Die Stiftshütte
Die hohe Schule für einfältige Herzen

Simon Streuper

© SoundWords, online seit: 11.01.2016, aktualisiert: 02.04.2023

Einleitung

In der Stiftshütte besitzen wir ein ganz besonderes Bild von den Dingen, die im Himmel sind, in der Wohnung Gottes. Das ist der Ort, an dem wir selbst „Kind des Hauses“ sein dürfen, wo wir uns täglich aufhalten dürfen, um die Lieblichkeit des Herrn anzuschauen und um die Schätze, die Er mit uns teilen will, kennenzulernen. David wollte dort am liebsten jeden Tag dort hingehen (Ps 27,4). Wir haben jeden neuen Tag Gelegenheit, um dort hineinzugehen.

Tun wir das auch? Als Himmelsbürger, die durch die Wüste dieser Welt ziehen, dürfen wir, genau wie Mose, täglich hineingehen. Dort lernen wir einzusehen, dass die Probleme der Wüstenreise in erster Linie dazu dienen, unser Vertrauen allein auf Gott zu setzen, und dass die Beschwerden – wie herb auch immer – zeitlicher Natur sind. Doch lehrt uns das nicht nur, die irdischen Dinge in ihren richtigen Proportionen zu sehen. Es lässt uns vor allen Dingen unseren geistlichen Reichtum kennenlernen, mit dem wir „in den himmlischen Örtern“ in Christus gesegnet sind.

Um zu verstehen, was mit den beiden Ausdrücken „in den himmlischen Örtern“ und „in Christus“ gemeint ist, können wir am besten der Stiftshütte einen Besuch abstatten, denn im Heiligtum finden wir ein Bild von „den himmlischen Örtern“, und die Gegenstände und Materialien, die wir dort finden, reden von „den himmlischen Dingen“, von Christus selbst und von den Gläubigen. Es spricht für sich, dass wir, wenn wir die Bedeutung davon kennenlernen wollen, auf das Licht angewiesen sind, das vom Leuchter her strahlt. Wer hier auf eigenen Verstand und auf eigene Einsicht vertraut, landet vollkommen im Nebel. Nichts von dem natürlichen Menschen ist in der Lage, auch nur das Geringste von den geistlichen Schätzen zu verstehen, die hier aufgehäuft sind, ganz zu schweigen davon, sie zu erklären (1Kor 2,14). Alles vom natürlichen Menschen musste ja gerichtet werden und sein endgültiges Ende im alles verzehrenden Feuer des kupfernen Brandopferaltars finden. Und alle Verunreinigungen, denen wir in einer sündigen Welt begegnen, müssen ja zunächst mit dem Wasser aus dem kupfernen Waschbecken abgewaschen werden, bevor wir die Tür zum Heiligtum passieren.

Wer hier eintritt und heimlich ein bisschen Licht der menschlichen Überlegung oder andere Konterbande mit hineinschmuggelt, sollte besser zunächst zum Altar und zum Waschbecken im Vorhof zurückgehen, um sein Versäumnis in Ordnung zu bringen. Wir werden zuerst Gottes Gericht auf uns anwenden und uns reinigen müssen von allem, worin Gottes Wort uns verurteilt. Ansonsten laufen wir wie ein blindes Pferd in Gottes Heiligtum herum. Das ist die einzige Bedingung und die einzige Zulassungsforderung, der wir entsprechen müssen, um diese Anstalt der allerhöchsten Unterweisung betreten zu können und um den tiefsten Lektionen folgen zu können. Kenntnis und sogar Bibelkenntnis ist keine Bedingung. Das Einzige, was nötig ist, ist dasselbe Verlangen, das in Marias Herz war, als sie sich zu den Füßen des Heilands niedersetzte: das Verlangen, Ihn kennenzulernen. Dieser selbe Herr empfängt uns sehr gern in seinem „Hörsaal“.

Es ist sein Verlangen, uns zu unterweisen. Hat Er nicht gesagt: „Lernt von mir“? Kenntnis ist nicht die Frucht intellektueller Anstrengung, sondern die selbstverständliche Folge einer innigen Beziehung mit dem Meister selbst, in der wir wachsen müssen. Allein das Licht der Öllampen (der Heilige Geist), die durch den Leuchter (Christus) getragen wurden, fiel auf alle Gegenstände. Der Vorhang aus fein gezwirntem Byssus und die erste Decke aus demselben Material mit den Cherubim wurden durch dieses Licht erleuchtet. Ebenso der goldene Räucheraltar und der Tisch mit den Schaubroten; jedoch auch der Leuchter selbst. Sodann gab es noch die mit Gold überzogenen Bretter auf silbernen Füßen. Und bedenke, dass in jedem Brett jeder Gegenstand, der sich dort befand, gespiegelt wurde. Schließlich standen dort vier Säulen aus Akazienholz, die mit Gold überzogen waren, auf silbernen Füßen. Hieran hing der Vorhang, auf dem Cherubim abgebildet waren; er stellte die Trennung zwischen dem Heiligen und dem Allerheiligsten dar.

In diesem Artikel will ich versuchen, mich auf die Stellung der Gläubigen zu beschränken, wie sie durch die Bretter der Stiftshütte und die Säulen im Vorhof illustriert wird. Die Bretter können nur im Heiligtum wahrgenommen werden, die Säulen nur außerhalb des Heiligtums. Das Akazien(Sittim-)holz der Stiftshütte war dem Auge völlig entzogen. Bei den Säulen des Vorhofs war das verwendete Material sofort sichtbar. (Auch wenn uns nicht mitgeteilt wird, was für Material es war, ist dennoch anzunehmen, dass es Holz war.) Die Bretter hatten zwei silberne Füße. Die Säulen hatten jeweils ein kupfernes Fußteil, während sie mit einem silbernen Kopfstück und silbernem Bindestab und silbernen Haken versehen waren.

Gott beginnt sozusagen die Herrlichkeit vom Himmel her zu offenbaren. Er beginnt damit, die Bundeslade zu beschreiben, die ein Bild von Christus ist, und beendet die erste Beschreibung mit der Erwähnung des Tores, das an der Ostseite angebracht werden muss. Das Tor ist für den Menschen der Startpunkt des Weges zu Gott. Am Ende dieses Weges findet er die größte und herrlichste Offenbarung Gottes. Gott setzt die Gegenstände, die als Erstes kennengelernt werden müssen, an die erste Stelle, so nah wie möglich zum Menschen:

  1. Die Tür: Jesus Christus, die Tür, durch die der Mensch hineingehen muss, um errettet zu werden.
  2. Der Brandopferaltar: das Kreuz, wo das Sündenproblem gelöst wurde und wo wir im Blut des Lammes gewaschen werden.
  3. Das kupferne Waschbecken: Gottes Wort, durch das wir täglich gewaschen werden müssen, um in das Heiligtum hineingehen zu können.

Bei jedem Schritt, den wir tun, möchte der Herr uns führen und uns immer tiefer in alle Geheimnisse der geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern in Christus einweihen.

Noch bevor wir durch das Tor hineingingen, war uns schon bewusst, dass der Vorhof durch einen ungefähr zweieinhalb Meter hohen Zaun von dem Rest der Welt abgeschirmt war. Durch das Tor hineinzugehen, ist eine Sache der persönlichen Verantwortung. So ist es auch bei der Annahme des Opfers des Herrn Jesus, von dem die Opfer auf dem kupfernen Brandopferaltar reden. Dort richtete Gott die Übertretungen und Sünden und konnte den Sünder verschonen, weil er seine Schuld erkannte und sie auf den Kopf des unschuldigen Opfers legte. Bist du schon so weit gekommen? Hast du deine Hände schon durch Anerkennung deiner Schuld auf das Opferlamm gelegt? Dann darfst du wissen, dass das Gericht dich nicht mehr treffen wird, weil es Jesus Christus getroffen hat.

Hier, zwischen der Tür und dem kupfernen Brandopferaltar, können wir drei Sorten von Menschen wahrnehmen:

  1. Alle wurden sie durch die Verkündigung des Evangeliums angesprochen, doch Gruppe eins kommt nie so weit, dass sie wirklich zur Sündenerkenntnis kommt. An dem kupfernen Brandopferaltar finden sie nichts. Ein Teil dieser Gruppe macht direkt kehrt und verlässt den Vorhof durch die Tür. Die andere Hälfte der Gruppe hängt dort einfach weiterhin herum und kommt nicht weiter, als an allerlei interessanten gottesdienstlichen Diskussionen teilzunehmen, die nie ein Ende finden, weil sie sich immer wieder neue Fragen ausdenken.

  2. Gruppe zwei sind diejenigen, die zu einer gründlichen Sündenerkenntnis gekommen sind und bebend ihre Hand auf das Opfer gelegt haben, jedoch nicht bedingungslos glauben, dass ihre große Schuld bis zum letzten Cent durch das eine Opfer von Jesus Christus vollkommen bezahlt ist. Sie stehen immer noch wie angewurzelt beim kupfernen Brandopferaltar. Das ist natürlich schrecklich schade. In erster Linie, weil sie Gott damit wirklich betrüben. Kaum haben sie den Weg betreten, den Christus ihnen durch den Vorhang hin eingeweiht hat, schon haben sie sich festgelaufen! Gott wünscht, dass du Ihm bis zu seinem Thron nahst. Genauso nah wie der Priester, der den Weihrauch auf den Räucheraltar brachte. Vor die Bundeslade und ins Allerheiligste, wo wir Gottes Herrlichkeit anschauen im Angesicht von Jesus Christus. Das ist das größte Vorrecht und das ist der erhabenste Platz, den wir mit Freimütigkeit betreten dürfen.

