Der Lake Geneva Conference Report erschien in der Zeitschrift Zeit & Schrift, Sonderheft 2. Er kann nur noch im Webarchiv heruntergeladen werden.
Aufgrund einiger Fragen zum Lake Geneva Conference Report möchten wir als SoundWords-Redaktion einige Anmerkungen zu dieser Sonderausgabe von Zeit & Schrift machen. Im Vorwort der Sonderausgabe von Zeit & Schrift wird der Leser aufgefordert, „den gesamten Bericht“ zu lesen und nicht als „autoritatives, letztes Wort“ zu verstehen, sondern „jeden Gedanken und jede Auffassung anhand des Wortes Gottes zu überprüfen“ (S. 5). Dieser Aufforderung wollen wir gern nachkommen und einige Anmerkungen zu diesem Report machen in dem Bewusstsein, auch nur stückweise zu erkennen (1Kor 13). Wir wollen aber zuerst bekennen, wie sehr uns die heutigen Probleme in den „Versammlungen“ Not bereiten und dass wir uns einsmachen mit dem Versagen in Gottes Volk. Wir möchten dem Leser die folgenden Gedanken zum Nachdenken empfehlen mit der Bitte, diese vor dem Herrn zu erwägen.
Bei der Beschäftigung mit einigen Themen des Lake Geneva Conference Report wollen wir freimütig bekennen, dass wir die Schriften von Glaubensmännern vergangener Tage nicht ignoriert haben, sondern sie als eine Gabe von Gott kommend berücksichtigt haben – nicht um sie dem Wort Gottes gleichzustellen, sondern in dem Bewusstsein, dass das Erkennen der Wahrheit bei allen lediglich stückweise ist und wir das nicht zurückweisen, sondern dankbar anerkennen wollen, was der Geist Gottes in ihnen wirken konnte.
Wir sind uns bewusst, dass wir uns alle schuldig gemacht haben, dass wir das, „was von Anfang ist“, nicht bewahrt haben noch jenes, was durch Männer des Glaubens, die treuer waren als wir, wieder neu ans Licht gebracht wurde. Es fällt uns nicht leicht, in dieser Zeit diese Anmerkungen vorzunehmen, wo die allgemeine Verflachung auf allen Seiten zu spüren ist und Risse und Wunden aufgebrochen sind und keiner für sich wirklich beanspruchen kann, die Wahrheit treu verwaltet zu haben. Dennoch empfinden wir es als unsere Aufgabe und Verantwortung vor dem Herrn, folgende Anmerkungen dem Leser nahezulegen.
Wir beschränken uns bei den Anmerkungen auf folgende Themen:
I. Verunreinigung
II. 2. Timotheus 2
III. 2. Johannes
(Zitate von Zeit & Schrift sind eingerückt und grau unterlegt [ohne Farbe im PDF]; kursive Hervorhebungen im Original.)
I. Verunreinigung
Auf Seite 30 heißt es:
2. Gemäß der Lehre des Herrn über die Verunreinigung wird ein Mensch durch die Sünde, die aus seinem eigenen Herzen hervorkommt, verunreinigt und nicht durch den Kontakt zu solchen, die sündigen (S. 30).
Der erste Teil dieses Satzes ist vollständig wahr, der zweite („nicht durch den Kontakt zu solchen, die sündigen“) ist unseres Erachtens dann nicht richtig, wenn diese Aussage auf die Beziehungen zwischen Gläubigen angewendet wird. (Gerade dieser Aspekt wird aber von den Schreibern des Reports weiter verfolgt.) Natürlich wird man verunreinigt durch die Sünde, die aus dem eigenen Herzen hervorkommt. Aber heißt das wirklich, dass man durch Kontakt mit jemand, der sündigt, nicht verunreinigt werden kann?
