58; 16,12.15.20. Übrigens geht es nicht an, dass man für „Brüder“ einfach überall „Geschwister“ übersetzt – wie einige meinen und entsprechend übersetzen. Diese Verfälschung weicht ganz klar die Ordnungen Gottes auf.

    Im Neuen Testament wird „Bruder (adelphos)“ und „Schwester (adelphä)“ in der Einzahl sehr deutlich unterschieden (vgl. z.B. 1Kor 7,15; s.a. Mk 3,35 usw.). In Matthäus 19,29 wird auch in der Mehrzahl zwischen Brüdern und Schwestern unterschieden. Es heißt dort: „Und jeder, der verlassen hat … Brüder oder Schwestern“ (adelphous ä adelphas). Brüder und Schwestern werden auch in Lukas 14,26 zusammen erwähnt. Damit ist klar, dass „Brüder“ nicht immer „Schwestern“ beinhaltet.

    Aber – so könnte man mit Recht einwenden – wenn die Gläubigen an sich (nicht die eigentlichen Verwandten) angeredet werden, dann müssten doch die Schwestern in dieser Anrede mit eingeschlossen sein, also ebenfalls angesprochen sein? Das trifft auch bei vielen Stellen sicher zu, wo nämlich der Zusammenhang das klar erkennen lässt (z.B. Röm 1,13; 1Thes 1,4 u.v.a. Stellen). Aber in Apostelgeschichte 15,7 wird von „Brüdern“ gesprochen, und es handelt sich um Männer (Apg 15,6.13). In 1. Korinther 7,29 würde der Text unverständlich, da dem Zusammenhang nach deutlich „Brüder“ (Männer) angesprochen sind (1Kor 7,1.2.24.27.29). In 1. Timotheus 5,1 werden die „jüngeren“ Brüder (Männer) im Gegensatz zu den jüngeren Schwestern erwähnt. In 1. Timotheus 6,2 können „Brüder“ nur „männliche Brüder“ sein, da vorher von „Herren“ geschrieben wird. Der Leser möge diese Studien weiter vertiefen.

    Nun ist es aber wahr, dass nach Benseler und anderen Wörterbüchern tatsächlich hoi adelphoi („die Brüder“) im Altgriechischen „Geschwister“, ja sogar „Verwandte“ bedeuten kann. Aber kann man daraus schließen, dass man im NT ohne weiteres Brüder mit „Geschwister“ übersetzen kann? Nein, das ist nicht korrekt – selbst da nicht, wo Schwestern offensichtlich mit angesprochen sind. Ohne Frage sind in Texten wie Römer 8,29; Hebräer 2,11; 1. Johannes 3,14 und vielen anderen Schwestern mit einbezogen. Auch wenn in Schrifttexten Gläubige mit „Brüder“ angeredet werden, können „Männer und Frauen“ gemeint sein (Röm 12,1; 1Kor 1,10; 1Thes 1,4; Heb 3,1), aber auch nur Männer (1Kor 7,29).

    Weiter müssen wir nun einmal in einer Zeit gewaltiger anthropologischer (Lehre vom Menschen) und theologischer (Lehre über Gott) Veränderungen erkennen, dass diese Denkweisen typische Merkmale unserer gegenwärtigen Zeitepoche sind, wo über den androgynen Menschen (ein männlich-weiblicher Mensch) oder die „frauliche Seite in Gott“ gesprochen wird.

    Es wird im Neuen Testament in der Anrede ausschließlich der Begriff „Brüder“ gebraucht (und damit das männliche Element hervorgehoben, auch wenn sie so oft versagt haben) und eben nicht „Schwestern“. Wenn im Neuen Testament Schwestern angesprochen werden, steht in einer solchen Anrede immer „Frauen“ (Eph 5,22; Kol 3,18; 1Pet 3,1).

    Wer nun denkt, dass diese Aussage typisch patriarchalisch und ein Beweis der maskulinen Brille sei, muss sich vorwerfen lassen, dass er bereits vom Zeitgeist erfasst worden ist – vielleicht ohne es zu bemerken.

