Christus und seine Versammlung (2)
Christus und der Abendmahlsgottesdienst seiner Versammlung

William John Hocking

© SoundWords, online: 01.01.2001, updated: 29.01.2023

Leitvers: Apostelgeschichte 2,41-47; 20,6.7; 1. Korinther 10,14-22; 11,20-34

Einleitung

Ich habe letzte Woche von der Verheißung gesprochen, dass die Versammlung Christi auf jener Grundlage erbaut werden sollte, die niemals wanken sollte; und bei dieser Gelegenheit haben wir auch gesehen, dass dieser Bau am Pfingsttag begann. Das hervorstechende Merkmal der Versammlung ist ihre Gemeinschaft durch den Heiligen Geist mit dem Herrn Jesus, der in die Höhe aufgefahren ist. Der Herr bewies seine Gegenwart dort, seine Macht und die Erfüllung seiner Verheißung an sie, indem Er den Heiligen Geist sandte. Die Tatsache, dass der Geist gekommen war, zeigte sich in Jerusalem an der Wirkung auf die Zuhörerschaft des Petrus. Dreitausend wurden an jenem Tag zu dem Herrn bekehrt und wurden hinzugetan zu jener neuen Gruppe, die zu einer Behausung Gottes durch den Geist gebildet worden war.

Nun wissen wir, dass, bevor unser Herr zum Himmel auffuhr – als Er in der Nacht, da Er verraten wurde, wenn wir es so sagen dürfen, seine letzte private Unterredung mit deinen Jungem abhielt –, Er ihre Erinnerung an Ihn zu sichern suchte. Er war im Begriff, sie zu verlassen, aber sie mussten dann in besonderer Weise an Ihn denken. Jener Tod, den Er in Jerusalem erleiden würde, durfte nicht vergessen werden. Und Er setzte daraufhin das Brotbrechen zur ständigen Feier ein.

Der Herr war in der Höhe, sie waren hier. Er würde sie nicht verlassen noch vergessen. Er würde immer bei ihnen sein in der Kraft seines Geistes, den Er senden würde; aber ein großes Ziel des Herrenmahles war es, dass ihre Gefühle in seiner Abwesenheit nicht von Ihm, der durch den Tod für sie gegangen war, abirren sollten. Das, was notwendigerweise das Herz eines Nachfolgers des Herrn Jesus Christus mehr als alles andere berühren muss, ist seine Liebe, die bis zum Tod ging. Sein Gehorsam gegenüber dem, der Ihn sandte, ging bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. Das Abendmahl ist eine Gedächtnisfeier an jenen Tod.

Nun steht in Apostelgeschichte 2 die bemerkenswerte Tatsache vor uns, dass die neugebildete Versammlung in Jerusalem sofort diesem Wunsch unseres Herrn entsprach, dass sie in Erinnerung an Ihn das Brot brechen sollten. Die Versammlung Gottes war vollständig anders als Gottes altes Volk. Der Hohepriester und die jüdische Ratsversammlung hatten nicht das Geringste zu sagen oder zu tun in Verbindung mit den Vorkehrungen der Versammlung Gottes. Der Geist Gottes war da schon inmitten der Jünger. Er war nicht im Tempel bei all seiner architektonischen Großartigkeit, sondern in und bei denen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben.

Vierfaches Verharren

Apg 2,41-47: Die nun sein Wort aufnahmen, wurden getauft; und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan. Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. Über jede Seele aber kam Furcht, und es geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die glaubten, waren beisammen und hatten alles gemeinsam; und sie verkauften die Besitztümer und die Habe und verteilten sie an alle, je nachdem einer irgend Bedarf hatte. Und während sie täglich einmütig im Tempel verharrten und zu Hause das Brot brachen, nahmen sie Speise mit Frohlocken und Schlichtheit des Herzens, lobten Gott und hatten Gunst bei dem ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich hinzu, die gerettet werden sollten.

Und der Geist Gottes erinnert hier daran, dass „sie verharrten in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten“. Dies waren die vier Dinge, die charakteristisch waren für dieses Volk. Es ist nicht mehr die Lehre Moses; es ist nun die Lehre der Apostel! Es ist nicht mehr die natürliche Stammesgemeinschaft, die entstand, weil die Juden alle der Same Abrahams nach dem Fleisch waren, sondern da war eine ganz neue Gemeinschaft, eine Gemeinschaft, die sich daraus ergab, dass Gott der Heilige Geist in ihnen wohnte, der diese Jünger des Herrn vereint hatte und sie einsmachte mit dem Christus Gottes. Und diese Gemeinschaft drückt sich darin aus, dass sie ein Herz und eine Seele waren, dass sie alles gemeinsam hatten und zusammen waren zu einem Zweck. Da war eine Gemeinschaft, die Gemeinschaft der Heiligen, die ein bleibendes Merkmal der Versammlung ist.

Das Glied des Leibes Christi wird nicht als eine isolierte Person betrachtet, nicht als ein Individuum. Es ist eine Einzelperson, soweit es um die Aufnahme des Evangeliums geht; es ist eine Einzelperson, soweit es sich um seine Verantwortung handelt. Als ein Sünder vor Gott ist der Mensch eine Einzelperson, die dem Gericht verfallen ist – und so muss es sein –, aber wenn er zu Christus kommt, wird er daraufhin in diese Gemeinschaft gebracht, diese heilige Vereinigung, an diesen neuen Platz in der Versammlung Gottes, wo alle eins sind, weil der Heilige Geist dort wohnt. Am Anfang wurde dieses Einssein ständig ausgedrückt in jeder Form von geistlicher Tätigkeit.