Wenn jemand in Bezug auf die Sünde eines anderen (von der er weiß!) gleichgültig ist und mit diesem Menschen Kontakt hat, dann wird er verunreinigt, und zwar nicht durch mystische Übertragung der Sünde, sondern durch die Gleichgültigkeit und Neutralität dem Bösen gegenüber, die im eigenen Herzen ist. Der zweite Johannesbrief lehrt sogar, dass man durch einen einfachen Gruß ein „Teilhaber an bösen Werken“ sein kann. (Übrigens ist das Wort für „grüßen“ in 2. Johannes 10-11 dasselbe Wort wie in Apostelgeschichte 23,26. Es geht tatsächlich um einen einfachen Gruß.) Ebendiese Gleichgültigkeit verunreinigt einen also, nicht die eigentliche Berührung zum Beispiel beim Gruß. Das Schlimme ist: Die oben genannte Aussage bedeutet, dass letztendlich der Herr Jesus zum Urheber der Lehre gemacht wird, nämlich dass bewusster Kontakt zu solchen, die sündigen, nicht verunreinige.
Unter Punkt 5 heißt es:
5. Sauerteig (oder Hefe), beschrieben in 1. Korinther 5, kann nicht als ein Vorbild von Sünde benutzt werden. Er ist eine Veranschaulichung des aktiven, sich selbst ausbreitenden Wesens der Sünde, welche – wenn nicht gerichtet – andere dazu beeinflussen wird, sich selbst auch mit den gleichen [sündigen] Dingen zu beschäftigen (S. 30).
Die Konsequenz dieser Aussage scheint doch zu sein, dass eine Versammlung erst dann durchsäuert ist, wenn sie letztlich nur noch – wie im Fall von Korinth – aus Hurern besteht. Das ist jedoch unseres Erachtens überhaupt nicht der Gedanke des Heiligen Geistes in 1. Korinther 5, sondern es geht darum, dass in dem Augenblick, wo eine Versammlung sich weigert, den Bösen hinauszutun und die Sünde zu richten, sie durch ihre Gleichgültigkeit neutral der Sünde gegenüber ist und eine durchsäuerte Versammlung wird (vgl. 1Kor 5,2).
In Punkt 6 heißt es:
6. Es ist nicht möglich, sich durch den Ausdruck von Gemeinschaft mit Gläubigen anderer Traditionen zu „verunreinigen“, allein aufgrund der Tatsache, dass diese eine andere kirchliche Praxis haben (S. 30).
Auch diese Aussage ist erklärungsbedürftig. Zunächst wollen wir „kirchliche Praktiken“ in drei Gruppen gliedern:
1. Organisatorische Differenzen (anderes Liederbuch, andere Bibelübersetzung, spezielle Sitzordnung o.Ä.)
Bei diesen Dingen kann keineswegs eine Verunreinigung geschehen. Ein Sich-Trennen von Gläubigen aufgrund dieser Gründe muss als Sektiererei angesehen werden.
2. Von der Schrift abweichende organisatorische Praktiken (z.B. angestellte Prediger)
Gemeinschaft im Brotbrechen am Tisch des Herrn ist mit solchen Gläubigen nicht ausgeschlossen. Kirchliche Ungerechtigkeit/Irrtümer sind für manche Gläubige, die in diesen Dingen groß geworden sind, oft nur schwer zu erkennen. Wichtig ist hier, dass jemand entsprechend seinem Maß der Erkenntnis des Wortes Gottes auf eine gottgemäße Art und Weise sein Verhalten einrichtet. Dabei muss Leichtfertigkeit gegenüber kirchlicher Ungerechtigkeit oder ein Einschränken des Begriffs „Ungerechtigkeit“ in 2. Timotheus 2,19 vermieden werden.
3. Verdammungswürdige Lehre (z.B. Leugnung der Menschheit des Herrn)
In dieser Situation kann und darf es eine Gemeinschaft/Kontakt generell nicht geben.
Wenn eine kirchliche Praxis zum Beispiel beinhaltet, dass man den Grundsatz vertritt, Verbindung mit offenbarem Bösem verunreinige nicht, dann bedeutet Gemeinschaft mit Gläubigen, die diesen Grundsatz bewusst vertreten, dass ich auch mit diesem Grundsatz Gemeinschaft habe (2Joh 11), das heißt teilhabe an ihrer Gleichgültigkeit gegenüber Verbindung mit offenbarem Bösen.
