Sacharja und die Zukunft Jerusalems (1)
Einführung

Jacob Gerrit Fijnvandraat

© SoundWords, online: 25.06.2018, updated: 09.03.2024

Vorwort

Fortsetzung von Haggai – Der Prophet und seine Botschaft

Diese Betrachtung muss als eine folgerichtige Fortsetzung der Betrachtung des Buches Haggai gesehen werden mit dem Titel Haggai – Der Prophet und seine Botschaft. Als ich mit dem Schreiben dieser Abhandlung beschäftigt war, spielte ich nämlich bereits mit dem Gedanken, nach der Fertigstellung mit dem Schreiben einer Betrachtung über das Buch Sacharja fortzufahren. Das lag einigermaßen auf der Hand, weil diese beiden Propheten in derselben Zeit lebten und teilweise über dasselbe Thema prophezeit haben. Wir lesen ja in Esra 5,1: „Und Haggai, der Prophet, und Sacharja, der Sohn Iddos, die Propheten, weissagten den Juden, die in Juda und in Jerusalem waren, im Namen des Gottes Israels“, und Esra 6,14 „Und die Ältesten der Juden bauten; und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas, des Sohnes Iddos; und sie bauten und vollendeten nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl Kores’ und Darius’ und Artasastas, des Königs von Persien.“ fügt hinzu: „Und die Ältesten der Juden bauten; und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas, des Sohnes Iddos.“

Hinzu kam, dass ich für meine Studien über Haggai bereits einige Vorarbeit geleistet hatte, die ich für eine Abhandlung über Sacharja gebrauchen konnte. Darüber hinaus hat der Prophet Sacharja mich immer schon gefesselt.

Mit dem Schreiben dieser Abhandlung habe ich dann im Jahr 1998 angefangen, als die Betrachtung über Haggai herauskam. Im Frühjahr 2001 hatte ich den Text eigentlich fertiggestellt. Danach habe ich noch ein einzelnes Buch als Nachschlagewerk durchgearbeitet.

Das Schreiben über das Buch Sacharja verlangt von einem Autor viel mehr als das Abliefern einer Abhandlung über Haggai. Erstens ist dieses Buch viel umfassender. Zweitens berührt der Inhalt ein viel größeres Gebiet. In Sacharja kommen viel mehr Themen ans Licht als in Haggai[1], und diese Themen sind durchaus nicht immer einfach zu erklären. Drittens stoßen wir in Sacharja auf einige Probleme „technischer“ Natur.

Als ich dann doch beschlossen habe, mich an dieses Werk zu wagen, wusste ich mich durch eine Aussage Jonathans gestärkt, der bei einem Angriff auf einen Wachtposten der Philister die berühmten Worte sagte: „Vielleicht wird der HERR für uns wirken, denn für den HERRN gibt es kein Hindernis, durch viele zu retten oder durch wenige“ (1Sam 14,6), wobei ich „wenige“ durch „Geringe“ ersetzen möchte und „viele“ durch „Gelehrte“.

Ziel und Absicht dieser Betrachtung

Das Ziel dieser Bibelstudie ist in erster Linie, eine Abhandlung über die Schrift des Propheten Sacharja zu verfassen, die so praktisch wie möglich ist und hoffentlich zur Erbauung des Glaubenslebens des Lesers dient. Die Absicht des eigentlichen Bibelstudiums ist genau wie die über die Betrachtung von Haggai, das heißt, zu dem abgedruckten Bibeltext wird eine allgemeine Erklärung gegeben, und anschließend wird in separaten Abschnitten eine tiefergehende Ausarbeitung von bestimmten Begriffen gegeben und dabei oft auf andere Bibelabschnitte verwiesen. Manchmal wird dabei eine Widerlegung einer Erklärung eines bekannten Auslegers gegeben. In Fußnoten findet man Verweise oder Hinweise auf die Literatur, aus der bestimmte Erläuterungen entnommen sind oder die die Auslegung stützen.

Des Weiteren kommen Probleme theologischer oder technischer Natur zur Sprache, jedoch nur, wenn der Text das erfordert oder wenn es nützlich sein kann, spekulative Auffassungen zu widerlegen. Diverse Ausleger, wie zum Beispiel Van der Woude und Rudolph, sind manchmal sehr großzügig bei ihren Vorschlägen zu Textänderungen sowie mit Erklärungen, die auf außerbiblischen Angaben beruhen. Bis auf wenige Ausnahmen gehe ich an diesen meines Erachtens spekulativen Vorstellungen vorbei.

Selbstverständlich kommen in der Einleitung zum Buch Sacharja die Besonderheiten über den Schreiber, über die Person Sacharjas, über den globalen Inhalt seiner Prophezeiung und über die Bedeutung dieser Schrift für uns im Jahr 2002 zur Sprache.

Bei der Wiedergabe der Jahreszahlen muss man mit einem Spielraum von einem Jahr rechnen. Dies steht in Verbindung mit den (kleinen) Unterschieden in den verschiedenen Geschichtsbüchern. Ich habe von einer doppelten Jahresangabe abgesehen, weil ich das zu unordentlich fand. Erwähnenswert ist noch, dass bei östlichen Fürsten das Jahr der Thronbesteigung nicht als Regierungsjahr gerechnet wurde.

Was das Alte Testament betrifft, so beziehen sich die Zitate und Textverweise auf die Nieuwe Vertaling van het NBG van 1951[2], und was das Neue Testament betrifft, auf die sogenannte Teloseditie van het Nieuwe Testament, Auflage 1982.[3]

Gern möchte ich meinen Dank allen aussprechen, die auf die eine oder andere Weise geholfen haben, diese Abhandlung entstehen zu lassen. Zuallererst muss mein Dank jedoch zu meinem Herrn ausgehen, der mich befähigt hat, diese Abhandlung zu verfassen. Möge Er das Lesen segnen.

Leeuwarden, 2002

J.G. Fijnvandraat

 

Ausgangspunkte

Bei einer Abhandlung eines prophetischen Buches kann es erhellend sein, wenn der Schreiber vorab erklärt, welchen Standpunkt er hinsichtlich des Stoffs einnimmt, den er behandeln wird. Im Folgenden geschieht das hier auch.

Ausgangspunkt: Absolute Vertrauenswürdigkeit der Bibel

Im Vorhinein möchte ich klarstellen, dass ich von der absoluten Vertrauenswürdigkeit der Bibel als Gottes Wort ausgehe. Diesbezüglich stelle ich mich also auf den orthodoxen Standpunkt und weise Auslegungen von Ungläubigen oder (halb-)freisinniger Art ab. Wie im Vorwort erwähnt, gilt dies auch für spekulative Auffassungen von mehr oder weniger orthodoxen Schriftauslegern, die sich dafür oft auf außerbiblische Angaben berufen.

Die Zukunft Israels

In einigen orthodoxen Kreisen wird noch der Theorie angehangen, nach der die Kirche an die Stelle Israels getreten sei. In der Vergangenheit wurde viel darüber geschrieben, sowohl für und wider; ich erachte es daher nicht für nützlich, hierauf weiter einzugehen.

Heutzutage weisen viele diese Theorie ab, betrachten aber eine Realität der Zukunft Israels lediglich innerhalb des Kaders der Kirche. Sie gehen nämlich von dem Gedanken aus, dass die „Kirche“ auf der Erde von Adam an bis zum Jüngsten Tag existiere. In dieser Auffassung gibt es für eine separate geistliche Zukunft Israels keinen Platz, und den Gedanken an ein zukünftiges 1000-jähriges Reich, in dem Christus mit den verherrlichten Heiligen über das wiederhergestellte Volk Israel im Land Kanaan sowie über die Völker der Erde regiert, weist man ab.

Diese Sichtweise bringt mit sich, dass man die „Wiederherstellungsprophezeiungen“, denen wir in Sacharja zuhauf begegnen, vergeistlichend auf die „Kirche“ oder „Gemeinde“ im gegenwärtigen Zustand anwendet oder auf die Seligen in der Zeit des neuen Himmels und der neuen Erde. In dieser Hinsicht gibt es keinen Unterschied zu denen, die noch der Substitutionstheorie anhängen.