Aber da war auch das Brotbrechen. Der Herr hatte es aufgetragen – die gemeinschaftliche Erinnerung an Ihn im Essen des Brotes und Trinken des Weines. Dass Er abwesend war, soweit das äußere Auge es sehen konnte, wussten sie. Aber Er war gegenwärtig bei ihnen, um dieser Zusammenkunft vorzustehen und um dafür zu sorgen, dass das Brotbrechen etwas ganz anderes wurde als jene leeren jüdischen Zeremonien, die noch in Jerusalem zelebriert wurden. Es war bei ihnen eine lebendige Handlung in der Gegenwart des lebendigen Herrn zur Erinnerung, dass Er, der Sohn des lebendigen Gottes, unseretwegen in den Tod ging, zur Herrlichkeit Gottes.

Auch die Gebete werden erwähnt. Das waren die regelmäßigen Gebete der Versammlung als Versammlung. Die Jünger hatten das außerordentliche Vorrecht, dass sie ihre Herzen zu ernstem Bitten vor dem Thron der Gnade vereinen konnten, wobei der Geist selbst sie vertrat. Es war nicht, dass ein Mensch für einen anderen betete, sondern es war so, dass sie alle fortwährend zusammenwirkten im Gebet. Jeder von ihnen führte noch sein eigenes Gebetsleben in der privaten Sphäre seines eigenen Kreises; aber das, wovon hier die Rede ist, war für sie alle wahr, wenn sie zusammen waren. So verharrten sie in den Gebeten der neugebildeten Versammlung.

Wir sollten die Wichtigkeit des Versammlungsgebetes nicht übersehen. Zwei oder drei mögen irgendwo, irgendwann beten, wenn sie irgendein besonderes Anliegen auf dem Herzen haben; aber das ist nicht natürlicherweise Versammlungsgebet. Versammlungsgebet besteht dann, wenn Glieder des Leibes Christi gemeinsam zusammenkommen mit der gemeinsamen Absicht, das Angesicht des Herrn in ernstem Flehen zu suchen; und wenn sie so zusammen sind, vertritt der Heilige Geist sie so vereint mit unaussprechlichem Seufzen. Solche Gebete sind fruchtbar im Segen.

Man findet, dass, als die Versammlung in Jerusalem betete, die ganze Stätte sich bewegte – ein bemerkenswertes Zeichen dafür, dass Gott vereintes Gebet hört und erhört. Und es ist heute noch so. In der heutigen zersplitterten und zerstreuten Verfassung der Versammlung bleibt es wahr, dass wir, wenn wir wollen, in den Versammlungsgebeten verharren können. Lasst uns nicht vergessen, das zu tun.

Die Einsetzung des Brotbrechens

Wir finden, dass das Brotbrechen bei diesen neuen Versammlungsmitgliedern eine festgesetzte Handlung war. Die Ausübung war so voll und klar festgesetzt, dass uns in Vers 46 gesagt wird, dass sie „täglich einmütig im Tempel verharrten und zu Hause das Brot brachen und ihre Speise mit Frohlocken nahmen“. Hier wird ein Unterschied gemacht zwischen Nahrungnehmen und Brotbrechen, weil wir anderswo finden, dass das Brotbrechen gebraucht wurde in Bezug auf ein gewöhnliches Mahl, zum Beispiel im letzten Kapitel von Lukas (Lk 24,35). Hier war das Brotbrechen nicht die gewöhnliche Mahlzeit; es war die Erinnerung an den Herrn Jesus seiner eigenen Aufforderung gemäß, als Er gen Himmel fuhr; und der Heilige Geist verbindet dies, um Verwirrung zu vermeiden mit dem gewöhnlichen Speisenehmen. Sie nahmen ihre Speise mit Frohlocken, aber sie brachen das Brot zu Hause, nicht im Tempel. Und sie taten dies täglich. Ihre Herzen waren in ständiger Verbindung mit Ihm, der so kürzlich aus ihrer Mitte weggegangen war. Es war auch für sie etwas Wirkliches, weil nicht so viele Tage, ja sehr wenig Wochen, vergangen waren, seit einige von ihnen Ihn leibhaftig sahen, als Er zu ihnen in dem oberen Saal sagte: „Dies tut zu meinem Gedächtnis.“

Sie mögen sich den genauen Klang seiner Worte dort im oberen Saal ins Gedächtnis gerufen haben, als Er in die Gesichter der Elf schaute und sagte: „Dies tut zu meinem Gedächtnis.“ Könnten sie Ihm den Gehorsam verweigern? War es eine Mühsal für sie, dies Tag für Tag zu tun in Erinnerung an Ihn? Es war etwas Wirkliches für sie in Jerusalem, aber wir sollten nicht vergessen, dass, wenn auch viele Jahrhunderte vergangen sind, seit der Herr diese Worte sprach, der Heilige Geist sie doch auch uns lebendig und wirklich machen kann, wenn wir wollen. Wenn wir zusammen sind und die Gegenwart des Herrn Jesus Christus in unserer Mitte fühlen und darauf warten, dass der Heilige Geist unter uns wirkt, wie Er es will, wollt ihr mir dann sagen, dass Er nicht die Stimme des Herrn und die Gegenwart des Herrn zu einer Wirklichkeit für unsere Herzen machen kann?