Allerdings gibt das Neue Testament uns keinen Anlass für den weitverbreiteten Gedanken, dass auch unbewusste Verbindung mit Bösem verunreinige. Es wird die Gemeinschaft schwächen und den Geist dämpfen – denn wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit –, aber die Schrift spricht an keiner Stelle von Verunreinigung (in solch einem Fall).
Auf Seite 30 heißt es:
Im Allgemeinen wurde behauptet, dass ein Einzelner oder eine Gruppe mit den Sünden anderer – durch bloßen Kontakt – infiziert (d.h. verunreinigt) werden kann. Diese Ansicht führt zu einer „Kettenverunreinigung“, die auf dem Gedanken beruht, dass Verunreinigung auch durch solche Personen übertragen werden kann, die – obwohl selbst unschuldig – sich in Kontakt mit solchen befinden, die in krasser Sünde leben (S. 30).
Auffallend ist hier zweierlei :
- Die Schreiber bemühen sich unseres Erachtens, das Wort „Gemeinschaft“ zu vermeiden, indem sie das Wort „Kontakt“ benutzen.
- Die Schreiber weisen besonders darauf hin, dass derjenige, der den Kontakt hat, selbst unschuldig ist. Das scheint hier so verstanden zu werden, dass er selbst nicht in der krassen Sünde lebt. Allerdings geht es unseres Erachtens nicht darum, sondern es geht darum, dass ich, wenn ich Gemeinschaft habe mit solchen, die in krasser Sünde leben, dann an deren bösen Werken teilhabe, und dann bin ich nicht mehr unschuldig, da eine bewusste Gleichgültigkeit und Neutralität in meinem Herzen vorliegt.
Das zu verurteilende Argument in der Kettenverunreinigung ist nicht die Verunreinigung durch Gemeinschaft mit offenbarem Bösem und offenbaren Bösen, sondern dass eine unbewusste Verunreinigung geschehen kann, die die Schrift nicht kennt.
Eine Kette von Verunreinigungen, wobei das letzte Glied nicht weiß, warum es eigentlich verunreinigt ist, kennt das Neue Testament nicht. Diese Ansicht ist leider (oft unbewusst) weiter verbreitet, als man auf den ersten Blick vielleicht meinen wird.
Auf Seite 32 heißt es:
Deshalb wird auch eine Einzelperson oder eine Versammlung vor Gott nicht als verantwortlich angesehen infolge ihrer Nähe zu solchen, die sündigen, sondern allein aufgrund der Sünde in ihrem Herzen (S. 32).
Nun stellt sich die Frage, welche Lehre hier überhaupt verurteilt werden soll. Es ist uns nicht ganz klar, wer jemals gelehrt hat, dass „bloße Nähe zu solchen, die sündigen“, verunreinige. Wohl niemand hat die Lehre, dass die bloße örtliche Nähe zu Sündern oder sündigen Personen jemand verunreinigt. Auch hier wird unseres Erachtens der Begriff „Gemeinschaft haben“ scheinbar bewusst vermieden. Dass Gemeinschaft mit solchen Personen moralische „Einsmachung“ bedeutet und damit letztendlich auf die Sünde der Gleichgültigkeit im eigenen Herzen zurückgeht, wird hierbei gar nicht erwähnt und scheinbar übersehen.
Auf Seite 32 heißt es:
… verurteilt Paulus ebenfalls die Haltung der Korinther, die in ihrem Stolz und ihrer Selbstzufriedenheit die Sünde geduldet und damit noch mehr Schande über den Namen Christi gebracht hatten (1Kor 5,2.6). Ihr Stolz hatte sie verblendet für das, was für sie eine offensichtliche Tatsache hätte sein sollen, nämlich dass Sünde, wenn sie ungerichtet bleibt, andere beeinflusst – mit dem gleichen Ergebnis (vgl. 1Kor 15,33) (S. 33).