Äußerst betont findet man diese Auffassung bei Calvin, der, wenn Sacharja über die zukünftige Situation von Jerusalem redet, diese Aussagen des Propheten ohne weiteres auf die Kirche anwendet.[4] Viele sind ihm darin gefolgt. Die Inhaltsangabe im Werk von K. Deddens ist diesbezüglich schlagend, denn er redet über die acht Visionen als über „die Versammlung der Kirche“ usw. Um noch einen anderen zu nennen: P. Lok bemerkt, bezugnehmend auf den Ausdruck „Jerusalem“, der in Sacharja 12 vorkommt, leichthin: „Wir verstehen, dass damit die Kirche von Christus gemeint ist.“ Van Ruler ist deutlich vorsichtiger und lässt bei der Behandlung von Sacharja 8,23 „So spricht der HERR der Heerscharen: In jenen Tagen, da werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Nationen ergreifen, ja, ergreifen werden sie den Rockzipfel eines jüdischen Mannes und sagen: „Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.“ die Möglichkeit offen, dass Israel noch einmal ein „neuer Mittelpunkt zum Heil der Völker sein könnte“.[5] Die Lehre, der diese Ausleger anhangen, zwingt sie zu einer gedrungenen, vergeistlichenden Erklärung, die an sich eine Verlegenheitsauslegung ist.

Zu allem Überfluss weise ich noch auf eine andere Auffassung hin, in der man die Kirche in Israel einverleibt. Dieser Gedanke impliziert, dass man gemeinsam mit Juden die jüdischen Feste feiert, wie zum Beispiel das Laubhüttenfest.

Diese Auffassung wird in dieser Betrachtung gewiss nicht geteilt, wie sehr es auch sein mag, dass der Schreiber mit der Tatsache sympathisiert, dass man Israel eine heilvolle Zukunft zuschreibt.

Die Entstehung der Kirche bzw. der Gemeinde

In dieser Betrachtung wird von einem ganz anderen Gesichtspunkt ausgegangen, und zwar von der biblischen Tatsache, dass die Gemeinde auf der Erde erst am Pfingsttag entstanden ist, worüber Apostelgeschichte 2 spricht. Die Grundlage dafür finden wir unter anderem in den Bibelabschnitten in Matthäus 16,18 „Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus; und auf diesen Felsen werde ich meine Versammlung bauen, und die Pforten des Hades werden sie nicht überwältigen.“; 1. Korinther 12,12 „Denn so wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: so auch der Christus.“; Epheser 2,13-16 (13) Jetzt aber, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, durch das Blut des Christus nahe geworden. (14) Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleisch die Feindschaft, (15) das Gesetz der Gebote in Satzungen, weggetan hatte, damit er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe (16) und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dieses die Feindschaft getötet hatte.“ und Epheser 2,20.21 (20) aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, indem Christus Jesus selbst Eckstein ist, (21) in welchem der ganze Bau, wohl zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn,“, die alle – im Hinblick auf die Bildung der Gemeinde oder Kirche – auf eine Zeit hinweisen, die nicht einmal angebrochen war, als Jesus von Nazareth auf der Erde weilte. Gemäß diesem Gesichtspunkt nimmt Gott den Faden mit seinem Volk Israel in der nachchristlichen Zeit wieder auf, und die Wiederherstellung wird mit dem sogenannten 1000-jährigen Reich gekrönt.[6] Auf diese Zeit weisen die Heilsprophezeiungen des Buches Sacharja hin, die demnach in Bezug auf das Volk Israel und das Land der Juden wörtlich ausgelegt werden müssen, zumindest, wenn wir das, was das prophetische Wort in Bezug auf das Volk Israel sagt, nicht verkürzen wollen.

Nun muss jedoch gesagt werden, dass diverse Ausleger unter dem Einfluss von dem, was 1948 geschehen ist, einen Blick für die Zukunft Israels erhalten haben. In dieser Hinsicht ist es wichtig, festzustellen, dass die Erklärung der Heilsprophezeiungen im Hinblick auf die wörtliche Wiederherstellung Israels schon bei Auslegern gefunden wird, die gut hundert Jahre vor 1948 lebten, als von einer Rückkehr der Juden ins Land Israel in der fernsten Ferne noch keine Rede war. Diese Ausleger, denen ich meine geistliche Bildung zu verdanken habe, glaubten nicht dem, was sie [nicht] sahen, sondern dem, was die Schrift sagt.[7]

Hat Sacharja uns denn dann etwas zu sagen?

Wenn nun Sacharja so viel über die Zukunft Israels zu sagen hat, dann könnte die Frage aufkommen, was Sacharja uns dann noch zu sagen hat. Nun, dieses Buch hat uns viel in Verbindung mit unserem praktischen Glaubensleben zu sagen. Es ist angebracht, hier die folgenden Worte von E. Dennett zu zitieren, auch wenn sie uns heute etwas altmodisch in den Ohren klingen:

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Platz der himmlischen Heiligen und die Hoffnung der Kirche im Neuen Testament gefunden wird; und während dem so ist, ist es von äußerster Wichtigkeit, dass der Gläubige Interesse hat für alles, was die Pläne Gottes betrifft, und für die Herrlichkeit seines Christus hier auf der Erde […]. Darüber hinaus konzentrieren die heiligen Schriften sich vielfach auf den wiederhergestellten „Überrest“ aus der Zeit nach der Verbannung, weil sie in moralischer Hinsicht häufig die Stellung der Heiligen in der heutigen Zeit aufzeigen, während sie auf die Wiederkunft ihres Herrn warten.[8]

Die Wichtigkeit des Alten Testaments

In Verbindung mit dem vorhergehenden Absatz ist es nützlich, die Wichtigkeit des Alten Testaments herauszustellen. Wir tun das wie folgt:

  1. Das AT beschreibt die Geschichte, die dem NT vorausgegangen ist. Ohne das AT würden wir nichts von dem verstehen, was im Brief an die Römer über Adam gesagt wird, was der Brief an die Hebräer über Melchisedek sagt und alles, was dieser Brief im Hinblick auf Israel beschreibt.

  2. Das AT ist unter anderem geschrieben „als Ermahnung für uns, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist“ (1Kor 10,11). Das AT warnt uns dabei nicht nur mittels der Geschichte Israels, sondern auch durch das, was diversen Personen widerfahren ist. Man denke nur an das, was Abraham in Ägypten widerfuhr. Das sind die negativen Lektionen, die das AT uns vorhält.

    Das AT ist auch geschrieben, „damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben“ (Röm 15,4). Man denke an den Glauben Abrahams und anderer und die Hilfe, die er von Gott empfing sowie an die Rettungen, die Gott seinem Volk Israel in der Vergangenheit brachte. Das ist die positive Lektion des AT.

  3. Das AT enthält außerdem diverse Typisierungen, die den neutestamentlichen Gegebenheiten als Bilder dienen. Man denke an Adam als Bild von Christus (Röm 5,12-14 (12) Darum, so wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und durch die Sünde der Tod und so der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle gesündigt haben (13) (denn bis zu dem Gesetz war Sünde in der Welt; Sünde aber wird nicht zugerechnet, wenn kein Gesetz da ist. (14) Aber der Tod herrschte von Adam bis auf Mose, selbst über die, die nicht gesündigt hatten in der Gleichheit der Übertretung Adams, der ein Vorbild des Zukünftigen ist.“); an Melchisedek (Heb 5 und 7) und an Sarah (Isaak) und Hagar (Ismael) (Gal 4,21-31) usw.

  4. Eine weitere sehr wichtige Funktion des AT ist des Weiteren, dass wir Gott aus ihm kennenlernen und den Herrn Jesus Christus als Messias.

Einige der o.g. Punkte kommen in dieser Betrachtung zum Vorschein.

Nicht geschrieben, um unsere Wissbegierde zu befriedigen

Als Ergänzung zum Vorhergehenden darf noch auf das hingewiesen werden, was Dr. H. Rossier denjenigen vorhält, die sich viel mit dem Studium der Prophezeiungen beschäftigen. Er warnt davor, dies nicht zur Befriedigung unserer Wissbegierde bezüglich der zukünftigen Ereignisse zu tun. Dieser Gefahr entkommen wir, wenn wir das Ziel der Prophetie verstanden haben und dementsprechend wertschätzen. Das Ziel umschreibt er wie folgt:

Die Prophetie ist an erster Stelle die Offenbarung der Kraft und des Kommens unseres Herrn Jesus Christus (2Pet 1,16 „Denn wir haben euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesus Christus nicht kundgetan, indem wir ausgeklügelten Fabeln folgten, sondern als solche, die Augenzeugen seiner herrlichen Größe geworden sind.“).