Aber warum ist es dann nicht immer so? Kommt das nicht daher, dass wir so wenig Glauben haben? Weil wir in einer Art in die Gegenwart des Herrn kommen, wie wir nicht in seine heilige Gegenwart treten sollten? Wir kommen vielleicht herein, wie wir in unser Esszimmer gehen, um uns zum Essen hinzusetzen, wobei wir vergessen, dass der Herr da ist in seiner Versammlung. Das Brotbrechen war ein wirkliches Erinnerungsmahl für die Personen in Jerusalem, und es kann auch für uns jetzt so wirklich sein. Der Herr ist in unserer Mitte; der Heilige Geist ist auch da; und trotz all unserer Schwachheit und all unseren Versagens wird seine Gegenwart für unsere Herzen Wirklichkeit, soweit wir die Wahrheit davon erfassen.

So war es damals direkt am Anfang in Jerusalem, und so finden wir es später in Apostelgeschichte 20 in Troas:

Apg 20,6.7: Wir aber segelten nach den Tagen der ungesäuerten Brote von Philippi ab und kamen in fünf Tagen zu ihnen nach Troas, wo wir sieben Tage verweilten. Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen, unterredete sich Paulus mit ihnen, da er am folgenden Tag abreisen wollte; und er dehnte das Wort bis Mitternacht aus.

In jener Stadt kamen die Jünger in Übereinstimmung mit ihrer Ausübung am ersten Tag der Woche zusammen, am Tag der Auferstehung des Herrn. Und wir wissen, dass es eine wöchentliche Handlung war, weil der Apostel, der auf einer Reise nach Jerusalem war und sehr darum bemüht war, so schnell wie möglich dorthin zu kommen, ausdrücklich sieben Tage verweilte (so können wir es aus der Schrift entnehmen), damit er mit ihnen das Brot brechen könne und auch die Gelegenheit benutzen könne, dass sie zusammen waren, um sich mit ihnen über die Dinge Jesu Christi zu unterreden. 

Und es war nicht so, wie man nach dem gewöhnlichen Text annehmen könnte, dass die Jünger zusammenkamen, um das Brot zu brechen, und dass Paulus zu ihnen stieß als ein Fremder; sondern die richtige Lesart ist: „Als wir zusammenkamen“. Es war die gemeinsame Handlung von ihnen allen, von Paulus und seinen Begleitern und den Brüdern am Ort. Sie kamen zusammen als die Versammlung, und der besondere Zweck ihres Zusammenkommens war, in Erinnerung an den Herrn Jesus Christus das Brot zu brechen. Die Rede des Paulus an sie war eine zweitrangige Sache; das Brotbrechen wurde an die erste Stelle gesetzt, wie es immer der Fall sein sollte bei der Versammlung Gottes. Der Grund dafür ist, dass das Brotbrechen der ausdrückliche Wunsch des Hauptes der Versammlung ist. Der Herr Jesus hat in seiner Erhabenheit, in seiner Autorität als Haupt über alle Dinge an die Versammlung, klargemacht, was sein Wille ist in dieser Hinsicht, und wir haben Freude daran, diesem seinem Wunsch zu entsprechen.

Das Brotbrechen in der Praxis

Ich gehe über zu dem, was der Apostel im ersten Korintherbrief sagt in Bezug auf das Brotbrechen vom Standpunkt der Lehre aus. In der Apostelgeschichte haben wir die geschichtlichen Bezugsstellen zu der Praxis, die umso eindringlicher sind, als sie zufällig im Laufe der Erzählung eingestreut werden. Lukas lenkt beim Schreiben der Apostelgeschichte nicht besondere Aufmerksamkeit auf das Brotbrechen, aber er erwähnt den Brauch beim Fortgang seines Berichtes, wodurch sich zeigt, dass das Brotbrechen zu den regelmäßigen Handlungen der Versammlung gehörte. So ist in dieser unaufdringlichen Form das Pflegen des Brotbrechens in Jerusalem und Troas ausgedrückt. Weil der Herr so wenig Einzelheiten in Bezug auf diese Zeremonie – wenn ich dieses ziemlich kalte Wort gebrauchen darf – festgelegt hat, sind die Heiligen Gottes in Gefahr, sie zu missbrauchen. Lasst mich das in die erste Person setzen: Wir sind in Gefahr, dieses kostbare Vorrecht der Erinnerung an unseren Herrn Jesus Christus im Brotbrechen zu missbrauchen.

1Kor 10,14-22: Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst. Ich rede als zu Verständigen; beurteilt ihr, was ich sage. Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot. Seht auf Israel nach dem Fleisch. Sind nicht die, welche die Schlachtopfer essen, in Gemeinschaft mit dem Altar? Was sage ich nun? Dass ein Götzenopfer etwas sei oder dass ein Götzenbild etwas sei? Sondern dass das, was die Nationen opfern, sie den Dämonen opfern und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht des Herrn Tisches teilhaftig sein und des Dämonen-Tisches. Oder reizen wir den Herrn zur Eifersucht? Sind wir etwa stärker als er?