    Noch einmal: Ohne Frage sind sehr oft eindeutig Schwestern in die Anrede „Brüder“ mit eingeschlossen, aber deswegen kann man nicht einfach überall „Geschwister“ übersetzen. Übrigens: Sollten sich eigentlich alle Übersetzer in den letzten neunzehn Jahrhunderten geirrt haben und nur in unserer Zeit des zunehmenden Abfalls vom christlichen Glauben einige „Führer“ recht sehen?

  6. In 1. Korinther 14,26 werden „Brüder“ angesprochen, und in Vers 34 wird gesagt: „Die Frauen sollen schweigen“ (1Kor 14,34). Wenn „Brüder“ hier „Brüder und Schwestern“ (Geschwister) bedeutete, dann wäre das ein Widerspruch zu Vers 34. Wie könnte Paulus „Brüder“ und „Schwestern“ zu den Dingen in Vers 26 ermutigen und gleichzeitig in Vers 34 sagen, dass die Frauen in den Versammlungen schweigen sollen, und in 1. Timotheus 2,11 anordnen, dass die Frauen nicht lehren sollen?

  7. Aber steht denn nicht wiederholt das Wort „alle“ in 1. Korinther 14, um deutlich zu machen, dass alle weissagen und alle in Sprachen reden sollen (1Kor 14,23.24.31)? Aber dass „alle“ nicht „alle Anwesenden“ bedeuten kann, zeigt Vers 31, da hier ja beispielsweise die Weissagenden nicht zu den Angesprochenen gehören, aber die Angesprochenen doch mit dem Wort „alle“ identifiziert werden. Außerdem spricht Vers 29 von zwei oder drei Propheten, die weissagen. Auch dies schränkt Vers 31 in gewisser Hinsicht ein. Es ist ganz deutlich, dass mit dem Argument, dass „alle weissagen“, nicht Vers 34 aufgehoben werden kann, weil einerseits „Brüder“ angesprochen sind und andererseits Vers 34 offensichtlich eine Einschränkung ist.

  8. Manche wollen uns erklären, dass in diesen Versen verschiedene geschlechtsneutrale Worte stehen. Aber die folgenden Begriffe sind männlichen Geschlechts:

    • „ein jeder“ (hekastos)
    • „einer lege aus“ (kai eis diermäneueto)
    • „Ausleger“ (ho diermeneutäs)
    • „so schweige er“ (sigato, 3. Pers. Sg. Präs. Imp. – zu „Ausleger“, klar maskulin)
    • „einem anderen“ (allo, Dat. Sing.)
    • „so schweige der Erste“ (ho protos sigato)
    • „einer nach dem anderen“ (kat‘hena)
      Auch diese Texte belegen, dass es dem Apostel gar nicht in den Sinn gekommen ist, an die öffentliche Beteiligung von Schwestern zu denken.
  1. Das Wort „reden“ bedeutet nach Benseler im Neuen Testament „laut werden, lehren, sprechen, anweisen“ und nach Bauer „Töne laut von sich geben, reden, sich äußern, vortragen, verkündigen“. Im Zusammenhang von 1. Korinther 14 bezieht es sich auf das Reden in Sprachen (1Kor 14,2.5.6.18.23.27 usw.), auf das Weissagen (1Kor 14,3.29), überhaupt auf das Reden mit dem Verstand (1Kor 14,19), auf das Beten und das Preisen mit dem Verstand (1Kor 14,15.16). Dabei ist es wichtig, dass es immer darum geht, dass ein Einzelner entweder im Auftrag Gottes zu den Versammelten redet oder eben ein Einzelner als „Mund“ der Versammelten zu Gott redet (vgl. das Wort „Amen“ in Vers 16), also die Anwesenden leitet.

    In dem ganzen Kapitel geht es also überhaupt nicht um das gemeinsame Singen, es sei denn, dass – wie manche denken – der Ausdruck „alle weissagen“ oder „alle in Sprachen reden“ in 1. Korinther 14,23.24 ein gemeinsames Singen bedeuten soll; was aber doch schwer zu beweisen ist.

    Auch 1. Korinther 14,26 zeigt deutlich, dass gerade der Abschnitt von Vers 26 bis Vers 40 nicht das gemeinsame Singen betont, sondern die Erbauung der Versammelten (1Kor 14,26-40).