  3. Und schließlich ist da noch Gruppe drei. Das sind die, bei denen der Zweifel verschwand, nachdem sie begriffen hatten, dass Sicherheit nur aufgrund des Vertrauens auf alle Verheißungen Gottes zu finden ist, auf die wir gläubig unsere Hände legen dürfen. Sie haben gläubig nachgesprochen, was Paulus in Römer 7 einem zweifelnden Christen in den Mund legte, der in seiner Verzweiflung ausrief: „Wer wird mich erretten von diesem Leib de Todes?“ Der erlösende Überwindungsschrei lautete: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ Christus hat selbst gesagt: „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24). Diese Worte des Herrn sind so klar wie Glas. Sie können unmöglich missverstanden werden. Glaube ihnen ruhig! In der gläubigen Annahme dieser deutlichen Verheißung steckt kein Körnchen Anmaßung. Hier ist nur die Verwunderung über das geschenkte Heil angemessen. Und um nun dahinterzukommen, was dieses Heil enthält, möchte ich Gruppe 2 bitten, sich diesen Letzteren anzuschließen und einen Blick auf die Säulen zu werfen, an denen die Vorhänge des Vorhofs aufgehängt wurden.

Vor einiger Zeit standen sie noch in der Wildnis neben ihren größeren Brüdern, aus denen die Bretter gemacht wurden (die Bäume stellen natürlich Menschen dar). Lasst uns einfach annehmen, dass auch die Säulen aus Akazienholz gemacht wurden. Die Baumkrone bestand aus einem Wirrwarr dorniger Äste. Der Stamm, beschädigt und knorrig, stand fest auf den Wurzeln, die für die Nahrung sorgten, so dass der Baum sich in Übereinstimmung mit seiner Art inmitten der dürren Wüstenumgebung entwickeln konnte. Ist das keine zutreffende Skizzierung des sündigen Menschen, der sich, verfinstert am Verstand, seinen gierigen Lüsten hingibt? Ist das kein Abbild von dir und mir?

Doch warte, dahinten kommt Bezaleel. (Oder war es Oholiab?) Er sucht sich sechzig kleine Bäume aus, markiert sie und schickt die Holzhacker los, um sie zu fällen. So, wie sie dort stehen, kann er nichts mit ihnen anfangen; sie sind total ungeeignet. Zunächst ist die Axt an der Reihe! …

Als Johannes der Täufer das Evangelium des Königreichs am Jordan predigte, weil dort Wasser war und dort so viele „Bäume“ herumliefen, kamen einige von der Sorte „Pharisäer und Sadduzäer“ auf ihn zu. Johannes feuert sogleich eine Frage auf sie ab: „Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? Bringt nun der Buße würdige Frucht … schon ist aber die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum nun, der keine gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.“ Ist das nicht genau das, was mit uns hätte passieren müssen? Doch statt dass wir ins Feuer geworfen werden, ist jemand anders im Feuer des Gerichtes Gottes gelandet. (Diese Lektion haben wir schon beim kupfernen Brandopferaltar gelernt.)

Das Akazienbäumchen ist radikal von der Wurzel getrennt und seiner Krone entledigt worden. Wo es vorher in seinem Stumpf Halt fand, wird es nun fest in einem kupfernen Fuß verankert, und wo früher sein Wipfel war, findet sich nun ein silbernes „Krönchen“. Es ist zwar noch immer dasselbe Bäumchen, doch alles an ihm ist anders, ist neu geworden. Das hat es nicht eigener Anstrengung zu verdanken. Andere als es selbst mussten es fähig machen, damit es als Säule Dienst tun kann. Über nichts kann es sich rühmen. Es kann lediglich bezeugen, dass es früher um kein Haar anders war als alle anderen Bäume und dass es nicht selbst, sondern Bezaleel (oder Oholiab?), der Weisheit von Gott bekommen hatte, es unter allen anderen Bäumchen ausgewählt hatte; dass es von seiner natürlichen Wurzel durch Holzhacker abgetrennt wurde und wiederum von anderen mit unentbehrlichen Teilen versehen wurde, um seiner Bestimmung im Vorhof entsprechen zu können. Es gab nichts, von dem es sagen konnte: „Das habe ich selbst gemacht.“ Auf diese Säule könnte man die Worte aus Epheser 2,8-10 schreiben: „Durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvorbereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“

„Aber“, höre ich jemand fragen, „wie sieht das denn mit unserer Verantwortung für das aus, worüber hier oben gesprochen wurde?“ Das ist eine Sache von zwei Seiten ein und derselben Medaille. Auf der einen Seite steht: „Wer will, nehme“ (Off 22,17), und auf der anderen Seite: „Also liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott“ (Röm 9,16). Am Anfang jedes „bekehrten“ Gläubigen steht die Barmherzigkeit Gottes, die zur Bekehrung führt (Röm 2,4). Er ruft und Er gibt. Der Mensch muss antworten und nehmen! Das ist kein Widerspruch, sondern ein stimmiger Dialog.

Der Vorhof und die Umzäunung

Der Vorhof [darüber lesen wir in 2. Mose 27] war der Teil der Stiftshütte, der von dem Rest der Welt abgesondert war. Dahinter verbirgt sich eine für uns nicht unwichtige Lektion. Es bedeutet, dass wir beim Durchschreiten des Tores eine Grenze passiert haben, die durch die Säulen markiert wird, an denen die Vorhänge des Vorhofs aufgehängt sind. Der offene Raum des Vorhofs wird durch zwei wichtige Gegenstände beherrscht: den kupfernen Brandopferaltar (der von dem Kreuz redet) und das eherne Waschbecken (das von dem Wort Gottes redet). Und diese Dinge stehen auch in Verbindung mit dem Allerwichtigsten: der Bundeslade, Gottes Thron im Allerheiligsten. Beim Passieren des Tores sind wir „versetzt“ in das Reich des Sohnes seiner Liebe, nachdem Er uns aus der Macht der Finsternis erlöst hat (Kol 1,13), oder, wie wir an anderer Stelle lesen: berufen aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht (1Pet 2,9). Zwar „in“, aber nicht „von“ der Welt, die im Bösen liegt und dem Verderben entgegeneilt.

Das bedeutet nicht, dass wir uns nun aus der Welt zurückziehen und gemütlich mit den Segnungen beschäftigen sollen, die Gott uns in dem Herrn Jesus geschenkt hat. Gott hat uns schon aus der Welt herausgezogen und uns in seine Gegenwart gebracht. Der Grundsatz der Absonderung scheint manchmal schlecht verstanden zu werden, weshalb man manchmal überhaupt nicht weiß, wie mit der Stellung in der Welt umzugehen ist und wie man sich denen gegenüber, die noch draußen sind, verhalten soll. Es ist absolut nicht so, dass wir ein abgesondertes Volk von Gläubigen sind, weil wir uns abseits und sehr reserviert aufstellen neben allem, was es in der Welt gibt, und dass als Folge dessen Gott in unserer Mitte ist. Der einzige Grund, warum wir einen abgesonderten Platz einnehmen, ist, weil Gott selbst uns an diesen Platz gebracht hat, wo wir Ihn und seinen Sohn kennenlernen können.

In der Mitte Israels hatte Gott die Zeichen seiner Anwesenheit als Zeugnis für die umliegenden Völker aufgerichtet. Gottes Gegenwart war der einzige Grund, warum sie ein abgesondertes Volk waren. Als Mose zum zweiten Mal vierzig Tage und Nächte in Verbindung mit dem zweiten Satz steinerner Tafeln auf dem Berg bleibt, bittet er Gott, mit ihm und seinem Volk mitzuziehen: „Und woran soll es denn erkannt werden, dass ich Gnade gefunden habe in deinen Augen, ich und dein Volk? Nicht daran, dass du mit uns gehst und wir ausgesondert werden, ich und dein Volk, aus jedem Volk, das auf dem Erdboden ist“ (2Mo 33,16). Die Anwesenheit Gottes ist das wahre Fundament der Absonderung. Und das Ziel der Absonderung ist zweierlei: erstens, um für Ihn ein Zeugnis in der Welt zu sein, und zweitens, um eine ungestörte Gemeinschaft mit Gott in der Welt haben zu können. Ersteres können wir symbolisch in den Säulen des Vorhofs sehen; das Zweite in den Brettern der Stiftshütte, aber dazu später mehr.

Die Umzäunung lehrt uns also in erster Linie, dass wir zum Zeugnis für die uns umringende Welt abgesondert sind. Die Menschen um uns her sind alle aus demselben Holz geschnitzt wie wir. Und dennoch sind wir „ganz anders“, wie wir schon in Epheser 2,10 gelesen haben, wo steht, dass wir sein Werk sind, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken …, damit wir darin wandeln sollen. Wohl von derselben Holzsorte und doch ganz anders. Nicht durch eigene Anstrengung – auch wenn es uns Energie kostet. Nicht durch etwas, was von unserem natürlichen Menschen ist – wenngleich wir mit jeder Faser unserer Seele einbezogen sind, sondern nur, weil Christus „andere“ Menschen aus uns gemacht hat. Einzig und allein weil die kunstfertigen Hände des Zimmermannssohnes aus Nazareth, unseres Heilands, sich nach uns ausgestreckt haben, als Er am Kreuz unsere Schuld trug, und weil Er uns als der gute Hirte aufsuchte und nun als Hoherpriester mit uns beschäftigt ist, um ein Werk des Künstlers aus uns zu machen. An sich stellt diese Säule eigentlich nichts dar. Sie kann nicht einmal allein stehen, selbst wenn sie auf einem kupfernen Fuß steht, denn sie hat noch zwei Zeltschnüre und zwei Heringe nötig, um nicht nach vorn oder hinten zu fallen. Und auch das ist noch nicht genug; sie hat auch noch eine Verbindung zu ihrer linken und rechten Nachbarin nötig. Ohne die Mitwirkung dieser beiden ist sie zu nichts zu gebrauchen. Wenn sie allein bleibt und anderen ihre Mitwirkung verweigert, hätte Bezaleel sie genauso gut im Wald stehen lassen können.