Dabei geht es um die Enthüllung seiner zukünftigen Herrlichkeit, der das Leiden vorausgehen musste (1Pet 1,11 „forschend, auf welche oder welcherart Zeit der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als er von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, und von den Herrlichkeiten danach zuvor zeugte;“). Als zweites Ziel nennt er die Enthüllung dessen, was mit dem Überrest Israels geschehen wird, „dessen Geschichte so eng mit der seines Erlösers verbunden ist“. Weiter weist er darauf hin, dass die Prophetie „uns von der Welt getrennt halten will“. Die Offenbarung von Christus zieht unsere Herzen nämlich zu Ihm, „der für uns gelitten hat, und lässt uns mit seiner Herrlichkeit beschäftigt sein“. In diesem Zusammenhang weist er auf 2. Petrus 1,19 „Und so besitzen wir das prophetische Wort umso fester, auf das zu achten ihr wohltut, als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern aufgeht in euren Herzen;“.[9] Diese Warnung sollten wir uns zu Herzen nehmen.

Einleitung

Die Zeit, in der Sacharja auftrat

In der Betrachtung über den Propheten Haggai habe ich eine ausgiebige Einleitung und Übersicht über die Geschichte des Volkes Israels verfasst, beginnend mit der Zeit, als das Volk aus Ägypten auszog und in Sinai die Stiftshütte baute, bis zur Zeit Haggais. Die Pläne Davids, einen Tempel zu bauen, kamen zur Sprache sowie die Realisierung dieser Pläne durch seinen Sohn Salomo. Darauf folgte eine Behandlung von: der Teilung des Reiches, der Verwüstung des Tempels und der Wegführung des Volkes nach Babylon und auch die Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft und dem Beginn des Wiederaufbaus des Tempels, worauf ich oben schon hingewiesen habe.

Dies alles diente dazu, Haggai und dem Wiederaufbau des Tempels einen logischen Platz in der Geschichte Israels einzuräumen seit der Zeit, als Gott Israel den Auftrag gab, Ihm ein Heiligtum zu bauen.

Mit kurzen Worten wurde auch aufgezeigt, wo wir die Rückkehr der Juden in der Weltgeschichte einordnen müssen, und das im Zusammenhang mit den Zeitangaben, denen wir in Haggai begegnen.

Da Sacharja in derselben Zeit lebte wie Haggai und sein Dienst ebenso mit dem Wiederaufbau des Heiligtums zu tun hatte, kann ich nichts Besseres tun, als auf diese Schilderung der oben genannten Einleitung zu verweisen[10] und es hier mit einem kurzen Hinweis bewenden zu lassen.

Sacharja lebte in der Zeit nach der Verbannung, demnach nach dem Untergang des Babylonischen Reiches im Jahr 539 v.Chr. Der persische König Cyrus oder Kores, der das Babylonische Reich unterworfen hatte, gab den Juden die Erlaubnis, in ihr Land zurückzukehren mit dem Auftrag, das Haus des Herrn, des Gottes Israels, zu bauen.[11] Serubbabel, ein Nachkomme Davids, kehrte daraufhin mit ungefähr 50.000 Juden in das Land der Väter zurück und fing mit dem Wiederaufbau des Tempels um ca. 536 v.Chr. an. Neben ihm trat Josua, der Hohepriester, auf. Das Land befand sich in einem desolaten Zustand, und Fremde hatten sich dort niedergelassen. Durch den Widerstand dieser Landbevölkerung wurde ungefähr sechs Jahre später das Arbeiten eingestellt. Bultema bemerkt hierzu:

Mit derartigem Widerstand hatte Israel offenbar nicht gerechnet, und dagegen hielt ihr Glaubensmut nicht stand, weshalb Mutlosigkeit und Erschlaffung bei den zurückgekehrten Verbannten aufkam.[12]

Der Bau stand still bis zum zweiten Jahr des persischen Königs Darius Hystaspis, der 521–486 v.Chr. regierte. Sacharja trat zusammen mit Haggai in dessen zweiten Regierungsjahr auf, das ist 520 v.Chr. Der Bau wurde im sechsten Jahr dieses Königs fertiggestellt, das ist 516 v.Chr.[13]

Was die Juden auch erwartet haben mögen, mit ihrer Rückkehr aus der Verbannung und dem Wiederaufbau des Tempels war die messianische Heilszeit, über die die Propheten vor der Verbannung geredet hatten, allerdings nicht angebrochen. Diese Heilszeit lag noch in ferner Zukunft, und Sacharja kündigt an, wann und unter welchen Voraussetzungen und Umständen die glorreiche Zeit anbrechen würde.[14]

Das Buch Sacharja

Wer ist der Schreiber?

Wenn ein Bibelbuch nach einer Person genannt ist, bedeutet das nicht automatisch, dass diese Person auch der Schreiber des Buches war. Ein Zeitgenosse könnte nämlich für die schriftliche Niederlegung der Aussagen der betreffenden Person gesorgt haben. Ein Beispiel dafür haben wir in Baruk, der die Prophezeiungen, die Jeremia aussprach, niederschrieb.[15]

Der Schreiber des Buches Sacharja kann auch jemand aus späterer Zeit gewesen sein, der die mündliche Überlieferung durch die Zeit hindurch in seiner eigenen Zeit aufgeschrieben hat. In Terugzien en vooruitkijken habe ich dazu geschrieben:

Bei Letzterem müssen wir bedenken, dass man im Altertum viel mehr Dinge akkurat im Gedächtnis speicherte, als wir das in unserer Zeit tun. Darüber hinaus waren viele Personen Zuhörer der Aussagen von Haggai und Augenzeugen der Ereignisse. Über allem müssen wir aber bedenken, dass die Prophezeiung Haggais in „der Schrift“ aufgenommen wurde und zu den „heiligen Schriften“ gehört, deren Vertrauenswürdigkeit unter dem jüdischen Volk anerkannt wurde; und das alles bedeutet: auch durch den Herrn Jesus und die Apostel. Immerhin beruft sich der Herr Jesus auf diese Schriften, und von diesen Schriften sagt Paulus, dass sie von Gott eingegeben sind. Für die Anerkennung der Autorität des Buches Haggai macht es daher auch nichts aus, ob wir genau wissen, wer der Schreiber war.

Dasselbe gilt für das Buch Sacharja. Der Gedanke, dass wir mit einem Schreiber aus späterer Zeit zu tun haben könnten, braucht also der Vertrauenswürdigkeit des Textes keinen Abbruch zu tun. Wenn es jedoch keinen zwingenden Grund gibt, einen Autor aus späterer Zeit anzunehmen, können wir sicherheitshalber einfach davon ausgehen, dass die Person im Zweifel selbst oder ein Zeitgenosse der Schreiber ist.

Theorien über die Zusammenstellung

Im Allgemeinen herrscht Übereinstimmung unter den Auslegern, dass Sacharja der Schreiber der Kapitel 1–8 ist, aber über Kapitel 9–14 gehen die Meinungen auseinander. Manche schreiben diesen Teil Jeremia zu. Man beruft sich bei dieser Meinung auf Matthäus 27,9 „Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia geredet ist, der spricht: „Und sie nahmen die dreißig Silberstücke, den Preis des Geschätzten, den man geschätzt hatte seitens der Söhne Israels,“, wo das Wort aus Sacharja 11,12 „Und ich sprach zu ihnen: Wenn es gut ist in euren Augen, so gebt mir meinen Lohn, wenn aber nicht, so lasst es; und sie wogen meinen Lohn ab: dreißig Sekel Silber.“ dem Jeremia zugeschrieben wird. Andere versetzen die Kapitel 9–11 in die Zeit Jesajas und schreiben nur die Kapitel 12–14 Jeremia zu. Den früheren Datierungen stellen wieder andere gegenüber, dass diese Kapitel aus der griechischen Zeit stammen.

