Ewiges Leben (1)
Das „ewige Leben“ in den Evangelien

William Joseph Lowe

© SoundWords, online seit: 01.05.2012, aktualisiert: 06.07.2023

Leitverse: Johannes 3,36; 4,14

Joh 3,36: Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben.

Joh 4,14: Wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, der wird nie mehr dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt

Offenbarung und Beziehungen [zwischen Gott und Menschen] in verschiedenen Haushaltungen

Wenn die Wahrheiten der Schrift in ein System oder Muster gepresst werden, werden ihre lebenswichtige Spannkraft sowie die göttliche Anwendung zum Nutzen der Seele zerstört. Jedes System muss auf der einen oder anderen Seite irren. Der Wunsch, unterschiedliche Haushaltungen und Beziehungen zu Gott zu begreifen und der menschlichen Intelligenz anzupassen, reduziert den Begriff „Leben“ auf ein einziges Modell und trennt notwendigerweise die Kenntnis der Beziehung von ihrer eigentlichen Bedeutung; denn die Beziehung zu Gott variiert in den verschiedenen Haushaltungen, wohingegen es das Leben je nach System  nicht tut. Das ist das System von Grant; und er untermauert das, indem er jede Alternative verwirft und sich darauf festlegt, dass in dem Begriff „Leben“ alles Wissen enthalten sei. Die Folge davon ist, dass die notwendigen Übungen der Seele durch Gottes Wort gemindert oder gar verhindert werden. Aber warum überhaupt ein System konstruieren? Keiner dieser Wege entspricht dem Weg des Glaubens: Im ersten Fall reduziere ich das Wort Gottes auf die Größenverhältnisse meiner eigenen schwachen Wahrnehmungsfähigkeit; im zweiten Fall bin ich davon überzeugt, dass ich etwas erreicht habe, von dem ich in Wirklichkeit nichts weiß. Die praktischen Ergebnisse der Heiligungslehre Wesleys sind ein schlagender Beweis: Jemand, dessen Gewissen in Bezug auf Sünde zart ist, verbringt sein Leben in Ungewissheit und Zweifeln, weil er fühlt, dass er „Vollkommenheit“ nicht erreicht hat, wohingegen derjenige, der selbst davon überzeugt ist, dass er diese Vollkommenheit erreicht habe, leichtfertig mit Sünde umgeht, die er im Widerstreit von Lehre und Gewissen  wegzuerklären oder zu leugnen gezwungen ist.

Das Wort Gottes ist lebendig, und wenn wir zu diesem Wort kommen, entdecken wir augenblicklich, wie unser Zustand ist, in einer Weise, wie unsere bloßen eigenen Gefühle ihn uns niemals zeigen würden; und das Mittel, das Gott vorgesehen hat, macht uns nicht nur frei, sondern versetzt uns in einen neuen Zustand, wobei allein der Zustand, aus dem Er uns herausgebracht hat, von uns wirklich eingeschätzt werden kann. In der Umarmung des Vaters erkannte der verlorene Sohn die Liebe im Vaterherzen und gleichzeitig seine eigene Schlechtigkeit; im Haus des Vaters, sitzend an seinem Tisch, erkannte er die Tiefe der Erniedrigung und des Mangels, in die er in jenem fernen Land geraten war.

Das Wort Gottes beurteilt mich; es befähigt mich, die Bewegungen der Seele zu entdecken und dadurch herauszufinden, was meine Gedanken, Gefühle und Neigungen aus Gottes Sicht sind; und indem ich mich mit Christus beschäftige, verwandelt der Heilige Geist mich in sein Bild und gibt mir Gedanken, Gefühle und Neigungen ganz neuer Art. Ich lerne, mit mir selbst und mit allem, was aus mir ist, Schluss zu machen und volle Genüge in der Sehnsucht nach einer göttlichen Natur in Christus zu finden; fortan ist Er der Gegenstand meines Herzens. Auf diese Weise werde ich durch das Wort gereinigt und wachse ich in der Erkenntnis Gottes (Kol 1,10). Dennoch wird das Absterben meiner Glieder, das damit verbunden ist, ein rebellisches Herz in mir wecken, was die Verhinderung geistlichen Wachstums zur Folge hat. Die Schrift kann dem jedoch mit lebendiger Kraft entgegentreten. Was aber, wenn die Schrift praktisch durch ein System ersetzt wird, das zu meinem schwachen Zustand passt? Verliere ich dann nicht die Kraft, die Gott mir für Wachstum und Selbstgericht zur Verfügung stellt, was unweigerlich Weltförmigkeit zur Folge haben wird?

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Kürzlich hat jemand, der mit J.J.S. signiert, versucht, Grants Theorie zu stützen, indem er behauptete:

  • Johannes 3,36 beweise klar, dass es nur die Wahl gebe zwischen ewigem Leben und dem Zorn Gottes.
  • Johannes 6,53 beweise, dass es entweder ewiges Leben oder gar kein Leben gebe.

Natürlich geschieht dies jetzt infolge der Zurückweisung des in Gnade auf dieser Erde geoffenbarten Sohns. Aber was sagt die Schrift? Derartige Argumente beweisen nur, wie das „Bild gesunder Worte“ nach der Schrift bereits aufgegeben wurde; und das ist die direkte Folge, wenn man Grants System in sich aufsaugt. Hängt denn wirklich nichts davon ab, wie Gott entschieden hat, sich selbst in den unterschiedlichen Haushaltungen zu offenbaren? Und ist das Leben im Glauben an die Offenbarung in seinem Charakter und in seinen Auswirkungen immer genau dasselbe  ungeachtet des Unterschieds in der gemachten Offenbarung? Wenn ich sage, dass das Leben einer Pflanze nicht dasselbe ist wie das Leben eines Tieres, behaupte ich dann, dass die Pflanze leblos ist? Oder, noch einmal: Indem ich sage, dass ein Tier nicht das Leben eines Menschen besitzt, streite ich damit etwa gegen die Schrift, die beide „lebendige Seelen“ nennt? Und so können wir schlussfolgern: Wenn wir verschiedene Arten geistlichen Lebens in verschiedenen „Familien“ im Himmel und auf der Erde finden, die der Vater so benannt hat, können wir dann [ernsthaft] behaupten, dass es zwischen diesen keine Unterschiede gibt? Es ist traurig, wenn auch nicht überraschend, dass in der letzten kurzen und von Grant selbst herausgegebenen Schrift die Unterschiede zwischen dem Begriff „ewiges Leben“, wie er in den synoptischen Evangelien benutzt wird, und dessen [abweichendem][1] Gebrauch bei Johannes völlig ignoriert wird. Der Begriff „ewiges Leben“ wird in Wahrheit auf dessen unendliche Dauer beschränkt, kaschiert durch die Aussage, es sei „göttlich“. Von Gläubigen, die gewohnt sind, die Schrift zu lesen, sollte man erwarten, dass sie diese oberflächliche und erniedrigende Darstellung der Wahrheit spontan zurückweisen. Hat etwa Johannes 6,57 seine Bedeutung für unsere Seelen verloren? Unser gütiger Herr sagt dort: „Wie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen, so auch, wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen.“ Ich würde mir wünschen, dass dies der Hauptpunkt der Wahrheit ist, auf dem zu bestehen ist. Er lebte in seiner eigenen göttlichen Natur, indem Er den Vater hier auf der Erde offenbarte Er lebte aus dem, was der Vater ist, und wegen seines Lebens. Wir müssen essen, um zu leben, wir müssen uns von Ihm ernähren.