Vergeblich suchen wir in der Beschreibung der Stiftshütte nach Vorschriften, die anweisen, wo sie stehen sollten: an der Innen- oder Außenseite. Offensichtlich ist dies von untergeordneter Bedeutung. Das Einzige, was wirklich wichtig ist, ist, dass sie gemeinsam die Aufgabe haben, den Vorhang hochzuhalten, so dass für jeden, der noch draußen steht, vollkommen klar ist, dass sie zu hundert Prozent auf der Seite Gottes stehen. Es ist für uns von größter Wichtigkeit, einzusehen, dass die Säulen für die Vorhänge da waren und nicht die Vorhänge für die Säulen. Sie sind mit Plakatwänden zu vergleichen, die nicht mehr sind als „Träger“ bestimmter Informationen, die veröffentlicht werden müssen, so dass jeder sie wahrnehmen kann. Ein herrliches Vorbild von jemand, bei dem wir sehen, dass er während seines Lebens als eine solche Säule fungierte, ist Paulus. Er konnte in Wahrheit sagen: „Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat“ (Gal 2,20). So wurde in seinem Leben immer und überall sichtbar, nicht wer er, sondern wer Christus war.

Mit keinem anderen Ziel als diesem sandte der Herr seine Jünger in die Welt, als Er zu ihnen sagte: „Friede euch! Wie der Vater mich ausgesandt hat, sende auch ich euch. Und als er dies gesagt hatte, hauchte er in sie und spricht zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“ Wie sollten sie auch anders in der Lage sein, so einen Auftrag zu erfüllen und zu vollenden als in derselben Kraft, die auch in Ihm war? Verstehst du, warum der Herr uns immer noch in dieser Welt lässt und warum Er noch nicht gekommen ist, um uns nach Hause zu holen? Damit wir bekanntmachen, wer Gott ist, und von der Herrlichkeit des Herrn Jesus zeugen. Und sag doch selbst: Gibt es etwas in dieser Welt zu finden, wodurch wir mehr gesegnet und mehr Freude genießen können, als gerade in der Gemeinschaft mit Ihm? In der Tat, das ließ Paulus nicht unberührt. Es brachte ihm Gefangenschaft, Arbeit und Mühe, Hunger und Durst und Kälte und Nacktheit. Doch diese nach menschlichem Ermessen düsteren und erbärmlichen Lebensumstände sah er selbst offensichtlich als den geeigneten Hintergrund schlechthin, um auf diesen in goldenen Lettern das Leben seines Herrn zu projektieren …

Die Umzäunung des Vorhofs der Stiftshütte lehrt uns, dass wir abgesondert sind, um in der Welt ein Zeugnis für Christus darzustellen. Genau wie die Säulen des Vorhofs haben wir die Herrlichkeit von Christus gegenüber allen, die uns umgeben, hochzuhalten. Der Apostel Paulus war so jemand, der in seinem Leben Christus darstellte.

Die Säulen

Paulus war auch nicht mehr als so eine kleine Säule, die unter geringstem Druck umgefallen wäre, hätte er nicht – genau wie die Säulen des Vorhofs – stabil durch die Zeltschnüre stehen können, die fest im Boden verankert waren. Den Philippern schrieb der in diesem Augenblick inhaftierte Bruder Paulus (sich mit Timotheus auf dieselbe Stufe stellend, seine Apostelschaft unerwähnt lassend und sich mit Timotheus als „Sklaven von Christus Jesus“ präsentierend [Phil 1,1]): „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt“ (Phil 4,13). Und diese Kraft, so hatte der Herr ihm gesagt, wird in Schwachheit vollbracht. Aus diesem Grund rühmte Paulus sich seiner Schwachheiten, damit die Kraft des Christus über ihm wohne. Darum hatte er ein Wohlgefallen in Schwachheiten, in Schmähungen, in Nöten, in Verfolgungen und Angst für Christus, denn wenn er schwach war, dann war er stark (2Kor 12,9.10). Er, der uns gerufen hat, der uns auch in die Welt gesandt hat! Er, der uns in die Welt gesandt hat, ist derselbe, der uns Kraft gibt. Und das ist eine Kraft, die tausendmal größer ist, als wir gemeinsam nötig haben würden. Die Kraft ist nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der Gott in dem Christus gewirkt hat, indem Er Ihn aus den Toten auferweckt hat … usw. (Eph 1,19). In Paulus lebte das Verlangen, die Kraft beim Vollbringen der ihm anvertrauten Aufgabe zu erleben (Phil 3,10).

Ich kann mir vorstellen, dass du denkst: Ja, aber das ist dann auch der große Apostel Paulus, den Gott für eine höhere Position und eine große Aufgabe auserwählte … wer von uns reicht an ihn heran?“ – Du hast recht, wir haben nicht alle dieselbe Position und Aufgabe, allerdings haben wir doch alle dieselbe Verantwortung für die uns gegebene Aufgabe, worin immer diese besteht oder was sie auch sein mag. Und was noch mehr wiegt: Wir haben denselben Meister, der in unserem Leben durch seine Kraft das wirken kann, was Er will. Bei Ihm gibt es keine Beschränkungen oder Hindernisse, um dies in unserem Leben wahr zu machen. Wenn Er mit uns nicht zu seinem Ziel kommt, weist dies darauf hin, dass bei uns, bei mir, Widerstände sind, die das verhindern. Um das Ziel zu erreichen und die Aufgabe zu erfüllen, die der Herr jedem von uns gegeben hat, ist es überhaupt nicht wichtig, ob das eine große oder kleine Aufgabe ist. Das Erreichen des Ziels hängt nicht von der Art unserer Berufung ab, denn diese ist für jeden anders. Worum es wirklich geht, ist, ob wir genauso klein werden wollen wie Paulus. Wer genauso groß wie Paulus werden möchte, wird zunächst genau wie er sich selbst ganz an den Meister verlieren müssen, der ihn erkauft hat! Und wer so klein geworden ist, kann sich vor allen Dingen über das freuen, was in dem Leben der anderen von dem Herrn sichtbar wird, selbst wenn es Gegner (nicht des Evangeliums, sondern seiner selbst) betrifft.

Eine andere Aufgabe haben die kleinen Säulen nicht, außer das Tragen der Vorhänge. Diese Vorhänge, die von gezwirntem Byssus gemacht waren, reden von den gerechten Taten der Heiligen, den guten Werken (Off 19,8; Eph 2,10). Diese Sache geht dem Herrn Jesus sehr nahe. So sehr, dass dies, als Er seine Augen zum Himmel aufhob zum Gebet, ein wichtiger Gegenstand des Gespräches mit seinem Vater war. Er war kurz davor, die Welt zu verlassen, und befahl seine Jünger dem Vater an, weil sie sich später abseits/außerhalb der Welt befinden würden. Sie sind, genau wie Er selbst, nicht von dieser Welt! Der fein gezwirnte Byssus ist äußerst anfällig für Schmutz. Wie soll dies je sauber und strahlend weiß bleiben? Das ist die Sorge, die Er seinem Vater vorlegt, und Er fleht: „Heiliger Vater, … Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin. Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit“ (Joh 17,15-17). – „Heiligen“ bedeutet nicht, dass wir noch heiliger werden müssen, sondern dass wir, wenn wir unseren Auftrag erfüllen wollen, wenn wir verunreinigt worden sind, gereinigt werden müssen durch die Waschung des Wassers, durch das Wort (denke an das kupferne Waschbecken im Vorhof) (Eph 5,26.27). Dann lässt der Herr diesen Worten folgen: „Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt; und ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie Geheiligte seien durch Wahrheit“ (Joh 17,18.19). Hier sagt Er es zu seinem Vater, bevor Er den Auftrag seinen Jüngern gibt. Wird Er uns mit dem Auftrag nicht auch alle erforderliche Gnade und Kraft schenken? Wir sind gerufen, um Nachfolger von Christus zu sein. Er verließ die Herrlichkeit des Himmels, um seinen Vater zu offenbaren (zu verkündigen, zu erzählen) – wir werden gerufen, um den Begierden der Welt zu entsagen und der Welt zu erklären, wer Er ist.

„Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh 1,18). Uns, die wir zu Gott gebracht sind und jetzt schon in Christus in die himmlischen Örter versetzt sind, ist der Auftrag gegeben, Christus in unserem Leben darzustellen, da nur und ausschließlich in einem Christen Gott gesehen werden kann.

Als der Herr Jesus jede Eigenschaft und Herrlichkeit Gottes an den Tag legte und davon zeugte, dass Gott sein Vater war, sprachen sie: „Er hat einen Dämon“ (Joh 8,48). Das war ihre Reaktion, als der Gerechte unter ihnen verkehrte und sie mit dem „fein gezwirnten Byssus“ seiner makellosen Lebensoffenbarung in Berührung kamen. Kein Wunder, dass Petrus später an die wegen ihre Glaubens verfolgten Christen schreibt: „Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes; sondern insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, freut euch, damit ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch freut. Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig seid ihr! Denn der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch“ (1Pet 4,12-14).