Man streitet die Verfasserschaft Sacharjas für Kapitel 9–14 unter anderem deswegen ab, weil

  • keine Visionen genannt werden wie in Kapitel 1–8;
  • keine Rede ist von „dem Engel, der mit mir sprach“;
  • es eine Stiländerung gibt;
  • bestimmte Ausdrücke, denen wir in einem Teil begegnen, im anderen nicht vorkommen;
  • die politische und historische Situation ganz anders ist als in der Zeit von Sacharja;
  • in diesen Kapiteln nirgends der Name Sacharjas genannt wird[16] und auch der Verweis auf Josua oder Serubbabel fehlt;
  • wir dem Ausdruck „So spricht der HERR“ nicht begegnen;
  • keine einzige Zeitangabe gemacht wird;
  • keine Anspielung auf den Tempelbau gemacht wird.

Dass es zwischen den beiden Hauptteilen Kapitel 1–8 und Kapitel 9–14 einen Unterschied gibt, ist natürlich nicht zu leugnen, muss aber nicht gegen die Verfasserschaft von Sacharja zeugen. Es kann einem andersartigen Dienst des Propheten zugeschrieben werden. Anstelle von Gesichten, in denen ein Vermittlungsengel auftritt, enthält der letzte Teil zwei Reden Gottes, die sich viel stärker als die Gesichte prophetisch auf die Wiederherstellung des Landes und des Volkes in der fernen Zukunft beziehen. Die Veränderung des Stils ist hiermit auch erklärbar, und das umso mehr, wenn wir annehmen, dass dieser Dienst Sacharja in einer späteren Zeit seines Lebens anvertraut wurde, wie unter anderem Edelkoort unterstellt.[17]

Der Unterschied des Wortgebrauchs sagt nicht viel aus; das kommt bei anderen Bibelschreibern und bei weltlichen Autoren genauso vor.[18] Darüber hinaus gibt es zwei typische Worte und Ausdrücke, die sowohl in Kapitel 1–8 als auch in Kapitel 9–14 vorkommen. Dazu kommt, dass zu beiden Teilen Verbindungen zu dem gelegt werden können, was die früheren Propheten geredet haben.[19]

Inwieweit die politische und historische Schilderung in Kapitel 9–14 anders ist als die in Kapitel 1–8, ist auch eine Frage der subjektiven Beurteilung. Die Tatsache, dass in Sacharja 9,13 „Denn ich habe mir Juda gespannt, den Bogen mit Ephraim gefüllt; und ich erwecke deine Söhne, Zion, gegen deine Söhne, Griechenland, und mache dich wie das Schwert eines Helden.“ die Rede von Griechenland ist, braucht zum Beispiel nicht zu bedeuten, dass das griechische Weltreich bereits den Platz des persischen Weltreichs eingenommen hatte, sondern kann dem prophetischen Charakter der Gottesaussprachen zugeschrieben werden.

Dass Sacharja und andere Personen in diesen Kapiteln nicht erwähnt werden, kann auch mit der Andersartigkeit der Prophezeiung in diesem Abschnitt erklärt werden. Dass eine Anspielung auf den Tempelbau fehlt, kann mit der Tatsache zu tun haben, dass der Bau bereits fertig war.

Der Vollständigkeit halber halte ich noch fest, dass es auch Ausleger gibt, wie zum Beispiel Rudolph[20], die die Kapitel 9–11 von Kapitel 12–14 lösen und demnach drei Autoren unterstellen.

Alle diese Unterstellungen weisen wir ab. Das taten übrigens auch römisch-katholische Theologen, wie sich aus der Biblia Sacra. Die Heiligen Bücher des Alten Bundes[21] zeigt. Die Übersetzung der apologetischen Vereinigung Petrus Canisius hingegen lässt Raum für einen abweichenden Standpunkt.

Wenn es jedoch keine zwingenden Gründe gibt, um ein Buch in zwei oder mehr selbständige Teile zu unterteilen, tun wir gut daran, die Einheit der Komposition bezüglich des Schreibers zu wahren und also davon auszugehen. In dieser Betrachtung werden wir das tun.

Übrigens brauchen wir die, die einer anderen Meinung zugetan sind, nicht alle zu verteufeln, sofern sie weiterhin von der Tatsache ausgehen, dass es schlussendlich nur einen Autor gibt, den Heiligen Geist, und dass das ganze Buch Sacharja zu den inspirierten Schriften gehört, die nicht durch den Willen des Menschen hervorgebracht wurden, sondern durch Gott mittels Männer Gottes, getrieben durch diesen einen Geist.

In Verbindung mit den Theorien über die Zusammenstellung und die Vorschläge zu Textverbesserungen möchte ich wiederholen, was ich darüber in meiner Betrachtung über das Buch Haggai geschrieben habe:

Im Allgemeinen betrachten wir die Erwägung bestimmter Veränderungen im Bibeltext nur dann als hinnehmbar, wenn der Text einen unmöglichen Sinn ergibt oder wenn es tiefgreifende Unterschiede in den verfügbaren Handschriften gibt.

Was wissen wir von Sacharja?

Der Name Sacharja bedeutet „Der Herr hat sich erinnert“ oder „Der Herr gedenkt“. Die Eltern beteten wahrscheinlich eine lange Zeit für ein Kind, und als sie diesen Sohn empfingen, brachten sie ihre Dankbarkeit durch den Namen Sacharja Gott gegenüber zum Ausdruck: Der Herr hatte ihre Gebete erhört, Er hatte an sie gedacht.

Eine andere Möglichkeit ist, dass sie ihm diesen Namen in prophetischer Hinsicht gaben, weil der Herr seines Volkes gedenken würde.[22] Die Realisierung dessen fing mit der Rückkehr aus Babel und dem Wiederaufbau des Tempels an. Sacharja würde der Prophet sein, der das „Gedenken“ in die Zukunftsperspektive der definitiven Wiederherstellung Israels platziert.

Beachte:

  • Um bei der ersten Auffassung zu bleiben: In Israel und auch unter Christen wurde ein Kind als Geschöpf Gottes und als ein Geschenk von Ihm angesehen. Psalm 127,3-5 (3) Siehe, ein Erbteil des HERRN sind Söhne, eine Belohnung die Leibesfrucht; (4) wie Pfeile in der Hand eines Helden, so sind die Söhne der Jugend: (5) Glückselig der Mann, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat! Sie werden nicht beschämt werden, wenn sie mit Feinden reden im Tor.“ beschreibt dies sehr zutreffend, siehe auch Psalm 139,13 „Denn du besaßest meine Nieren; du wobst mich im Leib meiner Mutter.“. Erst in unserer säkularisierten Zeit hören wir die verabscheuungswürdige Aussage, dass Eltern „ein Kind machen“.

Von Sacharja wissen wir, dass er als Prophet auftrat. In der Zeit von Saul und David nannte man so jemand einen Seher. Er „sah“ Dinge, die mit Gottes Handeln zu tun hatten. In dem Begriff „Prophet“ steckt die Idee, dass so jemand Gottes Gedanken nicht nur „sah“ oder „kannte“, sondern sie auch aussprach. Ein Prophet ist jemand, der eine spezielle Beziehung zu Gott hat: Er redet im Namen Gottes zu den Menschen und befiehlt Menschen Gott an.

Abraham ist die erste Person in der Bibel, die ein Prophet genannt wird (1Mo 20,7 „Und nun gib die Frau des Mannes zurück; denn er ist ein Prophet und wird für dich bitten, und du wirst am Leben bleiben. Wenn du sie aber nicht zurückgibst, so wisse, dass du sterben musst, du und alles, was dein ist!“). In seinem Fall genügt er dem zweiten Kennzeichen eines Propheten: das Anbefehlen von bzw. die Fürsprache für jemand vor Gott.

Der Sohn Berekjas

Im Alten Testament kommen ungefähr achtzehn Personen vor, die Sacharja [Zacharias] heißen. Wir haben also mehr Angaben nötig, um unseren Propheten einordnen zu können. Nun, er wird der Sohn Berekjas genannt, was einige „Kandidaten“ herausfallen lässt. Doch es gibt mehrere Sacharjas, von denen gesagt wird, dass sie ein Sohn Berekjas sind. In Jesaja 8,2 „und ich will mir zuverlässige Zeugen nehmen: Urija, den Priester, und Sacharja, den Sohn Jeberekjas.“ ist das zum Beispiel der Fall. Es ist allerdings schwerlich denkbar, dass dies derselbe Sacharja ist. Jesaja war ein Prophet ab der Zeit des Königs Ussia bis zur Zeit des Königs Hiskia, was grob gesagt die Zeit 740–700 v.Chr. ist[23], während der Prophet Sacharja, von dem wir hier sprechen, in der Zeit von König Darius auftrat, um ca. 520 v.Chr. Dazwischen liegt ein Zeitunterschied von zwei Jahrhunderten.