Im Brief an die Korinther, in den beiden Kapiteln, die wir alle kennen, in Kapitel 10 und 11, fasst der Apostel von zwei verschiedenen Seiten dieses Thema an, und jede Seite hat ihre besondere Lehre für sie und uns. Wenn wir Kapitel 10 ganz flüchtig betrachten, sehen wir, dass dort vom Brotbrechen gesprochen wird im Gegensatz zu heidnischen Festen. Diese Heiligen Gottes waren zum größten Teil frisch aus der Abgötterei heraus Bekehrte, und sie waren an die Orgien gewöhnt, welche die Anbetung der falschen Götter begleiteten. Und wir wissen, dass es auch heute noch etwas Leichtes ist und ein weitverbreitetes Versagen, in die Versammlungen die Gewohnheiten aus unbekehrten Tagen hineinzubringen. In unseren unbekehrten Tagen dienten wir uns selbst. In unserem Fall mag das nicht in der Anbetung lebloser Götzen bestanden haben, aber sicherlich folgten wir den Begierden unseres eigenen Herzens und gingen unseren eigenen Weg und hörten auf die Stimme von Menschen, die unseresgleichen waren. Deshalb bezieht sich die Wahrheit, die ausgesprochen wurde, um die Korinther zu verbessern, im Grunde auch auf uns.

Der Kelch der Segnung

Diese Leute hatten einige ihrer früheren heidnischen Angewohnheiten in die Versammlung hineingebracht im Zusammenhang mit dem schlichten Erinnern an den Herrn Jesus Christus; und der Apostel ermahnt sie, den Götzendienst zu fliehen (1Kor 10,14), weil die böse Macht Satans hinter allem Götzendienst stand und die Heiligen beflecken würde. Er sagte (wenn ich versuchen darf, die Worte etwas zu umschreiben, damit wir sie besser verstehen): Dieses neue Fest, dieses Brotbrechen, bringt euch in die engste und innigste Verbindung untereinander und mit dem Christus Gottes. Was stellt das Brot dar? Was stellt der Kelch dar? Es ist Verbindung mit Christus und die Gemeinschaft der ganzen Versammlung. „Der Kelch der Segnung“, sagt der Apostel, „den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus?“ Der Kelch drückte die engste und innigste Gemeinschaft mit Christus aus. Und der Apostel hatte sie in den vorigen Versen daran erinnert, wie solch eine Verbindung in den Dingen Gottes in alttestamentlichen Zeiten betrachtet wurde.

Er greift, wie ihr euch erinnern werdet, zurück auf Zwischenfälle in der Geschichte des Volkes Israel, als sie durch die Wüste zogen. Da aßen sie alle dieselbe geistliche Speise; sie tranken alle denselben geistlichen Trank; und er fügt etwas hinzu in Verbindung mit dem Wassertrinken, wo das Wasser auf wunderbare Weise aus dem Felsen strömte; er sagt: „Der Fels aber war Christus.“ Die Israeliten hatten alle äußerlich teil an den Vorteilen des geschlagenen Felsens: Christus. Sie alle tranken aus dem Kelch der Segnung, welches Wasser der geschlagene Fels in der Wüste lieferte. Aber wie viele von ihnen fielen in der Wüste wegen ihrer Verbindung mit Götzen? Gott schlug sie, und die meisten von ihnen kamen nicht in das gelobte Land. Und diese Dinge, sagt der Apostel, „sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung“. Es sind ernste Mahnungen gegen beschmutzende Verbindungen.

Die Erinnerung an den Herrn Jesus Christus ist eine sehr heilige Beschäftigung. Wir kommen dann in engen Kontakt zu Christus und auf eine besonders feierliche Art in Verbindung mit seinem Blut. „Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus?“ Und deshalb ist dieser Dienst so heilig. Wir berühren etwas, was heilig ist, und deshalb, da wir etwas berühren, was heilig ist in der Erinnerung an den Herrn Jesus Christus, was für Menschen sollten wir sein! Was für eine Frömmigkeit sollte in uns sein! Welche Absonderung von allem, was beschmutzt und im Gegensatz steht zu dem Christus Gottes! 

Wir neigen dazu, nur die Tatsache zu betrachten, dass wir gerufen sind, den Kelch der Segnung zu nehmen. Wir denken hauptsächlich an ihn als den Kelch der Segnung. Wir preisen Gott dafür. Unsere Herzen erheben sich zu Ihm in Dankbarkeit für das Vorrecht, das unser ist, dass wir am Tisch sind und miteinander diesen Kelch der Segnung teilen dürfen. Aber lasst uns einen Schritt weitergehen. Lasst uns nicht vergessen, dass Heiligkeit das Haus Gottes ist. Seine Behausung durch den Geist. Und diese Frage heiligen Verhaltens ist so ernst, weil wir bei diesen Gelegenheiten so eng und innig mit dem Herrn Jesus Christus verbunden sind. Dieses ist, wie ich annehme, ein Grund, warum in diesem Abschnitt der Kelch zuerst erwähnt wird, eine Umkehrung der gewöhnlichen Ordnung. Wir könnten annehmen, dass der Apostel als Erstes von dem Brot sprechen würde und dann von dem Kelch, aber anstatt die historische Reihenfolge einzuhalten, spricht er zuerst von dem Kelch und dann von dem Brot. Er spricht von dem Blut, bevor er von dem Leib spricht. Nun ist das Blut Christi das, was uns von aller Sünde reinigt und sie endgültig entfernt, es schafft Versöhnung; es ist die Grundlage der Gemeinschaft im Licht Gottes; und deshalb werden wir zwingend als Allererstes daran erinnert, dass, wenn wir diese außergewöhnlichen und unvergleichlichen Vorrechte genießen, wir eine sehr heilige Aufgabe erfüllen. Gemeinschaft mit dem Blut Christi geziemt uns, die Absonderung zu bewahren von allem, was nicht in Übereinstimmung ist mit der Heiligkeit des Namens Jesu Christi, unseres Herrn.