  2. Es heißt: „Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen.“ Das Wort „schweigen“ bedeutet „still sein, ruhig sein, sich schweigend, still verhalten, nichts sagen“ (Bauer, S. 1486). In Lukas 9,36 schwiegen die Jünger, nachdem sie Gottes Stimme vernommen hatten; in Lukas 20,26 schwiegen die Auflauerer, nachdem sie die Weisheit Jesu gehört hatten; in Apostelgeschichte 12,17 schwiegen die Versammelten, um Petrus zu hören; in Apostelgeschichte 15,12.13 schwieg die Menge und hörte dem Bericht von Barnabas und Paulus zu. Römer 16,25 spricht über das Geheimnis, das in den Zeitaltern der Zeitalter verschwiegen war und jetzt offenbart worden ist. Schweigen ist eben Nicht-Reden.

    Das gleiche Wort finden wir in 1. Korinther 14,28: „Wenn aber kein Ausleger da ist, so schweige er in der Versammlung“, und in 1. Korinther 14,30: „Wenn aber einem anderen, der dasitzt, eine Offenbarung zuteilwird, so schweige der Erste.“ Schweigen steht also dem Reden gegenüber und heißt „ruhig sein, sich nicht mitteilen“. Den Frauen wird deutlich gesagt, dass sie sich in den Versammlungen nicht als Einzelne mitteilen sollen, sie sollen schweigen.

    Weiter wird gesagt: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig [wörtl. untergeordnet] zu sein, wie auch das Gesetz sagt.“ Das Wort „erlauben“ gebraucht Paulus auch in 1. Timotheus 2,12, wenn er sagt: „Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein.“ Nicht Paulus sagt: „Ich erlaube … nicht“, sondern: „Es ist ihnen nicht erlaubt.“ Auch das Gesetz führt er an, um den Gedanken zu unterstreichen. Vielleicht denkt der Apostel an 1. Mose 3,16 oder an andere Stellen, wo der Frau eine untergeordnete Stellung zugeschrieben wird.

    „Denn es ist schändlich für eine Frau, in der Versammlung zu reden.“ Hier steht das gleiche Wort wie in 1. Korinther 11,6, wo es heißt, dass es schändlich ist, wenn eine Frau abgeschnittene oder geschorene Haare hat. Für viele Frauen ist das Letztere schon seit Jahrzehnten keine Schande, weil sie belehrt wurden, dass es sich hier um eine damalige kulturelle Gewohnheit handele. Wen wundert es dann, dass es inzwischen auch keine Schande ist, wenn Frauen in den Versammlungen reden? Für manche Frauen ist es auch kein Thema mehr, sich beim Gebet und bei der Weissagung privat und beim Zusammenkommen „um der Engel willen“ (nicht um irgendeiner Kultur oder irgendwelcher Brüder und Schwestern willen) nicht zu bedecken. Wenn man damit schon lange fertig ist, wundert man sich natürlich nicht, wenn in 1. Korinther 14,34 das Wort „schweigen“ keinerlei Bedeutung und damit auch keine geistliche Kraft mehr hat.

    Schließlich wird das Wort „reden“ (lalein) verwendet: „Denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden.“ Manche Ausleger wollen hier gern didaskei („lehren“) hineinlegen, weil gleich im Anschluss an diesen Vers von einem möglichen Fragen der Frauen gesprochen wird. Aber „reden“ wird in 1. Korinther 14 auf alle Äußerungen in einer örtlichen Zusammenkunft als Versammlung angewendet (vgl. 1Kor 14,2.3.6.9.11.19.28.29). Es handelt sich also um ein ausdrückliches Redeverbot in den Versammlungszusammenkünften.

  3. Man könnte nun fragen, ob denn die Frauen in der Versammlung Fragen stellen dürfen, um so zu lernen. Auch das sollen sie nicht, sondern daheim ihre Männer (oder Väter oder Brüder) fragen. Es wird somit deutlich das Zusammenkommen als Versammlung von dem „daheim, zu Hause“ unterschieden. Aber wenn sie noch nicht einmal Fragen stellen sollen, wie ist es dann möglich, dass einige meinen, sie könnten doch wenigstens weissagen, laut als „Mund“ der Versammelten beten und so die Versammlung im Gebet leiten? Der Apostel wird immer deutlicher.