Aber da ist noch mehr als das. Gott hatte es nicht nötig, seinen Sohn zu senden, um sich selbst als der Allmächtige, als Jahwe, zu offenbaren. Als es Ihm gefiel, als Vater bekanntzuwerden, sandte Er seinen Sohn: Niemand anders als der Sohn konnte den Vater bekanntmachen. Und dies ist das Leben, auf dem unser Christsein beruht. Das Leben der alttestamentlichen Gläubigen, so gesegnet es in der Gemeinschaft mit Gott sein mochte und so nicht endend es sein wird, ist  bei aller größeren Freude über Gott  nicht dasselbe. Der vom lebendigen Vater gesandte Sohn lebt bei Ihm und offenbart uns den Vater, weil Er der Sohn ist. Wir ernähren uns von Ihm; und durch Ihn haben wir Leben. Durch Ihn erfahren wir, wer und was der Vater ist; und nur so können wir das erfahren. Das ist Christsein. „Keiner hat Gott jemals gesehen“; aber der Eine, der Ihn jetzt offenbart, ist der „eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist“; und Er spricht: „Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben“ (Joh 3,11). Und außerdem sagt Er: „Und ich weiß, dass sein Gebot ewiges Leben ist. Was ich nun rede, rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat“ (Joh 12,50).[2]

Der Begriff „ewiges Leben“ in den synoptischen Evangelien

In Matthäus 7,14 spricht der Herr über „den Weg, der ins Leben führt“. Ebenso in Matthäus 18,8.9 (vgl. Mk 9,43.45.47, wo er von „eingehen in das Reich Gottes“ spricht) und in Matthäus 19,17 lesen wir von „eingehen ins Leben“ – wieder als eine zukünftige Sache (wie nahe es auch immer zu jenem Zeitpunkt gewesen sein mochte), und immer hat das einen direkten Bezug zu der Verwirklichung der Segnungen, die mit dem neuen Bund, der von dem Messias eingeführt wird, in Verbindung stehen stehen, wobei die Tür für spätere Entwicklungen bezüglich des „Reiches Gottes“ in seiner ganzen Fülle offen gehalten wird (insbesondere im Hinblick auf die moralische Bedeutung dieses Ausdrucks). Auch der Begriff „Leben“ würde erst dann, wenn Gott es für angebracht hält, zu erklären sein. Besonders der Abschnitt in Markus 9, der nicht von Haushaltungen spricht wie Matthäus, stellt eine Art Verbindung her zu Johannes 3.

Aber der zuletzt erwähnte Abschnitt in Matthäus erfordert im Vergleich zu den Parallelstellen in Markus 10,17-22 sowie Lukas 18,28-33 weitere Überlegungen. Der reiche junge Mann benutzt den Ausdruck „ewiges Leben“. In Matthäus, dem Evangelium der Haushaltungen, sagt er: „… um ewiges Leben zu haben“, denn der Charakter dieses Evangeliums unterstreicht klar dessen Bedeutung, und das Wort „haben“ untermauert den Unterschied zu dem Wort „eingehen“ in der Antwort des Herrn. Die beiden anderen Stellen lassen diesen Unterschied weg, indem sie von „erben“ sprechen, was natürlich zukünftig ist. Das verleiht dem Gebrauch des Wortes „haben“ in Matthäus eine besondere Kraft. Ein Jude, der in den Schriften des Alten Testaments unterwiesen war, erwartete die Erfüllung der nationalen Segnungen; er wusste von nichts anderem als dem, was in Verbindung mit der Herrschaft des Messias verheißen war, „Leben bis in Ewigkeit“, angekündigt in Psalm 133,3, als Segnung in Verbindung mit dem Berg Zion[3], ebenfalls angekündigt in Daniel 12,1.2, wie sie besonders Daniels Volk erwartete, das heißt einige von ihnen, die „im Buch geschrieben gefunden wurden“. Mehr konnte Daniel darüber nicht wissen. Und es ist anzumerken, dass der wunderbare Herr in seiner Antwort an den jungen Mann bezeichnenderweise das Attribut „ewig“ auslässt, indem Er sagt: „Wenn du aber ins Leben eingehen willst {selbst das wird in Markus und Lukas nicht gesagt}, so halte die Gebote.“ Er tat nicht mehr, als ihn zurückzuverweisen auf das, was bereits im Gesetz gesagt war, genau wie bei dem Gesetzgelehrten in Lukas 10,25-27, indem Er [5. Mose 6,5 und 3. Mose 19,18] zitiert: „Tu dies, und du wirst leben.“ Prinzipiell ist das die Sprache des Gesetzes; und in Galater 3,12 besteht der Apostel darauf [„Wer diese Dinge getan hat, wird durch sie leben“]. Das Gesetz ging nicht weiter, als ein Weiterleben auf der Erde anzukündigen (wie gesegnet dies auch immer unter dem Neuen Bund [Jer 31,33 und Heb 10,16.17] sein würde, wenn das Gesetz „auf die Herzen“ des Volkes Gottes geschrieben sein würde während der Segnung Israels an einem zukünftigen Tag) unter der Bedingung, dass praktische Gerechtigkeit in Gehorsam aufgerichtet würde. Dazu im Gegensatz steht, was der Herr jenem jungen Mann antwortet (Mt 19,21; Mk 10,21; Lk 18,22), dass er einen Schatz im Himmel hätte unter der Bedingung, dass er seine irdischen Segnungen den Armen gäbe und Christus nachfolgte.