Das symbolische Brot

„Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?“ Hier wird wieder die Gemeinschaft erwähnt. Dieses Mal im Zusammenhang mit dem Leib Christi. Nun hat der Leib Christi, wie wir aus diesem Abschnitt entnehmen, eine zweifache Bedeutung. Erstens stellt das Brot den Leib Christi dar, der für uns gegeben wurde, jener heilige Leib, mit dem Er unsere Sünden auf dem Fluchholz trug. „Dies ist mein Leib“, sagte der Herr und bezog sich da auf das Opfer, zu dem Er sich selbst machte, damit unsere Sünden getilgt würden. Aber da ist noch mehr. Nach dem zweiten Aspekt bedeutet der Leib Christi die ganze Gruppe der Gläubigen, die seine Kirche oder Versammlung bilden. „Denn so wie der Leib einer ist“, sagt der Apostel in Kapitel 12, wo er von dem natürlichen Leib spricht, „so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat …, also auch der Christus.“ Was meint Er damit? Er meint, dass der Christus der Name jenes neuen Menschen, des mystischen Menschen ist, der aus dem himmlischen Haupt, Christus, besteht und aus der Versammlung, seinen Gliedern; sie werden als eins betrachtet.

Der Leib Christi schließt also alle diejenigen ein, die sein sind, alle, die verbunden sind mit Ihm als dem Haupt. Dementsprechend sagt der Apostel an dieser Stelle: „Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen“ (wenn wir auch viele sind). Er meint hier nicht den Leib Christi als jenes Opfer, das für uns gegeben wurde, sondern jenen Leib, der durch den Heiligen Geist gebildet wird von denen, die zu dem Herrn Jesus Christus gehören. Diese sind der Leib Christi. Und deshalb haben wir diese bemerkenswerte Tatsache, dass zwei oder drei, die im Namen des Herrn Jesus Christus versammelt sind zur Erinnerung an den Herrn in seinem Tod, vor sich in dem Brot ein Symbol jenes einen vollkommenen Leibes sehen, der die Versammlung Gottes ist, für die Christus sich dahingegeben hat. Es sind vielleicht nur zwei oder drei Glieder da, aber dort vor dem Herrn sind sie berechtigt, in dem einen Brot den einen Leib zu erschauen, der mit Ihm vereint ist durch den Heiligen Geist; und wir sollten diese Seite der Wahrheit nicht vergessen. Die mannigfaltige Ausdehnung der Versammlung Gottes durch die Jahrhunderte, soweit es die Zeit betrifft, wird hier in ihrer Einheit am Tisch des Herrn jedes Mal dargestellt, wenn wir zum Brotbrechen zusammen sind.

Der Herr möchte nicht, dass wir vergessen, dass Er für die ganze Versammlung, die eine Versammlung starb, wie schwach und wie wenige wir sein mögen, wie zersplittert die Heiligen Gottes sein mögen und wie verloren die Lage der Kirche im Ganzen sein mag. Der Gedanke, der Ihm vorschwebte, war der, dass sie eins sein sollten, so viele und verschiedene sie auch sein mochten, und Er will, dass sie jetzt eins sind. Sie sind deshalb eins durch den Heiligen Geist, und sie werden eins sein in Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Bevor das Brot gegessen wird, wird es natürlich gebrochen. Es wird allen gereicht, damit sie alle daran teilhaben mögen. Aber der Gedanke der Einheit ist vorherrschend in diesem Kapitel. Gott ruft uns auf, liebe Freunde, diese innige Verbindung in dieser Zeit des Zerbruchs aufrechtzuerhalten. Wir sollten dieses Zeugnis niemals aufgeben. Wenn wir um uns schauen und sich streitende Parteien in der Christenheit überall sehen, erinnert uns der Herr daran, dass die Seinen immer noch eins sind, ein Leib. Wir gehören zu jenem einen Leib, für den Er sich selbst dahingegeben hat: „Die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“ Er hat gesagt: „Ich werde meine Versammlung bauen“, und Er wird es auch tun. Und weil Er es gesagt hat, glauben wir daran und freuen uns daran. Der Grund für unsere Gewissheit liegt in der Tatsache, dass Er gestorben ist und den Tod überwunden hat durch seine eigene Machtvollkommenheit und dass Er jetzt erhöht ist im Himmel.