  4. Nachdem nun einige deutliche Worte wie „nicht erlaubt, untergeordnet sein, schändlich“ gesagt worden sind, teilt Paulus mit: „Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen?“ Seine Botschaft ist Gottes Wort. Nicht die Korinther hatten diese Tradition, diese griechische oder jüdische Gewohnheit. Paulus war auch kein Frauenhasser, wie manche entweder aus Unwissenheit oder aus Bosheit behaupten, nein, er lehrte Gottes Wort. Es folgt dann: „Oder ist es zu euch allein gelangt?“ Jeder geistliche Korinther würde sofort antworten: Nein, es ist verbindlich für alle Versammlungen (vgl. übrigens 1Kor 1,2). Man kann in dieser Frage nicht seine eigenen Gedanken haben, der Beliebigkeit das Wort reden, ohne dem Wort Gottes ungehorsam und dadurch untreu zu sein. Wenn Versammlungen (Gemeinden) diesem ausdrücklichen Gebot ungehorsam sind, nachdem sie es jahrzehntelang biblisch praktiziert haben, dann darf man doch fragen, ob der Heilige Geist oder das vom Zeitgeist geprägte Fleisch hinter einer solchen neuen Ordnung steht. Wenn Gläubige es praktizieren, weil sie bisher keine anderen Gedanken sehen konnten, sollte man nicht vorschnell urteilen, sondern liebevolle Aufklärungsarbeit leisten.

  5. Weiter heißt es: „Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, was ich euch schreibe, dass es ein Gebot des Herrn ist.“ Jeder geistlich denkende (durch den Geist lebende) Gläubige, jeder wirklich bibeltreue Bruder und jede wirklich bibeltreue Schwester erkennt und anerkennt problemlos, dass man diesem ausdrücklichen Gebot des Herrn gehorsam sein muss – auch wenn zunehmend mehr „Propheten“ und geliebte Brüder und Schwestern in unserer Zeit versuchen, diesen Text umzuinterpretieren, damit er dem Zeitgeist entspricht.

    Übrigens: Wenn jemand behauptet, dass 1. Korinther 14,34 doch bedeutet, dass Schwestern laut beten, Lieder vorschlagen oder weissagen dürfen, dann müsste ein solcher erklären, worauf sich denn eigentlich das „Schweigen“ bezieht? Soll „nicht reden“ in Verbindung mit „lernen und fragen“ „nicht lehren“ bedeuten? Warum steht das dann nicht ganz klar da, wo doch so oft das Wort „lehren“ verwendet wird? Außerdem geht es in dem Kapitel wesentlich um das Sprachenreden und Weissagen. Warum betont man jetzt gerade das Lehren?

    Wenn man behauptet, dass es ja in diesem Kapitel nicht vorrangig um das Gebet gehe, daher die Frau sehr wohl in den Zusammenkünften beten dürfe, muss man sich erstens gefallen lassen, dass man auf Vers 16 hinweist und außerdem 1. Timotheus 2,8 zitiert, wo es ausdrücklich heißt: „Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten.“ Die Lehrbriefe geben an keiner Stelle eine Ermutigung, dass Schwestern in den Zusammenkünften als örtliche Versammlung laut beten sollen, aber sie sprechen wohl prinzipiell von der Unterordnung der Frau (1Tim 2,11-14 u.a.).

  6. Manche meinen nun, dass 1. Korinther 11,5 doch deutlich sage, dass Frauen in der Versammlung beten oder weissagen können. Aber wie kommen solche auf die Idee, dass es sich hierbei um das Zusammenkommen als Versammlung handele? Die Ursache für diese falsche Auffassung kann in der Annahme liegen, dass die Überschriften inspiriert seien, was natürlich nicht der Fall ist! Erstens kann man aus 1. Korinther 11,1-16 nicht direkt ableiten, dass es sich um Zusammenkünfte in der örtlichen Versammlung handelt, denn 1. Korinther 11,1 schließt sich an den vorherigen Abschnitt (1Kor 10,23-33) an, und dieser behandelt auch nicht die Zusammenkünfte als Versammlung; zweitens werden allgemeine Anweisungen gegeben, die man nicht nur auf das Zusammenkommen beziehen kann (1Kor 11,7.14.15); drittens scheint 1. Korinther 11,18 erst das Zusammenkommen wieder zu betonen („Wenn ihr in [als] Versammlung zusammenkommt …“), und viertens bedeutet der Ausdruck „Versammlungen Gottes“ in 1. Korinther 11,16 nicht „das örtliche Zusammenkommen“, sondern die örtlichen „Versammlungen Gottes“, zu denen alle Kinder Gottes eines Ortes gehörten und gehören – auch wenn sie an unterschiedlichen Örtlichkeiten zusammenkommen (vgl. 1Kor 4,17; 7,17; 16,1). In 1. Korinther 11,1-16 haben wir somit einen allgemeinen Grundsatz, der in 1. Korinther 14,34 Einschränkungen erfährt.