War es wirklich der Stolz, der die Schande über den Namen des Herrn gebracht hatte? War es nicht vielmehr die Gleichgültigkeit gegenüber der Sünde und das Nicht-richten-Wollen der Sünde? Das Wichtige ist hier: In dem hier angesprochenen Zusammenhang heißt es direkt, dass sie in der Richtung beschäftigt sein sollten, dass der Böse aus ihrer Mitte hinausgetan würde – und diesen besonders wichtigen Punkt erwähnen die Schreiber nicht. Das war das eigentliche Böse und das, was Schande über seinen Namen brachte – nicht dass andere eventuell auch Hurer wurden oder werden konnten („mit dem gleichen Ergebnis!“). Natürlich waren die Korinther stolz, wenn man das Wort „aufgeblasen“ damit übersetzen will, und es gab ihrer Sünde noch ein besonderes Gewicht, und es war auch so, dass sie nicht über diese Situation trauerten. Aber lag das Eigentliche und Wesentliche nicht darin – denn damit beschäftigt sich das ganze weitere Kapitel in 1. Korinther 5 –, dass sie kein Interesse daran hatten, dass derjenige, der diese Tat begangen hatte, aus ihrer Mitte hinweggetan würde? Dies war das Wesentliche, worauf es ankam, und das ist das, was hier gerade nicht erwähnt wird. Sie hatten kein Interesse daran, die Gemeinschaft mit diesem Mann zu brechen, und das war es, was ihr Herz kennzeichnete – Gleichgültigkeit –, und das ging aus ihren Herzen hervor. Die Aufgeblasenheit und die mangelnde Trauer kamen noch dazu.
II. 2. Timotheus 2,14-21
Hier heißt es auf Seite 33:
Obwohl sie [die Schriftstelle 2. Timotheus 2,14-21] oft verwandt wird, um die Lehre der Pharisäer (nämlich Verunreinigung durch Kontakt) zu stützen, geht es in dem Textzusammenhang der Schriftstelle um den öffentlichen Dienst von Dienern Gottes (z.B. Timotheus) und darum, wie unangemessene Beziehungen die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit ihres Dienstes beeinträchtigen können (S. 33).
Wie wir gesehen haben, benutzen die Schreiber den Begriff „Kontakt“, um „Gemeinschaft“ auszudrücken. Denn ansonsten dürfte das Wort „Kontakt“ nur gebraucht werden, wenn es um eine „unbewusste Berührung“ von Bösen geht. So wird dieses Wort allerdings in diesem Heft nicht gebraucht (siehe z.B. was über Kontakt zwischen Juden und Nichtjuden gesagt wird in Verbindung mit Apostelgeschichte 8 und 10 – dort besteht der Kontakt aus Essen mit Nichtjuden und die Gemeinschaft im Haus mit diesen). Würde man hier also übersetzen: „nämlich Verunreinigung durch Gemeinschaft (statt Kontakt)“, dann würde ein moralisches Sicheinsmachen mit Bösen als Lehre der Pharisäer betrachtet. Wie wir weiter oben gezeigt haben, ist „Verunreinigung durch Gemeinschaft“ durchaus kein pharisäischer, sondern ein schriftgemäßer Standpunkt. Oft wird gesagt, dass zum Beispiel die Mitgliedschaft im ADAC dann auch verunreinigen müsse. Aber hier geht es weder um Kontakt noch um Gemeinschaft und auch nicht um das „Ausdrücken“ von Gemeinschaft wie auf christlichem Gebiet üblich.
Noch einmal zurück zu Seite 32:
All die Handlungsweisen der ersten Christen in Bezug auf die Verunreinigung stimmen mit der Lehre des Herrn in Matthäus 15 und Markus 7 überein. Es ist bezeichnend, dass die Lehre des Herrn nicht auf den Kontakt zwischen ethnischen Gruppen beschränkt ist (so wie das in Apostelgeschichte 8 und 10 der Fall ist), sondern dass diese Lehre sogar auf Sünde angewandt wird (Mk 7,21-23). Wenn es wahr ist, dass der Aufenthalt in der Gegenwart der vorher verachteten Samariter und Nichtjuden einen Juden nicht länger verunreinigt, dann muss dieser gleiche Grundsatz auch angewandt werden auf das sich in der Gegenwart befinden von solchen, die sündigen (S. 32).