Wenn der Herr selbst in Matthäus 19,29 von „ewigem Leben“ spricht, benutzt Er den Begriff „erben“, was sich auf die Zukunft bezieht, genau wie die korrespondierenden Abschnitte in Markus 10,30 und Lukas 17,30 in positiver Weise von „dem kommenden Zeitalter“ reden. Der Charakter des Matthäusevangeliums wurde bereits oben erwähnt, so dass eine neuerliche Erklärung unnötig ist. Die einzige andere Passage, die sich auf das Königreich des Messias (oder das kommende Zeitalter) bezieht, ist Matthäus 25,46, und zwar nach dem Gericht der auf der Erde lebenden Nationen, zu der Zeit, wenn der Sohn des Menschen in seiner Herrlichkeit mit all seinen heiligen Engeln kommt (Mt 25,31). Vergleichen wir dies besonders mit dem Abschnitt in Matthäus 19,28, der auf die Szene hinweist, die der Herr „die Wiederherstellung [Israels]“ nennt.[4]

Der Begriff „ewiges Leben“ im Johannesevangelium

Im Johannesevangelium wird uns „Leben“ immer als aus der Natur dessen, von dem es kommt, vorgestellt: „Was aus dem Geist geboren ist, ist Geist“ (Joh 3,6). Es heißt nicht: „ist der Geist“, denn das würde von einer Fleischwerdung des Heiligen Geistes sprechen; sondern es ist Geist, ist aus der Natur dessen, von dem Er stammt. Und so stellt es der Herr der Frau von Samaria in Johannes 4 vor. In Johannes 4,14 sagt Er: „Wer irgend aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, der wird nie mehr dürsten[5]; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt“; und dann in Johannes 4,23.24: „Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden.“ Und in Johannes 7,37.38 (am Laubhüttenfest) lesen wir erneut: „An dem letzten, dem großen Tag des Festes aber stand Jesus da und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ Beide Male ist das Ergebnis des Zu-Ihm-Kommens, Wasser zu trinken, das Er gibt. In Johannes 4 zeigt sich die Kraft des Geistes in Anbetung, in Johannes 7 in dem Zeugnis für Gott in der Welt, indem lebendige Ströme von dem verherrlichten Jesus und aus dem Gläubigen herabfluten und dadurch Segen und Erfrischung in ihre Umgebung bringen.

Das Johannesevangelium geht immer von der Verwerfung Christi sowie von dem völligen Beiseitesetzen des Judaismus aus: „Er kam in das Seine, und die Seinen nahmen ihn nicht an“ (Joh 1,11). Dies wird auch am Beginn dieser beiden Kapitel gezeigt. Darby hat angemerkt, dass der Herr in Johannes 4 seine Jünger nicht durch die Taufe mit dem lebendigen Christus verbindet, obgleich für sie durch ihren Glauben ihre persönliche Annahme des Messias ausgedrückt wurde. In Johannes 7 würde Er nicht offen [sichtbar] zum Fest gehen, denn „seine Zeit war noch nicht da“ (Joh 7), und als Er seine göttliche Einladung denen erklärte, die das jüdische Fest und dessen äußerliche Freude nicht zufriedenstellte, war dies im Gegensatz [zu diesem Fest], nämlich am „letzten Tag“ desselben (Joh 7,37), dem achten Tag, am Beginn einer neuen Ordnung der Dinge.

Aber wir sollten diesen Gegenstand nicht verlassen, ohne noch ein Wort mehr über die Offenbarung und Übermittlung des Lebens zu sagen, wie es in dem Schriftabschnitt geschieht, den wir im Johannesevangelium gerade betrachten. Alles flutet aus der Liebe heraus, aus der Liebe Gottes, die hier erstmalig bekanntgemacht wird, und zwar in der Person des Sohnes, der als Mensch in diese Welt kam. Dies ist von tiefster Bedeutung. Je mehr die Schrift unter diesem Gesichtspunkt untersucht wird, desto mehr wird dessen Bedeutung zu sehen sein, und das nicht nur für unser Herz, sondern ebenso für das Gewissen. Das fleischgewordene Wort „wohnte unter uns voller Gnade und Wahrheit“[6], und die Herrlichkeit, die wir in Ihm sehen, war „eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater“ (Joh 1,14); und in Johannes 1,18 lesen wir: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.“ Das ist derselbe, der sich selbst als „Sohn des Menschen“ bezeichnet (Joh 1,49.51), als Nathanael Ihn als Sohn Gottes bekennt. 

In Johannes 3,16 sehen wir, dass die Quelle des ewigen Lebens, das durch Glauben empfangen wird, die Liebe Gottes ist, bewiesen in der Gabe seines Sohnes  des Sohnes des Menschen, der nach dem vorhergehenden Vers [Joh 3,14] „erhöht werden muss“. Wiederum finden wir am Ende des Kapitels (Joh 3,35.36): „Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.“ In Johannes 5,20 wird uns die Liebe[7] des Vaters zu dem Sohn vorgestellt als Fundament alles dessen, was folgt. Welche Bedeutung hat das doch für die feierliche Aussage des Herrn in Johannes 8,42: „Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen!“ Der Stellenwert, den die Liebe in Johannes 10 einnimmt, ist umso gesegneter, als dies in unermesslich zarter Weise darin verborgen ist. Wie schon häufig angemerkt, ist dies das einzige Mal, dass der Herr auf sich selbst das Adjektiv „gut“ anwendet (Joh 10,2): Dabei geht es um die Liebe bis zum Tod von Johannes 15,13: „Größere Liebe hat niemand als diese, dass jemand sein Leben lässt für seine Freunde.“ Aber es ist so, als ob der Herr hier, indem Er über sich selbst spricht, dieses Wort vermeiden möchte, um der Liebe des Vaters zu Ihm größere Bedeutung beizumessen, indem sie einen Grund fand, dies in seiner Hingabe für die Schafe herauszustellen [Joh 10,16.17].[8]

Der Heiland  der gerade in seinem ergebenen Gehorsam bis zum Tod sich selbst eher im Hintergrund hält in der Absicht, die Liebe seines Vaters herauszustellen, diese Liebe uns zur Kenntnis zu bringen, indem Er uns die Herrlichkeit[9] schenkt, die der Vater Ihm gegeben hat  sagt: „… damit sie eins sind, wie wir eins sind (der Vater und der Sohn), damit sie in eins vollendet seien und damit die Welt erkenne[10], dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast“ (Joh 17,22.23). Aber was können wir sagen über diese wundervollen Kapitel Johannes 13 bis 17, deren Anfang und Ende wir eigentlich nur zitieren können? Von Anfang bis Ende geht es um Liebe  Liebe, in die wir jetzt hineingestellt sind, die uns in die Herrlichkeit versetzt, in der sich Jesus, der Sohn des Menschen und Sohn Gottes, befindet. Nur dort können wir ihre ganze Fülle erkennen. Der Heilige Geist ist uns geschenkt, um uns in diese Dinge einzuführen, die uns, während sie die Seele mit unaussprechlicher Freude und großer Herrlichkeit füllen, gleichzeitig unsere eigene Unzulänglichkeit und Dürftigkeit fühlen lassen, die Kleinheit unserer Gefäße, um auch nur einen einzigen Tropfen dieses unermesslichen Ozeans aufnehmen zu können. Und doch weiß der Glaube, dass wir für alle Ewigkeit die Gegenstände [dieser Liebe] sind. Und das Verlangen nach tieferem und besserem Verstehen  an sich ein Indikator dafür, das Leben davon  befriedigt und regt zugleich die [Seelen] an, indem alle Schätze in der Person Christi gefunden werden. Möge doch das ernste Rufen des Apostels zum Vater unseres Herrn Jesus Christus auch unser sein  auch füreinander , damit wir „nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft gestärkt werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen“ (Eph 3,169. Gewiss würde Er uns zur Folgsamkeit bewegen mit reinen Herzen, im Bewusstsein seiner Gegenwart und mit unbeschuhten Füßen auf heiligem Boden stehend.