Das oben Gesagte schließt nicht aus, dass es sich um denselben Berekja handelt, jedoch wird dann in Sacharja 1,1 „Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des HERRN an Sacharja, den Sohn Berekjas, des Sohnes Iddos, den Propheten, indem er sprach:“ bei Sohn von Berekja an einen Nachkommen gedacht, und Berekja ist demnach einer der Vorväter Sacharjas.

Es ist noch einmal die Rede von einem Sacharja, dem Sohn Berekjas[24], und zwar in Matthäus 23,35 „damit über euch komme alles gerechte Blut, das auf der Erde vergossen wurde: von dem Blut Abels, des Gerechten, bis zu dem Blut Sacharjas, des Sohnes Berekjas, den ihr zwischen dem Tempel und dem Altar ermordet habt.“. Der Herr Jesus tadelt dort die Leiter des jüdischen Volks, dass sie für das Blut Sacharjas, des Sohnes Berekjas, verantwortlich sind, den sie zwischen dem Tempel und dem Altar ermordet haben. Da geht es um den Propheten Sacharja, der in den Tagen Joas (835–795 v.Chr.) auftrat, des Königs von Juda.[25] Dieser Sacharja wird dort der Sohn von Jojada genannt; der Herr redet allerdings von dem Sohn Berekjas, was den Gedanken verstärkt, dass mit Berekja ein Priester-Vorvater aus früherer Zeit gemeint sein könnte.

Beachte:

  • Es sieht so aus, als wenn der Herr Jesus diesen Sacharja als den letzten Märtyrer vorstellt, der sein Zeugnis mit dem Tod hat bezahlen müssen. Nach Bultema geht es jedoch nicht darum, dass dieser Sacharja der letzte Sacharja in zeitlicher Abfolge ist, sondern dass er in der Reihenfolge der hebräischen Bücher der letzte Sacharja ist, der erwähnt wird.[26] Archer meint, dass der Herr in Matthäus 23,20 „Wer nun bei dem Altar schwört, schwört bei ihm und bei allem, was darauf ist.“ sehr wohl auf den Sacharja des vorletzten Bibelbuchs anspielt. „Unser“ Sacharja müsste dann auf dieselbe Weise umgekommen sein wie der Sacharja aus den Tagen Josias.

  • Darby hat bereits dieselbe Erklärung gegeben wie Bultema; seine Meinung ist allerdings auch dieselbe wie die von Archer. Er beruft sich dabei auf eine Mitteilung im jüdischen Targum, nach der ein Priester und ein Prophet, genannt Sacharja, der Sohn Iddos, im Heiligtum getötet wurden.[27] Wir halten es aber mit der Erklärung von Bultema, die sich auf das Zeugnis des Alten Testaments beruft.[28] Die jüdische Überlieferung schließt das Zeugnis des Alten Testaments übrigens nicht aus.

Der Sohn Iddos

In Sacharja 1,1 „Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des HERRN an Sacharja, den Sohn Berekjas, des Sohnes Iddos, den Propheten, indem er sprach:“ finden wir noch eine weitere Andeutung bezüglich unseres Propheten. Sein (Vor-)Vater Berekja wird dort der Sohn Iddos genannt. Das beweist erneut, dass „Sohn von“ Nachkomme bedeuten kann. Van Andel weist in diesem Zusammenhang auf 1. Mose 29,5 „Da sprach er zu ihnen: Kennt ihr Laban, den Sohn Nahors? Und sie sprachen: Wir kennen ihn.“ und auf 2. Könige 9,20 „Und der Wächter berichtete und sprach: Er ist bis zu ihnen gekommen und kehrt nicht zurück. Und das Treiben ist wie das Treiben Jehus, des Sohnes Nimsis, denn er treibt unsinnig.“ hin, wo auf jeden Fall ein Geschlecht überschlagen wird.[29] Beachten wir hierbei die Tatsache, dass der Herr Jesus als „der Sohn Davids“ bezeichnet wird.[30]

Im Alten Testament werden verschiedene Iddos erwähnt[31], und die Frage ist, ob diese Erwähnungen uns weiterhelfen. In 1. Könige 4,14 „Achinadab, der Sohn Iddos, in Machanaim;“ geht es um einen Iddo, der der (Vor-)Vater von Ahinadab ist, der von Salomo als Landvogt über einen Teil seines Königreichs angestellt wurde. Weitere Angaben über diesen Iddo fehlen, weshalb uns diese Erwähnung nicht viel weiterbringt. In 1. Chronika 6,6 „dessen Sohn Joach, dessen Sohn Iddo, dessen Sohn Serach, dessen Sohn Jeatrai.“ ist von einem gewissen Iddo die Rede, der aus dem Geschlecht Levis stammt, entlang der Linie seines Sohnes Gersom. Doch weder die Vorväter Iddos, die in diesem Vers erwähnt werden, noch seine Nachkommen geben uns irgendeinen Halt, denn es ist keine Rede von einem Berekja oder einem Jojada, durch die die Einsmachung von Iddo möglich wäre. 1. Chronika 27,21 „von der Hälfte des Manasse in Gilead: Iddo, der Sohn Sekarjas; von Benjamin: Jaasiel, der Sohn Abners;“ betrifft einen Iddo aus dem Stamm Manasse, dessen Vater Sekarja heißt, doch das hilft uns auch nicht. In 2. Chronika 12,15 und 13,22 (12:15) Und die Geschichte Rehabeams, die erste und die letzte, ist sie nicht geschrieben in der Geschichte Schemajas, des Propheten, und Iddos, des Sehers, in den Geschlechtsverzeichnissen? Und die Kriege Rehabeams und Jerobeams währten immerfort.“ „(13:22) Und das Übrige der Geschichte Abijas und seine Wege und seine Reden sind geschrieben in der ausführlichen Beschreibung des Propheten Iddo.“ ist die Rede von einem „Seher“ Iddo, der in der Zeit Rehabeams und Abijas lebte. Dieser Seher hat die Geschichte dieser beiden Könige verschriftlicht. Von seiner Herkunft und von seinen Nachkommen wissen wir jedoch nichts. Offensichtlich war er eine bekannte Person, und er könnte der Iddo aus Sacharja 1,1 „Im achten Monat, im zweiten Jahr des Darius, erging das Wort des HERRN an Sacharja, den Sohn Berekjas, des Sohnes Iddos, den Propheten, indem er sprach:“ sein, doch damit ist dann auch alles gesagt. Esra 8,17 „und schickte sie zu Iddo, dem Haupt in der Ortschaft Kasiphja, und ich legte ihnen Worte in den Mund, die sie zu Iddo reden sollten und zu seinem Bruder, den Nethinim, in der Ortschaft Kasiphja, dass sie uns Diener für das Haus unseres Gottes brächten.“ spricht von einem Iddo, der das Haupt in der Stadt Kasiphja ist und der also nicht nach Israel zurückgekehrt ist. Ihm lässt Esra die Botschaft übermitteln, dass er dafür sorgen soll, dass Leviten mit ihm, nämlich Esra, in das Land Israel zurückkehren. Es ist anzunehmen, dass dieser Iddo selbst auch ein Levit war, doch als Vater Sacharjas können wir ihn kaum bezeichnen. Das gilt schon eher für den Iddo, der in Nehemia 12,4.16 „Iddo, Ginnetoi, Abija,“ „von Iddo: Sacharja; von Ginneton: Meschullam;“ genannt wird. Dieser Mann gehört nämlich sehr wohl zu denjenigen, die mit Serubbabel und Josua aus Babylon zurückgekehrt waren, und von ihm heißt es, dass er einen Sohn hat, der Sacharja heißt. Wenn dieser Gedanke stimmt, gehört „unser“ Sacharja also zum priesterlichen Geschlecht.[32]

Was für eine Person ist Sacharja?