So sehen wir, dass die Frage der Gemeinschaft besonders in diesem zehnten Kapitel zum Ausdruck kommt; wir haben alle teil an dem einen Brot. Und aufgrund dieser Wahrheit gehen große Verantwortlichkeiten auf uns über, wenn wir auch auf diese Dinge im Augenblick nicht weiter eingehen können.

Ich möchte nun kurz etwas zu dem folgenden Kapitel sagen mit besonderem Bezug auf diesen Erinnerungsdienst der Versammlung.

Herr und Christus

1Kor 11,20-26: Wenn ihr nun an einem Ort zusammenkommt, so ist das nicht des Herrn Mahl essen. Denn jeder nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, und der eine ist hungrig, der andere ist trunken. Habt ihr denn nicht Häuser, um zu essen und zu trinken? Oder verachtet ihr die Versammlung Gottes und beschämt die, die nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich nicht. Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm, und als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. 

Wie wir sehr wohl wissen, bringt 1. Korinther 11 einen anderen Gesichtspunkt des Brotbrechens. Hier ist die Frage, die vor dem Apostel steht, das richtige Verhalten der Einzelnen, die da sind, um das Mahl des Herrn einzunehmen. Sie sind da, und jeder hat eine eigene Verantwortlichkeit. Es geht nicht darum, dass sie alle eins sind und alle zu einer geistlichen Einheit verschmelzt sind, sondern das Verhalten des Einzelnen wird hier betrachtet. Es ist so, dass der eine oder andere von dem Herrn gerichtet und gezüchtigt wird. Die Verantwortlichkeit wird hier hineingebracht, und das ist der Grund, warum der Name des Herrn in Kapitel 11 anders ist als in Kapitel 10. In Kapitel 10 ist es, wie wir gesehen haben, der Christus. „Das Blut des Christus … der Leib des Christus“. Dies ist der offizielle Name des Herrn als der eine, dem die Versammlung in ihrer Einheit zugehört: „Christus hat die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben.“ Aber sein Herr-Sein wird eingeführt, wenn es speziell um die Wahrheit der Verantwortlichkeit von uns Ihm gegenüber geht, der unser Herr ist (siehe Lk 6,46).

Der Apostel macht deutlich, dass es für Personen möglich ist, zusammenzukommen und am Mahl des Herrn teilzunehmen und doch überhaupt nicht das Mahl des Herrn zu genießen. Die Korinther kamen zusammen, und das Ergebnis war, dass sie ihr eigenes Mahl einnahmen. Sie brachten ihre eigene Speise und ihr eigenes böses Ich mit sich. „Selbst“ war vorrangig in ihren Herzen die ganze Zeit, wenn sie zusammen waren. Und obwohl sie die mit dem Mund die gewohnten Bewegungen machten, waren die Herzen vieler weit vom Herrn.

Der Ernst des Zusammenkommens

Der Herr schaut traurig auf diese Versammlung herab; und in seiner Autorität und Macht richtet Er die, die da sind, um seines Todes zu gedenken, und die aber seine lebendige Gegenwart vergessen. Er wandelt noch als der Herr inmitten der Versammlung, und wir sollten uns daran erinnern, wenn wir zusammen sind. Denn wenn wir dies in Betracht ziehen, kann es dann eine ernstere Aufgabe für uns auf dieser Erde geben? Ist etwas ernster, als zusammen zu sein, um des Herrn Jesus Christus zu gedenken, als Er starb? Wir haben vielleicht unsere Lieben von uns gehen sehen. Ach, nicht wahr, was ist das für eine ernste Sache, wenn die, die wir am meisten lieben, uns verlassen und wir ihr Gesicht nicht mehr sehen? Aber letzten Endes, was ist der Tod unserer Liebsten im Vergleich zu dem Tod des Herrn Jesus Christus? Dass der Herr des Lebens, der eine, der die vollste Gewalt hatte über den Tod, in den Tod sinken sollte – und was für ein Tod, der Tod am Kreuz!

Wenn wir zum Brotbrechen zusammenkommen und im Glauben wieder und wieder nach Golgatha blicken und uns die Stationen der Schmach und des Leidens ins Gedächtnis rufen, so werden sie uns sehr vertraut, aber doch jedes Mal, wenn sie vor unseren Herzen stehen, neuer und voller. Sicherlich ist das so. Wir wissen, dass es die ernsteste Beschäftigung der Heiligen Gottes in dieser Welt ist. Und deshalb ist ständige Achtsamkeit nötig, wenn man sich naht, um teilzuhaben an der Erinnerung an unseren Herrn Jesus Christus. Der Apostel setzt voraus, dass die Heiligen zu Korinth verstanden, dass der Herr dort bei seinem Mahl anwesend ist. Er soll sozusagen das überwachen, was bei der Erinnerung an seinen Tod geschieht.