Diese wunderbaren Kapitel werden mit den Worten eingeleitet: „Vor dem Fest des Passah aber, als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zu dem Vater hingehen sollte  da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende“ (Joh 13,1). Und den Abschluss [dieser Kapitel] bildet sein eigenes Gebet: „Gerechter Vater! Und die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast[11], in ihnen sei und ich in ihnen“ (Joh 17,25.26). Was für ein Teil besitzen wir doch! „Seht, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen“ (1Joh 3,1). Gott ist Liebe: „Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben möchten. Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnung für unsere Sünden“ (Joh 4,9.10).[12]

Die Liebe, die Liebe Gottes, der selbst Liebe ist, ist die Quelle des uns geschenkten Lebens. Sie wird in der Person des „eingeborenen Sohns“, der in die Welt gesandt wurde, offenbart, damit wir durch Ihn, der die Sühnung für unserer Sünden ist, leben möchten. Aber nun erfahren wir eine zutiefst feierliche Wahrheit. In Verbindung mit der Offenbarung dieser Liebe in der Person des Sohnes, der ewiges Leben schenkt, zeigt sich der wahrhaft schreckliche Zustand des menschlichen Herzens und ebenso der schreckliche Zustand dieser Welt, die unter der Macht Satans steht: „Die Welt kann euch nicht hassen, aber mich hasst sie“ (Joh 7; 15,18-21). „Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen geredet hätte, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie keinen Vorwand für ihre Sünde. Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie gesehen und doch gehasst sowohl mich als auch meinen Vater“ (Joh 15,22-24). 

[Diese Darstellung] der totalen Verwerfung des Christus ist charakteristisch für das Johannesevangelium. So, wie wir [im ersten Johannesbrief] in dem Gläubigen als Ergebnis des empfangenen ewigen Lebens die offenbarte Liebe sehen, so finden wir [dort in schroffem Gegensatz] den Hass Kains, der seinen Bruder erschlug, weil seine eigenen Werke böse, die seines Bruders jedoch gerecht waren: „Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder, und ihr wisst, dass kein Menschenmörder ewiges Leben bleibend in[13] sich hat“ (1Joh 3,11-15). Die Offenbarung der Liebe macht den Hass, der die Dunkelheit kennzeichnet, offenkundig; denn Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in ihm“ (1Joh 1,5.6; 2,10.11). Diese schreckliche Entdeckung ist die unvermeidliche Folge der Tatsache, dass das Licht in die Welt kommt (Joh 1,9). Wenn nun das ewige Leben für Menschen (natürlich untrennbar mit dem Glauben verbunden) systematisch als universelle Wahrheit dargestellt wird, abgeleitet von der Tatsache des in dem Sohn bestehenden ewigen Lebens, dann muss folgerichtig und unbedingt seine Einführung in diese Welt davon getrennt [gesehen] werden. Ich behaupte nicht, dass solche, die das Grant’sche System akzeptieren, das leugnen, was im Johannesevangelium mitgeteilt wird. Das können sie nicht. Aber diese Beziehung zur Wahrheit hat, was seine moralische Kraft über ihr Gewissen betrifft, praktisch Einzug gehalten in ihre Seelen. Die zarte Empfindsamkeit, die das Gewissen Gott und seiner Wahrheit gegenüber haben sollte, wird  zweifellos unmerklich  aber unvermeidbar zerstört; und als Folge davon wird der Respekt vor der Wahrheit aus egoistischen Gründen gemindert und tendiert am Ende dazu, gänzlich ausgelöscht zu werden. Lasst solche, die sich zu einem solchen System als von Gott bekennen, das erkennen, damit sie nicht  vielleicht zu spät  die Bitterkeit erfahren, blinde Leiter der Blinden zu sein. Wenn die klare Offenbarung über das „ewige Leben“ aufgegeben wird, geht auch das Licht für die Seele gewissermaßen verloren, denn „das Leben war das Licht der Menschen“ (Joh 1,4). So stellt Gott es uns in seinem Wort vor. Übrigens wird dadurch der Weltförmigkeit in ihren verschiedenen Spielarten die Tür geöffnet; denn was uns davor bewahrt, ist die Liebe des Vaters  und das kennt man ausschließlich im Christentum, wenn es wirklich begriffen wird. Ich möchte den Gewissen meiner Brüder ernstlich empfehlen und sie einladen, diesen Gegenstand erneut zu studieren, indem sie das Wort, wie es uns im Johannesevangelium begegnet, mit dem vergleichen, was wir in seinem Brief lesen, besonders das, was der Apostel zu den „jungen Männern“ sagt.

Fassen wir einmal so kurz wie möglich zusammen, womit wir uns bis jetzt beschäftigt haben. Die Offenbarung des „ewigen Lebens“, die fast ausschließlich in den Schriften des Apostels Johannes zu finden ist, wurde ihm als einem der letzten Augenzeugen der Herrlichkeit des Herrn geschenkt (Apg 10,39; 2Pet 1,19), bevor er aus dieser Welt weggenommen wurde  auch als einer, der sich mehr als jeder andere der Freiheit in Heiligkeit erfreute, indem er sich bewusst war, dass er der Gegenstand der Liebe [Gottes] war. Ich behaupte nicht, dass er mehr als andere geliebt wurde, aber dass er mehr darin lebte, was auch immer Petrus davon zu halten schien [Joh 21,21]. Der Schoß des Herrn war auch für ihn [Petrus] offen, aber Johannes war es, der ihn einzunehmen wagte. Wenn wir das mit dem vergleichen, was in Johannes 1,18 gesagt wird von dem Herrn als dem, der den Vater offenbart hat, dann erkennen wir, wie wunderbar geeignet für den besonderen Dienst, den der Herr ihm übertragen hatte, [Johannes] war, ein auserwähltes Gefäß, geformt vom Herrn, um den Heiligen die Offenbarung des ewigen Lebens zu vermitteln. Fünfmal an verschiedenen Stellen seines Evangeliums spricht er von sich selbst als von „dem Jünger, den Jesus liebte“[14] [Joh 13,23; 19,26; 20,2; 21,7.20]. Er sagt nicht: „der Jesus liebte“, wie aufrichtig er das auch hätte sagen können. Es ist kennzeichnend für wahre Liebe, dass sie nicht an sich selbst denkt. Der inspirierte Ausdruck spricht deutlich und in angemessener und erhabener Weise von Gott. Im Evangelium finden wir das Leben offenbart in der Person des Sohnes, so dass wir Teilhaber desselben sein können. Im [ersten Johannes-]Brief erfahren wir, wie wir Zugang zu demselben haben und über die Auswirkungen für solche, die das Leben bekommen haben, sowie über die Art, wie solche, die es „besitzen“, davon zeugen.