  7. 1. Korinther 14,34 ist Gottes Wort, des Herrn Gebot und zum Segen der Versammlung Gottes auf dieser Erde. Wer das missachtet, wird die bitteren Folgen ernten müssen. Wir müssen uns nicht wundern, wenn Satan zunehmend mehr Ehen und Familien zerstören kann, wenn wir glauben, die Ordnungen Gottes beiseitesetzen zu können. Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wenn wir die Unordnung in dieser Sache wünschen, werden wir erleben, dass der Gott des Friedens auf seine göttliche Weise darauf reagiert.

Aber vielleicht fragt mancher Leser auch, warum Gott diese Entwicklung zulässt, warum Er denen keinen Einhalt gebietet, die sich zunehmend für diese Entwicklung öffnen? Aber warum sollte Gott Einhalt gebieten, wenn seine Kinder einen falschen Weg gehen wollen? Hat Er den Verfall der Christenheit nicht ganz klar und deutlich prophetisch vorausgesagt? Er ist ein liebender, wenn auch warnender Vater. Wenn man 1. Korinther 11,1-16 nicht mehr ernst nimmt, weil man sich bestimmten Trends anschließen will, warum soll Gott Einhalt gebieten, wenn man auf dem Weg der Verweltlichung und des Ungehorsam weitergehen will? Nein und nochmals nein, nicht Gottes Handeln wollen wir kritisieren, sondern uns selbst. Wir Männer haben versagt, sind möglicherweise karrieresüchtig, geldliebend und eitel geworden, haben das Lesen und Studium des Wortes Gottes vernachlässigt, um die Welt mit ihrer Scheinschönheit zu genießen. Wir Männer haben versagt, weil wir unseren Frauen vielleicht nicht im biblischen Sinn Haupt waren und sind, sondern von der Liebe Christi zu wenig in unserer Ehe gezeigt haben. Wir Männer haben versagt, weil wir eben kaum noch Männer sind (1Tim 2,8), sondern uns so schnell jedem Wind der Lehre anpassen und zu wenig in der Sanftmut des Christus (2Kor 10,1) und als Knechte Gottes zu seinem Wort fest stehen. Wir Männer haben versagt, weil wir in vielen Fällen unsere Frauen dazu gebracht haben, sich weltförmig zu geben, weil wir letztlich in uns selbst einen weltlichen Sinn genährt haben.

Nein, nein, wir geben nicht unseren lieben Schwestern die vorrangige Schuld, sondern uns oft so ungeistlichen Männern, die in den Gebetszusammenkünften häufig den Mund nicht öffnen können, weil sie ihr tägliches Leben ohne Gemeinschaft mit dem Herrn leben. Wenn wir wirklich wieder Männer werden wollen, die nicht „das Gewand einer Frau“ tragen (5Mo 22,5), das heißt zum Beispiel in den Versammlungsstunden schweigen, dann werden die Schwestern ihre von Gott gegebene Position gern einnehmen und so viele Dienste für den Herrn Jesus bekommen, dass sie dankbar sind, in den Zusammenkünften schweigen zu dürfen. Was würde das eine Freude für den Herrn sein und zu einer Belebung im Volk Gottes führen!

Möge der Herr uns zu seinem Wort zurückführen, das immer noch „feststeht in den Himmeln“.


Originaltitel: „Eine kurze Studie zum Thema ,Die Beteiligung der Frau in den Versammlungen‘“ 
aus Folge mir nach, 6/1999, S. 26–33

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