Der Apostel hatte ihnen weitergegeben, was er selbst vom Herrn empfangen hatte. Wenn wir die Tatsache dieser besonderen Offenbarung überdenken, wird der Ernst der ganzen Sache noch deutlicher. Der Apostel konnte ihnen sagen, dass der Herr in Herrlichkeit direkt und speziell mit ihm geredet hatte über sein Mahl. Paulus, der Oberste der Apostel, war nicht bei den Elf in dem Raum vor der Kreuzigung; aber der Herr sprach direkt vom Himmel zu ihm, damit er es von seinen eigenen Lippen in Herrlichkeit vernähme, dass dieses Mahl von denen gefeiert werden sollte, die Ihn liebten. Paulus spricht davon, dass das Mahl eingesetzt wurde in der Nacht, in der Er überliefert wurde: „Ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm, und als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; dies tut, sooft ihr trinket, zu meinem Gedächtnis.“

„Mein Leib“; „mein Blut“, „mein Gedächtnis“? Hinter (nicht in) dem Brot und dem Wein steckte die Tatsache seiner eigenen persönlichen Gegenwart. Das Mahl war eine Erinnerung an Ihn in seinem Sterben, aber es war eine Erinnerung an Ihn, den Lebendigen. Es lenkte ihre Herzen nach Golgatha hin, aber Er war gegenwärtig; das war der wichtige Punkt. Sie hatten Häuser, um darin zu essen und zu trinken, wenn es darum ging, Hunger und Durst zu stillen; dann sollten sie die notwendige Speise zu Hause einnehmen. Aber beim Mahl war der Herr da, während sein Tod und die Art seines Todes ihre Herzen bewegte.

Und wenn sie sich durch den Heiligen Geist darüber klar würden, dass Er anwesend war, würden sie sozusagen automatisch die richtige Haltung der Anbetung vor Ihm einnehmen, wenn sie daran dachten, dass Er, der Eine vor ihren Herzen, wirklich gekreuzigt worden war. Als Thomas seine Hände und seine Seite sah, rief er aus: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28). Und es wird auch so bei uns sein. Wenn wir vor Ihm sind und seine Hände und seine Seite schauen, werden unsere Herzen unwillkürlich durch den Einfluss des Heiligen Geistes in den Ruf der Anbetung ausbrechen: Unser Herr und unser Gott! Solche Anbetung ist nicht etwas, was im Voraus geplant werden kann. Es ist nicht etwas, was wir in der privaten Sphäre unserer eigenen Wohnungen ausdenken können. Die Anbetung quillt ohne unseren Einfluss aus unseren Herzen hervor durch das Wirken des Heiligen Geistes, wenn wir zusammen sind. Wir sollen nur darauf achten, dass unsere Herzen, wenn wir kommen, in solch einem Zustand sind, dass der Heilige Geist frei an uns wirken kann.

Und was für ein Zustand ist das? Der richtige Zustand ist, wenn wir den Herrn selbst vor unserem Herzen haben. Ich bin gekommen, um Seiner zu gedenken. Nein, lasst uns das etwas anders sagen. Ich sage vorher: Ich komme um 11 Uhr, um Seiner zu gedenken. Und dieser Gedanke wird mich sicherlich zurechtweisen. Wenn irgendetwas in meinem Herzen und Gewissen sein sollte, was da nicht hingehört, so wird der bloße Gedanke, die Gewissheit und Zuversicht allein, dass ich dabei bin, in die Gegenwart des Herrn Jesus Christus zu treten, mich, bevor ich ankomme, dazu leiten, meine Sünden zu bekennen. Ob es die Sünde der Vergesslichkeit oder des Unvorbereitetseins ist, ich sollte sie Ihm bekennen. Und Er wird treu meine Sünde vergeben und mich reinigen von aller Ungerechtigkeit, so dass ich herzunahen kann als reine Person, als reines Gefäß, gereinigt durch Wasser, durch das Wort, bereitet, um vom Heiligen Geist gebraucht zu werden. Dann wird der Heilige Geist neue Gedanken an unseren Herrn vor meine Seele bringen, neue Gesichtspunkte über seine Person und sein Werk, neue Erinnerungen und neue Freude; und das Herz wird fröhlich springen in Preis und Anbetung Ihm gegenüber. Lasst uns nicht alles selbstverständlich nehmen, als ob eine ernste Prüfung des Herzens nicht nötig wäre, wenn wir zusammenkommen, um des Herrn Tod zu feiern.

Unwürdiges Verhalten

1Kor 11,27-34: Wer also irgend das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt in unwürdiger Weise, wird des Leibes und des Blutes des Herrn schuldig sein. Jeder aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch. Denn wer unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, indem er den Leib nicht unterscheidet. Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen. Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet. Wenn wir aber gerichtet werden, so werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden. Daher, meine Brüder, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen, so wartet aufeinander. Wenn jemand hungrig ist, so esse er daheim, damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das Übrige aber will ich anordnen, sobald ich komme.

Dieser Abschnitt in 1. Korinther 11 wird oft nur zum Teil gelesen. Wir lesen die Verse (1Kor 11,20-26), die sich direkt auf das Mahl des Herrn beziehen, aber wenn wir zu den Versen 1. Korinther 11,27-34 kommen, die vom unwürdigen Essen des Brotes und Trinken des Kelches sprechen, schrecken wir vor diesen Worten zurück wegen ihres Ernstes: „Wer also irgend das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt in unwürdiger Weise, wird des Leibes und des Blutes des Herrn schuldig sein.“ Darauf sagen einige sofort: Ich kann nicht kommen; denn ich bin sicher, dass ich nicht würdig bin zu kommen. – Aber wenn wir die Schrittstelle prüfen, finden wir, dass es nicht um mein Würdigsein, zu kommen, geht. Es handelt sich um die Unwürdigkeit im Zusammenhang mit meinem Verhalten, wenn ich da bin. „Wer also irgend isst und trinkt in unwürdiger Weise“; es ist klar, dass es sich um die Art handelt, wie die Feier geschieht. Sie darf nicht unwürdig sein.