Wenn wir die Stellen in Markus 7 und Matthäus 15 genau lesen, dann werden wir feststellen müssen: Hier geht es weder um „Kontakt“ zwischen ethnischen Gruppen noch um Gemeinschaft mit sündigen Personen. Es geht in Markus 7 und Matthäus 15 überhaupt nicht darum, dass wir ruhig Kontakt (in dem Sinn von Apostelgeschichte 10, z.B. gemeinschaftliches Essen) haben könnten mit solchen, die in Sünde leben, und dass uns so ein Kontakt nicht verunreinige. Ganz im Gegenteil, die Sünde der Neutralität kommt dann aus dem eigenen Herzen.
… geht es in dem Textzusammenhang der Schriftstelle um den öffentlichen Dienst von Dienern Gottes (z.B. Timotheus) und darum, wie unangemessene Beziehungen die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit ihres Dienstes beeinträchtigen können (Hervorhebungen durch Herausgeber; S. 33).
Geht es in 2. Timotheus 2 wirklich lediglich um den öffentlichen Dienst von Dienern Gottes und um unangemessene Beziehungen, die die Wirksamkeit ihres Dienstes beeinträchtigen? Es geht um unseren Zustand und nicht um unseren Dienst. Weiter geht es darum, ob man „ein Gefäß zur Ehre“ ist, ob man „geheiligt“ ist, ob man „nützlich“ ist, ob man „zu jedem guten Werk bereitet ist“ (2Tim 2,21). Es geht unseres Erachtens nicht um den Dienst an sich. Selbst wenn ich ein Gefäß zur Ehre bin, „nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet“, dann bedeutet das noch lange nicht, dass der Herr mich auch für einen bestimmten Dienst gebrauchen möchte. Es geht darum, dass ich dazu „bereitet“ bin und „völlig geschickt“.
Dies gilt übrigens auch im umgekehrten Fall, dass jemand, obwohl ein Gefäß zur Unehre, zu einem Dienst von Gott benutzt werden kann (siehe Bileam und Jehu). Im Weiteren geht es nicht nur um Diener wie Timotheus, sondern es heißt: „Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit“ (2Tim 2,19), und: „Wenn nun jemand sich von diesen reinigt, so wird er …“ (2Tim 2,21). Das ist so allgemein, dass es für einen jeden gilt.
Auf Seite 33 heißt es dann weiter:
Timotheus wird vor jeglichem Umgang mit Personen wie Hymenäus und Philetus gewarnt – welche Abgefallene waren, die Irrlehre in die Versammlungen eingeführt hatten (S. 33).
Die falschen Lehrer des Neuen Testamentes sind für die Schreiber „Abgefallene“ (siehe S. 27). Unter der Überschrift „Abgefallene“ (in Sonderheft 2, S. 27) wird zuerst von „falschen Lehrern“ gesprochen, dann von „umherreisenden Lehrern und Propheten“, dann wiederum von „falschen Lehrern“ und dann heißt es plötzlich, dass die Apostel vor „abgefallenen Lehrern“ warnten. Daraufhin wird nur noch von den „wahrhaft Abgefallenen“ gesprochen. „Ein Abgefallener“ sei „von Feindseligkeit gegenüber Christus motiviert“. Weitere Kennzeichen nach ihrer Definition: Er spiegle „den Charakter des Bösen“ wider; er sei „ein Sklave der Sünde“ und „nicht eher zufrieden, bis er seiner Sünde Ausdruck gegeben hat“. Eines der wichtigsten Kennzeichen sei: „Ein Abgefallener“ sei „überhaupt kein Gläubiger“ (S. 27 unten und S. 28 oben).
Auf Seite 15 heißt es:
(Hymenäus und Philetus z.B. (2Tim 2,17) waren beides Abgefallene; vgl. 1Tim 1,20) (S. 15).