Als von [dem Leben] in Johannes 3,14.15 zum ersten Mal gesprochen wird, wird dies durch das Kreuz eingeführt  indem die Notwendigkeit erwähnt wird, dass der Sohn des Menschen erhöht werden muss, und das, nachdem der Herr das erste Mal angekündigt hatte, dass Er zum Himmel, aus dem Er gekommen war, zurückkehren würde, und nachdem Er darüber sprechen musste, was „das Himmlische“ im Unterschied und positiven Gegensatz zu „irdischen Dingen“ ist  selbst in Bezug auf den neuen Bund, wenn Christus über diese Erde regieren wird. Aber um daran teilhaben zu können, muss ein Mensch „wiedergeboren“ sein; aber es ist auch aufzuzeigen, dass  wenn wir das Wort „wiedergeboren“ so benutzten, als sei es dasselbe wie „ewiges Leben“  der Unterschied zwischen irdischen und himmlischen Dingen ausgelöscht würde. Sicher: Der Mensch muss wiedergeboren werden, um teilhaben zu können an den „himmlischen Dingen“, aber in diesem Fall ist das von Gott geschenkte Leben „ewiges Leben“, wie Johannes hier enthüllt. Bemerken wir an dieser Stelle, wie vollkommen das Werk an der Seele dessen ist, der zu dem Heiland blickt, dargelegt in dem Bild von der ehernen Schlange, das der Herr zitiert. Israels Sünde war es, die dazu Anlass gegeben hatte, Sünde, die unter Gottes Gericht den unmittelbaren Tod zur Folge hatte, wobei die Schlange die Handelnde war. Sie konnten nichts dagegen ausrichten, hatten kein Mittel außer der erhöhten Schlange, die durch Gottes gnädige Vorsehung für sie bereitgestellt wurde. Die Schlange war es, zu der der gläubige Israelit aufzuschauen hatte. Und [genau] das finden wir im Kreuz, so dass, wenn wir nach der Auferstehung des Herrn auf der anderen Seite stehen, wir Befreiung von Sünde und Tod, von Satans Macht und von dem Gericht Gottes erfahren (Joh 8,34-36; 5,22-25; 9,25.26; 16,11). Das Gericht ist vorüber. Der Gläubige ist vom Tod in das Leben hinübergegangen und wird nicht ins Gericht kommen. Durch den Sohn ist er „wirklich frei“ [Joh 8,36]; und die Welt, in der er für eine Weile zurückgelassen ist und in der Satan der Herrscher ist, ist durch den Herrn „überwunden“ (Joh 16,33).

Der Eine, der Leben schenkt, ist der Mensch gewordene Sohn Gottes, der in dieser Hinsicht für immer seine Funktion als unser Fürsprecher behält als der, dem es gegeben war, „Leben in sich selbst“ (Joh 5,26) zu haben; und Er begann dieses besondere Werk, als Er auf dieser Erde war, damit solche, die glauben, durch ihren Glauben „aus dem Tod in das Leben“ (Joh 5,24) übergehen könnten. Er ist derselbe, der als Sohn des Menschen in seinem Tod „die Speise, die ins ewige Leben bleibt“ (Joh 6,27) ist. Er ist der „gute Hirte“ in Johannes (Joh 10,11), der sein „Leben lässt für die Schafe, der gekommen ist, damit sie Leben hätten, und zwar Leben „in Überfluss“ (Joh 10,10).

Wir haben auch gesehen, dass die wirksame Vermittlung des „ewigen Lebens“, eines Lebens, das gekennzeichnet ist durch die Gabe des „Heiligen Geistes“ (Joh 4,24; 7,39), im Prinzip den Tod des Herrn sowie seine jetzige Stellung in Herrlichkeit, als Sohn des Menschen im Himmel, zur Voraussetzung hat, „aufgefahren [zum Himmel], wo er zuvor war“ (Joh 6,62). Seine erste Botschaft an die Jünger (nach seiner Auferweckung übermittelt von Maria Magdalena, als Er seine Jünger zum ersten Mal „Brüder“ nennt und sie [damit] in die doppelte Beziehung bringt, in der Er selbst stand als Sohn Gottes und Sohn des Menschen) beginnt mit den Worten: „Ich fahre auf“ (Joh 20,17). Dann folgt die vollständige Erklärung der Beziehung, die wir in Ihm haben und die dem Glauben durch den [Heiligen] Geist offenbart ist: „zu meinem Vater und eurem Vater und meinem Gott und eurem Gott“. Das ist für uns die gegenwärtige Verwirklichung des „ewigen Lebens“, die auf der Tatsache beruht, dass der Sohn „bei dem Vater“ (1Joh 1,2) ist. Leben, wie es ebenda beschrieben wird („das ewige Leben, das bei dem Vater war“) und in Ihm gesehen wurde, als Er auf der Erde war, ist nun als Ergebnis der Versöhnung und durch die Weisheit des Heiligen Geistes wahrhaftig in uns (1Joh 2,8; 5,6-11). Seine Worte an Maria, die Ihn gern auf dieser Erde gehabt hätte, waren: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater“ (Joh 20,17). Johannes 17 hat hier seine Grundlage. Und wir konnten dasselbe in den Kapiteln Johannes 13 und 14 sehen, die mit den Worten beginnen: „Als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt zu dem Vater hingehen sollte“ (Joh 13,1); und in Johannes 13,3 heißt es, dass „der Vater den Sohn liebt und alles in seine Hand gegeben hat“ (vgl. auch Joh 3,35) und „und dass er [Jesus] von Gott ausgegangen war und zu Gott hingehe“. 

Wir finden diese beiden Seiten seiner persönlichen Herrlichkeit als Sohn Gottes und Sohn des Menschen auch in Johannes 3,14-16. Die Offenbarung der göttlichen Gerechtigkeit in Johannes 16 beruht auf derselben Tatsache. Wenn die Gegenwart des Heiligen Geistes auf dieser Erde dies vor der Welt deutlich macht [Joh 16,8], dann ist der besondere Grund, der mit dem Herrn zu tun hat, in Johannes 16,10 zu finden: „weil ich zum Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht“. Das „muss erhöht werden“ in Johannes 3,14 ist jetzt  sozusagen  übergegangen vom Kreuz zur Herrlichkeit, wo die Gerechtigkeit in der Person des Sohnes gesehen wird, in einer noch stärkeren göttlichen Bedeutung, da wir erfahren, dass [der Geist] „von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von der Herrlichkeit danach zuvor zeugte“ (1Pet 1,11). Auch in Lukas 24,26 lesen wir: „Musste nicht der Christus leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ Aus diesem Blickwinkel sind das Kreuz und die Herrlichkeit in seiner Person untrennbar [miteinander] verbunden. Dies wird in Johannes 17 ganz und gar deutlich. Ihm, dem verherrlichten Sohn (der durch sein Werk den Vater auf dieser Erde verherrlicht hat), ist jegliche Macht gegeben, der  indem Er auf diese Weise erhöht wurde  allen, die der Vater Ihm gegeben hat, „ewiges Leben gebe“ (Joh 17,4).