Die Sünde zu Korinth war die, dass das Ich eingelassen wurde am Tisch des Herrn. Einer war trunken, einer nahm sein eigenes Mahl vorweg; jeder verlangte nach dem ersten und obersten Platz. Und dem Ich kann auf viele Arten nachgegeben werden. Es kann zum Streit kommen, wer als Erster ein Lied angeben darf oder wer eine Schriftstelle lesen soll. Das Ich kann auf alle mögliche Art zur Schau gestellt werden. Wenn jemand eine Schriftstelle liest, kann ich sagen: Nun, ich werde dem nicht folgen. Wenn eine Person ein Bittgebet oder eine Danksagung spricht, kann ich für mich allein sagen: Nun, ich werde nicht Amen dazu sagen? Und wer spricht so? Ich selbst. Jenes böse Ich, für das Christus gestorben ist. Da erhebt es sein schändliches Haupt an jener sehr heiligen Stelle und in dieser heiligen Gegenwart. Dann esse und trinke ich unwürdig. Dann bin ich in Gefahr, des Leibes und Blutes des Herrn schuldig zu sein. Ich vergesse die ernste Bedeutung dieser Bilder; ich vergesse die heilige Gegenwart meines Herrn; ich ignoriere die Leitung Gottes des Heiligen Geistes. Und was ist solch ein Verhalten, wenn nicht Gotteslästerung in dem Haus Gottes? Was anderes kann ich erwarten als Zucht, die Ausübung der ernsten Zucht vom Herrn, wovor hier gewarnt wird?

Oh, liebe Freunde, diese ernsten Worte stehen nicht ohne Absicht in enger Verbindung mit dem Mahl des Herrn. Es steht uns nicht zu, anzunehmen, dass sie sich nur auf Personen beziehen, die vor langer Zeit lebten, und nicht auf uns selbst. Nein, sie beziehen sich auf jeden Einzelnen von uns. Jeder Einzelne von uns – es tut mir leid, dass ich das sagen muss – ist in Gefahr, beim Mahl des Herrn unwürdig zu essen und zu trinken, also es in unwürdiger Weise einzunehmen. Wenn du denkst, dass du nicht in der Gefahr bist, kann ich dir nicht zustimmen. Wenn ich auch nur von mir selbst reden kann, so entstammen doch alle Glieder des Leibes Christi derselben gefallenen Rasse; sie haben alle dieselbe gefallene Natur in sich. Christus hat jenes alte Ich, jene böse Natur, durch sein Opfer am Kreuz verdammt, und, liebe Freunde, wenn wir die alte Natur nicht an der Stelle halten, wo Er sie hingetan hat, nämlich unter seinen Füßen, dann wird sie sogar bei dieser ganz und gar heiligen Gelegenheit der Erinnerung an den Herrn in seinem Tod erscheinen.

Lasst uns dafür sorgen, dass wir uns selbst beurteilen, weil der Herr heilig ist. „Seid heilig, denn ich bin heilig“ (1Pet 1,16; 3Mo 11,45). Ohne dies können wir nicht den Zustand praktischer Heiligkeit erlangen, der für seine Gegenwart nötig ist. Ohne diese können wir „nicht „den Herrn schauen“ (Heb 12,14). Da ist eine praktische Heiligkeit, die der Herr uns einschärft, und wir sind in Gefahr, unsere Verantwortung in dieser Hinsieht zu vergessen. Die größte Gefahr dafür besteht aus dem einfachen Grund, dass es, wenn wir von Zeit zu Zeit zusammenkommen, keine anerkannte Organisation gibt, kein äußeres Zeremoniell, keinen festgelegten Rahmen oder Ablauf, um unsere Gedanken zu leiten und um jedes unverantwortliche Eindringen derer zu verhindern, die nicht berechtigt sind zu sprechen.

Deshalb besteht die ständige Gefahr, dass wir in irgendeine Art unrechten Verhaltens fallen, sei es auch nur in Gedanken und nicht in der Tat, und dass wir so die Süßigkeit des Erinnerns an den Herrn Jesus in seinem Tod in der schriftgemäßen Art verlieren. Und, liebe Freunde, es ist da sehr sicher, dass wir mehr von der Liebe unseres Herrn Jesus Christus lernen als irgendwo sonst, weil wir bei seinem Leiden, in der Finsternis, durch die Er musste, in der ganzen schrecklichen Zeit am Kreuz, mit Hilfe der Leitung des Heiligen Geistes, die Liebe und Herrlichkeit Gottes strahlen sehen, sogar in jene dunkle Stunde hinein. Wir gedenken Seiner in seinem Sterben, und unsere Herzen erheben sich in Anbetung und Dankbarkeit zu Gott dem Vater, der Ihn gesandt hat, und zu Gott dem Sohn, der sich selbst gegeben hat, um gehorsam sogar in den Tod hineinzugehen, ja in den Tod am Kreuz.

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Zweiter Vortrag „Christ and the Communion Servise of His Church“ aus der Vortragsreihe Christ and His Church,
gehalten 1929 in Wildfell Hall, Catford, London


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