Wir erhalten mehr Informationen über unseren Sacharja, wenn wir sein Buch lesen, denn dann lernen wir seinen Charakter kennen, und das ist wichtiger als das Wissen um seine Abstammung. Wir stellen fest, dass er mit dem Zustand seines Volkes mitempfindet; dass er sich nicht schämt, durch Fragen zu erforschen, was Gott ihm präsentiert, und dass er nicht davor zurückschreckt, seine Zeitgenossen ernsthaft zu bestrafen, wo es nötig ist. Er zeigt sich in seinem Buch als wahrer Gottesmann, der uns zum Vorbild ist.

Was ist das Ziel seines Auftretens?

Das Ziel des Auftretens von Sacharja ist zweierlei: Das erste Ziel war, das mutlose Volk wieder dazu zu bringen, den Tempel zu bauen und den Bau fortzusetzen. Das Buch Esra erzählt uns, dass dieses Ziel erreicht wurde. Es gibt jedoch ein zweites Ziel, das viel weiter geht: Sacharja will seinem Volk vorstellen, wie es wieder die Erbarmung Gottes erfahren kann, so dass der HERR Juda wieder als sein Erbteil in Besitz nehmen kann (Sach 1,16; 2,16 (1:16) Darum, so spricht der HERR: Ich habe mich Jerusalem mit Erbarmen wieder zugewandt; mein Haus, spricht der HERR der Heerscharen, soll darin gebaut und die Mess-Schnur über Jerusalem gezogen werden.“ „(2:16) Und der HERR wird Juda als sein Erbteil besitzen im heiligen Land und wird Jerusalem noch erwählen.“). Im Lauf der Jahrhunderte, auch über unsere Zeit hinaus, redet er von der endgültigen Wiederherstellung des Volkes Israel.

George L. Robinson hat das Buch Sacharja charakterisiert als „das am meisten messianische, das am meisten apokalyptische und eschatologische aller Schriften des Alten Testaments“.

Angesichts der Tatsache, dass Sacharja nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft lebte, kann sich seine Prophezeiung unmöglich auf die Wiederherstellung beziehen, die nach dem Fall Babylons stattfand. Wir haben bereits dargelegt und werden darauf noch zurückkommen, dass seine Worte genauso wenig ihre Erfüllung in der Situation der Kirche gefunden haben, so wie sie in den Evangelien angekündigt und in der Apostelgeschichte und in den Briefen des Neuen Testaments beschrieben wird.

Bezug zum Neuen Testament

Kennzeichnend ist, dass wir im Neuen Testament viele Verweise auf das Buch Sacharja finden. Nestle und Aland zählen 41 Verweise auf.[33] Dies betrifft direkte Zitate sowie auch gedankliche Übereinstimmungen. Die folgende Übersicht gibt davon einen Eindruck:

Sach 2,5 „Und ich erhob meine Augen und sah: Und siehe, ein Mann, und eine Mess-Schnur war in seiner Hand.“ Ausmessen der Stadt Off 21,15 „Und der, der mit mir redete, hatte ein Maß, ein goldenes Rohr, damit er die Stadt messe und ihre Tore und ihre Mauer.“
Sach 2,14.15 (14) Juble und freue dich, Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der HERR. (15) Und an jenem Tag werden viele Nationen sich dem HERRN anschließen, und sie werden mir zum Volk sein; und ich werde in deiner Mitte wohnen, und du wirst erkennen, dass der HERR der Heerscharen mich zu dir gesandt hat.“

Das Wohnen Gottes
Gottes Volk sein

Off 21,3 „Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Thron sagen: Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott.“
Sach 3,1 „Und er ließ mich den Hohenpriester Josua sehen, der vor dem Engel des HERRN stand; und der Satan stand zu seiner Rechten, ihm zu widerstehen.“ Satan, der Ankläger Off 12,10 „Und ich hörte eine laute Stimme in dem Himmel sagen: Nun ist das Heil und die Macht und das Reich unseres Gottes und die Gewalt seines Christus gekommen; denn hinabgeworfen ist der Verkläger unserer Brüder, der sie Tag und Nacht vor unserem Gott verklagte.“
Sach 3,2 „Und der HERR sprach zum Satan: Der HERR schelte dich, Satan! Ja, der HERR, der Jerusalem erwählt hat, schelte dich! Ist dieser nicht ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerettet ist?“ Bestrafung Satans Jud 9 „Michael aber, der Erzengel, als er, mit dem Teufel streitend, Wortwechsel hatte um den Leib Moses, wagte nicht, ein lästerndes Urteil über ihn zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!“
Sach 4,2.3.11-14 (2) Und er sprach zu mir: Was siehst du? Und ich sprach: Ich sehe, und siehe, ein Leuchter ganz aus Gold und sein Ölbehälter an seinem oberen Ende und seine sieben Lampen an ihm, sieben, und sieben Gießröhren zu den Lampen, die an seinem oberen Ende sind; (3) und zwei Olivenbäume neben ihm, einer rechts des Ölbehälters und einer links von ihm.“ „(11) Und ich hob an und sprach zu ihm: Was sind diese zwei Olivenbäume rechts des Leuchters und links von ihm? (12) Und ich hob zum zweiten Mal an und sprach zu ihm: Was sind die beiden Zweige der Olivenbäume, die neben den zwei goldenen Röhren sind, die das Gold von sich ausgießen? (13) Und er sprach zu mir und sagte: Weißt du nicht, was diese sind? Und ich sprach: Nein, mein Herr. (14) Da sprach er: Dies sind die beiden Söhne des Öls, die bei dem Herrn der ganzen Erde stehen.“ Die zwei Gesalbten Off 11,4 „Dies sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.“
Sach 6,5 „Und der Engel antwortete und sprach zu mir: Diese sind die vier Winde des Himmels, die ausgehen, nachdem sie sich vor den Herrn der ganzen Erde gestellt haben.“ Die vier Winde des Himmels Off 7,1 „Nach diesem sah ich vier Engel auf den vier Ecken der Erde stehen, die die vier Winde der Erde festhielten, damit kein Wind wehe auf der Erde noch auf dem Meer, noch über irgendeinen Baum.“
Sach 7,9.10; 8,16.17 (7:9) So spricht der HERR der Heerscharen und sagt: Übt ein wahrhaftiges Gericht und erweist Güte und Barmherzigkeit einer dem anderen; (7:10) und bedrückt nicht die Witwe und die Waise, den Fremden und den Elenden; und sinnt keiner auf das Unglück seines Bruders in euren Herzen.“ „(8:16) Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet die Wahrheit einer mit dem anderen; richtet der Wahrheit gemäß und fällt einen Rechtsspruch des Friedens in euren Toren; (8:17) und sinnt keiner auf das Unglück des anderen in euren Herzen, und falschen Eid liebt nicht; denn dies alles hasse ich, spricht der HERR.“ Verhältnis zum Nächsten Eph 4,25 „Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder voneinander.“; 1Kor 13,5.6 (5) sie gebärdet sich nicht unanständig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, (6) sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich mit der Wahrheit,“
Sach 9,9 „Frohlocke laut, Tochter Zion; jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König wird zu dir kommen: Gerecht und ein Retter ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin.“ Reiten auf einem Esel Mt 21,5 „„Sagt der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und auf einer Eselin reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen des Lasttiers.““; Joh 12,15 „„Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf einem Eselsfohlen.““
Sach 11,12 „Und ich sprach zu ihnen: Wenn es gut ist in euren Augen, so gebt mir meinen Lohn, wenn aber nicht, so lasst es; und sie wogen meinen Lohn ab: dreißig Sekel Silber.“ Lohn der 30 Silberlinge Mt 26,15 „und sprach: Was wollt ihr mir geben, und ich werde ihn euch überliefern? Sie aber setzten ihm dreißig Silberstücke fest.“
Sach 11,12.13 (12) Und ich sprach zu ihnen: Wenn es gut ist in euren Augen, so gebt mir meinen Lohn, wenn aber nicht, so lasst es; und sie wogen meinen Lohn ab: dreißig Sekel Silber. (13) Da sprach der HERR zu mir: Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Preis, dessen ich von ihnen wert geachtet bin! Und ich nahm die dreißig Sekel Silber und warf sie in das Haus des HERRN, dem Töpfer hin.“ Das Wegwerfen des Lohns Mt 27,9 „Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia geredet ist, der spricht: „Und sie nahmen die dreißig Silberstücke, den Preis des Geschätzten, den man geschätzt hatte seitens der Söhne Israels,“
Sach 12,2; 14,2 (12:2) Siehe, ich mache Jerusalem zu einer Taumelschale für alle Völker ringsum; und auch über Juda wird es kommen bei der Belagerung von Jerusalem.“ „(14:2) Und ich werde alle Nationen nach Jerusalem zum Krieg versammeln; und die Stadt wird eingenommen und die Häuser werden geplündert und die Frauen vergewaltigt werden; und die Hälfte der Stadt wird in die Gefangenschaft ausziehen, aber das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden.“ Rolle Jerusalems Lk 21,24 „Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen; und Jerusalem wird von den Nationen zertreten werden, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sind.“; Off 11,2 „Und den Hof, der außerhalb des Tempels ist, wirf hinaus und miss ihn nicht; denn er ist den Nationen gegeben worden, und sie werden die heilige Stadt 42 Monate zertreten.“
Sach 12,10 „Und ich werde über das Haus David und über die Bewohner von Jerusalem den Geist der Gnade und des Flehens ausgießen; und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen gleich der Wehklage über den einzigen Sohn und bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich über den Erstgeborenen Leid trägt.“ Sehen auf den, den sie durchstochen haben Joh 19,37 „Und wiederum sagt eine andere Schrift: „Sie werden den anschauen, den sie durchstochen haben.““; Off 1,7 „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstochen haben, und wehklagen werden seinetwegen alle Stämme des Landes. Ja, Amen.“
Sach 13,7 „Schwert, erwache gegen meinen Hirten und gegen den Mann, der mein Genosse ist!, spricht der HERR der Heerscharen. Schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen. Und ich werde meine Hand den Kleinen zuwenden.“ Schlagen des Hirten Mt 26,31 „Dann spricht Jesus zu ihnen: Ihr werdet alle in dieser Nacht an mir Anstoß nehmen; denn es steht geschrieben: „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.““; Mk 14,27 „Und Jesus spricht zu ihnen: Ihr werdet alle Anstoß nehmen, denn es steht geschrieben: „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden.““
Sach 14,5b „Und ihr werdet in das Tal meiner Berge fliehen, und das Tal der Berge wird bis Azel reichen; und ihr werdet fliehen, wie ihr vor dem Erdbeben geflohen seid in den Tagen Ussijas, des Königs von Juda. Und kommen wird der HERR, mein Gott, und alle Heiligen mit dir.“ Alle Heiligen mit Ihm Mt 25,31 „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen;“; Off 17,14 „Diese werden mit dem Lamm Krieg führen, und das Lamm wird sie überwinden; denn er ist Herr der Herren und König der Könige, und die mit ihm sind Berufene und Auserwählte und Treue.“; 1Thes 3,13 „um eure Herzen zu befestigen, dass ihr untadelig seid in Heiligkeit, vor unserem Gott und Vater, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.“
Sach 14,8 „Und es wird geschehen an jenem Tag, da werden lebendige Wasser aus Jerusalem fließen, zur Hälfte zum östlichen Meer und zur Hälfte zum hinteren Meer; im Sommer und im Winter wird es geschehen.“ Strom lebendigen Wassers Off 22,1 „Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes.“