In 1. Timotheus 1,20 lesen wir: „Unter ihnen ist Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan überliefert habe, damit sie durch Zucht unterwiesen würden, nicht zu lästern.“
Wenn also das Dem-Satan-Überliefertwerden beweisen soll, dass Hymenäus und Philetus Abgefallene waren, dann muss auch der Hurer in 1. Korinther 5 ein Abgefallener gewesen sein, denn von diesem sagt Paulus, dass die Korinther „einen solchen dem Satan zu überliefern“ haben (1Kor 5,5). Von diesem Mann (dem Hurer!) sagen die Schreiber auf Seite 27 jedoch selbst, dass er ein Gläubiger gewesen sei. Dort heißt es:
Es ist sehr wichtig zu beachten, dass der betreffende Mann ein Gläubiger war, eine Tatsache, die auch später in 2. Korinther 2,5-11 festgestellt wird (S. 27).
Hier widerspricht man sich also selbst! Einerseits wird gesagt, ein Abgefallener sei kein Gläubiger, und andererseits werden Hymenäus und Philetus als Abgefallene bezeichnet, weil es in der Schrift heißt: „… die ich dem Satan überliefert habe“, obwohl Paulus dies genauso von dem Hurer in 1. Korinther 5 sagt und es von diesem ganz deutlich ist, dass er kein Abgefallener war, sondern ein Gläubiger (2Kor). Es muss sich also nicht zwingend um einen Ungläubigen handeln, wenn es um falsche Lehre geht.
Hebräer 6,5-6 gibt uns eine schriftgemäße Definition eines Abgefallenen. Hier heißt es: „… und geschmeckt haben das gute Wort Gottes und die Wunderwerke des zukünftigen Zeitalters, und abgefallen sind, wiederum zur Buße zu erneuern, indem sie den Sohn Gottes für sich selbst kreuzigen und ihn zur Schau stellen {d.h. der Schmach preisgegeben}.“ Ein Abgefallener hat keine Möglichkeit, sich durch Buße zu erneuern. Hieraus wird auch deutlich, was Abfall in Wirklichkeit nach der Schrift bedeutet: Es ist das Verlassen des christlichen Bekenntnisses.
Wenn Absonderung somit nur von solchen Abgefallenen möglich ist, die die Charakterzüge tragen, die auf Seite 28 aufgelistet sind – wobei, wie gesagt, das nicht das ist, wie die Schrift einen Abgefallenen charakterisiert –, dann sind wir gezwungen, mit solchen in Gemeinschaft zu bleiben, die zum Beispiel die ewige Gottessohnschaft und die vollkommene Menschheit des Herrn leugnen und die die Allversöhnungslehre und etliche andere böse Lehre haben. Denn von solchen kann man oft nur schwer, meist gar nicht, sagen, dass sie die Charakterzüge eines, wie sie es definieren, Abgefallenen hätten, wie auf Seite 27 und 28 beschrieben, nämlich:
• Ein Abgefallener ist von Feindseligkeit gegenüber Christus motiviert. […]
• Ein Abgefallener spiegelt den Charakter des Bösen wider. […]
• Ein Abgefallener ist ein Sklave der Sünde. […]
• Ein Abgefallener ist nicht eher zufrieden, bis er seiner Sünde Ausdruck gegeben hat. […]
• Der Zustand eines Abgefallenen wird durch alle Bereiche seines Lebens hindurch offenbar werden. […]
• Ein Abgefallener verführt die Menschen bewusst und mutwillig, bis seine Pläne zur Reife gelangt sind. […]
• Die Beweisaufnahme der Schrift deutet auf die Tatsache hin, dass ein Abgefallener überhaupt kein Gläubiger ist. […]
• Ein Abgefallener ist notwendigerweise nicht nur von den Ausdrucksformen der Gemeinschaft ausgeschlossen, sondern von jeglichem Umgang […] (S. 27–28).
Hieße dies nicht, dass wir mit Lehrern wie Newton, Raven oder Taylor in Gemeinschaft hätten bleiben müssen? Muss man dies nicht notwendigerweise schlussfolgern?