Es ist deine und meine Berufung, so eine kleine Säule in der Welt von heute zu sein. Jeder an seinem Platz, in Verbundenheit mit jedem, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, denn so jemand ist aus Gott geboren; und der den liebt, der geboren hat, liebt auch den, der aus Gott geboren ist (1Joh 5,1). Der Heiland selbst hat diesbezüglich sein sehnliches Verlangen ausgesprochen gemäß der Worte, die wir oben betrachtet haben und die in Johannes 17,20.21 aufgezeichnet sind: „Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben; damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, damit auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“

Insgesamt gibt es sechzig Säulen. Sechs ist die Zahl des Menschen. Diese multipliziert mit der Zahl Zehn (was die doppelte Verantwortung beinhaltet) macht sechzig. Jede Säule ist fünf Ellen hoch. Die Zahl Fünf weist auf die persönliche Verantwortung hin. Und schließlich ist der Abstand zwischen den einzelnen Säulen ebenfalls fünf Ellen. Liegt es nicht auf der Hand, dass wir dies in dem Licht der Verantwortung besehen müssen, die wir alle füreinander haben?

Die erste Beschreibung der Stiftshütte beginnt mit der Bundeslade (2Mo 25,10) und endet mit dem Tor des Vorhofs (2Mo 27,16). Dieses Tor, das Zugang zum Vorhof verschafft, ist Teil der Umzäunung. Es zeigt uns den Weg, auf dem Gott aus dem Heiligtum nach draußen tritt, um die Tür zu öffnen, so dass der sündige Mensch eintreten kann. Das Tor ist also Teil der Umzäunung. An vier Säulen ist die „Tür“ aufgehängt. Die Tür bestand aus demselben Material wie der Vorhang des Vorhofs, mit dem Unterschied, dass es eine vielfarbige Webarbeit war. Nebst dem weiß gezwirnten Byssus wurde purpurblaues, purpurrotes und scharlachrotes Material darin verarbeitet. Das präsentiert uns den Herrn Jesus, wie die vier Evangelisten Ihn und sein Werk beschreiben. Da wir uns mit der Bedeutung der Säulen beschäftigen wollen, gehe ich hier nicht weiter darauf ein. Wir dürfen hieraus die Lektion lernen, dass die Säulen nicht dort standen, um die Menschen auf Abstand zu halten, sondern um sie dazu zu bewegen, den einzigen Zugang zu Gott zu suchen, und um sie näher herzuzubringen.

Ist es eigentlich nicht wundersam, dass Gott für dieses Ziel in unserer Zeit schwache Menschen gebrauchen will? Menschen, die durch Gnade wissen dürfen, dass sie durch den Glauben an Jesus Christus Kinder Gottes geworden sind. Die Säulen „riefen“ allen, die draußen standen, zu: Hier drin ist alles in Übereinstimmung mit Gottes Gedanken und seiner Herrlichkeit. Hier kann Gott allen Bedürfnissen des Sünders entsprechen, wodurch dieser in der Lage ist, Frieden mit Gott zu genießen. Auch für dich steht die Tür offen!

Wir müssen uns fragen, inwieweit wir diesem Ziel Gottes entsprechen. Er möchte, dass wir als solche Säulen in der Welt stehen. Als ein abgesondertes Volk, das nicht für sich selbst, sondern für Gott und seinen Nächsten lebt. Setzen wir uns dafür ein, die Herrlichkeit des Herrn Jesus, sofern wir sie selbst gesehen und genossen haben, zur Schau zu stellen, so dass jeder „die Tür“ entdecken kann, durch die er hineingehen muss, um Gott zu nahen? Oder sehen wir selbst nur sehr wenig davon und genießen sie kaum? Wenn dies der Fall ist, können wir von unserem Zeugnis natürlich auch nur wenig erwarten. Die Säulen hatten einen silbernen Kopf und einen kupfernen Fuß. Diese Hilfsmittel waren für die Erfüllung ihrer Funktion unentbehrlich. So hat Gott uns auch mit Attributen ausgestattet, ohne die es unmöglich ist, in Übereinstimmung mit Gottes Absichten als seine Zeugen in dieser Welt zu funktionieren.

Das Silber kam von dem Sühngeld, das jeder Israelit von zwanzig Jahren und darüber bezahlen musste, wenn er bei der Volkszählung gezählt wurde (2Mo 30,12-16; 38,25). Jeder musste ein halbes Sekel zur Versöhnung seines Lebens bezahlen, damit es keine Plage unter ihnen geben würde. Natürlich war dies ein symbolischer Betrag. Der Preis einer unsterblichen Seele ist  um ein Vielfaches höher: „Keineswegs vermag jemand seinen Bruder zu erlösen, nicht kann er Gott sein Lösegeld geben (denn kostbar ist die Erlösung ihrer Seele, und er muss davon abstehen auf ewig)“ (Ps 49,8.9). Tatsächlich war nur Einer in der Lage, den Preis zu bezahlen. Niemand kann durch vergängliche Dinge erlöst werden, durch Silber oder Gold. Nur ein Preis ist hinreichend: das kostbare Blut des Herrn Jesus als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken (1Pet 1,19). Das ist die Bedeutung des Silbers, das sich oben an der Säule befand. Wenn Gott aus dem Himmel auf alle Einwohner der Erde herniederblickt, sieht Er unter ihnen auch Menschen, die Ihm angehören, „die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen“ (Apg 20,28). Und wenn die, die uns umringen, uns beobachten, muss für sie vollkommen klar sein, dass wir das Eigentum eines anderen geworden sind. Von Einem, der uns so lieb hatte, dass Er alles für uns verkaufen wollte und uns für Gott mit seinem Blut erkauft hat aus jedem Geschlecht und jeder Sprache und jedem Volk und jeder Nation (Off 5,9). Er wollte uns für sich selbst besitzen. Doch die Menschen um uns her sollen das nicht nur an der Tatsache wahrnehmen, dass wir nicht für die Welt, sondern für Gott und unseren Nächsten leben; sie müssen auch aus unserem Mund haargenau hören, wie wir sein Eigentum geworden sind und was Er uns persönlich im täglichen Leben bedeutet. Zweifellos ist dies kein einfacher Auftrag, vielmehr ein schwieriger; doch je mehr wir in der Gnade und Erkenntnis des Herrn Jesus Christus wachsen, desto mehr werden wir mit mehr Freimütigkeit und Freude von Ihm sprechen.

Was ist die Bedeutung des kupfernen Fußes unter der hölzernen Säule? Wenn der hölzerne Kern des Brandopferaltars nicht mit kupfernen Platten bekleidet gewesen wäre, wäre dieser Kern schon bei der Einweihung der Stiftshütte zu Asche vergangen. In 4. Mose 16 lesen wir, wie zweihundertfünfzig aufständische Korah-Leute durch das Feuer des Gerichtes Gottes verzehrt werden. Doch die kupfernen Feuerpfannen, die sie in der Hand hielten, wurden nicht verzehrt. Diese Pfannen wurden damals zu Platten gewalzt, mit denen der kupferne Altar überzogen wurde als Zeichen für die Israeliten (4Mo 16,38-40). Diese kupfernen Feuerpfannen konnten dem Feuer widerstehen. Das Feuer fand in dem Kupfer keine Nahrung, das Kupfer war dagegen vollkommen beständig. Das Feuer konnte nichts ausrichten.

Um die symbolische Bedeutung des Kupfers zu verstehen, ist es jetzt nur noch ein kleiner Schritt. Lasst uns noch einmal zum kupfernen Brandopferaltar zurückkehren. Der Altar ist ein herrliches Bild von unserem Heiland. Nicht nur die Opfer, die darauf gebracht wurden, redeten von Ihm und seinem vollbrachten Werk, sondern der Altar, auf dem geopfert wurde, wird in Matthäus 23,19 sogar größer als die Gabe genannt, die darauf geopfert wurde, weil die Gaben dadurch geheiligt werden. Die Opfer auf dem Altar wurden durch das Feuer vollkommen verzehrt, doch der Altar wurde nicht verzehrt. Er hatte vor dem Feuer Bestand.

So gab es auch nur Einen, der vor dem alles verzehrenden Feuer der Heiligkeit Gottes Bestand hatte. Es gab nur Einen, der die Feuerprobe Gottes vollständig bestanden hat, weil in Ihm keine Ungerechtigkeit gefunden wurde. Er war der Gerechte. Im Leben des Herrn Jesus gab es nicht das Geringste, worüber Gott ein vernichtendes Urteil fällen konnte. Im Gegenteil: Durch alles, was Er tat und sagte, zeigte sich seine Gerechtigkeit umso mehr. Immer wieder zeigte sich, dass Er der Gerechte war. Wenn einer ein Interesse daran hatte, Ungerechtigkeit bei Ihm zu finden und Ihn an den Pranger zu stellen, dann war es Satan, der Fürst dieser Welt; doch wie raffiniert dieser auch zu Werke ging und wie grimmig er auch wütete, alle seine Angriffe zerschellten an der unbeugsamen Gerechtigkeit des Mannes der Schmerzen, der in allen Dingen versucht wurde. Das Feuer der Versuchung in der Wüste zu Beginn des öffentlichen Auftretens von Christus brachte ans Licht, dass Er sich in allem dem Willen des Vaters unterwarf. Auch das Feuer der Versuchung Satans im Garten von Gethsemane, wo die Aussicht auf das schreckliche Leiden Ihn im Tiefsten seiner Seele berührte und Er sehr beängstigt war, konnte keine Veränderung in seinem Vornehmen herbeiführen, den Willen des Vaters zu vollbringen. Hatte Er nicht schon im Obersaal zu den Jüngern gesagt: Der Fürst dieser Welt kommt und hat nichts in mir? Satan konnte unmöglich auch nur die kleinste Ungerechtigkeit bei Ihm ans Licht bringen – aus dem einfachen Grund, weil in Ihm keine Ungerechtigkeit war. Er war der Heilige. So musste sogar Satan daran mitwirken, der Welt, dessen Fürst er selbst ist, zu beweisen, dass in Christus kein Unrecht gefunden wurde. Was für eine göttliche Ironie! Satan sandte seine höllischen Versuchungen mit üblen Absichten, um, wenn es möglich gewesen wäre, etwas Unreines aufzudecken. Gott hingegen legte Ihn in den Staub des Todes (wegen unserer Sünden) und um uns zu zeigen, dass in Ihm, an dem Er sein Wohlgefallen hatte, nichts war, was des Todes würdig war.