Diese Übersicht unterstreicht noch einmal die Wichtigkeit des Buches Sacharja. Ein Studium dieses Buches ist sicherlich der Mühe wert!

Grobe Einteilung

Das Buch lässt sehr leicht grob wie folgt einteilen:

(A)
Sach 1,1-6
Einleitendes Wort des Herrn, das auf den achten Monat im zweiten Jahr des Darius datiert ist. Es handelt von der Züchtigung, die die Israeliten, die Väter, ihrer Untreue wegen über sich gebracht hatten, gepaart mit dem Aufruf zur Bekehrung.
(B)
Sach 1,7–6,15
Beschreibung von acht Gesichten, die der Prophet am – oder ab dem – 24. Tag des elften Monats im zweiten Jahr des Darius schaut, mit einem abschließenden Wort über die Krönung Josuas, des Hohepriesters, in Sach 6,9-15.
(C)
Sach 7,1–14,21

Diverse Botschaften des Herrn am – oder ab dem – vierten Tag des neunten Monats im vierten Jahr des Darius.
Dieser dritte Abschnitt kann wie folgt unterteilt werden:

(1) Sach 7,1–8,23

Ein zwiefältiges Wort des HERRN:

  1. Über die Folgen der Untreue Israels (Sach 7)
  2. Über Gottes Verheißung zur Wiederherstellung (Sach 8)
(2) Sach 9,1–14,21

Erwähnung zweier „Gottesreden“:

  1. Die erste Gottesrede betrifft das Gericht über die benachbarten Völker, die Ankündigung der Erlösung Israels, die Verwerfung des guten Hirten bzw. des Messias und das Auftreten des falschen Hirten, des Pseudo-Messias (Sach 9–11).

  2. Die zweite Gottesrede handelt von Gericht, von der Rückkehr des Messias und der endgültigen Wiederherstellung Jerusalems (Sach 12–14).

 

Verständnisfragen zur Einleitung

  1. Was bedeutet der Name Sacharja? Warum sollten seine Eltern ihm den Namen gegeben haben?

  2. Was können wir im Allgemeinen von der Namensgebung der Israeliten an ihre Kinder lernen?

  3. Warum ist es nicht so wichtig, dass wir nicht sicher wissen, wer der Schreiber des Buches Sacharja ist?

  4. Beschreibe kurz, wie die Situation, in der das Volk sich in den Tagen Sacharjas befindet, entstand.

  5. Was die Auslegung der Botschaft betrifft, so haben wir es mit der Situation des Volkes Israel in der Vergangenheit und in der Zukunft zu tun. Sind praktische Belehrungen, die Anwendung also, auch darauf beschränkt? Beziehe 1. Korinther 10,11 „[Alle] diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist.“ und Römer 15,4 „Denn alles, was zuvor geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben.“ bei der Beantwortung dieser Frage mit ein.

  6. Was hat uns die Geschichte des Volkes Israel nach der Wegführung zu sagen?

  7. Welche „Tröstung“ können wir als Kirche oder Gemeinde aus der Tatsache schöpfen, dass Gott einen Teil des Volkes ins Land hat zurückkehren und den Tempel hat wiederherstellen lassen?

  8. Was hat dich in dieser Einleitung besonders angesprochen?


Übersetzt aus Zacharia en de toekomst van Jerusalem. Bijbelstudies bij de profetie van Zacharia, Vaasen (Medema) 2002

Übersetzung: Stephan Winterhoff

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Anmerkungen

[1] Liegt bei Haggai die Betonung auf der Wiederherstellung des Hauses Gottes, dem Tempel, so beschreibt Sacharja vor allen Dingen die Wiederherstellung der Stadt Gottes, Jerusalem. Hiermit steht die Beziehung zu den Nationen in Verbindung, die Israel bedrängt haben und bedrängen werden; vgl. das Buch Daniel und siehe W. Kelly, Lectures on The Minor Prophets, London 1874, S. 431.

[2] Ab und zu wurde die NBV-Übersetzung (Nieuwe Bijbelvertaling = Neue Bibelübersetzung) benutzt.{{Anm. d. Übers.: Diese ökumenische niederländische Bibelübersetzung erschien im Jahr 2004.

[3] Anm. d. Übers.: Deutsche Version: Überarbeitete Elberfelder Übersetzung, Edition CSV Hückeswagen, 32009.

[4] Siehe J. Calvin, De Profeet Zacharia (De Kleine Profeten, Teil V), De Groot Goudriaan, Kampen, 1985, S. 361.

[5] A.A. van Ruler, Heb moed voor de wereld, Nijkerk, 1953.

[6] Siehe J.G. Fijnvandraat, Toets 4: Het vrederijk moet nog komen (auf Deutsch: „Probe“-Reihe 4: Das Friedensreich wird noch kommen).

[7] Siehe vertiefende Ausarbeitung in Exkurs 1.