III. 2. Johannesbrief (oben)
Auf Seite 34 heißt es als Anmerkung:
Nach der Konferenz wurde eine Frage zu der Lehre von 2. Johannes 7-11 aufgeworfen. Gleich den anderen Schriftabschnitten, die wir in diesem Bericht untersucht haben, erlaubt es der Zusammenhang von 2. Johannes nicht, diese Bibelstelle als den Beweistext für die Verunreinigung durch Verbindung zu gebrauchen. Das Thema der Schriftstelle ist Abfall. Die Warnung des Apostels richtet sich auf die Gefahr der eingeschlossenen Billigung der Lehre des abgefallenen Lehrers (der die Menschwerdung des Herrn Jesus leugnete). Somit haben diejenigen, die abgefallene Lehrer willkommen heißen, teil an ihren bösen Werken, weil ihr Willkommenheißen in der Tat Billigung beinhaltet. Da der Apostel vor dem Abfall vom Glauben warnt, wäre es unberechtigt, diese Schriftstelle als Grundlage zu benutzen, solche Gläubige, die deutliche Anzeichen von Leben aus Christus aufweisen, jedoch andere kirchliche Praktiken befolgen, an der Ausübung praktischer Gemeinschaft zu hindern (Hervorhebung durch SoundWords; S. 34).
Hierzu einige Anmerkungen:
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Im zweiten Johannesbrief geht es nicht, wie behauptet wird, um die Leugnung der Fleischwerdung allein, sondern darum, dass jemand die Lehre des Christus (2Joh 9) nicht bringt. Wenn der Apostel von dem Verhalten der Frau spricht, dann redet er nicht davon, dass jemand die Menschwerdung des Herrn Jesus leugnet, sondern er spricht von jemand, der die Lehre des Christus nicht bringt.
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Die Schlussfolgerung, die am Ende des Abschnittes gezogen wird, zeigt eigentlich am deutlichsten, wie verkehrt die Auslegung von 2. Johannes ist. Es heißt hier: „da der Apostel vor dem Abfall vom Glauben warnt“. Warnt der Apostel hier wirklich vor dem Abfall? Geht es nicht vielmehr darum, wie gesagt, dass jemand die Lehre des Christus nicht bringt? Wenn es sich um Abfall vom Glauben handelt, wäre es unberechtigt, diese Schriftstelle als Grundlage zu benutzen, um Lehrer wie Newton, Raven oder Taylor zurückzuweisen, denn sie waren wohl keine Abgefallenen – selbst nicht nach der Definition der Schreiber des Reports.
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Jedenfalls hatten diese Lehrer zum Teil deutlich Anzeichen von Leben aus Christus. Aber es geht eben in 2. Johannes nicht um Leben aus Christus, wie hier behauptet wird, sondern um die Lehre des Christus, die gebracht oder eben nicht gebracht wurde.
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Auch geht es nicht um kirchliche Praktiken, sondern um die Lehre des Christus.
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Im Weiteren geht es in 2. Johannes nicht darum, dass die Frau durch das Grüßen des Irrlehrers gleichzeitig seine falsche Lehre billigte oder irgendwie für gut befand, sondern allein die Tatsache, dass sie bewusst Kontakt/Gemeinschaft mit einem Irrlehrer hat, würde sie zu einer Teilhaberin an bösen Werken machen. Es geht also nicht um Billigung oder um das Gutheißen einer Lehre – sie hätte die Lehre ruhig ablehnen können, das hätte nichts geändert –, sondern um bewussten Kontakt.
Schluss
Mit diesen Anmerkungen möchten wir niemand verletzen oder denunzieren. Wir wollen dafür beten, dass entstandene Risse wieder heilen, anstatt dass sie sich ausbreiten. Wir möchten jedem interessierten Leser diese Zeilen vorlegen mit der Bitte, sie gründlich zu prüfen. Wir wissen, wie schwierig es ist, sich schriftlich festzulegen und dabei noch richtig verstanden zu werden; deshalb sind wir für Hinweise sehr dankbar.
Die SoundWords-Redaktion