Auf dem Kreuz trug Christus unsere Sünden in seinem Leib. Dort wurde Er für uns zur Sünde gemacht. Dort kam Gottes glühender Zorn über Ihn und traf Ihn das Schwert der Gerechtigkeit Gottes: „Aus der Höhe hat er ein Feuer in meine Gebeine gesandt, dass es sie überwältigte … Angeschirrt durch seine Hand ist das Joch meiner Übertretungen; sie haben sich verflochten, sind auf meinen Hals gekommen“ (Klgl 1,13.14). Doch das Feuer verzehrte Ihn nicht! Wie konnte Er, der keine Sünde getan hatte (1Pet 2,22), und der, der Sünde nicht kannte (2Kor 5,21), und der, in dem keine Sünde war (1Joh 3,5), durch Gottes Gerichtsfeuer verzehrt werden? Er hat dem vollkommen widerstanden. Auch das Feuer, Gottes Gerichtsglut, konnte in dem Geliebten nichts finden, was durch das Feuer hätte verzehrt werden können. Gottes Feuer des Gerichts machte jedoch unseren Sünden endgültig ein Ende, und die Sünde wurde, als Wurzel des Bösen in uns, ein für alle Mal gerichtet (wie es in dem Sündopfer vorgestellt wird, das außerhalb des Lagerplatzes an einem reinen Ort auf einem Holzfeuer verbrannt werden musste [3Mo 4,11.12]). Nein, das Feuer des Gerichtes verzehrte Ihn nicht, ebenso wenig wie der kupferne Brandopferaltar durch das Feuer, das mitten in ihm wütete, verzehrt werden konnte. Gottes Gericht vernichtete alle unsere Ungerechtigkeiten, doch brachte es kein Ende an das Leben dessen, der unsere Schuld trug. Er legte sein Leben freiwillig ab: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme“ (Joh 10,17). Und in Johannes 19,30 lesen wir deswegen: „Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!“

Es wird uns jetzt nicht mehr schwerfallen, die geistliche Bedeutung des kupfernen Fußes der Säule zu erfassen. Könnte für die hölzerne Säule ein sichereres Fundament erfunden werden als eine kupfernes? Sie kann dann in einer Welt stehen, die wie ein Schatz für das Feuer bewahrt bleibt (2Pet 3,7); dennoch ist sie für die leckenden Feuerzungen des Gerichts unerreichbar. Und ist das nicht genau das, was die Bibel in allen Tonarten denen versichern will, die ihr Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus gesetzt haben? Mit vielen Worten und an vielen Stellen bezeugt das Wort Gottes uns immer wieder, dass es keine Verdammnis und kein Gericht mehr für diejenigen gibt, die in Christus sind. Doch leider: Wie oft spricht Gott diesbezüglich mit Schwerhörigen? Wer hat den Mut, Christi Worte in Zweifel zu ziehen, die Er in Johannes 5,24 sagt: „Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“? Wenn wir auf diesem festen, sicheren, vertrauenswürdigen und glaubwürdigen Wort des Herrn Jesus selbst stehen, werden wir unsere Aufgabe als Zeugen in dieser Welt besser erfüllen können. Zweifellos wird unser Zeugnis dadurch an Überzeugungskraft gewinnen. Vor allen Dingen, wenn es mit einer ebenso starken Lebensoffenbarung einhergeht, in der für Ungerechtigkeit kein Platz ist.

Bei manchen Christen ruft der Vers aus Johannes 5,24 die Reaktion hervor: „So einfach ist das aber nicht, denn dann kann man das Ziel ja nicht verfehlen!“ Ich fürchte, dass ihnen das nicht bewusst ist, doch sie sagen damit, dass ihre Seligkeit von eigener Anstrengung abhängt, und verkürzen damit den Wert von Christi Werk. Deswegen kurz hierzu dies:

  1. Als Erstes wird der Sünder durch Gnade gerechtfertigt, was ausschließt, dass wir selbst vor Gott angenehm sind (Tit 3,7).
  2. Als Zweites wird zu unserer Rechtfertigung „das Blut von Christus“ genannt (Röm 5,9), was jede andere Religion ausschließt.
  3. Und schließlich sagt Römer 5,1: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott.“

So findet die Rechtfertigung des Sünders seinen Ursprung in Gottes Gnade, die das Mittel zur Versöhnung in dem Blut seines geliebten Sohnes gefunden hat und das Heil denen umsonst schenkt, die glauben.

Ein anderer vertrauenswürdiger Grund für unsere Rechtfertigung ist in der Schrift nicht zu finden. Die Bedrohung der Verurteilung ist vollkommen verschwunden. Doch das darf niemals ein Anlass für uns sein, um dem Fleisch nach zu leben. Das Kennen dieser Gnade und das Bewusstsein über den Wert des Blutes von Christus und das gläubige und vertrauensvolle Anerkennen aller Heilsverheißungen aus Gottes Wort sollten für uns eher eine Motivation und Ermutigung sein, um würdig des Herrn zu leben in Übereinstimmung mit der Berufung, mit der wir berufen sind (Eph 4,1).

Hiermit beende ich die Betrachtung über die Säulen, die um die Stiftshütte herum stehen. Sie „predigen“ ihre Botschaft denen, die draußen sind, und laden jeden ein, durch die Tür hineinzukommen. Gleichzeitig sind sie mit dem Altar und dem Waschbecken verbunden, die im Vorhof stehen. So muss es auch bei uns sein.

Die Bretter

Achtundvierzig Bretter bilden zusammen die Wände der Stiftshütte (2Mo 26,15-25; 36,20-30). Lasst uns versuchen zu verstehen, was der Geist Gottes damit sagen will. Diese Bretter sind aus demselben Material gemacht, aus dem vermutlich auch die Säulen des Vorhofs gemacht waren: aus Akazienholz. Es ist wünschenswert, dieses Holz noch einmal unter die Lupe zu nehmen.

Wir haben schon entdeckt, dass wir in den Akazienbäumen ein Bild von dem Menschen nach dem Sündenfall finden. Wir waren von Natur aus solche Menschen, und die Menschen um uns her, zu denen unser Zeugnis ausgehen muss, sind aus genau demselben Holz geschnitzt. Was ich jetzt sagen werde, scheint damit im Widerspruch zu stehen, tut es aber in Wirklichkeit nicht. Ungeachtet der Tatsache, dass es dieselbe Baumsorte ist, ist es doch ein ganz anderes Holz. Das Holz für die Stiftshütte wurde einer Bearbeitung unterzogen, wobei das Alte vergangen ist und etwas ganz Neues hervorgekommen ist. Als wir Christus kennenlernten, entsprachen wir, was unsere körperliche Erscheinung betrifft, genau dem, was wir davor waren. Äußerlich gab es keinen Unterschied. Dennoch war alles anders: Das Alte ist vergangen, alles ist neu geworden (2Kor 5,17; Gal 6,15). Im demselben Augenblick sind wir vollkommen neue und einzigartige Kreaturen geworden; eine neue Schöpfung, nicht „renoviert“, sondern aufs Neue geschaffen. Eine Schöpfung, in der ganz und gar nichts mehr wiederzufinden ist vom alten Menschen und seiner sündigen Natur, die für Gott unannehmbar war. Dass die Sünde, wiewohl gerichtet, immer noch in uns wohnt, nimmt davon nichts weg. Gott hat damit schon abgerechnet.

Das Holz, das in der Stiftshütte verarbeitet wurde, weist auf die menschliche Natur hin, jedoch ohne dass es etwas mit der Sünde zu tun hat. Das wird vor allen Dingen dann klar, wenn wir bedenken, dass auch die Bundeslade, der Tisch und die beiden Altäre aus Akazienholz gemacht waren. Es erscheint mir sonnenklar, dass diese Gegenstände nur und ausschließlich die Herrlichkeit von Christus selbst sinnbildlich darstellen oder, noch besser, die Herrlichkeit Gottes, so wie sie in der Person und in dem Werk des Menschensohns, Jesus Christus, offenbart wurde.

Ist es nicht etwas sehr Besonderes, dass in demselben Holz zwei verschiedene Wahrheiten zu finden sind? Einerseits der Sünder, der durch Gnade gerechtfertigt worden ist und aus seiner niedrigen, nichtswürdigen Stellung zur Sohnschaft Gottes erhoben wurde; und andererseits, dass Er reich war und arm wurde und die Herrlichkeit, die Er bei dem Vater hatte, verließ und Mensch wurde? Vollkommener Mensch! Das Erste wird uns in den Säulen des Vorhofs vorgestellt und in den Brettern der Stiftshütte; das Zweite finden wir in dem hölzernen Kern der Bundeslade, dem Tisch und den beiden Altären.