[8] E. Dennett, Zechariah the Prophet and Malachi, Montreal, Quebec, 1888, S. 3.

[9] H. Rossier, Gods Bemoeiingen met Israël en de Volken, Teil III, Apeldoorn, 1962, S. 113–114.

[10] Siehe J.G. Fijnvandraat, Terugzien en vooruitkijken, Vaassen, 1998, S. 13–27.

[11] Esra 1

[12] H. Bultema, Zacharia, beknopte verklaring, Michigan, o.J., S. 5.

[13] Esra 5,1.2; 6,14.15 (5:1) Und Haggai, der Prophet, und Sacharja, der Sohn Iddos, die Propheten, weissagten den Juden, die in Juda und in Jerusalem waren, im Namen des Gottes Israels, der über ihnen war. (5:2) Da machten sich Serubbabel, der Sohn Schealtiels, und Jeschua, der Sohn Jozadaks, auf und fingen an, das Haus Gottes in Jerusalem zu bauen, und mit ihnen die Propheten Gottes, die sie unterstützten.“ „(6:14) Und die Ältesten der Juden bauten; und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas, des Sohnes Iddos; und sie bauten und vollendeten nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl Kores’ und Darius’ und Artasastas, des Königs von Persien. (6:15) Und dieses Haus wurde bis zum dritten Tag des Monats Adar fertig gestellt, das ist das sechste Jahr der Regierung des Königs Darius.“.

[14] Vergleiche A. Ringnalda & R. de Vries, Bijbel toegelicht, Kampen, 1958, S. 60.

[15] Jer 36,4.32; 45,1 (36:4) Und Jeremia rief Baruch, den Sohn Nerijas; und Baruch schrieb aus dem Mund Jeremias auf eine Buchrolle alle Worte des HERRN, die er zu ihm geredet hatte.“ „(36:32) Und Jeremia nahm eine andere Rolle und gab sie Baruch, dem Sohn Nerijas, dem Schreiber. Und er schrieb darauf aus dem Mund Jeremias alle Worte des Buches, das Jojakim, der König von Juda, im Feuer verbrannt hatte. Und es wurden noch viele Worte gleichen Inhalts hinzugefügt.“ „(45:1) Das Wort, das der Prophet Jeremia zu Baruch, dem Sohn Nerijas, redete, als er diese Worte aus dem Mund Jeremias in ein Buch schrieb, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, indem er sprach:“.

[16] Die bis hier erwähnten Gegebenheiten sind vornehmlich entlehnt bei J. Ridderbos, Korte Verklaring – De Kleine Profeten, Kampen, 1952, S. 34–40.

[17] A.H. Edelkoort, Bijbel in Nieuwe Vert. met Kanttekeningen, Teil 6, Baarn, 1956, S. 286; siehe auch A.R. Fausset, The Portable Commentary, Glasgow, 1869, S. 749.

[18] Siehe The Pulpit Commentary: Zechariah, London, 1893, S. VIII.

[19] Siehe The Pulpit Commentary: Zechariah, London, 1893, S. IX.

[20] W. Rudolph, Kommentar zum Alten Testament, Gerd Mohn, 1976, S. 61–62.

[21] Biblia Sacra. Die Heiligen Bücher des Alten Bundes, Teil 8, S. 182–183.

[22] So J. Westerink, Haggaï en Zacharia: profeten van het Huis van God, Amsterdam, 1992, S. 44.

[23] Die Prophezeiung von Jesaja 8,2 „und ich will mir zuverlässige Zeugen nehmen: Urija, den Priester, und Sacharja, den Sohn Jeberekjas.“ befasst sich mit der Zeit, wenn Samaria und Damaskus durch die Assyrer ausgeraubt werden, was spätestens im Jahr 721 v.Chr. geschah.

[24] In der Telos-Übersetzung (niederländische Übersetzung des NT; Anm. d. Übers.) wird Berekja als Barachia buchstabiert.

[25] 2Chr 24,20.21 (20) Und der Geist Gottes kam über Sekarja, den Sohn Jojadas, des Priesters; und er stand auf über das Volk und sprach zu ihnen: So spricht Gott: Warum übertretet ihr die Gebote des HERRN? Es wird euch ja nicht gelingen! Weil ihr den HERRN verlassen habt, so hat er euch verlassen. (21) Und sie machten eine Verschwörung gegen ihn und steinigten ihn auf Befehl des Königs im Hof des Hauses des HERRN.“.

[26] In der hebräischen Bibel ist 2. Chronika das letzte Buch.

[27] J.N. Darby, Collected Writings, Nr. 6, Stow Hill Bible and Tract Depot, Kingston on Thames, S. 96–102 (alte Ausgabe S. 150–159).

[28] H. Bultema, Zacharia, beknopte verklaring, Michigan, o.J., S. 6; G.L. Archer, Encyclopedia of Bible Difficulties, Grand Rapids, 1964, S. 337–338.

[29] J. van Andel, De Kleine Profeten, Leeuwarden, 1881, S. 270; siehe auch A.S. van der Woude, De prediking van het Oude Testament, Nijkerk, 1984, S. 9.

[30] Siehe u.a. Mt 22,41-46; vgl. auch 2Kön 9,2.14 „Und wenn du dahin gekommen bist, so sieh dich dort nach Jehu um, dem Sohn Josaphats, des Sohnes Nimsis; und geh hinein und lass ihn aufstehen aus der Mitte seiner Brüder und führe ihn in ein inneres Gemach;“ „Und so machte Jehu, der Sohn Josaphats, des Sohnes Nimsis, eine Verschwörung gegen Joram. (Joram aber, er und ganz Israel, hatte Ramot-Gilead gegen Hasael, den König von Syrien, verteidigt.“ mit 1Kön 19,16 „Und Jehu, den Sohn Nimsis, sollst du zum König über Israel salben; und Elisa, den Sohn Saphats, von Abel-Mehola, sollst du zum Propheten salben an deiner statt.“ und 2Kön 9,20 „Und der Wächter berichtete und sprach: Er ist bis zu ihnen gekommen und kehrt nicht zurück. Und das Treiben ist wie das Treiben Jehus, des Sohnes Nimsis, denn er treibt unsinnig.“.

[31] Nämlich in 1Kön 4,14 „Achinadab, der Sohn Iddos, in Machanaim;“; 1Chr 6,21; 27,21 (6:21) des Sohnes Elkanas, des Sohnes Joels, des Sohnes Asarjas, des Sohnes Zephanjas,“ „(27:21) von der Hälfte des Manasse in Gilead: Iddo, der Sohn Sekarjas; von Benjamin: Jaasiel, der Sohn Abners;“; 2Chr 12,15; 13,22 (12:15) Und die Geschichte Rehabeams, die erste und die letzte, ist sie nicht geschrieben in der Geschichte Schemajas, des Propheten, und Iddos, des Sehers, in den Geschlechtsverzeichnissen? Und die Kriege Rehabeams und Jerobeams währten immerfort.“ „(13:22) Und das Übrige der Geschichte Abijas und seine Wege und seine Reden sind geschrieben in der ausführlichen Beschreibung des Propheten Iddo.“; Esra 8,17 „und schickte sie zu Iddo, dem Haupt in der Ortschaft Kasiphja, und ich legte ihnen Worte in den Mund, die sie zu Iddo reden sollten und zu seinem Bruder, den Nethinim, in der Ortschaft Kasiphja, dass sie uns Diener für das Haus unseres Gottes brächten.“; Neh 12,4.16 „Iddo, Ginnetoi, Abija,“ „von Iddo: Sacharja; von Ginneton: Meschullam;“.

[32] Dr. J. Ridderbos geht von diesem Gedanken aus; siehe J. Ridderbos, Korte Verklaring – De Kleine Profeten, Kampen, 1952, S. 3.

[33] Siehe J.F. Walvoord / Roy B. Zuck, The Bible Knowledge Commentary: Zecharia (F. Duane Lindsey), S. 1545.


Note from the editors:

The SoundWords editorial team is responsible for the publication of the above article. It does not necessarily agree with all expressed thoughts of the author (except of course articles of the editorial staff) nor would it like to refer to all thoughts and practices, which the author represents elsewhere. “But examine all things, hold fast the good” (1Thes 5:21).—See also „On our own account ...

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