Welch ein unaussprechlicher Segen! Und wenn wir in der Schrift das uns geschenkte ewige Leben finden, in [enger] Verbindung mit all dem, was der Glaube in der Person und in der Stellung des Herrn sieht, dann findet sich eine Seele, die [ganz] einfach diese Wahrheit annimmt, auf einen Felsen gestellt, den nichts [und niemand] bewegen oder [gar] zum Wanken bringen kann. [Eine solche Seele] hat nicht bloß eine Lehre angenommen, sondern sie befindet sich in unmittelbarer Gegenwart göttlicher Wirklichkeit in all ihrer Länge und Breite, Höhe und Tiefe im ewigen Sinn und [in der Gegenwart] einer göttlichen Person, in der all das verwirklicht ist. Und [diese Seele] ist in dasselbe Verhältnis gebracht, das der Sohn zu seinem Gott und Vater hat: Er sagt [in Johannes 17,10]: „Alles was mein ist, ist dein, und was dein ist, mein.“ Und der Geist gibt davon Zeugnis, denn der Geist ist Wahrheit. „Und dies ist das Zeugnis: dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in seinem Sohn. Wer den Sohn hat, hat das Leben“ (1Joh 4,11.12).

Wir sollten auch bedenken, wie der Herr [uns diese Wahrheit] erschließt, die im Prinzip bereits in seiner Person erkennbar war, während Er auf dieser Erde wandelte (Joh 1,49-51). Nathanael hatte an Ihn geglaubt und sich zu Ihm bekannt, in der Weise, wie er seine für das Tausendjährige Reich vorausgesagte Herrlichkeit erwartete, als „Sohn Gottes“ und „König Israels“ (Ps 2,6.7). Dann sagt der Herr ihm: „Weil ich dir sagte: Ich sah dich unter dem Feigenbaum, glaubst du? Du wirst Größeres als dieses sehen. Und er spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel geöffnet sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Sohn des Menschen.“ Der Himmel öffnete sich über Ihm als Sohn des Menschen, als das „ewige Leben“ geschaut werden konnte, als es „angeschaut und betastet“ wurde (1Joh 1,1) von denen, die Ihn in seiner herrlichen Person hier auf der Erde als den Sohn Gottes angenommen hatten. Das erschließt sich uns, wenn wir Ihn als Sohn des Menschen und Sohn Gottes hinaufgehen sehen [in den Himmel], wo Er uns jetzt einen Platz in den vielen Wohnungen seines Vaterhauses [Joh 14,2] bereitet. Wie kostbar ist es für uns, schon jetzt zu wissen, dass dort unser Platz ist, der dort schon vorbereitet ist, wo Er bereits ist, während wir auf seine Wiederkunft warten, damit wir dann bei Ihm sein können!

Nun, unser Leben hat das Kreuz als Fundament. Der Heilige Geist, der vom Vater durch den zu Ihm erhöhten und mit Ihm verherrlichten Jesus vom Himmel [auf diese Erde] gesandt wurde, füllt unsere Seelen, indem Er uns sowohl das Wissen als auch die Freude [an unserer Errettung] schenkt.[15] [Denn es ist] der Heilige Geist, der unsere Gedanken auf Jesus Christus als den Offenbarer des Vaters, den Vollender des Werkes, den Einen, in dem Gottes Gerechtigkeit offenbart ist, und ebenso auf die Vollkommenheit seiner Liebe ausrichtet, auf den Einen, der in seinen Wegen, Worten und Taten den Menschen Gott „vorstellte“, der in seiner eigenen gesegneten Person deutlich machte, wie „der Mensch“ für und gegenüber Gott hätte sein sollen nach Gottes Plan, als Er ihn schuf: „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen in unserem Bild“ (1Mo 1,26). Seine Person steht vor uns als Sohn Gottes und als Sohn des Menschen; sein Werk in seiner [ganzen] Größe sowie dessen gegenwärtige und ewige Auswirkungen  und seine augenblickliche Stellung in Herrlichkeit. Auch deshalb spricht Johannes über das „ewige Leben“ in seiner zukünftigen und vollkommenen Offenbarung, wenngleich es sich bereits jetzt im Besitz des Gläubigen befindet (Joh 5,39; 12,25; 14,2 u.a.).

Und lasst uns hinzufügen, dass der Herr uns in Bezug auf das „ewige Leben“ eine doppelte Offenbarung des Willens des Vaters gegeben hat  nicht bloß dass jeder, der den Sohn hat und an Ihn glaubt, [dieses Leben] besitzt, sondern auch, dass der Sohn als guter Hirte für ihn sorgt und ihn am letzten Tag auferwecken wird. In Johannes 17 spricht der Herr über sein Werk unter genau diesen beiden Aspekten. Und beide Male finden wir den Ausdruck seines völligen Einsseins mit dem Vater: als der, der Leben schenkt (Joh 5,19-21), und auch als derjenige, der das Seine bewahrt (Joh 10,28-30). Beide Male zeigt sich die äußerste Feindschaft der Juden, indem sie sagen: „Du, der du ein Mensch bist, machst dich selbst zu Gott.“

Abschließend wollen wir uns an den wundervollen Abschnitt in Johannes 6,37-40 erinnern: „Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen; denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht um meinen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tag.“


Aus Life and Propitiation: An Examination of “Certain New Doctrines” , 1885,
zit. in: R.A. Huebner, From New Birth to New Creation, 1997; 22010, S. 67–72
www.presenttruthpublishers.com/pdf/From_New_Birth_to_New_Creation.pdf

Übersetzung: Hans-Robert Klenke

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Anmerkungen

[1] In [eckige] Klammern gesetzte Worte und Stellenangaben wurden vom Übersetzer eingefügt. Bibelzitate nach der revidierten Elberfelder Übersetzung (Edition 2006).

[2] Leben und Versöhnung …, S. 91–94.

[3] Interessant ist der Unterschied zwischen dem hier Gesagten und dem, was der Herr zu der Frau von Samaria sagt in Verbindung mit dem Wasser des Lebens, das Er geben würde. Dort wird der Ort der Anbetung, ob Gerizim oder Jerusalem, nicht örtlich festgelegt, sondern die wahrhaftigen Anbeter würden den Vater in Geist und Wahrheit anbeten.