Wenn wir diese Dinge zu unterscheiden suchen, fällt umso mehr Licht auf den zweiten Menschen. Der erste Mensch war ein Sünder (Röm 5,8); der zweite Mensch war ebenfalls vollkommen Mensch, doch in Ihm war keine Sünde und Er tat nie eine Sünde. Er war der heilige Mensch, gezeugt durch den Heiligen Geist und ohne Sünde und in sich selbst tadellos, der Mann nach Gottes Wohlgefallen. Wir hingegen wurden in Sünde empfangen und geboren und mussten heilig und untadelig gemacht werden. Nicht durch eine Aufbereitung; der alte Mensch musste im Tod von Christus endgültig sein Ende finden, bevor in Christus jenseits des Grabes eine völlig neue Schöpfung auferstand. Von Natur aus waren wir unbehauene Akazien. Er nicht! Er war der vollkommene Mensch und zugleich Gott selbst: in der Gestalt Gottes, als Gott der Sohn, eins mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Das war Er, bevor Er auf diese Erde kam, doch auch, als Er auf diese Erde kam; und das blieb Er auch, als Er auf dieser Erde wandelte, und auch, als Er zum Vater zurückkehrte, nachdem Er das Versöhnungswerk vollbracht hatte. Von Ewigkeit her war „in Gestalt Gottes“, der dreieine Gott, und daran wird in Ewigkeit keine Veränderung eintreten. Dennoch – und kein Mensch kann erklären, wie das möglich ist – nahm Er während seines irdischen Bestehens zugleich die Gestalt eines Knechtes an und ist Er den Menschen gleichgeworden. Und äußerlich wie ein Mensch erfunden, erniedrigte Er sich selbst (Phil 2,6.7). Er kam in einer Gestalt, die bei seiner Menschwerdung identisch war mit dem Fleisch der Sünde; augenscheinlich ein Mensch wie alle Menschen, wie in dem Akazienbaum symbolisiert wird. Doch seine Menschheit war vollkommen rein, unbefleckt, ohne Sünde. Wie tritt hier die Herrlichkeit unseres Gottes und Heilandes, Jesus Christus, ans Licht!

Und so, in der niedrigen Knechtsgestalt des vollkommenen Menschen, ging Er den langen, tiefen Weg nach Golgatha und wurde Er gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. Dort nahm Er auch unsere Sünden auf sich. Er machte unsere Ungerechtigkeiten zu seinen Ungerechtigkeiten, unsere Schmerzen zu seinen Schmerzen, unsere Sünden zu seinen Sünden, bekannte sie als die eigenen und trug die Strafe … Die Strafe, die uns den Frieden brachte, lag auf Ihm und durch seine Striemen sind wir geheilt.

Littest stille ohne Klagen,
ließest Dich für uns’re Schuld
willig an das Fluchholz schlagen.
[1]

Er starb unseren Tod und schenkte uns sein Leben. Wir sind gefällte Akazien, die von ihren natürlichen Wurzeln getrennt sind durch Christi Tod und Auferstehung, bewirkt und geschaffen durch Gottes Geist, um gemeinsam mit allen, die Ihm angehören, einen Wohnort für Gottes Geist zu bilden (Eph 2,22). So sind wir fähig gemacht, um in Gottes Nähe zu verkehren und in Gemeinschaft mit Ihm die Herrlichkeit seines Sohnes zu genießen.

Bevor wir mit der Bedeutung der Bretter fortfahren, könntest du diesen Artikel einmal kurz zur Seite legen und deine Bibel bei Psalm 40 aufschlagen; ein Psalm über den „Elenden und Armen“ (Ps 40,18). Wenn du dann „achthast auf den Armen“ (Ps 41,2) und diese Worte liest, verblasst das Bild von David immer mehr, und hinter ihm erscheint das Bild des Mannes der Schmerzen, der sich mit unserem elenden Zustand einsmachte. Lies Psalm 40 einmal und unterstreiche die Worte „meine“, die du in Psalm 40,13 findest. Wessen Ungerechtigkeiten und wessen Torheiten sind das eigentlich? Wenn wir in diesem Psalm den Herrn Jesus als unseren Heiland sehen, dann ist ganz klar: Wegen unserer Schuld musste Er so leiden.

Die Bretter der Stiftshütte sind gruppiert um die heiligen Gegenstände, die darin stehen. Sie stehen alle mit ihrem „Gesicht“ nach innen. Ihre „Rücken“ sind sozusagen verborgen unter den Kleidern, die an beiden Seiten der Stiftshütte herabhingen. Vom Vorhof aus konnten sie nicht wahrgenommen werden. Und umgekehrt: Die Bretter nahmen ihrerseits auch nichts von dem wahr, was hinter ihren Rücken geschah. Die ganze Aufmerksamkeit war auf das ausgerichtet, was sich innerhalb der Räumlichkeit abspielte, die sie gemeinsam bildeten. (Um die Lektion von den Brettern gut verstehen zu können, musst du versuchen, dich mit so einem Brett einzusmachen.)

Bei der Säule haben wir gesehen, dass wir aus der Finsternis in das Reich des Sohnes der Liebe Gottes versetzt sind und dass wir die Aufgabe haben, Ihn zu bezeugen gegenüber denen, die sich noch draußen befinden. Die Bretter wollen uns lehren, dass wir innerhalb des Kreises aller Gläubigen eine Aufgabe haben, die in erster Linie auf Gott hin, aber auch zueinander hin ausgerichtet ist. (Beachte: Ich spreche über den Kreis der Gläubigen, nicht über einen Kreis von Gläubigen.) Gemeinsam dürfen wir die Herrlichkeit Gottes und die des Herrn Jesus erkennen, und das an einem Ort, der von der unmittelbaren Gegenwart Gottes gekennzeichnet ist. Ein Ort, wo unsere Gedanken nicht beschäftigt werden mit Opfern oder Handlungen, die in Verbindung mit unserer Schuld und unserem sündigen Zustand verrichtet werden mussten, sondern wo wir mit einem vollkommen gewaschenen und gereinigten Gewissen die Kostbarkeit der Person von Christus bewundern, von dem die Gegenstände in der Stiftshütte „reden“. Das ist jedoch nur eine Seite der Sache. Die andere Seite ist, dass die Bretter durch Gott selbst betrachtet werden. Und was muss es für sein Herz bedeuten, wenn Er die Herrlichkeit seines eigenen Sohnes sich in den „Brettern“ spiegeln sieht! Lasst uns von diesem Gesichtspunkt aus die Bretter einmal näher unter die Lupe nehmen und uns fragen, wie Gott meine Mitgläubigen und mich sieht.

Zunächst fällt uns dann beim Lesen von 2. Mose 26,15-17 auf, dass, sobald das Wort „Bretter“ gefallen ist, der Heilige Geist sich beeilt, sofort hinzuzufügen, dass jedes Brett zwei Zapfen haben muss, so dass sie aneinander verbunden werden können. Jeder individuelle Gläubige ist eine Neuschöpfung Gottes, der durch seine beiden Nachbarn mittels zweier Zapfen mit allen Gläubigen eng verbunden ist. Wodurch? Durch zwei silberne Fußteile, an denen die beiden Zapfen festgemacht sind! Insgesamt achtundvierzig Bretter, sechsundneunzig Fußteile und jedes dieser Fußteile ein Talent schwer (ca. 30 kg). Alle Bretter haben dieselbe Abmessung und sind mit den gleichen goldenen Ringen versehen, durch die die Querstangen geschoben wurden. Das eine Brett war von dem anderen nicht zu unterscheiden, wiewohl jedes einzelne Brett seinen eigenen, speziellen Platz in dem Ganzen einnahm, während sie gemeinsam, als ein aneinander geschlossenes Ganzes, das eine Haus Gottes bildeten.

Jedes einzelne Brett ist wichtig. Es darf kein einziges fehlen. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist die, dass ein einzelnes Brett nichts darstellt. Mit einem einzigen Brett ist es nicht möglich, eine Stiftshütte zu bauen. Das lehrt uns, dass jedes Bauteil der Stiftshütte, jedes Brett, in Gottes Augen besonders wertvoll ist. Und den Wert, den Gott jedem Brett im Einzelnen gibt, hat Er dadurch zum Ausdruck gebracht, dass Er es auf zwei silberne Füße stellt und mit Gold bekleidet. Bei den Säulen, die auf kupfernen Füßen standen, jedoch obenauf mit Silber versehen waren, haben wir daran gedacht, dass das Silber auf den Preis hinweist, den der Herr Jesus bezahlte, indem Er sein Versöhnungsblut auf Golgathas Kreuz vergoss. Sein Versöhnungswerk ist die einzige Grundlage, auf der wir vor Gott stehen können. Deswegen stehen die Bretter nicht auf kupfernen Füßen, wie es bei den Säulen der Fall ist. Das Kupfer redet zu uns ja von der Gerechtigkeit, die wir in Christus besitzen, und wir wissen, dass wir deswegen nicht mehr gerichtet werden. Dass wir gerechtfertigt sind, ist für Gott genauso wichtig wie für uns. Unsere Rechtfertigung war nötig, um uns einen Platz bei Ihm geben zu können. Es ist eines der Resultate von Christi vollbrachtem Werk. Darin findet unsere Gerechtigkeit ihre Grundlage: in dem vollbrachten Versöhnungswerk von Christus, und es war genau das Werk, durch das Gott auf eine vollkommene Weise verherrlicht worden ist. Wenn Er uns sieht, wird Er zuallererst daran erinnert, dass Christi Versöhnungswerk das einzige Fundament ist, auf dem sein Haus gegründet ist. Das ist – oder noch besser gesagt: Er ist – die Freude seines Herzens.