[4] Life and Propitiation, S. 42–44.

[5] Engl. Darby-Übersetzung.

[6] Ich kann nicht umhin, auf den göttlichen Gegensatz hinzuweisen zwischen Johannes 1,14 und Johannes 17,24. Als Er hier „unter uns“ wohnte, flutete Gnade aus Ihm, so dass wir „aus seiner Fülle“ empfingen, und zwar Gnade um Gnade. Aber als Er zu seinem Vater zurückkehrt und sein Wunsch erfüllt wird, uns bei sich zu haben da, wo Er ist, und wir dort „seine Herrlichkeit schauen“ (Joh 17,24), dann finden wir darin die Quelle der Gnade, die hier aus Ihm kommt, nämlich Liebe in ihrem Kern, eine Liebe, deren Gegenstand der Sohn immer war und ist, die Liebe des Vaters. Und dann betet Er, dass die Liebe, deren Gegenstand als Gesandter des Vaters Er ist, auch in uns sein möge und Er in uns (Joh 17,26).

[7] Der Vater hat den Sohn lieb und „zeigt ihm alles, was er selbst tut“. Das Wort, das hier für „lieben“ gebraucht wird, ist im griechischen Grundtext [griech.: phileo] nicht dasselbe wie in Johannes 3,35; 13,1 [griech.: agapao/agapesas] und anderen Stellen. Hier, in Johannes 5,20 [phileo], wird dasselbe Wort wie in Johannes 11,3.36 benutzt, und Petrus benutzt es dreimal in Johannes 21,15-17 [griech. jeweils: phileo], ein Ausdruck, der in der neuen Darby-Übersetzung (JND) mit attached to [dt.: „lieb haben“] übersetzt ist, in Johannes 16,27 [phileo] mit has affection for [dt.: ebenfalls „lieb haben“] (s.a. Mt 26,48). Hier geht es um eine äußerliche Manifestation von Liebe und nicht um die göttliche Quelle der Liebe. Diese Liebe zeigt sich als Zuneigung, ausgedrückt durch einen „Kuss“ (1Pet 5,14); es geht um Zuneigung zwischen Vater und Sohn (Mt 10,37) und um „brüderliche Liebe“ (z.B. in Röm 12,10 und 2Pet 1,7 [griech.: jeweils phileo]). Die außerordentliche Schönheit dieses Unterschieds in den beiden Abschnitten des Johannesevangeliums ist sehr bemerkenswert. Johannes 3,35 zeigt uns die Quelle und das Ziel des Vaters: Er „hat alles in die Hand des Sohnes gegeben.“ In Johannes 5,19 finden wir dann die Einzelheiten seines Weges, denn „der Sohn kann nichts von sich selbst aus tun, außer was er den Vater tun sieht; denn was irgend er tut, das tut auch in gleicher Weise der Sohn“. Unsere Seelen sollten dies wertschätzen und sich daran erfreuen. Leider können wir diesen Gegenstand nur im Vorbeigehen erwähnen.

[8] Das ist ein Beweis der Göttlichkeit des Herrn, wie schon gesagt. Ein Geschöpf konnte dem absoluten, gerechten Gott keinen Grund bieten, weshalb es hätte geliebt werden können. Einzig Jesus konnte sagen: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse“ (Joh 10,17). Ich erwähne dies nicht nur in Verbindung mit unserem Gegenstand, sondern um die Aufmerksamkeit auf den besonderen Stellenwert zu erwecken, den der Tod des Herrn das ganze Johannesevangelium hindurch einnimmt. Es ist „die Speise …, die bleibt ins ewige Leben“ (Joh 6,27), ohne die es kein „Leben“ geben kann. „Wer mein Brot isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag“ (Joh 6,54). Ohne dies bliebe „das Weizenkorn allein“ (Joh 12,24). Es ist der Beweis der Liebe des Herrn zum Vater vor der Welt wie auch seiner Liebe zu seinen Freunden (Joh 15), und zwar durch seinen vollkommenen Gehorsam. Es ging darum, „die zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln“ (Joh 11,52) und diesen ein vollkommenes Vorbild zu sein, Ihm auf dem Weg durch diese Welt zu dienen, bis sie zu dem Ort gelangen, an dem Er bereits ist. Es war in seinem Tod, dass Er sein Haupt neigen und sagen konnte: „Es ist vollbracht“ (Joh 19,30), indem Er dem Vater dieses Werk als absolut vollendet vorstellte, das Werk, das der Vater Ihm zu tun gegeben hatte (Joh 17,4). Hier und sonst an keiner Stelle ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott wird verherrlicht durch Ihn; und die unmittelbare Antwort darauf ist, dass Er als Mensch in der Herrlichkeit des Vaters Platz genommen hat  in der Herrlichkeit, die Er hatte, „ehe die Welt war“ (Joh 13,31; 17,4). Es wäre befremdlich, wenn wir  dem System entsprechend, das man uns zu akzeptieren nötigt  das Zeugnis vom Tod des Herrn trennen wollten vom Siegel des Heiligen Geistes, den der Gläubige empfängt, trennen wollten, in der Annahme, das ewige Leben käme (wie man verkündet) erst nach dem Kreuz (Joh 3) und das charakteristische Werk des Heiligen Geistes würde ausgedrückt in den Worten: „Er wird von dem Meinen nehmen und euch zeigen.“ Danken wir Gott, dass es so nicht ist.

[9] Hier geht es  im Unterschied zu Vers 24  nicht um „meine Herrlichkeit“.

[10] Vergleichen wir dies mit „damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe“ (Joh 14,31). Er nahm das Kreuz auf sich und schenkte uns die Herrlichkeit.

[11] Darby merkte an, dass die Liebe, mit der wir vom Vater geliebt werden (Joh 1417), dieselbe ist, in der unser geliebter Herr Gegenstand [der Zuneigung des Vaters] als Sohn war, nicht in seiner Wesensart als ewiger Sohn, sondern offenbart als das Fleisch gewordene Wort. Es ist keine Frage, dass Darby einen Unterschied erkennt zwischen der Natur der Liebe einerseits und der Art ihrer Offenbarung andererseits: In jedem Fall ist es die Liebe selbst mit all ihren Segnungen, die in der Person des Christus unter uns wohnt. So wird es deutlich in Johannes 15,9, wo Christus sich den „wahren Weinstock“ auf dieser Erde nennt. Es war für mich eine große Freude, bei der Betrachtung des Johannesevangeliums diese Beobachtung immer wieder bestätigt zu bekommen, und ich möchte darum bitten, darauf besondere Aufmerksamkeit zu legen und sich [immer wieder] daran zu erinnern, dass die [Botschaft] von der Sendung des Herrn durch den Vater sich permanent in diesen Abschnitten wiederholt: Johannes 1,14.18; 3,34.35; 14,21; 15,10; 16,27.28; 17,23. In Johannes 17,26 spricht der Herr davon, dass die Liebe des Vaters zu Ihm selbst in uns ist. Das bewahrt uns vor Beschäftigung mit uns selbst, als seien wir [unser selbst wegen] vom Vater geliebt; und wie der Herr zeigt, ist dies untrennbar mit seiner Offenbarung des Vaternamens verbunden. Es ist die Liebe, deren Gegenstand Er ist  und Er in uns , an der wir teilhaben in gleicher Weise, wie Er sich als Mensch daran erfreute. Wie gesegnet ist dieser Gedanke! Möchten wir doch in dieser Gemeinschaft und in der Freude bleiben, damit wir praktisch „Christus in uns“ verwirklichen! Die folgende Beobachtung wurde mir von jemand anderem zugesandt, und ich fand sie so interessant, dass ich es wage, sie hier im Text weiterzugeben:

Es heißt nicht: „wie der Vater sie geliebt hat“, sondern: „wie er mich geliebt hat“ (als Mensch); denn wie sehr Christus uns auch an ein und denselben Platz mit sich selbst bringen mag wenn wir uns selbst zu einer Art Gleichheit mit Christus erheben würden, stünden wir augenblicklich über Ihm; und es ist stets der Fall, dass, je mehr ein Gläubiger von Ihm erhoben wird, er in dieselbe Stellung gebracht wird, in der Er ist, desto mehr wird er Christus als Gott über alles und für immer loben (J.N. Darby, Collected Writings, Bd. 17, S. 418).

Erlaubt mir, hier einen an sich grundsätzlichen Gedanken zu korrigieren, wahrscheinlich ein Korrektur- oder Abschreibfehler: Es geht um den letzten Satz auf Seite 418; da lesen wir: „wie der Vater mich liebt“, aber es muss heißen: „wie der Vater mich geliebt hat“. Das heißt, dass es hier nicht um die ewige Freude geht, sondern um die Liebe des Vaters zu dem Christus, wandelnd auf dieser Erde“ (ebd., S. 430).

[12] Ich hatte die Absicht, mich an die Schriften des Johannes zu halten, indem ich den Zusammenhang skizziere, in dem diese Wahrheiten vorgestellt werden, und auf keinen Fall wollte ich diesen wunderbaren Gegenstand völlig ausleuchten  wer könnte das schon? Schon weil wir eingeschränkt sind durch enge Grenzen von Zeit und Raum. Und so muss das auch sein in dieser armen Welt. Dennoch mag es gut sein, hier anzumerken, dass der Apostel Paulus in Römer 5,5-8; Epheser 2,4.5; 2. Timotheus 1,9 und Titus 3,4-7 dieselbe Wahrheit vorstellt, soweit sie unseren besonderen Gesichtspunkt betrifft: das heißt die Liebe Gottes als ersten Grund für unsere Errettung, offenbart in dem Werk und Tod des Herrn. Diese Liebe ist es, die „ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm 5,5). Ebenso finden wir [diesen Gegenstand] dem ewigen Plan Gottes in Christus entsprechend zum Beispiel in Epheser 1,4-7; 3,17-19 mit Epheser 5,1.2.25 und entsprechenden Abschnitten wie Galater 2,20; 1. Timotheus 1,14.15, wo es insbesondere um die Liebe Christi geht. Werden wir nicht auf diese Weise „von Gott gelehrt, einander zu lieben“ (1Thes 4,9, zu vergleichen mit 1Thes 1,10 und 2Thes 2,16.17)? Dasselbe Prinzip finden wir in 1. Petrus 1,8, wenngleich der Gegenstand mehr äußerlicher Art ist, bezogen auf den Gläubigen, der in der Welt wandelt. Aber die lebendige Hoffnung, die durch die Auferstehung Christi zu unserer Wiedergeburt gehört, erinnert uns an die „überschwängliche Gnade“ Gottes, des Vaters und unseres Herrn Jesus Christus (s.a. 1Pet 1,8.9.21.22).

[13] Ich möchte nicht ungebührlich auf der Kraft dieses Wortes „in“ in diesem Vers beharren. Aber es ist prinzipiell falsch, eine positive Wahrheit aus einer bloß negativen Aussage abzuleiten. Wie uns schon oft bewusstgemacht wurde, finden wir in der Schrift nicht die lehrmäßige Aussage, dass das ewige Leben in dem Gläubigen ist; und wenn Gott das so nicht ausdrückt, sind wir gehalten, dies in unserer geringen Weisheit zu vermeiden, indem wir uns an das halten, was Er uns in seinem Wort mitzuteilen für richtig erachtet hat. „Er hat uns ewiges Leben gegeben“; wer glaubt, besitzt es; aber dieses Leben ist „in seinem Sohn; wer den Sohn hat, hat das Leben“ (1Joh 5,12). Wenn wir das, was wir in der Schrift finden, ganz einfach annehmen, werden wir den glücklichen Segen davon nicht verfehlen. Augenblicklich werden wir freigemacht von der Beschäftigung mit uns selbst, die so sehr unserer Natur entspricht und fatal für unser geistliches Leben ist, so dass wir in Christus als „dem Sohn“ nicht nur erkennen, was das ewige Leben ist, sondern auch wodurch dieses genährt wird und sich folgerichtig die praktische Manifestation desselben entwickelt. Er ist das Leben spendende Brot Gottes, in Analogie zum Manna, vom Himmel herabgekommen; und als Sohn des Menschen gibt Er sich selbst  und wir finden das Leben, indem wir sein Fleisch essen und sein Blut trinken. „Wie der lebendige Vater mich gesandt hat und ich lebe des Vaters wegen {d.h., dass der in die Welt gesandte Sohn den Vater bekanntmacht und aus dem heraus lebt, was der Vater ist, und weil dieser lebt}, so auch, wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen“ (Joh 6,57). Wir besitzen nicht unabhängig Leben, sondern müssen uns von Ihm nähren und von seinem Tod.

[14] Jedoch nicht überall wird derselbe Ausdruck für „liebte“ gebraucht. Der Unterschied zwischen Johannes 3,35 und 5,20 wurde bereits erläutert und sollte auch hier beachtet werden. [Johannes] gebraucht die Ausdrucksweise des Petrus nur in Johannes 20,2. Das eigentlich gebräuchliche Wort, das die göttliche Liebe beschreibt, wird in den übrigen vier Stellen gebraucht (s.o).

[15] Erinnern wir uns, dass die Gegenwart des Heiligen Geistes in dem Gläubigen nach der völligen Erlösung dessen Leben begründet … [Der Heilige Geist] wird demjenigen, der glaubt, der durch den Glauben „Leben hat“, unverzüglich zuteil.

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