Ist es nicht herzerwärmend, daran zu denken, dass ich persönlich genauso kostbar vor Gott bin wie mein Nachbar? Vielleicht haben wir beim Lesen von Galater 2,20 schon mal gedacht: Ja, der Paulus, der konnte mit Recht sagen, dass der Sohn Gottes ihn geliebt hat und sich selbst für ihn hingegeben hat, denn was hat er nicht alles um des Herrn willen ertragen müssen. Er hat das verdient, denn er war viel mehr als zwei Talente Silber wert! Doch wer bin ich im Vergleich mit diesem großen Apostel? – Hier in 2. Mose 26 stellen wir jedoch fest, dass jedes Brett auf zwei Füßen stand von je einem Talent Gewicht. Für mich hat der Herr denselben Preis bezahlen wollen wie für ihn und all die anderen großen Gottesmänner und Glaubenshelden. Für Ihn bin ich genauso kostbar, und deswegen darf ich, wenn ich über den Sohn Gottes rede, es ihm nachsprechen: Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben … und für all die anderen geistlichen, fleischlichen, starken, schwachen, artigen und unartigen, zankenden und Frieden stiftenden Geschwister.

Was ich oben zur Sprache gebracht habe, ist das Erste, woran ich denke, wenn ich die silbernen Füße sehe. Wir müssen hierauf aber noch tiefer eingehen, weil hier von einem ganz einzigartigen Verbindungssystem die Rede ist zwischen den Brettern selbst und zwischen den Füßen, wodurch es möglich ist, dass das Brett fest steht.

Das Feststehen ist eine fundamentale Sache. Dem kann nie genug Aufmerksamkeit geschenkt werden. Nun, Gott hat dem bei den Anweisungen für den Bau der Stiftshütte besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Und Paulus misst dem, Gott nachfolgend, auch sehr viel Wert bei. Lies zum Beispiel einmal 1. Korinther 15,1: „Ich tue euch aber kund, Brüder, das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch errettet werdet.“ Hiermit kommt Paulus also noch einmal auf einen früher schon erläuterten Gegenstand zurück, der von fundamentaler Wichtigkeit ist und mit dem Feststehen in Verbindung steht.

Wie schon gesagt, für die fast 5 Meter langen Bretter, die ca. 75 Zentimeter breit und wer weiß wie dick waren, war ein vielfältiges System erforderlich, um sie aufrecht stehend zu halten: zwei Zapfen und zwei dicke Fußteile. Jeder Zapfen (Vorsprung?) passte genau in (eine Aussparung des) korrespondierenden Fußteils, wie das auch bei einem Druckknopf der Fall ist. Es ist also die Rede von zwei Pärchen, die eine feste Verbindung garantieren.

Nun, von so einer festen, haltgebenden Sicherheit, um fest stehen zu können, ist in 1. Korinther 15 die Rede. Hör zu:

  1. Christus ist für unsere Sünden gestorben.
  2. Er wurde begraben.

Das ist das erste Pärchen und jetzt folgt das zweite Pärchen:

  1. Er ist auferweckt worden nach den Schriften.
  2. Er ist Kephas erschienen, danach den Zwölf.

Mit den hier genannten Heilstatsachen steht und fällt alles. Wer sie alle vier als Heilstatsachen glaubt, hat überhaupt keinen Grund mehr, zu zweifeln. Wer eine dieser Tatsachen in Zweifel zieht, kann unmöglich fest stehen.

Die Schrift sagt, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist (und Tausende glauben dies). Das ist eine der gewaltigen Heilstatsachen, die unumstößlich bewiesen ist. Allein schon die Tatsache, dass Er durch seine Jünger begraben wurde, beweist sonnenklar, dass Er gestorben ist, sonst hätten sie Ihn nicht in das Grab gelegt. Und die Schrift bestätigt dies: Er ist gestorben für unsere Sünden, die Er noch an seinem Leib trug, als Er an dem Kreuz hing (1Pet 2,24). Das ist das erste Pärchen, das Sicherheit gibt. Er starb (unsere Sünden tragend) und wurde begraben.

Doch glücklicherweise sagt die Schrift uns noch mehr und gibt sie uns unumstößliche Beweise von der fast nicht zu glaubenden Wahrheit, dass alle unsere Sünden für ewig weggetan sind und die Schuld bezahlt worden ist, als Christus starb. Denn (und das zweite Pärchen gibt uns vollkommene Sicherheit) Er ist auferweckt und erschienen! Stell dir einmal vor, der Herr Jesus wäre Petrus, den Zwölfen und anschließend mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal nicht erschienen. Dann wären sie nicht mit dem Evangelium in die Welt gezogen. Dann hätten sie (als Petrus zu ihnen sagte: „Ich gehe fischen“ [Joh 21,3], und die anderen mit ihm mitgingen) weitergefischt.

Doch zum Glück: Der auferstandene Herr erschien am Ufer des Sees, holte sie vom Schiff herunter und schickte sie mit einer phantastischen Botschaft in die Welt. Die simple Erklärung für die Tatsache, dass heute immer noch das Evangelium verkündigt wird, wäre ohne die Erscheinung des Herrn am See von Tiberias und anderen Erscheinungen undenkbar gewesen. Und die Tatsache der Erscheinung an sich liefert den unwiderlegbaren Beweis, dass Gott Ihn auferweckt hat. Er ist jetzt zur Rechten Gottes verherrlicht und wird uns später dorthin bringen.

Dies sind die Tatsachen, die Heilstatsachen! Glaubst du sie? Dann gibt es keinen einzigen Grund mehr, dass du an deiner Errettung zweifeln musst. Gott hat uns festen Grund unter die Füße gegeben.

„Ich tue euch aber kund, Brüder, das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht, durch das ihr auch errettet werdet“ (1Kor 15,1.2).

Wir dürfen das Glaubensauge auf den richten, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat, der für unsere Sünden hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist (Röm 4,24.25).

Jesus lebt! Er hat gesiegt.
Wer kann seinen Ruhm verkünden!
Meine Sünden sind getilgt,
keine Schuld ist mehr zu finden.
Ja, Er lebt – ich sterbe nicht,
denn sein Tod war mein Gericht.
[2]

Gold

Wir haben uns in den vorhergehenden Abschnitten schon ziemlich ausführlich mit der geistlichen Bedeutung der Bretter der Stiftshütte beschäftigt. Es sind noch zwei Dinge übrig, die wir näher unter die Lupe nehmen müssen. Als Erstes das Gold, mit dem die Bretter überzogen waren, und schließlich die Stangen, die, durch die Ringe geschoben, das Ganze aufrecht hielten.

Es gibt zahllose Stellen in der Bibel, wo über Gold gesprochen wird. Es ist ein kostbares Edelmetall und sehr begehrenswert. Es hält Einwirkungen von Säuren stand und oxidiert nicht. Motte und Rost haben keinen Zugriff darauf, jedoch ist es vor Dieben und Räubern nicht sicher. Gold ist ein klares Bild von allem, was herrlich und rein ist. Für unser Thema gibt Daniel 2,37 ein schönes Beispiel. Dort geht es um das große Bild, von dem Nebukadnezar träumte. Der goldene Kopf dieses Bildes stellte Nebukadnezar und sein Reich dar, und Daniel sagt dort, dass Gott ihm Königtum, Macht, Stärke und Ehre geschenkt hatte, damit er Herrschaft über die Menschen, die Tiere des Feldes und die Vögel des Himmels ausüben solle. Gott hatte ihn zum Herrscher über alles gemacht: Er, Nebukadnezar, war das goldene Haupt. Das goldene Haupt des Bildes redete also von der Herrlichkeit, die Gott Nebukadnezar gegeben hatte.

Die Bretter der Stiftshütte waren mit Gold überzogen; so wurde den Brettern eine Herrlichkeit hinzugefügt, die sie von Natur aus nicht besaßen. Sie musste ihnen gegeben werden. Doch diese Herrlichkeit war außerhalb des Zugriffs von Dieben und Räubern; sie konnte nicht entwendet werden.

Nun habe ich zwar behauptet, dass die geistliche Bedeutung des Goldes auf die Herrlichkeit Gottes hinweist, die Er gegeben hat, doch was bedeutet das Wort Herrlichkeit eigentlich? Was müssen wir uns darunter vorstellen? Das hebräische Wort, das mit „Herrlichkeit“ übersetzt wird; bedeutet wörtlich: schwer sein, Gewicht haben. Es wird sowohl für Dinge als auch für Personen gebraucht. Es sagt etwas über das Gewicht und die Wichtigkeit einer Person oder Sache aus: Kapazitäten, Besitz, Reichtum, Macht und Position.

Der erste Mensch Adam, dessen Bildträger wir sind (1Kor 15,49), besaß vor dem Sündenfall eine Herrlichkeit, die über alles Geschaffene hervorstach: „Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen!“ Psalm 8,6 sagt: „Mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über die Werke deiner Hände.“ Von dieser Herrlichkeit ist jedoch wenig übriggeblieben. Paulus schreibt später den Christen in Rom: „Alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,23). Das kann bedeuten, dass der Mensch wegen seines sündigen Zustands unfähig ist, die Forderungen zu erfüllen, die der Schöpfer, der Gott der Herrlichkeit, berechtigterweise an seine Geschöpfe stellen kann. Das kann aber auch bedeuten, dass er die Herrlichkeit Gottes nicht erreicht, nicht nur weil er ein Sünder ist, sondern weil er darüber hinaus die Sünde tut.

Da der erste Mensch nach Gottes Bild geschaffen war, kam bei Adam und Eva etwas von der Herrlichkeit Gottes zum Ausdruck. Nach dem Sündenfall änderte sich das allerdings. Als Adam hundertdreißig Jahre gelebt hatte, zeugte er einen Sohn in seinem Gleichnis, nach seinem Bild, und nannte ihn Seth (1Mo 5,2.3). Mit diesen Worten wird Adams Nachkommenschaft charakterisiert. Es wurde nun ein Geschlecht, das, anstatt Gottes Herrlichkeit auszustrahlen, die Sündigkeit eines dem Glanz beraubten Adam ausstrahlte, der seine Herrlichkeit verloren hatte.

Es ist der Mensch, wie er im Bild des Akazienbaums, mit seiner wirren und dornigen Krone, charakterisiert wird. Doch so, wie die Bretter jetzt dort stehen, gegründet in silbernen Füßen und bekleidet mit Gold, ist von dem ursprünglichen Zustand nichts mehr zu sehen. Und so ist es eigentlich auch jetzt mit einem erlösten Sünder. Die Herrlichkeit, die ihm jetzt geschenkt ist, übersteigt die Herrlichkeit Gottes weit, wie Adam sie vor dem Sündenfall empfangen hatte. Und das kann auch kaum anders sein, weil die Herrlichkeit Gottes, wie sie im Werk des Herrn Jesus offenbart wurde, viel beeindruckender ist als die Herrlichkeit Gottes, die in der Schöpfung offenbart ist.

Das Werk des Herrn Jesus ist unaussprechlich groß. Das Opfer, das Christus darbrachte, war so vollkommen und so vielumfassend, dass Gott nicht die Tür des verlorengegangenen Paradieses, sondern die Tür seines eigenen Vaterhauses sperrangelweit für alle die öffnete, die an Ihn glauben würden. Gott würde sonst – mit Ehrfurcht gesagt – in der Wertschätzung des Opfers des Herrn Jesus zu kurz gekommen sein. Worin besteht denn nun unsere Herrlichkeit? Was müssen wir uns darunter vorstellen? Welches Gewicht besitzen wir und worin besteht unser Reichtum und was beinhaltet diese Stellung? Über diesen Gegenstand spricht der Herr mit seinem Vater in Johannes 17. In Vers 22 sagt Er: „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben“ (Joh 17,22). Das ist die Herrlichkeit, die Er, als Gott der Sohn, vor Grundlegung der Welt besaß, die Er aber nun als Mensch von dem Vater als Lohn bekam für das Werk, das der Vater Ihm gegeben hatte und das Er vollbracht hatte (Joh 17,4.5). Er gibt die Herrlichkeit denen, die Gott Ihm gegeben hat. Das sind die, die die Worte angenommen haben, die der Vater Ihm gegeben hat, und die geglaubt haben, dass Gott Ihn gesandt hat (Joh 17,8).

Unser Gewicht besteht unter anderem hierin, dass Gott etwas Kostbares in uns gesehen hat und dass wir für das Herz des Herrn Jesus wertvoll sind. Ist das kein großer Reichtum? Was seine Stellung betrifft, wird der erlöste Sünder in die Zeit zurückgeführt. Nicht in die Zeit von Adam, sondern in die Zeit von vor Grundlegung der Welt, um die Herrlichkeit zu teilen, die der Herr Jesus damals schon besaß als Gott der Sohn. Und es wäre absolut unmöglich gewesen, uns hieran teilhaben zu lassen, wenn Er nicht Menschensohn geworden und nach Golgatha gegangen wäre. Er, der reich war, wurde um unsertwillen arm, damit wir durch seine Armut reich würden (2Kor 8,9). Teilzuhaben an allem, was Christus empfangen hat und noch empfangen wird, das ist die Herrlichkeit, die wir bekommen haben. Dennoch ist und bleibt immer ein großer Unterschied zwischen seiner Herrlichkeit und der, die wir empfangen. Darauf weist auch die Tatsache hin, dass die Bretter nicht mit „reinem Gold“, sondern mit Gold überzogen wurden. Die Bundeslade, der Tisch und der Räucheraltar waren mit reinem Gold überzogen; der Leuchter war aus reinem Gold – und das redet von der persönlichen Herrlichkeit des Herrn Jesus. Dennoch sagt der Herr Jesus: „Die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben.“ Was für ein Gewicht, was für ein Reichtum, was für eine Stellung! Es ist ein über die Maßen ewiges Gewicht von Herrlichkeit, auf die wir jetzt schon unser Glaubensauge richten dürfen. Bei dieser Herrlichkeit, die einen himmlischen Charakter hat, verblasst sogar die Herrlichkeit, die Nebukadnezar bekam. Alle Weltreiche gehören zum Reich der Finsternis und werden einmal zu Schutt zerschmettert werden, wenn der Herr Jesus in Herrlichkeit erscheinen wird und alle Heiligen mit Ihm.

Die Stangen

Nun bleibt uns noch, uns einen Augenblick mit den Stangen und den Ringen zu beschäftigen, durch die sie gesteckt werden mussten, um die Bretter aufrecht halten zu können, so dass das Ganze als ein Haus Gottes dienen konnte. Die Ringe, die Bretter und die Stangen gehören zusammen. Ohne die Ringe konnten die Stangen keine Stütze sein, und ohne die Stangen konnten die Bretter mittels der Ringe keinen Halt bekommen. Sie hatten einander nötig. Es ist also eine Sache von Geben und Nehmen, von Austeilen und Empfangen, um stehenbleiben zu können. Wenn es keine Ringe gegeben hätte, hätten die Stangen nicht angebracht werden können. Und wenn es keine Stangen gegeben hätte, hätten die Ringe keinerlei nützliche Funktion gehabt. In beiden Fällen wären die Bretter beim geringsten Lüftchen umgeweht worden. Mit anderen Worten: Wenn sie dem Ziel, gemeinsam das Haus Gottes zu bilden, entsprechen wollen, dann kann der eine den anderen nicht entbehren. Sie werden einander Halt geben und einander tragen müssen.

Bei der Stiftshütte ist die Rede von fünf Horizontalstangen, die mit Gold überzogen waren. Eine dieser fünf, die mittlere, wird genauer beschrieben. Diese musste durch die Mitte der Bretter geführt werden, durchgehend vom einen bis zum anderen Ende. Für Techniker, die diese Stiftshütte nachgebaut haben, scheint diese Mitteilung auf verschiedene Weisen aufgefasst werden zu können. Manche halten daran fest, dass die mittlere Stange unsichtbar von außen durch das Innere der Balken geschoben wurde, und zwar vom vordersten bis zum hintersten Brett; andere meinen, dass sie auf halber Höhe an der Außenseite der Bretter durch Ringe verlief. Das hängt einzig davon ab, was man unter der „Mitte des Brettes“ versteht – bedeutet es „in der Mitte der Länge“ (also auf fünf Ellen Höhe) oder bedeutet es „in der Mitte der Breite“ (die unbekannt ist)?

Für die geistliche Anwendung ist dies jedoch in Gänze unbedeutend. Um mit der mittleren Stange anzufangen: Diese läuft ununterbrochen entlang aller Bretter (oder durch alle Bretter). Nicht ein einziges Brett wird ausgelassen; die Stange verbindet alle Stück für Stück und macht so ein Ganzes daraus. Wenn du jetzt deine Bibel nimmst und bei Epheser 4,1-7 aufschlägst, dann liest du dort etwas von der Einheit des Geistes, die bewahrt werden muss in dem Band (stärker: in der Verbindung) des Friedens. Das ist die Verantwortung jedes Einzelnen. Es gibt nur einen Leib – nur ein Haus Gottes, eine Stiftshütte, wenn man so will – und einen Geist usw. Was Paulus hier schreibt, wird wunderschön durch die mittlere Stange illustriert, die alle einzelnen Bretter, in denen wir die Herrlichkeit der wiedergeborenen Menschen sehen, sozusagen zusammenschmiedet.

Dennoch gibt es Unterschiede untereinander, trotz der Einheit. Jeder hat eine Gnade bekommen, darin gibt es keinen Unterschied; doch es gibt einen Unterschied in dem Maß der Gabe des Christus, wie Epheser 4,7 uns sagt. Oder um bei unserem Thema, der Stiftshütte, zu bleiben: Es gibt Bretter und Stangen. Danach finden wir in Epheser 4,11 vier der verschiedenen Gaben, die der Herr der Gemeinde gegeben hat, damit wir aufrecht stehen bleiben und würdig unserer Berufung wandeln können: Er hat manche (1) als Apostel gegeben (beachte: eine Stange stellt nicht eine, sondern mehrere, „einige“ Apostel dar), andere (2) als Propheten, andere (3) als Evangelisten und andere (4) als Hirten und Lehrer. Der Grund, warum der Herr diese Gaben gibt, wird ausführlich in Epheser 4,12-16 mitgeteilt, von dem ich den Schluss hier zitiere: „… die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus, aus dem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Maß jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.“

Diesen Artikel über die Stiftshütte möchte ich mit den Worten unseres Herrn selbst beschließen. Bei der Betrachtung der Säulen des Vorhofs habe ich auf die Worte hingewiesen, die wir in Johannes 17,21 finden: „… damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, damit auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.“ Am Ende der Betrachtung über die Bretter stehen die Verse In Johannes 17,22 und 23 vor meinem Geist: „Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind; ich in ihnen und du in mir, damit sie in eins vollendet seien und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“


Originaltitel: „De tabernakel, hoger onderwijs voor eenvoudigen van hart“ 
aus Bode des Heils in Christus, Jg. 130, 1987

Übersetzung: Stephan Winterhoff

Anmerkungen

[1] Aus Strophe 2 aus Lied 137 „Gottes Sohn! Anbetend schauen“ in Geistliche Lieder, Hückeswagen (CSV).

[2] Strophe 1 aus Lied 9 „Jesus lebt“ aus dem Liederbuch Geistliche Lieder, Hückeswagen (CSV).


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